Tue Nov 12 13:23:02 CET 2013
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Dortmunder 65
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Kommentare (14)
Hallo Hans, auch ich schließe mich den Bloggern hier auf MT an, um Dir vielmals Danke zu sagen für deine Art, wie Du hier unser aller Hobby bereicherst. Und für Neueinsteiger, die wissen möchten worum es hier geht Vorwort und Teil 1 Da ich Dir bestimmt nichts über Renault Modelle unterjubeln kann, habe ich mich dazu entschlossen, für dich und deine Freunde mal die Geschichte von Renault bzw. Renault Deutschland hier niederzuschreiben. Am 12.02.1877 beglückte Berthe Renault ihren Mann Alfred mit ihrem vierten von sechs Kindern. Dieses Kind erhielt den Namen Louis und sollte sich schon früh für Technik interessieren. Mit elf Jahren hatte er sich ein batteriebetriebenes Licht in seinem Zimmer installiert, für das er alles selber zusammen bastelte. Seine Eltern verzweifelten fast an ihrem Sohn, der mit Schule nichts am Hut hatte und lieber in einem Tender versteckt von Paris nach Rouen fuhr, um die Funktion der Dampflok zu erforschen. Mit 13 nervte er seinen Vater solange, bis dieser ihm einen Panhard – Motor kaufte. Selbst der Wehrdienst stand den Eltern nicht bei, Louis kaufte vom Sold einen de Dion-Bouton mit ¾ PS. Diesen verbesserte er durch einen Direktantrieb (Kardanwelle) und Schaltung. Am 17.Oktober.1907 wurde die Renault Frances Automobil Aktiengesellschaft gegründet. Sitz der ersten Tochtergesellschaft war am Gendarmenmark in Berlin Mitte. Dieses erste Unterfangen stand nicht unter einem guten Stern, der Ausbruch des ersten Weltkrieges und die damit verbundene Zwangsverwaltung machten es unmöglich, Fuß zu fassen. Mit einer breiten Produktpalette von Personenkraftwagen, Traktoren, Lastkraftwagen, Flugzeuge und Bootsmotoren startete man 1927 am 23.November neu. In Frankfurt am Main wurde die Deutsche Renault Automobil – Gesellschaft mbH gegründet. Erst 1949 mit Gründung der BRD startet man in Baden-Baden mit der Renault Automobilgesellschaft für Deutschland mbH neu. Wichtigste Kundschaft waren die alliierten Streitkräfte. Hier schwenke ich wieder zu den Anfängen von Renault zurück, um wieder kurz vor dem ersten Weltkrieg einzusteigen. Renault war in allen Metropolen in Europa der Taxihersteller schlechthin und so kam es, wie es kommen musste. Bei Ausbruch des Krieges beschlagnahmten die Pariser Behörden 1600 Taxen, fast ausschließlich Renault Typ AG um mit diesen die Soldaten, rund 6500 Mann, an die Front zu bringen. Der AG hieß im Volksmund nur noch Taxi de la Marne – kurz Marnetaxi. Was war dieser Louis Renault für ein Mann? Charles de Gaulles war sich der Stellung Renaults bewusst und erkannte die Bedeutung des Unternehmens für den Wiederaufbau. Daher machte er schnell Pierre Lefaucheux zum Chef im Hause Renault. Lefaucheux hatte wenig mit Autos am Hut, wurde aber von seiner Frau und Freunden dazu überredet, das Amt anzunehmen. Der Staat wollte Renault zum reinen Nutzfahrzeughersteller umbauen. Nur es gab wie so oft einem Mann, der sich nicht von seinem Weg abbringen lassen wollte. Im Fall Renault war es dieser Vorstandschef Pierre Lefaucheux, er ließ schon ab 1949 an dem geheimen Projekt 109 arbeiten. Im Frühjahr 1951 wagte man das Projekt 109 offiziell zu machen und 1956 war es dann soweit. Pierre Dreyfus trat das schwere Erbe an und baute Renault weiter aus. Unter seiner Regie wurden verschiedene LKW Hersteller zusammengefasst. 