Jeden Tag steht ein....

Mercedes SL

Gebrauchte Klassiker im Internet zu verkaufen bzw. zu kaufen, ist ein Leidensakt. Nach Monaten hat sich jemand erbarmt, meinen BMW 635 CSI zu übernehmen, gegen Preisnachlass versteht sich....egal.

Ich bin also mittlerweile wieder in der Käuferrolle unterwegs. Was ist das Objekt der Begierde? Ein 500 SL Baujahr 90-92! Was sonst? Wo bekommt man außer beim Phaeton noch soviel Auto für's Geld?

Ein kurzer Blick auf mobile.de bzw. autoscout zeigt das klassische Bild: Es gibt keine billigen Gebrauchtwagen! Andersrum sind regelmäßig einige Traumtänzer unterwegs, die monatelang - in Einzelfällen sogar jahrelang - auf den Dummen warten. Ich sag nur Porsche 944 S2 aus Hürth, oder noch besser, der 300SL, der angeblich vom 129-Clubpräsidenten mit 25.000€ bewertet wird....

Nach einer kleinen Odyssee bin ich zuletzt an einen bayrischen Schrotthä...oopss Automobilverwerter geraten. Frei nach Ottfried Fischer bekam ich am Telefon ein gelangweiltes "Mey, wenn sie de Benz für den Prais ned nehme, donn nimmt'n halt en onnerer".

Na super!

Was nun? Da steht er nun in der Garage, der Benz. Vor 12 Jahren mit 120.000 km vom Senior des Betriebs gekauft und in der Zwischenzeit 7.500km mit roten Nummern gefahren, damit sich die Laufleistung dem Alter anpasst. Ob da auch wirklich alle Ölwechsel gemacht wurden? Scheckheft? Aäähhh...."Mey, mer san's alle Kfz-Mechaniker. De Benz hamma selbst gemacht, wenn ma was wor".

Kaltlaufregler natürlich nicht verbaut, Verdeck hat Falten an der Seite, im Motorraum ist die Abdeckung zur Fahrgastzelle massiv beschädigt, am Unterboden befinden sich Löcher in den Gummiabdeckungen und die Heckstoßstange sieht nach Parkrempler aus. Zahle ich dafür 2.000 über Zustand 2? Soll gar ich am Ende der Dumme sein? Immer diese schwierigen Entscheidungen.

Beste Antwort im Thema

Weil es so schön ist (Disclaimer: 911 Story):

Ich wollte mir einen schönen 911er aus Freiburg anschauen. Besitzer hat eine eigene Firma und mehrere Klassiker in der Garage. Er hat die 70 überschritten und will sich von seinen Schätzchen trennen. Story klingt erst mal gut. Der Wagen sei angeblich super und hat sogar eine Motorrevision. Porsche Zentrum um die Ecke. Der ältere Herr scheint zwar eine Labertasche zu sein, aber so sind sie halt, die Rentner.

Ein US-Wagen ist es, aber ein Carfax hat er keines. Was is'n das, fragt er. Aha, dem Kollegen haben sie einen US-Wagen ohne Carfax verkauft. Naja, das kann ich ja im Internet anfragen. Fahrgestellnummer übersetzt und siehe da, für 29.99 € kam es. Keine Schäden, aber er stand die ersten 8 Jahre in Illinois. Ok, danach 10 Jahre in Georgia. Wenn er den Winter in Chicago gefahren worden wäre, dann müsste sich das wohl mittlerweile gezeigt haben. Rostfrei soll er sein. Zudem hat der Verkäufer den Wagen in 4 Jahren 900km gefahren. Bissl wenig. Ach was, wird schon gut gehen!! Der hat soviele Klassiker, da bleibt nicht viel Zeit für jeden einzelnen...

Groß war die Vorfreude. Ich habe mir im Geist schon das Nummernschild reserviert. FB-**-277 soll er heißen, die 277 als Hommage an Magnus Walker und seinen Racer. Einfach perfekt! Ich löse am Tag vor der Besichtigung die ICE Karte und siehe da, mein Zug heißt auch 277. Das ist der Fingerzeig Gottes. Das Schicksal hat es wohl einmal gut mit mir gemeint!!!

