Mal was interessantes zum "Einfahren"

Hallo zusammen,

meine Suchfunktion geht leider irgendwie nicht, daher schreibe ich das jetzt mal so auf. Ich habe gerade im Rahmen einer Recherche einen interessanten Artikel in der Motortechnischen Zeitschrift, kurz MTZ, gefunden, der doch mein Weltbild arg ins Schwanken gebracht hat...Der Titel des Artikels lautet "Tribologie und Motormechanik", verfasst wurde er von Mitarbeitern der Firma IAVF Antriebstechnik AG und stammt aus dem Jahre 2002. In dem Artikel werden Mechanismen des Verschleißes am Beispiel des kleinen Pleuelauges behandelt und abschließend Rückschlüsse auf die Verschleißsituation im Motor gezogen, belegt durch Messergebnisse.
Das Einfahren ist in dem Sinne ja nichts anderes, als ein erstes Abtragen von Materialschichten, deren Spiel und Maße zum Teil sehr eng toleriert sind. Kritische Zonen sind der Bereich der Zylinderlaufbahn im oberen Totpunkt und eben das kleine Pleuelauge, da es keine Drehbewegung macht sondern nur pendelt, was schlecht für einen sich auszubildenden Ölfilm ist.

In der Einleitung steht auch bereits der Satz, den wir alle schonmal gehört haben. Ich darf zitieren:

Zitat:

"Schon beim Autokauf wird man auf die Gefahren der Tribologie hingewiesen, indem empfohlen wird, dass die ersten 1000km motorschonend zu fahren sind."

Wenn mich jemand fragen würde, wie er seinen Motor einfahren soll, hätte ich wohl das gleiche gesagt.

Die durchgeführten Messungen zeigen jetzt folgendes:

Nimmt man zwei Reibpaarungen P1 und P2 und misst den Verschleiß, sowie die Verschleißgeschwindigkeit an zwei unterschiedlichen Zeitpunkten, den einen eher früh, den anderen eher später, so ergibt sich ein eher unerwartetes Bild.

P1 wird mit höchstmöglicher Beanspruchung hinsichtlich der Last und der Temperatur beaufschlagt, P2 wird mit relativ dazu niedrigen Werten beaufschlagt.

Ich zitiere jetzt mal wieder der Einfachheit halber den Abschnitt, der nun folgt:

Zitat:

"Die tribologische Paarung P1 zeigt hohe Werte für den Anfangsverschleiß (große Verschleißgeschwindigkeit) und nach längerer Laufzeit gleichbleibenden Gesamtverschleiß (die Geschwindigkeit des Verschleißfortschritts ist nahe Null).
Im Gegensatz dazu weist die Paarung P2 stetig steigenden Verschleiß bei etwa konstanter Geschwindigkeit auf. Wird der Versuch nun zum Zeitpunkt t1 beendet, um beide Paarungen zu vergleichen, so zeigt P1 die deutlich schlechteren Verschleißeigenschaften als P2. Nach einem Abbruch des Versuchs zum Zeitpunkt t2 erhält man genau das umgekehrte Ergebnis.
...
Nachdem der Einlauf des Systems abgeschlossen ist, soll sich konstante Verschleißgeschwindigkeit eingestellt haben. Es konnte experimentell gezeigt werden, dass die günstigsten tribologischen Eigenschaften nach einem Einlauf erhalten werden, bei dem die Parameter der Beanspruchung (Last, Temperatur) mit höchstmöglichen Werten beaufschlagt wurden. Bei der Wahl niedriger Werte benötigt das System signifikant längere Zeiten, um ins Gleichgewicht zu gelangen. Für den eingangs erwähnten Autokauf und die darauffolgende Fahrweise gibt das gesagte klare Impulse: Möglichst hohe Beanspruchung während des Einfahrens, zumindest was den Motor betrifft."

Quelle: Scherge, M.; Kehrwald, B.; Gerve, A.: Tribologie und Motormechanik; MTZ 3/2002 S.202-209

Das soll jetzt kein Aufruf zum Treten des guten Motors sein, aber mir persönlich gibt das doch irgendwie zu denken, dass ich bisher vielleicht doch eher zu vorsichtig war.
Auch falsch wäre jetzt die Annahme, man könnte den Motor einfach voll treten, sobald er läuft !! Warmfahren ist immer noch absolut wichtig, und zwar bis das Öl auch Betriebstemperatur hat (im Sommer bei etwa 4 bis 5 Liter Öl sind das gute 25km ! Im Winter bis zu 40km !).

