Kollisionsassistent und Kleinwild auf der Strasse!

Hallo,

ich habe mal eine Frage bezüglich der Kollisionsassistenten. Diverse Modelle sind ja inzwischen mit den Systemen ausgestattet.

Was ist, wenn man mit einem Fahrzeug mit dem System auf einer Landstraße unterwegs ist und ein Reh (Kleinwild/Niederwild) springt vor das Auto.

Laut Rechtsprechung ist es nicht verhältnismäßig für ein Reh eine Vollbremsung durchzuführen. Fährt dann jemand auf das Fahrzeug auf oder baut deswegen einen anderweitigen Unfall ist man ja theoretisch mit in der Haftung.

Ein Kollege berichtete mir, sein Fahrzeug ging bei 70km/h in die Eisen, als eine Eule in ca. 1m Höhe ca. 20m vor dem Fahrzeug über die Straße flog. Das Fahrzeug bremste ca. 1 Sek. stark ab, als die Eule die Straße querte. Danach, löste die Bremse wieder.

Wie sieht es rechtlich aus? Ist der Hersteller mit in der Pflicht? (Bei autonomen Fahrzeugen ist dies ja in der Diskussion!) Ist man selber komplett verantwortlich? (Abgesehen von der Mithaftung des folgenden Fahrers, der den Sicherheitsabstand nicht ausreichend groß hält!)

Ich habe ja nicht zwingend einen Einfluss auf die Funktion des Systems. Ggf. kann ich das System abschalten. Aber, ist das der Sinn des Systems, wenn ich es nie nutze, weil ich sonst für ein unangemessenes Auslösen verantwortlich bin?

MfG

Beste Antwort im Thema

Hallo,

ich habe mal eine Frage bezüglich der Kollisionsassistenten. Diverse Modelle sind ja inzwischen mit den Systemen ausgestattet.

Was ist, wenn man mit einem Fahrzeug mit dem System auf einer Landstraße unterwegs ist und ein Reh (Kleinwild/Niederwild) springt vor das Auto.

Laut Rechtsprechung ist es nicht verhältnismäßig für ein Reh eine Vollbremsung durchzuführen. Fährt dann jemand auf das Fahrzeug auf oder baut deswegen einen anderweitigen Unfall ist man ja theoretisch mit in der Haftung.

Ein Kollege berichtete mir, sein Fahrzeug ging bei 70km/h in die Eisen, als eine Eule in ca. 1m Höhe ca. 20m vor dem Fahrzeug über die Straße flog. Das Fahrzeug bremste ca. 1 Sek. stark ab, als die Eule die Straße querte. Danach, löste die Bremse wieder.

Wie sieht es rechtlich aus? Ist der Hersteller mit in der Pflicht? (Bei autonomen Fahrzeugen ist dies ja in der Diskussion!) Ist man selber komplett verantwortlich? (Abgesehen von der Mithaftung des folgenden Fahrers, der den Sicherheitsabstand nicht ausreichend groß hält!)

Ich habe ja nicht zwingend einen Einfluss auf die Funktion des Systems. Ggf. kann ich das System abschalten. Aber, ist das der Sinn des Systems, wenn ich es nie nutze, weil ich sonst für ein unangemessenes Auslösen verantwortlich bin?

MfG

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Warum soll Bremsen für große und mittelgroße Tiere ein Problem sein?

Problematisch ist da schon eher das Ausweichen, da das das Risiko eines schweren Unfalls erhöht und außerdem den Nachweis, dass es ein Wildunfall war, erschwert (wichtig für die Teilkasko).

Mal was am rande wie wäre es mit ABSTAND kann das heute keiner mehr in der vollgasrepublik.
Ob ich oder der Automat in die Eisen steigt weil da ein reh ist, und der hinterman ist so dicht und knallt rein, dann ist die Frage doch klar.

wurde auch hier schon mehrfach angesprochen

Zitat:

@GandalfTheGreen schrieb am 20. Oktober 2015 um 20:05:49 Uhr:


Mal was am rande wie wäre es mit ABSTAND kann das heute keiner mehr in der vollgasrepublik.
Ob ich oder der Automat in die Eisen steigt weil da ein reh ist, und der hinterman ist so dicht und knallt rein, dann ist die Frage doch klar.

