Ist "Vision Zero" geeignet, die Verkehrssicherheit in Deutschland zu erhöhen?
Hier möchte ich zur Diskussion stellen, ob "Vision Zero" geeignet ist, die Verkehrssicherheit in Deutschland zu erhöhen.
Um eine konstruktive Diskussion zu ermöglichen, bitte ich alle Teilnehmer, sich zunächst mit den Hintergründen (im link des DVR oder in der Zusammenfassung im angehängten pdf) vertraut zu machen.
Ich bin auf Eure Einschätzungen und sachlich fundierte Meinungen gespannt!
Grüße, südwikinger
Beste Antwort im Thema
Die Frage ist - so man überhaupt den Sinn einer Vision Zero sehen möchte - in welchen Bereichen des Lebens eines solche überhaupt berechtigt bzw. rational begründbar wäre.... und wodurch.
Dies entspricht Artikel 3 der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (UNO 1948): „Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.“
Cool - und wer hat jetzt da die "und" gestrichen? Eine sehr platte Begründung, welche auch noch der Definitionen der Begriffe zwischen den "und" entbehrt.
Erweitern wir den Anspruch doch bitte auf alle Lebensbereiche und streichen wir jede Relationsbetrachtung - so lässt sich auf dieser Basis begründen:
Um Menschen vor aller Unbill des Lebens und ihrer Fehler zu befreien, werden wir die Zeugung in Hochsicherheitslaboratorien verlegen, eine genetische Selektion und Ergänzung im Sinne des Weltbevölkerungsnutzens gewährleisten und das beginnende Leben während seiner Entwicklungszeit in einer Nährlösung wachsen lassen und gottgegebene verzichtbare oder suboptimale Eigenheiten während dieses Vorgangs "entfernen", wie auch durch neue Technologien den Verstand und den Charakter nach höchsten Ansprüchen vorprogrammieren. Nach einem im Vergleich zur Natur um 6 Monate verkürztem "Produktionsprozess" hat der "Homo perfectus maximalis" alle körperlichen, geistigen und charakterlichen Eigenschaften eines Gottes bereits zu Beginn seines irdischen Weges- an der Unsterblichkeit arbeiten wir noch.
Lebenssimmulationen ergaben jedoch, dass auch dieser perfektionierte - da programmierte - Mensch in seiner Normalumgebung schädlichen Einflüssen ausgesetzt ist und diese zu Schäden, verkürzter Lebensdauer und weiteren Störgrößen führen. Selbst Abweichungen von der Vorprogrammierung waren zu beobachten. Aufgrund ethischer Basiswerte wurde hierfür eine Lösung erdacht, welche unser Produkt umfassend schützt. Statt der Entnahme nach der Reifung aus der Nährlösung, erfolgt nunmehr ein berührungsloser Transfer in eine Biospärekapsel, in welcher das "Produkt" von der Umwelt isoliert bleibt, optimal ernährt und somit von Schadeinflüßen geschützt leben kann. Via Realitätssimmulation direkt ins das Gehirn des "Produkts" ist während dessen kpl. Lebensphase (welche auf das genetisch vorgebene Maximum erhöht ist) die Einhaltung der vorprogrammierten geistigen und psychischen Sollparameter garantiert - eigen- und fremdschädliche Entscheidungen und Fehler wie auch charakterliche Fehlentwicklung und Begehrlichkeiten oder gar persönliche Wertmuster konnten so völlig zum Wohle des "Produkts" ausgeschlossen werden.
Ausblick - nach erfolgreicher Umstellung der Produktinitialisierung auf synthetische DNA Konstruktion und Automatisierung des Gesamtprozesses kann als Krönung auf den Homo visonalis absurdus verzichtet werden.
Fakt ist schlicht - jedes System hat nunmal auch unvermeidbare Fehlerkomponenten. Und vermeidbare.
Der Verkehr, die Ernährung, eine Beziehung und alles andere auch - sogar das Leben per se.
Die vermeidbaren Fehlerkomponenten auszuschalten klingt logisch, ist aber nur bis zu einem gewissen Maß möglich (ausser man lässt die Sache ganz) und sinnvoll. Allein schon, weil dies idR mit Nutzen im Wettbewerb stehen kann.
In welchen Bereichen man tätig werden sollte und wie weit man dabei auch die Freiheit der Menschen, sich auch Fehler selbst aussuchen zu dürfen beschneidet, ist eine Frage der Relevanz und Relation.