Morgens stehe ich auf, Radio an: Unwetter in NRW. Züge fallen aus. Naja, NRW is weit weg. Ich fahre ja nach BW. Dennoch musste ich in Frankfurt am Hauptbahnhof zu meinem Schrecken feststellen, mein Zug - der 277 - fällt auch aus. Ob das mal kein schlechtes Omen ist? Egal, eine Stunde auf dem Bahnhof gewartet und in den nächsten eingestiegen. Dort keinen Sitzplatz bekommen, aber zum Glück konnte ich durch die Bestellung einer Flasche Sprudelwasser im Speisewagen ein Plätzchen ergattern.

Mit 90 Minuten Verspätung komme ich endlich in Freiburg an. Kurzer Anruf und mein Verkäufer holt mich mit dem Benz SUV ab. GL-Modell. Nett...

Ok, es geht zur Garage und da steht er nun MEIN 911er!!! Der ultimative Beweis meiner Männlichkeit!!!

Rucksack auf, Hammer-Liste raus (http://www.guido-hammer-online.de/porsche/). Los geht's! Checken sie die Spaltmaße an der Fronthaube. Hmmm, passt. Frontscheibe prüfen. Hmmm, sieht aus, als sei die neu. Vorderlampen prüfen. Hmmm, die weisen so komische Absplitterungen am Lack auf. Sieht aus, wie mit Plakkafarbe bemalt. Ob das normal ist?

Kofferraum auf. Was ist denn das für eine Querstange? Domstrebe? Verkäufer meint, da wäre die Klimaanlage befestigt gewesen. Das sei so eine Nachrüstanlage gewesen. Er zeigt mir in der Garage eine Box mit der Aufschrift Blaupunkt. Wusste gar nicht, dass Blaupunkt auch Klimaanlagen herstellt. Da lagen auch noch fette Lautsprecher. Die gehören wohl woanders dazu 😉

Er hat so einen Extraschalter zum Abschalten der Batterie einbauen lassen. Eigentlich mag ich keine "Extras" Marke "Eigenbau", aber man kann nicht alles haben.

Ich laufe mit dem Magneten (Det lässt grüßen) nach dem Motto "hält er oder fällt er?" um den Wagen herum. Hinten am Schweller fällt er.....

"Dort ist er gespachtelt", meine ich "fachmännisch".
"Weiß ich nicht", sagt der Verkäufer.
"Ich weiß es aber, denn ich habe es gerade geprüft", meine ich.
"Das da unten ist Kunststoff", antwortet er.

Ich halte den Magneten 10cm weiter vorne dran und er hält. Ist wohl doch kein Kunststoff.

"Ich hab ihn nicht spachteln lassen" meint er. Nun, das ist mir klar. Dass sie mir einen guten Wagen verkaufen wollen unterstelle ich. Vielleicht hat man sie jedoch beim Kauf betrogen und sie haben es nicht gemerkt....stelle ich als Hypothese in den Raum.

Nun kommt erstmalig heraus, dass er den Wagen von einem Griechen gekauft hatte, der in Freiburg einen US-Import aufziehen wollte. Das habe wohl nicht geklappt, denn der Grieche habe relativ schnell wieder aufgegeben. Im Geiste gebe ich meinen Vorurteilen gegen Händler mit Migrationshintergrund freien Lauf. Ein Scheckheft hat der Wagen auch nicht, aber dafür wenigstens zwei Schlüssel.

Die Geschichte mit den Dellen im Kotflügel, der Fronthaube und der Heckklappe lasse ich weg. Dass die sog. Motorrevision von Billisport Tuning GmbH&Co KG oder sowas in der Art war und lediglich 4.000 € gekostet hat, vergessen wir am besten auch. Die Jungs haben auch gleich mal vollsynthetisches Öl eingefüllt, aber die werden schon gewusst haben, was sie tun. Achja, das Targadach hatte ein Loch und war im Gestänge von innen völlig verrostet und der Fahrersitz hatte ein Loch, als ob einer einen Schraubenzieher reingehauen hätte. Nennen wir es mal "Gebrauchsspuren".