Nimmt man mal

das Bild von Diedicke1300

als Beispiel. Wie groß soll denn der Abstand sein?

Die Reaktionszeit & Bremsweg wird ja pauschal nach Formel berechnet. Jetzt braucht der ein oder andere Fahrer in dem Moment gerade mal 1/3 mehr Zeit. Zieht sich die Kette immer weiter nach hinten durch, summieren sich die Zeiten und dann kommt es zu Unfällen, weil die Fahrzeuge plötzlich stehen. Dann sind bei 100 km/h die 50m Sicherheitsabstand zu wenig, wenn der Anhalteweg 130m beträgt.

Wie hoch sollte der Sicherheitsabstand dann also sein? Mehr wie 50m wird kaum jemand einhalten. Beim Sicherheitsabstand wird m.M.n. nur die Reaktionszeit berücksichtigt. Der Bremsweg wird nicht berücksichtigt. Man geht wohl davon aus, der Vordermann hat auch einen Bremsweg. Damit würden sich die Größen dann raus kürzen. Das geht solange gut, wie das voraus fahrende Fahrzeug nicht deutlich schneller verzögert. (z.B. weil es selbst schon auf ein Hindernis prallt!)

Der Sicherheitsabstand entspricht nicht dem Anhalteweg bei einem stehendem Objekt. Der einzuhaltende Sicherheitsabstand muss nur so groß sein, dass man sicher anhalten kann, wenn das voraus fahrende Fahrzeug plötzlich abbremst.

MfG

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stimmt mit und ohne Assistenzsystem

@Johnes
Ich sehe es so, dass die 50 m als Sicherheitsabstand bei gefahrenen 100 km/h durchaus ausreichend sind. Die 50 m stehen ja für die Reaktionszeit, wobei da noch zur Sicherheit ein Schlafmützenfaktor berücksichtig ist. Ohne diesen Faktor würden ja bereits 25 m Sicherheitsabstand ausreichen.

Somit, wenn man mit der normalen Reaktionszeit von ca. 1 Sekunde reagiert, hat man 25 m Reserve. Das ist mehr als sich die Bremswege von Fahrzeugen unterscheiden.

Hinzu kommt noch die Tatsache, dass, wenn man nicht nur auf die Rückleuchten des Vordermanns schaut sondern auch weiter vorne, man den Auslöser der Bremsorgie sehen kann, bevor diese überhaupt erst entsteht.

Insofern passieren Auffahrunfälle oft, weil der Sicherheitsabstand bei Weitem nicht eingehalten wird, auch der 1 Sekundenabstand nicht und weil nicht vorausschauend gefahren wird.

Damit wird auch klar, dass Assistentssysteme im Nachteil sind, denn die reagieren nur auf das, was direkt vor dem Fahrzeug passiert und nicht auf Ereignisse deutlich weiter vorne.

Gruß

Uwe

Das ist nicht richtig. Der Sicherheitsabstand kompensiert eben nur die Reaktionsverzögerung. Es kompensiert nicht den Bremsweg! Selbst ein lt. StVO ausreichender Sicherheitsabstand ist kein Grant für ein sicheres Anhalten. Bremst der 1. stark ab, reagiert der 2. etwas zu spät und kracht auf das vordere Fahrzeug auf, verzögert er stärker als normal, weil er schon auf ein Hindernis prallt. Der 3. Fahrer hat dann deutlich weniger Bremsweg zur Verfügung. Es kommt fast immer zum Folgeunfall. Dies kann sich wie eine Kettenreaktion durch die Reihe ziehen, wenn man nur auf den Vordermann achtet.

Der ausreichende Sicherheitsabstand ist eben nicht unweigerlich immer ausreichend. Er kann bei stehenden Hindernissen eben deutlich zu gering sein. Bei Tempo 100 reichen 50m nicht, wenn da jemand aus z.B. einer Seitenstraße kommt. Es würde mit ziemlicher Sicherheit zu einer Kollision kommen, wenn man nicht ausweichen dann. Selbst mit einer Vollbremsung wäre mit ca. 80m Anhalteweg zu rechnen. Das sind 30m zu viel.

