Warum gibt es Stellen, an denen fast alle die Höchstgeschwindigkeit stark übertreten? (z.B. Köln)
Aber ich war vorletzte Woche beruflich bei Köln unterwegs und musste jeden Tag aus dem Zentrum Köln nach Norden auf die A57 fahren. Direkt bevor die Straße zur Autobahn wird, gibt es einen etwa 400 Meter langen Tunnel (ich glaube drei Spuren stadtauswärts und dann kommt von rechts eine dazu). In diesem gilt wegen Tunnelschäden eine Begrenzung von 50 km/h, an die ich mich auch halte. Aber eigentlich alle fahren hier geschätzt 80 bis 100 km/h, inklusive Lkw; mit 50 km/h wird man dann logischerweise extrem stark bedrängt und von den rechts Auffahrenden sehr schnell überholt.
Wieso machen die Fahrer das? Bei einer Kontrolle mit 41-50 km/h über der erlaubten Geschwindigkeit (bin nicht sicher ob noch innerorts), riskiert man doch 320 Euro Bußgeld und 1 Monat Fahrverbot. Und das für einen Zeitgewinn von höchstens 15 Sekunden.
Ich halte mich eigentlich immer recht genau an die Geschwindigkeitsbegrenzungen (nicht nach Tacho, sondern echt nach GNNS), +/-1 km/h. Damit nerve ich manchmal andere, geschenkt. Ist mir egal. Mach das auch nicht Strich ab dem Schild, sondern lasse ausrollen und fahre auch rechts, wenn ich nicht überhole und mach den Drängler schnell Platz. Daher habe ich vielleicht besondere Probleme, das obige Verhalten zu verstehen.
152 Antworten
Ich stelle mal eine steile Gegenthese auf, mach mich vermutlich unbeliebt, aber befruchte dafür mal die Diskussion ein bisschen.
Teil 1:
Zusatzschilder sind m.E. entweder konditional, deklarierend, begründend oder kombiniert:
konditional: "bei Nässe", "Straßenschäden", "Baustelle", "22:00-06:00 h"
deklarierend: "Pfeile bei Park-/Halteverbotverbot", "auf die nächsten 200m", "in 200m"
begründend: "Lärmschutz", "Schulweg", "Altemheim"
kombiniert: "22:00-06:00 h" + "Lärmschutz", "07:00-17:00 h" + "Schulweg"
Teil 2:
Ich vermute, dass viele das Schuld bei 50 + "Tunnelschäden" einfach so verstehen, dass es gilt, wenn bzw. weil Tunnelschäden vorhanden sind.
Im Sinne eines Appels: Achtung Tunnelschäden!, daher bitte nur 50km/h fahren. Ähnlich im Prinzip wie bei Straßenschäden. Erkennt der Autofahrer jetzt aber keine Schäden, sieht er das Schild als überholt an. Ähnlich wie bei nicht mehr vorhandenen Straßenschäden.
Kein Mensch kommt aus meiner Sicht bei so einer Beschilderung primär auf die Idee, dass die Geschwindigkeit begrenzt wurde, weil höher Geschwindigkeiten Schäden verursachen. Das ist einfach lebensfremd, wenn die Beschilderung in der Form wirklich gemeint ist.
Bei uns wurde eine große wichtige Rheinbrücke komplett gesperrt wurde, weil sie bestimmten Schwerlastanforderungen nicht mehr gerecht wurde. Da wurde auch kein 50iger Schild mit Zusatz "Brückenschäden" + "Nur PKW" aufgestellt.
Fazit: Ich halte die Beschilderung in der beschrieben Formen schirr für wenig sachdienlich und missverständlich.
Ich gehe ferner davon aus, dass ein Ordnungswidrigkeitenverfahren bei Verstößen sehr wenig bzw. gar keine Aussicht auf Erfolg vor Gericht hätte, so dass das wohl der eigentlich Grund ist, warum hier nicht kontrolliert wird. Aber wer weiß vielleicht gibt es in Köln ja bald die SoKo "A57-Tunnelraser"...
Vielleicht wäre es besser, man würde Zusatzschilder für dich abschaffen. Die 50 allein reichen ja und du würdest dich daran halten. Aber sobald was begründet wird, stellst du es in Frage, weil du dir anmaßt zu erkennen, ob die Begründung noch nötig ist.
