Warum so hoher Reifendruck bei Breitreifen??
Hallo,
werd mir die Tage meine Sommerschlappen drauf machen.
Jetz hab ich in der Reifenfreigabe gesehen, das man vorne 3,3 und hinten 3,2 bar fahren soll.
Felgen sind 8,5 und 10 mal 18 mit 215/40 und 245/35 18.
Der Reifen hat ja bei so viel Druck kaum Auflagefläche oder??
Noch dazu ist er ja dann auch extrem hart.
Kann mir jemand erklären warum der Druck da so hoch sein muss??
Lg
Beste Antwort im Thema
Mit Breitreifen haben hohe erforderliche Fülldrücke nicht direkt etwas zu tun. Vielmehr liegt es am tragfähigen Volumen der Reifen.
Bei einer Erhöhung des Felgendurchmessers (bei gleichbleibendem Außendurchmesser der Reifen) sinkt das Volumen, wenn man nicht gleichzeitig die Reifenbreite erhöhen kann. Das geht aber nur soweit, wie es der zur Verfügung stehende Raum im Radkasten zulässt. Beim Typ 204 liegt die Grenze, bei der es anfängt zu "kippen", beim Durchmesser 18. Man vergleiche dazu die Lastindizes der Reifen. (Aber nur Standardreifen mit Standardreifen oder XL-Reifen mit XL-Reifen; zwischen diesen beiden liegen 40 kPa.)
Um die gleiche Tragfähigkeit der Reifen zu erzielen, ist bei geringerem Füllvolumen ein höherer Druck erforderlich. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass darunter der Fahrkomfort leidet. Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Die andere ist die Fahrsicherheit, vor allem gekennzeichnet durch die Größe der Radlastschwankungen. Um sie gering zu halten, braucht man Reifen mit geringer Federkonstante (hohes Schluckvermögen), großer Latschfläche und gleichmäßiger Druckverteilung im Latsch. Ein hoher erforderlicher Fülldruck ist da ungünstig. Gute Auslegungen sehen eine Auslastung von max. 85% der Reifentragfähigkeit bei höchster Achslast vor (bei Kombilimousinen bis 90% auf Achse 2), und das möglichst mit Standardreifen (nicht XL).
Im vorliegenden Fall finden wir auf Achse 2 die Seriengröße 245/35 R 18.
OK, das ist werkseitig vorgesehen, die Tragfähigkeit liegt aber bei gleichem Fülldruck gegenüber Reifen mit den Durchmessern 16 und 17 bereits um ~9% niedriger.
Auf Achse 1 mit 215/40 R 18 sieht es schlechter aus. Mit dieser Mischbereifung erzielt man zwar identische Abrollumfänge vorne und hinten, aber mit dem Nachteil einer um ~16% verringerten Tragfähigkeit der Reifen auf Achse 1, die mit höherem Fülldruck kompensiert werden muss.
Die Angaben aus der Reifenfreigabe wundern mich daher nicht.
Empfehlungen für Fülldrücke richten sich
- nach den Mindestwerten für eine bestimmte Betriebskennung der Reifen und deren Bauart (Std/XL) bei gegebenen Werten von maximalen Achslasten und erreichbarer Höchstgeschwindigkeit
- nach der gewünschten Abstimmung des Eigenlenkverhaltens
- nach den in vielen Fahrversuchen ermittelten Werten - Kompromisse von Fahrkomfort und Fahrsicherheit
- manchmal nach der Absicht des Fahrzeugherstellers, einen geringen Rollwiderstand zu erreichen, um die Werte für den Schadstoffausstoß zu senken
Noch ein paar Bemerkungen zu bisherigen Beiträgen:
Ein gegenüber den Werksempfehlungen deutlich erhöhter Fülldruck ist nicht unbedingt vorteilhaft. Dadurch sinkt die effektive Latschfläche (Positivanteil des Profils), und damit aufgrund der nichtlinearen Reifeneigenschaften auch der maximal erreichbare Kraftschlussbeiwert. Der Rollwiderstand sinkt zwar, auf nassen oder glatten Straßen muss aber mit fahrdynamischen Nachteilen gerechnet werden.
Reifen sind in guter Näherung wie eine Membran anzunehmen, d.h. der Fülldruck entspricht dem mittleren Flächendruck im Reifenlatsch. Mit zunehmendem Fülldruck der Reifen wird daher die Aufstandsfläche kleiner. Bei den heute üblichen Radialreifen verringert sich dadurch vorrangig die Latschlänge, weniger die Breite. Dennoch verändert sich der Flächendruck im Latsch hin zur Mitte. Das begründet den dort festgestellten erhöhten Verschleiß.
Durch den Sturz der Räder wird der Flächendruck auf eine Reifenseite verlagert. Als Folge wird die Kontur der Aufstandsfläche unsymmetrisch. Bei negativem Sturz ist sie auf der Innenseite der Reifen länger als außen. Dies kann eine Ursache für einseitigen Verschleiß sein, wenn dem nicht durch eine Anpassung der Vorspureinstellung entgegen gewirkt werden kann.
Bei einem absoluten Sturzwinkel über 2° muss der Fülldruck der Reifen erhöht werden.
Gruß
Alpha Lyrae
24 Antworten
Hallo
Ich habe normalerweise genau den angegebenen Luftdruck gefahren...
Jedoch haben sich meine Conti Sport Contact 3 Reifen (Werksmässig verbaut ! ) derart an den vorderen Aussenflanken abgefahren das ich von meiner MB Werkstatt die Empfehlung bekommen habe den Luftdruck um 0,5 bar an der Vorderachse zu erhöhen !
