meine nüchternen Erfahrungen mit China 4 taktern
Hallo,
Ich hab schon länger Mal bei MT mitgelesen. Das fachkundigste (nicht herstellerspezifische) und vernünftigste Motor-Forum. Darum hab ich mich jetzt Mal hier angemeldet.
Das einzige was mir auffällt, ist das blinde "nicht-premium-bashing".
Totaler Quatsch. Mein bestes und zuverlässigstes Auto jemals war ein Citroen XM. Die C-Klasse war Grade Mal Mittelfeld. Aber das geht in deutsche Köpfe allgemein schwer rein. "Nur teuer verkauft ist gut"..."wichtig ist, was drauf steht"....
Bei Rollern gibt's keine deutschen Produkte, also wird auf allem rumgeprügelt was aus China kommt.
Von mir aus . Ich fühle mich erwachsen und selbstständig denkend genug, um von solchen Vorurteilen abzusehen und meine eigenen Erfahrungen zu machen.
Sorry für das lange Vorwort.
Also 3 Jahren ist es her, da haben wir den Zweitwagen verkauft. Ich hab 5km zur Arbeit, also ein Roller kam ins Haus. Wollte es Mal probieren.
Ein 2000er 2-takt Rexy mit zarten 23.000km und kaputten Zylinder für 100€.
Tat es gut bis 26.000km, danach ging er noch für 60€ nach Rumänien.
Der Neue Roller war ja schließlich bestellt, für meine Frau auch gleich den gleichen in anderer Farbe mit.
Ein Nova Motors (ZNEN) Retro Star. Das einzig ansprechende Rollermodell für mich. Sport-Roller? Ist doch lächerlich und was für Kids. Alle Touren-Roller sehen auch langweilig aus. Ein 4 takter sollte es auch sein.
So dann standen Sie vor der Tür.
Mir war klar, jetzt alles kontrollieren, denn von Nova Motors werde ich keinen wiedersehen. Nicht eine Wartung werde ich in fremde Hände geben.
Der Eindruck von an einem Meter Entfernung ist Klasse. Klar, man darf nicht alles genau betrachten. Die Verkleidung ist Hartplastik. De Chrom billig. Die Alufelgen scharfkantig. Ich muss den Motor absenken, um die Zündkerze zu wechseln. Den gesamten Roller auseinandernehmen, um Ventile einzustellen. Das stört mich ehrlich gesagt schon. Aber es war mir fast von vornherein klar. Der Preis und so...
Gut, die Roller stehen nur in der Garage wenn sie nicht fahren. Sogar bei mir auf Arbeit in der Halle. Bei meiner Frau auf Arbeit draussen, bin Mal gespannt, was das über die Jahre für Gummiteile,Lack und Chrom für einen Unterschied zwischen den beiden Rollern ergibt!
Jedenfalls trocken und dunkel stehen ist schon Pflicht. Für JEDES Kraftrad.
Einen guten Eindruck macht der Motor auf mich. In jedem Belang. Von der Aussenverarbeitung bis zur Kurbelwelle.
Wenn man nicht zu doof ist, den Motor richtig zu warten, erwarte ich da keine Probleme.
Die Elektrik ist OK. Einfach gehalten, die Kabelbäume wirr und improvisiert....
Das Fahrwerk ist etwas schwammig. Kann aber auch an meinen 100kg liegen. Die Bremsen reichen aus, mehr aber auch nicht. Technisch aber solide.
Beim Roller meiner Frau Ließ sich das Gas nie richtig einstellen. Nach 2000km hab ich's nochmal versucht und festgestellt, dass es nicht an meinem Unvermögen liegt ihn einzustellen.
Bei ZNEN im Werk haben die bei der Montage den Isolator vom Ansaugstutzen mitsamt beiden o-ringen zerlegt. Da musste ich erstmal schlucken. Na gut, das kostet mich 3€ beim örtlichen Teiledealer. Ein Foto davon im Anhang.