Straßenschäden beim Unterbau kann ich nicht erkennen, ich kann lediglich die Oberfläche sehen. Also wieso sollte ich solche Schilder mit "Straßenschäden" in Frage stellen? Vielleicht geht es ja nicht um den Schutz des Autos, sondern der Straße? Und beim Tunnel hast du doch keine Ahnung, welches Schadensbild vorliegt und wieso dort 50 gelten. Vielleicht ist ja die Sicherheitsbeleuchtung und Brandmeldeanlage defekt und je langsamer die Fahrzeuge fahren, desto unwahrscheinlicher wird ein Unfall. Und bei defekten Brücken betrifft es manchmal nicht die Tragkonstruktion, sondern das völlig desolate Geländer, welches ein Auto mit Tempo 80 nicht aufhalten kann, aber bei 50 besteht noch Hoffnung dazu.
Dinge zu hinterfragen ist nötig und richtig, aber diese Kreativität ist im Straßenverkehr nicht nötig. Spar sie dir auf für deine nächste Renovierung oder die Urlaubsplanung.
Zitat:
@Julian44 schrieb am 4. September 2022 um 17:23:16 Uhr:
Ich stelle mal eine steile Gegenthese auf, mach mich vermutlich unbeliebt, ...
Nein, Du machst Dich nicht unbeliebt, Dir fehlt lediglich der Sachverstand über Bauwerkssicherheit und die Psyche des Menschen liegt dir auch nicht wirklich.
So nun habe ich mich wieder unbeliebt gemacht.
Lauter Leute hier, die sich unbeliebt machen...
😁
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Zitat:
@Julian44 schrieb am 4. September 2022 um 17:23:16 Uhr:
Ich stelle mal eine steile Gegenthese auf, mach mich vermutlich unbeliebt, aber befruchte dafür mal die Diskussion ein bisschen.
(...)Teil 2:
Ich vermute, dass viele das Schuld bei 50 + "Tunnelschäden" einfach so verstehen, dass es gilt, wenn bzw. weil Tunnelschäden vorhanden sind.Im Sinne eines Appels: Achtung Tunnelschäden!, daher bitte nur 50km/h fahren. Ähnlich im Prinzip wie bei Straßenschäden. Erkennt der Autofahrer jetzt aber keine Schäden, sieht er das Schild als überholt an. Ähnlich wie bei nicht mehr vorhandenen Straßenschäden.
(...)
Du und Deine Straßen- oder Tunnelschäden.
Ich bringe mal die Schneeflocke ins Spiel.
KEIN MENSCH ist im Sommer bei 30°C im Schatten 80 km/h oder langsamer gefahren, wo eine Schneeflocke war, und wenn doch, dann aus anderen Gründen als wegen der Schneeflocke.
Erst ein Gerichtsurteil hat alle Menschen innerhalb unserer Bundesgrenzen aufgeklärt: die Schneeflocke ist ein Dekoschild.
Ich weiß aus unzuverlässiger Quelle, dass das Schild zur Unterstützung von Integrationseinrichtungen, wo Menschen aus dem dritten Arbeitsmarkt einer Beschäftigungstherapie nachgehen, beschafft wurde. Das ist die Erklärung dafür, dass ein Tempolimit-Schild, das IMMER gilt, ein Zusatzschild erhält. Es fehlt ansonsten JEDE Logik, dass ein Reisender Begründungen für Verkehrsschilder lesen muss, wenn er EIGENTLICH von A nach B will. Die schildbürger könnten die Begründungen für schilder eigentlich ihren Omas erzählen, und ich bin SICHER, dass es sonst auch niemanden interessiert. Naja.... Außer, jemand hat ein Hobby, und sammelt Schilderbegründungen, wie Andere Briefmarken. Der bleibt dann stehen, macht ein Foto - und ein Selfie mit dem Schild, notiert Uhrzeit, Wetter und Ort - und postet alles auf Instagram. Warum nicht? Aber WER SONST interessiert sich bitte UNTERWEGS für die Begründung von Verkehrsschildern!? Parkverbot - weil Omas die Straße überqueren. Vorfahrtstraße - weil die nebenstraße weniger Steuern zahlt. Ampel - weil ein Bürgerbegehren 65% zu 30% bei 5% Entahltungen ausgegangen ist.
Aber, da IRGEND jemand in IRGEND einem Ministerium oder Amt wohl nichts zu tun hatte, hat er angefangen, Schilderbegründungen zu drucken. "Du Scheff, ich habe geile Idee! Wir malen jetzt Flocken und Kühe, Frösche und Schlangen, Spuriillen und WeihnachtsmännerInnen, und wenn die Leute das Zusatzsschild sehen, fahren die garantiert schneller als erlaubt! Wichtig: Frösche nur in Großstädten im Zentrum, Schneeflocken immer nur auf jederzeit geräumte und gestreute Straßen, Kühe nur in Frankfurt, im Bankenviertel (Bullen und Bären gehen auch) usw. Und dann kassieren wir die ganze Kohle von den 'Rasern'!" Für diese Idee ist der Mitarbeiter mit dem Plastik-Bundesverdienstkreuz dritten Ranges ausgezeichnet wurde, weiß ich aus zwielichtiger Quelle!
