Ohne Diesel-Rußfilter drohen Fahrverbote

Ohne Diesel-Rußfilter drohen Fahrverbote in Europas Stadtzentren
Freitag 3 Dezember, 2004 13:21 CET

- von Sabine Siebold -

Frankfurt (Reuters) - Die Fahrer von Dieselautos müssen sich vom kommenden Jahr an auf unangenehme Überraschungen einstellen: Wegen einer neuen EU-Schadstoffrichtlinie drohen ihnen ebenso wie dem Schwerlastverkehr Fahrverbote in den Zentren europäischer Großstädte. Umweltschützer rechnen auch in Deutschland mit Fahrverboten.
"Wir gehen davon aus, dass es in allen großen Städten in den Ballungsräumen diese Fahrverbote geben wird, und zwar mehrmals im Jahr - je nach Wetterlage und Verkehrsbelastung", sagt der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch. Auch der Naturschutzbund NABU betrachtet Fahrverbote als einzige Möglichkeit, um kurzfristig die neuen Grenzwerte einhalten zu können. Unklar sei allerdings, wieviele Städte tatsächlich zu so drastischen Mitteln greifen würden. "Man wird sehen, inwiefern die Städte ihren gesetzlichen Verpflichtungen nachkommen", sagt NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) geht davon aus, dass zumindest Berlin die Schadstoffwerte künftig nur durch Fahrverbote einhalten können wird.
Hintergrund der Debatte sind die neuen EU-Grenzwerte für Feinstaub, die die Kommunen ab 2005 zwingend einhalten müssen. Damit können alle betroffenen EU-Bürger saubere Luft einklagen, sobald die Werte überschritten werden. Trotz einer mehrjährigen Übergangsfrist sind viele Städte aber offenbar nicht ausreichend vorbereitet: Ohne Einleitung einschneidender Maßnahmen sei 2005 in 70 bis 120 Städten und Gemeinden mit einer Überschreitung der Feinstaub-Grenzwerte zu rechnen, warnte der Bundesrat bereits im Juni 2004. Um das Problem zu beheben, forderte die Länderkammer damals eine Erhöhung der Grenzwerte. Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) warf den Ländern daraufhin Doppelmoral vor und verlangte, sie sollten besser dafür sorgen, dass die Grenzwerte eingehalten würden.
Einer Studie zufolge kommen fünf Mal soviele Menschen durch das Einatmen der mikroskopisch kleinen Feinstaub-Partikel ums Leben wie durch Verkehrsunfälle. Zum Großteil besteht Feinstaub aus Dieselruß, der für den Tod von 14.000 Menschen pro Jahr in Deutschland verantwortlich gemacht wird. Anwohner der besonders belasteten Hauptverkehrsstraßen haben Schätzungen zufolge eine etwa drei Monate geringere Lebenserwartung.
Die Umweltverbände stehen unterdessen in den Startlöchern, um mit betroffenen Bürgern Musterklagen durchzufechten. "Die Rechtslage ist erfreulich angenehm. Wir gehen davon aus, dass jedes Verfahren gewonnen wird", sagt Resch von der Umwelthilfe. Zunächst werde es die Kommunen treffen, die trotz überschrittener Grenzwerte bis Ende dieses Jahres keine oder nur unzureichende Maßnahmenkataloge, so genannte Luftreinhaltepläne, vorlegten. Die Klagen seien vorbereitet und würden Anfang Januar eingereicht. Weitere Klagen sollen folgen, sobald im neuen Jahr die Grenzwerte überschritten werden.

Dies könnte nach Einschätzung des Deutschen Städtetags schon Ende Februar der Fall sein, da hohe Feinstaubwerte im Winter bei Wetterlagen mit schlechtem Luftaustausch besonders häufig sind. Der Städtetag betrachtet Verkehrsbeschränkungen als letztes Mittel und setzt zunächst auf verkehrslenkende Maßnahmen wie Umleitungen, die nach seiner Einschätzung zwischen zwei und fünf Millionen Euro pro Stadt kosten werden.