Fast forward zur Probefahrt: Ich lasse erst mal ihn fahren, damit ich nicht abgelenkt bin. Bremsanzeige leuchtet - er fummelt an der Handbremse rum. Geht aus, geht wieder an. Beim Schalten bekommt er den 3. Gang mehrfach nicht rein. Der ganze Wagen wird im Leerlauf an der Ampel durchgeschüttelt.

Auf den dezenten Hinweis, dass ich mir das Fahrzeug ein wenig anders vorgestellt hatte, will er 3.800 € im Preis runtergehen (auf 30.000) und zudem sei der Wagen ja auch schon 29 Jahre alt....

Lange Rede kurzer Sinn: Auf die Möglichkeit, den Wagen selbst zu fahren, verzichte ich dankend und lasse mich von ihm gleich am Bahnhof absetzen. Nach zwei (!) ICE Pannen, bin ich dann vier (!) Stunden später endlich wieder daheim. Das Carfax habe ich ihm geschenkt.

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Es geht mir nicht darum, gut gewartete Wagen mies zu machen. Die Idee ist, dass Investitionen beim Verkauf nur maximal zu einem Bruchteil ersetzt werden. Das heißt, wenn einer kurz vor dem Verkauf 2.000 € in den Wagen investiert, dann sieht er von dem Geld faktisch nichts wieder. Warum sollte er das tun? Weil er nett (blöd) ist? Sicherlich, solche Leute mag es geben....

Das Gegenteil ist viel häufiger der Fall. Fahrzeuge werden verkauft, weil zeitnah große Investitionen erforderlich sind. So findet man z.B. viele Porsche 944, bei denen demnächst der Zahnriemen gemacht werden muss. Inklusive Wasserpumpe ist man da schnell mal bei 800-1.000 €, und die will sich der Verkäufer sparen.

Letztlich sind das alles Vermutungen, die widerlegt werden können. Natürlich kann man sich vor Ort immer ein Bild machen und so einen Wagen trotzdem nehmen, Hauptsache man ist dafür sensibilisiert.

Man sieht zwar von dem Geld nicht viel, aber man hat weniger Stress beim Verkauf - das hat noch keiner erwähnt.

Wenn ich was verkaufe, dann stecke ich meistens nochmal Geld vor dem Verkauf rein, um mir das Gelaber von den Interessenten nicht anhören zu müssen . Es gibt Dinge am Fahrzeug die euch oder mich nicht stören. Ich hatte beispielsweise( nur ein Beispiel) monatelang eine defekte Heckklappe am Smart und die Heckscheibe war defekt. Hat alles noch bestens funktioniert und mich nicht genervt. Aber jetzt vor dem Verkauf, hab ich beides ganz neu machen lassen. Weil wie ihr wisst, die Käufer Wollen ein Fahrzeug zum gebrauchtwagenpreis, aber für Reparaturen berechnen sie vor dir, trotzdem Neupreise plus Stundenlöhne von Mercedes ^^ so kann man da schön einen Bögen drum machen

Zitat:

Original geschrieben von RNeville


...
Interessant ist bei der Geschichte, dass die Anbieter anscheinend unendlich lange auf den einen Deppen, der darauf reinfällt, warten können.
...
Auf einer Seite habe ich einen 911er gesehen, der steht dort seit 2006. Das sind 8 Jahre! Das Preiskartell duldet keinen Nachlass. Lieber steht die Kiste noch 8 Jahre länger auf dem Hof.
...

