Suzuki Swace Probefahrt
Anlässlich einer Inspektion des Vitara hat mein Händler in Burgstädt mir einen nagelneuen Swace zur Probefahrt überlassen. Mein Fazit fällt durchaus positiv aus, gäbe es nicht ein paar Wermutstropfen. Ich will gern meine Erfahrung teilen, hier ein Bericht:
Etwas überraschend ist das Starten: nach Einstellung von Sitz (nur manuell außer einer elektrischen Lendenwirbelunterstützung) und Spiegeln startet man den Motor wie gewohnt mit Bremspedal und Startknopf. Doch nichts passiert, außer einer kleinen Anzeige im Armaturenbrett: Ready. Mit ganz wenig Gas rollt der Wagen vollelektrisch auf dem Parkplatz lang. Erst an der Ausfahrt, wenn man richtig Gas gibt, springt der Benziner an, auch nahezu lautlos, man sieht es nur am Drehzahlmesser. Wer schon mal Prius gefahren ist, kennt das natürlich. Denn vom Prius stammt auch die Technik: ein gedrosselter 1,8 Liter Saugrohreinspritzer mit 98 PS, dazu ein Elektromotor mit 72 PS, und einer nutzbaren Systemleistung von 122 PS. Das ist nicht sehr viel, und die Höchstgeschwindigkeit ist deshalb auch nur 180 km/h.
Beim Bruder Toyota Corolla Touring gibt es allerdings alternativ eine Motorisierung mit 184 PS Systemleistung für nur 2000 Euro Aufpreis. Übrigens werden die Corolla Hybride in Brüssel gefertigt, der Swace wie Vitara und S-Cross in Esztergom.
Dennoch würde ich das Fahrverhalten als agil bezeichnen. Nicht übermäßig sportlich, aber sowohl beim Ampelstart als auch beim Auffahren auf die Autobahn spürt man die zusätzliche Kraft des Elektromotors, wenn man das Gaspedal fester tritt. Etwa mit den 140 PS des Vitara vergleichbar. Und während ansonsten der Wagen extrem leise ist, meldet sich der Benzinmotor dann unaufdringlich mit einem sonoren Brummen. Dazu kommt das quasi unmerklich schaltende CVT, das keinen Verharrungseffekt zu kennen scheint. Schaltwippen gibt es aber keine. Das Fahrwerk macht einen gut abgestimmten Eindruck. Selbst grobes Granitpflaster wird gut weggesteckt. Durch den sehr tiefen Schwerpunkt liegt der Wagen auch sehr gutmütig in den Kurven, so dass man den Allrad nicht vermisst. Natürlich bin ich kein Autotester, der Grenzbereiche austestet und dann den Leuten Dinge einredet die für 98% uninteressant sind. Positiv der große (min. 560 L) ebene Kofferraum mit doppeltem Boden und das Gepäcknetz, das bei umgeklappten Rücksitzen auch vorne eingehängt werden kann. Was ich nicht probiert habe ist die Sitzhöhenverstellung, die Kopffreiheit war nicht allzu groß, und ich bin 1,76. Für große Personen könnte es knapp werden.
Die übrige Ausstattung passt zum Preis, zusätzlich zu den gewohnten Comfort+ Features gibt es noch Fernlichtautomatik, Lenkradheizung und einen Einparkassistenten, sowie ein großes 9“ Touchpanel. Die Armaturen hingegen fand ich gewöhnungsbedürftig, dem zentralen Tacho mit vielen kleinen zusätzlichen Informationsanzeigen mangelt es an Übersichtlichkeit. Leider gibt es eben nur diese eine Variante, ein Panoramadach wird nicht angeboten, auch die Features der Topausstattung beim Bruder Corolla wie elektrische Heckklappe fehlen.
Alles in allem ein gelungener Kombi mit Vollhybridtechnik zum Cruisen, nichts fürs Gelände, kein Rennsportler, aber dafür mit in meinem Fall 5,4 Liter Verbrauch auf einer Runde mit Stadtfahrt, Landstraße und Autobahn, bei entsprechender Fahrweise sicher auch mit 5 Litern zu bewegen, also ein Vernunftauto. Leider hat man keinerlei Auswahlmöglichkeiten, und selbst die Farbpalette ist mit weiß, hellgrau, dunkelgrau und schwarz sehr bescheiden.
Mein Fazit:
+ extrem leise
+ sparsam
+ geräumiger Kofferraum
+ gutes Fahrwerk
+ überzeugender Antrieb
- keine Ausstattungsauswahl
- kein Panoramadach oder andere Pakete
- keine Farben
- eventuell wenig Kopffreiheit für große Personen
Übrigens bin ich mehr als 30 Jahre Kombi gefahren. Als ich wieder in den Vitara gestiegen bin, habe ich mich trotzdem wohl gefühlt, und obwohl meine Frau der Meinung war, der Swace könne ihr gefallen, müsste Suzuki schon noch einiges fürs Gesamtpaket tun, ehe ich wieder in einen Kombi steige.
