Gedanken zur Nachhaltigkeit
Was ist eigentlich praktischer, ökonomischer, ökologischer und nachhaltiger? 25 Jahre ein altes Diesel-T-Modell zu fahren oder alle 5 Jahre einen neuen E-Kombi zu nutzen? Anlässlich des 25. Geburtstages meines Dicken, den ich damals neu gekauft hatte, möchte ich dazu einige Anmerkungen , speziell zur Nachhaltigkeit meines Autos, machen.
Ich fahre ihn jetzt über 461 000 km und zwar immer noch sehr gerne. Er steht nach wie vor gut da, ist meiner Meinung nach weitgehend rostfrei (auch beispielsweise "untenrum" und an versteckten Stellen wie innen an den Schwellern oder unter den Stossstangen). Oberflächliche Rostansätze finden sich lediglich unter den oberen Türgummis einer Tür, an den Antriebswellen und am Differential. Das war's, war allerdings nicht immer so. Mein Auto hatte auch, wie praktisch jeder 210er, nach einigen Jahren an einigen Stellen angefangen, zu rosten. War allerdings nie schwerwiegend und wurde stets umgehend beseitigt.
Alles funktioniert einwandfrei, das Auto kam auch stets mängelfrei durch den TÜV und wurde immer vorschriftsgemäß gewartet (zusätzlich mit Getriebeölspülungen und Differentialölwechsel) und repariert durch eine Daimler-Vertretung oder die Werkstatt meines Vertrauens. Bei Bedarf wurden ausschließlich Original- Teile oder Markenersatzteile von Erstausrüstern verbaut.
Was ist nun nach 25 Jahren und > 460 000 km noch im originalen Werkszustand?
Motor und Anbauteile: Rumpfmotor einschließlich Kopf mit Ventilen usw., Nocken- und Kurbelwelle samt Rädern, Anlasser, Heizung, Klimaanlage, Turbolader und Katalysator . Nach jeweils weit über 250 000 - bis 400 000 km wurden Wasserpumpe, Lichtmaschine , LMM, Kühler und Auspuffendtopf ersetzt. Verschleißteile wie Keilriemen etc. werden nicht extra aufgelistet.
Getriebe und Kraftübertragung: Original und unrepariert sind die 5G - Automatik, Kardanwelle, Hardy-Scheiben, Differential umd Antriebswellen. Alles funktioniert einwandfrei.
Karosserie und Fahrwerk: Rohkarosserie mit Motorhaube rostfrei, alle Türen und die Heckklappe wurden rost- oder unfallbedingt teilweise auf Kulanz repariert oder getauscht. Vorder - und Hinterachse wurden überholt, alle Streben, Federn , vordere Stoßdämpfer , Federkugeln und Querlenker erneuert . Original sind noch die Federzylinder (sehr teuer!) und alle Radlager. Scheinwerfer wurden poliert und lackiert. Das Auto wurde teillackiert und hat auch keine Steinschlagspuren.
Innenraum: Alles funktioniert, leichter Abrieb an den Ellenbogenauflagen fahrerseitig und der vorderen Mittelarmlehne. Die vorderen Sitzbezüge sind aufgrund von 124er-Erfahrungen ( Durchscheuerung der Sitzwangen bei gleichzeitig nicht mehr lieferbaren Sitzbezugsstoffen) schon bei der Abholung mit hochwertigen Schonbezügen versehen worden, die ihrerseits noch nicht durchgescheuert sind. Die Original - Sitzbezüge sind entsprechend neuwertig.
Nach Oldtimerkriterien befindet sich das Auto im Zustand 3.
Das Auto genügt meinen Ansprüchen völlig . Es ist kostengünstig im Unterhalt und langlebig ( wenn man sich darum kümmert!), hat viel Platz, ist praktisch, bequem und komfortabel, ausreichend leistungsstark, aber nicht besonders verbrauchsgünstig, verglichen mit heutigen Dieseln, dafür aber zuverlässig. Mein Auto wird mich sicher überleben, seit einigen Jahren fahre ich auch nicht mehr viel damit, in der Stadt mehr mit meinem Yeti.
Meine Eingangsfrage kann ich für meine Bedürfnisse klar beantworten.
112 Antworten
Zitat: Fazit: Auch in Zukunft wird in allen Bereichen wird der Mythos Mercedes-Benz tragfähig sein!"