Die wahren Deppen sind doch die Anbieter. Ein Auto kostet immer, erst recht, wenn es nicht gefahren wird. Und nach 8 Jahren habe ich soviel Unterhalt/Wertverlust/Lagerhaltung in die Kiste gesteckt, dass ich sie jetzt fast schon verschenken könnte...😛

Zitat:

Original geschrieben von stumpf001



Zitat:

Original geschrieben von RNeville


...
Interessant ist bei der Geschichte, dass die Anbieter anscheinend unendlich lange auf den einen Deppen, der darauf reinfällt, warten können.
...
Auf einer Seite habe ich einen 911er gesehen, der steht dort seit 2006. Das sind 8 Jahre! Das Preiskartell duldet keinen Nachlass. Lieber steht die Kiste noch 8 Jahre länger auf dem Hof.
...
Die wahren Deppen sind doch die Anbieter. Ein Auto kostet immer, erst recht, wenn es nicht gefahren wird. Und nach 8 Jahren habe ich soviel Unterhalt/Wertverlust/Lagerhaltung in die Kiste gesteckt, dass ich sie jetzt fast schon verschenken könnte...😛

Wenn ich den Platz habe was sollen das dann für Kosten sein, ein Luftgekühlter hat in den letzten 5 Jahren den Wert mindestens verdoppelt .

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Zitat:

Original geschrieben von RNeville


Ein Indiz, das auch SL-Käufer interessieren dürfte: Wird bei Automatikgetrieben kurz vor dem Verkauf ein Getriebeölwechsel vorgenommen, deutet das darauf hin, dass das Getriebe kaputt ist.

Der Verkäufer hat es nochmal mit einem Getriebeölwechsel versucht, der aber nichts brachte, also hat er sich in Anbetracht der Kosten zum Verkauf entschlossen. Diese Vorgehensweise kann man immer wieder beobachten. Der Witz ist, dass der Getriebeölwechsel regelmäßig auch noch als Verkaufsargument angepriesen wird.

Dasselbe gilt übrigens für große Inspektionen. Kein Verkäufer investiert nochmal 2.000 €, damit er den Wagen im Topzustand verkaufen kann. In Wirklichkeit war das der letzte Versuch des Verkäufers, den Wagen für sich selbst in Ordnung zu bringen, der aber leider gescheitert ist. Deshalb wird die Karre abgestoßen

Sehe ich nicht so, je länger ich darüber nachdenke, desto weniger 😉

Macht der Verkäufer vor dem Verkauf nichts mehr, keine Inspektion, keine Reinigung etc. wird auch gemeckert, dann heisst es: "Wollte sich das sparen", "ungepflegt" oder "die Inspektion wäre sowieso viel teurer gewesen". Das ist ja sowieso ein Trick, beim Verkauf runtergerittener Grüben: "Sind alles kleine Sachen, kostet nicht viel, machen Sie das und er steht da wie neu". Danach die Antwort: "Ok, wenn es sowenig kostet, gebe ich Ihnen XXX € mehr, wenn Sie es machen". Damit hat es sich dann meist erledigt, weil es nur leeres Geschwätz ist und der Versuch, grössere Schäden runterzuspielen und die Grotte wegzuloben.

Zudem hängt es auch noch vom Preis-Niveau ab. Die R230er die ich mir seit ein paar Tagen angeschaue, sind 2006 und neuer, haben maximal 50'000 km gelaufen und sollten quasi "Jahreswagenzustand" sein. Bei einigen wird sogar noch Garantie angeboten. Merke ich dann, dass die nächste Inspektion ansteht und man mir die unterjubeln will, muss er die machen oder entsprechend mit dem Preis runter oder das war's. Bei dem Preis erwarte ich, dass das alles erledigt ist. Das gehört in meinem Fall einfach dazu, ich will ein quasi neuwertiges, gebrauchsfertiges Auto, keine Bastelbude zum Minimalpreis. Ist immer eine Frage des Anspruchs, auf Seiten des Käufers wie auch des Verkäufers.

Zitat:

Original geschrieben von driver191


Wenn ich den Platz habe was sollen das dann für Kosten sein, ein Luftgekühlter hat in den letzten 5 Jahren den Wert mindestens verdoppelt .

