ForumBMW
  1. Startseite
  2. Forum
  3. Auto
  4. BMW
  5. Test 335d Coupe. Fahrbericht. Praxistest.

Test 335d Coupe. Fahrbericht. Praxistest.

Themenstarteram 23. Juli 2008 um 8:14

Südtirol. Juni 2008. Das wohlproportionierte dicke Lederlenkrad mit der angenehm seidigen Oberfläche und den verchromten Schaltwippen meines 335d Coupe liegt gut in den Händen. Wir rollen im Schritttempo durch kleine Orte an den Berghängen in der Nähe von Bozen. Kleine Gassen, eng zusammenstehende Häuser. Die Vormittagssonne scheint aus einem weiß-blauen Himmel auf alte wunderschöne Kirchen, Häuser und Gärten. Der Motor rauscht und brummelt fast unhörbar mit einem wohligen Klang. Die angenehm geformten Ledersitze übertragen keine Vibrationen. Die Lordosenstütze tut meinem Rücken gut, die Sitzfläche ist tief und flach, wirkt optisch lang. Eine wirklich angenehme Sitzposition, auch für einen Mann mit Konfektionsgröße 102 oder Jeanslänge 36. Freundliche Gesichter einheimischer Passanten blinzeln in die Sonne. Sie blicken wohlwollend und anerkennend auf dieses attraktive, respektvoll langsam durch ihren Ort rollende, wunderschön geformte, graphitfarbene Coupe mit den fast perfekten Proportionen. Abbremsen, fast Stillstand. Die Querrille wird brutal über die 19 Zoll Bereifung an die Insassen weitergeleitet. Ein krasser Unterschied, diese harten Schläge gegenüber dem Gefühl des Gleitens auf deutschen Autobahnen. In diesen Momenten wandert mein Blick, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, von den Schönheiten des Dorfes auf das Armaturenbrett in Anthrazit, fast schwarz. Das Lenkrad mit seinen verchromten metallenen Schaltwippen sieht ästhetisch aus. Einfach geil. Rundinstrumente. Das Informationsdisplay in der Mitte des Armaturenbrettes passt gut zum Gesamteindruck, ebenso wie die, durch die Luft-Auslässe unterbrochenen, gebürsteten Aluminiumleisten. Die Anzeige für den Durchschnittsverbrauch zeigt 6,3 Liter. Die letzten 1000 km sind wir gemächlich gefahren. Sommerurlaub!

Ortsausgang: Die Straße führt leicht geschwungen in den Berg. Fast eine Gerade. Alles ist frei. Ich trete das Gaspedal durch. Kick down. Die Wandlerautomatik überträgt die 580 Nm mit brachialer Gewalt auf die 255-er Reifen der Antriebsachse. Kein Schlupf. Einwandfreie Traktion. Unglaublicher Schub. Das Fahrzeug spurtet durch. Und kaum zu glauben: dieser Sound, diese Vibration. Ein Diesel-Triebwerk. Der Sound reicht von einem leisen, fast unhörbaren angenehmen Rauschen und Brummen über das typisch klopfende Grollen und Brüllen eines Sechszylinders bis zum heiseren Röcheln. Einzig und allein im Stand bei geöffneten Scheiben kann man hören, dass es sich um einen Diesel handelt. Und das ausschließlich im vorderen Bereich. Es ist ein gediegen eleganter Sound, der aus den beiden 8 cm dicken Aufpuffrohren kommt. Gratulation an die Sounddesigner. Wirklich geil. Die Straße führt steil bergauf, der enorme Schub hält an. Der Wagen ist im Nu bei 130 (für die Beschleunigung von 0 bis 100 km/h liegt die Werksangabe bei 6,1 Sekunden, nicht schlecht für 1,6 Tonnen). Die erste Rechtskurve kommt auf mich zu. Die Dame neben mir zetert, was das Zeug hält. Fahr nicht so schnell, ich habe Angst, das ist doch viel zu gefährlich. Auch wenn ich mein Verhalten ansonsten den Gefühlen der Dame meines Herzens anpasse, so lasse ich mir jetzt den Spaß nicht verderben und sie weiter zetern. Die Bremsen verzögern enorm. Der Blick in den Rückspiegel zeigt das silberne 911 Carrera Cabrio eines befreundeten Paares näher kommen. Das grinsende, braun gebrannte Gesicht des Fahrers zeigt Überraschung. Wir zirkeln im Duett um die Haarnadelkurve. Nur wenige Meter, dann kommt eine Linkskurve. Da ist ein Fiat vor mir. Ich folge ihm mit mäßiger Geschwindigkeit. Die Steigung der Straße hört auf. Die Automatik lässt den Motor mit zu hoher Drehzahl laufen. Hat man vergessen einen Neigungssensor einzubauen? Macht nichts. Mit der flachen Hand schlage ich den Wahlhebel der Automatik in meine Richtung. Schaltmodus. Die Finger meiner rechten Hand tippen die Schaltwippe an. Die Motordrehzahl stimmt wieder. Die Straße schlängelt sich unübersichtlich durch den Wald. Der Fiat ist noch vor mir. Der Porsche im Rückspiegel tänzelt von rechts nach links. Jetzt. Ich kann einige Meter der Straße einsehen. Der Daumen meiner rechten Hand drückt die Schaltwippe. Mein rechter Fuß tritt das Pedal durch. Der Motor knurrt, brüllt. Wir knallen augenblicklich mit unerhörtem Schub und einem aggressiven Röcheln in den Ohren an dem Fiat vorbei. Die Motordrehzahl nähert sich dem roten Bereich. Bei knapp 4800 Upm schaltet das Getriebe selbstständig in den dritten Gang. Wahnsinn. Die nächste Kurve. Im Rückspiegel ist kein Fahrzeug zu sehen. Ich reduziere die Geschwindigkeit. Nach einigen Kurven ist der 911-er wieder da. Weiter geht’s. Haarnadelkurve. Zweiter Gang, erster Gang. Dann Vollgas. Eine lange Gerade, der Porsche kommt nicht mit. Der Anzug des BMWs ist gigantisch. Beim Anbremsen vor der nächsten Kurve hat er mich wieder. Dann wieder beschleunigen. Der Porsche im Rückspiegel wird kleiner. Warnschilder. Wir kennen sie schon. Gerade heute ist unsere Straße bis 12.00 Uhr wegen des Baus von Lawinenanlagen gesperrt. Wir nähern uns dem Stauende. Eine wunderschöne Landschaft. Anhalten. Nach etwa einer halben Stunde Speed, steht die Verbrauchsanzeige bei 6,9 Litern. Der Motor ist kaum zu hören. Ich drücke den Start/Stopp-Knopf am Armaturenbrett. Abziehen muss ich den Schlüssel nicht, denn er steckt wie immer in meiner Hosentasche. Wir steigen aus. Ich recke mich. Dieter, mein Freund aus dem Porsche, kommt mit zerknirschter Miene auf mich zu. „Hey Alter, der geht ja ganz schön ab. Beim Beschleunigen kann ich Dich nicht kriegen.“ Dann zeigt er mir noch, welche Hitze ein Porsche bei solchen Bergfahrten entwickeln kann. Ein Schweizer Motorradfahrer kommt auf mich zu. „Schönes Auto. Was hat er denn für einen Motor?“ Ich zeige aufs Heck. Er blickt auf die beiden Auspuffrohre und nickt. Er ist an meinem 335d Coupe sichtlich interessiert und beeindruckt. Und dann erzählt er mir noch von seinem getunten 2,7 Liter A5 zu Hause. Behält aber meinen BMW im Blick und ist voller Lob für das 3-er Coupe.

Bislang hatte ich noch kein Fahrzeug, das eine größere allgemeine Zustimmung erhielt, egal ob von Verwandten, Bekannten oder Fremden, wie den zuvor erwähnten Schweizer, Bikern mit schicken Motorrädern, die auf der Autobahn den Daumen heben und auch Menschen, die sich sonst gar nichts aus Autos machen.

Bestellt hatte ich das Coupe im Dezember 2007. Geliefert wurde es Mitte März 2008. Bis heute, wir haben jetzt Mitte Juli 2008, habe ich 20.000 km damit zurückgelegt. Ebenso wie das Fahrzeug Freude am Fahren macht, ist das Informationssystem ärgerlich. Das ist, so wie ich finde, eine Inkompetenzerklärung des Herstellers, die er, wie ich erfahren habe auch nicht zurückzunehmen gedenkt. Hierzu werde ich am Ende des Berichts konkreter Stellung nehmen.

Zu meiner Person. Ich bin männlich, Anfang 50, Facharbeiter, Dipl.-Ing. für elektrische Energietechnik und erfolgreicher Führungskräftetrainer und Coach. Ich bin kein Fan irgendeiner Automarke, sondern ein seit Kindesbeinen an Autos interessierter Mensch, der sich beim Kauf an dem zu seiner Lebensphase passendem Spaß- und Nutzwert orientiert. Ein Merkmal der vergangenen zwei Jahrzehnte ist, dass es für mich kein wirkliches Traumauto gab und es auch heute noch nicht gibt.

Vergangenes Jahr fuhr ich noch einen BMW Mini. Ein getunter S Type Cooper mit 220 PS und 250 Nm. Das Fahren verursachte stets ein breites Grinsen auf meinem Gesicht. Mit zwei Ausnahmen: Der Verbrauch bei Vmax lag bei etwa 37 L/100km und der Motorplatzer bei 70000 Km. Da ich in der Vergangenheit viel Langstrecke mit hoher Geschwindigkeit gefahren bin und ich den Verbrauch des Minis, der übrigens auf Kurzstrecken und gut gefüllter Autobahn, wie man sie um Köln herum und im Ruhrgebiet kennt, bei ca. 10l/100km lag, bei dieser Nutzung als unerträglich empfand, suchte ich ein mir angemessenes Fahrzeug. Eines meiner Kriterien war: Bei 200 km/h sollte der Verbrauch nicht über 10 l/100km liegen. (Bei einem Mercedes CLK 230 Kompressor Cabrio, den ich vor dem Mini fuhr, lag er bei rund 20 bis 24 Litern.)

