ForumMotoren & Antriebe
  1. Startseite
  2. Forum
  3. Wissen
  4. Fahrzeugtechnik
  5. Motoren & Antriebe
  6. Probleme nach Kühlerdichtmittel

Probleme nach Kühlerdichtmittel

Opel Astra G
Themenstarteram 15. September 2015 um 12:55

In der vergangenen Woche war der Veteran in unserem familiären Fuhrpark, der Opel Astra G (Z18XE, 1.8, 125 PS, EZ 03.2002, aktuell 223.000 km), auf der Bühne zwecks Reifenwechsels. Von unten war er ein wenig nass, der Meister der Freien Werke verdächtigte die Wasserpumpe. Am nächsten Tag bin ich zwecks Reklamation zur Opel-Werke, die in 07.2014 bei 188.000 km den Zahnriemen nebst Wasserpumpe erneuert hatte. Dort wurde allerdings die Wasserpumpe als Ursache allen Übels ausgeschlossen, vielmehr sollte irgendeine Dichtung in unmittelbarer Nähe dazu schuldig sein. Dass das Fahrzeug ein wenig inkontinent war, war mir nicht neu und auch schon vor dem Wechsel der Wasserpumpe immer mal wieder Anlass, dass ein entsprechender Wartungshinweis im Display erschien. Aber angesichts des fortgeschrittenen Alters des Fahrzeugs erschien mir ein Auffüllen von 0,5 Liter Kühlflüssigkeit alle 10.000 km akzeptabel.

Der Opel-Mechaniker schlug dennoch vor gegen kleines Geld ein Dichtmittel einzufüllen, in der Hoffnung, dass damit die Inkontinenz behoben sein würde. Der Motor hatte eh die für das Einfüllen des Dichtmittels erforderliche Betriebstemperatur, auch stand eine ausreichend lange Weiterfahrt zur Verteilung des Mittelchens im Kühlsystem an, also: Gesagt, getan.

Am Abend kehrte eines unserer unzähligen Kinder mit dem Opel heim. "Dad, die Heizung im Opel geht nicht." Auf meine Frage hin, ob denn die Betriebstemperaturanzeige für den Motor normal sei, erntete ich erwartungsgemäß nur ein Schulterzucken. Am nächsten Morgen wurde mein Verdacht im Rahmen einer Probefahrt jedoch bestätigt. Nicht nur die Heizung blieb kalt, auch die Betriebstemperatur des Motors kroch nur widerwillig hoch auf ungenügende 80° C. Die Opel-Werke bestätigte telefonisch meinen Verdacht, dass das Dichtmittel vermutlich den geöffneten Thermostaten festgesetzt hätte.

Heute früh habe ich das Fahrzeug wieder bei den Opel-Experten vorgeführt, da ohnehin ein Säubern und Konservieren der Bremsleitungen vereinbart war. Das schnell ausgebaute Thermostat sah eher sauber und unauffällig auf, woraufhin der Meister mich fragend ansah, ob denn nun ein neues eingebaut werden sollte, denn unsicher sei nun, ob das Thermostat tatsächlich des Übels Wurzel sei. Zudem müsste ich das ja alles bezahlen. Meinen Blutdruck kontrollierend verwies ich darauf, dass der Motor bis zum Einfüllen des Dichtmittels tadellos gelaufen sei, die Haftungsfrage und die sich daraus ableitende Frage nach dem Reparaturkostenträger also noch zu klären wäre, der Einbau eines neuen Thermostates, das vermutlich weniger als 50 EUR kosten würde, meiner unqualifizierten Ansicht nach aber vermutlich Sinn machen würde. Das Teil würde eher 90 (!) EUR kosten, zudem hätte man noch niiiiiie Probleme durch die Verwendung eines Kühlerdichtmittels beobachtet. Außerdem hätte ich der Verwendung des Mittels ja ausdrücklich zugestimmt. Immer noch meinen Blutdruck kontrollierend verwies ich darauf, dass die Branche, in der ich selbst tätig sei, einen Kunden über alle relevanten Risiken aufzuklären hätte, man mich aber vor dem Befüllen des Mittelchens nicht über potentielle Schäden wie das Zusetzen irgendwelcher Komponenten informiert hätte. Anyway – der neue Thermostat wurde verbaut, und siehe da, die Betriebstemperaturanzeige stieg wieder auf gewünschte Höhen. Aber die Heizung blieb kalt.

An dieser Stelle ließ ich mich von einem der Opel-Experten nach Hause fahren. Nun sucht man nach dem Grund, warum die Innenraumheizung kalt bleibt. Klimatauscher? Irgendeine Klappe?

Nun zu meiner Frage: Hat jemand praktische Erfahrungen, dass sich Bauteile nach der Verwendung eines Dichtmittels zusetzen? Wenn ja, welche Bauteile waren betroffen?

Gedanklich bereite ich mich schon auf die Diskussion bei Abholung des Fahrzeugs vor. Ich bin grundsätzlich bereit einen gewissen Anteil der Reparaturkosten zu tragen. Sofern ich mich in diesem Sinne nicht mit dem Inhaber der Opel-Werke einigen kann, werde ich die Rechnung wohl unter Vorbehalt begleichen, mir die ausgebauten Bauteile aushändigen lassen und dann die Innung anrufen.

Hat noch jemand bessere Ideen?

