Seit wann gibt es Rekuperation, seit wann OPD und seit wann Blended Braking?
Mal eine Frage. Elektroautos gibt es ja nicht seit gestern, sondern seit über 100 Jahren. Bevor es in den 10er Jahren des aktuellen Jahrhunderts richtig losging, gab es immer wieder Kleinserien, die aber in der damaligen Verbrennerwelt untergingen. Wer kennt sich da aus und kann mir folgende Fragen beantworten:
- Seit wann können Elektroautos rekuperieren? Der Golf City Stromer von 1976 konnte es wohl nicht.
- seit wann gibt es One Pedal Drive, d.h. Gasgeben und Bremsen sind in einem Pedal vereint, so dass man ohne Benutzung des Bremspedals anhalten und die meisten Fahrsituationen bewältigen kann.
- Seit wann gibt es Blended Braking, d.h. das Auto rollt, bzw. Segelt wenn man vom Gas geht und verzögert wird nur mit dem Bremspedal. Betätigt man dieses leicht, rekuperiert das Auto, erst wenn die Rekuperation nicht ausreicht, um eine dem Pedaldruck entsprechend zu verzögern, greift die mechanische Bremse ergänzend dazu. Das Ganze geschieht für den Fahrer unmerklich.
71 Antworten
In meinen Augen lösbar durch eine Zwischenposition bei der Pedalstellung.
Das geht schon, die neuen EQ Modelle müssten beides können (wie Du schon sagst, zur selben Zeit wird schwierig).
Die EQ Modelle haben einen Auto Modus für rekuperieren, wenn man den aktiviert hat und auf die Bremse steigt, wird erst rekuperiert und wenn das nicht reicht, weil eine höhere Verzögerung gewünscht ist, wird die mechanische Bremse hinzu genommen...
Ist max. Reku bereits eingestellt ist (Meiner hat in summe 5 Stufen) und man steigt auf die Bremse, wird wohl die Reku nicht weiter erhöht werden können (Vermutung, außer die max. einstellbare Reku, ist geringer als die max. mögliche) bevor die mechanische Bremse greift...
Diese Stufigkeit hab ich nie begriffen, das muss je noch Pedalstellung stufenlos regulierbar sein! Alles andere ist doch achtziger 🙄
Viele Leute verbinden halt Elektroauto mit OPD, am liebsten mit ganz viel Spielerei wie per Schaltpaddel umschaltbarer Rekuperationsstärke.
Beim Polestar 2 kann man wie gesagt die Funktion des Fahrpedals per Einstellung auf dem Display in zwei Stufen auf OPD oder auf Segeln stellen. Ausserdem kann man auswählen ob das Fahrzeug wie ein Wandlerautomat ohne Gas kriechen oder stehenbleiben soll. Damit kann sich das jeder so einstellen wie er es am liebsten hat. Meiner steht auf Segeln mit eingeschaltetem Kriechen und fährt sich so wie normales Automatikauto.
Mich interessiert aber weiterhin die Frage welches Elektroauto als erstes OPD hatte und bei welchem Elektroauto als erstes Blended Braking über das Bremspedal realisiert wurde.
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Die gesamte Bandbreite der Rekuperationsleistung lässt sich einfach bei dem kurzen Pedalweg, bevor die mechanische Bremse mitarbeitet, nicht gut verteilen und somit nicht gut dosieren.
Zitat:
@Xentres schrieb am 19. Januar 2023 um 09:52:40 Uhr:
@Schwarzwald4motionDie gesamte Bandbreite der Rekuperationsleistung lässt sich einfach bei dem kurzen Pedalweg, bevor die mechanische Bremse mitarbeitet, nicht gut verteilen und somit nicht gut dosieren.
Nein. Bei einer normalen Bremse kann man auch die ganze Bandbreite von ganz sanftem Verzögern bis zur Gewaltbremsung auf dem kurzen Pedalweg verteilen. Ob die Technik dahinter das per Rekuperation oder mit Bremsklötzen hinkriegt, kann dem Anwender ja herzlich egal sein. Und dafür wie gut das funktioniert gibt es genug Beispiele.
Aber jetzt bitte back to topic.
Zitat:
@Schwarzwald4motion schrieb am 19. Januar 2023 um 09:18:19 Uhr:
In meinen Augen lösbar durch eine Zwischenposition bei der Pedalstellung.
Also haptisch?
Von der Seite des Fahrers quasi ein Sprung in der Federkonstanten?
Kann funktionieren.