1959 schlug Renault den alten Rivalen VW auf dem US Markt mit höheren Zulassungszahlen. Dieser Erfolg ist nicht von Dauer und Renault zieht sich vom US Markt zurück. Dreyfus hatte aber vorsorglich seine Strategie weit gefächert und seine Europapolitik hielt stand. Allem voran in Deutschland konnte Renault sich weiter festigen und in Osteuropa wurden die ersten Kontakte geknüpft. Kooperationen auf dem gesamten Kontinent trugen ihre Früchte. Selbst Porsche und M.A.N. waren zur Zusammenarbeit bereit. Nun durfte Bernard Vernier-Palliez das Amt übernehmen, dies hatte er vor 20 Jahren abgelehnt weil er sich für zu jung hielt. Unter VP arbeitete man eine Zeit lang mit Peugeot zusammen und anfangs sogar erfolgreich. Bernard Hanon sollte die Geschicke bis 1985 in den Händen halten, sein größter Schachzug war der Espace. Citroen bzw. Peugeot wollte den von Matra entwickelten Wagen nicht, aber Hanon erkannte das Potenzial. Der R5 Phase II wurde auch ein Kassenschlager. Der Nachfolger von Bernard Hanon wurde Georges Besse, der leider im November 1986 von Terroristen ermordet wurde. Raymond Levy gelang es den leicht ins Schlingern geratenen Konzern in der Spur zu halten und Renault schrieb wieder schwarze Zahlen. Ab 1992 leitete Louis Schweitzer den Konzern und der Staatskonzern wurde privatisiert. Durch die Beteiligung an Nissan und der Übernahme von Samsung und Dacia entsteht der viertgrößte Automobilhersteller der Welt. Hier werde ich nun die Geschichte um Renault erstmal beenden, mit dem Wissen hier nur einen Streifzug durch diese gemacht zu haben. Ein so traditionsreiches Unternehmen hat viele kleine Geschichten, die eine oder andere Anekdote wird bestimmt nochmals aufgegriffen. Viele Modelle von Renault werden mit Sicherheit den einen oder anderen Blogg bereichern und füllen. Darauf werden wir uns freuen können. Zum Abschluss zähle ich ein paar Modelle der Nachkriegszeit auf: Danke Hans für deine warmherzige und überaus freundliche Erscheinung. Wir freuen uns auf einen weiteren Austausch mit Dir. Dein Gastautor Dorti |
Tue Nov 12 13:54:16 CET 2013 |
nick_rs
Sehr interessanter und schöner Artikel, Dorti. Finde es verblüffend, dass die Geschichte von Renault so weit zurück blickt.
Tue Nov 12 14:06:34 CET 2013 |
Diesel73
Toll Dorti! Sowas von toll recherchiert 🙂.
Tue Nov 12 16:29:49 CET 2013 |
Standspurpirat36305
Toller Artikel, sehr schön zu lesen.
Tue Nov 12 16:41:13 CET 2013 |
Andi2011
Moin,
ein schöner und gelungener Streifzug, zumal ich in der Geschichte von Renault nicht allzu bewandert bin, war das interessant zu lesen!🙂
An unserem Hans finde ich in diesem Zusammenhang immer gut, dass er zwar der Marke zugewand war und ist, dass aber nie kritiklos und so muss es sein.
Renault hat in meinen Augen nicht nur eine beachtenswerte Tradition sondern ist auch nie stehengeblieben und hat auch in jüngster Zeit das Bild des Autos und seine Entwicklung mitgeprägt oder auch initiiert - nennen will ich hier Modelle wie Scenic,Espace,Twingo...mit denen Renault auch am deutschen Markt Vorreiter war.
Grüße
Andi
Tue Nov 12 21:13:05 CET 2013 |
Dortmunder 65
Freut mich, dass es euch gefallen hat! 😛
Tue Nov 12 23:00:17 CET 2013 |
mr. mountain
Dorti, der Blog ist super. Informativ und unterhaltsam.
Renault versprühte oft ein frankophiles Lebensgefühl, dessen ungeachtet waren sie in Richtung Innovation oftmals eine Nasenlänge voraus.
Das ist uneingeschränkt anzuerkennen, auch wenn ich kein Fan der Marke bin...mittlerweile denke ich, dass ich für all die französischen Autos zu konservativ und "deutsch" bin.😁
Wed Nov 13 00:32:18 CET 2013 |
motorina
@Dorti, diesen Ausflug in die Geschichte von Renault zollt hohe Anerkennung, insbesondere das Aufdröseln der ganz frühen Geschichte!! Sehr informativ! @italeri wird sich ganz sicher darüber freuen!
