Trucker ab in‘s Hotel?
Endlich nimmt sich das EU-Parlament der Problematik mit der 45h Wochenruhezeit im LKW an.
Dies wirft jedoch bei mir einige Fragen auf.
Ist von der geplanten Neuregelung (?) nur die mindestens 45 h Pause betroffen oder auch die verkürzte Wochenruhezeit von 24-45 h?
Ich verstehe es so, dass eine verkürzte Wochenruhezeit auch weiterhin im LKW verbracht werden darf.
Wer bescheinigt mir, dass ich nicht im LKW geschlafen habe, sollte ich doch mal außerhalb meines Standortes Pause gemacht haben? z.B. bei Verwandten oder bei einer guten Freundin?
Kann ich im LKW die Wochenruhezeit verbringen wenn ich die Pause von 45 h vorher durch eine Aktivität unterbreche? z.B. Samstags mal für 30 min auf Arbeitszeit stellen oder am Montag früh die neue Woche nach 44h und 59 min beginnen.
Wieso muss die Fahrpersonalverordnung überhaupt neu geregelt werden? Das Verbot 45 h Wochenruhezeit im LKW zu verbringen gilt doch schon länger nur hat es bisher kaum jemanden interessiert also bis auf einen Belgischen Polizisten.
Persönlich bin ich zum Thema gespaltener Meinung. Das Fahrer gezwungen sind wochenlang im LKW zu leben finde ich unzumutbar. Sieht man jedoch die Verdienstmöglichkeiten vieler Fahrer aus Osteuropa an, können diese ein mehrfach höheres Einkommen erzielen als bei einer Arbeit in ihrem Heimatland. Diese Fahrer haben sich diese Bedingungen extra ausgesucht um ein richtig gutes Einkommen erzielen zu können.
Na lassen wir uns mal überraschen, welche Schlupflöcher sich in Zukunft auftun werden?
Ich wünsche allen Kollegen allzeit gute Fahrt!
Andere Meinungen zum Thema würden mich sehr interessieren.
Beste Antwort im Thema
Das Problem ist einfach, egal wie die ausländischen Fahrer bezahlt werden und egal welches Kennzeichen an dem LKW dran pappt den sie fahren, dass in einer Marktwirtschaft der Preis im nach dem Schema Angebot & Nachfrage gebildet wird.
Bei einer festen Nachfrage X ist der Preis für das Gut umso niedriger, deso mehr davon angeboten wird. Und je kleiner das Angebot ist, desto höher ist der Preis.
Verglichen mit dem Lohnniveau von z.B. früher... hört man ja immer wieder von älteren Fahrern, ja früher, da war weniger Streß und man hat richtig Geld verdient. Oder wenn man den Vergleich zu anderen Berufen macht... z.B. einfach mal mit einem Baumaschinenführer (Baggerfahrer oder Kranfahrer) der nach dem Tarif Bauhauptgewerbe unterliegt, dann ist das Lohnniveau der Kraftfahrer unterirdisch.
Das kann gemäß Schema Angebot & Nachfrage nur daran liegen, dass entweder die Nachfrage nachgelassen hat... nö, kann nicht sein... im Gegenteil, die Wirtschaft wächst und die Transporte werden immer mehr.
Also kann es nur am Angebot liegen... es wird auf dem Markt zu viel Frachtraum angeboten, bzw. es gibt zu viele Fahrer... so dass sich aus Angebot und Nachfrage ein zu niedriger Preis für die Arbeitskraft "Fahrer" bildet.
Ergo ist es nötig, um für das Gut Arbeitskraft "Fahrer" einen zum gesamten Lohnniveau in D vernünftigen Preis zu erzielen das Gut zu verknappen. Das geschieht einerseits dadurch, dass durch die niedrigen Löhne & schlechten Arbeitsbedingungen viele Berufseinsteiger den Beruf nicht ergreifen, Fahrer aus diesem Grund in andere Branchen & Berufe abwandern.
Und ein weiteres Mittel kann sein bzw. muß sein um die Bedingungen zu verbessern durch staatliche Eingriffe endlich gegen Wettbewerbsverzerrungen, wie z.B. ausländische Fahrer, die auf den LKWs zu Dumpinglöhnen hausen vorzugehen.
Was ich absolut nicht verstehe sind außerdem immer wieder Situationen, wo sich innländische Fahrer dazu hinreißen lassen für diese ausländischen Fahrer, die hier in D durch das Anbieten ihrer Arbeitskraft die Löhne kaputt machen Partei ergreifen, oder auch noch freundlich helfen.
