Qualitätsentwicklung und sonstige Sparmaßnahmen
Ein Hallo in die Runde!
Da das Thema in den sonstigen Bereichen gerne mal als OT abgeschrieben wird denke ich, dass es hier einen Platz finden kann. Optimierungen findet man ja bei allen Herstellern, aber bei den deutschen Produzenten von Premiumfahrzeugen tut es halt am meisten weh als Käufer.
Was haltet ihr von der Entwicklung? Was denkt ihr wohin geht der Weg noch geht? Ist die Schmerzgrenze langsam erreicht oder ist alles legitim?
Schreibt eure Meinungen, Ideen, Lösungen, uvm. gerne hier rein, vielleicht können wir ja gemeinsam ein kleines bisschen Bewegen wenn wir Dinge aufzeigen und darüber diskutieren.
Danke und Grüße
nothingtodo
117 Antworten
Auch den E38 muss man erwähnen welcher für mich den schönsten 7er darstellt den BMW gebaut hat. Hier mal ein Video, falls jemand daran erinnert werden muss, was vor bald mal 30 Jahren schon möglich war und wie wertig der Innenraum war bzw. sein konnte bei gleichzeitig durch die Bank geringerem Gewicht als den heutigen Schlachtschiffen.
Zitat:
@flachiXer schrieb am 4. August 2025 um 23:49:21 Uhr:
Meine Begeisterung mit meinem iX2 knapp schon in die neue "Modellpflege Juli 2025" gerutscht zu sein, habe ich ja schon im iX1/iX2-Thread...
Einfach extrem Schade, dass hier auf Kosten der Kunden gespart wird und auch noch alles rechtlich korrekt ist. Eigentlich hält mich auch nur noch die gute alte BMW-Brille mit den Erinnerungen von Früher und die doch wirklich gute Technik und Software bei BMW. Von der ursprünglichen Philosophie entfernen sie sich ja mit jeder neuen Modellreihe ein Stück mehr. "The Ultimate Driving Machine" war mal...
Und warum gab es keinen Ansturm auf Immobilien, als wir vor ein paar Jahren - wenn auch nur kurze Zeit - im negativen Bereich waren?
Ich weiß nicht ob du es mitbekommen hast, aber die Preise der Bestandsimmobilien sind in der Zeit quasi explodiert.
Man konnte jeden Schrott für teuer Geld verkaufen, wenn die Lage einigermaßen vernünftig war.
Neubauten sind durch Gesetzgeber und Geschäftemacher extrem teuer geworden.
Nachdem die Zinsen etwas angestiegen waren, sind die Preise nur geringfügig zurückgegangen.
Ein Thema, was vielleicht nicht 100% zum Thema "Qualitätsentwicklung und Sparmaßnahmen" passt, für mich aber dennoch dahin geht.
Meine halbe Familie arbeitet oder arbeitete in der Autoindustrie (Teile testen, bevor die überhaupt in ein Auto kommen, Lenkräderentwicklung, Lackentwicklung bzw. Vertrieb, ....).
Was mir immer gesagt wird, ist, wie arrogant leider die Vertreter der Hersteller sind. Das Hersteller auch in aktuellen Zeiten immernoch hoch auf ihrem Ross sitzen, und auf die Zulieferer gucken. Ja klar, die Autoindustrie nimmt immernoch viel ab, aber bei weitem nicht mehr so viel, wie es früher mal war. Trotzdem verlangt die Industrie immer weiter das sparen. Das hat aber schon vor gefühlt 20 Jahren angefangen. Wer sich wundert, das Rückrufaktionen mit Airbags, oder mit AGR-Kühlern gibt, dem sei gesagt, das ist maximal kalkuliert, da der Zulieferer immer der blöde und böse der ganzen Nummer ist, der Hersteller aber billige Teile in seinem Auto hat, die augenscheinlich gestestet und abgenommen sind. Risiken, die bei Tests aufallen (Airbags finde ich persönlich hier ganz spannend) werden son bisschen untern Tisch gekehrt. Und so kanns dann kommen, das solche Teile in Massen ausgetauscht werden müssen, obwohl der Hersteller sehr wohl wusste, das solche Teile evtl. nicht 100% funktionieren wie sie sollen. Aber was solls, wird schon nichts passieren, und die Teile sind auch günstig.
Auch bei den Herstellern selbst wird die Qualität an Personal immer schlechter. Es werden teilweise ganze Abteilungen gegen "billige" oder biligere Arbeitskräfte ausgetauscht. Ist erstmal kein Qualitätsmerkmal, aber wenn einer halt 20 Jahre auf einer Position sitzt, und gute Arbeit gemacht hat, geht damit eben auch Wissen und Fähigkeiten, die man so nicht ersetzen kann. Und so kommts dann, das man eben immer mehr irgendwelche Plaste, falsche Teile, oder sonstiges in Autos sieht, die früher nicht da waren. Ja, klar kommt das auch mit der Budgetvorgabe, aber ohne richtige Erfahrung gehst du eben anders ran, als ein alter Hase, der genau weiß, was man wie wo machen kann.
