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Sat Jan 10 13:47:23 CET 2009    |    DoNuT_1985    |    Kommentare (15)    |   Stichworte: 2.0 TDI, Erfahrungsbericht, Golf VI, Highline, Kurztest, Probefahrt, Spaltmaße, Testfahrt, Vorführwagen, Wertigkeit

Golf VI 2.0 TDI Highline Front/Seite Golf VI 2.0 TDI Highline Front/Seite

 

Ich selbst bin in automobiler Hinsicht zwar im sicheren Hafen der Ehe, allerdings schnuppert man als durchaus autointeressierter Mensch dann doch gerne mal in andere Lager. So hatte ich gestern und heute die Gelegenheit, den "Mythos Golf" zu erkunden, vor allem, weil ich bis jetzt davon relativ unberührt geblieben bin. Man sieht den Wagen hundertfach auf der Straße, es ist nicht unwahrscheinlich, ihn mal als Leih/Mietwagen oder in der Fahrschule zu erwischen, aber rein emotional berührt mich der Golf an sich höchstens als GTI/R32... ;)

 

Eher zufällig kam ich durch nen Bekannten, der sich nen neuen Golf anschaffen will dazu, auch mal ein paar Kilometer damit zu fahren und die neue "Wertigkeit" zu inspizieren. Natürlich kann ich mit ein paar Kilometern Landstraße und einigen mehr am Beifahrersitz keinen fundierten Bericht liefern, aber für ein paar Eindrücke (vor allem auch verglichen mit meinem E90) reichts allemal....

 

Motor & Antrieb

 

Wer Golf sagt, meint wohl meist Zweiliterdiesel, so hatte ich auch das Vergnügen den 2.0 TDI mit 110 PS zu fahren. Man könnte meinen, wenn man mit nem Benziner am Berg anfahren kann, sollte man mit einem Turbodiesel in ner ungleich flacheren Einfahrt kein Problem haben, aber der Unterschied zwischen VW und BMW hat mir erst mal 2 Abwürger in unserer Einfahrt beschert. Die Pedalerie ist um einiges leichtgängiger und für mich war der Druckpunkt anfangs eher zu erahnen als zu spüren. Aber das ist reine Gewohnheitssache, nach einer Woche würd ich wohl über den BMW schimpfen... ;)

 

Nach 2-3 weiteren Kreuzungen hat es schon besser gefunzt und ich konnte mich am präzisen und leichtgängigen Getriebe erfreuen. Es ist gut gestuft und obwohl es nur über 5 Gänge verfügt, liegen bei Autobahntempo 130 nur ca. 2000 Touren an, BAB-Glüher in Deutschland könnten mit dem 140-PS-TDI glücklicher werden (6. Gang), aber nüchtern betrachtet reicht die Maschine vollkommen.

 

Vor allem in den unteren Gängen empfand ich den Durchzug als wirklich imposant, das rührt zur großen Teilen zwar daher, dass meine bisherigen Autos Benziner waren, subjektiv geht der Wagen für die Motorleistung recht gut und mit meiner gewohnten Fahrweise war ich im Ort einfach dauernd zu schnell (nach dem Umstieg von 75 auf 130 PS hatte ich damit keine Probleme). Ab knapp unter 2000 Touren fängt das Drehmomentplateau an, hier kann man sicher so manche größere Limousine ärgern, mein 3er hätte wahrscheinlich keine Chance. Höchstens auf der Autobahn bei höherem Tempo würde der relativ lang übersetzte 5. Gang (als Ersatz für den fehlenden 6) dem Wagen ein bisschen Temperament rauben, aber nichtsdestotrotz... er "geht" gut. :)

 

Fahrdynamik & Komfort

 

Der Golf war ein Vorführwagen und ich natürlich nicht der Primärfahrer, aber nach ein paar Kilometern attestiere ich dem Wagen eine sehr ausgewogene Abstimmung. Er liegt (auch mit 205/55R16-Rädern) sehr satt auf der Straße, taucht in Kurven nicht ein und lässt sich auch mit höherem Tempo sehr entspannt um Kurven zirkeln. Viele werden die sehr präzise und vor allem im Vergleich zu meinem BMW leichtgängige Lenkung schätzen. Sie ist angenehm, aber nicht ganz so direkt - daher fährt sich der Wagen auch entspannter als meiner, allerdings mag ich das entkoppelte Gefühl nicht wirklich - es könnte auch verbindlicher sein, hat ein bisschen was von Computerspielen mit Lenkrad ohne "Force Feedback".

