Start-Stopp-Automatik modifizieren?

Mercedes E-Klasse W212

Hallo zusammen,

ich fahre seit ca. 3 Wochen einen E300 CDI T mit Start-Stopp-Automatik. Grundsätzlich finde ich die Funktion ganz gut. Ich fahre primär 35 km in die Arbeit, dabei 30km Überland-, 5 km Stadtverkehr. Jetzt haben sich relativ schnell immer wiederkehrende Situationen herauskristallisiert, bei denen die SS-Automatik (klingt komisch...) für meinen Geschmack zu schnell den Motor aus macht.
Z. B. an Abzweigungen/Stoppschildern, vorm elektr. Garagentor, usw.

Gibt es eine Möglichkeit (evtl. durch Werkstatt) den Timer hochzusetzen, damit einfach eine 2-3 sekündige "Schonzeit" eingehalten wird, bis der Motor ausgeht?

Vielleicht ist es unbegründet, aber ich habe immer ein wenig Bauchweh, wenn pro Fahrt 10 mal neu gestartet wird und ich mir vorstelle nach 4 Jahren sagt dann der Freundliche ich brauche einen neuen Anlasser für einen 4stelligen Betrag...

Beste Antwort im Thema

Man kann ein Auto nach 100.000 Km zu Tode prügeln, oder aber, es ist nach dieser Laufleistung gerade eingefahren.

Welches Auto ist dann gerade eingefahren ? Das, welches mit Sinn und Verstand gefahren worden ist, oder das, welches nur getreten worden ist ?
Die Antwort dürfte klar sein !

Natürlich muss ein Getriebe Kickdown aushalten, aber ständig ? Das Problem dabei ist, die Rechnung bekommt in der Regel der Zweitbesitzer, also derjenige der das Auto nicht least oder von der Firma zur Verfügung gestellt bekommt.

Das gleiche gilt für die Steuerkette. Die größten Kräfte die die Kette übertragen muss, werden derselben beim Kickdown zugemutet. Von 600 Touren schlagartig auf 4 bis 6000. Das sind gewaltige Kräfte die da wirken.

Warum reißen die meisten Zahnriemen beim Anfahren ? Genau, wegen der hohen Kräfte, die in diesem Moment auf die einzelnen Komponenten einwirken. Das gilt selbstverständlich auch für die Steuerkette.

Und jetzt kann sich jeder fragen, ob Start \ Stop auf lange Sicht gut für die Kette ist. Ich deaktiviere es sofort nach Motorstart, die Ersparnis von 0, X Liter pro 100Km sind es mir nicht wert. Und wenn sich darüber vielleicht erst der nächste Besitzer freut.

Viele Grüße aus Köln

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Ich habe vor einiger Zeit mit einem Ingenieur aus der Qualitätssicherung bei MB gesprochen. Bei MB wird als kritischste Komponente im Zusammenhang mit StartStopp die Kurbelwellenlagerung betrachtet. Hier muss nach jedem Neustart der Schmierfilm in den Lagern neu aufgebaut werden.

Hallo ins Forum,

Zitat:

@BravoSierra schrieb am 11. Juni 2015 um 16:36:13 Uhr:


Bei MB wird als kritischste Komponente im Zusammenhang mit StartStopp die Kurbelwellenlagerung betrachtet. Hier muss nach jedem Neustart der Schmierfilm in den Lagern neu aufgebaut werden.

dies ist dem Grunde nach nachvollziehbar, aber in der realen Situation nicht so problematisch. Zum einen ist das Öl bei den kurzen Stopps nicht wirklich weg, sondern nahezu noch vollständig da. Zum anderen sind die Lager besonders beschichtet. Durch diese Beschichtung wäre sogar eine Trockenlauf über einen gewissen Zeitraum ohne Schäden machbar.