Das schlimmste, was einem Automobilisten früher passieren konnte, war eine Panne zu (= für die S Klasse-Fahrer natürlich zusätzlich einen Geschäftstermin zu versäumen).
Und so entstanden die Mythen Mercedes und VW Käfer. Normale Mercedes Autos waren für den Vielfahrer gedacht. Mechanische Stabilität und Komfort. Der Rostschutz war nicht das erste Kriterium. Hat auch einen Vielfahrer weniger interessiert. Der 500/W126 meines Chefs hatte in 6 Jahren über 6oo tkm gelaufen (Er fuhr in solange weil er den W140 nicht mochte).
Dazu kam bei Mercedes die Fähigkeit zu technischen Höchstleistungen. Ein Stricher konnte 55 oder 185 PS haben, mit dem einfachen Umbau der Stossstangen auf den ersten Blick schon nicht mehr erkennbar.
Langlebigkeit und Technik waren der Ursprung des Mythos (Kompressorwagen, Flügeltürer), garniert mit günstigen Unterhaltungskosten in den Taxibaureihen.
Genau an diesen Fähigkeiten sägt Mercedes kräftig selbst mit. Meiner Meinung nach erodiert dieser Mythos und wird irgendwann nur noch für eine goldene - vergangene - Epoche stehen. Ein Elektroantrieb löst doch keine Emotionen aus wird das Motorgeräusch bspw. eines W108 etc.
Zusammengefasst in dem legendären Satz von Claude Dornier:
"Gute Technik ist immer schön".
Mercedes war ja auch einmal in der Sicherheitstechnik führend. Heute vor allem bei bling-bling und elektronischen Spielereien. Hat natürlich auch einen Vorteil:Gelegenheitsdiebe können eine neue S-KLASSE beispielsweise nicht mehr stehlen - sie können sie schlicht nicht mehr bedienen!
Zitat:
@Swissbob schrieb am 21. Dezember 2022 um 11:38:01 Uhr:
Liegt meines Erachtens an der falschen Strategie ( Elektroautos), in China wurden die Elektroautoförderungen zusammengestrichen.
Dort setzt man nun auf kleinvolumige Hybridantriebe.
Das ist so nicht richtig. Es gibt immer noch Förderungen und der Betrieb eines Elektroautos ist weiterhin mit diversen Vergünstigungen und Steuererlassen verbunden, insbesondere der Wegfall der Verkaufssteuer wurden für 2023 nun auch wieder verlängert - die Artikel die hier (vor allem durch die Boulevardpresse) gingen sind meist so verkürzt gewesen, dass sie das falsch dargestellt haben. China ist weiterhin voll auf E-Kurs, das zeigt sich auch in den Zulassungszahlen reiner E-Fahrzeuge, die immer weiter steigen (sprich die Leuten kaufen auch mit reduzierter Förderung).
Es wäre töricht von Mercedes, wenn sie sich auf einem ihrer wichtigsten Märkte nicht darauf einstellen würden.
Zitat:
@dickschiffsdiesel schrieb am 21. Dezember 2022 um 11:31:14 Uhr:
Nur mal so am Rande ... Deutschland steuert 2022 auf das schlimmste Zulassungsjahr seit 37 Jahren zu ...
Hallo zusammen und @dickschiffsdiesel ,
Automobil-Hersteller finanzieren die Transformation zur E-Mobilität mit Gewinnen aus den Verkäufen von Verbrennern. Auf beiden Geschäftsfeldern über einen langen Zeitraum den Break-Even-Point (Gewinnschwelle) nicht zu erreichen bzw. zu unterschreiten bedeutet, das Unternehmen rutscht in die Verlustzone.
Das Argument, kein Geld mehr für die EURO7-Entwicklung des Verbrenners ausgeben zu wollen, wird damit verständlich.
Floppt die Luxury-Strategie zur Erhöhung der Marge und damit der Plan für den Überlebenskampf, ist der Ofen ganz schnell aus.
Die Geiger werden nicht lange auf sich warten lassen.
https://www.rechner.club/bwl/gewinnschwelle-break-even-berechnen
LG, Walter
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Zitat:
@WalterE200-97 schrieb am 21. Dezember 2022 um 22:30:11 Uhr:
Zitat:
@dickschiffsdiesel schrieb am 21. Dezember 2022 um 11:31:14 Uhr:
Nur mal so am Rande ... Deutschland steuert 2022 auf das schlimmste Zulassungsjahr seit 37 Jahren zu ...Hallo zusammen und @dickschiffsdiesel ,
Automobil-Hersteller finanzieren die Transformation zur E-Mobilität mit Gewinnen aus den Verkäufen von Verbrennern. Auf beiden Geschäftsfeldern über einen langen Zeitraum den Break-Even-Point (Gewinnschwelle) nicht zu erreichen bzw. zu unterschreiten bedeutet, das Unternehmen rutscht in die Verlustzone.
