Unser 211er macht sich..nen Richtig netter Dauertest
Dauertest
Die Sänfte
55 500 Kilometer mit dem Mercedes E 220 CDI. Ausgewogen und
komfortabel - die Mittelklasse zeigte viel Stärke mit leichten Schwächen.
Die Langstrecke ist sein Revier. Unser E 220 CDI-Dauertestwagen war quer durch Europa im Einsatz. Bei Fahrten von der Ostsee bis ans Mittelmeer, nach Frankreich, Spanien, Italien und Österreich stellte er seine Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis.
Das sanfte Gleiten ist seine Welt. Wer mit der im Frühjahr 2003 eingeführten E-Klasse auf die Strecke geht, dem wird eindrucksvoll vorgeführt, wie sich wohl vor ein paar hundert Jahren Edelmänner fühlten, wenn sie von einem Ort zum anderen getragen wurden. Kein Windhauch, keine Nebengeräusche störten, nur das leichte Auftreten der lederbeschuhten Träger war zu hören.
So oder ähnlich muss sich einer unserer Testfahrer auf seiner Langstreckentour durch Frankreich gefühlt haben. Über die Schweiz, durch die gebirgige Strecke der legendären Route Napoleon führte die erste Etappe zur Verdonschlucht in Südfrankreich. Ein Härtetest für Motor, Fahrwerk, Bremsen und Getriebe. Überzeugende Arbeit lieferte auf dieser Berg- und Talstrecke die zwischenzeitlich in die Kritik geratene elektronische SBC-Bremse ab: Sie ist höchst feinfühlig zu bedienen, packt aber bei heftigem Druck auf das Bremspedal kraftvoll zu, sodass selbst erprobte Beifahrer mit einem unfreiwilligen und heftigen Kopfnicken reagieren. Der kräftige Biss der Bremse ist auch nach mehrfachem und heftigem Zutreten noch vorhanden, das so genannte Fading – ein Nachlassen oder Weicherwerden war nicht zu spüren.
In die Kritik war der Bremsverzögerer geraten, da sich beim Ausfall der elektronischen SBC-Bremskontrolle (Sensotronic Brake Control) die Bremswege unverhältnismäßig verlängerten. Aus Tempo 100 von knapp 39 Metern auf etwa 78 Meter, sich also verdoppelten, so Messungen von AUTO BILD. Grund war das plötzliche Abschalten der SBC wegen "unvorhergesehener Signale".
Der weltweite Rückruf von DaimlerChrysler für die E- und SL-Reihe traf auch unseren Testwagen Mitte Februar, obwohl bis zur Laufleistung von dato 39 000 Kilometern dieses Malheur nicht aufgetreten war. Bei dem außerplanmäßigen Werkstattaufenthalt im Werk Sindelfingen wurde eine neue Software installiert, die auch weitere kleine Elektronik-Macken endgültig eliminierte: beispielsweise den Ausfall von Klimaautomatik und Parktronic, der bei unseren Testwagen bei Kilometer 25 348 auftrat.
Nicht einstimmen können wir hingegen in die Klagen vieler E-Klasse-Fahrer über Elektronikprobleme wie den plötzlichen Ausfall des Navigationssystems oder der Telefonanlage, auch ein abrupter Motorstillstand blieb uns während der gesamten 55 555 Dauertestkilometer erspart. Spielte schon das luftgefederte Fahrwerk auf den kurvigen Strecken der Seealpen mit dem exzellenten Handling und der bei einer Limousine dieser Größenordnung unvermuteten, fast spielerischen Leichtigkeit eine überragende Rolle, so war die E-Klasse auf den Autobahnen vom Mittelmeer an den Atlantik so richtig in ihrem Element. Bislang war Komfort bei allen Vorgängern groß geschrieben, auch jetzt hat dieses Entwicklungsziel nichts von seiner Gültigkeit verloren. Außer dem sanft brummenden Vierzylinder stören jenseits der 200-km/h-Marke keinerlei Windgeräusche den ungetrübten Musikgenuss aus der Stereoanlage. Höchster Komfort also, getragen von einem exzellenten Fahrwerk mit vorbildlichen Federungs- und Dämpfungseigenschaften, leisem Abrollgeräusch und einer feinen Lenkung, die direkten Kontakt zur Straße vermittelt.
