Zuverlässiger Youngtimer als Daily Driver
Ich spiele mit dem Gedanken mir ein Fahrzeug aus den 90ern zuzulegen, der in einem erhaltenswerten Zustand ist und der vielleicht mal den Oldtimer Status erreicht. Also "Checkheft gepflegtes Rentnerfahrzeug aus erster Hand".
Es kann ruhig ein Allerweltsauto sein, nichts exotisches. Limousine oder Coupe, ehemalige Mittelklasse. Wichtig ist mir eher eine mehr oder weniger zuverlässige Nutzung im Alltag und eine flächendeckende Ersatzteilversorgung auch an günstigen "Fremdteilen". Auch soll das Fahrzeug praktisch jeder Hinterhofschrauber instand halten können.
Da ich nicht auf das Auto angewiesen bin, spielt Spritverbrauch oder grüne Plakette eher keine Rolle. Kann auch höher motorisiert sein V6, muss aber nicht.
Budget würde ich auf 1.500 bis 2.000 EUR ansetzen.
Favoriten bisher
Audi 80/90
Audi 100
MB W124 (gibt's für das Bugdet nochwas?)
MB W210
CLK?
Volvo 850
Ansonsten habe ich beim Stöbern gesehen:
Toyota Camry
Nissan Maxima
Wäre das auch was unter den Voraussetzungen?
weitere?
Welche Fahrzeuge sollte man am ehesten in die engere Wahl ziehen? Worauf achten?
Wenn jemand einen ultimativen Tip hat, den man sich unbedingt anschauen muss 50km rund 92224 Amberg, gerne her damit.
Danke!
Beste Antwort im Thema
Moin,
Zuerst einmal - dein Ansatz geht in die falsche Richtung.
Du suchst - was mit dem Blick auf eine positive Entwicklung zum Oldtimer sicher sinnvoll sein kann - ein gut gepflegtes Fahrzeug, idealerweise mit Scheckheft. Und dann willst Du diesen positiven Status durch die Verwendung von Billigteilen und einer Hinterhofwerkstatt beenden?! Das macht keinen wirklichen Sinn, oder? Sprich - wenn du so ein Auto hast, musst du seinen Status gleich miterhalten - also gute Teile und einen Spezialisten ranlassen. Wenn es dir ums Feeling geht und der Status egal ist - dann kquf gleich ein Auto, dass eben ohne Scheckheft usw. Kommt, aber trotzdem gut dasteht. Den Aufpreis kannst du dir doch vom Start weg sparen.
Der Nissan ist ein grundsätzlich gutes Auto, aber mit der Teileversorgung sieht es abseits der Nissanhändler jetzt schon schlecht aus. Gebrauchtteile sind fast gar nicht zu bekommen. Wenn mal einer in deinem Preisbereich auftaucht, ist der entweder gut oder Schrott.
Der Camry bekommt seine Teile auch bevorzugt vom Toyotahändler - es gibt aber eine treue Szene in den USA und Australien, so dass man mit etwas Arbeit gut an Teile kommt. Dabei musst du aber beachten, dase die Autos nicht überall absolut gleich heißen und sind. In deine Preisbereich tauchen sie selten und dann meistens mit hoher km Leistung auf. Kombis übrigens öfter als Limos (Limos waren hier kaum gefragt).
Volvo 850 - Teile gibt es, aber neben Volvo gibt es nur 3-4 Alternativen, sind zwar billiger als Volvo, aber teurer als andere Hersteller sind sie trotzdem. Zudem in deinem Preisbereich in der Regel >300.000 km und zum guten Teil abgekämpft (zum fahren sind sie trotzdem in der Regel gut, aber als potentieller Oldie ...).
Beim CLK wirst du in der Regel kräftig gammelnden Müll mit 1-2 Jahren Mitleidsrest-TÜV finden. Gute Modelle sind klar teurer. Teileversorgung mit Verschleißteilen ist super.
W210 - quasi das gleiche wie beim CLK - aber der Anteil an ordentlichen Fahrzeugen ist höher. Hier drückt der schlechte Ruf der Baureihe den Preis der guten Modelle gleich mit. Aber mit Altersmacken musst du trotzdem rechnen.
W124 - klar ... Gibt es. Den Bodensatz der zum fahren taugt und 2-4 Jahre durchaus Freude machen kann und dann als Teileträger genutzt werden kann. Ordentliche 4-Zylinder Limos fangen bei 3-3.5 an. Etwas günstiger wird es mit nem 190er.