Zieht sich eine Bremslawine durch eine Autokolonne durch, kommt es sehr oft zu Auffahrunfällen. Ich sehe auf meiner Arbeitsstrecke sicherlich jede 2. Woche solche Unfälle. Meist sind mehrere Fahrzeuge beteiligt.

Ich habe das auch schon gehabt, das der Kleintransporterfahrer vor mir gepennt hat und im letzten Moment nach rechts in eine enge Lücke ausgewichen ist. Ich hatte plötzlich ein stehendes Objekt vor mir. Der Anhalteweg hat eben nicht ausgereicht um anzuhalten. Zum Glück konnte ich in den Gegenverkehr ausweichen, da dort eine Lücke war. (Rechts neben mir fuhr ein LKW) Es war eine 4-spurige Straße. Der PKW wollte auf eine Auffahrt auf der anderen Straßenseite. Auf der äußeren Spur fuhren aber noch Fahrzeuge, sodass der Wagen wartete. Ich bin durch eine ca. 150m lange Lücke im Gegenverkehr auf dessen linken Spur durch gerutscht, sodass ich den Unfall noch gerade vermeiden konnte.

Der beste Bremsassistent hätte da nicht mehr geholfen. (In dieser Situation würde ich sogar behaupten, er hätte die Kollision herbei geführt!)

MfG

Zitat:

@Johnes schrieb am 21. Oktober 2015 um 23:47:31 Uhr:


Das ist nicht richtig. Der Sicherheitsabstand kompensiert eben nur die Reaktionsverzögerung. Es kompensiert nicht den Bremsweg!

Im Prinzip richtig, aber es gibt ein Sicherheitspolster im Sicherheitsabstand. Der Sicherheitsabstand ist berechnet für eine Reaktionszeit von etwas unter 2 Sekunden. Solange braucht aber kein aufmerksamer Autofahrer um zu reagieren, das ist vielmehr ca. 1 Sekunde. Somit kann dieses Sicherheitspolster, dass eigentlich für die Reaktionszeit gedacht ist, für eine etwas längeren Bremsweg genutzt werden.

Zitat:

@Johnes schrieb am 21. Oktober 2015 um 23:47:31 Uhr:


Bremst der 1. stark ab, reagiert der 2. etwas zu spät und kracht auf das vordere Fahrzeug auf, verzögert er stärker als normal, weil er schon auf ein Hindernis prallt. Der 3. Fahrer hat dann deutlich weniger Bremsweg zur Verfügung.

Wenn der 3 aber nach vorne schaut, sieht er zeitgleich mit dem ersten Fahrer das Problem. Also bremst er, wenn der zweite Fahrer nicht vorausschauend fährt, zeitgleich mit diesem oder gar mit dem ersten Fahrer. Somit bleibt während des gesamten Bremsvorgangs der Sicherheitsabstand zwischen Fahrzeug 2 und 3 erhalten (wenn beide einen vergleichbaren Bremsweg haben).

Das erlebe ich manchmal auch in der Praxis. Während sich vor mir eine Bremslawine ergibt, bremse ich dank vorausschauender Fahrweise, zeitgleich mit dem ersten Fahrzeug, wodurch sich ein riesiger Sicherheitsabstand aufbaut, weil das Fahrzeug vor mir erst viele Sekunden später bremst.

Zitat:

@Johnes schrieb am 21. Oktober 2015 um 23:47:31 Uhr:


Ich habe das auch schon gehabt, das der Kleintransporterfahrer vor mir gepennt hat und im letzten Moment nach rechts in eine enge Lücke ausgewichen ist. Ich hatte plötzlich ein stehendes Objekt vor mir. Der Anhalteweg hat eben nicht ausgereicht um anzuhalten.

War das stehende Objekt ein Ufo, das vom Himmel gefallen ist? Wahrscheinlich nicht, also muss es sich schon vor dem Kleintransporter auf der Straße befunden haben. Was bedeutet, dass auch die Fahrzeuge vor dem Transporter irgendwie reagiert haben müssen, z.B. durch einen Spurwechsel. Mit ausreichendem Sicherheitsabstand und etwas versetzter Fahrweise, kann man sowas mit vorausschauenden Fahren in meisten Fällen rechtzeitig sehen.