Ich interessierte mich für einen A5 3.0 TDI. Alle Kriterien waren erfüllt. Ich wollte schon das Auto bestellen, da fragte ich mich, welche Alternativen es wohl gibt. Ich fuhr zu BMW, setzte mich in ein schick zu recht gemachtes 3-er Coupe und merkte, dass das Lächeln in meinem Gesicht deutlich stärker war als beim A5. Meine Entscheidung war gefallen.

Die Vorzüge des 335d Coupes.

 

Verbrauch: Ich habe es noch nie geschafft, auch wenn lange Höchstgeschwindigkeitstrecken wie z.B. auf der A4 in Ostdeutschland enthalten sind, den Verbrauch über eine Tankfüllung hinweg über 10 l/100 km zu treiben. Kurzfristig steigt er gemäß Anzeige auf 11 Liter, da man jedoch nicht ständig 260 auf den Tacho haben kann (bei Vmax nimmt er sich etwa 15 Liter gemäß der Analoganzeige), allein schon deshalb, weil irgendwo immer einer rauszieht, der langsamer ist, Geschwindigkeitsbegrenzungen und Baustellen vorhanden sind, fällt er unverzüglich wieder auf unter 10 Liter. Mein Durchschnittsverbrauch beträgt etwa 8,5 Liter. Der vom Werk angegebene Durchschnittsverbrauch ist wie bei allen mir bekannten Autos im wirklichen Leben unerreichbar niedrig.

Die digitale Verbrauchsanzeige variiert gegenüber dem tatsächlichen Verbrauch um ca. +/- 0,5 Liter. Der Ölverbrauch liegt nahezu bei Null. Mit einer Ausnahme: Zwischen 4000 und 5000 km musste ich einen ganzen Liter nachfüllen. Davor und danach konnte und kann ich keinen Verbrauch feststellen.

Komfort: Auch nach 5 Stunden schneller Autobahnfahrt steige ich schmerzfrei und entspannt aus, obwohl die Sitze und die Sitzposition ohne großen Aufwand vom Hersteller weiter optimierbar wären. Für Menschen, die größer sind als ich, lässt sich meiner Meinung nach, der Sitz nicht weit genug zurückstellen. Aufgrund der vielen Verstellmöglichkeiten und der nicht eindeutigen Speicherung (man kann nicht sehen, ob die Speicherfunktion aktiv ist, wenn man sitzt) der beiden möglichen Sitzpositionen und der Verstellmöglichkeiten des Lenkrades brauchte ich einige Tage bis alles so war, wie es für mich optimal ist. Ferner gaukelt das Bedienelement der Lordosenstütze beispielsweise eine stufenlose Einstellmöglichkeit vor, was tatsächlich bezüglich der Höhe aber nur in zwei Stufen möglich ist.

Das Fahrwerk macht einen sehr ordentlichen Eindruck. Ideal auch bei Höchstgeschwindigkeit. Allerdings nur, wenn keine allzu großen Bodenwellen in den Autobahnkurven vorhanden sind. Dann nämlich ist es zu weich. Bei geringen Geschwindigkeiten und unebener Straße ist es recht hart, für die 19 Zoll Bereifung jedoch subjektiv angenehm (Viel angenehmer als CLK, ohne Tieferlegung und 17 Zoll Bereifung und Mini ebenfalls 17 Zöller.).

Bedienung: Regensensor und Fernlichtsensor funktionieren einwandfrei. Auch das Kurvenlicht und die Einparkhilfe bieten den erwarteten Nutzen. Der Blinkhebel ist allerdings gewöhnungsbedürftig, da taktil nicht erkennbar ist, in welcher Stellung er sich gerade befindet. Er geht nach Betätigung stets in seine Ausgangsposition zurück. Den Vorteil solcher „elektronischen“ Blinkhebel mag ich nicht erkennen.

Wünschenswert wäre eine grundsätzlich bessere taktile Unterscheidungsmöglichkeit der Hebel auf der linken Lenkradseite. Der Hebel des Tempomat, im Lenkradkreis unterhalb des Blinkhebels angeordnet, fasst sich leider genauso an wie der Kombihebel selbst, der natürlich auch für Lichthupe und Fernlicht zuständig ist. Insbesondere wenn man nicht so sehr mit dem Fahrzeug vertraut ist, führt das zu Verwechselungen. Auch wenn die Position des Tempomat-Hebels tiefer ist als die des Blinkers, kann es zu unbeabsichtigtem Aufblinken oder Fahrtlichtungsblinken führen, das andere Verkehrsteilnehmer irritieren kann.

 

Weiter Vorzüge des 335d Coupe sind die gute Verarbeitung, die hohe Qualitätsanmutung der verwendeten Materialien und in der von mir gewählten Ausstattung seine optische Attraktivität (hier spielen Farbe, M Paket und die 19 Zoll Räder eine entscheidende Rolle) sowie die souveräne Leistung. Das Überholprestige ist einwandfrei und in der Praxis gibt es niemanden, der wirklich schneller fährt und vor allen Dingen wohl weniger verbraucht. So erlebte ich AMG Fahrer die sich mit mir messen wollten, dann aber in Kurven nicht die Nerven hatten und sich über mittlere Distanzen zurückfallen ließen. Ich vermute mal wegen des exorbitanten Verbrauchs der Benzinmotoren bei hohen Drehzahlen. Das werte ich auch bei hohen Treibstoffpreisen als unschlagbaren Vorteil dieses Dieselantriebs. Meiner Einschätzung nach braucht ein Benziner, der mit vergleichbar hohen Geschwindigkeiten gefahren wird, mindestens 40 (in Worten vierzig) Prozent mehr, obwohl er nicht die Souveränität dieses Sechszylinder-Diesels aufweist, der übrigens bei V max nur 4000 Upm (Nenndrehzahl 4400, n max 4800) macht.

Der Tacho zeigt zwischen 6 bis 10 km/h zu viel an, was wohl erklärt, warum 260 angezeigt werden, obwohl er angeblich bei 250 abregelt.

Technische Daten

Werksangaben: 2993 ccm – 286 PS bei 4400 upm – 580 Nm von 1750 bis 2250 upm – serienmäßige Sechsgang Wandlerautomatik – Höchstgeschwindigkeit 250 km/h abgeregelt – 6,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h – Verbrauch: Innerorts 9,1 (ist realistisch); außerorts 5,3 (wahrscheinlich nur im „Abschleppmodus“); kombiniert 6,7 l/100 km (was in der Praxis nicht zu erwarten ist).

Ausstattung

Serie plus: Komfort-, Innovations- und M Sportpaket, sparkling Graphit Metallic, Schiebedach, 19 Zoll Räder vorne 225 hinten 255, Heckrollo, Ledersitze, Lordosenstütze, HiFi Paket, M Lenkrad mit Schaltwippen, Klimaautomatic, Tempomat, Alarmanlage, Adaptives Kurvenlicht, Komfortzugang, Armauflage vorn verschiebbar, Außenspiegelpaket, Navigationssystem Professional, Park Distance Control vorne und hinten, USB-Schnittstelle …

Bis zum heutigen Tage, also nach etwa vier Monaten und 20.000 km, kann ich berichten, dass es noch kein wirkliches Problem mit meinem Auto gab. Ich musste nicht ein einziges Mal in die Werkstatt. Zwar treten mittlerweile ab 200 km/h Windgeräusche an den rahmenlosen Seitenscheiben und am geschlossenen Schiebedach auf, das wird aber, so hoffe ich, von jemandem der sich auskennt, schnell zu beseitigen sein.

Beim Öffnen und Schließen des Schiebedaches gab es anfänglich bei Geschwindigkeiten über 120km/h enorme Druckschwankungen im Fahrzeug. Etwa so, als wenn man mit einem alten Flugzeug fliegt und die Nase zuhalten muss, damit man einen Druckausgleich machen kann. Selbst der Mini hatte das nicht. Ich rief sowohl meinen Händler als auch die Hotline zu diesem Problem an. Nein, da könne man nichts machen. Da war man sich einig. Bei der Hotline gab man mir sogar darüber hinaus in einem übersicheren Ton zu verstehen, dass das physikalisch bedingt sei. Mittlerweile hat sich dieser unangenehme und wohl auch gefährliche Effekt drastisch reduziert.

Bedenklich hingegen finde ich, dass der Regensensor noch bei ausgeschaltetem Motor aktiv ist. Das führte dazu, dass mir an der Tankstelle beim Reinigen der Frontscheibe der Insektenschwamm mit brachialer Gewalt vom plötzlich einsetzenden Scheibenwischer aus der Hand geschlagen wurde. Aber solange man keine langen Haare hat und keine Halskette trägt kann da nichts passieren. Auch hat der „Kundenservice“, Sie werden ihn gegen Ende meines Berichtes noch besser kennen lernen, gesagt, man könne, wenn man beim Ausschalten des Motors zweimal den Start/Stopp-Knopf drückt, wobei beim zweiten Mal der Fuß nicht auf der Bremse stehen darf, da sonst der Motor wieder anspringt, nicht nur den Regensensor sondern auch gleichzeitig das Radio ausschalten. Vielen Dank für diesen hilfreichen Praxistipp. Hoffentlich beherzigen den auch die Amerikaner, die so gerne millionenschwere Schadensersatzforderungen stellen, damit noch genug Überschüsse für die Aktionäre von BMW bleiben.

Dass es nur für wenige, meist ältere Handymodelle, Snap-In Adapter zu kaufen gibt, und alternative Lösungen erst gar nicht angeboten werden, fällt das eher weniger ins Gewicht. Sollten Sie sich einen neuen BMW kaufen wollen, hier ein wie ich finde wichtiger Hinweis: Laut Händler und Hotline überträgt die Bluetooth-Schnittstelle kein Antennensignal, auch dann nicht, wenn der Verkäufer etwas anderes sagt und die Symbole in der Fußleiste des Informationssystems seine Aussage bestätigen! So zumindest die Aussage der Hotline.

Die Schwachstelle

Das iDrive-Informationssystem. Ich habe die teuerste Version gekauft. Sie heißt Professional. Um es vorwegzunehmen: Dieses System, obwohl der iDrive selbst eigentlich elegant, einzigartig und ideal ist, ist er in seiner Ausführung ein Witz, lächerlich, dumm, hinderlich, praxisuntauglich. Sollte das der Kompetenz entsprechen, die BMW mit seinen Fahrzeugen ansonsten an den Tag legt?