Die meisten Hersteller lösen es zur Zeit über den Gangwahlhebel (oder -Schalter).
P R N D B
Bei VW wird in D gesegelt und in B gebremst (One Pedal Driving). In D kann man - ähnlich wie bei der Tiptronic damals - sogar noch die Rekuperation von 0 (segeln) bis 3 einstellen.
Ich glaube der Dacia Spring kann nicht rekuperieren.
Hohe Rekuperation als Bremsenersatz ist auch nur möglich, wenn Motor und Fahrbatterie so viel „Bremsenergie“ erzeugen bzw aufnehmen können dass spürbar gebremst wird. Da sind moderne Elektroautos mit großen Motoren und Fahrbatterien eindeutig im Vorteil.
In den VW SSP ist übrigens der spezielle Bremskraftverstärker beschrieben. Über diesen und ggf Patente und Veröffentlichungen kann man dann vielleicht den ersten Einsatz herausfinden ;-)
Zitat:
@Tillamook schrieb am 20. Januar 2023 um 05:31:01 Uhr:
Die meisten Hersteller lösen es zur Zeit über den Gangwahlhebel (oder -Schalter).P R N D B
Bei VW wird in D gesegelt und in B gebremst (One Pedal Driving). In D kann man - ähnlich wie bei der Tiptronic damals - sogar noch die Rekuperation von 0 (segeln) bis 3 einstellen.
Wie schon geschrieben.
Toyota setzt hier auf Verbrennungsmotorbremse.
Zumindest bei dem was ich kenne.
Muss man wohl zumindest je nach Hersteller, evtl. je nach Modell oder Facelift/Software-Update anders/neu bewerten.
Zitat:
Ich glaube der Dacia Spring kann nicht rekuperieren.
Kann ich mir nicht vorstellen.
Das ist quasi eine Basisfunktion.
Die Frage ist eher wie gut umgesetzt.
Nochmals Beispiel der Toyota den ich kenne.
Zitat:
Hohe Rekuperation als Bremsenersatz ist auch nur möglich, wenn Motor und Fahrbatterie so viel „Bremsenergie“ erzeugen bzw aufnehmen können dass spürbar gebremst wird. Da sind moderne Elektroautos mit großen Motoren und Fahrbatterien eindeutig im Vorteil.
Eigentlich reicht da auch ein ca. 40 kW Spitzenleistung Motörchen um ein 2t Fahrzeug erstaunlich deutlich zu verzögern.
Kenne ich vom 3008 Diesel Hybrid.
Wenn man nur auf diese Verzögerung fährt hat man auch immer eine Reserve wenn es doch knapper wird.
Zitat:
In den VW SSP ist übrigens der spezielle Bremskraftverstärker beschrieben. Über diesen und ggf Patente und Veröffentlichungen kann man dann vielleicht den ersten Einsatz herausfinden ;-)
Was macht dieser spezielle Bremskraftverstärker?
Eigentlich hab ich hier PN genommen, weil der TE nicht OT haben möchte.
Zitat:
@Alexander67 schrieb am 20. Januar 2023 um 07:50:20 Uhr:
Wie schon geschrieben.
Toyota setzt hier auf Verbrennungsmotorbremse.
Zumindest bei dem was ich kenne.
Toyota segelt, wenn du vom Gas gehst. Da ist die Rekuperation zwar vorhanden, mit etwa 1-2kW aber nicht sonderlich stark. Erst wenn du auf das Bremspedal steigst, dann steigt die Rekuperation an (je nach Fahrzeug zwischen 20-40kW). Und erst dann, wenn die Rekuperation nicht mehr ausreicht, dann greifen die mechanischen Bremsen. Allerdings ist der kleine Akku auch schnell voll, wenn's man bergab gehen sollte. Auf der Ebene erreicht man den Punkt, wo die Rekuperation zurückgenommen werden muss kaum.
Grüße,
Zeph
Zitat:
@Alexander67 schrieb am 20. Januar 2023 um 07:50:20 Uhr:
Was macht dieser spezielle Bremskraftverstärker?
Google mal nach VW E-Up SSP 527. Dort ist es exakt beschrieben.
Beim Druck auf das Bremspedal wird immer per Rekuperation verzögert und die Bremsflüssigkeit verbleibt im Druckspeicher (auch bei getretenem Bremspedal), es sei denn das Steuergerät erkennt (u.a. Anhand deines Fußes), dass die Bremsleistung nicht ausreicht. Dann wird die Bremsflüssigkeit ins System zur mechanischen Bremse gepumpt. Wenn ausreichend mechanisch gebremst wurde, geht die Flüssigkeit wieder zurück in den Druckspeicher.