Das Argument, kein Geld mehr für die EURO7-Entwicklung des Verbrenners ausgeben zu wollen, wird damit verständlich.
Floppt die Luxury-Strategie zur Erhöhung der Marge und damit der Plan für den Überlebenskampf, ist der Ofen ganz schnell aus.
Die Geiger werden nicht lange auf sich warten lassen.
https://www.rechner.club/bwl/gewinnschwelle-break-even-berechnen
LG, Walter
Es gibt ein interessantes historisches Beispiel für das Überleben einer hochpreisigen Luxusfahrzeugmarke in der Weltwirtschaftskrise, die in den USA von 1929 bis 1941 dauerte und nur durch die Kriegskonjunktur beendet werden konnte.In den USA gab es die qualitativ hochwertige Luxusmarke "Packard", sozusagen der "amerikanische Mercedes". Wie bei allen US-Automarken brach damals der Absatz bei Packard durch die Krise ein. Packard produzierte damals Luxusautos mit R8 und V12 Motoren in allen möglichen Ausführungen, die damals in den USA großes Ansehen genossen und sehr teuer waren. Packard stand vor einer entscheidenden Frage: Die Orientierung auf das Luxussegment auf die Spitze zu treiben und , wie Cadillac, einen V16 Motor anzubieten oder , im Gegenteil, einen wesentlich verbilligten, dennoch hochwertigen Wagen, der vom Image der Marke profitierte mit erstmalig einem neuen R6 Motor, später dann mit einem leistungsreduzierten R8 auf den Markt zu bringen. Der Packard 120 war geboren und wurde ein Riesenerfolg, der die Firma gerettet hat . Andere Luxusmarken gingen unter und Cadillac überlebte nur im General Motors Verbund durch die Brot-und-Butter Autos von Chevrolet.
Was ist die Lehre daraus? In einer umfassenden Krise sitzt das Geld auch bei reichen Käufern nicht mehr locker! Mercedes geht heute den Weg, der damals in den Untergang geführt hatte. Konzentration auf das Luxussegment, Abbau von Taxen und der A- und B - Klasse, verbunden mit der Abkehr vom Verbrenner ist der heutige Plan.
Ein Menetekel.
Hallo zusammen und @dickschiffsdiesel ,
das drohende Unheil zeichnet sich am Horizont indessen für einige Low-Budget-Marken bereits ab.
Renault möchte seine Marke und damit seine Margen höher positionieren. Der Renault-Billig-Ableger Dacia stellt seine Markenidentität auf den Prüfstand und möchte mehr Rendite generieren.
Ford: Das beginnende Zeitalter der Elektro-Mobilität beschert für die Low-Budget-Verbrenner-Modelle Fiesta, Mondeo und ab 2025 für das Modell Focus das Aus. Ford-Saarlouis mit 4600 Mitarbeitern verliert im Wettbewerb für die Herstellung von E-Autos seine Produktionsstätte und Arbeitsplätze an Valencia und soll später womöglich verkauft werden.
LG, Walter
@WalterE200-97: In China ist Renault schon tot (auch der 2. Anlauf ist krachend gescheitert), in den USA gibt's die Marke gar nicht und in Europa hat Renault -15,7% weniger Fahrzeuge abgesetzt, obwohl der Markt insgesamt um +17,4% gegenüber 2021 gewachsen ist. Selbst auf dem französischen Heimatmarkt , der gegenüber dem Vorjahr um -8,6% schrumpft, fällt Renault gegenüber Peugeot weiter zurück und ist schon länger nur noch auf dem 2. Platz mit absteigender Tendenz. Dabei hatte das frühere Volumenmodel der 90er Jahre , der Twingo , entgegen dem Gesamtimage der Marke einen sehr guten Ruf und war zuverlässiger und nachhaltiger (Rost!) als der zeitgenössische W210, obwohl dieses Modell zumeist von Frauen gefahren wurde, die sich in der Regel gar nicht um die Technik gekümmert hatten.