Nun - 48 % aller Todesfälle in Deutschland sind auf Erkrankungen des Kreislaufssystems zurückzuführen. Die zweithäufigste Todesursache, Krebserkrankungen, zeichnet für ein weiteres Viertel aller Todesfälle verantwortlich, sämtliche anderen Todesfälle stellen das letzte Viertel. Nur rund 4,1% aller Todesfälle sind "nichtnatürliche Sterbefälle"... und davon gibts dann doch einige Arten mehr ausser den Verkehrstod.
Rund 850.000 Sterbefälle gibts pro Jahr - 4000 davon im Verkehr, mit sinkender Tendenz. In den 70ern waren es 21.000 und 10 Personen je 10.000 Fahrzeuge (heute nicht mal mehr 1/10.000). Alles bei wachsenden Verkehrsströmen usw. usf.
Anders gesagt - betrachtet man alle Lebensrisiken, so ist das Risiko im Verkehr fast schon erfrischend gering. Und so stellt sich doch die Frage: Warum ausgerechnet dort irgendwelche (daran/davon verdienende?) Leute meinen, mit ihren allg. Motivationsbegründungen eine "Vision Zero" mit erheblichen Einschränkungen bei den "und" proklamieren zu müssen bzw. rechtfertigen zu können?
Allein schon, weil der Verkehr hinreichend und umfassend durch verbindliche Regeln ein sicheres System darstellt - wenn sich Leute an unfallrelevante Regeln nicht halten, helfen auch noch mehr Regeln nichts? Ich mein... Ernährungsregeln gibts auch, aber die haben nur Empfehlungscharakter, deren Missachtung allerdings fatalere Folgen (s.o.).
Analog zu Vision Zero könnte der TÜV quasi eine HU vor jedem Fahrtantritt fordern - so schauts aus.
"Vison Zero" passt einfach in unsere Zeit - man konstruiere ein Problem bzw. theatralisiere ein vorhandenes und fordere dafür eine Lösung. Und schwups.... fertig sind x neue "Experten"runden", Studienaufträge und Gelder dafür usw. usf.
Bla bla bla.... sonst nix. Verwerflich finde ich daran besonders - die wahren Ursachen interessieren dabei nicht, bleiben erhalten und so.. sichert man sich die nächste "Studien"arbeit 🙄
"Vison Zero" bedeutet einfach "Wir können ewig damit weiter machen, praktisch alles damit begründen und haben die optimale Schuldkeule in der Hand".
148 Antworten
Zitat:
Original geschrieben von andyrx
Mir erscheint dieser Titel Vision Zero eher das Universitätsprojekt eines zerstreuten Uniprofessors ohne Führerschein der mit einer Gruppe Studenten mal ein Brainstorming gemacht hat ''was wäre wenn'' und die da gemeinsam etwas drüber philosophieren,mit wenig Bezug zur Realität sondern eher mit Zahlenkolonnen in irgendwelchen Excel Listen und leicht grüner Färbung😰so etwas ist den Autofahrern die täglich auf den Strassen unterwegs sind ein schwer vermittelbare Kost und wirkt sehr abstrakt und ohne Praxisbezug.
Die Folge ist dann aus meiner Sicht logisch,es wird als alberne Spinnerei abgetan und nicht ernst genommen (geht mir ja genauso) als Planspiel im mentalen Papierkorb abgelegt😎
mfg Andy
Zitat:
Original geschrieben von R 129 Fan
Der Kram wurde im regelungswütigen Brüssel ausgekocht, also europäische Kost. Leider ist das nicht als Witz sondern bitter ernst gemeint....😰🙄
Dann mal Butter bei die Fische, wie viele Tote und Verletzte sind für Euch akzeptabel, ab wann können die bemühungen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit Eurer Meinung nach eingestellt werden?
@ andyrx & R 129 Fan:
Habt Ihr Euch die Hintergrundinfos bei DVR oder vägverket einmal durchgelesen? Mir scheint die Einschätzung von Tempomat richtig zu sein, dass sofort bei dem Begriff "Vision Zero" "die Klappe fällt", ohne sich mit der Philosophie, die dahinter steckt, auseinanderzusetzen.
Und wie Linus66 richtig schreibt, beinhaltete auch schon die bisherige Verkehrssicherheitsarbeit in Deutschland Elemente der "Vision Zero".
