"Neu ist immer besser" - wirklich?
Liebe Freunde,
Barney Stinson lebt nach dem Prinzip, neu sei immer besser. Doch stimmt das im Bezug auf Autos? Ja sie werden immer sparsamer, effizienter, leistungsfähiger, sicherer.
Doch viele Stimmen behaupten, sie werden fragiler, vollgestopft mit kostspieliger Technik, deren Reparatur ausschließlich an den Hersteller bindet und Unmengen kostet, unnötig kompliziert und und und.
Ich denke aus wirtschaftlicher Sicht eines Autoherstellers. Wenn ich Autos baue, die immer länger halten, nie kaputt gehen und einfach grund solide und steinhart sind - dann verkaufe ich einmal und nie wieder. A perfect product is one that fails.
Mein laienhaftes Vorstellungsvermögen sagt mir, wenn ich mir einen uralten Opel Astra G dahinstelle und immer schön das Öl und die Zahnriemen wechsel, dann wird dieses Auto laufen und laufen und laufen und.......
Irgendwie fällt es mir schwer, mir dasselbe vorzustellen bei einer nagelneuen Kiste, die mehr Technik in sich vereint, als die ISS im Weltall. Gefühlt ist selbst der Radioknopf (gibts wahrscheinlich bald gar nicht mehr) mit hunderten Sensoren und Gefühls- sowie Emotionsmessern versehen und alles wartet nur darauf, den Geist aufzugeben.
Anekdote: der Renault Clio Initiale Paris (Vollausstattung) von 2015 meines Cousins ließ ihn nicht die Heizung bedienen, wenn draußen nicht entsprechende Temperaturen herrschten. Genial. Soweit sind wir gekommen, dass mein smartes Auto mir Anweisungen gibt, wann ich was zu wollen habe, dachte ich mir.
Wie seht ihr "neu ist immer besser"? Wie seht ihr die Tendenzen der Langlebigkeit von Autos? Benutzerfreundlichkeit? DIY Wartung? Wenn ich für einen Ölwechsel IT-Systemadmistration und Prozessmanagement studiert haben muss, wird zu viel.
102 Antworten
Zitat:
Das von Dir erwähnte ESP/DSC gibt es schon seit Ende des 20 Jahrhunderts. Von den Autos sind die meisten noch auf der Straße.
Das ist ein Märchen.
Da hast Du sicher die falsche Brille auf, die Mercedes- und Porschebrille.
Außer den beiden sehe ich so gut wie keine von vor 2000 mehr auf der Straße.
Keine Franzosen, keine Japaner und auch keine BMW, Opel, Ford. Erst recht keinen Italiener.
Bei VW macht es die Masse, aber auch da sind 99% schon in Afrika. Oder verschrottet.
Gut, wenn Du aus Ostdeutschland kommst dann sieht man noch ein paar alte Kisten, aber in Bayern und BW fahren nur neue Kisten rum.
Zitat:
@Zephyroth schrieb am 11. November 2021 um 13:40:25 Uhr:
Das Problem ist, dass die Branche nicht bereit ist, auf die sich geänderten Rahmenbedingungen bei den heutigen Autos einzustellen. Man braucht zwar immer noch fleissige und geschickte Mechaniker, aber zusätzlich pro Werkstatt ein bis zwei Elektronik-Diagnostiker, die das komplette Spektrum der elektronischen Messinstrumente bedienen und deren Ergebnisse auch interpretieren können. Spezialisten, die das gesamte System im Auto in und auswendig kennen.Baut man nicht auf, will man nicht. Warum? Weil diese Typen (zurecht) entsprechend bezahlt werden wollen. Da ist nix mehr mit Stundensätzen von 50-100€, da reden wir von 200-400€ (Endkundenpreis). Und dann kommt noch das Equipment dazu, das fällt auch nicht vom Baum.
Heutige Autos sind rollende Computer, ergo braucht man auch Computertechniker, die diese diagnostizieren, keine Mechaniker.
Grüße,
Zeph
Stimmt alles, eben "Ursache und Wirkung" und auch ein Grund weshalb diese zunehmende Komplexität einen immer höheren Preis in der Anschaffung/Verwendung/Wartung/Reparatur hat.
