X3 30e - Fahrbericht und erste Eindrücke
Ich kam die vergangenen zwei Tage in den Genuss, den neuen X3 30e im Stuttgarter-Raum probezufahren und möchte meine Erfahrungen und Eindrücke gerne mit euch teilen.
Wichtig zu wissen: ich bin bisher noch nie einen BMW gefahren, komme von einer knapp 600 PS-Motorisierung und der Wagen war so frisch, dass er erst 100km auf dem Tacho hatte und damit alle Verbrauchswerte mit Augenmaß beurteilt werden sollten.
Zum richtigen Einordnen habe ich außerdem die Konfiguration und ein paar Bilder zur Optik angehängt.
Im Stadtbetrieb und auf Schnellstraßen (Geschwindigkeiten bis 100km/h) war der Wagen ein absoluter Genuss! Extreme Laufruhe, sehr präzise Fahreigenschaften und gut abgeschottet ggü. Umweltgeräuschen. Das Zusammenspiel zwischen Elektromotor und Verbrenner ist sehr gut umgesetzt, es kommt zu keinen Rucklern beim Wechseln oder unangenehmen Leistungsabfällen. Ich persönlich habe aber akustisch vernommen, wenn der Verbrenner aktiv wurde - das war jedoch überhaupt nicht störend und kaum zu vernehmen.
Ich kann überraschend bestätigen, dass ich drei mal den Elektromotor von 100% Ladeanzeige auf 0% gefahren habe und jeweils immer zwischen 36km und 41km Reichweite geschafft habe. Das alles bei 4-6 Grad Außentemperatur, allerdings stand der 30e beim Laden in der Tiefgarage (also bei ca. 11/12 Grad gestartet). Die Strecken waren gemischt: von 30er Zone bis 120er Autobahn war alles dabei (anteilig in den drei Fällen verschiedenst gemixt), stets hügelig - keinesfalls immer nur flache Strecken. Ich bin dabei jedoch immer brav gemäß ausgewiesener Geschwindigkeitsbeschränkung gefahren und gleichfalls vorausschauend und brav bis moderat von der Beschleunigung. Anders geht es meiner Einschätzung nach auch nicht, denn dann geht die Reichweite deutlich schneller nach unten.
D.h. aber auch (es wundert keinen): höhere Geschwindigkeiten (ab 110 km/h) mag der Elektromotor nicht und der Verbrenner zieht (uneingefahren) dann locker 13,5l auf 100km und mehr! Ich bin bei den Strecken um die 40-45 km aber immer auf die 1-3l gekommen - rechnerisch eben, da fast 100% elektrisch.
Die empfundene Performance ist sehr angenehm. Der eBoost funktioniert top, liegt beim Kick-Down schnell an und ich habe hier mal ein paar Beschleunigungsstichproben für die Zahlen-Fetischisten:
60 auf 100km/h in 4,5 Sek.
100 auf 120km/h in 3,5 Sek.
100 auf 130km/h in 5,5 Sek.
120 auf 150km/h in 5,5 Sek. (daran erkennt man ein recht gleichbleibendes Beschleunigungsprofil zwischen 100 und vermutlich ca. 170km/h)
[für schnellere Abschnitte gab es leider keine Gelegenheiten]
Ist natürlich nicht repräsentativ. Im Verkehr bis 100km/h kann man da durchaus von sportlich sprechen, darüber jedoch meiner Meinung nach nicht mehr (zumal diese Leistung immer nur ein paar wenige Sekunden im Boost-Modus anliegt). Aber das passt ja auch zur Gesamtlogik dieses Fahrzeugtyps.
Über die techn. Systeme würde ich an dieser Stelle weniger berichten, da es dazu genug Ressourcen gibt. Der Kofferraum ist durch die Batterie merklich verkleinert, zumindest wenn man immer mal in den Urlaub fährt dürfte man den Platz etwas vermissen. Aber das sollte kein Deal-Breaker sein (gibt ja genug Alternativen: Dachbox...).