Lehnen Sie sich entspannt zurück, amüsieren Sie sich und genießen Sie die folgenden Zeilen, wenn Sie keinen iDrive haben. Was man hier lesen kann, zeigt krasse Praxisferne. Und das tollste ist: Der Vorstand bei BMW scheint es nicht einmal zu wissen!

Sollten Sie BMW Fahrer sein und meine anschließend beschriebenen Erlebnisse gar nicht nachvollziehen können, informieren Sie sich bitte über einen Begriff aus der Psychologie. Er heißt „kognitive Dissonanz“. Kurz gesagt, verbirgt sich dahinter die Erklärung des Phänomens, dass Menschen, die etwas teureres, nicht wirklich optimales gekauft haben, sich selbst vom Nutzen des Kaufs überzeugen und somit stärker vom Kauf überzeugt sind, als sie es durch fremde Überzeugung wären. Baut BMW bei seinen Kunden etwa darauf???

Das hinter dem iDrive verborgene System bietet eine Fülle von Funktionen, von denen man, wenn man Auto fährt, nicht wirklich viele gebrauchen kann. Zusätzlich bietet dieses System mindestens ebenso viele logische Brüche, die seine Praxisferne und Hinderlichkeit unterstreichen. Aufgrund der Komplexität des Systems, werde ich hier nur einen Ausschnitt, der von mir erlebten Absonderlichkeiten beschreiben.

Der iDrive selbst ist ein als Drehknopf ausgeführtes Bedienelement im Handbereich der Mittelkonsole, zwischen Wahl- oder Schalthebel und Mittelarmlehne angeordnet, den man auch drücken und in vier Richtungen „klicken“ kann. Darüber ist eine Taste mit der Aufschrift Menü. Hier findet man Zugang zur Navigation, zur Klimaanlage, zum Soundsystem und zum Telefon. Über die Telefonfunktion kann man auch diverse von BMW unterhaltene Hotlines, zumindest für die ersten drei Jahre kostenfrei, anwählen.

Wenn Sie im Menüpunkt Navigation sind, fallen während des Betriebes mindestens zwei Unsinnigkeiten auf:

• Die logischen Brüche. Das Display besteht aus drei Feldern. Links eine Leiste mit Symbolen die nicht alle selbsterklärend sind, sondern erst nach diversen Fehlversuchen ihre Funktionen offenbaren. Will man innerhalb dieser Leiste ein Symbol weiter unten anklicken, muss man den iDrive nach rechts drehen. Das ist logisch. In Deutschland zieht man Schrauben nach rechts an, dreht Wasserhähne nach rechts zu. So weit alles OK. Im rechten Feld des Displays, in dem man sich u.a. den Bordcomputer, eine Pfeildarstellung und vieles mehr anzeigen lassen kann, ist es genau so. Prima, mag der Nutzer denken. Alles normal. Doch was geschieht, wenn Sie im mittleren Feld, hier wird die Karte angezeigt, aus der Karte rauszoomen, also nach oben wollen? Nichts. Denn im mittleren Teil des Displays gelten die umgekehrten Gesetze wie in den Feldern daneben. Diesmal muss man nach links drehen! Na, da kommt bestimmt keine Langeweile auf. Doch wenn man schnell und intuitiv, wie es ja schon einmal vorkommen kann, wenn man Auto fährt, raus oder reinzoomen möchte, macht man erst einmal das Falsche. Das muss nicht sein. Aber BMW will es so.

• Die Konstanz und Uneinsichtigkeit der Stauanzeige. Wenn auf meiner Route ein Stau ist, leuchtet ein kleines Warndreieck in der bereits bekannten linken Leiste ganz unten rot. Zusätzlich sagt bei eingeschaltetem Navigationslautsprecher die freundliche Frauenstimme so etwas wie „Auf Ihrer Route befinden sich Verkehrsstörungen“. OK. Ich schaue nach, welche es sind. (Auch hier wäre bei den einzelnen Meldungen eine bessere Darstellungen möglich. Aber ich will, wie bereits erwähnt, nicht all das, was die Ausführung des Systems nicht hergibt, beschreiben). Das Dreieck leuchtet noch immer rot. Dann kommt derselbe Spruch wieder. Ich schaue wieder nach. Nichts hat sich geändert. Was soll das? Der Spruch kommt schon wieder. Diesmal mit der Ergänzung, dass die Route neu berechnet wird. Ich schaue nach, tatsächlich ein Stau hat sich aufgelöst. Die Route wurde aber nicht neu berechnet. Diese unsinnigen Ansagen kommen unter Umständen andauernd. Also schalte ich den Lautsprecher aus. Das Dreieck leuchtet permanent rot. Ich schaue auf dem Display die Beschreibung jedes Staus auf meiner Route an. Das Dreieck bleibt rot. Wenn ich wieder den Navi-Bildschirm aktiviert habe, weiß ich nun nicht, hat sich was geändert, was hat sich geändert oder hat sich nichts geändert? Ist ein Stau hinzugekommen, einer weggefallen? Ich schaue wieder nach. Unabhängig davon, ob ich mir die Staus angeschaut habe oder nicht: Das Dreieck bleibt rot. Unabhängig davon, ob Staus hinzukommen oder wegfallen: Das Dreieck bleibt rot. Blinkt auch nicht. Nichts. Toll!

Auffällig ist, dass es bei diesen beiden ersten wie auch bei allen folgenden Punkten recht einfach wäre, für mehr Klarheit, weniger Ablenkung und Ärger zu sorgen. Hat das bei BMW wirklich noch niemand bemerkt? Fährt der Vorstand nicht selbst einen BMW mit iDrive? Oder hat er einen Chauffeur der einen „Maulkorb“ trägt?

Navi und VI+: BMW hat sich bezüglich der Stau-Umfahrung nach eigenen Aussagen etwas ganz besonders Gutes einfallen lassen. VI+. Ein angeblich von regionalen Sendern unterstütztes Stauwarnsystem! Toll! Hier nur vier von fast unendlich vielen Erlebnissen aus dem Alltag:

• Ich fahre an einem Samstag um 15.00 Uhr von Dresden nach Köln. Ich werde vom Navi wegen Brückenbauarbeiten auf meiner Route umgeleitet. Umgeleitet heißt: Ich fahre einen Umweg von 40 km! Nach etwa 10 Minuten höre ich die Verkehrsnachrichten im Radio. Tatsächlich, das geht auch in einem BMW mit Informationssystem. „Die Sperrung der Autobahn wegen Brückenbauarbeiten beginnt planmäßig um 22.00 Uhr.“ Wer treibt da Scherze mit mir???

• Ich fahre nach Italien. Ruck Zuck stehe ich im ersten Stau. Ich rufe die Hotline an, zu deren Qualitäten komme ich noch kommen werde, und frage nach, ob ich im Ausland das VI+ ausschalten muss. Nein, das müsse ich nicht tun, da die Stau-Umfahrung in Italien eh nicht funktioniert.

• Ich fahre von Gießen nach Köln. Das rote Dreieck leuchtet wieder: Im Kreuz Olpe Süd ist die Verbindungsfahrbahn gesperrt. Welche Verbindungsfahrbahn? Verbindungsfahrbahn wo zwischen? Was heißt das für mich? Ich rufe die WDR Stauhotline an. Kein Hinweis auf irgendein Problem auf meiner Route. Das Navi will mich trotzdem lange vor dem Kreuz Olpe Süd von der Autobahn und durchs Bergische Land leiten. Die Fahrzeit würde sich um ca. 40 Minuten verlängern. Ich ignoriere die Ansage des Navis und fahre weiter. Kein Problem. Ich komme einwandfrei durch. Keine Sperrung, nichts. Vor Köln will das Navi mich schon wieder von der Bahn leiten. Verlängerung der Fahrzeit etwa 20 Minuten. Ich ignoriere die Empfehlung und finde wieder keinen Stau vor.

Würde ich mich auf dieser Strecke nicht auskennen, hätte ich nicht die Nummer der WDR Stauhotline, hätte ich allein auf dieser Strecke eine Stunde verschenkt. Bitte, dafür brauche ich kein Navi und erst recht keins für mehr als 3000 €. Nach meiner Erfahrung sind Navis für 10 Prozent des Preises viel, viel hilfreicher.

• Aber damit nicht genug: Südtirol. Ich möchte in den Ort Vellau. Dieser Ort hat aus Richtung Algund nur eine einzige Zufahrt. Folgt man dem Navi, kommt man nicht an. Die darin enthaltene Route gibt es nicht und wird es auch, wenn man sich das Gelände anschaut, nicht geben. Fährt man hingegen die einzig mögliche Straße, die alles andere als neu ist, sieht man auf dem Bildschirm wie man durch unbefahrbares Gelände fährt.

• Ich fahre nach Slowenien. Der Bildschirm zeigt keine einzige Straße an. Da bezahlt man etwa 5 Prozent des Fahrzeugpreises für ein Navi und muss dann in einem Land der EU zur nächsten Tankstelle fahren, um sich eine Straßenkarte zu kaufen?

Meine Erkenntnis: Wenn man sich in dem Gebiet, in dem man fährt nicht auskennt, ist man mit dem Professional Navi von BMW verloren.

Nun zu BMW Assist. Das ist ein Service, der, wie bereits erwähnt, für die ersten drei Jahre inklusive ist. Das heißt u. a.: Es gibt eine Taste, die in Notsituationen gedrückt werden kann und dann eine Verbindung zur Hotline herstellt und auch bei einem Crash automatisch den Standort des Fahrzeuges übermittelt (vermutlich aber nur, wenn man sich in den wenigen Ländern aufhält, die das Navi abdeckt). Ebenso kann man den Assist Service oder eine der anderen Hotlines anrufen, wenn man eine Panne hat oder nach Hotels, Tankstellen usw. sucht.

Fünf von fast unendlich vielen Beispielen.

• Ich möchte für den Weg von Wilhelmshaven nach Köln die A 31 nutzen. Selbst unter Nutzung des Assist Services war es mir nur unter Zuhilfenahme einer Karte und weiterer „Tricks“ möglich, mich vom Navigationssystem über den gewünschten Weg führen zu lassen. Heute nach den vielen und manchen lehrreichen Erfahrungen mit dem System käme ich sicher ohne die Karte zurecht. Ich erwarte jedoch auch bei einem Navigationssystem ein intuitives Finden der gewünschten Funktionen.

