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Fri Apr 24 18:41:26 CEST 2009    |    DoNuT_1985    |    Kommentare (4)    |   Stichworte: 3er, BMW, E90, Erfahrungsberichte, Felgen, Sommerreifen, TÜV-Abnahme

 

Nun, da nun seit 15. April in Österreich wieder (offiziell) Sommerreifensaison ist, gibt es von meiner Seite mal einen kleinen Erfahrungsbericht zum Thema Felgenkauf und Abnahme.

 

Ich brauchte neue Felgen, da die Reifen sowieso runter waren und die (gebrauchten) Felgen (von einem Vorführwagen des Händlers) wohl mehr Randsteinkontakt hatten als die Räder selbiges mit der Fahrbahn. :)

 

An dieser Stelle gibt es dann zwei Optionen.

 

a) Originalfelgen kaufen:

 

Passendes Design auswählen, Geld hinlegen, montieren lassen und glücklich sein. Einfacher gehts wohl nicht, der Händler des Vertrauens bietet alles aus einer Hand. Wenn man keinen Platz in der Garage oder im Keller hat, lagert er gegen Entgelt die Reifen sogar bis zum nächsten Winter ein. Hat man keine Sonderwünsche bezüglich Bereifungen anderer Baureihen, beschränkt sich der Aufwand auf den Reifenwechsel - kein Bangen beim TÜV, keine Diskussionen mit Polizisten und man läuft kaum Gefahr, seinen Wagen mit unansehnlichem Schrott alà 08/15-ATU-Tiefbett mit miserablen Reifen zu verschandeln.

 

Aber wie alle Dinge auf der Welt hat das Originalzubehör einen Nachteil - es ist schweineteuer. :D

 

Man könnte meinen, wenn man einen Wagen für 50.000€ fährt, sollte man doch auch noch die Kohle für ordentliche Felgen haben. Okay, 150€-Billigfelgen haben auf einem Mittelklassewagen mit 300 PS nichts zu suchen, aber deswegen muss man ja nicht gleich bedingungslos jeden Preis zahlen.

 

So fallen z.B. BMW-Originalfelgen auch nicht in einem gleißenden Lichtschwall vom Himmel, sondern werden im Auftrag des Hersteller von Felgenherstellern produziert, die selbst auch eher günstige Ware anbieten - zumindest im Vergleich zu den Erstausrüsterfelgen. Die Radialspeiche 160 meines 3ers ist z.B. von Ronal, am Zubehörmarkt kostet keine Ronal-Felge in vergleichbarer Dimension mehr als 150€ - nimmt man ordentliche Markenreifen dazu, kommt man für meinen Wagen beispielsweise auf ca. 900-1200€, wenn man nicht über die Stränge schlägt und BBS, OZ & Co. kauft... :)

 

Ein weiterer Nachteil ist, dass man selten Auswahl bezüglich der Bereifung hat. So werden Kompletträder in Aktionen oft mit bestimmten Reifen angeboten, bei BMW kommt man bei einem Großteil der Räder so nicht um das leidige Thema "RFT" herum...

 

Gut, dass man Alternativen hat, wenn man ein bisschen mehr Aufwand in Kauf nimmt...

 

b) Zubehörfelgen:

 

Hier hat man natürlich eine praktisch unendliche Auswahl, die einem aber auch zum Verhängnis werden kann. Ein "Lustkauf" (boah, fett!)!!! kann einem nach zwei Wochen nicht mehr gefallen, oder vielleicht gar nicht richtig aufs Auto passen, wenn man bei einem Schnäppchen zuschlagen "muss".

 

Deswegen ist es auch hier ratsam, bei aller Liebe zum Objekt in erster Linie mit dem Kopf zu agieren und das Ganze Step-by-step anzugehen...

 

Für mich war das erste Kriterium, bei den Reifendimensionen nicht zu sehr über die Stränge zu schlagen. Mein Wagen sollte im Auftritt nicht zu sehr auffallen, daher kamen keine radkastenfüllenden Reifen in Frage - 19 Zoll sehen zwar gut auf einem Poster aus, beim dazugehörigen Niederquerschnitt sollte man aber Schlaglöcher und Randsteine meiden.... das war zumindest mein Gedankengang, ich fahre auch andere Strecken, als sonntags 3x um die Eisdiele. :D

 

Daher war in meinem Fall klar, ich bleibe bei einer gemäßigten Seriendimension - rundum 8x17 Zoll mit Reifen in 225/45R17 sehen nicht allzu schmalbrüstig auf einem E90 aus, lassen sich achsenweise tauschen und bieten einen guten Kompromiss aus Sportlichkeit und Fahrkomfort.

 

Damit war zementiert, welche Dimensionen in Frage kommen, um nicht dummerweise einem Okkasionskauf zu erliegen, und plötzlich mit 255/30R19-Hinterrädern und meinen 129 PS nicht mehr vom Fleck zu kommen... :D

 

Als nächstes legte ich eine grobe Vorstellung fest, wie die Felge den aussehen soll. Ich wollte etwas aus der Abteilung, "dezent & solide". Nach einigem Sondieren zwischen ein paar Kandidaten fiel die Wahl dann auf ein schnörkelloses 5-Speichen-Design.

 

Doch bevor man jetzt planlos zum nächsten Reifenfachhändler rennt und wild drauflos bestellt, ist es ratsam, sich zu erkundigen, ob die gewählte Dimension fürs eigene Fahrzeug geeignet ist. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle - Dimension, Einpresstiefe, zulässige Radlasten usw...