Fazit für mich persönlich: die Hybrid-Lösung X3 30e ist für einen überwiegend aus Kurzstrecke bestehenden Alltag (bis 40km Strecke) optimal. Wer darin Autobahnanteile hat, wird jedoch Abstand von einer vollelektrischen Fahrt nehmen müssen. Der vergleichsweise schwache Verbrenner schluckt dann auch ordentlich, was Langstrecke zur Ausnahme macht. Ich habe regelmäßig (aber selten: im Schnitt ca. 1 mal pro Monat) längere Strecken von 400km+ und möchte da auch mal etwas zügiger (180-200km/h) fahren. Da der Tank allerdings kleiner ist, schafft man das ohne zu tanken nicht. Zudem fehlt mir dann etwas der Beschleunigungsfahrspass im gesamten Fahrprofil (das mag ein E-Motor im Stadt- oder Überlandbetrieb gleichermaßen nicht) - von daher wird es für mich erstmal doch kein Hybrid . Wenn man einen kräftigeren Motor mit ordentlichem Tank dazu packen würde, wäre es optimal (Stichwort: X5 45e - fahre ich noch probe, ist mir aber vermutlich zu groß) - das sollte es mehr geben. Wem ökonomische Aspekte wichtiger sind, der ist mit dem 30e genau richtig. Einen Elektromotor zu fahren macht einfach Spaß - ich hoffe, in 3 Jahren sieht die Welt da etwas vielfältiger aus :-)
Wer Fragen hat, gerne fragen - vielleicht habe ich ja noch eine nützliche Antwort. Ansonsten viel Spaß schonmal allen zukünftigen 30e-Fahrern! 🙂
Beste Antwort im Thema
Ich kam die vergangenen zwei Tage in den Genuss, den neuen X3 30e im Stuttgarter-Raum probezufahren und möchte meine Erfahrungen und Eindrücke gerne mit euch teilen.
Wichtig zu wissen: ich bin bisher noch nie einen BMW gefahren, komme von einer knapp 600 PS-Motorisierung und der Wagen war so frisch, dass er erst 100km auf dem Tacho hatte und damit alle Verbrauchswerte mit Augenmaß beurteilt werden sollten.
Zum richtigen Einordnen habe ich außerdem die Konfiguration und ein paar Bilder zur Optik angehängt.
Im Stadtbetrieb und auf Schnellstraßen (Geschwindigkeiten bis 100km/h) war der Wagen ein absoluter Genuss! Extreme Laufruhe, sehr präzise Fahreigenschaften und gut abgeschottet ggü. Umweltgeräuschen. Das Zusammenspiel zwischen Elektromotor und Verbrenner ist sehr gut umgesetzt, es kommt zu keinen Rucklern beim Wechseln oder unangenehmen Leistungsabfällen. Ich persönlich habe aber akustisch vernommen, wenn der Verbrenner aktiv wurde - das war jedoch überhaupt nicht störend und kaum zu vernehmen.
Ich kann überraschend bestätigen, dass ich drei mal den Elektromotor von 100% Ladeanzeige auf 0% gefahren habe und jeweils immer zwischen 36km und 41km Reichweite geschafft habe. Das alles bei 4-6 Grad Außentemperatur, allerdings stand der 30e beim Laden in der Tiefgarage (also bei ca. 11/12 Grad gestartet). Die Strecken waren gemischt: von 30er Zone bis 120er Autobahn war alles dabei (anteilig in den drei Fällen verschiedenst gemixt), stets hügelig - keinesfalls immer nur flache Strecken. Ich bin dabei jedoch immer brav gemäß ausgewiesener Geschwindigkeitsbeschränkung gefahren und gleichfalls vorausschauend und brav bis moderat von der Beschleunigung. Anders geht es meiner Einschätzung nach auch nicht, denn dann geht die Reichweite deutlich schneller nach unten.
