Injektorausbau 5. Zyl. 270 CDI
Hallo,
zum Injektorausbau allgemein ist hier im Forum schon vieles geschrieben worden. Das möchte ich nicht wiederholen. Hier geht es speziell um den Ausbau des Injektors am 5. Zylinder beim 270 CDI zwecks Ersatz des undicht gewordenen Kupferringes am Dichtsitz.
Bei diesem Modell sitzt der 5. Injektor nahe der Fahrgastzelle und vor allem unterhalb des Ausgleichsbehälters für das Kühlmittel. Zum Arbeiten muss daher der Kühlmittelbehälter weg. Da er unten beifahrerseitig mit einen kurzem Y-Stück an den Heizkreis angeschlossen ist (Bild 1 links unten), muss man vorher das Kühlwasser ablassen. Nun hat der Ml aber keinen ordentlichen Kühlwasserablasshahn (bei meinen Vorgänger W 124 saß der am Kühler) und gibt es bei Ablassen unten am Kühler mal wieder „Kühlwassersplenterei“.
Erstes Alarmzeichen für den undichten Düsensitz war Abgasgeruch im Auto. Kontrolle der Motorabdeckung auf der Unterseite ergab ganz hinten Abgassprühnebel (Bild 2)
Ich habe die Kühlwassersache und Düsenausbau wie folgt gelöst: Motor kalt, Deckel Kühlwasserbehälter abgeschraubt.
Kleinen Schlauch oben am Kühlwasserbehälter (Bild 1 rechts oben), der zum Thermostatgehäuse führt, vorsichtig demontiert (Am Kühlwasserbehälter sollten alle Schläuche immer vorsichtig demontiert werden, weil die Anschlussstutzen bei den eingegossenen Metallröhrchen oft brechen –siehe Forumsbeiträge). Schlauch aus den Führungen entfernt und das Kühlwasser mit diesem Schlauch in ein tiefer liegendes Auffanggefäß ablaufen lassen (Bild 3). Ich hatte die Ablaufmenge unterschätzt, nächstes Mal nehme ich 5 Ltr. Kanister und lass ca. 3,5 Ltr. ab.
Dann den Kühlwasserbehälter an den beiden 10er Schrauben oben abschrauben und unten die Schlauchklemme zum Y-Schlauchstück lösen. Danach versuchen den Schlauch selbst am Stutzen etwas zu lösen (jetzt ist der Behälter noch fixiert) Anschließend den Behälter aus der hinteren (zur Fahrgastzelle) sitzenden Klemme ziehen, nun kann er etwas geschwenkt werden und ziemlich leer laufen. Danach den Y-Schlauch entfernen, Signalkabel lösen, und den Behälter mit Ablassschlauch und weiteren kleinen Schlauch zur Seite legen. Nun ist der Arbeitsplatz für den 5. Injektor frei.
Bei mir war er auch ziemlich eingekokt. Mit Schlagauszieher habe ich keinen Erfolg erzielen können. Habe dann Caramba EDI-Speziallöser und Förch Injektorenreiniger über Nacht einwirken lassen. Hat leider am nächsten Tag trotz gefühlter 2 h mit Schlagauszieher irgendwie auch nicht geholfen. Weitere Methoden u. a. mit Heißausbau (hier muss aber vorher der Kühlwasserbehälter weg!) oder noch mehr Einwirk/Einweichzeit sind alle hinreichend beschrieben.
Die nachstehende Methode muss jeder hier für sich selbst entscheiden!!! Ich habe mich einer alten beruflichen Monteurweißheit bei bombenfest sitzenden Teilen erinnert: Eine auch nur kleinste Bewegung des Teiles ist oft der Anfang des Erfolges…. Also den Bohrhammer mit Meißelfunktion geholt, den Meißel etwas abgeschliffen(Bild 4) und seitlich mit Hammerfunktion an der Düse angesetzt (Bild 5 zeigt das Prinzip). Nach nur sehr kurzer Schlagzeit mit vor allem auch weich angesetztem Meißel drehte sich die Düse erkennbar. Sie darf sich auch -am Überwurfgewinde gut zu beobachten- und dort höchstens nur um 1,5 mm drehen, weil sich sonst die Auszuggabel des Schlagausziehers unten am Düsenstock nicht mehr einhängen lässt. Nach dieser Prozedur kam die Düse nach einigen weiteren Schlagauszieherschlägen dann doch erkennbar und auch nur mm-weise heraus (Bild 6 ausgebaute Düse).