Grüße, südwikinger
Zitat:
Original geschrieben von Linus66
viele Tote und Verletzte sind für Euch akzeptabel
Global gesehen oder nur in unserem kleinen Dörfchen? Fragen über Fragen 😕😕 Für unser Dörfchen gesprochen wäre Friede, Freude, Eierkuchen meine Maxime, nur leider nicht machbar. Diese tolle " Vision" bezieht sich nämlich auf
Europa.Den Rest in
unseremDörfchen überlaß mal den Onkelz und Tanten in den jeweiligen Unfallkommissionen. Die brauchen keine Menschheitsbeglücker, da geht es nach Fakten und nicht nach " Visionen " . Es gab auch mal die " Vision " einer Welt ohne Krieg 🙄 . Die Bemühungen um mehr Verkehrssicherheit werden nie eingestellt weil es keine 100 % ige Sicherheit gibt. Scheint schwer zu begreifen zu sein.
Zitat:
Original geschrieben von andyrx
Mir erscheint dieser Titel Vision Zero eher das Universitätsprojekt eines zerstreuten Uniprofessors ohne Führerschein der mit einer Gruppe Studenten mal ein Brainstorming gemacht hat ''was wäre wenn'' und die da gemeinsam etwas drüber philosophieren,mit wenig Bezug zur Realität sondern eher mit Zahlenkolonnen in irgendwelchen Excel Listen und leicht grüner Färbung😰so etwas ist den Autofahrern die täglich auf den Strassen unterwegs sind ein schwer vermittelbare Kost und wirkt sehr abstrakt und ohne Praxisbezug.
Die Folge ist dann aus meiner Sicht logisch,es wird als alberne Spinnerei abgetan und nicht ernst genommen (geht mir ja genauso) als Planspiel im mentalen Papierkorb abgelegt😎
mfg Andy
@Andy
also, alles bleibt beim alten. Nix ist verbesserungswürdig.
Die Anzahl der Verkehrsopfer verringert sich ... von Jahr zu Jahr, also quasi von selbst.
Folglich gibt es keinerlei Vierbesserungsbedarf?!
Liegt daran, dass die VT selbst, eben durch die Praxis in diesem bestehenden Verkehrssystem, immer schlauer werden?
Ist das Deine Denke zum Thema Unfallopferreduzierung?
Ich schreibe das beileibe nicht provokativ, aber wenn Du Verbesserungsparameter siehst die zur Unfallreduzierung Anwendung finden könn(t)en, welche sind es dann, weil Du nur das eine (VZ) verteufelt hast?
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hallo
wenn dem Verkehrsteilnehmer ein Konzept/Ziel von vornherein als unrealistisch erscheint ist die Akzeptanz gleich Null/Zero und genau das Gegenteil erreicht.
setzt man aber ein Ziel welches motiviert sich damit auseinander zusetzen indem man es der Realität anpasst bekommt man auch Gehör....im übrigen weiss jeder Verkehrsteilnehmer das es immer ein Restrisiko gibt wenn er auch nur den Zündschlüssel umdreht oder das Haus verlässt und muss dieses in Kauf nehmen solange es Individualverkehr gibt,jemand der ihm vorbetet das die Null da stehen muss wird auch schnell seine
Freiheit eingeschränkt sehen durch zig Verbote und Vorschriften.
So lange es Individualverkehr und damit auch menschliches oder technisches Versagen zwangsläufig geben muss,ist die Vision nichts weiter als Schmuck am Nachthemd.....die Absichten sind ja ehrenwert,aber leider kaum vermittelbar.
mfg Andy
Zitat:
Original geschrieben von R 129 Fan
" . Es gab auch mal die " Vision " einer Welt ohne Krieg 🙄 . Die Bemühungen um mehr Verkehrssicherheit werden nie eingestellt weil es keine 100 % ige Sicherheit gibt. Scheint schwer zu begreifen zu sein.
Danke, danke R 129 Fan, Du hast es zu 100% verstanden, wir reden vom gleichen Kind.
Bei Dir heißt das Kind: `Bemühungen um mehr Verkehrssicherheit´, und anderenorts, hinterlegt mit nachvollziehbaren Programmen, hört das Kind auf den abscheulichen neudeutschen Namen: `Vision Zero´.
Das war dann erstmal schon alles an scheinbar schwerer Begreiflichkeit.