 

Das Fahrwerk ist ein wirklich guter Kompromiss aus Komfort und Sportlichkeit - die Reserven wird wohl kaum ein Fahrer ausnutzen, trotzdem muss ich gestehen, dass es sich im Golf besser als in meinem 3er reist - im Sommer werd ich mit neuen Reifen dann sehen, wie stark die Runflat-Reifen daran schuld sind.

 

Was fehlt noch? Achja, die bei der österreichischen "Highline" serienmäßigen Alcantara-Sportsitze sind super ausgeformt, bequem und bieten optimalen Seitenhalt.

 

Innenraum & Bedienung

 

Also, VW hat eine Qualitätsoffensive gestartet und bewirbt diese auch ausgiebig. Ich muss gestehen, nach dem Eindruck, der beim ersten Reinsitzen entsteht, sind die Broschürentexte gerechtfertigt. Weicher Kunststoff, in der Highline auch etwas Chrom und vor allem übersichtliche und einfach zu bedienende Instrumente. Die neuen Rundinstrumente mit dem Informationssystem und der weißen Beleuchtung machen wirklich was her, mir persönlich sagen die "Tunnel" um Tacho/Drehzahlmesser nicht zu - es irritiert ein bisschen, wenn man nicht aus dem optimalen Winkel draufsieht. Ansonsten gibt die Bedienung keine Rätsel auf, das Serienradio RCD310 ist okay, RCD510 mit Touchscreen ein Muss - großes Display mit übersichtlicher Darstellung und einfachster Bedienung.

 

Wenn man hier das Haar in der Suppe suchen müsste, wären das wohl die Drehregler der Klimaautomatik - im Vergleich zu meinem "Premiumprodukt" drehen sie etwas leichtgängig und rasten nicht so satt, auch wenn sie sich gut angreifen... ;)

 

Hinten hat man bei Normalgröße des Fahres locker Platz, ich würde sagen, man sitzt nicht schlechter als in ner eher eng geschnittenen Mittelklasselimousine. Hier hat sich im Vergleich zum Golf V ja nichts geändert, damit leider auch nicht die ca. 10 cm hohe Kante, die beim Beladen des Kofferraums überwunden werden muss. Richtig schlimm ist das aber erst beim Scirocco, obwohl ein Sportcoupè, ist die Ladekante ca. gleich hoch wie beim VW Tiguan (standen beim Händler zufällig nebeneinander :) )

 

Sonstiges & Fazit

 

Ich hab vorher ein bisschen im Golf-VI-Forum geschmökert und hab daher vor allem auf die Verarbeitung geschaut, da es laut einigen Meinungen hier einen leichten Unterschied zwischen Anspruch von VW und der Realität gibt. Leider muss ich sagen, dass ich hier zum Teil bestätigt wurde, wenn man weiß, wo man bei einem Golf VI hinsehen muss, findet man bei 2-3 Wagen am Hof sicher bei einem die beschriebenen Unstimmigkeiten.

 

An einem Fahrzeug (der Wagen, den mein Bekannter wahrscheinlich kaufen wird) hab ich so ziemliche alle beschriebenen Ungenauigkeiten gesehen: Sieht man sich z.B. den Übergang vom Stoßfänger zum Kotflügel seitlich an den Scheinwerfern an, gibt es hier ne ziemliche hohe Toleranz. Während es auf einer Seite genau gepasst hat, war auf der anderen eine "Stufe" von gut 2-3 mm. Beim hinteren Stoßfänger am Übergang zum Radkasten das selbe Spiel, nach unten hin läuft die Fuge immer enger zusammen und Kunststoff und Blech berühren sich am Abschluss fast.

 

Auch die Ungenauigkeiten bei den Türgriffen konnte ich bei mehreren Golf VI beobachten, die zwei Teile schließen bei keinem Fahrzeug wirklich bündig ab... komischerweise nur bei Golf VI und dem Scirocco. Alle anderen Modelle, bei denen ich im Vorbeigehen darauf geachtet habe, haben dieses Problem nicht (Passat CC, Tiguan, Polo).

