Untypische, phasenweise Lenkradvibrationen

Seat Mii Mii

Hallo Leute,
ich habe da ein Problem und hoffe auf ein paar fachkundige Hinweise aus diesem Forum.
Zunächst einmal die zugehörige Geschichte, dann die Fragen.

Also, ich habe mir vor noch nicht ganz zwei Jahren einen neuen Seat Mii, mit Schaltgetriebe (also keine Automatik) gekauft. Dieser Wagen hatte ab Werk ein Problem mit Vibrationen in der Lenkung. Allerdings nicht die typischen, die aus Reifenunwucht oder ähnlichem resultieren, sondern welchen, die nur phasenweise auftreten und dann auch nur ab ca. 100 km/h. Da die Vibrationen nur phasenweise auftreten, habe ich diese zunächst auch gar nicht auf den Wagen sondern eher auf den Straßenbelag zurückgeführt, denn die Vibrationen sind, wenn man auf geraden Autobahnabschnitten fährt, eine Weile (5 bis 15 Minuten) vorhanden werden dann langsam schwächer und sind dann genauso lange komplett verschwunden bis sie wieder langsam zunahmen. Erst als ich bemerkt habe, dass auf Straßenabschnitten, die bei der letzten Fahrt noch „glatt“ waren jetzt Vibrationen auftraten und umgekehrt habe ich das auf den Wagen zurückgeführt.
War dann natürlich damit beim Händler, der zunächst die Reifen ausgewuchtet hat. Danach war das Problem aber unverändert vorhanden. Auch nach dem Wechsel auf Winterreifen war es nicht anders. Dazu kam dann, dass die Lenkung auch beim Bremsen anfing zu vibrieren. Der Händler hat dann Radnaben und Bremsscheiben gewechselt. Die Vibrationen beim Bremsen waren danach weg, aber die phasenweisen Vibrationen beim Fahren ab ca. 100 km/h sind geblieben. Die Werkstatt hat dann noch einmal ausgewuchtet, Spur vermessen, Lenkgestänge vermessen (dabei aber keine Abweichungen außerhalb der Toleranzen gefunden) und mir alle möglichen Geschichten von schlechten Reifen und billigen Fahrgestellen bei den Kleinwagen erzählt. Die Vibrationen sind dadurch aber wieder nicht verschwunden.

Habe dann angefangen, selbst ein wenig herumzuexperimentieren. Habe mal den Luftdruck in den Vorderreifen leicht erhöht (Größenordnung 0,1 bar) und erniedrigt und dann mit leicht unterschiedlichen Luftdrücken links und rechts probiert. Und siehe da, die Vibrationen blieben zwar gleich, aber die Länge der Phasen zwischen Vibration und Ruhe verringerte sich konsistent mit der Größe des Luftdruckunterschiedes zwischen links und rechts. Damit war mir klar, dass die Vibrationen offenbar etwas mit den relativen Stellungen von linkem zu rechtem Reifen zu tun haben. D. h. so etwas wie z. B.: wenn auf beiden Seiten die Ventile gleichzeitig oben sind vibriert es, wenn Ventil auf einer Seite oben und auf der anderen Seite unten ist, sind die Vibrationen weg. Das ist ja noch einleuchtend. Da ich mich „ein bisschen" mit Physik auskenne, habe ich einmal etwas genauer nachgerechnet und die Abrollumfangunterschiede bei den verschiedenen Luftdruckdifferenzen berechnet und das mit der gemessenen Zeitdauer zwischen den Vibrations- und Ruhephasen in Relation gesetzt. Und da war ich doch etwas überrascht, denn dies ergab nicht etwa eine Reifenumdrehung Unterschied von einer Vibrationsphase zur nächsten, sondern ziemlich genau zwei!! D. h. danach sieht es so aus, als ob nicht die relative Stellung der Reifen zueinander ursächlich für die Vibrationen ist, sondern Vibrationen erst wieder nach zwei Umdrehungen Rollunterschied zwischen den Reifen auftauchen. (Im Ventil-Beispiel von oben also nicht „Beide Ventile gleichzeitig oben -> Vibration“, „Ventil links oben, Ventil rechts unten -> Ruhe“, sondern „Beide Ventile oben: Vibration“, eine Reifenundrehung später, wieder beide Ventile gleichzeitig oben: Ruhe, noch eine Reifenumdrehung später, wieder beide Ventile gleichzeitig oben: Vibration).
Für mich ist das eigentlich ein deutlicher Hinweis darauf, dass das Problem nicht an den Reifen liegen kann, sondern an einer Stelle passieren muss, an der die Rollwinkelunterschiede zwischen den Reifen halbiert werden. D. h. wo die vibrationsverursachende Konfiguration erst wieder nach zwei Umdrehungsunterschieden des linken und rechten Reifens auftritt. Und dazu passt meiner Meinung nach am besten das Differentialgetriebe. Mit dieser Information bin ich dann wieder zur Werkstatt, aber die wollten von dem Getriebe nichts wissen und waren weiter davon überzeugt, dass es an den Reifen liegen müsse. Sie haben dann komplett neue Reifen (mit feinerem Profil) besorgt und, wie ich vermute, diese am Wagen ausgewuchtet, denn danach waren die Vibrationen tatsächlich deutlich geringer, wenn auch nicht verschwunden. Beim Wechsel auf die Winterreifen war die Verbesserung dann natürlich wieder dahin. Nun habe ich die „guten“ Sommerreifen wieder drauf (selbst gewechselt - ja mit Drehmoment angezogen und vorher die Kontaktflächen gereinigt) und die Vibrationen sind jetzt auch mit diesen wieder da.