Mittlerweile hat meiner 3400km, der von meiner Frau 2200km runter.
Probleme: Bei mir einmal hat sich die bedampfung am Scheinwerfer aufgelöst. Nova schickte aus Kulanz Ersatz.
Beide Roller haben zusammen 5 Liter Öl, 2 Scheinwerferbirnen und eben die 3 € für den Isolator gekostet.
Und Zeit. Jede Menge Zeit intensiver Pflege und Wartung.
Genau das braucht jeder Roller. Egal wer ihn Hergestellt hat.
Es ist noch nicht viel, kein Jahr habe ich die Roller jetzt. Auch nicht extrem viele KM.
Aber meine eigenen Erfahrungen widersprechen eben dem, was hier zu 90% geschrieben steht über Chinaroller.
Ich finde auch das gehört Mal wiedergegeben.
Ich hab hier noch ne technisch identische Totalleiche gleicher Bauart stehen. 8300km und Motor und Karosserie total im Eimer.
Auf den Besitzer kommt es an.
Beste Antwort im Thema
Trotzdem sind China Roller Schrott, das habe ich scho erleben nie wieder!
95 Antworten
Der Rex war vor 3 Jahren 14 Jahre alt!
Übrigens war auch da der Hersteller Standard Motor Company Taiwan.
Das Verkleidungs- Plastik war etwas flexibler.
Zitat:
@Starrrger schrieb am 16. Oktober 2017 um 04:49:11 Uhr:
Ich lese zu viel und bin zu neugierig 🙁 😁
Liess besser einfach mal das Typenschild am Rahmen, ob da "Made in Taiwan" draufsteht...
Ich schau gleich mal
Ähnliche Themen
Natürlich kann man sich darüber freuen, das ein Roller ohne Probleme 3400km (bzw. 2200km) gehalten hat. Ich finde das weder erwähnenswert, noch als Beweis für "Haltbarkeit". Zum Vergleich, mit meiner Honda Wave 110i (auch eine Chinesin) habe ich in der ersten Saison (2/2013 - 10/2013) 7500km runtergerödelt, das ist mehr als die beiden China-Roller des TS gemeinsam. Klar, außer der Wartung war auch bei der Wave nix zu machen. Allerdings hatte ich auch keine 3 (!) Wartungen, sondern nur eine bei 4000km.
Das ist das Mindeste was ich von einem Roller erwarte, egal welche Preisklasse. Auch mein NMax fährt seit 5400km ohne Probleme. Aber wie gesagt, das ist nicht erwähnenswert.
Erwähnenswert sind Dinge wie 100.000km einer Vespa, oder 80.000km mit einer Honda Innova. Generell erwarte ich von einem Roller, das er bei korrekter Wartung mindestens 50.000km hält. Bei einem Chinesen, der nur 1000€ kostet, könnte ich meine Erwartungen auf 30.000km senken. Aber weniger? Sicher nicht.
Du schreibst selbst schon von Problemen, an die ich bei diesem Kilometerstand/Alter nicht im entferntesten gedacht habe. Eine sich auflösende Bedampfung des Scheinwerfers (das ist etwas, was ich nach 10 Jahren vielleicht mal erwartet hätte), ein nicht einstellbares Standgas etc., da sieht man eh schon wo gespart wurde.
Grüße,
Zeph
Natürlich ist das noch keine Erwähnenswerte Laufleistung.
Ich sehe das auch als keinen "Abschlussbericht".
Es ist der Anfang und ein Zwischenbericht. Was bringt es dem geneigten Rollerkäufer, von einzelnen extremen Laufleistungen zu lesen, wenn das nicht dem Durchschnitt entspricht?
Natürlich ist der Scheinwerfer und dem Verhunzten Isolator nicht schön und ärgerlich. Ich glorofiziere das nicht, ich hab's berichtet als Manko.
