ABS-Steuergerät selbst repariert

Volvo 850 LS/LW

Nachdem das ABS erst sporadisch, dann immer öfter und zum Schluß fast überhaupt nicht mehr funktionierte und der 🙂 sagte, die Fehlermeldung sei „Radsensor defekt“, erwies sich wieder mal der Wert unseres Forums hier. Das sind ja ziemlich genau die Symptome des typischen Lötstellenproblems im ABS-Steuergerät.

Was der 🙂 für eine Standardreparatur nimmt, darüber scheigen wir lieber. Es gibt Firmen, die die Steuergeräte aufarbeiten, aber da sind dann auch 200 € fällig. Es gibt weiterhin diese und diese nette Anleitung zum Selberreparieren, und da das eh in mein Berufsbild fällt, habe ich mich also drangemacht.

Die Einzelheiten sind in den o. g. Anleitungen ja gut illustriert, von mir daher nur ein paar ergänzende Anmerkungen:

Da man nur den Elektronikteil abmacht, kann man sogar mit ohne fahren, sollte aber nicht, weil der Tacho nicht funktioniert. Die vier Schrauben sind etwas exotisch, so eine Art inverses Torx, d. h. Zapfen statt Loch, aber man kann sie problemlos mit einem 4-mm-Steckschlüssel rausdrehen. Da das ganze nach schräg unten hängt, sieht man nix, es geht aber trotzdem ganz gut.

Die Ringklemmen auf den vier Schraubenhülsen habe ich mit einem kleinen Schraubenzieher heil runtergekriegt und zum Schluß auch wieder draufgesetzt.

Das Öffnen der Versiegelung geht garantiert nicht ohne Beschädigung des Gehäuses. Das ist aber nicht so schlimm. Ich habe ringsum den äußeren Kragen des Unterteils weggebrochen (der bricht eh fast von allein), dann möglichst viel Silikon aus der Fuge gekratzt und bin vorsichtig unter dem Kragen des Oberteils langgegangen. Der sollte weitgehend heil bleiben. Und nicht so tief ins Gehäuse reinstechen, die Leiterplatte sitzt dicht am Rand. Hat man genügend Silikon zerstört, kriegt man den Deckel gut runter.

Auf der Leiterplatte liegt ein transparenter Überzug, der sicht abziehen läßt. Den am besten um die nachzulötenden Bereiche komplett entfernen, er liegt zum Schluß eh nicht mehr luftdicht auf.

Nachgelötet habe ich alle Kontakte beider Stecker, das geht mit einem normalen (nicht ganz kleinen) Elektroniklötkolben, etwas Kolophonium und zusätzlichem Lötzinn ganz prima, ggf. muß man so lange draufbleiben, bis alles richtig durcherhitzt ist und das Lot ordentlich fließt.

Wieder versiegelt habe ich das ganze mit einer Uhu-Polymerdichtmasse, Silikon geht auch, aber ich wollte keine komplette Patrone anbrechen für die paar Gramm.

Fazit: Knapp zwei Stunden Arbeitszeit und ein paar Cent für das Dichtmaterial, und das ABS geht wieder.

Wer das öfter macht, braucht sicherlich nicht mehr als eine Stunde. Insofern haben Firmen wie diese eine ganz interessante Marge ... gut, Marktwirtschaft eben, außerdem muß man als gewerblicher Anbieter Gewährleistung geben, insofern liegt mir da jede Kritik fern.

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Nachdem das ABS erst sporadisch, dann immer öfter und zum Schluß fast überhaupt nicht mehr funktionierte und der 🙂 sagte, die Fehlermeldung sei „Radsensor defekt“, erwies sich wieder mal der Wert unseres Forums hier. Das sind ja ziemlich genau die Symptome des typischen Lötstellenproblems im ABS-Steuergerät.

Was der 🙂 für eine Standardreparatur nimmt, darüber scheigen wir lieber. Es gibt Firmen, die die Steuergeräte aufarbeiten, aber da sind dann auch 200 € fällig. Es gibt weiterhin diese und diese nette Anleitung zum Selberreparieren, und da das eh in mein Berufsbild fällt, habe ich mich also drangemacht.

Die Einzelheiten sind in den o. g. Anleitungen ja gut illustriert, von mir daher nur ein paar ergänzende Anmerkungen:

Da man nur den Elektronikteil abmacht, kann man sogar mit ohne fahren, sollte aber nicht, weil der Tacho nicht funktioniert. Die vier Schrauben sind etwas exotisch, so eine Art inverses Torx, d. h. Zapfen statt Loch, aber man kann sie problemlos mit einem 4-mm-Steckschlüssel rausdrehen. Da das ganze nach schräg unten hängt, sieht man nix, es geht aber trotzdem ganz gut.

Die Ringklemmen auf den vier Schraubenhülsen habe ich mit einem kleinen Schraubenzieher heil runtergekriegt und zum Schluß auch wieder draufgesetzt.

Das Öffnen der Versiegelung geht garantiert nicht ohne Beschädigung des Gehäuses. Das ist aber nicht so schlimm. Ich habe ringsum den äußeren Kragen des Unterteils weggebrochen (der bricht eh fast von allein), dann möglichst viel Silikon aus der Fuge gekratzt und bin vorsichtig unter dem Kragen des Oberteils langgegangen. Der sollte weitgehend heil bleiben. Und nicht so tief ins Gehäuse reinstechen, die Leiterplatte sitzt dicht am Rand. Hat man genügend Silikon zerstört, kriegt man den Deckel gut runter.

Auf der Leiterplatte liegt ein transparenter Überzug, der sicht abziehen läßt. Den am besten um die nachzulötenden Bereiche komplett entfernen, er liegt zum Schluß eh nicht mehr luftdicht auf.

