Vorurteilbehafteter Interessent
Hallo zusammen,
da ich acht Jahre Motorrad-Abstinent gelebt habe (damals fuhr ich den Supersportler GSX-R 600, aber fast ausschliesslich auf Rennstrecken) und mir nun eine Maschine für den Alltag und gelegentliches Touren (lebe in der Schweiz und die Alpen sind nicht weit) zulegen möchte, habe ich mich zwangsläufig in diverse Glaubenskriege hinein gelesen und bin sicherlich nicht ganz vorurteilsfrei. Dennoch würde mir sicherlich der eine oder andere Kommentar sehr bei meiner Entscheidungsfindung helfen.
An Harley hatte ich zunächst überhaupt nicht gedacht, nur einer meiner Arbeitskollegen schwärmt permanent davon (er fährt eine Heritage aus den 90ern). Ursprünglich sollte es in Richtung Naked-Bike gehen,
BMW R 1200
Moto Guzzi Breva
Ducati Monster
Triumph Speed Triple
standen in der näheren Auswahl. Harley hatte ich eigentlich nach dem Lesen diverser MOTORRAD-Tests bereits wieder abgehakt. Die BMW habe ich mir letzten Samstag beim Händler angesehen und so richtig vom Hocker haut sie mich nicht, ist ein relativ nüchternes Bike, gefahren habe ich sie allerdings nicht. Da der Harley-Händler direkt um die Ecke ist, hat mich die Neugier auch dorthin getrieben und ja, was soll ich sagen, seit dem Besuch ist die Harley wieder ein Thema. Gefahren habe ich sie auch nicht, aber schon alleine das Aufsitzen machte Laune.
Also, wieder Tests gelesen und die Erkenntnis gehabt, dass mich das nicht unbedingt weiter bringt. Das Herz sagt Harley (speziell die Fat Boy hat es mir angetan), der Kopf sagt Finger weg. Der Bauch redet inzwischen auch mit und liebäugelt mit der Triumph Thunderbird oder Rocket (sehe ich mir am kommenden Wochenende mal an). Wie schon geschrieben komme ich vom Supersportler, auch wenn das Jahre zurück liegt. Meine Erwartungshaltung ans Handling habe ich schon grundsätzlich herunter geschraubt und stelle mir das Cruisen echt lässig vor. Bezüglich der Bremsen müsste ich mal sehen, ob ich die wirklich als so schlecht empfinde wie sie überall beschrieben werden. Jetzt kommt das Aber…. ich fahre auch schon mal gerne flott um die Kurven und stolperte bei der Fat Boy über die Schräglagenfreiheit von 26° was mir extrem wenig vorkommt. In meinem Kopf entsteht nun das Bild, dass ich es auf geraden Strecken entspannt angehen kann, aber vor jeder Kurve Panik ausbricht um ja langsam genug in die Kurve zu gehen, um nicht aufzusetzen. Klar, die Schräglagenfreiheit betrifft eher Cruiser allgemein (Thunderbird hat wohl noch weniger und Rocket weiss ich nun nicht wirklich), aber es ist der Punkt der mich evtl. doch noch abschrecken könnte.
Mir geht es keineswegs darum in Rekordtempo Serpentinen hoch oder runter zu fegen, aber ich will nicht ständig einen Eiertanz vollführen müssen, wenn es mal etwas schräger sein muss. Ich denke, wenn ich im Norden (z. B. Skandinavien) leben würde, wäre mir das komplett egal, das dürfte Harley-Terrain sein. Aber gerade für die Alpen stelle ich mir eine Harley schwierig und behäbig vor. Vermutlich gibt es in diesem Forum aber auch erfahrene Alpen-Bezwinger mit der Harley, die meine Vorurteile beiseite wischen können. Das macht mir eben die Entscheidung so verdammt schwer und irgendwie hängt es bei mir inzwischen fast mit der täglichen Laune zusammen, ob es ein Naked-Bike oder ein Cruiser werden soll.
Bin für jeden Kommentar dankbar.
Grüsse
Kai
Beste Antwort im Thema
Mit Harleys kann man Kurven fahren, mit den einen besser (XR1200, Road King, Fat Bob bspw.) mit den anderen schlechter (V-Rods mit 240er, Night Train, Ultra bspw.). In jedem Fall liegt die Kunst des Harley-Fahrens dadrin, nur genau so schnell zu fahren, dass das Motorrad gerade noch nicht aufsetzt. Manche werden dabei lässig, andere beißen sich in den Arsch, wenn sie ständig durch schnellere Gruppen durch gereicht werden. Wer sich einredet, Supersportler oder GSen mit seiner Harley ärgern zu können, hat auf denen entweder Stümper sitzen, ist selber Valentino Rossi oder lügt sich so dermaßen in die eigene Tasche.
