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Synthetischer Dieselkraftstoff - Vorteile und Nachteile

Themenstarteram 16. September 2005 um 14:30

Hallo,

ich mache hier mal einen neuen Thread zum Thema auf, der Ursprung ist im bekannten Motoröl-Thread auf Seite 214 zu finden. Ich hatte den Sterndocktor gefragt, was er zu synthetischem Dieselkraftstoff weiß. Hier seine Antwort und ein paar weitere Fragen von mir dazu:

Zitat:

Original geschrieben von Sterndocktor

Meinst Du damit den synthetisch aus Biomasse erzeugten "SunDiesel"? Von dem haben wir sogar eine Tankstelle im Werk.

Ähnlich wie bei synthetischen Motorenölen, kann man auch hier die Verbindungen (Moleküle) und dadurch die gewünschten Eigenschaften sehr genau definieren. Beim normalen, mineralischen Diesel-Sprit, finde ich bis zu 400 unterschiedliche Verbindungen. Der SunDiesel (so wird dieser Sprit künftig heißen) besteht dagegen lediglich aus 10 verschiedenen. Und diese 10 sind exakt definierte Verbindungen. Dieser Sprit ist sehr rein, hat eine sehr gute Zündwilligkeit (hohe Cetanzahl), und verbrennt äußerst sauber. So sauber, dass viele Euro-3-Motoren alleine durch diesen Sprit schon die Euro-4 schaffen würden.

Der SunDiesel hat weder die Nachteile von RME noch von PÖL, sondern aus anwendungstechnischer Sicht nur Vorteile - sogar gegenüber dem mineralischen.

Wie ich im 2T-Öl-Thread bei den Mercedes-Motoren schon geschr. habe, werden wir unsere Diesel-Modelle ab 2007 mit einer SunDiesel-Tankfüllung ausliefern.

Siehe hierzu auch diese Info: http://www.autokiste.de/start.htm?site=/psg/2003/0310/2427.htm

Noch ein bisschen mehr Hintergrund: Dieser SunDiesel ist ein gemeinsames Produkt von uns (MB), Choren und VW. Erzeugt wird der rein aus Biomasse, wie z.b. Holzabfällen. So gut wie jede Biomasse ist dafür geeignet. Die rund 13 bis 15.000 Tonnen, welche die Beta-Anlage ab 2007 jährl. produzieren wird, werden alleine wir zusammen mit VW abnehmen - und damit unsere Diesel-Modelle ab Werk betanken. 2009 geht dann die erste Großanlage im Lubmin in Betrieb. Diese wird mit ca. 150 Mitarbeitern und nochmal rund 600 Beschäftigten in der Landwirtschaft jährl. ca. 200.000 Tonnen produzieren. Reicht natürlich bei weitem noch nicht aus, um wenigstens Deutschland beim Diesel-Sprit vom Erdöl unabhängig zu machen. Ist aber schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.

Für die nähere Zukunft sind noch vier weitere Standorte für Großanlagen geplant. Und nur so wird das mittelfristig auch gelingen, da die SunDiesel-Produktion auch sehr viel effektiver und ergiebiger als die für PÖL u. RME ist. Wie schon geschr. ist so gut wie jede Biomasse geeignet. Natürlich auch z. B. die Rapspflanze. Für das PÖL und den RME kann man allerdings nur das Öl verwenden, welches man aus der Frucht quetscht, für den SunDiesel dagegen die gesamte Pflanze.

Grüße

P. S. Über alles, wo anderswo schon mal darüber berichtet wurde, darf ich auch hier darüber schreiben.

Was ist denn mit der Schmierfähigkeit? Pur ist die doch bestimmt zu gering, oder? Hat SunDiesel auch ein Additivpaket? Ist da was besonderes drin oder ist's das ganz normale Keropur D?

SunDiesel ist doch bestimmt leichter wie die DIN EN 590 erlaubt, oder? Wird da die DIN angepasst oder der Sprit künstlich schwerer gemacht, um in den Freigaben der Fahrzeughersteller zu liegen?

Braucht man dafür eigentlich eine extra Freigabe der Hersteller oder genügt das, wenn der synthetische Diesel die DIN EN 590 erfüllt?

