Sachmängelhaftung bei grosser Entfernung des ausliefernden Händlers
Guten Tag,
ich hatte Anfang Januar bei einem Marken Händler 600 Kilometer von mir entfernt
einen Ford SMax 2019/40 000 km für knapp 30.000.-- Euro gekauft. TÜV war neu.
Auf der Heimfahrt fiel mir schon ein unruhiges Bremsverhalten auf.
Ich dachte, das kommt vielleicht, weil das Fahrzeug ein paar Tage oder Wochen stand.
Jetzt, nach ca. 500 Kilometer wird es immer schlimmer und eine Fachwerkstatt
bestätigt mir verrostete und eingelaufenen Bremsscheiben vorne.
Bilder davon habe ich dem Händler gesandt.
Der Händler zeigt nun keinerlei Kompromissbereitschaft zumindest für einen Teil der
fälligen Reparatur (ca. 400.--) einzustehen.
"Ich soll vorbeikommen" damit er sich die Sache ansehen kann.
Wären für mich 1200 Kilometer.
Kann ich vom Händler verlangen, das Fahrzeug abzuholen ?
Danke vorab
Hamby
94 Antworten
Optisch sehen die Bremsscheiben vollkommen normal aus für das Alter und die Laufleistung.
Wenn beim Bremsen tatsächlich etwas vibriert, muss es nicht von den Bremsscheiben kommen.
Andere Frage: Warum liegt die Bremsscheibe auf dem Boden? Wurde die Bremse bereits instandgesetzt?
Du hast einen 3 Jahre alten Gebrauchtwagen gekauft und das ohne ihn vorher auch nur einigermaßen zu begutachten. Erwartet wird von Dir Neuwagenzustand, sorry, aber der Fehler liegt hier einzig und alleine bei Dir. Für das Alter und die Laufleistung sind die Scheiben völlig in Ordnung. Natürlich kann man nun zum Anwalt gehen, das Fahrzeug abholen lassen, auf die Gefahr hin bei nicht anerkanntem Sachmangel die Transportkosten bezahlen zu müssen und anschließend vor Gericht ziehen. Am besten noch einen Gutachter beauftragen, der alle in Frage kommenden Komponenten prüft. Oder man lässt für 400€ einfach die Bremsen machen…
Hallo Hamby,
du kannst keine Ansprüche mehr an den Verkäufer stellen.
Du musst dem Verkäufer die Möglichkeit auf Nachbesserung geben. Das hast du nicht gemacht, da du oder deine Werkstatt jetzt schon am Fahrzeug gearbeitet hast/hat. Damit ist der Verkäufer raus aus der Sache, da hilft jetzt auch kein Rechtsanwalt mehr etwas.
Um selbst etwas am Fahrzeug machen zu können, hättest du erst dem Verkäufer eine Frist setzen müssen und hättest nach Ablauf der Frist, die Möglichkeit gehabt selbst zu handeln, das Fahrzeug reparieren zu lassen, ohne, dass deine Rechte verlorengegangen wären.
Zu der Bremsscheibe, die hat ein ganz normales Verschleißbild, ich würde sogar sagen gutes. Zwei Dinge fallen auf. Einerseits ist die Stelle zu sehen, an der Bremsbelag während des Stands aufgelegen hat. So etwas bekommt man in der Regel durch beherztes Bremsen weg. Der zweite Punkt ist, dass im Scheibentopf der Flansch nicht so aussieht, als ob er plan auf der Radnabe gesessen hat, so dass die Scheibe möglicherweise etwas getaumelt hat.
Ich hatte im Übrigen mal ein ähnliches Problem, dass auf der Autobahn beim Bremsen ein Vibrieren anfing. Ursache war, dass aufgrund eine defekten Bremssattels die Beläge sich nicht ganz von der Scheibe lösten und somit ganz leicht schliffen. Das führte dazu das die Bremsscheibe heiß wurde und sich verzog. Da der Defekt des Bremssattels nur bei warmer Bremsscheibe auftrat, war das leichte Schleifen bei kalter Bremse nicht vorhanden und der eigentliche Fehler blieb lange unentdeckt. Es wurden immer nur die Bremsscheiben gewechselt.
Das eigentliche Thema ist aber jetzt durch, du hast keine Ansprüche an den Verkäufer mehr.
Gruß
Uwe
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Zitat:
@Hamberger schrieb am 17. März 2022 um 05:55:31 Uhr:
Kann ein Kunde bei einem relativ neuen Fahrzeug für 30.000.--, vom Fachhändler gekauft, nicht erwarten, dass das Fahrzeug ordentlich ausgeliefert wird ??
Verkehrssicher ja, aber aus einem Gebrauchtwagen wird kein Neuwagen. Einen Neuwagen kann man in der Tat nicht erwarten, auch wenn das zu gerne getan wird. Der Fehler liegt ggf. nicht beim Fachhändler, sondern beim Kunden, der eine falsche Erwartungshaltung hat. Da bist du tatsächlich nicht allein, richtig liegst du deshalb trotzdem nicht.