Hatte ich auch so anklingen lassen und teilweise eben dann auch Verständnis gezeigt. Dennoch gibt es eben auch diese "anderen" Reparaturen, die einen absoluten Laien (Kunde in aller Regel) überfordern.
Die Ursache einer Fehlfunktion eben auch gering sein kann, auch im Arbeitsaufwand kostengünstig zu beheben, gerade bei noch nicht ganz so jungen Fahrzeugen. Auf Youtube gibt es da so eine Vorzeigewerkstatt, die schon so manchen Skandal (anderer Werkstätten) aufgedeckt hat, aber sich dennoch meist moderat (verharmlosend) dazu äußern. Man will ja nicht als Nestbeschmutzer dastehen.
Zitat:
@emv_tester schrieb am 11. November 2021 um 13:45:55 Uhr:
Zitat:
Das von Dir erwähnte ESP/DSC gibt es schon seit Ende des 20 Jahrhunderts. Von den Autos sind die meisten noch auf der Straße.
Das ist ein Märchen.
Da hast Du sicher die falsche Brille auf, die Mercedes- und Porschebrille.
Außer den beiden sehe ich so gut wie keine von vor 2000 mehr auf der Straße.
Keine Franzosen, keine Japaner und auch keine BMW, Opel, Ford. Erst recht keinen Italiener.
Bei VW macht es die Masse, aber auch da sind 99% schon in Afrika. Oder verschrottet.
Gut, wenn Du aus Ostdeutschland kommst dann sieht man noch ein paar alte Kisten, aber in Bayern und BW fahren nur neue Kisten rum.
Mein Audi B6 Cab mit 133.000 Km ist von 2002 der sieht noch aus wie neu auch am Unterboden, die waren zu der Zeit noch Vollverzinkt. Konserviere den regelmäßig einmal im Jahr neu.🙂 Wohne nahe Köln im Oberbergischen, hier fahren noch einige Audis und auch ein paar BMW E 46 aus der Zeit rum.
Bei den meisten anderen Marken hat der Rost dann oft die Wagen dahin gerafft, da gebe ich Dir Recht. Das ist auch immer eine Sache der Pflege. Besonders die Mercedes aus der Zeit waren echt schlimm.
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Kleines Beispiel aus meiner Lebenskiste:
In einer renommierten Bosch Werkstatt intaktes Lenkgetriebe (645 € ) getauscht, nach meiner heftigen Reklamation endlich den wahren Grund gefunden...Traggelenke..wäre auch über Tante Google zu finden gewesen..wenn die diese "Fachwerkstatt" wirklich keinen Plan hat...
Das war nur ein mechanisches Teil..bei Elektronik möchte ich gar nicht wissen, wie der Fahrzeugeigner "abgekocht" wird...
Da wird einer vom Pferd erzählt und man muß es glauben...
Irren ist halt menschlich, kann dir aber auch überall woanders passieren und nicht nur in Werkstätten.
Zitat:
@toyotahelferlein schrieb am 11. November 2021 um 13:51:21 Uhr:
Hatte ich auch so anklingen lassen und teilweise eben dann auch Verständnis gezeigt. Dennoch gibt es eben auch diese "anderen" Reparaturen, die einen absoluten Laien (Kunde in aller Regel) überfordern.
Ich hatte bei meinem Honda Accord Coupè 3.0i mit der Klima-Anlage. Zum einen war sie undicht (das fand die Werkstatt sofort), zum anderen spielte die Regelung bei Regen verrückt (Heizung ging auf maximale Heizleistung). Bei Sonnenschein funktionierte alles klaglos. Ebenso liess sich die Amok laufende Regelung noch auf "minimale Temperatur" einstellen. Als Elektronikentwickler und Regelungstechniker hatte ich schon einen Verdacht.
Ich teilte die Symptome (Gut bei Sonneschein, schlecht bei Regen, Regelung lässt sich trotz Fehlfunktion in beide Extremstellungen kalt/heiß fahren) mit. Erste Vermutung vom Lehrbuben: "Das muss der Mischer sein. Müssen wir das ganze Armaturenbrett auseinandernehmen!"
*trööt* Nein. Nochmal, heiß/kalt geht ja. Ergo Mischer inklusive Motor ok.