Inzwischen war ich nun mit meinem anderen Wagen in einer anderen Werkstatt (nicht einmal eine VAG-Werkstatt) und habe denen nebenbei das Mii-Problem einmal geschildert. Die meinten daraufhin, dass sie schon zwei VW Up (baugleich zum Mii, wie ihr wohl wisst) mit einem solchen Problem gehabt hätten, bei denen das am Getriebe gelegen hätte.

Daher meine Frage an euch Experten: kann eine solche Symptomatik, wie oben beschrieben, am Getriebe (Differentialgetriebe) liegen, oder ist das völlig abwegig. Die Seat-Werkstatt des Händlers weist alle Möglichkeit, dass so etwas am Getriebe liegen könnte, ab und schiebt das auf die Reifen. Versuchen die dort nur mich hinzuhalten um eine teure Getriebereparatur oder einen -wechsel zu umgehen?

Ja, die anderen Sommerreifen haben zunächst deutliche Besserung gebracht. Aber schon einen Sommer später vibrieren die wieder genauso wie zuvor. (Vermutlich, weil sie diesmal nicht am Wagen ausgewuchtet wurden). Aber eine generelle Unwucht oder Schläge in den Reifen kann es ja eigentlich nicht sein, denn damit kann ich mir nicht erklären, warum die Vibrationen zwischendurch 10 Minuten lang komplett verschwinden, bis sie dann wieder für 10 Minuten auftreten. (Und nach Kurvenfahrten diese 10 Minuten-Phasen entsprechend unterbrochen bzw. verkürzt oder verlängert werden.)

Nebenbei fängt jetzt auch das Vibrieren beim Bremsen wieder an. Das halte ich aber inzwischen für eine Folge des generellen Vibrationsproblems, das sich mit der Zeit offenbar auf die Bremsscheiben „einschleift“.

Wäre dankbar für eure Einschätzung. Ich muss mir nämlich überlegen, was ich dem Händler / der Werkstatt gegenüber unternehme. Die sind offenbar an einer nachhaltigen Lösung des Problems nicht interessiert - wenn schon eine Nicht-VAG-Werkstatt zwei solche Fälle hatte, bei denen es am Getriebe lag, wundert es mich irgendwie, dass diese Seat-Werkstatt von solchen Fällen angeblich nichts weiß und alles vehement auf die Reifen schieben will. Einen Seat-Werksexperten haben sie angeblich auch schon zu Rate gezogen. Der hatte dann den Wechsel auf eine andere Reifenmarke vorgeschlagen. Mindestens der hätte aber ja wohl wissen müssen, dass so etwas auch am Getriebe liegen kann.

2 Antworten

Hallo,

eigentlich schaue ich nur wegen der Baugleichheit des Arosa mit dem Lupo gelegentlich in dieses Forum.

Mich wundert, dass in deinem langen Beitrag nicht einmal das Wort Gelenk- bzw. Antriebswellen vorkommt, denn die hängen ja gleich am Ausgleichsgetriebe.