Beste Antwort im Thema

Hallo zusammen,

meine Suchfunktion geht leider irgendwie nicht, daher schreibe ich das jetzt mal so auf. Ich habe gerade im Rahmen einer Recherche einen interessanten Artikel in der Motortechnischen Zeitschrift, kurz MTZ, gefunden, der doch mein Weltbild arg ins Schwanken gebracht hat...Der Titel des Artikels lautet "Tribologie und Motormechanik", verfasst wurde er von Mitarbeitern der Firma IAVF Antriebstechnik AG und stammt aus dem Jahre 2002. In dem Artikel werden Mechanismen des Verschleißes am Beispiel des kleinen Pleuelauges behandelt und abschließend Rückschlüsse auf die Verschleißsituation im Motor gezogen, belegt durch Messergebnisse.
Das Einfahren ist in dem Sinne ja nichts anderes, als ein erstes Abtragen von Materialschichten, deren Spiel und Maße zum Teil sehr eng toleriert sind. Kritische Zonen sind der Bereich der Zylinderlaufbahn im oberen Totpunkt und eben das kleine Pleuelauge, da es keine Drehbewegung macht sondern nur pendelt, was schlecht für einen sich auszubildenden Ölfilm ist.

In der Einleitung steht auch bereits der Satz, den wir alle schonmal gehört haben. Ich darf zitieren:

Zitat:

"Schon beim Autokauf wird man auf die Gefahren der Tribologie hingewiesen, indem empfohlen wird, dass die ersten 1000km motorschonend zu fahren sind."

Wenn mich jemand fragen würde, wie er seinen Motor einfahren soll, hätte ich wohl das gleiche gesagt.

Die durchgeführten Messungen zeigen jetzt folgendes:

Nimmt man zwei Reibpaarungen P1 und P2 und misst den Verschleiß, sowie die Verschleißgeschwindigkeit an zwei unterschiedlichen Zeitpunkten, den einen eher früh, den anderen eher später, so ergibt sich ein eher unerwartetes Bild.

P1 wird mit höchstmöglicher Beanspruchung hinsichtlich der Last und der Temperatur beaufschlagt, P2 wird mit relativ dazu niedrigen Werten beaufschlagt.

Ich zitiere jetzt mal wieder der Einfachheit halber den Abschnitt, der nun folgt:

Zitat:

"Die tribologische Paarung P1 zeigt hohe Werte für den Anfangsverschleiß (große Verschleißgeschwindigkeit) und nach längerer Laufzeit gleichbleibenden Gesamtverschleiß (die Geschwindigkeit des Verschleißfortschritts ist nahe Null).
Im Gegensatz dazu weist die Paarung P2 stetig steigenden Verschleiß bei etwa konstanter Geschwindigkeit auf. Wird der Versuch nun zum Zeitpunkt t1 beendet, um beide Paarungen zu vergleichen, so zeigt P1 die deutlich schlechteren Verschleißeigenschaften als P2. Nach einem Abbruch des Versuchs zum Zeitpunkt t2 erhält man genau das umgekehrte Ergebnis.
...
Nachdem der Einlauf des Systems abgeschlossen ist, soll sich konstante Verschleißgeschwindigkeit eingestellt haben. Es konnte experimentell gezeigt werden, dass die günstigsten tribologischen Eigenschaften nach einem Einlauf erhalten werden, bei dem die Parameter der Beanspruchung (Last, Temperatur) mit höchstmöglichen Werten beaufschlagt wurden. Bei der Wahl niedriger Werte benötigt das System signifikant längere Zeiten, um ins Gleichgewicht zu gelangen. Für den eingangs erwähnten Autokauf und die darauffolgende Fahrweise gibt das gesagte klare Impulse: Möglichst hohe Beanspruchung während des Einfahrens, zumindest was den Motor betrifft."

Quelle: Scherge, M.; Kehrwald, B.; Gerve, A.: Tribologie und Motormechanik; MTZ 3/2002 S.202-209

Das soll jetzt kein Aufruf zum Treten des guten Motors sein, aber mir persönlich gibt das doch irgendwie zu denken, dass ich bisher vielleicht doch eher zu vorsichtig war.
Auch falsch wäre jetzt die Annahme, man könnte den Motor einfach voll treten, sobald er läuft !! Warmfahren ist immer noch absolut wichtig, und zwar bis das Öl auch Betriebstemperatur hat (im Sommer bei etwa 4 bis 5 Liter Öl sind das gute 25km ! Im Winter bis zu 40km !).

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Zitat:

Original geschrieben von NBB


Welche Motoren sollen das sein?

Das frage ich mich auch gerade. Solchen Luxus werden sich die meisten Autohersteller schon aus Kostengründen nicht erlauben.