Ich hab z.B. des öfteren ausländische Fahrer erlebt, die mit irgendwelchen Tankautomaten, Mautterminals, etc. nicht klar gekommen sind... da gabs immer inländische Fahrer, die gleich Hilfestellung gegeben haben. Ich frage mich warum... laßt diese Leute doch machen, sollen diese LKWs doch ruhig 1-2 Stunden rumstehen bis se den ersten Tropfen Diesel in die Tanks bekommen oder sollen se doch Mist bauen um hinterher z.B. vom BAG abgestraft zu werden, weil se die falsche Route gebucht haben.
Oder diese Volldeppen hier (klick), statt gegen die Verursacher des Problems vorzugehen, spannt man noch die Willkommens-Plakate für die Niedriglöhner auf und füttert se auf den Rastplätzen durch.
40 Antworten
...mir persönlich kanns inzwischen eigentlich egal sein bzw. eigentlich müßte ich genau das Gegenteil vertreten... je niedriger die Frachtpreise, desto besser für mich bzw. die Firma für die ich arbeite.
Und je mehr Fahrer mit Bewerbungen unterm Arm vor meiner Tür stehen, desto mehr kann ich unseren eigenen (im Vergleich wirklich hoch mit Stundenlöhnen bezahlten) Fahrern "in den Arsch treten".
Trotzdem denke ich, gebietet es der Anstand, der Charakter wenn man wie ich die Bedingungen der Fahrer gesehen hat, damit nicht einverstanden zu sein und alles zu unterstützen, was die Situation verbessert.
Und nach Möglichkeit auch selbst was zu tun z.B. versuche ich Speditionsaufträge immer möglichst direkt zu vergeben, also an Speditionen die die Ladungen auch selbst fahren und nicht über Frachtenbörsen an den Billigsten verkloppen um als Schmarotzer die Differenz einzustreichen.
Wenn ich bedenke, heute verdiene ich ungefähr das 2,5-fache als vor ein paar Jahren als Fahrer, dazu gibts Weihnachtsgeld und weitere Zugaben. Mach mir die Finger nur noch freiwillig dreckig, wenn ich mal bei den Leuten in der Werkstatt, im Lager, den Kranmonteuren als Chef mal mit hinlange oder aus Spaß & zur Abwechlung zum Bürojob mal eben ne Kranfernbedienung in die Hand nehme, auf nen Bagger, ne Baumschine oder nen Gabelstapler steige und in LKW Kabinen klettere ich nur noch um die Tachographen auszulesen oder mit "out of scope" das Teil aufm Hof umzuparken, wenn mal wieder ein Zug im Weg steht.
Die Branche sieht das scheinbar etwas anders...
https://www.n-tv.de/.../...klagen-Nachwuchsmangel-article20762365.html
Zitat:
@Drahkke schrieb am 9. Dezember 2018 um 12:46:25 Uhr:
Die Branche sieht das scheinbar etwas anders...https://www.n-tv.de/.../...klagen-Nachwuchsmangel-article20762365.html
Wenn die Löhne attraktiver wären gäbe nicht so einen großen Fahrermangel.
Davon sagt der Besitzer von Dachser natürlich nichts.
...du hast es richtig kommentiert, die Leute anständig bezahlen und für menschenwürdige Arbeitsbedingungen sorgen, dann gibts auch Fahrer.
Es gibt keinen Fahrermangel, nur einen Mangel an Idioten, die für 1500,- EUR brutto fahren, wie es die Sklaventreiber unter den Herrn Spediteuren gerne hätten.
Bei mir in der Firma hab ich immer wieder Anfragen von Fahrern, die ich ablehnen muß... Anzeigen schalten wir schon garnicht, weil wir eher zuviel Fahrer haben.
Aber bei uns wird auch nach Tarifvertrag Bauhauptgewerbe Stundenlohn bezahlt, das bei typischen Bau-Arbeitszeiten -z.B. Freitag Mittach is Wochenende- und tägliche Heimkehr ist bis auf Ausnahmen fast obligatorisch... einzig die beiden Fahrer die von Montag früh bis meist Donnerstag Abend in unserer Münchener Niederlassung sind um unsere Baustellen im Münchener Raum zu bedienen. Aber da wechseln wir immer auch nach den Wünschen der Fahrer möglichst ein wenig durch, damit nicht einer ständig unten sein muß... und während der Zeit vom Oktoberfest oder der Bauma, etc. hab ich oft sogar einen Überschuß an Fahrern die runter wollen... genau wie nächste Woche, weil da scheints in der NL ne fetzen Weihnachtsparty zu geben.
PS: ...wenn Herr Bernhard Simon bzw. die Spedition Dachser bei der Ausgestaltung von entsprechenden Stellenanzeigen, Stellenbeschreibungen oder Arbeitsverträgen Hilfe benötigt kann ich gerne mit Tipps behilflich sein, was man da reinschreiben & bieten muß, damit die Fahrer vor der Bude Schlange stehen um eingestellt zu werden. 😉
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Wo soll der Nachwuchs auch herkommen?