Nach genauer Überprüfung der Fahrwerksgeometrie (Achsvermessung etc ... )
Im nachhinein stellte sich heraus, das das Problem mit den Conti Reifenzu tun hatte ! bei meinen neuen Sommerreifen (Bridgestone Potenza RE 050) trat bei exaktem Luftdruck das Problem des erhöhten Flankenverschleisses nicht mehr auf.
Grüsse
Ein Sturz von 2° negativ ist ganz normal und ist ein sehr guter Kompromiss zwischen Reifenverschleiss und Fahreigenschaft eines PKW´s. Mit der Erhöhung des negativen Sturzes darüber hinaus verbreitert man weiter die Spurbreite des PKW´s ...wenn man es ausreizt könnte man noch breitere Reifen aufziehen und die passen immer noch in den Radkasten oben rein.
Mal ganz übertrieben... begrenzt die negative Sturzeinstellungen oben am Innenrad das Federbein, in manchen Fällen auch der innere Radkasten...oder unten der innere Felgenrad wo man mit mehr Reifendruck bis zu einem gesissen Grad nach helfen kann.
Bei zu hohem Reifendruck erhöht man bei normalem Sturz (2°) den Verschleiss in der mitte des Reifens...bei zu kleinem Druck je nach Fahrprofil...innen oder aussen.
Gruss
Zitat:
Original geschrieben von HavannaClub
Ein Sturz von 2° negativ ist ganz normal und ist ein sehr guter Kompromiss zwischen Reifenverschleiss und Fahreigenschaft eines PKW´s. Mit der Erhöhung des negativen Sturzes darüber hinaus verbreitert man weiter die Spurbreite des PKW´s ...wenn man es ausreizt könnte man noch breitere Reifen aufziehen und die passen immer noch in den Radkasten oben rein.Mal ganz übertrieben... begrenzt die negative Sturzeinstellungen oben am Innenrad das Federbein, in manchen Fällen auch der innere Radkasten...oder unten der innere Felgenrad wo man mit mehr Reifendruck bis zu einem gesissen Grad nach helfen kann.
Bei zu hohem Reifendruck erhöht man bei normalem Sturz (2°) den Verschleiss in der mitte des Reifens...bei zu kleinem Druck je nach Fahrprofil...innen oder aussen oder beides.
Gruss
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Sorry für vielleicht OT. So sehen z.B. Conti SC 2 nach 68800km Laufleistung aus, mit "immer" 3bar auf der HA. Reifengröße 245/ 40/ 17.
M.f.G. Jens
Zitat:
Original geschrieben von JensKA68
Sorry für vielleicht OT. So sehen z.B. Conti SC 2 nach 68800km Laufleistung aus, mit "immer" 3bar auf der HA. Reifengröße 245/ 40/ 17.M.f.G. Jens
68800km?😰 die haben aber lange gehalten, meine sahen mit 2,8bar schon nach 29000km so aus.
Zitat:
Original geschrieben von 5tarlight
Hallo,werd mir die Tage meine Sommerschlappen drauf machen.
Jetz hab ich in der Reifenfreigabe gesehen, das man vorne 3,3 und hinten 3,2 bar fahren soll.Felgen sind 8,5 und 10 mal 18 mit 215/40 und 245/35 18.
Der Reifen hat ja bei so viel Druck kaum Auflagefläche oder??
Noch dazu ist er ja dann auch extrem hart.Kann mir jemand erklären warum der Druck da so hoch sein muss??
Lg
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a ) gibt auch der Reifenhersteller Drücke vor
b ) bei 3 Pers vorn ca 2,5-2,7 hinten 2,7-3,0
bei 3,2 hinten werden sie in der Mitte ablaufen !
Also ich vermute mal das 3bar plus Luftdruck nötig sind weil die Reifenflanken so gering sind z.B. 35mm bei meinen 19Zoll Felgen.
Wenn ich also 2,2bar Druck fahren würde wäre der Reifen zu schwammig und ich hätte ganz schnell nen Schaden an der Felge von Gullideckeln oder so.
Wie gesagt meine vermutung.......🙂
@5tarlight:
Ich kann noch ein paar weitere Fakten liefern, wenn Du mir dazu bitte die Fragen unten beantwortest. Sie sind ähnlich wie die Angaben, die man für eine Reifenfreigabe machen muss.
- Welche Werte stehen in den Feldern 8.1, 8.2 und T der Zulassungsbescheinigung?
- Welche Betriebskennung haben die Reifen auf Achse 1 und 2 (Lastindex und Geschwindigkeitssymbol)? Eventuell 89Y vorn und 92Y hinten?
- Nur falls der Radsturz 2° übersteigt: wie groß ist er auf welcher Achse?
- Waren die Druckempfehlungen in der Reifenfreigabe auf Vollbeladung bezogen?
@conny-r:
Auf welche Reifendimensionen mit welcher Betriebskennung auf welchem Fahrzeugmodell beziehen sich die von Dir angegebenen Werte für den Fülldruck?
Unterschiedliche Achslasten, Höchstgeschwindigkeiten und Betriebskennungen führen zu unterschiedlichen Fülldrücken.
Gruß
Alpha Lyrae
Zitat:
Original geschrieben von JensKA68
Sorry für vielleicht OT. So sehen z.B. Conti SC 2 nach 68800km Laufleistung aus, mit "immer" 3bar auf der HA. Reifengröße 245/ 40/ 17.M.f.G. Jens
Wenn ich mir das Profil anschaue deutet es doch auf einen zu hohen Luftdruck hin oder nicht?
Meine 245/40-17 sehen genauso aus mit 2,6 BAR auf der HA.