Zitat:
Original geschrieben von andyrx
hallowenn dem Verkehrsteilnehmer ein Konzept/Ziel von vornherein als unrealistisch erscheint ist die Akzeptanz gleich Null/Zero und genau das Gegenteil erreicht.
setzt man aber ein Ziel welches motiviert sich damit auseinander zusetzen indem man es der Realität anpasst bekommt man auch Gehör....im übrigen weiss jeder Verkehrsteilnehmer das es immer ein Restrisiko gibt wenn er auch nur den Zündschlüssel umdreht oder das Haus verlässt und muss dieses in Kauf nehmen solange es Individualverkehr gibt,jemand der ihm vorbetet das die Null da stehen muss wird auch schnell seine
Freiheit eingeschränkt sehen durch zig Verbote und Vorschriften.So lange es Individualverkehr und damit auch menschliches oder technisches Versagen zwangsläufig geben muss,ist die Vision nichts weiter als Schmuck am Nachthemd.....die Absichten sind ja ehrenwert,aber leider kaum vermittelbar.
mfg Andy
Dann nenn doch mal eine "realsitische" Zahl.😁
Golf Oma... starke Posts! 🙂
Ich habe das schon sinngemäß mehrfach angedeutet und stelle immer wieder fest: Technokratische Menschheitsbeglücker reden ungern von positiven Emotionen, von Liebe usw. eben und sind nicht bereit, ein Schicksal, eine höhere Macht, einen Plan oder von mir aus Zufall anzunehmen, die Begrenztheit des Menschen zu akzeptieren und die Macht von Menschkeit. Eigentlich arme Menschen, es scheint ihnen etwas zu fehlen... auf der Suche... unzufrieden.
Ob nun christlicher Gott, andere Religion, humane Philosophie oder was auch immer - ich stimme dir zu, genau das fehlt immer mehr Menschen. Und wie Du so schön andeutest - ist es nicht zutiefst befremdlich, wenn Menschen bei einer Thematisierung dieser Punkte kichern, abwinken oder gar zynisch werden? Angst vor dem Menschsein...?
Zitat:
Dann nenn doch mal eine "realsitische" Zahl.
Werter Linus - diese Zahl zu definieren bzw. zu entscheiden steht uns nunmal nicht zu.
Wir Menschen schulden das Bemühen in einem sinnvollen Rahmen und Vermeidbares zu vermeiden - die Zahl ergibt sich einfach daraus. Damit waren wir in 40 Jahren sehr erfolgreich und die Losung ist einfach: Weiter so. Jeder einzelene VT hat sein individuelles Schärflien beigetragen und das gilt es eben weiter zu tun... jeder wo und wie er eben kann.
Unerreichbare Ziele demotivieren, das ist Unfug.
Zitat:
Dennoch ist für mich ein entscheidender Unterschied zu (den meisten) Erkrankungen oder Haushaltsunfällen etc., dass im Straßenverkehr vielfach "Unschuldige" zu Schaden kommen.
Dies kollidiert schon im Ansatz mit der Worthülse "Jedes Leben alles wert... jeder Tote einer zuviel... etc."
Es kann keinen Schuldbegriff bei diesem Anspruch geben und auch keine Festlegung, welches Leben Rettung "verdient" und welches nicht. Tot ist tot - egal wie, wodurch und wer.
Und wenn ich Leben - in allen seinen Formen - tatsächlich achte, dann muss ich die Verwendung des Wortes Ethik aus diese Mündern als instrumentalisiert erachten.
Gern genommen auch das "Leid und Leiden" in der Folge - leidet die Familie eines Krebstoten denn weniger? Oder hat sich ein Schlaganfallopfer sein Leiden "verdient"?
Jedes Leben... dieser Grundanspruch ist natürlich nicht erfüllbar - allein, weil jedes Leben nunmal auch ein Ende hat. Eine Krux für die Ethik ist ebenfalls, dass nunmal Leben immer anderes Leben kostet... laufend, auf unterschiedliche Art.. direkt und auch indirekt.
Aufgrund der Größenrelationen und tatsächlichen Vermeidbarkeiten in Relation zur Notwendigkeit, ist es fast zynisch... ausgerechnet im Strassenverkehr mit der angeführten Argumentation aufzuwarten und in diesem Bereich "ethische Verpflichtung" für sich zu entdecken und zwar in der Form, Menschen die "und" zu streichen und sie aus der eigenen ethischen Verantwortung zu entlassen. Während der 200fache - tatsächlich - vermeidbare Faktor als "Nebenthema" abgetan wird.
Zitat:
Und Vision Zero ist m.E. ein philosophisches Modell,..
Sehe ich nicht so - es ist mE eine irrationale Traumtänzerei, welche Ethik, Moral und humane Philosophie für ihre Ziele instrumentalisiert. Und zu allem Überfluß Menschen ihrer eigenen Ethik und Moralfrage, ihrer Menschkeit und Verantwortung vor dem Leben entbindet - im Ergebnis.
