Hitzebedingter Ausfall des Bremskraftverstärkers?
Grüß euch,
ich hatte vergangenes Wochenende folgendes Problem:
Ich bin eine Bergstraße bergab gefahren. Nach etwa 5 Kilometer wurde das Bremspedal beim Anpressen auf eine Kurve steinhart (so als ob man ausgeschalteter Zündung ein paar mal auf das Bremspedal tritt). Ich habe dann mit viel Kraft die Kurve noch einigermaßen gepackt, danach kam zum Glück eine ebene Strecke und dort habe ich dann stehenbleiben können. Nach etwa 15 Minuten habe ich den Motor wieder gestartet und gleich darauf gemerkt, dass wieder Bremsdruck da ist, bin aber entsprechend vorsichtig wieder ins Tal gefahren, das Problem tauchte aber bis heute nicht mehr auf.
Vakuumpumpe und Unterdruckschlauch sind laut dem Freundlichen in Ordnung (Druck baut auf und ein Leck konnte nicht gefunden werden) und auch am BKV sind keine Undichtigkeiten oder sonstige äußerliche Auffälligkeiten zu entdecken.
Nachdem es am besagten Tag weit über 30 Grad hatte, ist es irgendwie denkbar, dass der Bremskraftverstärker oder beim gesamten Unterdrucksystem irgendwas überhitzt ist und so der Druck schlagartig entwichen ist? Oder hatte das Problem sonst schon wer, wenn ja woran lag es?
Bzw. welche Ursachen wären noch denkbar?
lg Stefan
14 Antworten
Grüsse aus unserem Urlaub in den Bergen der Türkei. Wir haben die vergangenen Tage einige Touren in die Berge gemacht.
Bergab IMMER auch die Motorbremse nutzen. Auch Scheibenbremsen überhitzen obwohl sie mehr abkönnen als Trommelbremsen. Wenn es nicht extrem bergab geht, reicht der 2.-3. Gang/Fahrstufe aus ohne das man bremsen muss.
Ich hab unserem Hyundai Mietwagen öfters eine abkühlphase gegeben. Bei 37°C Bergauf/Bergab wird auch ein kleiner 4 Zylinder Sauger und dessen Bremsen heiss.
Hydraulikflüssigkeit und Verstärker haben auch ihre Belastungsgrenzen.
Das mit der Motorbremse ist mir vollkommen klar. Soweit ich weiß, wird bei einer Überhitzung der Scheiben/Beläge/Bremsflüssigkeit das Bremspedal ja weich und lässt sich bis zur Bodenplatte durchdrücken, oder? Bei mir war es aber steinhart mit einem Pedalweg von vielleicht 2 cm, darum auch der Verdacht, dass das Problem im Bereich Vakuumpumpe, Unterdruckschlauch, BKV liegt.
Oh das weiss ich nicht, ob das pedal hart oder weich wird. Habs es noch nie so sehr beansprucht.
Aber deine Erklärung klingt logisch.
Solange die benötigte Bremskraft auf dem Prüfstand erreicht wird und deine Bremsen wie sonst auch funktionieren würde ich mich nicht verrückt machen. Dennoch vorsichtig beobachten.
Ist sehr wichtig, dass man seinen Bremsen vertrauen kann.
Da bin ich ganz bei dir, dass man seinen Bremsen vertrauen können sollte. Aber da liegt ja der Hund begraben. Solang ich für mich keine schlüssige Ursache kenne, ist das mit dem Vertrauen so eine Sache.
Seitdem hatte ich keine Probleme mehr, auch mehrmaliges starkes Abbremsen auf der Autobahn (nachts, ohne Verkehr natürlich) machten keine Probleme.
Aber vielleicht hat ja irgendwer für mich noch eine schlüssige Erklärung 🙂
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Wie alt ist denn die Bremsflüssigkeit!!! Die bindet bekanntlich Wasser. Bei hohe Belastung der Bremse fängt die Bremsflüssigkeit an zu kochen. So steigt der Druck im Bremssystem und die Beläge drücken gegen die Bremsscheibe.
Zitat:
@Ralle1461 schrieb am 13. Juli 2015 um 12:25:34 Uhr:
(...)
So steigt der Druck im Bremssystem und die Beläge drücken gegen die Bremsscheibe.
"
Die Wärme, die beim Bremsen entsteht, erhitzt die Bremsflüssigkeit. Erreicht sie den Siedepunkt, bilden sich Dampfblasen im Leitungssystem der Bremsanlage. In diesem Moment verliert die Flüssigkeit ihre Fähigkeit, die Kräfte zu übertragen. Und wenn der Fahrer beim Bremsen das Pedal immer weiter durchtreten muss, gilt dies als ultimatives Warnsignal, dass das Ende der Bremsleistung unmittelbar bevor steht.
"
Das habe ich ganz vergessen zu erwähnen:
Heuer im April wurden neue Scheiben und Beläge (EBC Turbo Groove und GreenStuff) sowie Stahlflex verbaut. Im Zuge dessen wurde auch die Bremsflüssigkeit komplett gewechselt.