Auch wenn ich keinen Franzosen in meinem Fuhrpark habe, so sind die Erlebnisse und Erfahrungen mit Fahrzeugen dieser Marke für mich nicht unvergessen. Hatte selbst mal einen R5 GTL, und für meine Schwester damals einen leicht beschädigten R4 GTL hergerichtet. Eine Berlinfahrt mit Hänger in einem R 30 (um einen 3 Monaten alten, stark verunfallten R 4 zurückzuholen) ist auch noch sehr gut in meiner Erinnerung, ebenso wie ein R18 GTL, den ich mal übergangsweise kurzzeitig fuhr, um ihn dann an einen Bekannten weiterzugeben (der ihn trotz vieler km jahrelang noch besessen hatte).
... und mir fallen beim Schreiben jetzt noch mehr Renault-Erlebnisse ein🙄 ...
Allen gemein war jedenfalls der überraschend geringe Spritverbrauch und das komfortable Fahren - selbst im R 4 auf Langstrecke!
Grüsse, motorina.
Wed Nov 13 11:11:23 CET 2013 |
Rostlöser134631
Ein wunderschön geschriebener Artikel.
Da steckt viel Arbeit drin.
Ich konnte mich nie richtig mit Renault auseinanderlegen, da nur wenige Fahrzeuge dieser Marke mein Interesse weckten. Einziges direktes Zusammentreffen mit Renault, war Mitte der Achtziger, als mein bester Kumpel damals einen R12 von seinen Eltern überlassen bekam. Den durfte ich ein paar Mal fahren. Als damaliger Escort-Fahrer war ich das sanft schaukelnde Fahrwerk von Renault nicht gewohnt.
Den letzten Renault den ich fahren durfte, war Ende der Achtziger, als meine Schwester einen R4 bekam. Dieser war verunfallt aufgekauft worden, Dach abgeschnitten, komplett neues Dach mit Holmen sauber angeschweißt und neu getüvt. Damit ist sie dann noch 4 Jahre durch die Weltgeschichte gefahren.
Die einzigen Renault-Modelle, die mich persönlich noch evtl. interessieren würde sind die Renault 15-17 und der Fuego. Das wären vielleicht für mich persönlich Oldtimer-Kandidaten.
Von den neuen Modellen ist der Mini-SUV Captur ganz stark im Rennen. Der sieht einfach optisch klasse aus. Meine Frau ist absolut begeistert von diesem Wagen.
Mfg
Andi
PS: ich denke mir auch, das evtl. der eine oder andere Aspekt von Renault Werdegang selbst Hans nicht geläufig war und ist.
Wed Nov 13 11:42:23 CET 2013 |
italeri1947
Ist das aber schön! Herzlichen Dank für diese informative, herzenswarm geschriebene und lehrreiche Zeitreise in die Geschichte von Renault! Ich bin wirklich begeistert von diesem wunderbaren Geschenk und freue mich auch sehr über die tolle Bilderstrecke!
Insbesondere die Ernennung von Louis Renault und seinem Lebensweg finde ich sehr erfreulich: Oft genug wird dieser sehr wichtige Punkt ja unterschlagen! Über das Leben des Mannes gab es vor vielen Jahren einmal ein Buch; ich meine, im "Südwest-Verlag", der auch schöne Bücher über Peugeot und Mitsubishi veröffentlicht hat, also eher alltägliche Marken beleuchtete. Schön, dass du so ausführlich auf ihn eingegangen bist - mit ihm und seinem Interesse an Technik fing ja alles an! Parallelen sah ich stets zwischen Louis Renault und Vincenzo Lancia, der sein Unternehmen ganz ähnlich gründete und führte, auch aus ähnlichem Hause stammte und sich alles selbst aufbaute.
Jede Menge Höhepunkte werden hier gezeigt und aufgelistet. So muss eine Chronik sein: Lebendig, lebhaft, leicht zu lesen - und dennoch fundiert, professionell und stimmig im Ganzen! Das ist hiermit alles der Fall, und ich bin sehr erfreut.
Ich drucke mir das Ganze - wie alles aus dieser wundervollen Serie, die mich sehr erfreut - aus und werde es mir persönlich intensiv immer wieder durchlesen. Danke dafür! In diesem Artikel steckt viel Arbeit, und das weiß ich zu würdigen, indem ich herzlich danke und bekunde: Ich bin sehr erfreut, hier so viel Schönes, Interessantes und teilweise auch bisher Verborgenes zu lesen!