Einen vermeidbaren Unfall verhindern können genau zwei Menschen - die, welche in der Situation anwesend sind.
SIE müssen bereit sein zu geben, zu verzeihen, für andere mitzudenken - bedingungslos und ohne Grant, aus Liebe zu Menschen und aus Achtung vor dem Leben.
NUR das kann Ziel sein, nur das kann die Situation erheblich und nachhaltig entschärfen.
Aber "Ihr" wollt ja lieber nur die Folgen mildern... wenn Menschen von niederen Instinkten und Gefühlen geleitet agieren, wenn sie vermeidbare, hausgemachte Unfälle herbeiführen.
Nicht die Schärfe macht ein Schwert gefährlich und zur Waffe - es ist der Mensch der es führt.
Zitat:
die Grenzen seiner physischen Belastbarkeit hin auszurichten.
*grübel* ....ach, die Gschicht mit der Eisenbahn und dem Hirnbrand? 😁
Der Mensch ist zwar physisch nicht gerade das härteste bzw. extremste Wesen unter der Sonne... aber er ist recht zäh. Vor allem aber - er ist intelligent. Wodurch er schon viele Möglichkeiten erdacht hat, seine natürliche Belastbarkeit künstlich enorm zu erhöhen und natürliche Leistungsgrenzen exorbitant zu erweitern.
Das gelingt in vielen Bereichen erstaunlich gut, allerdings nicht ohne eine gewisse Fehlerrate... bei der irgendwas im System versagt oder der Mensch einen nicht kompensierbaren Fehler macht. Verglichen mit den Anfängen der Fliegerei z.B., stribt rel. betrachtet praktisch keiner mehr dabei und die Leistungen sind nicht von dieser Welt. Gut, es gibt immer noch die Pech Karte... aber überwiegend ist es ggf. menschliches Versagen oder gar Absicht.
Anders gesagt - es gibt keinen rationalen Grund oder ethische Pflicht, hierbei systematisch etwas "zu (verschlimm?)bessern". Einzig an den Menschen kann man evtl. noch etwas verbessern - Können, Verantwortung, Vermeidung negativer Konditionierung. Dazu muss man eben an den Menschen arbeiten... da gibts keine "Schalter" oder sowas.
Und deswegen - das Problem sehe ich nicht in der physischen Belastbarkeit, sondern in den psychischen Eigenarten, was die vermeidbaren Unfälle betrifft.
Konditionierung - mit Schuldzuweisungen, Stigmatisierungen, Rechtsgeschwafel, Angstmacherei, Verantwortungswegnahme und Fehlerbenennungstabuisierung usw. usf... wird genau das Gegenteil von dem erreicht, was hier vorgegeben wird.
Hauptsache keine "bösen" Folgen - prima, dann kann man ja aus ganzen Herzen seinen negativen Motivationen freien Lauf lassen und andere in die Schnauze hauen... passiert ja nicht wirklich was. Fein.
Zitat:
In den ausführlicheren Texten hierzu wird z.B. dargestellt, dass Kollisionen zwischen Fahrzeugen und Fußgängern bis ca. 30 km/h selten tödlich enden. Das gleiche gilt für Frontalzusammenstößte zwischen Fahrzeugen bis etwa 70 km/h und seitliche Kollisionen bis etwa 50 km/h.
Sehr schön, QED. 😁
Um Fahrzeugtechnik oder Strassen usw. braucht sich die Armee der Weltretter gar nicht kümmern.
Es liegt im ureigensten Interesse der Hersteller, leistungsfähige Fahrzeuge zu bauen, welche immer sicherer und von jedem Hirz problemlos fahrbarer werden... die machen das schon immer und werden es weiter tun, die Technik in diesem Sinne zu verbessern (die Frage ist eben, wer das noch bezahlen kann.. und wann Kosten/Nutzen umkippt).
Gemeinden, Städte, Länder, Bund und die EU haben ein ureigenes Interesse an einer leistungsfähigen und sicheren Infrastruktur und arbeitet auch laufend daran. Hinderlich sind dabei eben laufende politische Ideologiewechsel und damit tlw. kollidierende Wechselplanungen wie auch klamme Kassen. Hier ist bestenfalls eine sinnvolle Aufgabe, von der Politik eben eine Ausgabenpriorisierung zu fordern und eine konsequente Langplanungsstrategie.
