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Sun Jul 24 10:11:37 CEST 2022    |    notting    |    Kommentare (44)    |   Stichworte: E-Mobilität, Stand, Verbrenner-Strafabgabe

Was haltet ihr von einer Strafabgabe auf Verbrenner?

Hallo!

Diese Woche berichtete das Handelsblatt, dass die Grünen eine Strafabgabe für Verbrenner wollen. Schauen wir uns das an bzw. beleuchten wir den Stand der E-Mobilität.
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Hier der Link zum Artikel: https://www.handelsblatt.com/.../28536050.html
Robert Habeck (Grüne) erwägt eine CO2-abhängige Strafabgabe auf neu zugelassene Verbrenner. Auch bei der Dienstwagenbesteuerung bzw. beim geldwerten Vorteil soll es für Verbrenner teurer werden.
Mein erster Gedanke war: Die Steuern auf Spritschlucker-Autos und den Sprit sind unterm Strich bereits sehr hoch. Warum dann auch noch beim Kauf? Außerdem wird bei den Neuzulassungen der BEV-Anteil immer größer, obwohl

Lieferzeiten
Die Lieferzeiten wegen Lieferketten-Problemen durch Corona bzw. Halbleitermangel & Co. sind sehr lang. Die Situation entspannt sich nur langsam.

Zurückhaltung wegen unklaren Förderbedingungen kommendes Jahr
Viele halten sich zurück, weil das Auto wahrscheinlich erst nächstes Jahr kommt und noch nicht klar ist wie dann die Förderung aussieht. D.h. wenn wir eine Situation hätten wo die Lieferzeiten wie vor Corona sind, wäre der BEV-Anteil mit Sicherheit noch viel größer.

Ladesituation für viele mies
Vielerorts ist die Ladeinfrastruktur für Leute, die nicht (alle ihre) Auto(s) über Nacht an einer Wallbox stehen lassen können immernoch ziemlich mies, obwohl ich z. B. bei uns einige Städte kenne, wo vor allem Aral seit letztem Jahr (quasi-)innerörtliche HPC aufgestellt hat. Zudem ist es assi, mit einem vollen Akku eine Ladesäule zu blockieren, wenn’s nicht die eigene Wallbox daheim ist. Die Grünen haben sich bei der Förderung von HPC innerorts (was Leuten die daheim nicht laden können sehr entgegen kommt, da es eher ok ist dort stehen zu bleiben anstelle von die Ladesäule mit vollem Akku zu blockieren, weil’s doch länger gedauert hat als gedacht) im „Musterländle“ auch nicht mit Ruhm bekleckert, siehe https://www.motor-talk.de/.../...s-in-baden-wuerttemberg-t7296980.html

Eingeschränkte Modellauswahl
Die Modellauswahl ist noch relativ eingeschränkt. Z. B. bei Renault gibt’s den Captur (Kleinwagen-SUV), Arkana (Megane-SUV) & Co. noch nicht als BEV. Z. B. bei der aktuellen Renault/Nissan-BEV-Plattform ist die Ladebuchse auf der Beifahrer(!)-Seite bei der A(!)-Säule. In schmaleren Garagen kommt man da eher nicht ran. Andere Fahrzeuge in der Größenordnung wie der Megane und erst recht auch kleinere mit vernünftiger Ladeleistung dürfen (fast?) nie ungebremste vollbeladene Anhänger mit >=0,4t ziehen.
Wobei bald der Smart #1 kommt. Der ist aber eine ganze Ecke breiter als der Megane, Stichwort schmale Garage. Vermutlich werden zudem in der Vertragswerkstatt die Mercedes-Preise fällig (gibt immer wieder Situationen wo freie Werkstätten nicht helfen können, weil sie z. B. teures Spezial-Zeug bräuchten bzw. abwarten bis eine Plattform verbreiteter ist).
Beim Mercedes EQA ist die Grundfläche auch eine ganze Ecke größer als beim Megane und es kommt eben noch der Mercedes-Aufpreis dazu (auch wenn man bei den Überführungskosten einiges sparen kann, insb. wenn man in der Nähe von Rastatt wohnt). Bei kleineren Fahrzeugen sinkt die erhältliche Reichweite sehr stark.
Zudem haben in der Klasse offenbar bestenfalls die Fahrzeuge mit den eher kleineren Reichweiten nennenswerte Ladeleistungen und umgekehrt.

Anhänger-Fahrten
Die meisten Ladesäulen auch an der Autobahn sind nicht für PKW mit Anhänger dran geeignet. Man muss immer umständlich den Anhänger ab- und nach dem Laden wieder anhängen um nicht mehrere Ladeplätze zu blockieren, was insb. bei Wohnwagen sehr nervig ist. Selbst da wo man an den Ladesäulen durchfahren kann, blockiert man oft die Ladesäule hintendran oder behindert den Durchfahrweg.