Nachgelötet habe ich alle Kontakte beider Stecker, das geht mit einem normalen (nicht ganz kleinen) Elektroniklötkolben, etwas Kolophonium und zusätzlichem Lötzinn ganz prima, ggf. muß man so lange draufbleiben, bis alles richtig durcherhitzt ist und das Lot ordentlich fließt.

Wieder versiegelt habe ich das ganze mit einer Uhu-Polymerdichtmasse, Silikon geht auch, aber ich wollte keine komplette Patrone anbrechen für die paar Gramm.

Fazit: Knapp zwei Stunden Arbeitszeit und ein paar Cent für das Dichtmaterial, und das ABS geht wieder.

Wer das öfter macht, braucht sicherlich nicht mehr als eine Stunde. Insofern haben Firmen wie diese eine ganz interessante Marge ... gut, Marktwirtschaft eben, außerdem muß man als gewerblicher Anbieter Gewährleistung geben, insofern liegt mir da jede Kritik fern.

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Uhu Hartplastik Kleber und Plastidip

Bitte beachtet beim Versiegeln, dass (mindestens) diese zwei Bedingungen erfüllt sein müssen:

1) Die Dichtmasse muss beim Einbringen die Kanten der Gehäuseschalen komplett und zuverlässig benetzen.

2) Die Dichtmasse muss dauerelastisch sein.

Ich wollte gestern bei meinem TDI das Steuergerät ausbauen, bin aber verzweifelt. Ich hatte den Luftfilterkasten ausgebaut, sodass man gut an das Steuergerät kommt. Aber dank meines Automatikgetriebes, was direkt unter dem ABS-Gerät sitzt, was an max. 2 Schrauben zu kommen. Die hinteren konnte man nur erfummeln. Platz für eine Knarre war da aber nicht wirklich.
Gibt es bei Wagen mit Automatikgetrieben noch einen Trick oder stelle ich mich einfach zu dusselig an?

PS: Nachdem ich die Stecker abgezogen hatte war der Fehler nicht wieder aufgetreten. Nicht das es gar nicht ein defektes Steuergerät ist sondern einfach nur ein Kontaktproblem.

Kann gut sein das es nur ein Kontaktproblem war

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Duch das Rumrühen an den Kontakten, wackelt man an den Lötstellen, kurzfristig wird der Kontakt wieder hergestellt sein. Hält aber sicher nicht lange

Genauso ist es.

Das ist der typische Verlauf. ABS-Steuergerät wirft Fehler "Sensor hinten links kaputt", nicht weil der wirklich kaputt ist(*), sondern weil dessen Steckerpins dort sitzen, wo die Lötstellen der großen Buchse zuerst brechen. Der 😁 tauscht dann fleißig für 350 Euro die hinteren Sensoren (beide, die hängen zusammen am Kabel) und wackelt auch mal der Vollständigkeit halber am großen Stecker des Steuergeräts. Damit drückt er die kaputte Lötstelle wieder zusammen, und oh Wunder, das ABS geht wieder. Bis du vier Wochen später denselben Ausfall hast. Dann tauscht der 😁 für 1100 Euro das Steuergerät.

(*) Wichtige Zusatzanmerkung: Der hintere Sensor kann natürlich auch mal wirklich im Dutt sein. Dennoch ist es dringend anzuraten, zuerst das Steuergerät in Ordnung zu bringen, fallsl das noch nicht getan wurde.

Ach....- Das sind doch alles 😁 Verschwöhrungstheorien...😉

nö, das ist geplante Obsoleszenz

Konstruktionsfehler des Zulieferers ATE. Die Steckerbuchse bzw. ihre Zuleitungen hätten mechanisch entkoppelt werden müssen. Lötstellen sind nicht dafür ausgelegt, ständig mit wechselnden Kräften oder überhaupt mit nennenswerten Kräften belastet zu werden.

Ist eigentlich ein klassicher Fehler, wie jeder weiß, der mal Verstärker gebaut hat und den Fehler machte, Leistungstransistoren, die an starr befestigte Kühlkörper geschraubt sind, ebenso starr auf die Platine zu löten. Die thermische Ausdehnung drückt dir unweigerlich die Lötstellen kaputt. Da gehört ein Stück flexibler Draht dazwischen oder zumindest ein Zickzack in den Anschlussbeinen.

@Elchpfleger
Globicknich,...dann würden die Dinger sich nicht so leicht reparieren lassen.

Ich schätze mal das Lötzinn war damals nicht so dolle.

In der 90er erreichte laut Statistik ein PKW in Deutschland ein Durchschnittsalter von ca 6,5 Jahren 😰
Passt doch, wenn die Lötstellen etwa 20 Jahre halten 🙂

In meiner Rema andante halten die Lötstellen schon fast 40 Jahre, da wurde noch mit Kolophonium gelötet, nur der dicke Netzelko hat letztens seinen Überdruckstopfen rausgedrückt.

Rema ist auch über jeden Zweifel erhaben. Ein Mitschüler hatte damals den Receiver mit der LED-Zeile als Radioskala, dazu 2 x BR50, ich habe ihn glühendst beneidet.

Hallo, kann es sein, dass durch ein kaputtes Steuergerät auch die Tachoanzeige 999 999 km anzeigt?

Zitat:

@halo44 schrieb am 22. Januar 2018 um 16:54:58 Uhr:


Hallo, kann es sein, dass durch ein kaputtes Steuergerät auch die Tachoanzeige 999 999 km anzeigt?

halo44 User ist offline Info Freunde (0)

Fahrzeuge (0){<---

wenn es um einen V70-2 / -3 / -4 / .... geht wohl schon ... nehme ich an ; falls also rein elektronische Anzeige ;-) - beim Mechanischen (Zaehler) sicherlich nicht ;-)

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