D.h. aber auch (es wundert keinen): höhere Geschwindigkeiten (ab 110 km/h) mag der Elektromotor nicht und der Verbrenner zieht (uneingefahren) dann locker 13,5l auf 100km und mehr! Ich bin bei den Strecken um die 40-45 km aber immer auf die 1-3l gekommen - rechnerisch eben, da fast 100% elektrisch.
Die empfundene Performance ist sehr angenehm. Der eBoost funktioniert top, liegt beim Kick-Down schnell an und ich habe hier mal ein paar Beschleunigungsstichproben für die Zahlen-Fetischisten:
60 auf 100km/h in 4,5 Sek.
100 auf 120km/h in 3,5 Sek.
100 auf 130km/h in 5,5 Sek.
120 auf 150km/h in 5,5 Sek. (daran erkennt man ein recht gleichbleibendes Beschleunigungsprofil zwischen 100 und vermutlich ca. 170km/h)
[für schnellere Abschnitte gab es leider keine Gelegenheiten]
Ist natürlich nicht repräsentativ. Im Verkehr bis 100km/h kann man da durchaus von sportlich sprechen, darüber jedoch meiner Meinung nach nicht mehr (zumal diese Leistung immer nur ein paar wenige Sekunden im Boost-Modus anliegt). Aber das passt ja auch zur Gesamtlogik dieses Fahrzeugtyps.
Über die techn. Systeme würde ich an dieser Stelle weniger berichten, da es dazu genug Ressourcen gibt. Der Kofferraum ist durch die Batterie merklich verkleinert, zumindest wenn man immer mal in den Urlaub fährt dürfte man den Platz etwas vermissen. Aber das sollte kein Deal-Breaker sein (gibt ja genug Alternativen: Dachbox...).
Fazit für mich persönlich: die Hybrid-Lösung X3 30e ist für einen überwiegend aus Kurzstrecke bestehenden Alltag (bis 40km Strecke) optimal. Wer darin Autobahnanteile hat, wird jedoch Abstand von einer vollelektrischen Fahrt nehmen müssen. Der vergleichsweise schwache Verbrenner schluckt dann auch ordentlich, was Langstrecke zur Ausnahme macht. Ich habe regelmäßig (aber selten: im Schnitt ca. 1 mal pro Monat) längere Strecken von 400km+ und möchte da auch mal etwas zügiger (180-200km/h) fahren. Da der Tank allerdings kleiner ist, schafft man das ohne zu tanken nicht. Zudem fehlt mir dann etwas der Beschleunigungsfahrspass im gesamten Fahrprofil (das mag ein E-Motor im Stadt- oder Überlandbetrieb gleichermaßen nicht) - von daher wird es für mich erstmal doch kein Hybrid . Wenn man einen kräftigeren Motor mit ordentlichem Tank dazu packen würde, wäre es optimal (Stichwort: X5 45e - fahre ich noch probe, ist mir aber vermutlich zu groß) - das sollte es mehr geben. Wem ökonomische Aspekte wichtiger sind, der ist mit dem 30e genau richtig. Einen Elektromotor zu fahren macht einfach Spaß - ich hoffe, in 3 Jahren sieht die Welt da etwas vielfältiger aus :-)
Wer Fragen hat, gerne fragen - vielleicht habe ich ja noch eine nützliche Antwort. Ansonsten viel Spaß schonmal allen zukünftigen 30e-Fahrern! 🙂
29 Antworten
Zitat:
@F3xUli schrieb am 2. April 2020 um 11:06:35 Uhr:
Zitat:
@Holginator71 schrieb am 2. April 2020 um 10:54:50 Uhr:
Den Verdacht hatte ich auch. Die Rekuperation spürt man deutlich. Kann man da was einstellen?Weiß ich nicht, weil ich meinen X3 30e noch nicht habe.
Ich meine aber, das hier irgend wo gelesen zu haben.
Oder war das beim Tesla?!
Wenn man, wie ich durch häufige Fahrten mit dem i3, Reputation gewohnt, nimmt man sie bim x3 30e überhaupt nicht mehr wahr. Für meinen Geschmack könnte sie ruhig stärker sein. One paddle feeling kommt beim x3 leider nicht auf.