Ist es wirklich so? Oder steht das nur in irgendeinem "Michel Katalog"? Wenn dem so wäre, dann steht so ein Wagen doch nicht 8 Jahre ohne Käufer da. Kein Wirtschaftsunternehmen hat einfach so Platz auf dem Hof, um dort Autos jahrelang ohne Ertrag/Miete hinzustellen. Ein Auto kann sich kaputt stehen, bei mir ist zum Beispiel die Handbremse komplett eingerostet (nicht beim SL, anderes Auto).

Erfahrung mit Menschen und Menschenkenntnis ist beim Gebrauchtwagenpreis hilfreich. Auch das Umfeld kann für die Glaubwürdigkeit wichtig sein.
Zu Porsche kann man stehen wie man will , auf jeden Fall eine gute Geldanlage (Ausnahme der mit den Spiegelei-Scheinwerfern). Der R230er (Vormopf) wird erst wieder interessant , wenn die Zweit-Drittbesitzer der Tiefer-Breiterfraktion die Reparaturen ihrer Diven nicht mehr bezahlen können. Nachdem die dann über den Fähnchenhändler für kleines Geld der Resteverwertung zugeführt wurden , wird der Wert für gepflegte 230er wieder steigen , analog dem 129er.

Zitat:

Original geschrieben von ortler


Erfahrung mit Menschen und Menschenkenntnis ist beim Gebrauchtwagenpreis hilfreich. Auch das Umfeld kann für die Glaubwürdigkeit wichtig sein.
Zu Porsche kann man stehen wie man will , auf jeden Fall eine gute Geldanlage (Ausnahme der mit den Spiegelei-Scheinwerfern). Der R230er (Vormopf) wird erst wieder interessant , wenn die Zweit-Drittbesitzer der Tiefer-Breiterfraktion die Reparaturen ihrer Diven nicht mehr bezahlen können. Nachdem die dann über den Fähnchenhändler für kleines Geld der Resteverwertung zugeführt wurden , wird der Wert für gepflegte 230er wieder steigen , analog dem 129er.

Am 129er sollte man sich vielleicht nicht orientieren, da stehen allein 229 Stück unter 10000 Euro bei " mobile" zum Verkauf und das sind Fragpreise , lange nicht die Preise die bezahlt werden .

Zitat:

Original geschrieben von driver191



Am 129er sollte man sich vielleicht nicht orientieren, da stehen allein 229 Stück unter 10000 Euro bei " mobile" zum Verkauf und das sind Fragpreise , lange nicht die Preise die bezahlt werden .

Hallo,

sehe ich auch so, die R129 sind lange nicht durch das Tal der Tränen........Problem dieser Autos: Es gibt viel zu viele davon. Im Gegensatz zu den Pagoden und den frühen R107 sind die Dinger sogar recht ordentlich gebaut. Wenig Stress mit Rost und die Technik ist auch ordentlich und hält.....

Wertentwicklung ist da auch schon mal sichtbar, aber eben nicht bei "Brot und Butter" Autos. Da muss schon ein exorbitant guter Zustand und ein gediegenes Exemplar mit toller Farbkombi, Motorisierung und Ausstattung her......., diese Fahrzeuge kosten Geld und werden dennoch verkauft.

Trotzdem ist der R129 im Augenblick für mich der "Geheimtipp". Riesiges Angebot und man bekommt (noch) ein schönes Auto für wenig Geld, wenn es denn ein "Kassenmodell" sein darf. Preis-Leistung sagenhaft nach meiner Meinung.....🙂

Gruß,

Th.

Weil es so schön ist (Disclaimer: 911 Story):

Ich wollte mir einen schönen 911er aus Freiburg anschauen. Besitzer hat eine eigene Firma und mehrere Klassiker in der Garage. Er hat die 70 überschritten und will sich von seinen Schätzchen trennen. Story klingt erst mal gut. Der Wagen sei angeblich super und hat sogar eine Motorrevision. Porsche Zentrum um die Ecke. Der ältere Herr scheint zwar eine Labertasche zu sein, aber so sind sie halt, die Rentner.