Ich habe mit Renault praktisch fast mein ganzes Leben verbracht; die Marke gehört zu mir, ich bin ein großer Fan und Verehrer, aber wie Andi schreibt, ein wenig Selbstkritik gehört stets dazu und tut zu einem gewissen Grad auch gut, denn dann lernt man ggf. auf eine schmerzlose Weise, Fehler zu erkennen, bevor andere es tun - und das schmerzt immer viel mehr.
Das trifft zu.
Ich danke für alles und freue mich auf alles, was noch kommt!
Solange die Gesundheit mitspielt, bleibe ich euch erhalten. Hoffentlich sind das noch viele Jahre!
Es grüßt Dorti und euch alle
von Herzen
euer Hans!
Wed Nov 13 23:39:21 CET 2013 |
Dortmunder 65
@ Hans
Danke sehr für Deine netten Worte. Ich freue mich unheimlich über soviel Anerkennung, auch von den Kommentatoren vor Dir.
Euer Dorti
Wed Nov 13 23:47:54 CET 2013 |
el lucero orgulloso
Eigentlich heißt die Serie ja Hans zu Ehren, aber ich muss sagen, dass ich mich gerade mächtig geehrt fühle, dass so ein feiner Text in meinem Blog veröffentlicht wurde.
Danke, Dorti, für diesem Spitzenbeitrag!
Ich hatte bisher keinen blassen Schimmer von der Geschichte von Renault - jetzt bin ich wirklich bereichert und habe eine Vorstellung davon, wie das alles so kam.
Die Taxikolonne, die an die Front fuhr, war mir noch bekannt (kam in der Schule in einem Film vor).
Ansonsten aber viel Neues und Interessantes - wenn man das liest, ist der aktuelle Stand von Renault umso bedauernswerter (heute hat mein französischer Philosophielehrer eine Aufzählung französischer Automarken gemacht und Renault weggelassen. Auf meine Nachfrage winkte er nur resignierend ab.)
Natürlich freut es mich auch, dass dir, Hans, die Serie weiterhin Spaß macht!
Ich hoffe, dass auch der nächste Artikel zufriedenstellt. 😉
Thu Nov 14 09:16:20 CET 2013 |
MB Dieselmaster
Moin Dorti,
du hast mir die Fahrt zur Arbeit im Zug sehr verkürzt. Wie viele Stunden musst du gegraben haben um so ausführliche Dinge über Renault in Erfahrung zu bringen.
Für mich war es Neuland und ich habe es mit Begeisterung gelesen und bin nun um einige Erkenntnisse reicher. Habe auch schon die Kommentare der anderen gesehen.
Hans hast du ja wirklich sehr gerührt und schön beschenkt, aber auch ich möchte dir meinen ausdrücklichen Dank entgegen bringen.
Einfach schön geschrieben und sehr umfangreich - echt Klasse.
Gruß Jens
Thu Nov 14 11:51:03 CET 2013 |
Dynamix
Moin Moin Dorti,
ein sehr schöner Bericht den du da geschrieben hast! Die Geschichte der Marke Renault war mir bisher gar nicht präsent. Es ist doch immer wieder erstaunlich, dass zwischen den großen Technikpionieren immer eine gewisse Ähnlichkeit besteht was Ihren Charakter angeht. Von der Freundschaft Renaults zum guten Henry Ford wusste ich auch nichts 🙂
Andre Citroen war ja auch so eine interessante Persönlichkeit. Vielleicht wäre das mal ne Idee für eine Blogreihe!
Ich muss mal mit meiner besseren Hälfte Rücksprache halten, ob Sie das nicht mal machen will 🙂
Thu Nov 14 12:14:20 CET 2013 |
Dortmunder 65
Andre Citroen ist sehr interessant, leider hat seine Spielsucht ihm ein frühes Erfolgsende gesetzt.
Über Renault kann man viel lesen, filtern und bestätigen ist schon schwieriger.
Es freut mich, dass der Artikel ankommt, ich sollte mal in Betracht ziehen soetwas nochmals zu machen.
Deine Antwort auf "HANS ZU EHREN #2: Etwas Geschichte zu Renault"