wer hatte schon mit dem 1.8Liter Kompressor Motor probleme ?

Mercedes SL R107

habe vor dem Kompressor nen Turbomotor ( ebenfaLLS 1.8 liter ) GEFHAREN - Fahrleistung 150 000 km jedoch dabei schon den 3 turbo drin gehabt.
wollte mir dann eigentlich nen größeren Hubraum zulegen - allerdings haben mich einige Leute ( leider weiss ich nicht ob das Pseudomechaniker waren ) überzeugt das die Kompressor technik weniger anfällig ist als die Turbo Technik. Seht ihr das genauso bzw welche Tipps muss man einhalten für ein langes Kompressorleben ?

22 Antworten

Eigentlich hast Du davon keine Unsicherheit.
Mit Warmfahrzeit = 2x Wasseraufwärmzeit bist Du heute wie damals auf der sicheren Seite.

Vielleicht ist der Faktor auf 1,5 runter, aber auf keinen Fall auf 1.

Wassertemperatur ist ein Anhaltspunkt.
Multipliziere ihn mit einem (in der Tat notwendigen) Sicherheitsfaktor zwischen 1,5 und 2 und Du hast ein Maß für die Betriebstemperatur des Motors.
Nebenbei: Mit 2 fühle ich mich besser und das entspricht auch meinen Messungen.

Und ansonsten hast Du absolut recht: Gefühl ist einfach notwendig.
Es ist ja auch nicht so, daß man in der Warmfahrphase nur ein rohes Ei vor sich hätte, aber einen Gang mit Vollgas ausfahren - bitte nur nach Wasseraufwärmzeit x 2 !
(Jedenfalls bei meinen Autos.)
Davor eben bis zum gewünschten Maß gefühlvoll steigern.

-20 Grad sind für den Motor aber gar nicht so viel weiter vom Betriebspunkt weg wie +20 Grad:
Der optimale Betriebspunkt liegt bei ca. 90°C Wassertemperatur, die Lagerstellen haben bei dieser "Betriebstemperatur" etwa 110-120°C.

Bei Starttemperatur -20°C sind sie dann 140°C von ihrer Betriebstemperatur entfernt. (natürlich nicht lange)
Bei +20°C Starttemperatur sind´s immer noch 100°C.

Prozentual also nur ca. 40% Unterschied zwischen Sommer und tiefstem Winter.
Was ich damit sagen will: Auch im Sommer gefühlvoll bleiben. Der Motor fühlt sich bei 20°C nur 40% besser als bei -20°C.

Es geht übrigens bei der ganzen Problematik nicht um die Stabilität des Schmierfilms, sondern um die gleichmäßige Verteilung der Auflagekräfte auf den Schmierfilm.
Die Lager laufen sich vorwiegend bei Betriebstemperatur ein und haben dort bei einem gut eingefahrenen Motor die besten Tragbilder.
Entfernt sich die Temperatur der Lagerstellen um einen nennenswerten Betrag (>20°C) von diesem Betriebspunkt, so können sich die Tragbilder durch vergleichsweise geringfügige thermische Ausdehnungen der mechanischen Teile verändern, wodurch sie immer ungünstiger werden. Die Lagerkräfte stützen sich auf eine geringere Fläche ab und die Belastung des Schmierfilms wird größer.

Dadurch wird dann die stärker beanspruchte Fläche etwas stärker verschleißen als die weniger stark beanspruchte. Wenn die Temperatur wieder im Sollbereich liegt, wird wiederum der zuvor geschonte Bereich stärker beansprucht und paßt sich allmählich wieder an.

Zusammengefaßt:
Belastung außerhalb der Betriebstemperatur bringt erhöhten Verschleiß und die tendenzielle Gefahr, den Schmierfilm zu überfordern.
Letzteres allerdings nur, wenn man den Motor innernerhalb der ersten Minute auf Höchstdrehzahl knüppelt.

Metall auf Metall kommt übrigens regelmäßig vor:
Nach dem Starten die ersten paar Kurbelwellenumdrehungen, bis das Öl überall durch ist.
Die Lagerstellen haben dafür die passenden Materialpaarungen, die das ohne zu fressen überstehen. Diese Betriebsart sollte man aber nicht überfordern. 😉

Hoffe, ich konnte etwas Verunsicherung abbauen.

ZBb5e8

danke ZBb5e8 für deine Ausführungen!

so präzise kann ich es nicht darstellen, was du geschreiben hast, aber wie gesagt, wer in der 1. Minute voll auf den Bürzel tritt, ist ein Idiot!

;-) War das zu heftig? ;-)

Für mich sind das immer theoretische Werte, da ich schon alleien 5 KM von der Ab weg wohne und dann muss ci h auch erst schauen wie ich draufkomme.