Dem Werkstattmeister nochmal den Hinweis auf den wichtigen Unterschied Sonnenschein/Regen gegeben und ein Hinweis, dass möglicherweise der Außentemperaturfühler ein Problem hat (Stichwort Feuchtigkeit!) Wurde eher widerwillig mit dem Kommentar "Wir wissen bei dem Modell nichtmal wo der ist!" angenommen, aber immerhin.
So, Anruf am Nachmittag: "Auto fertig!"
Meine Frage: "Klimaanlage dicht?" - "Yup." - "100€-Frage: Regelung geht wieder?" - "Yup." - "Gut, was war's?" - "Der Außentemperaturfühler, die Stecker waren abgemorscht und das Kabel lag lose in der Stoßstange. Wieder angemacht und passt!" - (ich schmunzelnd) "Ah! Doch der Außentemperaturfühler."
Na, passt. Auto war wieder ok und hat mir bis zum Verkauf treu gedient. Ich bedaure dass ich diesen Wagen nicht mehr habe.
Was ich damit sagen will, wenn man das defekte System nicht kennt/versteht, dann ist man machtlos. Und ich kann nicht von einem Mechaniker verlangen, dass er die Regelungstechnik einer Klimaanlage kennt/versteht. Das ist der Job anderer Leute.
Grüße,
Zeph
Ich denke, neu ist schon besser als alt oder gebraucht. Die seit über 10 Jahren vorherrschende Leasing- und Firmenwagenkultur macht Gebrauchtwagen anfällig und teuer in zweiter Hand, auch die zunehmende Komplexität der Systeme (Stichwort NOx bei Dieseln und AGR) macht ein dauerhaftes Funktionieren unwahrscheinlicher. In einer Recherche im Netz sind über 30% der Gebrauchtwagen, auch bei seriösen Händlern, kilometermanipuliert und/oder frisiert. Ist ja so einfach für den User, sein Fahrzeug am Ende der Leasingzeit kilometerfreundlich einzustellen und im Gebrauch mit einem billigen ebäh-Chip ein bisschen Beine zu machen. Dann noch bei allen Komfortfeatures ein Kreuzchen gemacht, fertig ist die Gurke für den Zweitbesitzer....
Dabei ist es recht einfach, auch ein modernes Fahrzeug mindestens so langlebig zu bekommen, wie die Eisenschweine vor 20 Jahren. Einfach allen überflüssigen Kram nicht mitbestellen, der absehbar kostenpflichtig unterhalten und ersetzt werden muß. Saturnblendultrahighbeamledlaserlicht mit Vollmondausblendautomatik braucht reel kein Mensch und ich glaube heute schon zu erahnen, dass die Technik mutmaßlich nicht die durchschnittlichen 20 Jahre heute auf der Straße befindlicher PKW erreichen wird. Dasselbe gilt für DKG, Schiebedächer, viele Assistenzsysteme, allerlei elektrische Popomassier- und Verstellmechanik, Kofferräume, die schon beim Bezahlen an der Kasse online auf dem Parkplatz aufgehen, oder Anhängekupplungen, die beim Tritt vor die Stoßstange einen hoch kriegen....
Es ist doch einfach! (Relativ) Schwacher Motor, Handschaltgetriebe, manuelle Klimaanlage, Normales LED-Licht oder H7, Sitze mit der Hand verstellbar, manuelle Bedienung für Kofferraum und kein überflüssiges Elektrogedöns im Innenraum, schon hält die Karre länger als das Eisenschwein von vor 20 Jahren. Sicherer, sparsamer, günstiger und nervenschonender ist es auch noch....
Gruß
Gravitar
@Zephyroth : Mein 96iger A8 mit Niveauregulierung war in Hamburg plötzlich bretthart und hinten in Höchststellung. Drei junge Mechatroniker standen um das Diagnosegerät und waren am Fehler suchen. Kam ein Kfz.-Mechaniker älteren Baujahres, zeigte kurz in den Bereich der Hinterachse "der Hebel für die Niveauregulierung ist gebrochen, könnt ihr mit einem Kabelbinder kurzfristig reparieren" - hat dann keine fünf Minuten mehr gedauert und ich konnte weiter fahren.
Im Diagnosegerät war der mechanische Fehler natürlich nicht hinterlegt.