Das Schöne an Harleys und allen anderen Motorrädern ist ja, dass man sie bei Nichtgefallen immer wieder verkaufen kann. Denn es sind ganz normale Gebrauchsgegenstände für den Freizeitbereich. So habe ich mir immer gerne Harleys gekauft und dann wieder verkauft, um mal eine BMW Roadster, eine Speed Triple oder eine Guzzi zu kaufen. Aber auch die habe ich dann immer wieder verkauft und mir danach wieder eine Harley gekauft. Für mich selbst habe ich dabei nur eins festgestellt: Das beste Motorrad gibt es nicht, maximal das beste zur jeweiligen Lebenssituation - dieses muss keine Harley sein, kann es aber.
Lange Rede, kurzer Sinn: Es schadet niemandem, mal eine Harley gehabt zu haben. Warum nicht diesen Sommer?
32 Antworten
Hallo Kai,
Du hast schon recht mit dem Zögern. Die R1200 und die Breva sind Brot-und-Butter-Bikes, es schläft einem beim Fahren mitunter die Gesichtsmimik ein. Die Speed Triple zündet vor jeder Ampel den Ventilator, das macht zumindest mich ganz nervös. Die Idee hinter der Monster hat sich auch überholt und am Monster-Design hat man sich sowas von satt gesehen...
Was bleibt also? Harley!
Du kannst m.E. mit den Pötten jede Alpenstrecke fahren mit genügend Fun. Natürlich nur, wenn Fun für Dich was mit Gelassenheit zu tun hat. Wenn Du zu den Hyperaktiven gehörst, die täglich ihr Ritalin brauchen, um still sitzen zu können, die zum Bunjee-Jumpen gehen und häufig wechselnde Geschlechtspartner brauchen, um überhaupt was zu spüren, dann macht Harley wahrscheinlich keinen Spaß.
Ansonsten hast Du natürlich ein Problem: Testberichte und Schräglagen-Philosophien im Kopf bringen Dich nicht weiter. Leih Dir mal eine Fatboy übers Wochende aus, fahr die Alpen rauf und runter - und dann weißt Du Bescheid.
Gruß
Medman
...welche Aussage erwartest du jetzt?
ich fahre Harley, steh drauf - also verdammt nochmal kauf dir eine!
Im Ernst. Geh zu deinem Dealer, mehrfach, und fahr alles Probe was er angemeldet hat. Und wenn du dann immer noch Probleme damit hast, dann kauf dir eine Rocket oder was auch immer.
Flott fahren mit Harley? Kein Problem. Natürlich nicht wie mit einem Supersportler. Aber warum nicht einen Tourer. Street-Glide, E-Glide Standard, Road-King?
Damit hast du zwei FLiegen mit einer Klappe geschlagen. Kannst gemütlich touren, flott fahren, auch in den Alpen. Wir waren letztes Jahr wieder da unten und sind Pässe gefahren. Klappt perfekt - anderen Mopeds sind wir ziemlich am Arsxx geklebt.
Und du brauchst dir def. keine Gedanken machen wo du deinen Scheix hinpackst.
Gruß
flhti
Genau, draufsetzen, fahren. Und mach Dich erstmal vom Nimbus "Fatboy" frei. Die meisten die anfangen sich mit HD zu beschäftigen haben diesen Namen im Hinterkopf. Dass das nur eine (für die Ausstattung hochpreisige) Modellvariante der Softail-Reihe ist, und nicht mehr, sollte klar sein. Sei offen, und teste Dich durch.
jep,
geht nicht anders als probefahren. vergleichstests helfen nicht, denn sonst müsstest dir einen bürgerkäfig von vw holen statt eines mopeds 🙂
viel spaß beim probieren!
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Hallo Kai, ich lebe auch in der Schweiz und bin natürlich auch auf den Pässen unterwegs.
Fahre seit vielen Jahren Tourer und bin happy damit, da sie auch ne gute Schräglage zulassen.
Wichtig ist ja ausserdem, ob Du ab und an mit Sozius unterwegs sein wirst. Auch das bestimmt bei der Auswahl den Typ bei Harley. Klar ist, dass der FB eine sehr geringe Schräglage zulässt.
Ausprobieren und dann entscheiden. Für alle Harleys stimmt: man kann heizen, aber richtig Spass macht einfach nur cruisen.
Wo in der Schweiz bist Du?
Gruss, Harleybear
Asche auf mein Haupt für diese Empfehlung:
ist zwar keine richtige Harley, aber Fakt ist, dass ne Rod (NRS oder Muscle) mit Sicherheit die Schnellste aus Milwaukee ist, Spaß macht se auch, sieht nicht sooo schlecht aus - ist halt ein Dampfbügeleisen.
Aber das sind Thunderbird, Rocket & Co. auch, mit noch größerem Plaste- und Elaste-Anteil.
Also, warum keine Muscle/NRS?
Alternativ ne ältere Dyna Super Glide Sport, hat auch genug Dampf und ein einstellbares Fahrwerk.