Natürlich ist alles subjektiv, mancher mag das eine oder andere anders empfinden.
Viele Grüße
17 Antworten
Zitat:
Die Reifendichtsets sind leider mittlerweile üblich, weil man da Geld und Gewicht (Flottenverbrauch!) spart - und die Werkstätten haben im Pannenfall auch was davon, gibt ja im Pechfall sogar ne neue Felge.
...Mit dem Reifendichtmittel macht man sich leider wirklich oft den Reifen kaputt, was natürlich besonders ärgerlich ist wenn nicht der Reifen sondern nur das Ventil das Problem war.
Ich nehme an der Swace hat auch nur ein Dichtkit, habe aber nicht geschaut. In der Regel ist ja trotzdem eine Mulde vorhanden, in die ein Notrad passt, das eben meist sehr schmal ist wegen der Höhe unter dem Kofferraumboden.
Die Abdichtsets sind aber in meinen Augen Mist, weil sie nur funktionieren wenn man ein kleines Löchlein auf der Lauffläche hat. Ich habe mit dem Vitara unglücklich einen scharfkantigen Granitbordstein touchiert, die Folge war eine Beschädigung der Reifenflanke wo ein Finger reinpasste, da war guter Rat teuer. Suzuki Mobilitätsgarantie hat mir dann meinen Händler hingeschickt (war zum Glück nicht so weit weg), und der hatte mein eingelagertes Sommerrad mitgebracht und mir vor Ort montiert und das kaputte Winterrad mitgenommen. Damit bin ich dann paar Tage gefahren. War am Ende aber einfacher als selber bei Kälte und Dunkelheit ein Notrad draufzufummeln und selber zum Händler zu fahren. Deshalb hab ich auch beschlossen mir kein Notrad zu kaufen.
Zitat:
...ich habe nach Fotos des Swace in blau gesucht, und tatsächlich, da kommt der riesige Grill nicht so übertrieben zur Geltung: https://de.motor1.com/news/444242/suzuki-swace-2020-der-corolla-klon/
...
Aber... so schlimm sieht der Tacho auf den Fotos jetzt erstmal nicht aus:
https://www.suzuki.at/.../1b78f20c-4acf-44b7-b4f5-6bf7b746df58.jpeg
Danke für die Links, da kann man sich ein Bild machen.
Den Grill finde ich grundsätzlich gelungener als beim Original.
Beim Tacho oder dem gesamten Dashbord stört mich nicht so sehr der Tacho selber, sondern die Tatsache, dass es statt klar strukturierter Warn- und Informationselemente einen Wust an Informationen mitten im Tachokreis gibt, teils grafisch, teils als Text und sehr bunt - einfach sehr gewöhnungsbedürftig.
Ja, wenn man drin sitzt und sich aufs Wesentliche (Fahren!) konzentrieren will, wirkt das bestimmt wieder anders als auf Fotos erahnbar.
Das ist wie die Ambientebeleuchtung beim aktuellen GLB: wenn man den im AutoSalon probesitzt, ist das mit den verstellbaren Farben und Displayanzeigen alles ganz toll... aber im Alltag, da sollte das entweder automatisch und intelligent funktionieren oder sich zurückhalten.
Zitat:
@Martyn136 schrieb am 21. Dezember 2020 um 16:13:07 Uhr:
Ich bin schon mal vor Jahren am VW Bora mit drei 215/45R17 Sommerreifen und einem 205/55R16 Winterreifen gefahren ein Wochenende gefahren. Ging ohne Probleme.Zitat:
@okadererste schrieb am 21. Dezember 2020 um 11:13:00 Uhr:
Man darf auf eine Achse nie unterschiedliche Reifenkombinationen Fahren. Einzige Ausnahme ist das Verwenden des Notrades.
Können /= dürfen.
Dass es prinzipiell geht, bestreitet ja keiner. (Wir hatten selbst schon mal 3 Stück 195/65R15 und einen 185/65R15 auf dem Passat... hat jahrelang keiner gemerkt, bis wir mit dem Audi tauschen wollten!) Nur wirkt sich das auf alles aus, was mit Raddrehzahlsensoren zu tun hat - und wenn die Toleranz (die ja wegen eventuell etwas ungleichem Luftdruck immer vorhanden sein muss) überschritten wird, weil Luftdruck + Profiltiefe + sowieso etwas anderer Abrollumfang sich aufaddieren, kann das zu unerwünschten Effekten führen.
Bei deinem Bora schließe ich Allradverschleiß mal aus, aber ESP und ABS hätten im Grenzbereich trotzdem so ihre Probleme haben können. Es muss einem ja nicht gleich so gehen wie vor 15 Jahren dem ADAC:
https://www.motor-kritik.de/classic/common/05081506.htm
Übrigens: immer wieder hilfreich, der https://www.reifenrechner.at 🙂