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53 Antworten

Die Schmierfähigkeit wird so eingestellt, dass diese von Haus aus besser als beim heutigen mineralischen ist. Und SunDiesel hat genau die Dichte, die ich haben will.

VW hat für das CCS-Brennverfahren mit einem in der Dichte um 10% reduzierten SunDiesel experimentiert. Der, welcher dann dem mineralischen beigemischt wird, wird allerdings die gleiche haben. Bei gleicher wie der mineralische nach DIN EN 590, wird der Energiegehalt sogar etwas höher sein, weil der untere Heizwert höher ist.

Die Sache mit Freigaben wird sich alleine deshalb erledigen, weil der SunDiesel aus den Großanlagen voraussichtlich nicht separat erhältlich sein wird, sondern dem mineralischen begemischt wird. Bei einem Anteil von 20%, werden wir bereits eine 50%ige Reduzierung der Emissionen erreichen. Und zwar ohne irgendwelche Änderungen an allen Diesel-Fahrzeugen, die heute auf der Straße sind.

Durch die SunDiesel-Beimischung werden die Anforderungen der DIN sogar haushoch übertroffen.

Grüße

Themenstarteram 16. September 2005 um 16:28

Hallo,

Zitat:

Original geschrieben von Sterndocktor

Die Schmierfähigkeit wird so eingestellt, dass diese von Haus aus besser als beim heutigen mineralischen ist.

allein durch Isomerisierung der Paraffine? Ohne Additiv?

Zitat:

Die Sache mit Freigaben wird sich alleine deshalb erledigen, weil der SunDiesel aus den Großanlagen voraussichtlich nicht separat erhältlich sein wird, sondern dem mineralischen begemischt wird.

Durch die SunDiesel-Beimischung werden die Anforderungen der DIN sogar haushoch übertroffen.

Dann ist also automatisch jeder Kraftstoff zulässig, der mindestens der DIN EN 590 entspricht, egal woraus er gemacht ist, oder?

Wird mit diesem Treibstoff die aktuelle Katalysatorentwicklung, die Ad-Blue-Geschichte und der Rußpartikelfilter wieder überflüssig?

ein jammer ist immer das die besten produkte immer so lange brauchen bis diese in massen verfügbar sind.

und dann auch nur zum kleinen teil.

die technik aus biomasse sprit zu gewinnen ist nicht neu, aber die hersteller haben alle geschlafen oder wollten es nicht erzeugen weil mit öl sonst nichts mehr zu gewinnen wäre. das ist naturvernichtung wegen profit.

 

gruss felix

Stimmt so nicht, die CHOREN-Technik ist nagelneu und wird, da bin ich mir ziemlich sicher, ein Exportschlager made in Germany.

Würde mir auch wünschen, dass schneller mehr Anlagen davon geplant werden würden, mit Sonnenenergie zu fahren ist doch optimal.

Naja, die hohen Erdölpreise machen diese Kraftstoffe ja erst wirtschaftlich, da man damit erst gegen die mineralischen Kraftstoffe bestehen kann, denn deren Herstellung kostet immer nur einen Bruchteil der Preise, die die Verbraucher im Moment bezahlen müssen, denn nur die Gewinne sind expoldiert, nicht die Kosten. Oder glaubt jemand ernsthaft, daß der Man auf der Bohrplattform jetzt so viel mehr verdient als letztes Jahr oder vielleicht der philipinische Seemann auf dem Tanker?

Du beschreibst gerade das marxistische Wirtschaftsmodell: Preis= Lohn- und Materialkosten plus unternehmerischer Gewinn. In einer Marktwirtschaft sind aber die Kosten völlig nebensächlich, sie stellen nur die langfristige Untergrenze für einen Preis dar. Festgelegt wird der Preis durch Angebot und Nachfrage. Zur Zeit ist das Angebot etwas geringer geworden durch die Hurricaneschäden, die Nachfrage aber enorm hoch. Durch die hohen Preise wird der Verbrauch an Erdöl halt auf das verfügbare Maß runtergeregelt.

Der (noch) aktuelle Kanzler redet übrigens genauso, obwohl er es eigentlich besser wissen müsste (und wahrscheinlich auch weiß): Die Spekulation soll aus den Preisen raus. Dabei sind das nur die Zukunftserwartungen der Händler, also ein ganz normaler Bestandteil wirtschaftlichen Handelns, klingt nur böse.