Die BMW ist objektiv wahrscheinlich das beste Bike unter den zur Auswahl stehenden Maschinen, aber emotional kann sie einer Harley nichtmal ansatzweise das Wasser reichen.
XR 1200,das ist das richtige für dich! 😉
Hi chalockai:
Ich schließe mich an, es geht nix über probieren.
Ich bin vor 1,5 Jahren auf HD umgestiegen, nachdem ich fast 30 Jahre lang alles mögliche gefahren habe, überwiegend Enduros. Bin immer gern im "Grenzbereich" gefahren, bloße Vmax interessierte mich nie. Mit 80km/h auf einem Rad durch die Kiesgrube ist genialer als mit 280 km/h über die AB.
Ich stand vor ähnlichen Überlegungen. Geprägt durch die Electra Glide des Nachbarn 1975 und spätere eigene Fahrerlebnisse auf einer Shovel eines Freundes habe ich mich zu HD getraut und am Harley Day alles nacheinander probegefahren. Ich habe jetzt eine Softail und bin vom Fahrwerk und auch den Bremsen positiv überrascht, da von schlechterem ausgegangen. Klar setzt sie mal rechts an der Auspuffschelle und links am Ständer auf und auch die Stiefelecken sehen nicht mehr neu aus. Aber ich muß sagen: Mir macht's Spaß und die KTM bleibt fast immer im Stall. Wegen Reparaturen mache ich mir keinen Kopp, im Langstreckentest führt HD mit dem TC96 Motor.
Wenn Du "Feeling" suchst wirst Du neben den neuen Modellen auch noch ein EVO Modell testen müssen. Der Motor lebt noch! Da ist der TC96 doch sehr weichgespült..
Ergo: Grenzen austesten geht auch mit 'ner Harley, auch wenn man nicht überall der Schnellste ist. Und gelassener wird man auch😉
Viel Spaß beim Probefahren.
Gruß
Heihen
@Kai
ich helf dir bei deiner Entscheidung:
leih dir eine Harley aus für ein Wochennde, das wird ja in der Schweiz auch möglich sein.
nimm dir eine aus der Softailreihe, welche ist egal, da das grundmodell ja immer das gleiche ist. (auch eine fatboy ist NUR eine softail)
dann erkundige dich wo an diesem wochenende eine harleyveranstaltung in der schweiz ist und fahr dort hin.
mach eine ausfahrt mit und führe gespräche.
danach steht deine entscheidung fest.... schwör ich dir.
bb-blue
wieso nur die softailsänfte,es gibt ja auch andere schöne harleys 😉
ich denke er will doch eher etwas flotter und sicherer unterwegs sein.
Hallo Chalockai,
kann mich den Vorrednern nur anschließen: Fahr möglichst viel Probe und entscheide dich erst dann!
Vor ca. 2 Jahren stand ich vor der gleichen Frage: Technisch saubere BMW (mit super Bremsen) oder (emotionale) Harley. Nach Fahrten mit R1200, Ducati Monster, Triumph Speedmaster war ich natürlich bei Harley und bin am Open House von Sportster bis Ultra Glide (fast) alles gefahren. Nachdem ich die Road King ausprobiert hatte war ich in das Bike verliebt und bin dann noch das neue Modell (MJ 09) gefahren da sich da technisch nochmal einiges getan hatte.
Letztes Jahr habe ich dann eine Tour in die Dolomiten mit der RK unternommen und bin wirklich viele Pässe gefahren (in Summe ca. 15). Vermisst habe ich dabei eine BMW oder kräftigere Bremsen nie. Im Gegenteil. Man kann wirklich flott mit der RK die Pässe hochjagen, behält dabei aber immer das Gefühl der Kontrolle, was mir persönlich auf der BMW bei 200 auf der Autobahn gefehlt hat. Ist aber nur meine Einschätzung. Überlege dir für welchen Einsatzzweck du das Bike hauptsächlich benutzen magst: Touren (Gepäck??), Feierabendrunde oder heizen.
Übrigens: in Deutschland ist an diesem Samstag wieder Open House bei einigen (allen?) Harley Handlern. Vielleicht ist das in der Schweiz ebenso. Das wäre eine gute Gelegenheit zum testen.
Hoffe dir weitergeholfen zu haben.
Gruß
potato_potato
Sedge: wieso nur die softailsänfte,es gibt ja auch andere schöne harleys
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Die Schönste aller Softails gibts eh nicht mehr.
Nach Ende des Deluxe-Vertriebes in D. ist nun leider auch der der Night Train eingestellt worden, wirklich Schade.
Diese neue Fat Boy Special ist einfach nur zum Weglaufen, hab ich gestern das 1.Mal in natura gesehen - shreklich.
night train,den klassiker haben die aus dem programm genommen?
schon komisch,scheinbar keine verkaufszahlen mehr..................
...unbedingt FAT BOB fahren,komme auch aus der Supersportecke.