Beste Antwort im Thema
Themenstarteram 17. September 2015 um 16:32

Abschlussbericht:

Noch gestern hatte ich per email einen Schiedsantrag mit einer detaillierten Sachverhaltsdarstellung an die Schiedsstelle der zuständigen Innung gegeben, die antragsgegnerische Werkstatt war in Kopie gesetzt. Ergänzend hatte ich heute mit dem Hersteller des Kühlerdichtmittels telefoniert. Dort erklärte man mir auf Nachfrage, dass das Dichtmittel in der 250-ml-Flasche für ein Kühlsystem von 12-15 Liter ausgelegt wäre. Auf weitere Nachfrage wurde erklärt, dass bei einem kleineren Kühlsystem das Mittel entsprechend zu dosieren wäre. Auf meinen Einwand hin, dass dies nach meiner Erinnerung nicht auf dem Etikett der Flasche vermerkt wäre, wurde darauf verwiesen, dass das Etikett betreffend einer ordnungsgemäßen Anwendung auf das Technische Datenblatt zum Produkt verweisen würde, dort hieße es: "250 ml Kühlerdicht reichen für ca. 12–15 Liter Kühlflüssigkeit. Je nach Fahrzeug muss Kühlerdicht auf die Gesamtmenge, des Kühlsystemkreislaufs, dosiert werden." Für das von mir genannte Volumen von 6,8 Litern, was nach meiner Kenntnis dem Kühlsystemkreislauf des betroffenen Fahrzeugs entspricht, errechnete man eine Dosierung von (250 ml /15 Liter *6,8 Liter =) rund 115 ml, wobei 125 ml auch angemessen wären. Die konkrete Frage, ob das Einfüllen der gesamten 250-ml-Flasche bei 6,8 Litern Gesamtvolumen zu einer Überdosierung führen würde, wurde bejaht. Zudem wurde bestätigt, dass eine solche Überdosierung zu Schäden wie Verstopfungen des Kühlsystems führen würde.

Diese Aussagen habe ich heute per email an die Schiedsstelle und an die antragsgegnerische Werkstatt nachgereicht. Wenig später erhielt ich einen Anruf der Werkstatt, die einräumte eine Überdosierung vorgenommen zu haben. Man würde die Kosten für die Spülung des Heizungswärmetauschers und für den Ein- und Ausbau des Thermostaten übernehmen. Ich erneuerte mein Angebot die Materialkosten (also das zugegebenermaßen überteuerte Thermostat) zu tragen. Somit waren wir uns einig.

Letztendlich ging es nicht um viel Geld. Es ging ums Prinzip.

Lessons learned:

  • Bei Kühlerdichtmitteln unbedingt die Anwendungsvorschriften beachten.
  • Bei strittiger Rechnung hartnäckig bleiben und gegebenenfalls die Schiedsstelle bei der zuständigen Innung einschalten (obgleich sie nun de facto nix tun musste aufgrund meines zwischenzeitlich widerrufenen Schiedsantrags).
33 weitere Antworten
Ähnliche Themen
33 Antworten
Themenstarteram 17. September 2015 um 20:17

Ich vermute, kann es aber noch nicht bestätigen. Das ausgebaute Thermostat sah von außen sehr schmutzig aus, hatte viele kalkartig aussehende Ablagerungen. Ich denke, dass war die Problemstelle. Wird sich aber erst im Zeitverlauf zeigen.

Wie auch immer. Im Ergebnis hat das Gefährt nun ein sauberes Thermostat und einen frisch gespülten Heizungswärmetauscher.

am 1. Mai 2016 um 9:30

Hallo zusammen. Hatte das Problem heute.

Kühlwasser war warm und ich gab ein handelsübliches Dichtmittel zu, startete den Wagen aber erst gut 1h später und ließ ihn ebenso lange laufen. Resultat:

Dass meine Heizung mir keine Eiswürfel an den Grund geschmissen hat, war alles! Die Motortemperatur ging binnen 2 Minuten auf 90°C und blieb konstant. Auch der Ausgleichsbehälter blieb endlich konstant. Und auch der Innenraum blieb trotz Heizung voll auf, konstant...kalt.

Nach gut 2h Fährt, fuhr ich einen Berg hoch und zack, sie geht wider. Vielleicht Zufall, denn Luft kam keine in das System. Entweder hat sich die Kühlflüssigkeit direkt am Ventil für der Innenraum gestaut und somit innen keine Leistung erbringen können... Oder es hat irgend so einen Schlauch verstopft und diese Kühlflüssigkeit wurde erst nach längerer Zeit dünnflüssiger bis es sich komplett aufgelost, Steigung machen Berg)

Zitat:

@Adnoh schrieb am 1. Mai 2016 um 11:30:48 Uhr:

... startete den Wagen aber erst gut 1h später und ließ ihn ebenso lange laufen. ...

Äh ja, Anleitung lesen, verstehen und dann handeln. ;)

Warmfahren, reinfüllen und dann mit erhöhter Drehzahl weiterfahren.

Gruß Metalhead

Themenstarteram 2. Mai 2016 um 16:34

Zitat:

@metalhead79 schrieb am 2. Mai 2016 um 08:22:27 Uhr:

Zitat:

@Adnoh schrieb am 1. Mai 2016 um 11:30:48 Uhr:

... startete den Wagen aber erst gut 1h später und ließ ihn ebenso lange laufen. ...

Äh ja, Anleitung lesen, verstehen und dann handeln. ;)

Warmfahren, reinfüllen und dann mit erhöhter Drehzahl weiterfahren.

Gruß Metalhead

Besser: Warmfahren, DOSIEREN, reinfüllen und dann mit erhöhter Drehzahl weiterfahren.

Sonst: siehe Eröffnungsbeitrag

 

Deine Antwort
Ähnliche Themen