Gestern hab ich meinen Touareg wegen Elektronikproblemen in die Werkstatt gebracht. Aber da die Fehler nicht im Diagnosesystem hinterlegt sind, kann VW keine Reparaturempfehlung geben.
Echt Mist, wenn die Schraubergeneration in den Werkstätten in Rente ist.
@Gravitar : Und dann versuche mal, in einigen Jahren dieses Fahrzeug zu verkaufen. Hat der auch???
Als ich meinen letzten Touareg beim Händler vorstellte - 19" Felgen, Dachhimmel nicht schwarz? Schwer zu verkaufen.
Ich schrieb' ja, man muss das System verstehen. Dazu gehört auch, zu wissen das die Niveauregulierung einen Hebel hat (so wie ich wissen musste, dass da irgendwo ein Außentemperaturfühler ist). Nur ins Diagnosegerät zu starren hilft wenig.
Grüße,
Zeph
Zitat:
@PeterBH schrieb am 11. November 2021 um 17:54:27 Uhr:
@Gravitar : Und dann versuche mal, in einigen Jahren dieses Fahrzeug zu verkaufen. Hat der auch???Als ich meinen letzten Touareg beim Händler vorstellte - 19" Felgen, Dachhimmel nicht schwarz? Schwer zu verkaufen.
Das brauche ich gar nicht, da ich meine Fahrzeuge immer recht lange nutze, Ziel sind diesmal 10 Jahre Haltedauer. Bisher hat man mir im Anschluß die Gebrauchtwagen immer aus den Händen gerissen trotz etwas schlechterer Ausstattung und meist auch nicht günstiger, als die mit vielen Macken gesegneten gut ausgestatteten Fahrzeuge. Wo bekommt man heute noch ein 10 Jahre altes Fahrzeug "erste Hand"....?
Gruß
Gravitar
Zitat:
@Gravitar schrieb am 11. November 2021 um 16:10:41 Uhr:
Dabei ist es recht einfach, auch ein modernes Fahrzeug mindestens so langlebig zu bekommen, wie die Eisenschweine vor 20 Jahren. Einfach allen überflüssigen Kram nicht mitbestellen, der absehbar kostenpflichtig unterhalten und ersetzt werden muß. Saturnblendultrahighbeamledlaserlicht mit Vollmondausblendautomatik braucht reel kein Mensch und ich glaube heute schon zu erahnen, dass die Technik mutmaßlich nicht die durchschnittlichen 20 Jahre heute auf der Straße befindlicher PKW erreichen wird. Dasselbe gilt für DKG, Schiebedächer, viele Assistenzsysteme, allerlei elektrische Popomassier- und Verstellmechanik, Kofferräume, die schon beim Bezahlen an der Kasse online auf dem Parkplatz aufgehen, oder Anhängekupplungen, die beim Tritt vor die Stoßstange einen hoch kriegen....
Es ist doch einfach! (Relativ) Schwacher Motor, Handschaltgetriebe, manuelle Klimaanlage, Normales LED-Licht oder H7, Sitze mit der Hand verstellbar, manuelle Bedienung für Kofferraum und kein überflüssiges Elektrogedöns im Innenraum, schon hält die Karre länger als das Eisenschwein von vor 20 Jahren. Sicherer, sparsamer, günstiger und nervenschonender ist es auch noch....
Gruß
Gravitar
So lange nur Komfortfeatures ihren Geist aufgeben ist das noch zu verschmerzen. Der alt gewordene Gaul muss einfach, über einer Grube, seinen neuen Stempel erwerben, Ich konnte an meinem Fronti gut sehen wie so nach und nach, käuflich erworbene Eigenschaften verloren gingen. Erst war es die Scheibenwasserheizung, dann blieb auch der Hintern irgendwann im Winter kalt oder einer der hinteren elekr. Fensterheber keinen Mucks mehr machte.
Jetzt kann noch mehr das Zeitliche segnen, weil viel mehr schon serienmäßig schon verbaut ist oder eben als Option dazu gekauft wurde.
Und was lernen wir draus. Liefer ein neues Auto, bei dem mal etwas nicht essentielles funktioniert als ein alter der an eben solchem kränkelt.
Dazu hat man die anderen Vorteile des Neuren.