Ein US-Wagen ist es, aber ein Carfax hat er keines. Was is'n das, fragt er. Aha, dem Kollegen haben sie einen US-Wagen ohne Carfax verkauft. Naja, das kann ich ja im Internet anfragen. Fahrgestellnummer übersetzt und siehe da, für 29.99 € kam es. Keine Schäden, aber er stand die ersten 8 Jahre in Illinois. Ok, danach 10 Jahre in Georgia. Wenn er den Winter in Chicago gefahren worden wäre, dann müsste sich das wohl mittlerweile gezeigt haben. Rostfrei soll er sein. Zudem hat der Verkäufer den Wagen in 4 Jahren 900km gefahren. Bissl wenig. Ach was, wird schon gut gehen!! Der hat soviele Klassiker, da bleibt nicht viel Zeit für jeden einzelnen...

Groß war die Vorfreude. Ich habe mir im Geist schon das Nummernschild reserviert. FB-**-277 soll er heißen, die 277 als Hommage an Magnus Walker und seinen Racer. Einfach perfekt! Ich löse am Tag vor der Besichtigung die ICE Karte und siehe da, mein Zug heißt auch 277. Das ist der Fingerzeig Gottes. Das Schicksal hat es wohl einmal gut mit mir gemeint!!!

Morgens stehe ich auf, Radio an: Unwetter in NRW. Züge fallen aus. Naja, NRW is weit weg. Ich fahre ja nach BW. Dennoch musste ich in Frankfurt am Hauptbahnhof zu meinem Schrecken feststellen, mein Zug - der 277 - fällt auch aus. Ob das mal kein schlechtes Omen ist? Egal, eine Stunde auf dem Bahnhof gewartet und in den nächsten eingestiegen. Dort keinen Sitzplatz bekommen, aber zum Glück konnte ich durch die Bestellung einer Flasche Sprudelwasser im Speisewagen ein Plätzchen ergattern.

Mit 90 Minuten Verspätung komme ich endlich in Freiburg an. Kurzer Anruf und mein Verkäufer holt mich mit dem Benz SUV ab. GL-Modell. Nett...

Ok, es geht zur Garage und da steht er nun MEIN 911er!!! Der ultimative Beweis meiner Männlichkeit!!!

Rucksack auf, Hammer-Liste raus (http://www.guido-hammer-online.de/porsche/). Los geht's! Checken sie die Spaltmaße an der Fronthaube. Hmmm, passt. Frontscheibe prüfen. Hmmm, sieht aus, als sei die neu. Vorderlampen prüfen. Hmmm, die weisen so komische Absplitterungen am Lack auf. Sieht aus, wie mit Plakkafarbe bemalt. Ob das normal ist?

Kofferraum auf. Was ist denn das für eine Querstange? Domstrebe? Verkäufer meint, da wäre die Klimaanlage befestigt gewesen. Das sei so eine Nachrüstanlage gewesen. Er zeigt mir in der Garage eine Box mit der Aufschrift Blaupunkt. Wusste gar nicht, dass Blaupunkt auch Klimaanlagen herstellt. Da lagen auch noch fette Lautsprecher. Die gehören wohl woanders dazu 😉

Er hat so einen Extraschalter zum Abschalten der Batterie einbauen lassen. Eigentlich mag ich keine "Extras" Marke "Eigenbau", aber man kann nicht alles haben.

Ich laufe mit dem Magneten (Det lässt grüßen) nach dem Motto "hält er oder fällt er?" um den Wagen herum. Hinten am Schweller fällt er.....

"Dort ist er gespachtelt", meine ich "fachmännisch".
"Weiß ich nicht", sagt der Verkäufer.
"Ich weiß es aber, denn ich habe es gerade geprüft", meine ich.
"Das da unten ist Kunststoff", antwortet er.

Ich halte den Magneten 10cm weiter vorne dran und er hält. Ist wohl doch kein Kunststoff.