Eine nachdrückliche Forderung, die mediale Konditionierung von der Hetze und Stigmatisierung weg zum positiven Konditionieren hin zu verändern... wird ja leider als mehr oder weniger lächerlich/uneffektiv abgetan. Schade...
Bleibt - QED und wie ich schon unterstellt habe - 30/50/70kmh 😰
Lässt man den ganzen Schmus drumrum weg und verbindet mit "Fehler akzeptieren/physische Grenzen" nebst Argumentationen und Zielen in anderen Threads (aTL z.B.) - bleibt die einzige wahre Kernforderung und Motivation eine Absenkung aller Vs auf diese Werte.
Also... ist die Kernbotschaft: Stadt 30, Landstraße 70 (eigentlich konsequent betrachtet 50 wegen Seitenaufprall, aber das wird sicher später nachgeschoben... wir erinnern uns: Vision Zero, ewig so weiter 😉 ), und Autobahn kommt ganz weg... weil 70 (Stauende) dann doch absurd wird. 😛
Rückschritt, Ausbremsen, Mensch umgehen.
Und letztendlich... bleibt den Menschen ganz aus dem aktiven Dienst zu verabschieden und den Individualverkehr einzustampfen. Das wäre doch das Traumziel, gelle? Naja.... 2084, Orwell reloaded.
Tut mir leid - für mich hat das einen Hauch von Allmachtsphantasien, Kontrollwahn, Menschenminderschätzung und Lebensphobie.
Und vorweggenommen - das ist keine Beleidigung, es ist einfach der gedankliche Vergleich von Inhalten und möglichen Motivationen. Wem der Schuh nicht passt... der muss ja auch nicht drüber bellen 😉
Gedankentip - es nutzt nichts, das Schwert stumpf zu machen, nichtmal es ganz wegzunehmen. Wenn ein Mensch das will, dann verletzt oder tötet er mit zwei seiner eigenen Fingern.... oder durch einfach Zusehen/Zulassen.
Und ich bin sicher, aus rund 100x um die Welt gefahren und aus rationaler Betrachtung wie auch psychologischer Basis, die Mehrzahl aller Unfälle ist dem Menschen geschuldet, nicht dem Pech. HIER müsst ihr säen, HIER könnt ihr eine gute Ernte einfahren. Nicht beim Schicksal, dem seid ihr sowas von wumpe... das glaubt ihr gar nicht.
Wenn man was von einem Menschen will, dann muss man sich schon mit dem Menschen beschäftigen 😉
Zitat:
Original geschrieben von andyrx
Mir erscheint dieser Titel Vision Zero eher das Universitätsprojekt eines zerstreuten Uniprofessors ohne Führerschein der mit einer Gruppe Studenten mal ein Brainstorming gemacht hat ''was wäre wenn'' und die da gemeinsam etwas drüber philosophieren,mit wenig Bezug zur Realität sondern eher mit Zahlenkolonnen in irgendwelchen Excel Listen und leicht grüner Färbung😰so etwas ist den Autofahrern die täglich auf den Strassen unterwegs sind ein schwer vermittelbare Kost und wirkt sehr abstrakt und ohne Praxisbezug.
Die Folge ist dann aus meiner Sicht logisch,es wird als alberne Spinnerei abgetan und nicht ernst genommen (geht mir ja genauso) als Planspiel im mentalen Papierkorb abgelegt😎
mfg Andy
Nein, Andy, das wäre ja harmlos. Es ist schlimmer!
Wir haben auf "europäischem Niveau" eine "political correctness addiction" von
Bürokraten, Technokraten und Schreibtischkriegern
mit eindeutig puritanischem "mind" = correct everything!!!
"Gender Mainstreaming",
"Vision Zero",
"Klimawandel"
"Raucher Raus", jetzt "Dicke Raus" - heißt natürlich "Vision Health For ALL"
Alles wird mit "zahllosen Opfern" begründet und muß unbedingt "bekämpft werden....
Die Begründungstexte lesen sich wie vorformulierte Formulare mit Platzhaltern für den
jeweiligen hochdramatischen Mißstand.
Regulieren, regulieren, regulieren,
unberechenbare Bürger auf dem immer dichter besiedelten Kontinentlein
immer besser verwalten und "vereinheitlichen".
Und jedes europäische "Stäätlein" darf auch mal was regulieren...wegen Proporz.
Wenn die Nationalregierungen nicht aufpassen, daß der EU-Bürokratie-Wasserkopf
nicht zum unregulierbaren 10köpfigen Drachen wird, dann wird die EU
immer mehr an Akzeptanz verlieren.