Viele Grüße

Peter

Hallo allerseits,

nun muss ich hier auch mal meinen Senft dazugeben.
Als S212 Neuling "stört" mich die SS auch schon etwas, Ausschalten ist ein gutes Mittel!
Bergauf, als Linksabbieger, mit 3X roter Ampel, nervt sie doch schon ziemlich!

Solange die Anlasser mittels Magnetschalter und Ritzel arbeiten wird dies nie verschleissfrei funktionieren. Wenn mal die Schwungscheibenstarteinrichtungen in der Serie verbaut werden ist dies etwas anderes, aber bis dahin gilt:
Der Anlasser soll starten, entweder durch SS oder durch den Bediener, der Magnetschalter bekommt Strom, zieht das Ritzel nach vorne in den Zahnkranz, schliesst irgendwann den Haupstromkreis mittels einer Schaltbrücke, es fließt Strom, dieser bewirkt einen Abbrand an den Kontakten. Das Stahlritzel spurt in den Stahlzahnkranz ein, also entsteht ein mechanischer Kontakt, Reibung etc. Wenn man zusätzlich bedenkt, dass die Motoren auf Grund der Kolbenbewegung und der Kompression eigentlich immer an den selben Stellen stehenbleiben, ergeben sich einige Stellen am Zahnkranz welche zum Starten häufig verwendet werden. Irgendwann werden sich dort Abnutzungsspuren zeigen. Extrem war dies früher z.B. bei Getränkelieferanten , welche oft am Tag bis zu 50-80 gestartet haben, weil sie von Haus zu Haus zum Liefern fuhren. Dafür gab es Messingritzel, welche weicher als der Stahlzahnkranz waren und sozusagen als Verschleissschutz für der Motorzahnkranz fungierten. Ein Anlasser ist schneller ausgebaut als ein Motor oder ein Getriebe zum Zahnkranzwechsel! So nun genug der Abschweifung!
Die Quintessenz ist also, die Verbrauchsersparnis ist eher gering, wie lange die Anlasser halten werden kann man nicht sagen!
Übrigens: Die Batterie im Kofferraum stützt nur die Stromversorgung, der Anlassstrom kommt von der grossen Batterie im Motorraum.
Ich schalte jedenfalls meine SS aus, bei erkennbar längerem Halt kann ich sie jederzeit wieder aktivieren, wobei es mir schon passiert ist, dass der Motor wieder gestartet wurde, weil scheinbar die Batterie oder ein anderes Parameter dies so "verlangt" hat.

Euch allen ein schönes Wochenende und eine gute Zeit mit dem Benz

günni66

@günni66
Guter Beitrag.

Ich warte dennoch auf den ersten Beitrag, in dem von einem, nachweislich der Start-Stopp Funktion anzulastenden Schaden am Motor oder der Elektrik berichtet wird. Das muss es nach so vielen Jahren seit Einführung der Funktion mittlerweile doch zuhauf geben.

Oder halten sich die Betroffenen hier im Forum etwa nur zurück?

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Zitat:

@Red-Cloud schrieb am 13. Juni 2015 um 09:52:37 Uhr:


Oder halten sich die Betroffenen hier im Forum etwa nur zurück?

Ich war letztens wegen einer anderen Sache beim 🙂 und hab den Meister nebenbei mal darauf angesprochen, ob das denn gut sein kann mit der S/S-Automatik in Bezug auf die Komponenten und ob er da schon entsprechende Ausfälle kennt. Er lächelte daraufhin nur mit einem leichten Nicken und meinte mit etwas leiserem Ton, dass es bei ständigem Stop&Go im Stadtverkehr manche nicht mal bis zur 100.000-Marke schaffen.

Ich tippe mal, er spielte da auf die Taxis an, die in der Hinsicht ja schon stärker gefordert werden. Mehr konnte ich aber nicht erfragen, da er dann wieder auf mein ursprüngliches Thema umlenkte - wahrscheinlich wollte er offen nicht so drüber reden...

@ Patty2202
Danke für den Beitrag.