Fahrverbote hält der Städtetag für kaum durchsetzbar, so lange der Rußfilter für Dieselfahrzeuge nicht vorgeschrieben ist. Die deutschen Autohersteller hatten sich lange gegen die generelle Ausstattung aller Dieselfahrzeuge mit Partikelfiltern gewehrt. Spätestens 2009 sollen nach einer Selbstverpflichtung in Deutschland keine Wagen ohne Rußfilter mehr von den Bändern laufen.

Das Bundesumweltministerium bezeichnet Fahrverbote indes als "probate und akzeptierte Mittel, um Grenzwertüberschreitungen bei Luftschadstoffen zu begegnen". Im Ausland seien damit gute Erfahrungen gemacht worden. In Stockholm etwa dürften alte schwere Lastwagen schon seit 1996 nicht mehr in die Innenstadt fahren. Im Zentrum von London sanken die Feinstaub-Werte seit Einführung der City-Maut um zwölf Prozent. Resch verweist auch auf Innsbruck, Salzburg, Meran und Bozen. "Die sperren einfach die Stadt. Da komm ich mit einem ungefilterten Diesel dann eben nicht rein." Für die italienischen Großstädte weiter im Süden sei ab 2005 ebenfalls mit Fahrverboten zu rechnen.

Quelle:http://www.reuters.de/newsPackageArticle.jhtml?...

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Wieder mal typisch... erst wurde Diesel als ökologisch gefeiert und steuerlich gefördert, und jetzt kommt der Schrei nach Fahrverboten. Manche Leute sind einfach blöd, und Politiker ganz besonders.

Gruß

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Zitat:

@effjottemm schrieb am 1. März 2018 um 22:15:55 Uhr:


und aus "Spiegel Online":
Resch (DUH) "Wir gehen jetzt auch gegen Benziner und Elektroautos vor" (ganz aktuell, während der Stellungnahme zum Urteil).

Äh, steht da nicht. Diese Behauptung finde ich nur in Spiegel Online Foren. Im Interview ist von dieser Aussage genau gar nichts zu finden.

Zitat:

@rpalmer schrieb am 28. Februar 2018 um 18:10:08 Uhr:


Aber zu deiner Frage: Noch haben die Kommunen nichts beschlossen und umgesetzt. Was du derzeit findest ist Spekulation. Wenn es so kommen sollte, wie oft berichtet, dann wirst du bestimmte Strassen damit nicht befahren dürfen.

Ist halt noch nix "festes" da, das kommt erst.

Hi,
stimmt so ganz und gar nicht, denn im April 2018 wird es schon in Hamburg umgesetzt!! Auch die Fahrzeugklassen die es betrift stehen schon fest ( laut Urteil )!
MfG
Super-TEC

@GaryK: mag sein ... aber der focus-Link ist doch wohl klar - und wenns in den Foren steht, dann haben das doch wohl auch noch mehr Leute gehört, oder?

Ich hatte gestern um die Uhrzeit keine Lust mehr, weiter zu suchen. Fakt ist aber (und zwar nicht "alternativ"😉, dass nicht nur ich das im Interview direkt bei der Stellungnahme nach dem Urteil gehört (und gesehen) habe.

Zitat:

@effjottemm schrieb am 2. März 2018 um 19:59:38 Uhr:


@GaryK: mag sein ... aber der focus-Link ist doch wohl klar - und wenns in den Foren steht, dann haben das doch wohl auch noch mehr Leute gehört, oder?

Ahso. Thema "Fake News" - wenns genug leute schreiben, liken und weiterleiten, dann muss das wahr sein. Schöne Einstellung.