Mein Tipp wird daher sein, die Industrie spart sich weiter kaputt. Irgendwann bleibt einfach nichts mehr übrig, da an aller erster Stelle beim Thema "Forschung und Entwicklung" gespart wird. Mit Folgen auch für die Qualität.
Ich bin froh, das ich die alten Zeiten noch kenne. Da waren alle stolz für die Industrie bzw. Zulieferer zu arbeiten. Wenn man aktuell fragt, wie denn die Lage so ist heißt es: "Naja, die Aufträge sind sehr schwach, man muss nur warten bis die nächste Entlassungswelle kommt, oder eben Abfindungsprogramme, und wenns passt, schlägt man ein".
Die Qualität und das Sparen wird in Zukunft auch nicht viel besser werden. Das sagen alle. Mein erstes Auto war der E60. Wer beim G31 die gleiche Qualität erwartet (manche meinen, beim E60 wäre schon massig gespart worden, finde ich verglichen mit dem G31 jetzt gar nicht), der wird in Zukunft sein blaues Wunder erleben. Das wird alles übertüncht durch "schöne Farben, Displays hier und dort". Letztlich ist aber die aktuelle Generation noch massiger eingespart als die alte. Das rächt sich halt dann in ein paar Jahren beim 2. oder 3. Besitzer/Eigentümer.
Versuchen die Hersteller so vielleicht auch den Preiskampf gegen die Fahrzeuge aus Fernost zu führen? Ich stelle mir das sehr schwierig vor, wenn man sieht, was Hersteller aus China liefern. Gut ausgestattete Fahrzeuge, die teilweise nur die Hälfte kosten. Da muss man sicher auch irgendwo an der Preisschraube drehen oder komplett neue Wege gehen. Die wohl größten Markt hat man bereits verloren.
Zum Thema Fernost kann man nur sagen:
Die Hersteller dort verwenden bspw. teilweise (natürlich nicht alle) die gleichen Lacke wie unsere Hersteller. Das fand ich, als ichs gehört habe, auch erstaunlich. Teilweise werden die Lacke auch hier hergestellt, und dann exportiert. Oder, man hat dort eben irgendwo in Fernost ein Werk, hat aber das Wissen von "europäischen Herstellern" und stellt dann dort her. Jenachdem. Die Hersteller aus Fernost entwickeln (jetzt meine Meinung) nach kaum selbst, sie nutzen die vorhandene Expertise schon. Das spart 1. Kosten und 2. kriegt man die gleiche Qualität wie alle andern auch. Und so kann man immer schön günstig nachziehen, während andere für teure Entwicklung bezahlen.
Gut sieht man das an einem Thema (bspw. Head Up Displays in Autos). BMW war einer der ersten, die das damals im Angebot hatten. Dann hatte es in der nächsten Generation dann auch andere Hersteller (bspw. Audi). Wie gesagt, einfaches Beispiel.
Die Hersteller aus Fernost setzen also teilweise auch auf unsere Expertise. Und die nehmen auch gute Mengen ab. So verlagert sich übrigens auch das Geschäft der Zulieferer. Wer mehr abnimmt, kriegt auch eine höhere/größere Aufmerksamkeit. Und da ist Fernost auch dabei.
Aber das alleine kann doch nicht derartige Preisunterschiede ausmachen. Wobei ich auch nicht weiß, wie die Löhne oder Produktionskosten aussehen. Ich liebe meinen i7 aber einige verbauten Materialien spiegeln den Preis nicht wieder. Aber technisch immer noch 1a. Da können die Fahrzeuge aus Fernost noch nicht mithalten
Den Preiskampf mit Fernost können sie nicht gewinnen, da die Rahmenbedingungen da ganz andere sind. Dass ein Fahrzeug, dass in Deutschland und nicht in China gebaut wird, deutlich teurer ist, das ist einfach so und nicht mein eigentliches Problem. Die deutschen Premiumhersteller waren schon immer teuer.
Aber wenn man nun so endgültig das Gefühl bekommt, dass man nur noch Premium bezahlt aber kein Premium mehr bekommt sondern alles nur noch zu Tode gespart ist und man an allen Ecken nur verar***t wird, dann ist da halt einfach eine Grenze erreicht.
Das Thema Löhne/Personalkosten ist ein erhebliches.
Nicht umsonst ist Ingolstadt seit Jahren deutschlandweit Spitzenreiter bei den Durchschnittseinkommen der Vollzeitbeschäftigten. Auch 2024 wieder. Gerade dort sieht man den Effekt der Automobilindustrie. Audi lässt grüßen.
Nach den letzten Berichten zahlt BYD in China einem Arbeiter ca. 9.000 EUR Jahresgehalt (!) bei Arbeitszeiten von 14 Tage Schicht, 1 Tag frei (nix 4 Tage Wochenende).
In Deutschland kriegt der Bandarbeiter inkl. Zulagen/Weihnachtsgeld/Urlaubsgeld irgendwo zwischen 40.000 EUR und 55.000 EUR Jahresgehalt.