Bei dem Gegenstand dieser Beschreibung hier, muss man sich aber viel Zeit im parkenden Auto mit dem Manual in der Hand nehmen - Das jedoch ist auch nicht so einfach, da das System nach wenigen Minuten bei nicht drehendem Motor wieder abschaltet, oder über Versuch und Irrtum lernen.

 

• Ich bin in Südtirol. Der Ort heißt Algund. Ich suche eine Apotheke. Ich rufe den Assist Service um Hilfe. Die Auskunft lautet: Tut uns leid, darüber haben wir keine Informationen.

• Ich fahre von Köln nach Ostdeutschland, frage den Assist Service nach einer Tankstelle in der Nähe des Giessener Rings, in etwa 50 km Entfernung. Ich werde von der nicht gerade freundlichen Dame am anderen Ende der Leitung gefragt, welchen Weg ich wähle. Da ich es gewohnt bin, mich auf meine bisherigen Navigationssysteme zumindest einigermaßen verlassen zu können, hatte ich die Route nicht ausgearbeitet neben mir liegen, konnte die Frage also nicht beantworten und musste auf die Auskunft verzichten!

• Auf einer Fahrt von Ostdeutschland in Richtung Köln wende ich mich an den Assist Service, um die nächste Tankstelle neben der Autobahn zu erfragen. Die erste Auskunft schickte mich auf der Autobahn in die Gegenrichtung. Die zweite leitete mich zu einer Tankstelle bei der die Zufahrtsstraße gesperrt war und die dritte zu einer Tankstelle, die 3 km von der Autobahn entfernt ist, obwohl eine Abfahrt weiter, wie ich später sehen konnte, eine Tankstelle direkt neben der Autobahn liegt.

• Ich bin in der Pfalz und suche ein Hotel, möglichst eins in einem Weingut. Nein, da könne man mir nicht weiterhelfen. Nach meinen Kriterien kann man nicht suchen und in dem angegeben Radius sei auch kein anderes Hotel mit freien Zimmern angegeben. Ich habe dann auf herkömmliche Art und Weise das von mir gewünschte Zimmer gefunden.

Der Assist Service bietet ebenfalls die Möglichkeit, sich mit einem BMW Mitarbeiter in München zu unterhalten, der überhaupt nicht zuhören kann und wie ein Tonband immer wieder den selben Schwachsinn erzählt, dann aber, wenn man ihn fragt, was er denn gerade von seinem „Gesprächspartner“ gehört hätte, richtig sauer wird und zusagt, eine Mail zu senden, um den Sachverhalt zu klären. Was natürlich nie passiert.

 

Nun zur Bedienung der Audioanlage. Wie schon beim Navi: Wenn ich mich nicht auskenne, bin ich verloren. Wenn ich im Ausland bin, werden mir auf der Skala fast ausschließlich Sender angezeigt, die mit „Regional soundso“ beschrieben sind. Das nutzt mir nichts, da sie alle gleich aussehen. Stelle ich aber einen Sender ein, erscheint in der Fußzeile des Anzeigedisplays jedoch der tatsächliche Name des Senders. Welchen Sinn macht es, wenn ich einen Sender suche und seinen Namen erst erkenne, wenn ich ihn eingestellt habe?

Die Lautstärke für den Verkehrshinweis hat keine eigene Taste. Aber man kann sich behelfen, indem man eine Lenkradtaste tippt. Die Möglichkeit Nachrichten lauter zu stellen gibt es erst gar nicht. Wozu braucht ein BMW Fahrer Nachrichten? Er hat doch einen Internetzugang. Aber wie nicht anders zu erwarten, gibt es auch hier jede Menge Unerwartetes. Dazu nur soviel: Versuchen Sie mal mit diesem System eine E-Mail zu schreiben oder zu erfahren, wie das Wetter in Slowenien ist!!!

Selbstverständlich gibt es bei der Bedienung des Telefons ähnliche „Umständlichkeiten“ wie in den anderen Bereichen. Nur habe ich keine Lust mehr, noch weitere Schwachstellen des iDrive-Systems aufzulisten. Nur eins noch. Ich hatte bereits einige Wochen vor diesem Praxisbericht dem Entwicklungsvorstand Herrn Dr. - Ing. Klaus Draeger von BMW einen wirklich (tatsächlich, nicht so wie dieser Bericht vermuten lassen könnte) freundlichen Brief geschrieben, in dem ich ihm zusagte, dass ich, seinen unbedingten Willen vorausgesetzt, unter Einbeziehung seiner Leute, in weniger als einem viertel Jahr, das System so verbessere, dass es praxistauglich ist. Was meinen Sie, was darauf hin passiert ist? Jemand vom „Kundenservice“ hat mich angerufen und mir erklärt, warum das System so ist, wie viel Mühe es machte, es über die Jahre überhaupt so weit zu entwickeln und dass man bereits mit noch mehr „Spezialisten“ als bisher ein neues System mit „mehr Knöpfen“ entwickelt hat, das im September, wenn alles gut geht, in den neuen Siebener eingebaut werden soll. Alle anderen Modelle behalten vorläufig das System, an dem ich so viel Freude habe.

Wie viel Geld mag es gekostet haben, hinter dem wie ich finde hervorragenden Ansatz des iDrives dieses praxisferne System zu installieren? Wer hat Nutzen davon, dass BMW „Spezialisten“ bezahlt, die so einen Quatsch entwickeln und dann auch noch in gute Autos einbauen?

Das alles erinnert mich doch alles, Sie erinnern sich noch ich bin Führungstrainer und Coach, an den Begriff des Managens. Ja, ich meine tatsächlich managen, nicht führen. Denn der Manager weiß, im Gegensatz zur Führungskraft, in aller Regel nicht, was vor Ort los ist.

Ich glaube nicht, dass ich der erste bin, dem diese vermeidbaren und mit geringstem Aufwand zu beseitigenden Mängel aufgefallen sind. Da jedoch von allen BMW Mitarbeitern eine nahezu grotesk positive Einstellung dem System gegenüber geäußert wird, schließe ich daraus, dass es mit der Feedbackkultur (Damit sind das Äußern und Annehmen konstruktiver Kritik, die den Kunden und dem Unternehmen dienlich ist, gemeint.) beim Hersteller meines Fahrzeuges, zumindest im Bereich des Informationssystems, nicht weit her ist.

Fazit

Der BMW 335d Coupe ist ein tolles Auto mit dilettantisch ausgeführtem Bediensystem.

 

Beste Antwort im Thema
Themenstarteram 23. Juli 2008 um 8:14

Südtirol. Juni 2008. Das wohlproportionierte dicke Lederlenkrad mit der angenehm seidigen Oberfläche und den verchromten Schaltwippen meines 335d Coupe liegt gut in den Händen. Wir rollen im Schritttempo durch kleine Orte an den Berghängen in der Nähe von Bozen. Kleine Gassen, eng zusammenstehende Häuser. Die Vormittagssonne scheint aus einem weiß-blauen Himmel auf alte wunderschöne Kirchen, Häuser und Gärten. Der Motor rauscht und brummelt fast unhörbar mit einem wohligen Klang. Die angenehm geformten Ledersitze übertragen keine Vibrationen. Die Lordosenstütze tut meinem Rücken gut, die Sitzfläche ist tief und flach, wirkt optisch lang. Eine wirklich angenehme Sitzposition, auch für einen Mann mit Konfektionsgröße 102 oder Jeanslänge 36. Freundliche Gesichter einheimischer Passanten blinzeln in die Sonne. Sie blicken wohlwollend und anerkennend auf dieses attraktive, respektvoll langsam durch ihren Ort rollende, wunderschön geformte, graphitfarbene Coupe mit den fast perfekten Proportionen. Abbremsen, fast Stillstand. Die Querrille wird brutal über die 19 Zoll Bereifung an die Insassen weitergeleitet. Ein krasser Unterschied, diese harten Schläge gegenüber dem Gefühl des Gleitens auf deutschen Autobahnen. In diesen Momenten wandert mein Blick, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, von den Schönheiten des Dorfes auf das Armaturenbrett in Anthrazit, fast schwarz. Das Lenkrad mit seinen verchromten metallenen Schaltwippen sieht ästhetisch aus. Einfach geil. Rundinstrumente. Das Informationsdisplay in der Mitte des Armaturenbrettes passt gut zum Gesamteindruck, ebenso wie die, durch die Luft-Auslässe unterbrochenen, gebürsteten Aluminiumleisten. Die Anzeige für den Durchschnittsverbrauch zeigt 6,3 Liter. Die letzten 1000 km sind wir gemächlich gefahren. Sommerurlaub!