Ich weis nicht welchen Retro Star du hast (50ccm um knappe 1000€, oder 125ccm um 1400€). Nach ungefähr 30.000km belaufen sich jedenfalls die Gesamtkosten (Anschaffung + Wartung) aufgrund der niedrigen Wartungsintevalle auf ca. 2200€ (50ccm) bzw. 2600€ (125ccm). Meine Wave 110i (und ja, die hat mehr Leistung als der 125er-Retro Star) hat 2000€ gekostet, durch höheren Wartungsintervall komme ich nach derselben Laufleistung auf 2700€. Neue Reifen mal nicht miteingerechnet...
Die China-Roller sind in der Anschaffung billig, sparen aber bei einer normalen Roller-Laufleistung kaum etwas gegenüber einem Markenroller. Man holt sich also quasi alles bei der Wartung.
Grüße,
Zeph
Die ganzen Vergleiche hinken überall etwas hinterher.
10 Mann sprechen von einer 50er und dann kommt einer und haut seine 125er/250er rein.
Spricht von Intervallen und sieht nicht wenn der eine 800 ml und der andere 1200 ml hat.
Manche Angaben sind auch mit Vorsicht zu genießen da Übersetzungsfehler oder weglassen von wesentlichem an der Tagesordnung sind und nie korrigiert werden. Warum soll ich nur wenn der Roller einen anderen Namen hat aber den gleichen Motor,den einen nach 1000 Km und den anderen nach 3000 Km das Öl wechseln?
Den Unterschied könnte ein zusätzlicher Papier-Ölfilter (statt nur eines Drahtsiebs) locker ausmachen. Und in geringem Masse der Ölvorrat usw.
Ansonsten denke ich an meine Arbeit und meine, dass eine ordentliche Dokumentation (ggf. auch Übersetzung!) untrennbar zum Produkt und seiner Qualität gehört.
Wenn der Übersetzer eine 1 nicht von einer 3 unterscheiden kann ... Der nächste Gedanke ist: wo ist noch geschludert worden?
Was würde wohl die NASA denken, wenn unsere englische Doku fehlerhaft wäre!? Amtssprache ist bei denen eben nicht Deutsch oder Chinesisch.
Die Wartung ist nur spürbar teurer wenn man seine Gewährleistung erhalten möchte. Nehme ich an, Wartungskosten von einem Piaggio z.b. kenn ich nicht.
Ich bin der Überzeugung, wer schrauben kann, ist gut beraten mit einem Chinaroller. Jeder andere sollte sich zumindest einen bei einem örtlichen Händler kaufen.
Die Chinaroller sind per se nicht teurer in der Wartung. Wir wollen doch keine ~4€ für nen Ölwechsel hochrechnen.
Der Rest an Verschleißteilen verschleisst nur bis zum ersten Austausch schneller. Danach kommt standardware (Dayco, NGK etc) rein, dann isses gut. Ich wage zu bezweifeln, dass das 1500€ über die durchschnittliche Lebenszeit eines Rollers ausmacht
Ich kann nur mit dem rechnen was ich weis. Nova Motors gibt für den Retro Star einen Intervall von 2000km an. Sei es nur der 50ziger, dann kostet er knappe 1000€. Die Wartungen beim 50er hab' ich mit 80€ im Schnitt gerechnet. Da finde ich das Ergebnis auf lange Sicht nicht so prickelnd, vorallem das nach kurzer Zeit schon Probleme mit der Haltbarkeit gewisser Teile auftraten.
Irgendwie erinnert mich das Ganze an das "Gillette"-Prinzip. Man verdient das Geld nicht mit dem Rasierer, sondern mit den Klingen. Keine Frage, wenn man selber schraubt, stimmt die Kalkulation nicht. Ich persönlich hätte keine Lust alle 2000km (oder 3 Monate bei mir) unter den Roller zu kriechen. Mir ging ja schon das Kettenölen bei der Wave am Nerv (obwohl ich es brav gemacht habe).