Die 80 gilt also, die Schneeflocke ist demnach reine Deko, vielleicht auch die Kuh, die Spurrille oder der Weihnachtsmann.
Im ZWEIFEL beachtest Du also nach dem GENIALEN, aber gerechten Urteil (...hier verkneife ich mir eine weitere Anmerkung...) zur Schneeflocke im Namen des Volkes: "ALLE Zusatzschilder sind reine Deko"
Wahlweise zahlst Du ohne zu mucken jede geforderte Summe nach einem Tempoknöllchen (ggf. mit Fahrpause oder evtl. mit anschließender MPU).
================
Obiges kurz zusammengefasst: Der Schwachsinn auf den Zusatzschildern ist IM ZWEIFEL zu ignorieren. Das KANN man nicht verstehen (schon gar nicht unterwegs). Wenn Zweifel, dann einfach das Tempolimit einhalten - und gute Musik hören, oder ein Hörbuch oder was auch immer.
Kein Zweifel: bei Uhrzeiten, Pfeilen und Meterangaben...
Zitat:
@xis schrieb am 4. September 2022 um 21:09:11 Uhr:
Kein Zweifel: bei Uhrzeiten, Pfeilen und Meterangaben...
Hm, und wenn auf dem Zusatzschild ein LKW oder Motorad ist? 😉
BTW: Die Schneeflocke sieht man gelegentlich schonmal dort wo man auf dem ersten Blick gar nicht mit rechnet ... gerne schonmal im Umfeld von Kraftwerken und Industrieanlagen mit Kühltürmen.
Zitat:
@Astradruide schrieb am 5. September 2022 um 10:08:40 Uhr:
Zitat:
@xis schrieb am 4. September 2022 um 21:09:11 Uhr:
Kein Zweifel: bei Uhrzeiten, Pfeilen und Meterangaben...Hm, und wenn auf dem Zusatzschild ein LKW oder Motorad ist? 😉
(...)
GANZ ehrlich? Ich würde mich NICHT wundern, wenn ein Richter diese Bildchen mit der Schneeflocke gleichsetzt. "Rein informativ: Es könnten LKW die Sicht behindern/Es könnten Motorräder entgegenkommen"...
Nach dem Posten des Beitrags sind mir die LKW und Motorräder auch in den Sinn gekommen, aber ich habe meinen Beitrag nicht "nachgeschärft" - sondern GENAU obigen Gedanken gehabt.
Bei uns A39 Cremlingen gibt es auf 800m ein Tempolimit von 120/100/80 und das schon
seit Anbeginn ( 2009 ), wegen unebener Fahrbahn.
Die Unebenheit ist so marginal, das sie nicht spürbar ist, aber es eine gut genutzte
Stelle zum Bilder machen.
Echte Unebenheiten gibt es 500m weiter, aber hier ist V-Max offen.
Tom
Wir haben bei uns auf der Landstraße in eine Richtung auch noch ein Schild Straßenschäden, die seit Monaten ausgebessert sind nur das Ordnungsamt ist lieber Döner und Burger anstatt sich darum zu kümmern, dass das Schild da wegkommt.
Fazit, die Konditionalbedingungen ist objektiv nicht mehr erkennbar / gegeben, so dass die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht mehr gilt bzw. zumindest schuldlos überschritten werden kann. Und unter dem Strich wird das hier genauso sein.
Zitat:
@Julian44 schrieb am 5. September 2022 um 11:32:25 Uhr:
Wir haben bei uns auf der Landstraße in eine Richtung auch noch ein Schild Straßenschäden, die seit Monaten ausgebessert sind nur das Ordnungsamt ist lieber Döner und Burger anstatt sich darum zu kümmern, dass das Schild da wegkommt.
Suppi, dann können die ja auch nciht auf ander dumme Gedanken kommen und ich kann mich frei entfallten. ... "der Nachbar geht mir eh auf dem Sack und den Motorblock muß ich mal wieder entölen" 😉
Zitat:
@Julian44 schrieb am 5. September 2022 um 11:32:25 Uhr:
das Ordnungsamt ist lieber Döner und Burger
Ich habe es immer befürchtet: Wenn man im Englischunterricht sagt, dass man zu einem Glas Wasser wird (I become a glass of water), kann das wirklich passieren. So wurde aus dem einen Ordnungsamtsmitarbeiter ein Döner und aus dem anderen ein Burger.