Allein darin wird die Ursache wahrscheinlich auch nicht liegen, aber in diesem Fall kommen evtl. unglücklicherweise noch weitere Dinge hinzu. Deshalb sollte man m. E. auch andere Komponenten der Vorderachse nicht ganz außer Acht lassen. Hier scheinen sich verschiedene, für sich allein gesehene Toleranzen in unbestimmten Abständen zu addieren. Den folgende Beitrag aus dem Fahrzeugtechnik Forum fand ich ganz interessant:

http://www.motor-talk.de/.../...ad-reifen-sind-gewuchtet-t4722533.html

und darin besonders den Post vom Benutzer flatfour:

Zitat:

@flatfour schrieb am 19. Oktober 2013 um 19:10:17 Uhr:


Das ist keine Unwuchtsache.
Die entscheidenen Sätze hierzu waren: nur in bestimmten Geschw.-bereichen, bei Fahrbahnunterschieden(mehr o.weniger spürbar) und bei Kurvenfahrten (ist es weg).
Radlagerspiel, Stoßdämpfer, Lenkungsdämpfer (wenn vorhanden) und generell Fahrwerksbuchsen. Der mögliche verstellte Nachlauf/Vorlauf könnte es auch sein, aber den kann man bei den wenigsten Fahrzeug einstellen. Der ist meist konstruktiv vorgegeben und festliegend. Außer nach einem Frontal-Unfall - da gehts bei einigen nach der Rep. auch plötzlich los.
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Die Ursache liegt prinzipiell im Aufschaukeln bei bestimmten Resonanz- Frequenzen der Fahrzeugachse mit dem Rad, wenn die Teile etwas Spiel haben. Davor und danach ist es weg.
Manche Vorderachsgeometrien packen das, andere nicht.
Ich will es jetzt nicht postulieren, aber manche Fahrwerke sind neu noch erträglich, aber so empfindlich, das sie nach wenigen 1000km schon das Problem was du schilderst, haben. Wenn das bei dir so sei, da kann man nur konstruktiv etwas machen. Du nicht. Die Werkstatt nicht. Manchmal gibt sich das mit anderen Reifenprofilen,-härten wo die Resonanzfrequenz erst über 200km/h oder unter 50km/h liegt.

Solange der Händler/die Werkstatt noch mitspielt, bleibt m. E. eigentlich nur der schrittweise Tausch weiterer Teile, wie sie im oben zitierten Beitrag aufgeführt wurden. Wenn nicht, wird es wohl ein Fall für die Juristen. Manchmal hat auch schon eine Veröffentlichung in einem der diversen TV-Medien Abhilfe geschaffen, denn nichts scheuen die Hersteller so, wie das öffentliche Verbreiten von derartigen Fehlern - Beispiele gibt's ja genug.

MfG

Zitat:

@Talker1111 schrieb am 12. Juli 2016 um 11:13:55 Uhr:


Mich wundert, dass in deinem langen Beitrag nicht einmal das Wort Gelenk- bzw. Antriebswellen vorkommt, denn die hängen ja gleich am Ausgleichsgetriebe.
Allein darin wird die Ursache wahrscheinlich auch nicht liegen, aber in diesem Fall kommen evtl. unglücklicherweise noch weitere Dinge hinzu. Deshalb sollte man m. E. auch andere Komponenten der Vorderachse nicht ganz außer Acht lassen. Hier scheinen sich verschiedene, für sich allein gesehene Toleranzen in unbestimmten Abständen zu addieren. Den folgende Beitrag aus dem Fahrzeugtechnik Forum fand ich ganz interessant:
http://www.motor-talk.de/.../...ad-reifen-sind-gewuchtet-t4722533.html
und darin besonders den Post vom Benutzer flatfour:

Danke für die Antwort und den Hinweis auf den anderen Thread. Das scheint mir aber zu meinem Fall nicht zu passen, denn Kurvenfahrten und der Untergrund haben bei mir keinen Einfluss. (Kurven nur insofern, dass der Rollwinkelunterschied zwischen den Reifen dadurch variiert. D. h. manchmal ist die Vibration nach einer Kurve weg oder nachher vorhanden, aber durch die Kurvenfahrt selbst (Durck auf eines der Räder) scheint sich die Vibration nicht zu ändern. Auch verschwindet die Vibration nicht bei höheren Geschwindigkeiten. (Ok, 200 bin ich mit dem Mii noch nicht gefahren. :-))

Ja, Gelenke und Antriebswellen wurden auch auf Toleranzen vermessen und geprüft, aber nichts gefunden. Die Teile passen aber auch nicht in das Bild, dass die Vibrationen erst nach zwei vollen Radumdrehungen Rolldifferenz wieder auftreten. Wenn das an Reifen oder direkt mit diesen verbundenen Antriebsteilen liegen würde, müssten die Vibrationen eigentlich immer wieder auftreten, wenn die Konstellation dieser Teile zueinander wieder gleich ist, also nach einer Radumdrehung Phasendifferenz zwischen den Rädern.

Aber klar, es kann natürlich schon an einer ungünstigen Konstellation von verschiedenen Toleranzfehlern liegen. Aber vermute ja eher ein Problem im Getriebe, wegen des absolut zuverlässigen Auftretens der Vibrationen nach jeweils zwei Radumdrehungen Rollunterschied zwischen links und rechts.

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