 

Im besten Fall gibt es eine ABE oder ein TÜV-Gutachten, in dem aufgeschlüsselt ist, welche Rad-Reifen-Kombinationen am eigenen Fahrzeug gefahren werden dürfen, ob ggf. an den Radkästen nachgearbeitet werden muss - in meinem Fall kein Problem, 8mm mehr Spur vorne und hinten sind kein besonders exotischer Umbau gegenüber dem Serienzustand, da die Hersteller ohnehin genug Luft im Radkasten lassen... :D

 

Wenn auch das geklärt ist, kann man eigenlich die Dinger bestellen, auf den Sommer warten und sich die nächsten Monate daran erfreuen...

 

Doch... Stopp! :D

 

In modernen Zeiten wie diesen muss soviel Individualismus doch mit etwas Bürokratie ausgebremst werden, oder? :rolleyes:

 

Richtig, eine Veränderung am Serienzustand eines Fahrzeuges muss von einer Prüfbehörde abgenommen werden - in meiner schönen Heimat Österreich ausnahmslos - in jedem relevanten Fall (also alles, was Fahrwerk & Co. betrifft) muss ein Zivilingenieur beauftragt werden, die Änderungen zu überprüfen und die Eintragung in die Papiere in die Wege zu leiten...

 

So bin auch ich heute nach Vereinbarung mit dem Gutachter diesen Weg gegangen. Einfach einen Gutachter rausgoogeln, Termin vereinbaren und mit Papieren (Fahrzeugschein und Felgengutachten) dort aufkreuzen - die Felgen sollte man auch schon montiert haben.

 

In meinem Fall endete die Reise zu meiner Überraschung im (zugegeben wunderschön gepflasterten) Hinterhof eines biederen Einfamilienhauses - flankiert von einem Opel Astra und einem älteren Audi A6... na toll, hoffentlich hab ich keinen Gartenzwerg überfahren... :D

 

Nach etwas Wartezeit werde ich ins Büro in der Garage (!) gebeten, um den Antrag auf die Eintragung auszufüllen. Als der Ingenieur den Wagen zum ersten Mal erblickt, ernte ich ein "Schöner Wagen - ist der neu?". Naja, zumindest hat der Mann Geschmack, er hätte auch was von überteuerter Protzkiste sagen und ein Lob auf seinen soliden Astra anstimmen können.... :D

 

Inzwischen fährt er meinen Wagen ein paar Meter in die Sonne, um (anscheinend notwendige) Fotos zu machen - immerhin, er kann ihn starten und findet sogar den Rückwärtsgang - vielleicht ist sein automobiler Horizont doch etwas weiter als gedacht... ;)

 

Nun beginnt die Abnahme im Dialog mit mir: Zunächst wird das Gutachten durchgegangen, dann macht er eine Sichtkontrolle vermisst grob die Spur und liest mithilfe eines Spiegels ein paar kryptische Nummern und Kürzel von der Felgeninnenseite ab, die er seiner Frau am Computer in der Garage diktiert - ich möchte nicht wissen, in welcher Schreibweise "Bridgestone" nach mehrmaligem Buchstabieren letztendlich im Computer gelandet ist. Schlussendlich darf ich noch im langsamen Rollen den Maximaleinschlag nach links und rechts austesten, aber natürlich gibts hier keine Probleme. Dazwischen bringt er noch eine Anekdote von einem Audi RS6, bei dem 10 Zoll auf der Hinterachse wohl zuviel des Guten waren. :D

 

Ich muss sagen, das Ganze lief um einiges entspannter und freundlicher ab, als ich mir das vorgestellt habe - eher dachte ich, als verkehrsgefährdender Jugendlicher hingestellt zu werden, aber weit gefehlt...

 

Er meint sogar, dass ich hinten ruhig noch Spurplatten verwenden hätte können, da noch genug Platz im Radkasten wäre und lobte, dass ich mich offensichtlich doch informiert habe, was bei seinem Klientel scheinbar doch nicht immer der Fall zu sein ist und des öfteren um Millimeter gefeilscht wird. :D

 

Unterm Strich fand ich die ganze Prozedur sogar unterhaltsam und interessant, in 1-2 Wochen sollten meine "upgedateten" Papier abholfertig sein - allerdings hatte der Spass auch seinen Preis - 258€ für ca. 20 Minuten Arbeit plus ein bisschen Schreibkram hinterher... für einen solchen effektiven Stundenlohn würde ich als Softwareentwickler wohl meine Seele verkaufen - unterm Strich hab ich aber immer noch genug Geld auf mindestens 2000€ teure BMW-Felgen gespart, und nebenbei die magische Zahl 40.000 auf meinem Kilometerzähler überschritten... :)

 

Gut, das wars dann mal - vielen Dank für die Leser, die sich bis ganz unten durchgekämpft haben..

 

MfG,

DoNuT


Fri Apr 24 20:10:16 CEST 2009    |    BenutznameSchonVergeben

Alter Schwede, ihr Österreicher habt ja beim Auto noch mehr Bürokratie als wir hier in Deutschland! ;D

Fri Apr 24 20:41:24 CEST 2009    |    Multimeter47054

Man sagt ja nicht umsonst, das die Schweizer und Österreicher wie Deutsche seien, nur bürokratisch. :D;)

Sat May 09 10:26:10 CEST 2009    |    DoNuT_1985

Ja, blöd ist der, der's macht... :rolleyes:

 

Ein Kumpel fährt seit gut 4 Jahren mit nicht eingetragenen Felgen auf seinem Audi A3 herum, im Gegensatz zu mir ist er schon zig Mal von der Polizei kontrolliert worden, die Felgen haben sie aber nicht bemängelt... :)

Deine Antwort auf "#15: How-to: Felgenkauf & Co."