Kann man die Stärke der Rekuperation beim 30e einstellen?
Zitat:
@F3xUli schrieb am 2. April 2020 um 11:47:49 Uhr:
Kann man die Stärke der Rekuperation beim 30e einstellen?
Ich habe bisher keine entsprechende Einstellmöglichkeit gefunden .
Hat er die M-Sortbremse verbaut oder liegt da der Unterschied? Die ''Blaue'' beißt etwas härter zu. Merkt man bei einem 2Tonner dann schon sehr.
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Ich glaube der 30e mit M Paket hat immer die blaue M Sportbremse!
Ja. M Paket mit Sportbremse
ich habe heute noch mal darauf geachtet: Beim treten der Bremse nichts ungewöhnliches feststellen (auch M-Paket mit Sportbremse). Die Bremse ist sehr feinfühlig und die Bremswirkung schon bei leichter Betätigung spürbar. Fahre gelegentlich auch einen 440i und kann diesbezüglich keinen Unterschied feststellen.
Zum Thema Rekuperation: auf meine Nachfrage hin, kann man nicht einstellen. Ich wollte allerdings eine stärkere Rekuperation einstellen, da wir auch einen i3 haben, der erheblich stärker einbremst. Die Erhöhung im Kofferraum stört mich allerdings schon; vom X3d war ich die ebene Ladefläche gewohnt.
Im Vergleich zum I3 wird diesbezüglich wirklich Potential verschenkt, ohne jeglichen für mich sichtbaren Vorteil.
Es braucht ja auch noch Potential für das Facelift !
Welchen Reichweitenvorteil bringt ECO Pro gegenüber der Einstellung Comfort, in der er ja immer losfährt? Man kann ECO Pro wohl per Codierung als Voreinstellung wählen, daher meine Frage.
Zitat:
@Landauchristian schrieb am 14. April 2020 um 11:30:59 Uhr:
Es braucht ja auch noch Potential für das Facelift !
Es ist aber fraglich ob solche technischen Änderungen/Parameter nur bei einem Facelift umgesetzt werden. Es wird schon gründe geben, wieso die Rekuperation so konfiguriert ist und nicht verstellt werden kann. Möglicherweise hat man bei den Abstimmungsfahrten für dieses Fahrzeugkonzept, die so eingestellt Rekuperation als optimal ermittelt.
Sollte sich dennoch herausstellen, dass es einen wirklich besseren Parameter für die Stärke der Rekuperation gibt, wird der sicher in eins der nächsten Softwareupdates einfließen.
Beim Facelift werden eh nur wieder andere Anbauplastikteile und eventuell Felgen verbaut!
Für mich passt die Rekuperation so.... man darf ja noch auf die Bremse drücken, dann rekurriert er eh stärker... Es geht ja schliesslich in der Diskussion eher um ein stärkeres, auf Rekuperation basierendes automatisches Bremsen.
So wie er jetzt ist, fährt er sich halt als "normales" Auto, weniger wie ein i3
Mir ist aufgefallen, dass das Laden nur startet, wenn der Wagen entriegelt ist, ich den Stecker einstecke und dann das Auto verriegel. Ist der Wagen bereits verriegelt und stecke ich dann den Stecker ein, dann lädt er nicht. Zumindest ist mir das so an der Haushaltssteckdose aufgefallen. Ist das korrekt?
Zitat:
@kabubasa schrieb am 21. April 2020 um 14:04:43 Uhr:
Mir ist aufgefallen, dass das Laden nur startet, wenn der Wagen entriegelt ist, ich den Stecker einstecke und dann das Auto verriegel. Ist der Wagen bereits verriegelt und stecke ich dann den Stecker ein, dann lädt er nicht. Zumindest ist mir das so an der Haushaltssteckdose aufgefallen. Ist das korrekt?
Jap, er verriegelt den Stecker am Auto.