Wann greift eigentlich das ESP ein?

Hallöchen

Also ich bin eigentlich immer gewohnt gewesen, dass das ESP bei Traktionsverlust eingreift.
Heute habe ich jedoch etwas erlebt, was mich doch sehr nachdenklich stimmt.

Bin vorhin bei nasser Fahrbahn zügig eine Strasse langgefahren und habe dann ohne zu Bremsen an einer Kreuzung abgebogen. Ich gab definitiv weder Gas noch Bremse, kann aber nicht genau sagen ob ich ausgekuppelt habe oder im Schubbetrieb fuhr.
Jedenfalls rutsche das Auto und das ESP griff überhaupt nicht ein 😠

Natürlich stellt sich mir dadurch die Frage wann genau jetzt das ESP eingreift.

Euer Julinchen

Beste Antwort im Thema

Zitat:

Original geschrieben von Kawa_Harlekin


Also ich verstehe es so, dass ESP beim Abbremsen die Bremswirkung bei einzelnen Rädern einzeln dosieren kann, um damit einem etwaigen Schleudern beim Bremsen - z.B. in der Kurve - entgegenzuwirken

Das ist so nicht richtig. ESP ist nicht daran gebunden, dass der Fahrer aktiv bremst. Viel mehr bremst ESP gezielt einzelne Räder zur Stabilisierung des Fahrzeugs ab, auch wenn der Fahrer überhaupt nicht auf der Bremse steht.

Zitat:

Wennste jetzt Dein Auto so schnell in die Kurve "geworfen" hast, dass es seitlich über alle 4 Räder wegrutscht, kann IMHO das ESP oder ASR gar nichts mehr machen

Doch, es kann zumindest versuchen, über gezielte Bremseingriffe das Fahrzeug auf Kurs zu bringen.

Zitat:

die Elektronik müßte ja in die Zukunft geschaut haben plus Deine Gedanken gelesen haben, müßte also festgestellt haben, dass der in naher Zukunfft geplante Lenkeinschlag für die gefahrene Geschwindigkeit zu stark sein wird und müßte vorher schon die Geschwindigkeit reduziert haben.

Nein, wieso? Du gibt dem ESP per Lenkeinschlag deinen Wusch vor. Das gleicht ESP mit der Realität ab, dafür hat es u.a. verschiedene Beschleunigungssensoren verbaut. Gehen Wunsch und Wirklichkeit auseinander, dann greift das ESP durch Abbremsen einzelner Räder ein. Dieses Abbremsen führt zum einen natürlich zur einer Geschwindigkeitsreduzierung, primär wird aber ein Drehimpuls ins Fahrzeug eingeleitet. Das kannst du dir vorstellen wie beim Schlitten fahren. Wenn du damit ne Kurve fahren willst, dann hältst du einen Fuss in den Schnee, um den Schlitten auf der Seite abzubremsen und in eine Kurve zu zwingen.

Zitat:

Ich vermute mehr als "Auskuppeln" kann die Elektronik dann auch nicht mehr machen

ESP kuppelt nicht aus, allerdings nimmt es Gas weg, so dass der Fahrer die Situation nicht noch verschlimmern kann.

Ein allgemeiner Hinweis noch:
Gerade in Kurvensituationen ist es mehr als fahrlässig, sich auf das ESP zu verlassen. Die Erfolgsaussichten, dass das ESP ein rutschendes Fahrzeug wieder auf Kurs bringt, hängt sehr stark davon ab, wie weit der Fahrer das pysikalische Limit überschritten hat. Wenn der Wagen gerade so ins Rutschen kommt, dann hat ESP ganz gute Karten. Ab einem gewissen Punkt fliegt das Fahrzeug aber auch mit fröhlich regelndem ESP aus der Kurve, weil schlicht und ergreifend die Strasse ausgeht.

Wer Möglichkeiten und Grenzen elektonischer Assistenzsysteme ausloten will, der sollte das in einem Fahrsicherheitstraining tun und keinesfalls im öffentlichen Strassenverkehr. Und wenn bei jemandem die Assistenzsysteme regelmäßig eingreifen, dann sollte derjenige sich mal dringend Gedanken über seinen Fahrstil machen, solange er das noch kann.

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Schwerkraft lässt sich nicht überlisten. Ich könnte mir vorstellen, das er mit allen 4 Rädern gleichmässig nach aussen gerutscht ist. Dann wird natürlich kein Ausbrechen erkannt. Folglich gibts nichts zu regeln.

MFG Thomas

Zitat:

Original geschrieben von Juline2009


Hallöchen

Also ich bin eigentlich immer gewohnt gewesen, dass das ESP bei Traktionsverlust eingreift.
Heute habe ich jedoch etwas erlebt, was mich doch sehr nachdenklich stimmt.