Ortsausgang: Die Straße führt leicht geschwungen in den Berg. Fast eine Gerade. Alles ist frei. Ich trete das Gaspedal durch. Kick down. Die Wandlerautomatik überträgt die 580 Nm mit brachialer Gewalt auf die 255-er Reifen der Antriebsachse. Kein Schlupf. Einwandfreie Traktion. Unglaublicher Schub. Das Fahrzeug spurtet durch. Und kaum zu glauben: dieser Sound, diese Vibration. Ein Diesel-Triebwerk. Der Sound reicht von einem leisen, fast unhörbaren angenehmen Rauschen und Brummen über das typisch klopfende Grollen und Brüllen eines Sechszylinders bis zum heiseren Röcheln. Einzig und allein im Stand bei geöffneten Scheiben kann man hören, dass es sich um einen Diesel handelt. Und das ausschließlich im vorderen Bereich. Es ist ein gediegen eleganter Sound, der aus den beiden 8 cm dicken Aufpuffrohren kommt. Gratulation an die Sounddesigner. Wirklich geil. Die Straße führt steil bergauf, der enorme Schub hält an. Der Wagen ist im Nu bei 130 (für die Beschleunigung von 0 bis 100 km/h liegt die Werksangabe bei 6,1 Sekunden, nicht schlecht für 1,6 Tonnen). Die erste Rechtskurve kommt auf mich zu. Die Dame neben mir zetert, was das Zeug hält. Fahr nicht so schnell, ich habe Angst, das ist doch viel zu gefährlich. Auch wenn ich mein Verhalten ansonsten den Gefühlen der Dame meines Herzens anpasse, so lasse ich mir jetzt den Spaß nicht verderben und sie weiter zetern. Die Bremsen verzögern enorm. Der Blick in den Rückspiegel zeigt das silberne 911 Carrera Cabrio eines befreundeten Paares näher kommen. Das grinsende, braun gebrannte Gesicht des Fahrers zeigt Überraschung. Wir zirkeln im Duett um die Haarnadelkurve. Nur wenige Meter, dann kommt eine Linkskurve. Da ist ein Fiat vor mir. Ich folge ihm mit mäßiger Geschwindigkeit. Die Steigung der Straße hört auf. Die Automatik lässt den Motor mit zu hoher Drehzahl laufen. Hat man vergessen einen Neigungssensor einzubauen? Macht nichts. Mit der flachen Hand schlage ich den Wahlhebel der Automatik in meine Richtung. Schaltmodus. Die Finger meiner rechten Hand tippen die Schaltwippe an. Die Motordrehzahl stimmt wieder. Die Straße schlängelt sich unübersichtlich durch den Wald. Der Fiat ist noch vor mir. Der Porsche im Rückspiegel tänzelt von rechts nach links. Jetzt. Ich kann einige Meter der Straße einsehen. Der Daumen meiner rechten Hand drückt die Schaltwippe. Mein rechter Fuß tritt das Pedal durch. Der Motor knurrt, brüllt. Wir knallen augenblicklich mit unerhörtem Schub und einem aggressiven Röcheln in den Ohren an dem Fiat vorbei. Die Motordrehzahl nähert sich dem roten Bereich. Bei knapp 4800 Upm schaltet das Getriebe selbstständig in den dritten Gang. Wahnsinn. Die nächste Kurve. Im Rückspiegel ist kein Fahrzeug zu sehen. Ich reduziere die Geschwindigkeit. Nach einigen Kurven ist der 911-er wieder da. Weiter geht’s. Haarnadelkurve. Zweiter Gang, erster Gang. Dann Vollgas. Eine lange Gerade, der Porsche kommt nicht mit. Der Anzug des BMWs ist gigantisch. Beim Anbremsen vor der nächsten Kurve hat er mich wieder. Dann wieder beschleunigen. Der Porsche im Rückspiegel wird kleiner. Warnschilder. Wir kennen sie schon. Gerade heute ist unsere Straße bis 12.00 Uhr wegen des Baus von Lawinenanlagen gesperrt. Wir nähern uns dem Stauende. Eine wunderschöne Landschaft. Anhalten. Nach etwa einer halben Stunde Speed, steht die Verbrauchsanzeige bei 6,9 Litern. Der Motor ist kaum zu hören. Ich drücke den Start/Stopp-Knopf am Armaturenbrett. Abziehen muss ich den Schlüssel nicht, denn er steckt wie immer in meiner Hosentasche. Wir steigen aus. Ich recke mich. Dieter, mein Freund aus dem Porsche, kommt mit zerknirschter Miene auf mich zu. „Hey Alter, der geht ja ganz schön ab. Beim Beschleunigen kann ich Dich nicht kriegen.“ Dann zeigt er mir noch, welche Hitze ein Porsche bei solchen Bergfahrten entwickeln kann. Ein Schweizer Motorradfahrer kommt auf mich zu. „Schönes Auto. Was hat er denn für einen Motor?“ Ich zeige aufs Heck. Er blickt auf die beiden Auspuffrohre und nickt. Er ist an meinem 335d Coupe sichtlich interessiert und beeindruckt. Und dann erzählt er mir noch von seinem getunten 2,7 Liter A5 zu Hause. Behält aber meinen BMW im Blick und ist voller Lob für das 3-er Coupe.

Bislang hatte ich noch kein Fahrzeug, das eine größere allgemeine Zustimmung erhielt, egal ob von Verwandten, Bekannten oder Fremden, wie den zuvor erwähnten Schweizer, Bikern mit schicken Motorrädern, die auf der Autobahn den Daumen heben und auch Menschen, die sich sonst gar nichts aus Autos machen.

Bestellt hatte ich das Coupe im Dezember 2007. Geliefert wurde es Mitte März 2008. Bis heute, wir haben jetzt Mitte Juli 2008, habe ich 20.000 km damit zurückgelegt. Ebenso wie das Fahrzeug Freude am Fahren macht, ist das Informationssystem ärgerlich. Das ist, so wie ich finde, eine Inkompetenzerklärung des Herstellers, die er, wie ich erfahren habe auch nicht zurückzunehmen gedenkt. Hierzu werde ich am Ende des Berichts konkreter Stellung nehmen.

Zu meiner Person. Ich bin männlich, Anfang 50, Facharbeiter, Dipl.-Ing. für elektrische Energietechnik und erfolgreicher Führungskräftetrainer und Coach. Ich bin kein Fan irgendeiner Automarke, sondern ein seit Kindesbeinen an Autos interessierter Mensch, der sich beim Kauf an dem zu seiner Lebensphase passendem Spaß- und Nutzwert orientiert. Ein Merkmal der vergangenen zwei Jahrzehnte ist, dass es für mich kein wirkliches Traumauto gab und es auch heute noch nicht gibt.

Vergangenes Jahr fuhr ich noch einen BMW Mini. Ein getunter S Type Cooper mit 220 PS und 250 Nm. Das Fahren verursachte stets ein breites Grinsen auf meinem Gesicht. Mit zwei Ausnahmen: Der Verbrauch bei Vmax lag bei etwa 37 L/100km und der Motorplatzer bei 70000 Km. Da ich in der Vergangenheit viel Langstrecke mit hoher Geschwindigkeit gefahren bin und ich den Verbrauch des Minis, der übrigens auf Kurzstrecken und gut gefüllter Autobahn, wie man sie um Köln herum und im Ruhrgebiet kennt, bei ca. 10l/100km lag, bei dieser Nutzung als unerträglich empfand, suchte ich ein mir angemessenes Fahrzeug. Eines meiner Kriterien war: Bei 200 km/h sollte der Verbrauch nicht über 10 l/100km liegen. (Bei einem Mercedes CLK 230 Kompressor Cabrio, den ich vor dem Mini fuhr, lag er bei rund 20 bis 24 Litern.)

Ich interessierte mich für einen A5 3.0 TDI. Alle Kriterien waren erfüllt. Ich wollte schon das Auto bestellen, da fragte ich mich, welche Alternativen es wohl gibt. Ich fuhr zu BMW, setzte mich in ein schick zu recht gemachtes 3-er Coupe und merkte, dass das Lächeln in meinem Gesicht deutlich stärker war als beim A5. Meine Entscheidung war gefallen.

Die Vorzüge des 335d Coupes.

 

Verbrauch: Ich habe es noch nie geschafft, auch wenn lange Höchstgeschwindigkeitstrecken wie z.B. auf der A4 in Ostdeutschland enthalten sind, den Verbrauch über eine Tankfüllung hinweg über 10 l/100 km zu treiben. Kurzfristig steigt er gemäß Anzeige auf 11 Liter, da man jedoch nicht ständig 260 auf den Tacho haben kann (bei Vmax nimmt er sich etwa 15 Liter gemäß der Analoganzeige), allein schon deshalb, weil irgendwo immer einer rauszieht, der langsamer ist, Geschwindigkeitsbegrenzungen und Baustellen vorhanden sind, fällt er unverzüglich wieder auf unter 10 Liter. Mein Durchschnittsverbrauch beträgt etwa 8,5 Liter. Der vom Werk angegebene Durchschnittsverbrauch ist wie bei allen mir bekannten Autos im wirklichen Leben unerreichbar niedrig.

Die digitale Verbrauchsanzeige variiert gegenüber dem tatsächlichen Verbrauch um ca. +/- 0,5 Liter. Der Ölverbrauch liegt nahezu bei Null. Mit einer Ausnahme: Zwischen 4000 und 5000 km musste ich einen ganzen Liter nachfüllen. Davor und danach konnte und kann ich keinen Verbrauch feststellen.

Komfort: Auch nach 5 Stunden schneller Autobahnfahrt steige ich schmerzfrei und entspannt aus, obwohl die Sitze und die Sitzposition ohne großen Aufwand vom Hersteller weiter optimierbar wären. Für Menschen, die größer sind als ich, lässt sich meiner Meinung nach, der Sitz nicht weit genug zurückstellen. Aufgrund der vielen Verstellmöglichkeiten und der nicht eindeutigen Speicherung (man kann nicht sehen, ob die Speicherfunktion aktiv ist, wenn man sitzt) der beiden möglichen Sitzpositionen und der Verstellmöglichkeiten des Lenkrades brauchte ich einige Tage bis alles so war, wie es für mich optimal ist. Ferner gaukelt das Bedienelement der Lordosenstütze beispielsweise eine stufenlose Einstellmöglichkeit vor, was tatsächlich bezüglich der Höhe aber nur in zwei Stufen möglich ist.

Das Fahrwerk macht einen sehr ordentlichen Eindruck. Ideal auch bei Höchstgeschwindigkeit. Allerdings nur, wenn keine allzu großen Bodenwellen in den Autobahnkurven vorhanden sind. Dann nämlich ist es zu weich. Bei geringen Geschwindigkeiten und unebener Straße ist es recht hart, für die 19 Zoll Bereifung jedoch subjektiv angenehm (Viel angenehmer als CLK, ohne Tieferlegung und 17 Zoll Bereifung und Mini ebenfalls 17 Zöller.).

Bedienung: Regensensor und Fernlichtsensor funktionieren einwandfrei. Auch das Kurvenlicht und die Einparkhilfe bieten den erwarteten Nutzen. Der Blinkhebel ist allerdings gewöhnungsbedürftig, da taktil nicht erkennbar ist, in welcher Stellung er sich gerade befindet. Er geht nach Betätigung stets in seine Ausgangsposition zurück. Den Vorteil solcher „elektronischen“ Blinkhebel mag ich nicht erkennen.