Erschrocken bin ic hnur bei verschiedenen Werkstätten, wenn ich den beim wegfahren zuseh krieg ich die Kriese. Da war ich das letzte Mal!

Mal ne Frage:
Wenn ich das so richtig verstehe, ist niedertourig treten "schlimmer" als hochtourig? (Ölpumpe niedere Drehzahl, aber Verbrennungsdruck bei hohem "Einspeisevolumen" hoch -> Schmierfilm höher belastet? Beim Start ist da doch "im System geplant" ...

Ja, das stimmt.

Bei niedriger Drehzahl hat das Öl ja viel mehr Zeit, sich während des Arbeitstaktes aus dem Lager rauszuquetschen.
Stell´ Dir eine Glasplatte vor, auf die Du etwas Öl gießt und verteilst.
Gehst Du jetzt mit dem Finger drüber, glitscht der beliebig auf der Glasplatte rum, ohne daß Du einen Kontakt mit der Platte spürst.
Je langsamer du auf dem Ölfilm rumschmierst und je mehr Druck du aufwendest, desto eher wirst Du spüren, daß Du den Ölfilm "durchstößt" und mit dem Finger auf dem Glas landest.
Zum Vergleich: Die Pleuellager müssen Kräfte in der Größenordnung von 5000N (Gewichtskraft von 500kg) beim Benziner übertragen.

Die mittlere Kolbenkraft pro Arbeitstakt errechnet sich aus
8 * Motordrehmoment / ( Hub * {Anzahl Zylinder} )

Drehmoment in Nm
Hub in m
Kraft in N

Das ist wie gesagt nur der Durchschnittswert im Arbeitstakt.
Der Spitzenwert liegt um ca. Faktor 2 höher.

Also lieber schonendes Drehmoment bei mittlerer Drehzahl, um die Lagerkräfte gering zu halten und trotzdem Leistung zu bekommen.
Bei höherer Drehzahl werden dann die Massenkräfte der Pleuel und Kolben relevant und belasten die Lager.
Die Massenkräfte nehmen proportional mit dem Quadrat der Drehzahl zu !
Allgemein würde ich sagen, daß sie bei kaltem Motor bis zur halben Nenndrehzahl ungefährlich sind.

Die Rechnerei hierzu wäre nicht besonders kompliziert, aber ohne die Masse des Kolbens und des Pleuels zu kennen bringt´s nix.

Das mit dem Bürzel - nein, das war nicht zu heftig ! 😉

MfG ZBb5e8

Dann kommt noch hinzu, daß ja der ganze Motor erst gleichmäßig durchgewärmt ist, wenn des Öl es ist. Da sich nicht alle Teile sich gleichermaßen erwärmen (Kolben viel schneller also die Laufbuchsen und der Block z.B.) kommt es hiet schlimmsten Fall zu Klemmern (sieht man oft bei japanischen Autos, weil diese kalt mit Vollgas auf die Schiffe gefahren werden, 'damit die Kerzen nicht versaufen'. In den Lagerstellen ist das natürlich auch ein Problem, zumal sie die Materialien von Welle und Buchse halt unterscheiden und damit ggf. auch noch eine unterschiedlichen Wärmeausdehnung haben.
Deshalb sollte man eben mit einem kalten Motor vorsichtig umgehen.

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Zitat:

Original geschrieben von Anny_way


"schwimmende Lager"

Der richtige Ausdruck ist Gleitlager (z.B. bei Kubelwelle.

Ansonsten hat ZBb5e8 (irgendwann möchte ich mal wissen, was dieser Name bedeutet 😁) exzellent dargestellt wie's is.

Eine kleine Ergänzung noch, die unterstreicht, dass man etwas warten sollte, bevor man "den Bürzel tritt" (BTW: extra-coole Zusammenfassung 😁): Bei kaltem Motor ist die Fähigkeit des Öls, Schmutz (z.B. Verbrennungsrückstände) zu binden und an den Ölfilter abzugeben, schlecht bzw. stark reduziert. Darunter leiden sowohl Schmierfähigkeit als auch thermische Leitfähigkeit (Wärmeabfuhr) des Öls. Ist - zugegeben - ein eher schwacher Effekt.

Zusammengefasst: Wasseraufwärmzeit x 2...und gut is

Greeetz, Thomas

Zitat:

Original geschrieben von tho_schmitz


Ansonsten hat ZBb5e8 (irgendwann möchte ich mal wissen, was dieser Name bedeutet 😁)

Jetzt, wo Du es sagst....

eigentlich will ich das auch schon die längste Zeit wissen! 😁

@Thomas

BTW - Die MB-Leute (gute Leute, nicht Verkäufer!) die mir sagen, bei den neuen Motoren wäre das nur mehr Wasseraufwärmzeit x max. 1,33 - lügen die, oder sind sie einfach nur dumm?
Keine Polemik, ehrlich Frage aus Neugierde.