Ein kleines Stück Ingenieurskunst und als Fahrer bekommt man den Wechsel der Systeme kaum mit. Ich finde das echt beeindruckend.
Wie und was Toyota macht, da bin ich raus. Verbrenner und Hybrid sind wie Schreibmaschine und elektronische Schreibmaschine, damit befasse ich mich nicht mehr.
Zitat:
@Alexander67 schrieb am 20. Januar 2023 um 07:50:20 Uhr:
Kann ich mir nicht vorstellen.Zitat:
Ich glaube der Dacia Spring kann nicht rekuperieren.
Das ist quasi eine Basisfunktion.
Stimmt, hatte ich falsch in Erinnerung.
Der Spring hat keine P-Stellung im Getriebe, da keine Parksperre vorhanden ist.
Zitat:
@Zephyroth schrieb am 20. Januar 2023 um 10:44:00 Uhr:
Toyota segelt, wenn du vom Gas gehst. Da ist die Rekuperation zwar vorhanden, mit etwa 1-2kW aber nicht sonderlich stark. Erst wenn du auf das Bremspedal steigst, dann steigt die Rekuperation an (je nach Fahrzeug zwischen 20-40kW). Und erst dann, wenn die Rekuperation nicht mehr ausreicht, dann greifen die mechanischen Bremsen.
Toyota macht das bei seinen Hybrid-Autos so (zumindest bei den ersten Generationen des Prius und des Yaris Hybrid), und die haben Frontantrieb. Deshalb wirkt beim leichten Anbremsen die Rekuperation nur auf die Vorderräder (ist ja auch logisch). Geht man stärker in die Eisen, nimmt der Wagen erst mal nur die Hinterradbremsen zur Hilfe. So wird das Fahrzeug stabilisiert, außerdem eben die Bremsleistung erhöht. Erst wenn auch das nicht ausreicht, werden die Vorderradbremsen hinzugeschaltet. Das hat in der Praxis den ulkigen Nebeneffekt, dass Hybrid-Toyotas an den Hinterradfelgen mehr Bremsstaub haben als an den Vorderradfelgen, weil die Vorderradbremsen nur bei relativ starken Bremsungen in Aktion treten.
Ziel der ganzen Auslegung ist in meinen Augen, dass sich ein Toyota Hybrid in der Praxis möglichst genauso fahren soll wie ein stinknormaler japanischer Kompaktwagen mit CVT. Die Spritersparnis sollte - vor allem im Stadtverkehr - nicht mit einer großen Umgewöhnung verbunden sein. Ich finde, das hat Toyota auch ganz gut hinbekommen, auch wenn das Bremsgefühl im Vergleich zu einer konventionellen Bremse zunächst etwas synthetisch wirkt. Ich habe ein paar Tage gebraucht, bis ich meinen Toyota so auf den Punkt verzögern konnte wie das Verbrenner-Auto, das ich vorher hatte.
Zitat:
Allerdings ist der kleine Akku auch schnell voll, wenn's man bergab gehen sollte. Auf der Ebene erreicht man den Punkt, wo die Rekuperation zurückgenommen werden muss kaum.
Toyota greift in diesem Fall auf den Verbrennungsmotor als Motorbremse zurück. Ein Motor/Generator erzeugt Strom, den der andere Motor/Generator gleich wieder verballert, indem er den Verbrennungsmotor durchdreht. Besonders üppig ist die Motorbremswirkung allerdings nicht. Wenn ich mit meinem Yaris den Zirler Berg zwischen Seefeld und Innsbruck runterfahre, komme ich um häufiges Beibremsen mit den Scheibenbremsen nicht herum. Würde ich im Gebirge wohnen, würde ich mir ein anderes Auto kaufen.
Ach ja, bevor ich's vergesse: Die Toyota-Hybriden rekuperieren auch, wenn sie im Tempomatbetrieb einen Berg runterrollen. So wird die eingestellte Geschwindigkeit gehalten.
Toyota Prius war das erste Serienfahrzeug mit Break Blending, das erste Elektroauto in Serie mit Break Blending war der VW e-up 2013. Heute ist Brake Blending bei den Elektrofahrzeugen Standard, es gibt nur ganz wenige Fahrzeuge, die das nicht haben. Aber, ja, die Tesla haben das nicht.