Manche machen sich kein Bild davon, was es für ein Aufwand ist, einen Motor auf einen Prüfstand zu bringen. Da wird ja nicht einfach nur der Motor angeschlossen und befeuert ! Der muss eine Bremse haben, damit Last drauf kommt, da muss eine Abgasanlage dran usw usf. Alleine das Ausrichten der Maschine für die Bremsanlage kann schon mal schnell mehrere Stunden dauern...das wird in Serienfertigung wohl kaum möglich sein. Dann müsste man für jeden Motortyp ein entsprechendes Steuergerät dazu anschliessen usw. Die Schwungscheibe muss ziemlich parallel zum Bremsenflansch stehen und glaichzeitig solte die Achse der Kurbelwelle und die Achse der Gelenkwelle auch einen relativ geringen Höhen oder Seitenversatz aufweisen. Also mit "einfach mal schnell auf Vollast bringen" wird definitiv nicht gemacht.
Soweit ich weiss, rollen in Györ die Motoren sowieso relativ ungeordnet hinterenander vom Band. Da kommt ein V6 Otto, dann ein V6 Diesel, dann wieder ein Otto, dann auf einmal ein RS4 V8 usw. Und wenn die fertig montiert sind kommen die im Eiltempo nach Ingolstadt oder NSU, die werden dort gebraucht, just in process !

Ich gehe mal davon aus, daß diese Geschichten mit den 100%-Prüfstand-Quoten ins Reich der "urban legends" gehören.

LAPPOS
Das mit den Temperaturausdehnungskoeffizienten ist mir auch klar, einfache Physik eben. Was ich eigentlich sagen wollte ist das wenns Wasser 90 Grad erreicht hat die Motorteile und das Öl nicht viel kälter sein können, immerhin hat Alu nen Prima Wärmeleitwert (einfache Physik), und wenn ich hier die langen Reisen lese die manche unternehmen um Temperatur zu erreichen gehe ich davon aus das deren Thermostat defekt ist. Ich glaube auch nicht das die Temperaturanzeige +-15 Grad Toleranz hat, solch ungenaue Geber gibts einfach nicht. Genau gesagt bedeutet 0W die Temp bei der das öl der Pumpe noch von selbst zuläuft, also nicht gesaugt werden muss, in dem Zusammenhang falsch von mir.
Meiner hat nach ca 7-8km 90 Grad im Wasser und das ist Sommer-Winter nicht viel anders.

Gruß

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Die 15 °C Toleranz sind Absicht!

Das hat den Grund, dass unwissende Kunden sich bezüglich der Wassertemperatur nicht so große Sorgen machen sollen und dann zur Werkstatt kommen, wenn das Kühlwasser mal 100 °C oder mehr hat. Denn das ist früher viel passiert.

Deswegen verbauen die meisten Hersteller diese toleranten Anzeigen.

Oder wunderst du dich denn gar nicht, dass deine Temperaturanzeige (ich denke mal, dass du auch so eine tolerante hast) sich nie bewegt, egal, wie du wärst?
Bzw. glaubst du, dass deine Wassertemperatur immer auf's ° genau 90 beträgt? Kann doch gar nicht sein 🙂

Diese Anzeigen haben ganz sicher eine Toleranz von 10-15 °C, kannst du mir glauben 🙂

MfG, Lappos

EDIT: Mein Auto hat eine nicht tolerierte Anzeige, deswegen bewegt sie sich im Fahrbetrieb auch immer zwischen 80 und 100 °C.

Zitat:

Original geschrieben von lappos


Die 15 °C Toleranz sind Absicht!

Das hat den Grund, dass unwissende Kunden sich bezüglich der Wassertemperatur nicht so große Sorgen machen sollen und dann zur Werkstatt kommen, wenn das Kühlwasser mal 100 °C oder mehr hat. Denn das ist früher viel passiert.

 

Das schon,die wird bei 90 gehalten auch wenns mal 95 oder 100 sind,eben um die Kunden nicht zu verunsichern,aber in der Warmlaufphase steigt die ganz normal an,und nicht 15 Grad im "vorraus".

Bei erreichen einer bestimmten Temperatur Steigt der zeiger unabhängig von der wassertemperatur auf seinen Sollwert von 90 Grad.Wenn diese Grenztemperatur zb 70 Grad ist steigt die Anzeige weiter ohne das sich das Wasser in diesem tempo erwärmt.Wenn man die Anzeige aufmerksam beobachtet sieht man das auch,erst steigt sie zögerlich um dann ab einem bestimmten Punkt zügig Richtung Mitte zu wandern un da klebt sie dann bis das Wasser 100 oder mehr Grad hat.Das nennt man dann auch nicht Toleranz sondern gemittelte Anzeige.Mit ein Grund dafür sind ganz schlaue Kunden mit dem technischen Verständniss eine rKuh die in der Werkstatt Terror machen weil die Anzeige schwankt und die Werkstatt das nicht reparieren will.Bei einigen Modellen sind die Hersteller schon weiter,die Anzeige wurde komplett gestrichen.