Die Nachfrage ist ja im Moment nicht mal höher als das Angebot, was die Preise treibt ist nur die Erwartung, daß künftig noch mehr Öl gebraucht und weniger gefördert wird, aktuell reicht die Födermenge ja noch aus.

Aber der schnelle Ausbau von Alternativen wird durch diese Preisentwicklung natürlich vorangetrieben. Das ist ja auch ein Vorteil, denn auf lange Sicht schafft man es sich nicht, diese wirklich günstiger herstellen zu können, als man das Öl aus der Erde fördert, auch wenn das bei nachlassen der Reserven natürlich im Schnitt auch teuerer werden wird. Derzeit sprudelt es eben immer noch in rauhen Mengen aus dem Wüstenboden und kann für weniger als einen Dollar auf die Schiffe gebracht werden, egal ob es in Rotterdam dann 20 oder 60 USD kostet.

Ich hab da mal ne Frage, ich kenne mich mit dem Sundiesel noch nicht so aus. Bin gut informierter LPGler und zur zeit auf der suche nach ner alternative

1. warum gibts das nur als diesel ... das ist ja synthetisch hergestellter kraftsotff, warum also kein benzin.

im krieg wurde sehr oft synthetisches benzin eingesetzt, war ja nix da sonst.

2, wie kommt der preis zustande, wird der wieder von der regierung niedrig gehalten oder wie? weil das gnaze scheint ja schon nicht billig zu sein.

3. wo gibts das ganze zeug

weil des find ich jetzt schon interresant, da braucht man sich die karre net mit 10 erhitzern vollballern und bei -15°C imense energie nur zum pölerwärmen reinstecken, wenns auch anders geht.

Themenstarteram 17. September 2005 um 6:49

Hallo,

Zitat:

Original geschrieben von mirabeau

Stimmt so nicht, die CHOREN-Technik ist nagelneu und wird, da bin ich mir ziemlich sicher, ein Exportschlager made in Germany.

Würde mir auch wünschen, dass schneller mehr Anlagen davon geplant werden würden, mit Sonnenenergie zu fahren ist doch optimal.

soo neu und innovativ ist das nicht. Prinzipiell gehen alle Anlagen zur Treibstoffsynthese aus Synthesegas (so wie auch die CHOREN-Anlage) auf das Fischer-Tropsch-Verfahren oder das von Bergius zurück. Beide sind ca. 75 Jahre alt und wurden im II. Weltkrieg vom 3. Reich zur Treibstoffproduktion genutzt. Nach dem Krieg wurde ein Teil der Anlagen wieder instand gesetzt und produzierte weiter, allerdings unwirtschaftlich. Die letzten Anlagen wurden in den späten 60ern abgeschaltet, weil nach EG-Recht die Subventionen unzulässig wurden.

Richtig weiterentwickelt wurden die Verfahren nach dem Krieg nur von Südafrika (SASOL), weil die dort wegen dem internationalen Boykott wegen der Apartheit keinen Sprit bekamen. Südafrika hat aber reiche Kohlevorkommen und die wurden dann verflüssigt. Die Kosten waren dabei egal. Darum ist SASOL heute eigentlich Technolgieführer auf dem Gebiet.

Neu ist an dem CHOREN-Verfahren nur das CARBO-V Verfahren. Das ist der Prozessschritt, um aus Biomasse Synthesegas zu gewinnen. Und genau da gibt's auch die größten Probleme und Verluste an Wirkungsgrad.

Andere Ölkonzerne schlafen auch nicht, was synthetischen Sprit betrifft. SASOL baut z.B zusammen mit CHEVRON vor der Küste Nigerias eine riesige Anlage für Synthesesprit aus Erdgas. Im Gebiet um die VAE werden 3 große Anlagen ähnlicher Art gebaut. Die von Shell in Malaysia produziert schon lange. Und es sind noch weitere im Bau . . .

All diese Anlagen haben eines gemeinsam: Sie benutzen Erdgas als Rohstoff. Das ist viel preiswerter wie Biomasse. Dafür ist die aber allgemeine Abgasqalität wesentlich besser als bei normalem, mineralischen Diesel. Aber eben nicht CO2-neutral.