Im Focus Interview wird nur erwähnt, dass Resch für E-Fahrzeuge eine Ryclinglösung sehen will (was heute schon der Fall ist) und bei Benzindirekteinspritzern die höheren PN-Grenzwerte im Vergleich zum Diesel mokiert. Was für viele Fahrzeuge schlicht irrelevant ist, weil die von Haus aus auch als DI deutlich unter den Grenzwerten liegen. Was du daraus extrahierst ist schlicht nicht gesagt worden.

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na dann... wenigstens gut, dass du das alles weisst. Mir jedenfalls reicht das jetzt! Recherchier doch mal selber, dann findest du genug Aussagen dazu!

Zitat:

@effjottemm schrieb am 3. März 2018 um 11:29:10 Uhr:


na dann... wenigstens gut, dass du das alles weisst. Mir jedenfalls reicht das jetzt! Recherchier doch mal selber, dann findest du genug Aussagen dazu!

Entschuldige mal, es ist nicht meine Aufgabe deine Behauptungen zu verifizieren. Gehts noch? Was du über den Resch schreibst bzw. was er alles gesagt haben soll ist hart an der Grenze zu übler Nachrede.

Die DUH ist ein halber Abmahnverein. Aber wer auch so doof ist Gewinnoptimierend zu betrügen und sich bei Betrug erwischen zu lassen und obendrein EU Richtlinien zu ignorieren ...

Nur mal am Rand bemerkt: Alleine VW hat jenseits 10 Mrd Euro alleine im letzten Jahr verdient. Wenn du 10 Mio Diesel mit einer nicht funktionsfähigen Abgasreinigung mit Hard- oder Software nachrüsten würdest, das wären bei gemittelt 1000€ je Fahrzeug (Hardware mehr, Software massiv weniger) ebenfalls 10 Mrd Euro. Noch Fragen wer was bezahlen soll? VW hat über ein Jahrzehnt lang betrogen und die "Fenster" der Konkurrenten von Mercedes/Opel oder gar die FIAT "Timer" sind kein Stück besser.

Wenn VW und Konsorten die Real-Emissionen der in Relation zum Grenzwert besonders üblen Euro-5 und 6a/b Diesel halbieren könnte, wären Fahrverbote ziemlich unwahrscheinlich. Theoretisch geht das komplett über Software - du musst "nur" die vorhandenen Möglichkeiten (AGR, sequenzielle Einspritzung) konsequent nutzen und kannst obendrein Bereiche des Kennfelds mit besonders hohen Emissionen für Dauernutzung sperren. Mit einer solchen Perspektive kann auch Düsseldorf und Stuttgart in den luftreinhalteplan als Maßnahme die Nachrüstung reinschreiben und deren Wirksamkeit abwartend prüfen. Schon ist ein Fahrverbot als letztes Mittel vom Tisch.

Zitat:

@GaryK schrieb am 3. März 2018 um 11:27:36 Uhr:


[...] Ahso. Thema "Fake News" - wenns genug leute schreiben, liken und weiterleiten, dann muss das wahr sein. Schöne Einstellung. [...]

Das wird noch mehr werden. Ist inzwischen in diversen Foren zu beobachten: Egal was sonst wo steht, man lebt in seiner Facebook-Blase mit den Gruppen »Es gibt gar keinen Feinstaub« und »Die da oben sind schuld! Lasst uns unsere Macht zurückholen!«.

Dann wird geliked, im Kreis herum weitergeleitet und geteilt und am Ende muss es einfach stimmen - 10'000 Fliegen können sich ja schließlich auch nicht irren. 😉

Ach ja: »Diesel hat mehr Drehmoment« (sonstige Angaben zum Motor sind irrelevant - ist nämlich immer so) und »Gasbetriebene Fahrzeuge explodieren ständig« sind auch so Themen die in gewissen Kreisen sehr beliebt sind. Und nicht vergessen: »E10 macht Motoren kaputt«. Auch so eine Wahrheit...

Grüße, Martin

Ich bin mir recht sicher, dass zu viel NOx Hirnschäden verursacht.