Unter den richtigen Voraussetzungen kann ein China-Roller schon die richtige Entscheidung sein, das will ich gar nicht absprechen. Ich habe die Erfahrung gemacht, das ich immer 2x kaufe, wenn ich billig kaufe.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch John Ruskin zitieren (und übersetzen):
Zitat:
Es ist dumm zuviel zu bezahlen, aber es ist viel schlimmer zu billig zu kaufen. Bezahlst du zuviel, verlierst du etwas Geld - das ist alles. Kaufst du aber billig, verlierst du manchmal alles, weil deine Anschaffung nicht in der Lage ist die Dinge zu erfüllen, für die sie gekauft wurde. Das Gesetz des Profitemachen verbietet viel für wenig Geld zu erhalten - es ist unmöglich. Nimmst du das billigste Angebot, dann solltest du etwas für das Risiko das dadurch entsteht zurücklegen. Und wenn du das in die Kalkulation einfließen lässt, wirst du erkennen, das du eigentlich genug Geld für etwas besseres hast.
Grüße,
Zeph
Zitat:
@Bamako schrieb am 16. Oktober 2017 um 16:09:01 Uhr:
Die Chinaroller sind per se nicht teurer in der Wartung. Wir wollen doch keine ~4€ für nen Ölwechsel hochrechnen.
Der Rest an Verschleißteilen verschleisst nur bis zum ersten Austausch schneller. Danach kommt standardware (Dayco, NGK etc) rein, dann isses gut.
Ist Dayco und NGK auch Chinaware oder vergleichen wir einen "Mischlingsroller" mit "Markenroller"?
Aber ich hab's beim Baotian ja auch so gemacht. 😉
Nur das vergilbte Plexiglas und das spröde Plastik ... irgendwann werden die benötigten Teile zu speziell. Wieso vergilbt das Zeug überhaupt so schnell? Herrscht in China ewige Dunkelheit ohne UV-Strahlung? Nicht einmal Piaggio verbaut so einen Scheiß - und das will wirklich etwas heissen.
Ich wage zu behaupten, dass die allermeisten 50er rollerfahrer nicht über 2000km im Jahr kommen. Dahingehend gleicher Ölwechsel Intervall wie bei einem teuren Roller.
TomS,
Wie definierst du einen Mischlings Roller?
Musste bei meinem Sachs Bee sich eine Glasscheibe schneiden und mit sikaflex einsetzen. Plastikglas war undurchsichtig gelb und porös.
Billiges Kunststoff steht gerne im dunklen, nicht draussen...
Zitat:
@tomS schrieb am 16. Oktober 2017 um 16:04:56 Uhr:
Den Unterschied könnte ein zusätzlicher Papier-Ölfilter (statt nur eines Drahtsiebs) locker ausmachen. Und in geringem Masse der Ölvorrat usw.Ansonsten denke ich an meine Arbeit und meine, dass eine ordentliche Dokumentation (ggf. auch Übersetzung!) untrennbar zum Produkt und seiner Qualität gehört.
Wenn der Übersetzer eine 1 nicht von einer 3 unterscheiden kann ... Der nächste Gedanke ist: wo ist noch geschludert worden?Was würde wohl die NASA denken, wenn unsere englische Doku fehlerhaft wäre!? Amtssprache ist bei denen eben nicht Deutsch oder Chinesisch.
Bei einem 50er oder sogar beim 125er kenne ich keinen der ein Ölfilter verbaut hat ,nur alle mit Sieb. Anders würde es erklären warum die Unterschiede so groß sind.
Da du von der NASA sprichst, es war schon mal ein Vorfall mit schwerwiegenden Folgen weil ein Fehler bei der Umrechnung der Maße gemacht wurde bzw es wurde nicht umgerechnet.
Ist es nicht zum schmunzeln wie sich die "Markenfreaks" winden und zappeln um ihre abergläubige Meinung zu verteidigen ?
....und in ihren "Markenroller" bauen sie dann die billigsten China-Ersatzteile ein ! 😁
kbw 😉