 

Man merkt hier ganz leicht, dass beim Golf VI trotz Qualitätsoffensive ein bisschen auf die Kosten geschaut wurde, auch wenn die Materialien im Innenraum wirklich gut sind und das "Facelift" den Wagen deutlich schicker macht. In Summe seiner Eigenschaften ist er mit Abstand das rundeste Paket in der Kompaktklasse und gerade bei den Motorisierungen und mit dem DSG-Getriebe auch technologisch interessant....

 

Mich persönlich hätten vor allem die TSI-Benziner gereizt, aber der Golf VI ist mir als Neuwagen eindeutig zu teuer und die vernünftig gepreisten Fünfer-Gebrauchten einfach zu bieder... da lieber nen lahmen BMW. ;)

 

Bilder gibts in der Galerie, ich hatte leider nur gestern Abend die Kamera dabei, deswegen nur Nachtfotos - vom Händler und bei Sonnenschein heute gibts leider nix - Cam vergessen... :(


Sat Jan 10 14:35:49 CET 2009    |    Olli the Driver

Interessanter Eindruck. Habe mir den Golf VI auch mal angesehen, gefahren habe ich den noch nicht. Würde ich in dieser Kategorie ein Auto suchen, der Golf wäre mit auf der Liste. Im Vergleich zu Astra und Focus gefällt mir der Golf deutlich besser, der A3 ist teurer, bietet objektiv betrachtet aber nicht mehr.

Sat Jan 10 15:04:54 CET 2009    |    Warmmilchtrinke

Jaja, der Umstieg Benziner auf Turbodiesel, ich kenne das. Nach meiner Erfahrung sind die Turbodiesel nicht schneller als ein gleichstarker Saugbenziner, obwohl der Diesel gefühlt schneller ist. Konnte ich damals beim GolfV it 1.9TDI beobachten, der fühlte sich schnell an, aber der Tacho sagte was anderes.

 

Werde ihn aber auch ma lfahren, wenn ich die Gelegenheit dazu kriege, einfach mal,um den Wagen auszutesten :)

Sat Jan 10 15:28:24 CET 2009    |    DoNuT_1985

@warmmilchtrinke: Da hast schon recht, der "Dieselbums" täuscht einen schon - von den Fahrleistungen (Vmax/0-100) her ist ein ähnlich motorisierter Benziner sicher am Papier ebenbürtig. Natürlich spielen immer Dinge wie z.b. die Übersetzung eine Rolle, aber der Golf geht echt nicht schlecht ab - im 2/3/4. Gang dreht er schön hoch, und auch 160-170 auf der Bahn erreicht man noch ziemlich locker... daher bin ich skeptisch, ob z.B. mein 318i im Praxisbetrieb mithalten könnte - für mich kein Beinbruch. Ich musste beim Abholen/Zurückfahren den Wagen meines Bekannten fahren (Megane Scenic, Bj. 2002, 1.5 dCi, 102 PS) und den musste man schon sehr treten, um mit dem Golf bei forcierter Fahrweise Schritt halten zu können... vielleicht ein bisschen unfair, der Vergleich, aber der neue CR-Diesel ist sicher kein schlechter Motor ;)

 

Aber für ein wirklich gutes Urteil war die Strecke viel zu kurz, dazu noch die Sache mit dem (Saug)Benziner in der Garage... da entfaltet sich die Kraft eher linear, ab mittleren Touren etwas lebhafter, beim Golf TDI packt die Keule bei 1700 Touren zu und man ertappt sich, dass man immer recht heftig beschleunigt und dann sofort den hohen Gang einlegt und gleitet, während ich mit meinem Benziner nicht so "binär" unterwegs bin... ;)

 

Wie gesagt, beim Golf würden mich die TSI-Maschinen eher reizen...

Sat Jan 10 16:36:21 CET 2009    |    Eric E.

VW sagt doch selber, dass sie 1000 Eur mehr am Golf VI verdiene, als am Ver. Das kommt ja nicht von ungefähr, da wird gespart wo es nur geht. Dem Kunden wird was von Wertigkeit erzählt, den Aktionären ist nur die Rendite von Interesse.