Servus,

CAMLOT

Mal ein Beitrag zur Entspannung.

Ihr lest halt nicht alle meine Beiträge. 😁

Bei den 124ern hab´ ich´s mal kommentiert.
Euch zuliebe habe ich einen Schlüssel dazu in diesem Beitrag versteckt. Man braucht aber gute Augen und einen scharfen Monitor, um ihn zu finden.
Ersatzweise viel Geduld.
( Es soll ja auch nicht zu einfach sein. 😉 )

@tho_schmitz:
Das Auto ist eine vorübergehende Erscheinung.

Treffen sich zwei Planeten. Sagt der eine: "Hi, wie geht´s ?"
Darauf der andere: "Och nicht so gut, ich hab Homo Sapiens".
Der erste wieder: "Ach was, das hatte ich auch mal, das geht ganz schnell vorbei." 😁

@Camlot:
Ich schätze, die haben sich nicht selbst mit dem Thema befaßt. Irgendjemand hat´s gesagt und das war´s.
Dein 600er könnte aber auch tatsächlich überdurchschnittlich schnell auf Temperatur kommen, da er ja ein sehr kleines Zylindervolumen bei insgesamt großer Freisetzung thermischer Energie hat.
Das ist ja auch das größte "Problem" dieses Motors (und seines Nachfolgers M137), daß er bei hoher Dauerlast überhitzen kann. Problem deshalb in Anführungszeichen, weil es im Vergleich mit dem V8 eben nur eine minimal höhere Anfälligkeit darstellt.

Bei den Motoren, die ich mal mit einem Ölthermometer kontrolliert habe, ist Faktor 2 immer die eindeutig bessere Wahl gewesen.

Ich kann´s nur noch mal sagen: Gewißheit kann man sich hier sehr leicht verschaffen: Ölthermometer besorgen, Fühler reinstecken und die Anzeige in den Innenraum legen, Stromanschluß mit Autostecker dranbasteln und in den Zigarettenanzünder damit.
Das Kabel zum Fühler kann man in der Beifahrertür und hinteren Motorhaubenecke einklemmen, so daß es nur kurz an der A-Säule vorbei durch´s Freie geht.

(Man könnte natürlich auch irgendwo in der Mittelkonsole ein Loch reingeigen und ein billiges, rot beleuchtetes Ölthermometer aus dem Golf-Zubehörladen fest einbauen. Das wäre besonders beim 600er mal stilistisch ein Tapetenwechsel. Dann muß auch noch ein Duftbaum an den Rückspiegel und ein blinkendes Schild mit dem Vornamen des Fahrers hinter die Scheibe 😁 )

Oder es gibt in irgendeinem versteckten Menü von Klimaautomatik oder Comand eine Anzeige der Öltemperatur. Ich würde es fast vermuten.

MfG ZBb5e8

Zitat:

Original geschrieben von Camlot


Die MB-Leute (gute Leute, nicht Verkäufer!) die mir sagen, bei den neuen Motoren wäre das nur mehr Wasseraufwärmzeit x max. 1,33 - lügen die, oder sind sie einfach nur dumm?

ÖT = 1,0 x WT - das wäre gelogen. ÖT = 1,33 x WT ist sicher nicht gelogen. Aber eben auch nicht ausreichend.

Dumm sind die auch nicht. Irgendjemand wird diesen Wert plausibel dargestellt haben. Diese Einschätzung zu übernehmen, halte ich nicht für dumm.

ZBb5e8 (seine Fans nennen ihn auch "Doppel-Mercedes" 😁 ) hat aber prima und äußerst fundiert dargestellt, warum nach wie vor ÖT = 2 x WT gilt.

Der Fortschritt im Motorenbau führt z.B. zu kleineren Toleranzen (geringere Reibung) oder besseres Design (z.B. kürzere Zeiträume, bis das Öl kritische Stellen erreicht), zu besseren Materialien (z.B. zu extrem hochviskosen und trotzdem "reissfesten" Öl), und und und. Alles richtig.

Nur nutzen die Hersteller diesen Fortschritt nicht in erster Line zur Erhöhung der Langlebigkeit oder der Alltagstauglichkeit (ÖT = 1,o x WT), sondern zur Leistungsteigerung oder Verbesserung der Ökonomie. Das Resultat: stetige Erhöhung der spezifischen Leistung, des spezifischen Drehmoments und des Wirkungsgrades. Aber dies führt eben auch zu einer Verschärfung der thermischen Bedingungen im Motorraum führen.

Die Verwendung von 0 W 50 ist daher eher Notwendigkeit als Luxus, das beachten von Fahrhinweisen wie ÖT = 2 x WT ebenso.

Greeetz, Thomas

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