Jedenfalls den Anhalteweg als Sicherheitsabstand vorzusehen, ist nicht praktikabel, weil ständig irgendwelche Fahrzeuge in diesen Abstand einscheren würden.

Gruß

Uwe

PS:
Ich hoffe du hast den Gegenstand auf der Fahrbahn dann auch umgehend der Polizei gemeldet.

Zitat:

@Johnes schrieb am 21. Oktober 2015 um 21:52:49 Uhr:


Der Sicherheitsabstand entspricht nicht dem Anhalteweg bei einem stehendem Objekt. Der einzuhaltende Sicherheitsabstand muss nur so groß sein, dass man sicher anhalten kann, wenn das voraus fahrende Fahrzeug plötzlich abbremst.

MfG

Die Theorie ist grau.

Die Praxis gräulich.

Wer weis schon welche Verzögerung sein Fahrzeug hat.

Das Fahrzeug das plötzlich auf trockener bremst ist ein Fahrzeug mit sehr guten Bremsen & entsprechenden Reifen.

Hinterher fährt ein Fahrzeug mit Allwetterreifen.

Wie wird das wohl ausgehen?

Das der 1/2 Tachoabstand da nicht reicht ist glaub ich unbestritten.

Was lernt uns das? Genau: Noch mehr Abstand, zumindest bei nicht 100% klarer Verkehrslage.

Zitat:

@wkienzl schrieb am 22. Oktober 2015 um 08:23:14 Uhr:


Wer weis schon welche Verzögerung sein Fahrzeug hat.
Das Fahrzeug das plötzlich auf trockener bremst ist ein Fahrzeug mit sehr guten Bremsen & entsprechenden Reifen.
Hinterher fährt ein Fahrzeug mit Allwetterreifen.
Wie wird das wohl ausgehen?
Das der 1/2 Tachoabstand da nicht reicht ist glaub ich unbestritten.

Natürlich reicht der halbe Tachoabstand, wenn man eine normale Reaktionszeit von ca. 1 Sekunde hat. Gehen wir von den oben angesprochenen 100 km/h aus. Ein Fahrzeug mit guten Bremsen hat einen Bremsweg von ca. 35 m. Bei 100 km/h ist der Sicherheitsabstand 50 m, dies entspricht knapp 2 Sekunden Reaktionszeit. Wenn man nun in der Hälfte der Zeit reagiert, braucht man nur 25 m für die Reaktion, so dass 25 + 35 m = 60 m als reiner Bremsweg zur Verfügung steht. Ich glaube kaum, dass Allwetterreifen so viel schlecht sind, dass der Bremsweg aus 100 km/h über 60 m beträgt.

Gruß

Uwe

Da der Vordermann denselben Bremsweg hat (abzüglich der Reaktionszeit), dürfte eigentlich nie was passieren, wenn man:
a) nicht pennt und
b) nicht doch zu nah auffährt.

Immer diese undurchdachten Bremswegformeln. Was dabei immer vergessen wird: der bremsende Vorgänger legt auch während des Bremsvorganges weiterhin Meter zurück. Es ist ja nun nicht so, daß er von jetzt auf gleich stillsteht.

Zitat:

@downforze84 schrieb am 22. Oktober 2015 um 12:33:24 Uhr:


.... Es ist ja nun nicht so, daß er von jetzt auf gleich stillsteht.

Doch wenn er irgendwo raufknallt, zumindestens verkürzt das ungemein den Anhalteweg.

Zitat:

@Diedicke1300 schrieb am 22. Oktober 2015 um 13:10:45 Uhr:



Zitat:

@downforze84 schrieb am 22. Oktober 2015 um 12:33:24 Uhr:


.... Es ist ja nun nicht so, daß er von jetzt auf gleich stillsteht.
Doch wenn er irgendwo raufknallt, zumindestens verkürzt das ungemein den Anhalteweg.

Dann liegt aber darin ggf. die Unfallursache und nicht bei zu wenig Sicherheitsabstand.

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