Hi
Kann ich mir so nicht vorstellen, immerhin öffnet und schließt das Thermostat auch während der Fahrt den durchfluß zum Kühler, aber immer genau 90?? ich nehms mal so hin.

Noch mal zur Temp: Man bedenke Wärme ist kein Zustand sondern ein Medium und das Kühlwasser diehnt nur dem Transport, das ist Fakt ohne Diskussion. Aber wo hat das Wasser die Wärme her? na vom Motor wo´s durchfließt und wie solls Wasser 90 Grad bekommen wenn der Motor nicht mindestens genausowarm ist?
Gruß

Zitat:

Original geschrieben von borelnom


[...]
Noch mal zur Temp: Man bedenke Wärme ist kein Zustand sondern ein Medium und das Kühlwasser diehnt nur dem Transport, das ist Fakt ohne Diskussion.

Nö, kein Fakt, sondern Unfug. Sorry.

Wärme ist eben genau das, nämlich ein Zustand. Die makroskopische Auswegung der Molekularbewegung.

Das Wasser ist das Medium für den Wärme(ab)transport.

Zitat:

Original geschrieben von borelnom


Aber wo hat das Wasser die Wärme her? na vom Motor wo´s durchfließt und wie solls Wasser 90 Grad bekommen wenn der Motor nicht mindestens genausowarm ist?
Gruß

Es geht nur um Anzeigeinstrumente mit seiner sog. Plateaukurve die nicht jede Änderung der Temperatur wiedergeben sondern innerhalb eines bestimmten Bereichs der Motor-/Wassertemperatur immer (mehr oder wenig) denselben Wert anzeigen.

Gruss

Zitat:

Original geschrieben von Sir Donald


Bei erreichen einer bestimmten Temperatur Steigt der zeiger unabhängig von der wassertemperatur auf seinen Sollwert von 90 Grad.Wenn diese Grenztemperatur zb 70 Grad ist steigt die Anzeige weiter ohne das sich das Wasser in diesem tempo erwärmt.Wenn man die Anzeige aufmerksam beobachtet sieht man das auch,erst steigt sie zögerlich um dann ab einem bestimmten Punkt zügig Richtung Mitte zu wandern un da klebt sie dann bis das Wasser 100 oder mehr Grad hat.

Nö,absolut falsch,es ist nämlich genau umgekehrt,bis etwa 70/80 Grad geht es sehr zügig und dann nur noch zögerlich bis 90.

Zitat:

Original geschrieben von wacken


Nö,absolut falsch,es ist nämlich genau umgekehrt,bis etwa 70/80 Grad geht es sehr zügig und dann nur noch zögerlich bis 90.

Nein. Ist nicht überall gleich.

Bei unserem A6 2.7 TDI passiert 5 Minuten erstmal gar nichts, und dann geht es langsam und sehr gleichmäßig auf genau 90°C.

Und bei unserem Golf III 1.8 geht es eigentlich genau so, wie SirDonald das beschrieben hat. Die letzten 20 °C gehen sehr schnell, viel schneller als die ersten 70. Weiß nicht, ob das an der Anzeige liegt, jedenfalls wird es so angezeigt.

MfG, Lappos

Zitat:

Original geschrieben von lappos


Nein. Ist nicht überall gleich.

Bei unserem A6 2.7 TDI passiert 5 Minuten erstmal gar nichts, und dann geht es langsam und sehr gleichmäßig auf genau 90°C.

Uns bei unserem Golf III 1.8 geht es eigentlich genau so, wie SirDonald das beschrieben hat. Die letzten 20 °C gehen sehr schnell. Weiß nicht, ob das an der Anzeige liegt, jedenfalls wird es so angezeigt.

MfG, Lappos

Bei mir ist es so:ruckzuck auf etwa 70-80 Grad und dann dauert es je nach Temperatur (und ob ich meine Standheizung laufen habe) wesentlich länger als vorher bis die 90 erreicht sind.

Dann scheint es wirklich ziemlich unterschiedlich zu sein 🙂

Was VW sich dabei denkt? Ich wäre ja eh dafür, flächendeckend die Wassertemperaturanzeigen gegen Öltemperaturanzeigen zu ersetzen. Ist doch viel aussagekräftiger.

Weniger cool ist jedoch, alles wegzumachen, wie BMW bei fast allen Modellen...

MfG, Lappos

Zitat:

Original geschrieben von lappos


Weniger cool ist jedoch, alles wegzumachen, wie BMW bei fast allen Modellen...

Das ist wirklich eine Entwicklung, die mir Sorgen bereitet...🙁

Zitat:

Original geschrieben von Drahkke


Das ist wirklich eine Entwicklung, die mir Sorgen bereitet...🙁

Beim GT TSI ist doch auch schon keine mehr verbaut,der hat doch nur diese sinnlose "Boostanzeige",echt beschissen diese Spielereien.

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