Der Bund fällt durch Wegfall der Wehrpflicht heraus, die bilden zwar noch fleissig aus, aber eben nur die Berufssoldaten.
Das Arbeitsamt ... Schickt die meisten CE-FS in Rennen. Nur sind das eben unfreiwillige Fahrer, einstellen würd ich davon keinen wollen.
Privat bezahlen ist so ein Ding. Mein CE mit beschleunigter Grundqualifikation hat Schlappe 5.000€ gekostet. Das bezahlt privat keiner um zu fahren. Die meisten Arbeitgeber tun sich schwer damit, da vorher nicht wirklich absehbar ist, ob aus dem gesponserten Mitarbeiter ein guter Fahrer wird, er den FS schafft und zu welchen Kosten.
Komischerweise bekommt es ausgerechnet die Speditionsbranche nicht auf die Reihe ihre Leute auszubilden und ist immer nur am Rumheulen nach den Führerscheinen, die bei der Bundeswehr vom Staat verschenkt und damit eine komplette Branche indirekt unberechtigterweise subventioniert wurde.
Sollen die Speditionen gefälligst Geld in die Hand nehmen, attraktive Bedingungen bieten und ihre Leute selbst ausbilden... wie jede andere Branche auch.
Oder wie wärs, wenn der Staat einfach mal zu Abwechslung die Ausbildungen, welche die Betriebe anderer Branchen einiges kostet im großen Stil übernehmen würde... Bäcker, Metzger, Köche, Kaufleute, Fachangestellte, Fachverkäufer, Mechaniker, Elektriker, Friseure, Installateure, Gärtner, Gartenbauer, Landwirte, Maler, Spengler, Maurer, Betonbauer, Straßenbauer, Kanalbauer, Zimmerleute, Dachdecker, Instrumentenbauer,... und viele viele viele mehr
...und ob eine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen wird oder der Lehrling als zukünftiger Geselle im Betrieb bleibt das hat man auch in einer anderen Branche nicht in der Hand bzw. dass die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen wird kann man 1. über die gebotenen Bedingungen und die dadurch höhere Qualität der zukünftigen Lehrlinge und 2. durch eine gute Ausbildung beeinflussen.
Wenn der Lehrling natürlich nur als billiger Hilfsarbeiter gesehen wird, dann sind die Vorraussetzung für einen erfolgreichen Abschluß eben eher schlecht... dann stehen die Chancen gut, dass der Fahrer-Lehrling auch mal das Handtuch wirft und sich ne Branche oder einen Betrieb sucht, die weiß, wie man mit Mitarbeitern umzugehen hat damit die dauerhaft hält.
Dieses ganze rumtricksen, ausländische Fahrer einstellen, Autos im Ausland anmelden, Filialen ins Ausland aussondern... Das wird denen alsbald noch mächtig auf die Füße fallen.
Genau wie der Autoindustrie mit dem verschieben der Arbeitskraft ins Ausland.
Wer soll hier im Land noch Steuern zahlen, wenn kaum noch einer nen anständigen Job hat? Alles von a-x zu kurz gedacht, gier frisst Hirn!
Zitat:
@Bamako schrieb am 9. Dezember 2018 um 14:22:29 Uhr:
Die meisten Arbeitgeber tun sich schwer damit, da vorher nicht wirklich absehbar ist, ob aus dem gesponserten Mitarbeiter ein guter Fahrer wird, er den FS schafft und zu welchen Kosten.
Das liegt wohl hauptsächlich daran, daß die überwiegende Zahl der Unternehmen in der Branche inzwischen von Geschäftsführern geleitet wird und nicht mehr von Unternehmern.
Zitat:
@Daemonarch schrieb am 9. Dezember 2018 um 14:38:54 Uhr:
Dieses ganze rumtricksen, ausländische Fahrer einstellen, Autos im Ausland anmelden, Filialen ins Ausland aussondern... Das wird denen alsbald noch mächtig auf die Füße fallen.Genau wie der Autoindustrie mit dem verschieben der Arbeitskraft ins Ausland.
Wer soll hier im Land noch Steuern zahlen, wenn kaum noch einer nen anständigen Job hat? Alles von a-x zu kurz gedacht, gier frisst Hirn!
Wer ist denn „denen“ und was wird „denen“ auf die Füße fallen?
Sowohl den Speditionen, und auch der Politik, die das fördert, und die trotzdem Steuereinnahmen wollen...
Gestern erst wieder erleben dürfen, alle Raststätten an den Autobahnen im Raum Frankfurt komplett voll mit Lkw. Man stelle sich mal vor, diese Fahrer müssen alle zum Hotel? 🙄