Dies wurde auch während des Winters deutlich, der uns auf Fahrten durch die Schweizer, österreichischen und Südtiroler Alpenregionen führte: mit serienmäßigem ABS, ESP und neuen Michelin Alpin-Winterreifen machten Fahrten über schneebedeckte Pässe richtig Spaß. Der von manchen geschmähte Heckantriebler war Star der Redaktion – ein Kollege ließ sich gar zum Superlativ "sensationell auf Schnee und Eis" hinreißen.
Zum entspannten Fahren auf der Langstrecke trug auch der erstmals in der E-Klasse eingebaute Multikontursitz (655 Euro) bei. Er ist mit mehreren Luftkammern ausgestattet, die sich je nach Fahrsituation automatisch füllen oder leeren und dem Fahrer auch in extremer Kurvenfahrt optimalen Seitenhalt geben. Hoch gelobt von unseren Testfahrern wurde auch die Distronic, die Kombination aus Tempomat und Abstandsradar, die speziell auf langen Entfernungen Entspannung am Steuer verspricht. Einfach Geschwindigkeit vorwählen und den Fuß vom Gaspedal nehmen, alles andere regelt die Automatik. Zugegeben: Die ersten Kilometer sind gewöhnungsbedürftig, wenn der Computer den Sicherheitsabstand zum Vorausfahrenden bestimmt und das Beschleunigen sowie das Abbremsen bis fast zum Stillstand übernimmt. Aber nach dieser Gewöhnungsphase, in der in manchen Momenten das Herz bis zum Halse schlägt, war die Distronic gerade auf unseren Touren quer durch Europa ein äußerst angenehmes Komfortelement. Allerdings, bei Mercedes hat alles seinen Preis: mit knapp 1798 Euro muss diese Annehmlichkeit samt dem damit verbundenen Sicherheits-Plus teuer erkauft werden.
Sparen lässt sich jedoch mit dem feinen Dieselmotor. Der erstmalig mit zwei Ausgleichswellen am Kurbeltrieb ausgestattete Vierzylinder erreicht ein erstaunlich hohes Niveau an Geräusch und Schwingungskomfort. Ein hochmodernes Hochdruck-Einspritzsystem, Turboaufladung mit variabler Turbinengeometrie und Ladeluftkühlung sorgen für weichen, gar sanften Lauf und in Verbindung mit dem ruckfreien Fünfgang-Automatikgetriebe für einen wunderbaren Durchzug auch aus niedrigen Drehzahlen um die 1500 Motorumdrehungen.
150 PS und satte 340 Nm bringt der 220er auf die Kurbelwelle und im Bereich der Wohlfühl-Drehzahlen zwischen 2500 und 3500 U/min lässt sich damit höchst Sprit schonend fahren. Auf unserer Frankreich-Testfahrt mit insgesamt 3500 Kilometern, die weiter von Aix en Provence über Toulouse, Bordeaux nach Arcachon, La Rochelle und Honfleur über Paris zurück nach Stuttgart führte, tröpfelten gerade mal 7,3 Liter pro hundert Kilometer durch die Einspritzdüsen. Höchstleistung und geradezu schwäbisch knauserig waren 6,8 Liter, die im Mittel pro 100 Kilometer auf einer 2000 Kilometer langen Ostseetour nachgefüllt werden mussten. Wahrlich kein schlechter Wert für eine über 1,5 Tonnen schwere Limousine, die damit mit Reichweiten von an die 1000 Kilometer aufwarten kann – allerdings mit dem optionalen Kraftstofftank mit 80 Litern (110 Euro). Doch gut Ding hat bekanntlich seinen Preis: über 40 000 Euro sind für den E 220 CDI in der gut ausgestatteten Elegance-Version zu berappen. Die Liste der Zusatzausstattungen für komfortverwöhnte Zeitgenossen ist lang und attraktiv – doch wer in einer mit Samt beschlagenen Sänfte auf Reisen gehen will, muss zwangsläufig ein paar Taler mehr locker machen.
16 Antworten
Zitat:
Original geschrieben von Mercer-Richie
Was machst du denn, wenn dich mal einer überholt?
Ich grüße den Kollegen freundlich und bin mir sicher, dass ich das sparsamere Fahrzeug fahre.
Gruß JoHoHa
und es geht wieder voran....
Die E-Klasse hat wieder einen Marktanteil von 31,3% erorbert und liegt mit 5425 verkauften Autos vor:
Audi A6 mit 4938
BMW5 mit 4332
Keine Atempause...
😛 Rudolf
Quelle KBA