Familien
Familien insb. mit kleinen Kindern haben es wegen dem hohen Platzbedarf insb. der Babyschalen so schon schwer ein passendes Auto zu finden. Da kann z. B. ein Audi Q7 mit das kleinste brauchbare Fahrzeug sein. Sowas mit langstreckentauglicher rein elektrischer Reichweite gibt’s noch nicht. Selbst das mit viel weniger Reichweite was es schon gibt, ist selbst für ein BEV extrem teuer. Hier berichtet eine Familie mit 3 kleinen Kindern von einer Testfahrt: http://www.youtube.com/watch?v=3GzuIh8yTHw

Menschen mit Behinderungen
Menschen mit Behinderungen brauchen oft besonders viel seitlichen Platz auf der Fahrerseite beim Ein-/Aussteigen. Dadurch kann es sein, dass sie relativ weit rechts parken müssen. Hinten sind die Ladebuchsen IMHO oft relativ weit oben. Und die Ladebuchse beifahrerseitig unter der A-Säule macht sogar mir in meiner recht engen Garage Probleme (z. B. aktuelle Renault/Nissan-Plattform).
Bei Nasenladern kann die Garage zu kurz sein bzw. das Fahrzeug zu sehr in die Durchfahrweg hineinreichen, wenn dort Platz für einen Rollstuhl sein soll.
Einen Teil der Probleme könnte man insb. zu Hause z. B. mit Roboterarmen oder induktiven Laden lösen. Wobei letzteres aktuell recht lahm und ineffizient ist. Und es gibt keinen verbreiteten Standard wie Typ2, nur eben für’s induktive Laden. Ein Roboterarm hätte den Nachteil, dass die Ladebuchse bei anderen Fahrzeugen (z. B. Ersatzfahrzeugen wegen Reparatur) woanders sein kann, weshalb der Roboterarm aufwändig ummontiert werden müsste.

THG-Quote, Kfz-Steuer & Co.
Über die THG-Quote, Kfz-Steuer, besondere Parkplätze & Co. werden BEV bereits stark ggü. Verbrennern bevorzugt, insb. finanziell.

Fazit
Die E-Mobilität ist bei weitem noch nicht so weit, dass selbst nur bei der Neuzulassung von Verbrennern irgendwelche Strafzahlungen akzeptabel sind. Das Thema ist frühestens was für die nächste Legislatur-Periode.

Bitte nicht falsch verstehen: Probiert BEV unbedingt ernsthaft aus und schaut, ob das was für euch ist. Aber das was da gerade durch die Medien geht, ist mal wieder so eine typische Grünen-Elfenbeinturm-Forderung, also von Leuten, die den Bezug zur Realität total verloren haben.

Logo Grüne wollen Strafabgabe für Verbrenner – Ist die Zeit reif dafür?Logo Grüne wollen Strafabgabe für Verbrenner – Ist die Zeit reif dafür?
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Ergänzung von notting am Tue Jul 26 18:41:23 CEST 2022

Das Thema ist wohl vom Tisch: https://www.electrive.net/.../

notting

Tue Jul 26 10:29:08 CEST 2022    |    Dr. Shiwago

Zitat:

@a3Autofahrer schrieb am 25. Juli 2022 um 18:23:53 Uhr:


Strafabgabe... 🙄 Warum muss hier bestraft werden...
Das Wort Bestrafen klingt feindlich und unfreundlich, es passt nicht zu den Werten unserer Kultur. Für mich klingt das anmaßend, wenig respektvoll und Menschen verachtend - denn es ist verrohend.

Besser wäre: CO2-Abgabe, Klimaabgabe oder noch besser Klimarettungsabgabe (KRA). 😉

Tue Jul 26 10:52:23 CEST 2022    |    Goify

Oder Beitrag. Es heißt ja auch nicht Gebühreneinzugszentrale mit Rundfunkgebühr, sondern Rundfunkbeitrag. Das ist doch positiv, wie wir unsere Medien durch unseren Beitrag unterstützen. Voll nett von uns, wozu wir gezwungen werden.

Tue Jul 26 14:29:39 CEST 2022    |    PIPD black

Zitat:

@Goify schrieb am 25. Juli 2022 um 20:34:08 Uhr:


Politiker sind aber keine Samariter, die Anreize durch Geschenke schaffen.

Richtig. Die wirtschaften für ihre eigene Tasche und biedern sich bei den Lobbyisten für die eigene Zukunft an. Die E-Auto-Förderung spült das Geld auch nur in die Hände der schwächelnden Autoindustrie, deren Absatz schon vor Corona einbrach und deren Märkte schrumpften. Wachstum ging und geht mit alter funktionierender Technik dann nicht mehr. In Zeiten von Inflation wird wieder weniger konsumiert, das Durchschnittsalter der Fahrzeuge auf deutschen Straßen wächst schon seit Jahren. Da hilft nur ein massives Verbot und eine Förderung von überteuerten Karren, damit es die deutsche (Auto)Industrie schafft, auf einen grünen Zweig zu kommen. Ab ins Hamsterrad mit dem Pöbel. Finanziere er seinen Konsum und gebe sein sauer verdientes Geld für das "Neuland" aus....
Ach ja noch vergessen.....der größte Anreiz für die E-Auto-Prämie kam, als man feststellte, dass man die Karren nach nem halben Jahr noch über Einstandspreis bspw. nach DK verkaufen kann.😁

Tue Jul 26 14:44:34 CEST 2022    |    Goify

Privat würde ich auch gerade kein Auto kaufen wollen wegen der extremen Ungewissheit: Wird der Verbrenner bald unfassbar teuer im Unterhalt? Wird mein jetzt neu gekauftes E-Auto in fünf Jahren nur sehr schwer verkäuflich sein, weil die Akku- und Ladetechnologie so extrem weit voran geschritten sein wird, sodass keiner meine alte Kiste für 40 % des Neupreises haben will? Wohin entwickeln sich die Strompreise, und darf ich weiterhin mit Hausstrom daheim laden oder brauche ich eine spezielle Wallbox, die dann anders abgerechnet wird? Alles Punkte, die man Stand heute nicht nicht voraussehen kann.

Daher habe ich unseren Forster beim Lackierer entrosten lassen und übernächste Woche kommt eine neue Hinterachse rein. Der muss jetzt nochmal 4 Jahre laufen. Dann wird man weitersehen.

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