Audi 100 - nun, welche Baureihe?! C3 ODER C4? Nen guten C4 gibt es für dein Geld (aber eher nicht Scheckheft und 1. Hand) selbst der 2.6 V6 ist da nicht unmöglich. Die Qualität ist gut, die Teileversorgung technisch gut, bei Zierteilen beginnt es tricky zu werden. Er sieht innen halt sehr Barock aus. Der C3 ist schwieriger zu bekommen, bei einigen Teilen sieht es schwieriger aus, ist aber wohl noch machbar (es sollte halt eine der geläufigen Motorisierungen sein und keine der seltenen).
Audi 80/90 - auch zwei, eigentlich drei Baureihen möglich. B2 - fast nicht mehr zu bekommen, Teileversorgung schwierig. B3 - kleines aber in der Regel ordentliches Angebot, meist allerweltsmotorisierungen mit 1.6/1.8L. Technik bis auf wenige Ausnahmen problemlos unterhaltbar. B4 als 2L gut und günstig? zu bekommen. Technik bis auf ein paar Details gut unterhaltbar. Coupes und Kombis steigen aber schon im Wert, ebenso 20V Motorisierungen.
Dein Wunsch nach der Teileversorgung vom Disquonter macht die Sache schwer. Da gibt es VW - Golf und Passat ... Dann Mercedes Benz - wobei die wenig gefragten Baureihen alle so ihre Problemchen haben und die davor fast alle schon teurer sind. Audi und BMW gehen noch - aber günstige BMWs sind immer riskant. In Frage kommende Opel sind alle dem.Rost sehr zugeneigt und daher etwas für den der es will und weiß auf was er sich einlässt. Ford hat einige technische und optische Problemkinder im Angebot, nen Scorpio muss man nun einmal mögen. Bei den meisten Kandidaten aus Italien, Japan, England, Frankreich kommt das Problem der Teilesuche dazu. Die USA sind eventuell ein Thema - Technik ist im Regelfall billig zu unterhalten - man braucht halt immer etwas Zeit, bis der Kram angekommen ist und man muss mit dem meist unterdurchschnittlichen Korrosionsschutz leben (und entsprechend was machen) und den teilweise ulkigen Verarbeitungsleveln umgehen können.
So - was du als billig einstufst ... Weiß ich nicht. Das musst du klären.
LG Kester
33 Antworten
Zitat:
@Schrottkarrn schrieb am 9. Mai 2017 um 09:05:11 Uhr:
Opel omega werde ich mal mit auf die Liste nehmen. Gibt es hier auch welche, die man besser meidet?
Danke!
Schau intensiv nach Rost, das ist die Schwachstelle schlechthin. Betroffen sind vor allem Längsträger (Achsbögen), Schweller, Seitenwände / Radläufe hinten, Türunterkanten.
Die besserere Karosserie ist immer der bessere Kauf!
Die Technik ist (abgesehen vom 24V, wo die Ersatzteillage problematisch ist) robust und alltagstauglich und auch nach heutigen Maßstäben sind Fahrverhalten und -komfort ordentlich.
Selbst der weit verbreitete 2.0l 4 Zylinder bietet brauchbare Fahrleistungen bei geringem Verbrauch.
ABS haben so gut wie alle, Airbags gab es aber nie, die kamen erst im Nachfolger ab 94.
Verschmerzen kann ich, wenn kleine Helferchen nicht mehr funktionieren, das Auto aber fährt.
Meine Fähigkeiten als schrauber gehen derzeit quasi gegen Null.
Ich habe aber eine günstige Werkstatt, wo ich auch Teile selber mitbringen kann.
Wenn ich wegen jeder kleinigkeit in ein (tw weit entferntes) Autohaus muss, wäre das ungünstig.
Wie gesagt.... Opel Omega, BMW e34, Mercedes W124/W201...
Sind allesamt Autos, die auch heute noch exzellent fahren.
Zitat:
@Gumble00 schrieb am 7. Mai 2017 um 14:19:42 Uhr:
Zwar kein Yougtimer, aber jetzt schon Kultauto: Audi A2: Vollalu-Karosse, halbwegs moderne Technik inkl. ESP. Gewinnt jetzt schon an Wert...
Wenn es ok ist, würde ich gerne meine ureigensten Erfahrungen beim Kauf meines "Newtimers" schildern, vielleicht helfen sie weiter...:
Ich war auch auf der Suche nach einem Fahrzeug, das etwa / knapp vor dem Youngtimerstatus war. Dabei hatte ich für mich erst einmal definiert, welches Fahrzeug es sein sollte. Ich kam schnell auf die üblichen Verdächtigen Audi / BMW / Mercedes, als C4/C5, E34/39, W124/210. Allerdings gab es bei allen Probleme, die ich so nicht haben wollte, sei es, dass die BMWs nicht wirklich "besonders" sind, die Benze strukturell rosten und der C5 das Softlackproblem hat, das in meinen Augen wirklich widerlich ist, während ich einen schönen C4 innerhalb meines Suchzeitraumes (1,5 Jahre) mit vertretbarem Aufwand nicht fand...