Die restlichen Arbeiten, wie u. a. Reinigen des Düsenkanals, Einschmieren vor Wiedereinbau, neue Haltedehnschraube, Beachten des Drehmomentes usw. sind alle hinreichend beschrieben. Auch Wiedereinbau Kühlwasserbehälter dürfte klar sein. Anschließend Kühlwasser wieder auffüllen und Probelauf. Bei meinem jetzt noch alle Düsensitze dicht, wie Hin- und Rückfahrt zur Sommerfrische gezeigt haben.
Grüße Kallinichda
Beste Antwort im Thema
Nicht gleich jammern und alles verteufeln wenn man keine Ahnung hat.
Als ich meinen ML 3 Tage hatte, knatterte es auf einmal unter der Haube.
War aber 50km von zu Hause entfernt.
Haube auf, natürlich nix zu sehen und einen Torx für die Motorabdeckung hatte ich auch nicht dabei.
lediglich Abgasgeruch und das Knattern war zu vernehmen.
Ok, als 50km nach hause gefahren und gedacht, wen der Motor verreckt dann soll das so sein.
Daheim die Abdeckung entfernt und festgestellt das vom 3. Zylinder die Injektorschraube locker war und der Injektor im
Takt 5mm hoch und runter gesprungen ist.
Neue Dichtung, neue Schraube, und das wars.
Und das war vor 100tkm.
17 Antworten
schade um die ganze Mühe.
Injektoren die nur mit Gewalt ausgebaut werden können, sollten im Anschluss ersetzt oder zumindest auf dem Prüfstand überprüft werden auf korrekte Funktionsweise (steht überall so beschrieben).
Hallo,
cleanfreak hat sicher nicht Unrecht, was mit Gewalt ausgebaute Injektoren betrifft. Fraglich bleibt mangels Definition aber, was denn hier Gewalt ist: der Aufprall des „Hammergewichtes“ beim Ausziehhammer, ein Drehimpuls mit einer Rohrzange (wenn man denn drann käme), der Einsatz eines hydraulischen Ausziehers usw. Nach meiner ganz persönlichen Einschätzung lagen die von mir eingebrachten Kräfte alle noch in einem auch für solche Düsen noch zulässigen Bereich. Vielleicht hätte der Schlagauszieher ja gereicht, wenn man über ca. 2 h kontinuierlich gearbeitet hätte. Nur komme ich ohne kleine Bühne dahinten schlecht hin und zudem schrammt das Ausziehgewicht immer wieder am Frontblech der Scheibenwischerabdeckung vorbei und hat man keinen vernünftigen Schlag. Ferner war in meinem Fall die Verkokung nur bis zur Ok der Bohrung im Deckel; die Ausziehgabel/Ausschlagklaue ließ sich auch ohne Reinigung so aufsetzen. Und nachdem sich die Düse schon nur ca. 1 Sek. nach dem vorsichtigen Ansetzten des Meißels (das waren vielleicht 4-6 Schläge mit dem Meißel) gedreht hat, glaube ich, dass die Düse bei mir nicht so ganz fest saß und das Prozedere im Rahmen ihrer Festigkeit problemlos überstanden haben dürfte. Ansonsten hätte ich auch vorher prüfen lassen.
Grüße Kallinichda
Ich weiß schon, warum ich keinen Diesel mehr fahre...
ich stimme den Anderen zu: bei der Arbeit hätte ich den Injektor lieber gegen ein Neuteil getauscht.
Ansonsten prima Beschreibung!
Hat denn der Caramba EDI-Speziallöser und Förch Injektorenreiniger was gebracht ? Hast du das gefühl das das Zeugs eingedrungen ist.Bei WD40 habe ich manchmal das Gefühl ds Rostlösen zwar ok funktioniert aber so richtig tief eindringen wird das nicht
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Hallo,
ob die beiden genannten Reiniger Caramba bzw. Förch wirklich geholfen haben, ist schwierig zu beantworten. Das WD 40 hilft jedenfalls bei Verkokungen nicht. Bei der Reinigung der Düsenschaftes und des Sitzes im Zylinderkopf helfen die o. g. Reiniger jedenfalls. Zudem dürfte es etwas einfacher sein, den Düsenstock aus dem doch sehr langen Sitz etwas besser heraus zu bekommen, wenn die Verkokung angelöst (kaugummiartig) ist. Insoweit ist längeres Stehen lassen unter Reiniger zwecks Durchdringung bis unten sicher sinnvoll.