Und darum werden wir alle zusammen von den großen US-Ölkonzernen in Zukunft gewaltig verarscht mit dem Umwelt-Deckmäntelchen, was um den neuen synthetischen Treibstoff gelegt wird, weil das Abgas besser wird. Aber der Treibhauseffekt wird dabei durch das fossile CO2 aus dem Rohstoff Erdgas fröhlich weiter angeheizt, aber das erwähnt keiner, Bush will davon ja heute schon nix wissen.

Insofern ist der Synthesesprit von CHOREN und anderen, der aus Biomasse gewonnen wird wirklich der Schlüssel für die Zukunft. Wasserstoffantrieb im Hubkolbenmotor ist dagegen eine lächerliche Kinderkacke, die den Steuerzahler nur gekostet hat, aber NIE etwas bringen wird. Okologisch produzierter Wasserstoff dagegen könnte den Wirkungsgrad der CHOREN-Anlage erheblich verbessern, denn was bei diesen Syntheseprozessen IMMER fehlt ist Wasserstoff.

Zitat:

Original geschrieben von Ralf Hofmann

Ökologisch produzierter Wasserstoff dagegen könnte den Wirkungsgrad der CHOREN-Anlage erheblich verbessern, denn was bei diesen Syntheseprozessen IMMER fehlt ist Wasserstoff.

Was meinst du mit ökologisch produziertem Wasserstoff? Sollte Choren Wind/Solarenergie für die Gewinnung des benötigten Wasserstoffs nutzen?

 

Danke für den interessanten Beitrag.

Themenstarteram 17. September 2005 um 12:41

Hallo,

Zitat:

Original geschrieben von istmiregal

Was meinst du mit ökologisch produziertem Wasserstoff? Sollte Choren Wind/Solarenergie für die Gewinnung des benötigten Wasserstoffs nutzen?

ich hab' mich dabei auf den Gedanken bezogen, dass Wasserstoffautos vor etwa 15 Jahren als umweltfreundliche Alternative in die Diskussion gebracht wurden. Dabei sind Wasserstoffautos in der Gesamtbilanz die größten Dreckschleudern, wenn der Wasserstoff auf konventionelle Weise gewonnen wird.

Wird der Wasserstoff wie von Dir beispielhaft genannt ökoverträglich gewonnen, ist das schon interessanter. Aber durch die fehlende Infrastruktur, die Diffusionsverluste und die Umwandlungsverluste ist der Wirkungsgrad schlecht. Von hohem Tankgewicht und schlechter Reichweite bei Anwendung im PKW mal ganz abgesehen.

Da ist's viel effektiver, öko-Wasserstoff für die Gewinnung flüssiger Kohlenwasserstoffe einzusetzen.

Zitat:

Original geschrieben von Holt

Die Nachfrage ist ja im Moment nicht mal höher als das Angebot...

LOL, stimmt natürlich. Die Nachfrage ist NIE größer als das Angebot, man kann ja nichts kaufen, was nicht angeboten wird. Bei Ölpreisen wie noch vor 1-2 Jahren wäre die Nachfrage höher, deshalb die Preissprünge in letzter Zeit.

Angebot und Nachfrage werden durch den Preis in Übereinstimmung gebracht, das ist ein ehernes Gesetz jeder Marktwirtschaft.

am 17. September 2005 um 15:29

Wenn das ganze auf dem Fischer-Tropsch-Verfahren (hab ich vor Jahrzenten im Chemieunterricht schon mal gehört) basiert sollte es dann nicht möglich sein sich seinen eigenen Syn-Sprit in einer kleinen Anlage zu Hause herzustellen!

Wie müsste diese funktionieren und welche Zusatzstoffe benötigt man?

Wenn die großen Konzerne den Weg über Gas nehmen , wäre es dann nicht sinnvoll Holz zu vergasen (was ja reletiv einfach ist) und daraus dann Sprit zu machen ?

Oder gibt es einen direkteren/günstigeren Weg?

 

Bin auf chemischem Gebiet leider nur mit einen weit zurückliegenden Halbwissen (mehr Halb als Wissen) ausgestattet.

Zitat:

Original geschrieben von Ralf Hofmann

...

Hast du von dieser Methode schon gehört?

http://www.bio-wasserstoff.de/h2/H2-Herst_/h2-herst_.html

 

Bist du der Ralf aus dem Poelforum?

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