Danach erweiterte ich mein Suchmuster, wobei schnell klar wurde, dass, wenn man ein "Rentnerauto" erwartet, Limousinen und nichts anderes suchen sollte, da insbesondere Kombis mehr genutzt werden, wenn nicht gar "verwertet". Bei dieser neuen Herangehensweise war für mich als jemand, der nicht wirklich gut schrauben kann, wichtig, dass die Ersatzteilversorgung "gut" ist (s. Ausgangssuchmuster). Damit fielen für mich viele interessante Autos aus, z.B. die gesamte Saab-Gruppe (9000er :/ ), ebenso der Rover 75, der Lancia Thema (auch wenn älter) usw.
Andere Fahrzeuge verwarf ich, weil mir darin zuviel "Hightech" steckte, z.B. den von Ihnen genannten A2. Dieses Fahrzeug weist einen relativ hohen Alumimium-Anteil auf, mit der Zeit könnte das zu einem Versorgungsproblem werden, zudem können Reparaturen strukturell dann sehr ins Geld gehen. Und das galt / gilt es meiner Meinung nach zu vermeiden, nämlich sich ein Auto mit einer "Sollbruchstelle" zu kaufen, es sei denn, Geld spielt keine Rolle und die Vernetzung in der Szene ist überdurchschnittlich.
Nach und nach kristallisierte sich heraus, dass das Auto einen soliden Motor und ein solches Interieur haben musste, keine prinzipielle Rostproblematik der gesamten Baureihe aufweisen durfte und auch keine Extras, die gerne ausfallen (A2-Schiebedach z.B.).
Am Ende blieb für mich persönlich, da das Auto auch noch "etwas ungewöhlich" sein sollte mit einer sehr schönen klassischen Linie nur ein Auto über, und zwar ein Volvo S80 TS vor dem ersten Lifting. Die Motoren sind 5- oder 6-Zylinder, das Auto ist wirklich groß und "macht was her", hat eine gute Übersicht, so dass man ohne elektronische Hilfen fahren / halten / parken kann, hat eine sehr eigenständige Linie, ohne, dass sie zu merkwürdig wirkt (alle aktuellen Benz- und BMW-Modelle finde ich persönlich z.B. einfach nur unglaublich hässlich), ist sehr solide und, wie mein neunjähriger Sohn es immer wieder sagt, man hat das Gefühl, als wäre man in einem Wohnzimmer.
Dabei sollte das Budget nach meiner Meinung so gewählt werden, dass man einen angemessenen Preisabstand von den 3.-Hand-Fahrzeugen hat, bei denen die Besitzer 2 und 3 innerhalb recht kurzer Zeit wechselten, denn das ist i.d.R. ein Zeichen dafür, dass das Auto dann doch nicht "passt". Mein Budget lag so bei 5000,- inkl. 50% Reparaturreserve.
Ich fand dann tatsächlich ein 1.-Hand-Auto mit knapp 100.000 km, gepflegt, Garagenwagen und vielen Komfortmerkmalen, die ich haben wollte (Schiebedach, Klimaautomatik) und solche, die ich "cool" finde (klassische Scheinwerferwischer 🙂). Das der Wagen nur 140 PS hat stört mich überhaupt nicht, denn ein solches Aggregat (2,5l-Sauger mit 5 Zylindern) wird bei der von mir intendierten Wartung nie nicht seinen Dienst quittieren, und aus dem Alter, Rennen fahren zu wollen, bin ich zudem mit fast 50 Jahren einfach raus.
Natürlich habe ich, trotz Dokumentation, den Zahnriemen inkl. Spanner und Wakü wechseln lassen und alle Flüssigkeiten gewechselt, natürlich hatte der Wagen Verschleiß an den Querlenkern, aber das war ja einkalkuliert. Der Wagen ist dank Feuerverzinkung rostfrei, hat nur kleine Alltagsmacken, so dass Menschen, die den Wagen sehen, immer wieder staunen, wenn sie hören, dass er 18 Jahre alt ist.
Resumée:
Beim Kauf eines Youngtimers sollte die Ersatzteilversorgung berücksichtigt bleiben, grundsätzliche Baureihen-Schwachstellen angesicht anderer Stärken nicht ignoriert werden (W210er-Rost) und der Preis nicht zu niedrig angesetzt werden, dann hat man mit dem Auto Freude.
Mfg.
P.S.: Ich lasse die "Alf Cremers"-Variante des "unvernünftigen Kaufs" mal aussen vor (vgl. Zeitschrift "Youngtimer"😉...