Auch wenn es leider wieder einer der "ich kenne, ich hörte, es könnte, der meinte...." Aussagen ist.

Wenn es wirklich "bei ständigem Stop&Go im Stadtverkehr manche nicht mal bis zur 100.000-Marke schaffen", wo ist der berechtigte Aufschrei der Betroffenen, der zugehörige Aufschrei der einschlägigen Presse? Alle von MB (und Co.) zum Schweigen gebracht?

Ich warte weiter und würde mich freuen über den ersten Beitrag z.B. mit:

"Ich hatte an meinem X212 mit Motor ZZZZZ einen Defekt/Schaden an/m YYYYYYYY. Als Ursache wurde von der MB Werkstatt die (zu häufige?) Nutzung der S/S Einrichtung ermittelt. Als vorbeugende Lösung wurde mir empfohlen zukünftig......."

Da kannst Du lange warten, dass sich Irgendjemand zu solchen Aussagen bzw. Empfehlungen hinreißen lässt. Ich weiss ja nicht was Du für eine Marke fährst, mir würde mein NL niemals etwas schriftlich geben. Auch bei VW gibt es kein massenhaftes Auftreten von Steuerkettenproblemen geschweige denn Ölverbrauch der 2 Liter Benziner. Ich habe die 3. Wasserpumpe und den dritten Satz Einspritzdüsen drin. Würde es aber niemals gesagt bekommen, dass MB da Probleme hat oder hatte.

LEjockel

Zitat:

@Red-Cloud schrieb am 14. Juni 2015 um 09:15:32 Uhr:


"Ich hatte an meinem X212 mit Motor ZZZZZ einen Defekt/Schaden an/m YYYYYYYY. Als Ursache wurde von der MB Werkstatt die (zu häufige?) Nutzung der S/S Einrichtung ermittelt.

Vergiss es, das wird nie passieren. Selbst wenn die SSA tatsächlich ursächlich für einen Motorschaden sein sollte, wird Mercedes das nie im Leben zugeben, schon gar nicht offiziell. Mercedes-Fahrzeuge mit SSA würden quasi unverkäuflich werden und ohne SSA hat Mercedes erst recht keine Chance, die von der EU vorgeschriebenen Flottenverbräuche einzuhalten.

Mit anderen Worten: Eine solche Aussage wäre ein extrem großkalibriger Schuss ins eigene Knie.

Und wer's immer noch nicht glaubt, sollte sich nur mal ansehen, wie Mercedes schon bei relativ harmlosen Serienfehlern wie 211er Airmatic, diverse Injektoren usw. mauert.

Ciao,
sjs77

S/S wird auch nicht nur bei MB verbaut. Gravierende Defekte sind ausserdem immer relativ schnell ans Licht gekommen. Bei allen Herstellern.

Auch wenn es einigen wenigen wohl anders erscheint, bei MB, BMW, Audi, VW (und nicht nur bei den führenden Automobilproduzenten) arbeiten keine Idioten, die nicht wissen dass gravierende Mängel zu vertuschen sehr teuer wird; nicht nur in Euro.....