Die beste und einfachste Methode ist wie schon früher mal dargestellt immer noch, die Düse sofort nach undicht werden auszubauen und erneut abzudichten ( http://www.motor-talk.de/.../...tor-fruehzeitig-entdeckt-t4326739.html ). Dann kann sie sich auch nicht so festsetzen. Wichtig auch das Einschmieren der Düse mit Injektorenfett (Paste). In Bild 6 meines Beitrages ist deutlich zu sehen, dass Teile des Düsenschaftes immer noch frei sind, was natürlich das Ausziehen erleichtert.
Grüße Kallinichda
Zitat:
@wolfman444 schrieb am 5. September 2016 um 18:12:11 Uhr:
Hat denn der Caramba EDI-Speziallöser ....... was gebracht ?
Bei meinem würde ich ein absolutes Ja sagen. Besonders dann, wenn der Motor warm ist. Das Spray kühlt schlagartig runter, wodurch sich Risse in der Verkokung ergeben sollen, in die das Lösemittel eindringen kann. Das ganze über Nacht einwirken lassen und der Injektor ließ sich sehr leicht ziehen.
Hat hier schon einmal jemand folgende Methode ausprobiert: Motor warmfahren, Halteschraube vom Injektor etwas lösen und dann den Motor starten.
Durch den Einspritzdruck soll sich der Injektor von selber lösen und dann relativ leicht herauszubekommen sein.
Ich habe das in anderen Benz Foren schon einige Male gelesen, selber aber noch nicht probiert.
Vielleicht eher durch den Kompressionsdruck - da solltest du nur sichermachen das er sich nicht durch die Haube demontiert :-) (Oder durch die Garagendecke - was immer erst im Weg ist )
Sowieso schon durch die Kompression reichlich Durck und wenns dann im Zylinder knallt noch um hundert mal mehr
Zitat:
@schurigel schrieb am 7. September 2016 um 08:16:01 Uhr:
Halteschraube vom Injektor etwas lösen und dann den Motor starten...
es gibt schon viele verschiedene Methoden den Motor zu ramponieren...
LG Ro
Die Antwort auf meine Frage lautet also: Es hat hier noch keiner ausprobiert.
Warum diese Methode den Motor ramponieren soll entzieht sich meiner Vorstellungskraft, die Injektorschraube soll lediglich minimal gelöst werden um Spiel zu ermöglichen.
Diese Methode scheint oft positiv angewendet zu werden .
der wirklich angeschmierte ist in so einem Fall immer derjenige,
der mal dann das Fahrzeug erwirbt und nicht weiß,
was alles für ein Mist damit gemacht worden ist.
@schurigel:
Wechsel mal ein paar festsitzende Injektoren, dann wirst du verstehen.
LG Ro
Zitat:
@schurigel:
Wechsel mal ein paar festsitzende Injektoren, dann wirst du verstehen.LG Ro
Das habe ich bereits einige Male durch.
Ob diese Methode bei stark verkokten Injektoren funktioniert kann ich nicht beurteilen.
Zumindest habe ich einige positive Erfahrungen darüber gelesen.
Sollte ich bei meinem ML eine Undichtigkeit feststellen (was ich sehr oft überprüfe) werde ich diese Methode als erste ausprobieren.
Mit Auszieher etc. kann ich später ja immer noch dran gehen.
Zitat:
Zumindest habe ich einige positive Erfahrungen darüber gelesen.
zwischen Theorie (lesen) und Praxis gibt es aber immer noch große Unterschiede....😉
Nicht gleich jammern und alles verteufeln wenn man keine Ahnung hat.
Als ich meinen ML 3 Tage hatte, knatterte es auf einmal unter der Haube.
War aber 50km von zu Hause entfernt.
Haube auf, natürlich nix zu sehen und einen Torx für die Motorabdeckung hatte ich auch nicht dabei.
lediglich Abgasgeruch und das Knattern war zu vernehmen.
Ok, als 50km nach hause gefahren und gedacht, wen der Motor verreckt dann soll das so sein.
Daheim die Abdeckung entfernt und festgestellt das vom 3. Zylinder die Injektorschraube locker war und der Injektor im
Takt 5mm hoch und runter gesprungen ist.
Neue Dichtung, neue Schraube, und das wars.
Und das war vor 100tkm.