Wünschenswert wäre eine grundsätzlich bessere taktile Unterscheidungsmöglichkeit der Hebel auf der linken Lenkradseite. Der Hebel des Tempomat, im Lenkradkreis unterhalb des Blinkhebels angeordnet, fasst sich leider genauso an wie der Kombihebel selbst, der natürlich auch für Lichthupe und Fernlicht zuständig ist. Insbesondere wenn man nicht so sehr mit dem Fahrzeug vertraut ist, führt das zu Verwechselungen. Auch wenn die Position des Tempomat-Hebels tiefer ist als die des Blinkers, kann es zu unbeabsichtigtem Aufblinken oder Fahrtlichtungsblinken führen, das andere Verkehrsteilnehmer irritieren kann.

 

Weiter Vorzüge des 335d Coupe sind die gute Verarbeitung, die hohe Qualitätsanmutung der verwendeten Materialien und in der von mir gewählten Ausstattung seine optische Attraktivität (hier spielen Farbe, M Paket und die 19 Zoll Räder eine entscheidende Rolle) sowie die souveräne Leistung. Das Überholprestige ist einwandfrei und in der Praxis gibt es niemanden, der wirklich schneller fährt und vor allen Dingen wohl weniger verbraucht. So erlebte ich AMG Fahrer die sich mit mir messen wollten, dann aber in Kurven nicht die Nerven hatten und sich über mittlere Distanzen zurückfallen ließen. Ich vermute mal wegen des exorbitanten Verbrauchs der Benzinmotoren bei hohen Drehzahlen. Das werte ich auch bei hohen Treibstoffpreisen als unschlagbaren Vorteil dieses Dieselantriebs. Meiner Einschätzung nach braucht ein Benziner, der mit vergleichbar hohen Geschwindigkeiten gefahren wird, mindestens 40 (in Worten vierzig) Prozent mehr, obwohl er nicht die Souveränität dieses Sechszylinder-Diesels aufweist, der übrigens bei V max nur 4000 Upm (Nenndrehzahl 4400, n max 4800) macht.

Der Tacho zeigt zwischen 6 bis 10 km/h zu viel an, was wohl erklärt, warum 260 angezeigt werden, obwohl er angeblich bei 250 abregelt.

Technische Daten

Werksangaben: 2993 ccm – 286 PS bei 4400 upm – 580 Nm von 1750 bis 2250 upm – serienmäßige Sechsgang Wandlerautomatik – Höchstgeschwindigkeit 250 km/h abgeregelt – 6,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h – Verbrauch: Innerorts 9,1 (ist realistisch); außerorts 5,3 (wahrscheinlich nur im „Abschleppmodus“); kombiniert 6,7 l/100 km (was in der Praxis nicht zu erwarten ist).

Ausstattung

Serie plus: Komfort-, Innovations- und M Sportpaket, sparkling Graphit Metallic, Schiebedach, 19 Zoll Räder vorne 225 hinten 255, Heckrollo, Ledersitze, Lordosenstütze, HiFi Paket, M Lenkrad mit Schaltwippen, Klimaautomatic, Tempomat, Alarmanlage, Adaptives Kurvenlicht, Komfortzugang, Armauflage vorn verschiebbar, Außenspiegelpaket, Navigationssystem Professional, Park Distance Control vorne und hinten, USB-Schnittstelle …

Bis zum heutigen Tage, also nach etwa vier Monaten und 20.000 km, kann ich berichten, dass es noch kein wirkliches Problem mit meinem Auto gab. Ich musste nicht ein einziges Mal in die Werkstatt. Zwar treten mittlerweile ab 200 km/h Windgeräusche an den rahmenlosen Seitenscheiben und am geschlossenen Schiebedach auf, das wird aber, so hoffe ich, von jemandem der sich auskennt, schnell zu beseitigen sein.

Beim Öffnen und Schließen des Schiebedaches gab es anfänglich bei Geschwindigkeiten über 120km/h enorme Druckschwankungen im Fahrzeug. Etwa so, als wenn man mit einem alten Flugzeug fliegt und die Nase zuhalten muss, damit man einen Druckausgleich machen kann. Selbst der Mini hatte das nicht. Ich rief sowohl meinen Händler als auch die Hotline zu diesem Problem an. Nein, da könne man nichts machen. Da war man sich einig. Bei der Hotline gab man mir sogar darüber hinaus in einem übersicheren Ton zu verstehen, dass das physikalisch bedingt sei. Mittlerweile hat sich dieser unangenehme und wohl auch gefährliche Effekt drastisch reduziert.

Bedenklich hingegen finde ich, dass der Regensensor noch bei ausgeschaltetem Motor aktiv ist. Das führte dazu, dass mir an der Tankstelle beim Reinigen der Frontscheibe der Insektenschwamm mit brachialer Gewalt vom plötzlich einsetzenden Scheibenwischer aus der Hand geschlagen wurde. Aber solange man keine langen Haare hat und keine Halskette trägt kann da nichts passieren. Auch hat der „Kundenservice“, Sie werden ihn gegen Ende meines Berichtes noch besser kennen lernen, gesagt, man könne, wenn man beim Ausschalten des Motors zweimal den Start/Stopp-Knopf drückt, wobei beim zweiten Mal der Fuß nicht auf der Bremse stehen darf, da sonst der Motor wieder anspringt, nicht nur den Regensensor sondern auch gleichzeitig das Radio ausschalten. Vielen Dank für diesen hilfreichen Praxistipp. Hoffentlich beherzigen den auch die Amerikaner, die so gerne millionenschwere Schadensersatzforderungen stellen, damit noch genug Überschüsse für die Aktionäre von BMW bleiben.

Dass es nur für wenige, meist ältere Handymodelle, Snap-In Adapter zu kaufen gibt, und alternative Lösungen erst gar nicht angeboten werden, fällt das eher weniger ins Gewicht. Sollten Sie sich einen neuen BMW kaufen wollen, hier ein wie ich finde wichtiger Hinweis: Laut Händler und Hotline überträgt die Bluetooth-Schnittstelle kein Antennensignal, auch dann nicht, wenn der Verkäufer etwas anderes sagt und die Symbole in der Fußleiste des Informationssystems seine Aussage bestätigen! So zumindest die Aussage der Hotline.

Die Schwachstelle

Das iDrive-Informationssystem. Ich habe die teuerste Version gekauft. Sie heißt Professional. Um es vorwegzunehmen: Dieses System, obwohl der iDrive selbst eigentlich elegant, einzigartig und ideal ist, ist er in seiner Ausführung ein Witz, lächerlich, dumm, hinderlich, praxisuntauglich. Sollte das der Kompetenz entsprechen, die BMW mit seinen Fahrzeugen ansonsten an den Tag legt?

Lehnen Sie sich entspannt zurück, amüsieren Sie sich und genießen Sie die folgenden Zeilen, wenn Sie keinen iDrive haben. Was man hier lesen kann, zeigt krasse Praxisferne. Und das tollste ist: Der Vorstand bei BMW scheint es nicht einmal zu wissen!

Sollten Sie BMW Fahrer sein und meine anschließend beschriebenen Erlebnisse gar nicht nachvollziehen können, informieren Sie sich bitte über einen Begriff aus der Psychologie. Er heißt „kognitive Dissonanz“. Kurz gesagt, verbirgt sich dahinter die Erklärung des Phänomens, dass Menschen, die etwas teureres, nicht wirklich optimales gekauft haben, sich selbst vom Nutzen des Kaufs überzeugen und somit stärker vom Kauf überzeugt sind, als sie es durch fremde Überzeugung wären. Baut BMW bei seinen Kunden etwa darauf???

Das hinter dem iDrive verborgene System bietet eine Fülle von Funktionen, von denen man, wenn man Auto fährt, nicht wirklich viele gebrauchen kann. Zusätzlich bietet dieses System mindestens ebenso viele logische Brüche, die seine Praxisferne und Hinderlichkeit unterstreichen. Aufgrund der Komplexität des Systems, werde ich hier nur einen Ausschnitt, der von mir erlebten Absonderlichkeiten beschreiben.

Der iDrive selbst ist ein als Drehknopf ausgeführtes Bedienelement im Handbereich der Mittelkonsole, zwischen Wahl- oder Schalthebel und Mittelarmlehne angeordnet, den man auch drücken und in vier Richtungen „klicken“ kann. Darüber ist eine Taste mit der Aufschrift Menü. Hier findet man Zugang zur Navigation, zur Klimaanlage, zum Soundsystem und zum Telefon. Über die Telefonfunktion kann man auch diverse von BMW unterhaltene Hotlines, zumindest für die ersten drei Jahre kostenfrei, anwählen.

Wenn Sie im Menüpunkt Navigation sind, fallen während des Betriebes mindestens zwei Unsinnigkeiten auf:

• Die logischen Brüche. Das Display besteht aus drei Feldern. Links eine Leiste mit Symbolen die nicht alle selbsterklärend sind, sondern erst nach diversen Fehlversuchen ihre Funktionen offenbaren. Will man innerhalb dieser Leiste ein Symbol weiter unten anklicken, muss man den iDrive nach rechts drehen. Das ist logisch. In Deutschland zieht man Schrauben nach rechts an, dreht Wasserhähne nach rechts zu. So weit alles OK. Im rechten Feld des Displays, in dem man sich u.a. den Bordcomputer, eine Pfeildarstellung und vieles mehr anzeigen lassen kann, ist es genau so. Prima, mag der Nutzer denken. Alles normal. Doch was geschieht, wenn Sie im mittleren Feld, hier wird die Karte angezeigt, aus der Karte rauszoomen, also nach oben wollen? Nichts. Denn im mittleren Teil des Displays gelten die umgekehrten Gesetze wie in den Feldern daneben. Diesmal muss man nach links drehen! Na, da kommt bestimmt keine Langeweile auf. Doch wenn man schnell und intuitiv, wie es ja schon einmal vorkommen kann, wenn man Auto fährt, raus oder reinzoomen möchte, macht man erst einmal das Falsche. Das muss nicht sein. Aber BMW will es so.