 

Mir gefällt der VI Golf auch sehr. Ich habe aber Bedenken, dass VW mehr Geld in die Werbung und in Optik und Haptik gesteckt hat, als in mechanische und elektronische Langzeitzuverlässigkeit.

 

Grüße,

Eric

Sat Jan 10 17:08:08 CET 2009    |    Rostlöser27853

Hatte der Golf eine Sitzheizung (Serie bei Highline?)? Wo sollten die Regler sitzen, immer noch bei der Klima?

Sat Jan 10 17:40:36 CET 2009    |    DoNuT_1985

Nein, serienmäßig hat er keine SH... sitzt wie du sagst in den Drehreglern der Klimaanlage. Der Wagen auf den Bildern hat keine, der besichtigte Wagen vor Ort hatte sie drin... ist im Winterpaket dabei.

Sat Jan 10 17:42:55 CET 2009    |    Rostlöser27853

Also zwischen der Auto und A/C bzw. der OFF und Dual-Taste? Hat der VIer wieder das Drehrädchen?

 

Danke für die Info. ;)

Sat Jan 10 17:54:00 CET 2009    |    DoNuT_1985

Nein, soweit ich das gesehen habe, ein Druckknopf mit 3 gelben LEDs direkt in den Drehreglern links und rechts für die Temperatur (1/2/3x drücken -> Stufen).

 

Hier auf dem Bild kann man es erkennen...


Fri Feb 13 13:07:52 CET 2009    |    Batterietester15058

sehr schöner bericht wirklich gut:-)

Mon Feb 16 16:41:34 CET 2009    |    Standspurpirat46132

Danke für deinen Bericht.

Thu Feb 19 21:28:26 CET 2009    |    Antriebswelle33772

@ Mirco-S-H

 

Im Highline ist Sitzheizung Serie, 100%ig

Fri Feb 20 09:17:22 CET 2009    |    VenoX

Sehe ich da etwa Radio Steiermark?

 

:D

Fri Feb 20 09:33:03 CET 2009    |    Rostlöser5

Hallo,

die immerwährende Benziner/Diesel-Diskussion klang ja oben schon an. Das merkwürdige ist, dass fast alle zugeben, dass der Diesel mehr Spaß macht, das ganze aber versuchen damit zu relativieren, dass ein vergleichbarer Benziner dennoch gleich schnell ist. Mal ganz abgesehen davon, dass es im Alltagsbetrieb auf eine Sekunde mehr von 0-100 sowieso nicht ankommt:

Da haben wir zwei Motoren, die gleich schnell unterwegs sind, der eine macht Spaß, der andere weniger, der eine Verbraucht wenig, der andere vergleichsweise viel. Wo ist da - gemessen an diesen beiden Kriterien das Argument GEGEN den Diesel?

Spaß ist Spaß, das hat nix mit Logik zu tun. Die Befriedigung, dass ich mit einem vergleichsweise laschen Benziner genau so schnell bin ist doch eher theoretischer Natur.

Irgendwie wird da ein Pro-Diesel Argument als Contra-Argument verzerrt...

Gruß, Raphi

Wed Feb 25 16:15:16 CET 2009    |    Simius

Oje Radio Schlagermark...

 

Die Werkstätte von wo der Wagen her ist ist auch nicht besonders toll ;)

Da haben wir in Graz bessere Erfahrungen gemacht.

 

Das ist so eine typische VW-Werkstätte wo man nicht angeredet wird wenn man sich ein Auto anschaut ;)

Wed Feb 25 18:39:09 CET 2009    |    notting

@Raphi: Ein Diesel-Fahrzeug (EDIT: ich meinte nicht den Kraftstoff) kostet deutlich mehr Steuer, zumindest in D. Das reisst das bisschen CO2 weniger (und auch Spritkosten, wenn man nicht genug fährt) auch nicht wieder heraus (aus dem Kopf: pro 1g/km CO2 oberhalb dem "Freibetrag" von 120g/km 2EUR plus 2EUR pro angefangene 100cm³ Hubraum beim Benziner und 9,50EUR/angefangene 100cm³ bei Diesel.

Außerdem gibt's wohl bei vielen Diesel-Fahrzeugen Probleme, wenn man viel Kurzstrecke fährt wg. dem DPF.

Deine Antwort auf "#6: Golf VI - Mal reingeschnuppert..."