"Ich hab ihn nicht spachteln lassen" meint er. Nun, das ist mir klar. Dass sie mir einen guten Wagen verkaufen wollen unterstelle ich. Vielleicht hat man sie jedoch beim Kauf betrogen und sie haben es nicht gemerkt....stelle ich als Hypothese in den Raum.

Nun kommt erstmalig heraus, dass er den Wagen von einem Griechen gekauft hatte, der in Freiburg einen US-Import aufziehen wollte. Das habe wohl nicht geklappt, denn der Grieche habe relativ schnell wieder aufgegeben. Im Geiste gebe ich meinen Vorurteilen gegen Händler mit Migrationshintergrund freien Lauf. Ein Scheckheft hat der Wagen auch nicht, aber dafür wenigstens zwei Schlüssel.

Die Geschichte mit den Dellen im Kotflügel, der Fronthaube und der Heckklappe lasse ich weg. Dass die sog. Motorrevision von Billisport Tuning GmbH&Co KG oder sowas in der Art war und lediglich 4.000 € gekostet hat, vergessen wir am besten auch. Die Jungs haben auch gleich mal vollsynthetisches Öl eingefüllt, aber die werden schon gewusst haben, was sie tun. Achja, das Targadach hatte ein Loch und war im Gestänge von innen völlig verrostet und der Fahrersitz hatte ein Loch, als ob einer einen Schraubenzieher reingehauen hätte. Nennen wir es mal "Gebrauchsspuren".

Fast forward zur Probefahrt: Ich lasse erst mal ihn fahren, damit ich nicht abgelenkt bin. Bremsanzeige leuchtet - er fummelt an der Handbremse rum. Geht aus, geht wieder an. Beim Schalten bekommt er den 3. Gang mehrfach nicht rein. Der ganze Wagen wird im Leerlauf an der Ampel durchgeschüttelt.

Auf den dezenten Hinweis, dass ich mir das Fahrzeug ein wenig anders vorgestellt hatte, will er 3.800 € im Preis runtergehen (auf 30.000) und zudem sei der Wagen ja auch schon 29 Jahre alt....

Lange Rede kurzer Sinn: Auf die Möglichkeit, den Wagen selbst zu fahren, verzichte ich dankend und lasse mich von ihm gleich am Bahnhof absetzen. Nach zwei (!) ICE Pannen, bin ich dann vier (!) Stunden später endlich wieder daheim. Das Carfax habe ich ihm geschenkt.

@ RNeville: ...und schon wieder DANKE für diesen sehr amüsanten Bericht! Leider wurde Dein Traum nicht wahr - für mich schon - der Thread lebt - durch Dich!
Solltest Du mal in Erwägung ziehen, Deine Erfahrungen in Buchform zu bringen - würde wohl ganz sicher ein Kassenschlager. Beteiligungsangebot...!

Lange Rede kurzer Sinn: Auf die Möglichkeit, den Wagen selbst zu fahren, verzichte ich dankend und lasse mich von ihm gleich am Bahnhof absetzen. Nach zwei (!) ICE Pannen, bin ich dann vier (!) Stunden später endlich wieder daheim. Das Carfax habe ich ihm geschenkt.Köstlicher Beitrag, der mal wieder das oben diskutierte Thema eindrucksvoll bestätigt hat.
Und trotzdem sehr sehr schade für Dich und die wertvolle Zeit, die dabei verballert wurde🙁
Hast Du Dir vorher keine Fotos schicken lassen? Ich meine, schraubenziehergroße Löcher in der Sitzfläche müssten da doch auffallen?

Klar hatte ich Fotos. Nur die waren halt so gemacht, dass man die Stelle nicht sieht 😉

Zitat:

Original geschrieben von RNeville


Klar hatte ich Fotos. Nur die waren halt so gemacht, dass man die Stelle nicht sieht 😉

Da geht mir echt das Messer im S.. auf😠 Wenn´s nicht so aufwändig wäre, müssten solche Typen auf Schadenersatz (Geld und Zeit) in Anspruch genommen werden.

Mittlerweile sehe ich es sportlich. Frei nach Stephan Remmler: Einer ist immer der Loser.

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