Interessant werden auch die Januar 2023 - Zahlen der USA sein. Nach einem Höchststand von >379 000 verkauften Daimler - Fahrzeugen im Jahr 2016 in den USA ist diese Zahl bis 2021 auf etwas über 329 000 abgesunken. Neuere Jahreszahlen werden erst im Januar vorliegen. Es zeichnet sich aber ab, dass die Zahlen für 2022 für Daimler in den USA weit unter 300 000 liegen werden. Kein günstiger Trend für das neue Daimler - Konzept.
Kann ich alles nur bestätigen. Ergänzend nur, wäre das Maybach Geschäft besser gelaufen, würden sie heute noch produziert. Das sollte eigentlich eine Vorwarnung sein. Der Mythos Mercedes lebt ganz besonders von dem Kopfkino der mit hohem man-power Anteil und schwäbischer Perfektion gefertigten Fahrzeuge. Je nach Baureihe arbeitet die Technik im Hintergrund und drängt sich nicht in der Vordergrund. Eigentlich alles gegensätzlich zu den ins Auge gefassten Zielen bei denen ja schon überspitzt eine Pedalauflage ein eye-catcher sei muss. Meine beiden ehemaligen Inhaber-Chefs (ältere Herren und Techniker im Geist) hätte ich mir nie in einem blink-blink vorstellen können.
Witzigerweise hat Mercedes etwas von Packard gelernt : Es gibt nur in China seit 1 Jahr den Maybach für Arme, sehr luxuriös aber mit einem leistungsreduzierten 6-Zylindermotor!😉
Es gibt ein weiteres Nachhaltigkeits-Problem:
Zunehmender Vertrauensverlust (nicht nur) der Selbstzahler in die Qualität und Langzeitzuverlässigkeit der Fahrzeuge.
Wenn der Vorstandsvorsitzende in erster Linie Konstruktionsergebnisse goutiert und an sich heranlässt, die Kosteneinsparungen versprechen, werden und dürfen seine Konstrukteure nicht nach technischen Erfordernissen Teile konstruieren, sondern zuerst den preiswertesten Lieferanten ansprechen und die Konstruktion eines technisch notwendigen Teils verlangen.
Die lange Liste der Rückrufe singt ein Lied davon.
Zitat: "dürfen seine Konstrukteure nicht nach technischen Erfordernissen Teile konstruieren, sondern zuerst den preiswertesten Lieferanten ansprechen..." Ja, da denke ich sofort an W124 Mopf 0 und 2, W203, W211 usw.
Ich schaue in unregelmäßigen Abständen den youtube Kanal "Alte Schule". Hervorragende Beiträge/Interviews zu allen Themen im Bereich Marken und Autos. In diesem Zusammenhang eine Empfehlung für die Sendung mit Prof. Indra (Formel 1 Motorenbau, früher Lehrstuhlinhaber) und seine Erfahrungen mit GM.
Technische und qualitative Höhepunkte der Daimler -Nachkriegsgeschichte waren der Mercedes 600 (W 100) und die S-Klasse W140.
Zitat:
@dickschiffsdiesel schrieb am 23. Dezember 2022 um 10:34:28 Uhr:
Technische und qualitative Höhepunkte der Daimler -Nachkriegsgeschichte waren der Mercedes 600 (W 100) und die S-Klasse W140.
W240 Maybach?
Zitat:
@Swissbob schrieb am 23. Dezember 2022 um 10:36:50 Uhr:
Zitat:
@dickschiffsdiesel schrieb am 23. Dezember 2022 um 10:34:28 Uhr:
Technische und qualitative Höhepunkte der Daimler -Nachkriegsgeschichte waren der Mercedes 600 (W 100) und die S-Klasse W140.W240 Maybach?
Das war sicher ein luxuriöser und "bling-bling" - Höhepunkt, das Fahrzeug ist aber noch zu jung, um verlässliche Aussagen über seine Langzeitqualität machen zu können. Sprechen wir einmal in 20 Jahren wieder darüber.
Übrigens: Ein Abglanz des früheren Qualitäts-Ruhmes fällt auch noch auf unsere 210er - sonst gäbe es sie, wie die meisten Modelle anderer Marken, schon längst nicht mehr - vor allem nicht im Alltag! Vor allem die Motoren haben dem vorzeitigen Verschleiß erfolgreich getrotzt.