Was mich an diesen Texten stört, ist, daß sie kein Maß haben und daß sie genau wissen,
was gut und böse ist. Sie wollen zur "Gutheit" und "Perfektion" zwingen.
So kommt die "Überregulation" in alle Lebensbereiche hinein zustande,
die mit der Zeit auch die "guten Bürger" die Kooperativen ermüdet, nervt und sauer werden läßt.
Manchmal muß man einfach 'mal die Kirche im Dorf lassen und auch die eigene Regelungswut
regulieren lernen!!!
Gruß,
GO
@tec-doc: d'accord in allem! Na ja, ich sag' mal fast...😉
Die Vorratdatenspeicherung wurde in dieser Aufzählung vergessen. Natürlich auch alles nur zu unserem Besten 🙄
also kurz mal auf den Punkt gebracht--> wenn uns die geistigen und ethischen Eliten in der EU ein Thema verordnen ist das nur zu unserem Besten,auch oder gerade weil wir es ohnehin nicht verstehen wird dann ein einprägsamer Begriff konstruiert damit das minderbemittelte Pack auf der Strasse auch weiss wo es lang geht😁😁
mfg Andy
Habe jetzt den ganzen Thread noch nicht lesen können, werd's noch nachholen, aber was da als "Vision Zero" - also eine "Null-Vision"😁😕😁 - in der Einleitung proklamiert wird, da steht doch über das "wie" man den Straßenverkehr sicherer machen könnte, gar nichts drin, und das ist doch der Kasus Knacktus. Klar bei Tempo 30 überall und 200m Sicherheitsabstand wird's wohl kaum mehr scheppern, aber dann steht ja die Gesellschaft "eingefroren" da.
Aber so, also mit vernetzten Verkehrsleitsystemen, könnt's imho schon nen Fortschritt geben:
http://www.berlinews.de/artikel.php?11077 , es stehen jedenfalls ne Menge illustre Firmen dahinter. Da Straßenverkehr ab ner gewissen Dichte ein chaotisches System ist, glaube ich aber, wird's bei "normaler" Verkehrsdichte und "normalen" 😁😕😁 Geschwindigkeiten nie vollautomatisch gehen, aber als "beratende" und vielleicht sogar biiiiisserl in die Bremse weit vorausschauend eingreifende Assistenzsysteme hielte ich sowas schon für sehr zukunftsträchtig...schonmal in LA oder Shanghai in ´nem Stau gestanden ? Auf diese Verkehrsdichte wird's auch hier irgendwann hinauslaufen, vermute ich, und dann könnten solche Assistenzsysteme den Verkehr flüssiger machen, damit Streß abbauen, und damit machen die Fahrer auch weniger Fehler, vermute ich mal. Aber einen "Override" über so ein Assistenzsystem würde ich mir schon noch vorbehalten wollen, denn wie gesagt, ich glaube nicht, prinzipiell, dass es vollautomatisch bei sehr hoher Verkehrsdichte und sehr hohen Geschwindigkeiten funktionieren kann, weil chaotische Systeme meines Wissens nicht regelbar sind.
Und für so ein vernetztes Verkehrsleit-System nutzbare Sensoren haben wir ja jetzt schon viele im Auto, siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Fahrerassistenzsystem
Ein Vorläufer so eines Assistenzsystems gibt's ja schon lange in Fliegern (z.B. Kollisions-Warnsysteme), da fließen ja auch Daten der Flugzeug-eigenen Sensoren in die Verkehrsüberwachung (über'm Ozean gibt's z.B. gar keine "normale" Radarüberwachung) mit ein (und wenn's nur der lokale Wetterbericht eines Piloten ist), nur ist da in der Luft das Verkehrsaufkommen halt nicht so dicht wie in der Rush-hour von LA.
Gruß
PS: Haben die in Berlin eigentlich auch an Motorräder gedacht ? Also auf'm Mopped möchte ich keine Bremse haben, die in der Kurvenschräglage plötzlich automatisch reinlangt....
@Linus:
Darf ich mal ne Zahl nennen? 0
Ich finde es ist ein gutes Ziel, dass niemand mehr umkommen soll. Allerdings sollte man dieses Ziel nicht alleine auf die Straße beschränken. Man sollte es eher auf alle Lebensbereiche und die ganze Welt ausweiten. Das Ziel muss sein, dass niemand mehr sterben muss. (auch ich möchte nicht sterben) Jeder Tote, egal wo/weshalb, ist einer zu viel. *
erste Vorschläge für Mision Zero:
- Rauchen generell verbieten
- Den Verkehr auf Notfälle beschränken
- Alle scharfen Gegenstände aus Haushälten entfernen
- Sämtliche Wildtiere, welche für Menschen gefährlich werden können ausrotten
...