Wo hoch ist eigentlich der Siedepunkt von der üblichen Bremsflüssigkeit in einem 0815 PKW? Unter Last können die Bremsen ja gerne mehrere 100° heiss werden
Zitat:
@Ghosting schrieb am 13. Juli 2015 um 12:29:34 Uhr:
"
Die Wärme, die beim Bremsen entsteht, erhitzt die Bremsflüssigkeit. Erreicht sie den Siedepunkt, bilden sich Dampfblasen im Leitungssystem der Bremsanlage. In diesem Moment verliert die Flüssigkeit ihre Fähigkeit, die Kräfte zu übertragen. Und wenn der Fahrer beim Bremsen das Pedal immer weiter durchtreten muss, gilt dies als ultimatives Warnsignal, dass das Ende der Bremsleistung unmittelbar bevor steht.
"Da habe ich wohl etwas durcheinander gebracht. Danke für die Korrektur!
Von beidem ist was wahres dran.
Ist die Bremsflüssigkeit zu alt oder hat einen zu hohen Wasseranteil passiert folgendes: Die Bremsflüssigkeit hat einen sehr viel höheren Siedepunkt als Wasser. Würde die Bremsflüssigkeit nicht heiß, könnte man auch Wasser dafür nehmen. Es geht nur darum, dass Flüssigkeit relativ starr gegen Druck ist und damit die Kraft vom Bremspedal auf die Bremse weitergeben kann.
Ist allerdings Wasser in der Bremsflüssigkeit fängt dieses an zu kochen und es wird Wasserdampf daraus = heiße Luft. Dadurch hat man Luft in der Bremsleitung und das Pedal kann beim Bremsen durchfallen.
Deine Bremsflüssigkeit ist ja neu, wie Du schreibst, also kommt der andere Punkt ins Spiel.
Wenn die Bremse überfordert wird und man zu häufig immer wieder stark bremst, was bei sportlicher Bergabfahrt in den Bergen durchaus notwendig wird, auch wenn man zurückschaltet, bekommt die Bremse Fading. Bei Fading wird die Bremse so heiß, dass die Bremsbeläge keine gescheite Bremswirkung mehr erzeugen können. Dann trittst Du wie ein Wilder auf die Bremse, hast auch einen Druckpunkt, aber kaum Bremswirkung. Bei Luft oder Wasser in der Bremsflüssigkeit wird das Pedal "lang", bei Überhitzung der Bremse selbst wird das Pedal "hart".
Zudem hast Du neue Scheiben und neue Beläge.Wieviel KM bist Du damit schon gefahren und wieviel musstest Du dabei überhaupt bremsen? Viele vorausschauende Autobahnfahrten können das Einschleifen von Belägen auf die Scheiben verzögern. Aber gerade neue Beläge und neue Scheiben haben noch keinen flächigen Sitz und es entstehen Hitzeherde an den Flächen, wo der Belag auf die Scheibe drückt. Unter dem Mikroskop sieht die optisch glatte Scheibe wie eine grobe Schallplatte aus und die Beläge wie Kraterlandschaften. Beides muss sich erst auf einander einschleifen, bis eine flächige Passung entsteht. Nimmt man neue Scheiben und Beläge gleich hart ran, können die Beläge auch verglasen.
Durch den Einbau von Stahlflex-Leitungen, die ja schon im kalten Zustand einen schönen definierten Druckpunkt vermitteln, erhöht sich natürlich bei Fading das Gefühl eines knallharten Pedals. Bei einem ausgefallenen BKV hättest Du auch die 2cm nicht mehr eindrücken können.
Hmm, das mit den Belägen hört sich eigentlich auch logisch an. Das würde auch erklären, warum nach rund 15 Minuten stehen bleiben die Bremse wieder gegriffen hat, bzw. nach einer kurzen Fahrt im ebenen wieder besser gegriffen hat, weil die Beläge wieder entsprechend abgekühlt waren.
Ich werde das jetzt mal für mich als Lösung betrachten und vom Austausch des BVK auf Verdacht (so wie vom Freundlichen vorgeschlagen) absehen.
Danke
Das tönt ganz klar nach Fading. Gerade bei Passfahrten sind die "normalen" Bremsen überfordert, wenn die ganze Talfahrt leicht gebremst wird.
Besser ist es, in einen kleineren Gang zurückzuschalten, so dass der Motor bremst. Das geht auch bei einer Automatik / Multitronic / Tiptronic, auch wenn viele Autofahrer dies vergessen ;-)
Dann lieber ein paar Mal beherzt auf die Bremse treten und das Fahrzeug verzögern, aber gleich wieder loslassen, so dass sie kühlen kann.
Früher, als Bremsen noch schlechter und Autos noch schwächer waren als heute, hat man gesagt: Den Berg runter im gleichen Gang wie hoch.