Laut Focus-Artikel 2024: "In Deutschland kostet eine Arbeitsstunde in der Produktion 42 Euro, während es in den USA um ein Sechstel günstiger ist und in China sogar nur 8 Euro pro Stunde kostet."
Woher denkt ihr denn, kommen die Preisunterschiede?
Wie schon gesagt wurde, ist das Thema "Personalkosten" einfach nicht zu unterschätzen. Unsere Lebenshaltungkosten sind teurer, die Steuern und Abgaben für die Unternehmen sind unheimlich hoch, und das wird dann eben letztlich auf den Preis aufgeschlagen.
Das Thema Entwicklung (oben angeteasert) gibt dann sein übriges. Wenn man neue Systeme (Head Up, Driving Assist, etc. ) entwickelt, das kostet ein haufen Geld, was sich dann, wenns in Serie ist, andere gut und gekonnt abgucken können. Das spart einfach ein haufen Geld.
Es hat schon sein Grund, warum bspw. DVD Player (mal ein Beispiel) damals 800 Euro gekostet haben, und irgendwann hat man sie für 20 Euro bekommen. Die ersten waren draußen, die Firmen kaufen sich einen, schraubens auf, und gucken, was gemacht ist. Wenns gut läuft, verletzt man nichtmal ein Patent oder sonstige, und kopierts einfach. In Deutschland wird bspw. ja auch noch an LCD oder LED Technologie geforscht, die dann letztlich in unsern Fernsehern landen (oder auch in unsern Autos). Das nimmt man in Fernost dann zur kenntnis und baut es einfach günstig nach. Fertig ist der Lachs.
Gut, dann halt noch das Thema "Stückzahl" oder allgemeine Qualität. Fernost wird uns meiner Meinung nach nicht überholen, sie werden den "Abstand" zu uns aber deutlich verkürzen. Solange jeder in seinem neuen BMW auch immer neue Systeme erwartet, neue Systeme vorgeschrieben werden (quasi Zwang), oder dieses und jenes, wird auch die Entwicklung teurer. Am Ende ist das Produkt draußen, und alle andern gucken es sich an. Hätte man bspw. die neue 5er Generation mit fast quasi keinen Neuerungen rausgebracht, als der alte (ich weiß, das geht aus diesen und jenen Gründen nicht), würde Fernost erstmal dumm gucken, weil sie selbst nichts neues bringen können. Aber der Kunde fragt sich dann, warum er den Wagen überhaupt kaufen soll, wenn der nichts neues kann, und nur 0,2 Liter Sprit weniger verbraucht als der Alte.
Motoren, Akkus, etc. lass ich da mal raus. Bei der Akkutechnologie sind wir die, die aktuell nicht leisten können. Geht man aber mal vom "klassischen Verbrenner" aus, dann stimmen meine Aussagen denke ich ganz gut. Auch ein Grund, warum Fernost einfach keine Verbrenner baut, bzw. nicht so gut wie wir. Akkus, oder Elektromotoren,das können sie durch zahlreiche Firmenbeteiligungen in Europa aber schon längst.
Dann finde ich aber auch interessant, wie es zum Beispiel Tesla (das ganze Elon Musk Thema jetzt mal außen vor) schafft ein solides Auto zu einem angemessenen Preis hinzustellen? Aktuell startet ein Model 3 sogar schon ab 41.000€ und das Model Y ab 46.000€ und viel Aufpreis für Zusatzausstattung gibt es auch nicht wirklich.
Alles nur auf die Arbeiter und Angestellten abzuwälzen finde ich auch nicht "fair" da der Fisch anfängt vom Kopf zu stinken. Bei BMW selbst bekommt man aktuell gefühlt vom 1er bis 7er überall das selbe geboten, nur der Platz wird etwas mehr und die Preise erheblich teurer mit steigender Klasse.
Tesla ist alles andere als solide.
Neben billigen Materialien sparen die auch an Teilen die für die Sicherheit relevant sind.
Da werden die Kameras für Dinge benutzt, wo andere Radar, LIDAR, Ultraschall plus Kameras verwenden.
Fahrwerksteile absolut billigst, so das man am besten direkt von der Auslieferung zu einer Werkstatt fährt um die Dinger zu tauschen.
Ich würde eher einen Dacia als einen Tesla fahren.
Naja, ich bin wahrlich kein Tesla-Fan, aber das ist doch sehr polemisch. Teslas sind tatsächlich eher bekannt für hohe Laufleistungen und Langzeitqualität.
Man könnte genauso gut sagen, deutsche Autos sind an unnötigen Stellen overengineered und dafür wird an der im Innenraum wahrgenommenen Qualität gespart. Die Asiaten machen es evtl. genau andersherum. Bleibt abzuwarten, was sich durchsetzt. An Stelle der deutschen Hersteller würde ich mal wieder in empfundene Qualität investieren, anstatt ein Fahrwerk für 500k Kilometer auszulegen.