• Die Konstanz und Uneinsichtigkeit der Stauanzeige. Wenn auf meiner Route ein Stau ist, leuchtet ein kleines Warndreieck in der bereits bekannten linken Leiste ganz unten rot. Zusätzlich sagt bei eingeschaltetem Navigationslautsprecher die freundliche Frauenstimme so etwas wie „Auf Ihrer Route befinden sich Verkehrsstörungen“. OK. Ich schaue nach, welche es sind. (Auch hier wäre bei den einzelnen Meldungen eine bessere Darstellungen möglich. Aber ich will, wie bereits erwähnt, nicht all das, was die Ausführung des Systems nicht hergibt, beschreiben). Das Dreieck leuchtet noch immer rot. Dann kommt derselbe Spruch wieder. Ich schaue wieder nach. Nichts hat sich geändert. Was soll das? Der Spruch kommt schon wieder. Diesmal mit der Ergänzung, dass die Route neu berechnet wird. Ich schaue nach, tatsächlich ein Stau hat sich aufgelöst. Die Route wurde aber nicht neu berechnet. Diese unsinnigen Ansagen kommen unter Umständen andauernd. Also schalte ich den Lautsprecher aus. Das Dreieck leuchtet permanent rot. Ich schaue auf dem Display die Beschreibung jedes Staus auf meiner Route an. Das Dreieck bleibt rot. Wenn ich wieder den Navi-Bildschirm aktiviert habe, weiß ich nun nicht, hat sich was geändert, was hat sich geändert oder hat sich nichts geändert? Ist ein Stau hinzugekommen, einer weggefallen? Ich schaue wieder nach. Unabhängig davon, ob ich mir die Staus angeschaut habe oder nicht: Das Dreieck bleibt rot. Unabhängig davon, ob Staus hinzukommen oder wegfallen: Das Dreieck bleibt rot. Blinkt auch nicht. Nichts. Toll!

Auffällig ist, dass es bei diesen beiden ersten wie auch bei allen folgenden Punkten recht einfach wäre, für mehr Klarheit, weniger Ablenkung und Ärger zu sorgen. Hat das bei BMW wirklich noch niemand bemerkt? Fährt der Vorstand nicht selbst einen BMW mit iDrive? Oder hat er einen Chauffeur der einen „Maulkorb“ trägt?

Navi und VI+: BMW hat sich bezüglich der Stau-Umfahrung nach eigenen Aussagen etwas ganz besonders Gutes einfallen lassen. VI+. Ein angeblich von regionalen Sendern unterstütztes Stauwarnsystem! Toll! Hier nur vier von fast unendlich vielen Erlebnissen aus dem Alltag:

• Ich fahre an einem Samstag um 15.00 Uhr von Dresden nach Köln. Ich werde vom Navi wegen Brückenbauarbeiten auf meiner Route umgeleitet. Umgeleitet heißt: Ich fahre einen Umweg von 40 km! Nach etwa 10 Minuten höre ich die Verkehrsnachrichten im Radio. Tatsächlich, das geht auch in einem BMW mit Informationssystem. „Die Sperrung der Autobahn wegen Brückenbauarbeiten beginnt planmäßig um 22.00 Uhr.“ Wer treibt da Scherze mit mir???

• Ich fahre nach Italien. Ruck Zuck stehe ich im ersten Stau. Ich rufe die Hotline an, zu deren Qualitäten komme ich noch kommen werde, und frage nach, ob ich im Ausland das VI+ ausschalten muss. Nein, das müsse ich nicht tun, da die Stau-Umfahrung in Italien eh nicht funktioniert.

• Ich fahre von Gießen nach Köln. Das rote Dreieck leuchtet wieder: Im Kreuz Olpe Süd ist die Verbindungsfahrbahn gesperrt. Welche Verbindungsfahrbahn? Verbindungsfahrbahn wo zwischen? Was heißt das für mich? Ich rufe die WDR Stauhotline an. Kein Hinweis auf irgendein Problem auf meiner Route. Das Navi will mich trotzdem lange vor dem Kreuz Olpe Süd von der Autobahn und durchs Bergische Land leiten. Die Fahrzeit würde sich um ca. 40 Minuten verlängern. Ich ignoriere die Ansage des Navis und fahre weiter. Kein Problem. Ich komme einwandfrei durch. Keine Sperrung, nichts. Vor Köln will das Navi mich schon wieder von der Bahn leiten. Verlängerung der Fahrzeit etwa 20 Minuten. Ich ignoriere die Empfehlung und finde wieder keinen Stau vor.

Würde ich mich auf dieser Strecke nicht auskennen, hätte ich nicht die Nummer der WDR Stauhotline, hätte ich allein auf dieser Strecke eine Stunde verschenkt. Bitte, dafür brauche ich kein Navi und erst recht keins für mehr als 3000 €. Nach meiner Erfahrung sind Navis für 10 Prozent des Preises viel, viel hilfreicher.

• Aber damit nicht genug: Südtirol. Ich möchte in den Ort Vellau. Dieser Ort hat aus Richtung Algund nur eine einzige Zufahrt. Folgt man dem Navi, kommt man nicht an. Die darin enthaltene Route gibt es nicht und wird es auch, wenn man sich das Gelände anschaut, nicht geben. Fährt man hingegen die einzig mögliche Straße, die alles andere als neu ist, sieht man auf dem Bildschirm wie man durch unbefahrbares Gelände fährt.

• Ich fahre nach Slowenien. Der Bildschirm zeigt keine einzige Straße an. Da bezahlt man etwa 5 Prozent des Fahrzeugpreises für ein Navi und muss dann in einem Land der EU zur nächsten Tankstelle fahren, um sich eine Straßenkarte zu kaufen?

Meine Erkenntnis: Wenn man sich in dem Gebiet, in dem man fährt nicht auskennt, ist man mit dem Professional Navi von BMW verloren.

Nun zu BMW Assist. Das ist ein Service, der, wie bereits erwähnt, für die ersten drei Jahre inklusive ist. Das heißt u. a.: Es gibt eine Taste, die in Notsituationen gedrückt werden kann und dann eine Verbindung zur Hotline herstellt und auch bei einem Crash automatisch den Standort des Fahrzeuges übermittelt (vermutlich aber nur, wenn man sich in den wenigen Ländern aufhält, die das Navi abdeckt). Ebenso kann man den Assist Service oder eine der anderen Hotlines anrufen, wenn man eine Panne hat oder nach Hotels, Tankstellen usw. sucht.

Fünf von fast unendlich vielen Beispielen.

• Ich möchte für den Weg von Wilhelmshaven nach Köln die A 31 nutzen. Selbst unter Nutzung des Assist Services war es mir nur unter Zuhilfenahme einer Karte und weiterer „Tricks“ möglich, mich vom Navigationssystem über den gewünschten Weg führen zu lassen. Heute nach den vielen und manchen lehrreichen Erfahrungen mit dem System käme ich sicher ohne die Karte zurecht. Ich erwarte jedoch auch bei einem Navigationssystem ein intuitives Finden der gewünschten Funktionen.

Bei dem Gegenstand dieser Beschreibung hier, muss man sich aber viel Zeit im parkenden Auto mit dem Manual in der Hand nehmen - Das jedoch ist auch nicht so einfach, da das System nach wenigen Minuten bei nicht drehendem Motor wieder abschaltet, oder über Versuch und Irrtum lernen.

 

• Ich bin in Südtirol. Der Ort heißt Algund. Ich suche eine Apotheke. Ich rufe den Assist Service um Hilfe. Die Auskunft lautet: Tut uns leid, darüber haben wir keine Informationen.

• Ich fahre von Köln nach Ostdeutschland, frage den Assist Service nach einer Tankstelle in der Nähe des Giessener Rings, in etwa 50 km Entfernung. Ich werde von der nicht gerade freundlichen Dame am anderen Ende der Leitung gefragt, welchen Weg ich wähle. Da ich es gewohnt bin, mich auf meine bisherigen Navigationssysteme zumindest einigermaßen verlassen zu können, hatte ich die Route nicht ausgearbeitet neben mir liegen, konnte die Frage also nicht beantworten und musste auf die Auskunft verzichten!

• Auf einer Fahrt von Ostdeutschland in Richtung Köln wende ich mich an den Assist Service, um die nächste Tankstelle neben der Autobahn zu erfragen. Die erste Auskunft schickte mich auf der Autobahn in die Gegenrichtung. Die zweite leitete mich zu einer Tankstelle bei der die Zufahrtsstraße gesperrt war und die dritte zu einer Tankstelle, die 3 km von der Autobahn entfernt ist, obwohl eine Abfahrt weiter, wie ich später sehen konnte, eine Tankstelle direkt neben der Autobahn liegt.

• Ich bin in der Pfalz und suche ein Hotel, möglichst eins in einem Weingut. Nein, da könne man mir nicht weiterhelfen. Nach meinen Kriterien kann man nicht suchen und in dem angegeben Radius sei auch kein anderes Hotel mit freien Zimmern angegeben. Ich habe dann auf herkömmliche Art und Weise das von mir gewünschte Zimmer gefunden.

Der Assist Service bietet ebenfalls die Möglichkeit, sich mit einem BMW Mitarbeiter in München zu unterhalten, der überhaupt nicht zuhören kann und wie ein Tonband immer wieder den selben Schwachsinn erzählt, dann aber, wenn man ihn fragt, was er denn gerade von seinem „Gesprächspartner“ gehört hätte, richtig sauer wird und zusagt, eine Mail zu senden, um den Sachverhalt zu klären. Was natürlich nie passiert.

 

Nun zur Bedienung der Audioanlage. Wie schon beim Navi: Wenn ich mich nicht auskenne, bin ich verloren. Wenn ich im Ausland bin, werden mir auf der Skala fast ausschließlich Sender angezeigt, die mit „Regional soundso“ beschrieben sind. Das nutzt mir nichts, da sie alle gleich aussehen. Stelle ich aber einen Sender ein, erscheint in der Fußzeile des Anzeigedisplays jedoch der tatsächliche Name des Senders. Welchen Sinn macht es, wenn ich einen Sender suche und seinen Namen erst erkenne, wenn ich ihn eingestellt habe?

Die Lautstärke für den Verkehrshinweis hat keine eigene Taste. Aber man kann sich behelfen, indem man eine Lenkradtaste tippt. Die Möglichkeit Nachrichten lauter zu stellen gibt es erst gar nicht. Wozu braucht ein BMW Fahrer Nachrichten? Er hat doch einen Internetzugang. Aber wie nicht anders zu erwarten, gibt es auch hier jede Menge Unerwartetes. Dazu nur soviel: Versuchen Sie mal mit diesem System eine E-Mail zu schreiben oder zu erfahren, wie das Wetter in Slowenien ist!!!