Bin vorhin bei nasser Fahrbahn zügig eine Strasse langgefahren und habe dann ohne zu Bremsen an einer Kreuzung abgebogen. Ich gab definitiv weder Gas noch Bremse, kann aber nicht genau sagen ob ich ausgekuppelt habe oder im Schubbetrieb fuhr.
Jedenfalls rutsche das Auto und das ESP griff überhaupt nicht ein 😠

Natürlich stellt sich mir dadurch die Frage wann genau jetzt das ESP eingreift.

Euer Julinchen

Stimmt, mann kann mit dem Auto über alle 4 Räder driften. Hatte ich auch schon mal unfreiwilligerweise. Und auch mal nicht unfreiwilligerweise... Das ESP greift allerdings schon ein - und sorgt dafür, dass du dich nicht drehst und schnell die Kontrolle wiedererlangst. Auch wenn du es nicht einmal bemerkt hast. Keine Sorge, solange keine Warnlampe brennt funktioniert es und sorgt dafür, dass du ein langes Leben genießen kannst 😁

VG

Zitat:

Original geschrieben von Zyclon


Beim Ausweichen von der linken auf die rechte und von dort auf die Standspur ist mir der Wagen auch ausgebrochen. Ich habe nur das gemacht was im Fahrsicherheitstraining immer gelehrt wird.

Man hat nichts gemerkt vom ESP-Eingriff.

Ich für mich ziehe daraus das ein gutes fahrwerk wesentlich mehr Wert ist als die beste Technik.

1) Dann habt ihr beim Sicherheitstraining nicht den Versuch gemacht mit der einseitigen Gleitfläche. Bremsen mit den rechten Rädern auf glattem Untergrund, die linken auf griffigem. Und dann einmal zur glatten Seite ausweichen, einmal zur griffigen. Ist ein ziemliches Aha-Erlebnis wenn man zur griffigen Seite ausweicht 😁

2) Kein Wunder, da nutzt ESP nichts. Der Wagen bricht aus, dummerweise steht jetzt das Rad das ESP abbremst nicht auf griffigem Asphalt sondern auf dem rutschigen Seitenstreifen -> nahezu keine Wirkung.

3) Ideal ist die Kombination aus beidem. ESP nutzt nur wenn Reifen und Fahrwerk guten Grip bieten. D.h. je besser das Fahrwerk und die Reifen desto effektiver kann auch ESP arbeiten.

Gruß Meik

Zitat:

Original geschrieben von Schraubermeister Tom


Ich könnte mir vorstellen, das er mit allen 4 Rädern gleichmässig nach aussen gerutscht ist. Dann wird natürlich kein Ausbrechen erkannt. Folglich gibts nichts zu regeln.

Das hängt vom Lenkeinschlag ab. Wenn der zur Fahrzeugbewegung passt, dann regelt ESP auch nicht.

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AMenge: Ein besseres Fahrwerk hätte nicht so eine grosse Wankbewegung gehabt und dadurch wäre auch die Gewichtsverteilung und somit der Grip besser gewesen. Das Fahrwerk von meinem Corsa C Sport war zum Beispiel gut. Ruckartiges Ausweichen bei Tempo 80 auf eine 2m breite linke Spur hat den überhaupt nicht gekratzt. Da hat sich das Heck noch net mal Ansatzweise bewegt. Bei meinem jetzigen Wagen merkt man selbst wenn der Lenkwinkel nicht so scharf ist sofort die Gewichtsverlagreung und im schlimmeren Fall auch gleich das unruhige Heck. ESP hat dann eh schon längs eingegriffen.

Meik´s 190er: Der Versuch hätte nichts gebracht. Das Training habe ich mit dem alten Fahrzeug gemacht und dieses hatte noch kein ESP. Das einzige was wir in die Richtung gemacht haben war ne Demoübung mit meinem Fahrzeug, Vollbremsung auf unterschiedlich griffiger Fahrbahn und dabei die Hände aus dem Fenster strecken. Ist nicht wirklich was passiert.

Gruss Zyclon

Zitat:

Original geschrieben von invisible_ghost


Hallo Julinchen,

Zitat:

was dir so alles passiert.....

Aber sei es wie es sei, das ESP hätte in der beschriebenen Situation eingreifen müssen; wobei "rutschen" in dem Fall relativ ist. Dem ESP ist es völlig egal, ob die Karre nun rollt, du Gas gibst oder bremst. Funktionsweise ESP: Klick .

mfg

invisible_ghost

Jeder versteht unter rutschen etwas anderes, auserdem spielt die gefahrene Geschwindigkeit auch eine Rolle

Ich meine die Situation ist eher harmlos und kann ohne jeden eingriff eines elektronischen Helfers bewältigt werden, daher braucht auch das ESP nicht eingreifen.