Ich möchte hier in die Diskussion mal ein paar technische Aspekte einbringen:
Bei Zahnrädern gibt es im wesentlichen zwei Arten von Belastungen: Zunächst die Biegebelastung, wenn die Kräfte vom einen Zahn auf den anderen übertragen werden; und dann noch den abrasiven Verschleiß bedingt durch die Reibung beim Abgleiten der Zähne.
Für beide Verschleißarten gibt es jedoch definierte Prüfverfahren, mit denen sich relativ genau abschätzen lässt, wann das Zahnrad versagen wird. Für Biegung lässt sich hierbei ein Wechselbiegeversuch durchführen: Man biegt einfach eine Probe so oft hin und her, bis sie bricht oder eine vorher durch Überlegung bestimmte Zahl von Biegungen erreicht hat. Je nach dem, wie stark die Probe hierbei belastet wird, bricht sie früher oder später. Wenn man den Versuch mehrmals bei unterschiedlichen Belastungen wiederholt, kann man eine sogenannte Wöhler-Kurve aufstellen, aus der dann abgelesen werden kann, welche Spannungen ein Werkstoff maximal erfahren darf, um eine bestimmte Bruchlastspielzahl zu überstehen (Zeitfestigkeit). Bei besonderer Belastung (z.B. wenn besonders oft angelassen wird), muss dann eventuell ein teurerer Werkstoff gewählt werden (z.B. legierter Stahl statt einfachem Baustahl), oder die Belastung auf irgendeine Weise gesenkt werden, etwa indem man einfach das Zahnrad ein wenig größer baut. Zähe Werkstoffe halten Biegebelastungen meist besser aus als harte.
Ähnliches lässt sich auch für den Abrieb durchführen: Man schleift eine Probe und misst wieviel Gewicht sie dabei pro Zeiteinheit verliert. Harte Werkstoffe haben hierbei ihre Stärke.
Im Zahnrad bringt man die beiden gewünschten Eigenschaften einfach dadurch zusammen, dass man die Randschichten der Zähne härtet (Nitrieren, Randschichthärten).
Messing wäre natürlich auch eine Lösung, doch muss man auch bedenken, dass die Späne, die bei Messing bei entsprechendem Kupfergehalt in der Regel ziemlich hart sind, ja vom Öl auch an Stellen getragen werden können, wo man sie eigentlich nicht so gern haben möchte. Außerdem ist der E-Modul von Messing nur noch halb so groß wie der von Stahl, die Verformungen werden also auch größer – insgesamt zwar eine günstige Lösung, aber die Fahrzeuge stehen dann auch ständig in der Werkstatt, weil das Ritzel rund geschliffen ist.
Wie man sieht, kann man also konstruktiv schon noch was machen, wenn sich mal die Belastungen durch neue Anforderungen erhöhen. Wenn man die SSA nie nutzt, darf man sich darüber freuen, dass man seinen Anlasser mit 90%-iger Wahrscheinlichkeit ein ganzes Fahrzeugleben lang nicht wechseln muss.

Was bringt uns nun Dein Mechanik Exkurs?
Nichts, wie auch die StartStop nix bringt unterm Strich.

Es ging um den Vorwurf, dass die Anlasser reihenweise vorzeitig kaputt gehen müssen. Und da zeigt mein Exkurs, dass das definitiv nicht so sein muss. Was bringt uns nun dein Kommentar?

Zurück zum eigentlichen Thema: "SSA modifizieren?"

Joerg_2 hatte gefragt:
Kann jemand aus dem Kreis "wer programmiert wo?" bestätigen, dass die Start/Stop Funktion dauerhaft deaktiviert werden kann?

benzsport hatte indirekt geantwortet:
kann man. (rausprogrammieren)

Frage:
Hat die nun offfensichtlich mögliche dauerhafte Abschaltung eine Konsequenz (TÜV, Garantie, etc...)?<

Eine Bitte:
Bitte Vermutungen kennzeichnen, damit siie von Wissensaussagen abgegrenzt werden können.

Scheinbar kann man sogar durch eine fehlerhafte Codierung der Klimaanlage die SSA zum aussetzen bringen, teste das aber noch mal.

Zitat:

@pspfreak schrieb am 14. Juni 2015 um 15:41:58 Uhr:


Es ging um den Vorwurf, dass die Anlasser reihenweise vorzeitig kaputt gehen müssen. Und da zeigt mein Exkurs, dass das definitiv nicht so sein muss. Was bringt uns nun dein Kommentar?

Ich bitte dich.

Nun haben sich doch schon so viele eine (meist negative) Meinung zur S/S-Funktion gebildet; und nun kommst du und verwirrst mit Tatsachen...😉

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