Selbstverständlich gibt es bei der Bedienung des Telefons ähnliche „Umständlichkeiten“ wie in den anderen Bereichen. Nur habe ich keine Lust mehr, noch weitere Schwachstellen des iDrive-Systems aufzulisten. Nur eins noch. Ich hatte bereits einige Wochen vor diesem Praxisbericht dem Entwicklungsvorstand Herrn Dr. - Ing. Klaus Draeger von BMW einen wirklich (tatsächlich, nicht so wie dieser Bericht vermuten lassen könnte) freundlichen Brief geschrieben, in dem ich ihm zusagte, dass ich, seinen unbedingten Willen vorausgesetzt, unter Einbeziehung seiner Leute, in weniger als einem viertel Jahr, das System so verbessere, dass es praxistauglich ist. Was meinen Sie, was darauf hin passiert ist? Jemand vom „Kundenservice“ hat mich angerufen und mir erklärt, warum das System so ist, wie viel Mühe es machte, es über die Jahre überhaupt so weit zu entwickeln und dass man bereits mit noch mehr „Spezialisten“ als bisher ein neues System mit „mehr Knöpfen“ entwickelt hat, das im September, wenn alles gut geht, in den neuen Siebener eingebaut werden soll. Alle anderen Modelle behalten vorläufig das System, an dem ich so viel Freude habe.

Wie viel Geld mag es gekostet haben, hinter dem wie ich finde hervorragenden Ansatz des iDrives dieses praxisferne System zu installieren? Wer hat Nutzen davon, dass BMW „Spezialisten“ bezahlt, die so einen Quatsch entwickeln und dann auch noch in gute Autos einbauen?

Das alles erinnert mich doch alles, Sie erinnern sich noch ich bin Führungstrainer und Coach, an den Begriff des Managens. Ja, ich meine tatsächlich managen, nicht führen. Denn der Manager weiß, im Gegensatz zur Führungskraft, in aller Regel nicht, was vor Ort los ist.

Ich glaube nicht, dass ich der erste bin, dem diese vermeidbaren und mit geringstem Aufwand zu beseitigenden Mängel aufgefallen sind. Da jedoch von allen BMW Mitarbeitern eine nahezu grotesk positive Einstellung dem System gegenüber geäußert wird, schließe ich daraus, dass es mit der Feedbackkultur (Damit sind das Äußern und Annehmen konstruktiver Kritik, die den Kunden und dem Unternehmen dienlich ist, gemeint.) beim Hersteller meines Fahrzeuges, zumindest im Bereich des Informationssystems, nicht weit her ist.

Fazit

Der BMW 335d Coupe ist ein tolles Auto mit dilettantisch ausgeführtem Bediensystem.

 

4 weitere Antworten
Ähnliche Themen
4 Antworten
am 13. Mai 2010 um 16:13

Sehr guter Bericht,schönes Auto gute Infos zum Spurt und ähnlichem.

Das mit dem I-Drive rät mich davon ab es zu kaufen,jedoch ohne i-drive sieht das innenleben so öde aus ,finde ich-

das mit dem drehknopf ist mir schon aus der 7er bekannt aber da kann man ja ein auge zudrücken.

Herkömmliche 100euro navis weisen die umleitungen finde ich sehr praktisch und genau (staus )

Nun gut,was hat denn das Auto gekostet? 60-75.000€ nehme ich an (NeuPreis)

lG

c3n0xx

Anstrengend zu lesen, aber ganz gut. Selber habe ich das 330 d Coupé.

am 8. Juni 2010 um 10:31

Interessanter und ausführlicher Bericht!

Ich hatte am vergangenen WE einen 330d zur Probefahrt. Der Motor ist wirklich Klasse, als 335d mit noch mehr Punch, das ist einfach ein Genuss!

Letzte Woche testete ich den A5 3.0 Diesel. Der Motor ist auch gut, aber BMW legt da noch was drauf, gefällt mir besser im Durchzug und verbraucht zudem etwas weniger.

Das Interieur bei Audi ist Erstklassig, da kann der 3er leider nicht mithalten.

Eigentlich habe ich mich bereits auf das 3er Coupé festgelegt, wollte nur so mal den A5 fahren. Dieser hat mich aber ins Grübeln gebracht. Denn das Interiuer im Ingolstädter hat Spuren hinterlassen. Da fühlte ich mich pudel wohl. Der BMW wirkt etwas enger und ist nicht ganz so luxuriös.

Schönes Auto und interessanter Bericht, keine Frage. Allerdings kann ich einige Kritik, vor allem am Bediensystem, nicht ganz nachvollziehen.

BMW hat beim Thema Bedienung in der Tat einen sehr großen Aufwand getrieben - und treibt ihn womöglich immer noch. Hier wird unter wissenschaftlichen Aspekten und auch unter Hinzunahme von entsprechenden (BMW-) Kunden das System so gestaltet, dass es fahrerorientiert und und kontextsensitiv reagiert. Mittlerweile gibt es übrigens auch im 3er ein aktuelleres iDrive-System, dass sich in einigen Bereichen noch einfacher und intuitiver bedienen lässt.

Kritik ist schnell geübt, wenn man nicht genau weiß, warum eine Sache so umgesetzt ist, wie sie ist. Oft versteht man das "Problem" oder den Zielkonflikt erst dann, wenn man eine oder DIE andere Lösung kennt.

Beispiel Blinker- oder Wischerhebel: Vorteil des Tipp-Systems im BMW ist, dass der Hebel immer in der selben Position steht. Schalte ich den Motor aus, ist der Wischer aus. Schalte ich den Motor irgendwann später wieder an, ist der Wischer immer noch aus. Der Hebel steht dabei immer in der gleichen Position, also eigentlich ideal.

Hat man das reguläre System mit den verschiedenen einrastenden Intervallstellungen und schaltet den Motor aus, ohne den Hebel in die Nullstellung zu bringen, gibt es nach dem Neustart zwei Möglichkeiten:

1. entweder fährt der Wischer los (im Idealfall über die mittlerweile trockene und vielleicht sogar staubige Scheibe - in 2 Tagen kann einiges passieren) oder

2. der Wischer wischt nicht. Wenn es nun aber wieder regnet und man sich an einem wischenden Wischer erfreuen könnte, muss man den Wischer anschalten, indem man den Wischer ausschaltet!, um ihn dann wieder anzuschalten. Diese Logik wäre auch nicht ganz einfach nachvollziehbar und gibt es in einigen Fahrzeugen.

Auch die Position des Tempomathebels hat Vor- und Nachteile. Den Nachteil hast du bereits aufgeführt. Der Vorteil ist aber ganz klar, dass eine ganze Reihe von Tasten (mind. 3-4), die sonst am Lenkrad ihren Platz finden müssten ausgelagert werden und die Möglichkeit für andere sinnvolle Funktionen liefern (Stern, Raute, Laut/leise, Titel vor/zurück usw.) oder aber das Lenkrad weniger überfrachtet wird.

Belässt man den Hebel und macht ihn einfach kürzer, ist u. U. die Bedienung des Tempomat nur eingeschränkt möglich. Übrigens hat BMW beim E9x - im Gegensatz zum E6x - den Blinker- und Wischerhebel im Vergleich zum Tempomathebel verlängert, um hier weniger Verwechslung zu erzeugen.

Auf der Suche nach Hotel oder Tankstelle auf der Route würde ich diese über das System suchen, anstatt an einer Hotline anzurufen. Die geschilderten Erfahrungen zeigen auch, dass die Hotline u. U. keine gute Hilfe ist. Aber dies ist eher den Mitarbeitern dort oder deren System zuzuschreiben. Das iDrive kann dafür nichts.

Die anderen geschilderten Probleme im Bereich Navi und Zielführung sehe ich zum Teil als Probleme mit veraltetem oder unfähigem Kartenmaterial an. Allein das Thema Stau und Stauumfahrung kann ich direkt nachvollziehen und kenne ich in ähnlicher Form auch von z.B. Audi. Ich möchte bei einem Stau nicht automatisch auf eine neue Route geschickt werden, von der ich nicht weiß, ab wo und wie sie führt. Ich möchte das selber planen, weil ein angezeigter Stau ev. gar nicht (mehr) da ist (was übrigens nicht Schuld des Autos oder iDrive bzw. MMI ist, sondern des TMC!).

Bei Audi ist es beispielsweise so, dass bei einem Stau auf meiner Route dieser unter "Info" angezeigt wird - und zwar leicht zu finden als erster bzw. oberster Eintrag. Weitere Staus folgen in der Reihenfolge, in der sie angefahren werden (was ja logisch ist).

Bei einem Stau und einer möglichen Ausweichroute ist es aber so, dass mich die junge Frau auf den Stau hinweist (macht sie auch, wenn die Sprachausgabe deaktiviert ist), die Route neu berechnet wird und Fahrzeit/Weg sich anpassen. Will ich sehen, welcher Stau auf der alten Route lag, finde ich das im Infomenü gar nicht mehr direkt, weil ja auf der neuen Route kein Stau liegt. Jetzt muss man umständlich alle Einträge durchforsten! Hier ist natürlich von Vorteil, wenn man wusste, welche Autobahnen Bestandteil der alten Route waren. Sonst hat man keine Chance abzuschätzen, welches Ausmaß dieser Stau hatte und ob die neue Route sinnvoll ist oder nicht.

Im Vergleich zu den Audi-Systemen habe ich privat eines der Medion Top Navis. Was mich bei Audi immer wieder fasziniert, ist die absolut präzise Angabe der Ankunftszeit. Abgesehen von Staus, bei denen das System nicht weiß, wie lange sie dauern, ist auf die Angabe wirklich Verlass. Bei meinem Medion kann ich mich darauf nicht verlassen, da die Angabe eher hektisch schwankt.

Es gibt keine ideale Lösung, sondern maximal immer nur einen Kompromiss, der unter den Aspekten, die die Marke definieren, optimiert ist. Deshalb halte ich es für ausgeschlossen, ein besseres System in wenigen Monaten zur Serienreife entwickeln zu wollen.

Deine Antwort
Ähnliche Themen
  1. Startseite
  2. Forum
  3. Auto
  4. BMW
  5. Test 335d Coupe. Fahrbericht. Praxistest.