Damit ihr mich richtig versteht:
😉
Sorry, aber ich beführchte das Ganze ist eher ne Vision/Mision impossible.
* kursiv: war wirklich ernst gemeint und aus voller überzeugung
Zitat:
Original geschrieben von andyrx
also kurz mal auf den Punkt gebracht--> wenn uns die geistigen und ethischen Eliten in der EU ein Thema verordnen ist das nur zu unserem Besten,auch oder gerade weil wir es ohnehin nicht verstehen wird dann ein einprägsamer Begriff konstruiert damit das minderbemittelte Pack auf der Strasse auch weiss wo es lang geht😁😁mfg Andy
So schaut's aus!
Und je unverständlicher der schöne Begriff ist,
desto größer die Hoffnung, daß er (mit all seinen diffusen Konsequenzen)
in der Alltagstrance oder im Info-Zunami des Zeitgenossen untergeht
und nicht auf weiteren Protest /Widerstand stößt.
"Dann können wir in Ruhe machen..."
Es hat mich beispielsweise mehrere Jahre gekostet bis mir "gender mainstreaming" aufgestossen ist!
Bevor ich es blöd finden konnte, war es längst Europastandard.
Einzig das Wort "Pack" würde ich nicht unterschreiben. Ich glaube den
Zuständigen in der Mehrheit schon, daß sie aus paternalistischer, pädagogischer
Überlegenheit, "wir meinen's ja nur gut", handeln. Wenn's dann noch hier und da
paar neue Arbeitsplätze schafft (= höchstes Gut gleich nach Menschenleben retten...),
dann umso besser.
Da lob ich mir doch den Papst: der sagt laut und unüberhörbar, "zack, so ist das", manchmal sogar "ex cathedra"
und gibt damit selbst dem schläfrigsten Schäfchen ausreichend Gelegenheit zum Aufwachen und "schice" schreien.
(Nur 'mal wieder so nebenbei...😁)
Damit kann ich zumindest wesentlich besser, als mit "Problemlösungen", die mir so sublim und gönnerhaft,
aber zwingend, beigebogen werden sollen. Morgens wacht man auf, reibt sich die verduzten Äuglein und wieder
ist eine neue unerfreuliche, entmündigende Tatsache vollendet...
Gruß,
GO
Zitat:
Original geschrieben von suedwikinger
[...]
Aber es wird hier eben auch gerade die Fehlbarkeit des Menschen akzeptiert. Und dann geht es darum, die Folgen des Fehlers zu minimieren.
[...]
Vielleicht fällt irgendwann jemandem auf, daß der Mensch nicht nur auf der Straße Fehler macht sondern auch in anderen Bereichen. Auch die Folgen dieser Fehler gilt es dann zu minimieren, wobei die totale Eliminierung natürlich noch besser wäre. Das kann man aber nur erreichen, wenn man alle Menschen einsperrt, ihren Tagesablauf bis ins Kleinste reglementiert und kontrolliert. Nur so lassen sich negative Folgen menschlicher Fehler zur Gänze ausschließen. D.h., die absolute Sicherheit läßt sich nur realisieren, durch den vollständigen Verlust der Freiheit. Eine "Vision Zero", egal in welchem Bereich, kann also als Konsequenz nur durch völlige Unfreiheit erreicht werden.
Zitat:
Original geschrieben von Golf Oma
[...]
Ich glaube den Zuständigen in der Mehrheit schon, daß sie aus paternalistischer, pädagogischer Überlegenheit, "wir meinen's ja nur gut", handeln.
[...]
Es kann niemals positive Resultate zeitigen, wenn einzelne Menschen sich der Überzeugung ergeben, sie wären ihren Mitmenschen moralisch überlegen. Denn wenn man seinen Nächsten nicht als Gleichgestellten zu akzeptieren bereit ist, sondern sich berufen fühlt in dessen Interesse Entscheidungen zu treffen, dann mangelt es zwangsläufig an der Bereitschaft die Rechte anderer zu respektieren. Noch geht es dabei vornehmlich um eine schleichende Entmündigung über die eigene Lebensgestaltung selbst entscheiden zu dürfen. Die Geschichte lehrt aber, daß der Weg, bis das Lebensrecht selbst in Frage gestellt wird, ein sehr kurzer ist.