ESP ist nur ein Rettungsanker der kurz vor einem Abflug eingreift um diesen zu verhindern, aber einen Abflug kann selbst das beste ESP nicht immer verhindern. ESP sollte nicht in jeder zweiten Alltagssituation eingreifen.

Was ein bessere Fahrwerk angeht, abfliegen tut man damit genauso, nur der Grenzbereich kündigt sich nicht mehr an, man fährt wie auf Schienen und denkt man ist sicher, und plötzlich ist man weg vom Fenster.
Mit einem Fahrwerk das einem das Gefühl vermittelt das man gleich aus dem Sitzt fliegt weil es sich so neigt wird man nie solche Kurvengeschwindigkeiten fahren, man merkt den Grenzbereich schon vorher und weis das man es im moment übertreibt. Abgeflogen wärst du auch mit einem Sportfahrwerk, denn die Reifen hätte auf der Standspur genauso die Haftung verloren.

Zitat:

Original geschrieben von Zyclon


Ein besseres Fahrwerk hätte nicht so eine grosse Wankbewegung gehabt und dadurch wäre auch die Gewichtsverteilung und somit der Grip besser gewesen.

Die Frage ist, ob das wirklich ausschlaggebend war. Mit solchen Prognosen sollte man sehr vorsichtig sein.

Zitat:

Original geschrieben von Zoker


auserdem spielt die gefahrene Geschwindigkeit auch eine Rolle

Gestern stand noch was von 70kmh im Ursprungsposting... allerdings ist das mittlerweile rausgelöscht und durch "zügig" ersetzt worden...

Zitat:

Original geschrieben von Zyclon


AMenge: Ein besseres Fahrwerk hätte nicht so eine grosse Wankbewegung gehabt und dadurch wäre auch die Gewichtsverteilung und somit der Grip besser gewesen.

Weit verbreiteter Irrtum, die Gewichtsverteilung hängt (nahezu) gar nicht von der Wankbewegung ab. Relevant sind lediglich Radstand, Spurweite und Schwerpunktlage, insbesondere Schwerpunkthöhe.

Und genauso heißt hartes Sportfahrwerk nicht unbedingt mehr Grip, meist ist sogar das Gegenteil der Fall. Ein hartes Fahrwerk reduziert zwar die Aufbaubewegungen und es fühlt sich sportlicher an, es verhindert aber auch dass sich die Reifen Fahrbahnunebenheiten gut anpassen können. Von daher muss ein Fahrwerk das sich subjektiv gut anfühlt nicht das sein dass den besten Grip liefert. Zu einem sicheren Fahrwerk gehört IMHO genauso dass sich der Grenzbereich rechtzeitig ankündigt und man nicht plötzlich abfliegt.

Gruß Meik

Ich dachte wir reden hier eher 30-50 km/h

Wenn es wirklich 70km/h waren ist das kein Wunder wenn es nur noch gerade aus geht, das ist dann aber auch eine Situation in der das ESP es auch nicht mehr schaft das man durch die Kurve kommt.

Was mich wundert ist das man noch die Zeit hat auf die Lampe zu schaun und sich darüber ärgert das man rutscht und das ESP nicht hilft, anstatt das man auf die Straße schaut und versucht das Auto wieder in den griff zu bekommen.

Ein Fahrsicherheitstraining wäre hier echt mal von Vorteil. 

Das sehe ich anders. Durch das Fahrwerk wurde das Heck entlastet weil er durch das bremsen hinten sehr leicht geworden ist. Als dann noch der seitliche Energieimpuls kam war klar das er ausbricht weil die reifen hinten relativ wenig Traktion noch hatten. Der Wagen hat so schon ne ziemlich Keilform. Bei ner Vollbremsung wird diese noch verstärkt. Dieses plötzliche lenken kann mein Wagen garnet ab.

Gruss Zyclon

Zitat:

Original geschrieben von Zyclon


Das sehe ich anders.

Dann solltest du den Nobelpreis beantragen, die bisherige Physik wäre demnach falsch 😛

Ob der Wagen giftig auf plötzliches Lenken reagiert liegt am Fahrwerk, die Gewichtsverteilung dagegen ist nur unwesentlich vom Fahrwerk abhängig. An den Hebelverhältnissen Spurweite - Schwerpunkthöhe ändert sich nicht viel.

Das Problem liegt aber schlicht an der plötzlichen Lenkbewegung in Verbindung mit wenig Grip der Hinterräder auf dem Seitenstreifen. Da hilft kein anderes Fahrwerk oder ESP. Probier es bei Gelegenheit im Fahrsicherheitstraining mal aus (auch ohne ESP): Vollbremsung auf µ-Split und dann zur griffigen Seite ausweichen. Ich hab das mit diversen Autos durch, egal ob mit oder ohne ESP, Sportfahrwerk, ... 😉

Sind typische Alleinunfälle auf Landstraßen. In den Seitenstreifen gekommen, gegenlenken und sobald das zweite Vorderrad auf den Asphalt kommt geht´s ab.