Disclaimer: Natürlich spiele ich auf https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0166223696100746 an. Aber grundsätzlich gebe ich dir recht - wir sind eigentlich die am besten informierbare Generation mit Google, ScienceDirect und Co - und was machen wir? Einer schreibt was und der Rest übernimmt es ohne nachzudenken. Hauptsache es passt in das eigene Weltbild, Dunning-Kruger Syndrom par excellance.

Zitat:

@GaryK schrieb am 4. März 2018 um 14:20:28 Uhr:


[...] Einer schreibt was und der Rest übernimmt es ohne nachzudenken. Hauptsache es passt in das eigene Weltbild, Dunning-Kruger Syndrom par excellance.

Wir sind schon einen Schritt weiter: Einer schreibt was und die anderen suchen so lange bis sie es finden - weil es ihrer Meinung nach die Wahrheit ist.

https://www.youtube.com/watch?v=k00anSFA4-Y

Grüße, Martin

Es ist immer eine Frage der Quelle und Verifizierung der Information und wer, in welchem Auftrag recherchiert hat und/oder was genau wo und wann und warum gemessen, und/oder untersucht worden sein soll. Man muss bei der Informationsflut heute immer in der Lage sein, Aussagen von wem auch immer, genau zu verifizieren und auf Plausibilität und Kausalität prüfen. Ein ständiger Abgleich ist unverzichtbar und das Prüfen, warum, wer welche Aussage trifft und ob diese etwas bestimmtes bezwecken soll. Jede Information hat einen spezifischen Grund und basiert auf verschiedenen Ursachen und Gründen. Die Berücksichtigung aller Kautelen ist unerlässlich.
Um alles zu verstehen, muss man schon ein paar Tage auf dieser Kugel abgerissen haben, da immer Wirtschaft und Politik im Spiel sind, gleich wo auf der Welt und das auch häufig völlig unabhängig von Regierungen, aber auch gezielt lanciert.
Es geht immer um Geld und als erstes muss man sich heute fragen, wer hat was von welcher Aussage.
Der Umgang mit Informationen will gelernt sein. Mit Informationen alleine kann man unglaublich viel Unheil anrichten.
Egal, was auch immer derzeit passiert, ist alles basierend auf einem globalen Wettrennen wirtschaftlicher Interressen und Marktmacht.
Um uns geht es dabei nicht um Gesundheit und schönes Leben, sondern nur um unser Geld, als Verbraucher, die die alles bezahlen. Diese Masse lässt sich lenken wie die Lemminge. Das hat die Geschichte mehrfach gezeigt.
Es ist nur noch die Frage, wie man was verkauft und an wen man sich richtet.
Dieses Tot Gerede vom Diesel, mit einem 15% höherm Wirkungsgrad effizienter als jeder Benziner und das mit wesentlichen CO2 Vorteilen, sind das beste Beispiel. Der Diesel wird nur benutzt für ganz andere Ziele.
Ein intelligenter Diesel ist heute nahezu völlig sauber herzustellen. Große LKW Diesel mit 5 - 800 PS haben 95% weniger Emmissionen, als im Jahr 2.000. Die haben aber auch einen anderen Prüf - Standard und nicht diesen unsinnigen NEFZ der EWG. Die prüfen im Alltagsbetrieb.
Schon da muss man sich fragen, wie das möglich ist, daß moderne hochleistungsfähige 40 Tonner sauberer laufen als ein Diesel Kleinwagen im Stadtbetrieb usw.
Der Diesel wird völlig unsinnig tot geredet, um ganz andere Ziele zu erreichen. Das ist Fakt.

Mein Tiguan (Diesel) habe ich April 2008 gekauft,
Im Nachhinein wurde er von EU 4 in EU 5 umgeschrieben. ich war sehr stolz , super habe mich als Umweldbewuster gefühlt.
Jetzt bin ich der Arsch der Nation. Wertverlust, also muß man mit dem Auto so lange fahren wie man darf.
Gruß Akkumo

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