Hier drei weitere Beispiele, wo diese Erwartungshaltung in Kombination mit blind kaufen in die Hose gegangen ist:
https://www.motor-talk.de/.../...normale-gebrauchsspuren-t7093087.html
https://www.motor-talk.de/.../...rtrag-zuruecktreten-t7098648.html?...
https://www.motor-talk.de/.../...t-auto-nach-dem-verkauf-t7169209.html
Dabei landet dein Fall übrigens nicht in meiner Sammlung, denn dass die drei oben jammern, kann ich nachvollziehen. In deinem Fall mag das nicht so wirklich gelingen.
....wie geschrieben, herzlichen Dank für die vielen sachlichen als auch teilweise "sehr schlauen" Beiträge.
Dass ich keine neuen Bremsscheiben erwarte ist klar.
Mir ging es, in meinen Kontakte zum Händler, um einen KOMPROMISS und nicht darum,
auf ein gebrauchtes Fahrzeug mal schnell neue Bremsscheiben zu ergattern !
Und wie erwähnt ging es in meinem Beitrag eher um die Überbringung zum Händler,
wenn es "ernst" werden sollte.
Ob die Bremsscheiben bei Auslieferung hätten erneuert werden sollen muss ich eh einem Fachmann bzw. Gutachter überlassen. Tatsache ist, dass das Fahrzeug sich so nicht mehr lange fahren lässt.
Und das 1000 Kilometer nach Auslieferung. Da hat der TÜV/DEKRA Prüfer wohl beide Augen zugedrückt. Kommt ja fast nie vor. 🙂
Schau´mer mal
viele Grüße
Hamby
Da hat kein Prüfer ein Auge zugedrückt. Optisch sehen die Scheiben gut aus. Und der Kompromiss war da, der Verkäufer wollte die Scheiben begutachten und wohl dann entscheiden. Das das nicht in deinem Sinne ist, ist ein anderes Problem. Wie stellst du dir das vor? Der Verkäufer holt den Wagen auf eigene Kosten ab und stellt dann fest, dass alles ok ist. Und zahlt er auch noch die Transportkosten? Empfehlung: Einen Wagen Vor Ort kaufen.
Zitat:
@Hamberger schrieb am 17. März 2022 um 11:45:35 Uhr:
Und das 1000 Kilometer nach Auslieferung. Da hat der TÜV/DEKRA Prüfer wohl beide Augen zugedrückt.
Das genau ist nicht so. Wenn eine Bremsscheibe 0,00001mm über Verschleißmaß ist, dann ist sie i.O., ist sie 0,00001mm drunter, dann geht der Daumen runter. Das ist eine schwarz/weiß Beurteilung und zwar nur für den Augenblick, wo das geprüft wird. Ob ein Verschleißteil nach dem Bremsen vor der nächsten roten Ampel immer noch die Verschleißkriterien einhält, ist dabei nicht bewertet.
Bevor man Geld auf den Tisch gelegt hat, da ist man König Kunde, da redet ein Händler gerne mit einem, danach ist nur noch lästig und kostet Geld. Warum sollte dieser Händler einen Kompromiss eingehen? Er ist im Recht und du bist lästig.
Zitat:
@Hamberger schrieb am 17. März 2022 um 11:45:35 Uhr:
Und das 1000 Kilometer nach Auslieferung. Da hat der TÜV/DEKRA Prüfer wohl beide Augen zugedrückt. Kommt ja fast nie vor. 🙂
Nein, die Bremsscheiben sehen optisch sehr gut aus und wenn auf dem Bremsenprüfstand nichts auffällig war, gab es für den Prüfer keinen Grund die Bremse zu bemängeln. Das von dir auf der Autobahn festgestellte Vibrieren konnte der Prüfer nicht feststellen, weil er mit dem Auto keine höheren Geschwindigkeiten gefahren ist.
Zitat:
@Hamberger schrieb am 17. März 2022 um 11:45:35 Uhr:
Ob die Bremsscheiben bei Auslieferung hätten erneuert werden sollen muss ich eh einem Fachmann bzw. Gutachter überlassen.
Ich kann dir nur empfehlen, nicht noch Geld für einen Gutachter und einen Anwalt hinterherzuschmeißen, denn damit, dass an der Bremse bereits gearbeitet wurde, du somit der Nachbesserung durch den Händler vorgegriffen hast, ist das Thema durch und der Händler ist raus.
Außerdem empfehle ich dir, in eine vernünftige seriöse Werkstatt zu fahren, die dann die Ursache für unruhige Bremsverhalten und die Vibrationen sucht und beseitigt, denn es ist ja noch nicht einmal sicher, ob die Bremsscheibe tatsächlich die Ursache ist.
Gruß
Uwe