Gruß Meik

Zitat:

Original geschrieben von Zoker


Wenn es wirklich 70km/h waren ist das kein Wunder wenn es nur noch gerade aus geht, das ist dann aber auch eine Situation in der das ESP es auch nicht mehr schaft das man durch die Kurve kommt.

Das kann man so pauschal nicht sagen. Es hängt mehr davon ab, wie weit das Limit bereits überschritten war.

Zitat:

Original geschrieben von AMenge



Zitat:

Original geschrieben von Zoker


Wenn es wirklich 70km/h waren ist das kein Wunder wenn es nur noch gerade aus geht, das ist dann aber auch eine Situation in der das ESP es auch nicht mehr schaft das man durch die Kurve kommt.
Das kann man so pauschal nicht sagen. Es hängt mehr davon ab, wie weit das Limit bereits überschritten war.

ich vermute mal, das nach dieser Beschreibung:

Zitat:

Original geschrieben von Juline2009


Bin vorhin bei nasser Fahrbahn zügig eine Strasse langgefahren und habe dann ohne zu Bremsen an einer Kreuzung abgebogen. Ich gab definitiv weder Gas noch Bremse, kann aber nicht genau sagen ob ich ausgekuppelt habe oder im Schubbetrieb fuhr.

und dem Wissen, das es sich bei "zügig" um 70kmh handelt das Limit ziemlich überschritten war...

Danke, AMenge, für die Korrekturen, ich wußte überhaupt nicht, dass ESP auch die Räder einzeln bremst bei bestimmtem Lenkeinschlag, wenn man mit dem Fuß gar nicht auf der Bremse steht; ich dachte immer, das ESP wäre "nur" ein Spurhalteassistent für´s ABS. Aber das bedeutet doch ebenfalls wieder, dass ESP nur etwas tun kann, solange alle Räder noch Grip haben, denn:
Angenommen bei einem harten Lenkeinschlag nach links bricht das Heck aus oder entsprechend wenn die rechten Räder auf Nässe stehen, die linken auf trockenem Boden und man bremst geradeaus - in beiden Fällen würde also das Heck nach rechts ausbrechen und das Auto nach links herum drehen/schleudern. Wenn das ESP nun bremsend eingreifen wollte, müsste es ja die Kurven-äußeren Räder abbremsen, kann es aber nicht, weil die ja rutschen. Die Kurven-inneren Räder abzubremsen würde das Drehen/Schleudern noch verstärken. Evtl. könnte man vielleicht hinten links abbremsen, da wäre ich aber überhaupt nicht so sicher. Einzelne Räder beschleunigen käme ja vermutlich sowieso nicht in Frage.
Long story short, ich kapier´s noch nicht ganz wie ESP funktioniert, es sei denn das Schleudern kündigt sich gaaanz langsam an, z.B. wenn´s Rad hinten rechts eeetwas anfängt zu rutschen (das Auto also wie oben beginnt nach links herum zu drehen), könnte das ESP an diesem Rad hinten rechts die Bremse einzeln etwas lösen um wieder in den ABS-Regelbereich zu kommen und vielleicht vorne rechts dafür etwas mehr bremsen - habe null Ahnung was das ESP genau tun würde in dem Fall, aber vielleicht weiß es wer ja genau.

Muss mal ein Fahrsicherheitstraining machen, und es selbst ausprobieren, wie das Auto sich verhält, bloß hat meine Karre vermutlich kein ESP, nur ein gut funktionierendes ABS....jedenfalls mit ner alten Karre mit ABS der "ersten Stunden" geht in der Kurve bremsen so gut wie gar nicht, die Kiste hat´s völlig ausgehebelt, wie ich mal auf nem Parkplatz probierte. Mein "neues" Auto hält die Spur beim bremsen um die Kurve, aber so vehement wie auf´m Parkplatz/Verkehrsübungsplatz hab´ich es noch nicht ausprobiert.

Gruß

PS: Also ich glaube, wenn´s Auto mit allen 4 Rädern schleudert, kann die Elektronik gar nichts mehr machen, außer alles loslassen, also Bremse und "Kupplung"/Differential bzw Viskokupplung beim Allrad, und wenn wieder Grip da ist, per ABS/ESP abbremsen - und ich dachte halt, dazu muss man auf der Bremse stehen, aber gemäß AMenge ist das offenbar nicht so.
Aber wie gesagt, ich habe keine fundierte Ahnung, versuche es mir nur zu erklären, wie´s sein könnte.

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