Finanzierung in der Ausbildung so machbar?
Hallo zusammen,
habe eine Idee im Kopf und wollte gerade hier im Finanzierungs-Forum mal nachfragen, was ihr von meinem Vorhaben haltet. Vorab möchte ich nochmal deutlich darauf hinweisen, dass es hier ausschließlich um das Finanzieren geht und nicht um die Tatsache, dass die Azubi-Jahre keine Herrenjahre sind, dass man sich sowas vor zehn Jahren nicht erlauben durfte usw. - Es geht quasi einzig und allein um die finanzielle Situation.
Fangen wir mal an: Ich liebäugle gerade mit einem Fahrzeug. Dieses Fahrzeug kostet ~28.500€ und ist ein halbes Jahr alt. Meine aktuelle Situation sieht folgendermaßen aus: Ich wohne bei meinen Eltern und habe auch erstmal nicht vor, aus dem Haus auszuziehen (auch nicht während der geplanten Dauer der Finanzierung). Einen Job übe ich derzeit nicht aus, habe ein Ersparnis, was für die Anzahlung reicht. Die Anzahlung wären 7.000€, wobei man dies höher ansetzen kann, wenn man möchte. Monatlich wären dann 300€ für 36 Monate fällig. Die Schlussrate beläuft sich auf 12.000€ für die 37. Rate.
Ich fange erst im August mit einem Job (Ausbildung) im öffentlichen Dienst an und werde jeweils im ersten Jahr 1.150€, im zweiten 1.250€ und im dritten 1.350€ verdienen. Da habe ich mir eigentlich überlegt, dass andere Leute, die eine Ausbildung machen, eine eigene Wohnung haben und demnach auch Strom, Internet und Co. als Fixkosten haben, womit sie auch zurechtkommen. Bei mir wäre es dann ein Auto statt eine Wohnung, das mich monatlich etwas kosten würde.
Das Fahrzeug würde ich als Zweitwagen meines Vaters anmelden und käme so auch bisschen günstiger um die Runden, da ich bisher kein eigenes Fahrzeug besessen habe und es deshalb sonst teuer sein würde.
Dadurch, dass das Fahrzeug auch erst ein halbes Jahr alt ist, ist das Fahrzeug selbst nach drei Jahren erst 3,5 Jahre alt und vom Alter her relativ frisch. 24 Monate Fahrzeuggarantie, 12 Monate Mobilitätsgarantie + Wartungsfreiheit für 6 Monate sind inbegriffen.
Mein Ziel wäre es, die Ausbildung aufgrund von guten Leistungen auf 2-2,5 Jahre zu verkürzen und würde danach ein normales Gehalt verdienen.
Wollte mir nun mal eine erwachsene Meinung einholen. Ich bin sehr Auto affin und liebe Autos und das Fahren. Eigentlich wäre es sowas wie ein "Traum". Ist meine Vorgehensweise akzeptabel oder denke ich eventuell viel zu naiv?
Danke schonmal für die folgenden Antworten 🙂
54 Antworten
Zitat:
@blowfly schrieb am 10. Mai 2021 um 13:50:27 Uhr:
1. Der TE klingt vernünftig in seiner Einstellung.2. Ob und wie gut er seine Ausbildung abschließen wird, wird er selber und seine Eltern aufgrund seines bisherigen schulischen Werdegangs schon einschätzen können.
3. Letztlich bleibt auch noch der Fahrzeugwert, der dank der Anzahlung immer über dem Restwert liegen wird.
4. Wenn man Autos nicht nur als Kostenfaktor, sondern auch als Hobby sieht, ist die Betrachtungsweise auch eine andere.
1. Ja ... und nein. Er geht von vielen Gegebenheiten einfach aus, die aber nicht eintreten müssen.
2. einschätzen der schulischen Leistungen ist eine Sache. Bestehen in Ausbildung/Beruf etwas anderes.
3. das weißt Du woher so sicher? Dass der IMMER über dem Restwert liegen MUSS? Da sind in den letzten Jahren einige Autohäuser pleite gegangen, weil sie sich mit Restwerten verkalkuliert haben. Da muss nur das falsche dazwischen kommen, und es ist der Wert beim Teufel.
4. man muss es sich trotzdem leisten können.
Zitat:
@cripwalk schrieb am 10. Mai 2021 um 15:29:05 Uhr:
Ich rauche nicht, trinke keinen Alkohol und nehme auch keine anderen Substanzen zu mir, die mein Portmonee "angreifen" würden. Ich gehe auch nur ziemlich selten auf Partys, da ich ansonsten eher der relaxte Typ bin, der sich mit Kollegen am Abend hier und da mal trifft und beispielsweise ein Konsolenabend macht.
Machen wir es kurz:
Du fragst: ist es möglich, mit einem Nettoeinkommen von ca. 900 € einen Wagen zu finanzieren zu einer Rate von 300 Euro wenn man
a) Keine ernsthaften weiteren Ausgaben hat (Wohnen, essen, Reisen, Freizeit"
b) das Einkommen sicher ist und zudem noch sicher steigen wird.
c) Die Eltern für den Kredit bürgen.
Dann ist die Antwort ja. Thema beendet. Rechnerisch sind 900 Euro-300 Euro Rate - 250 Euro Unterhalt und Sprit = 350 Euro. Du hast also was "über", also geht es. Ich gehe davon aus, dass Du dies auch selber rechnen konntest.
Was dir alle versuchen klarzumachen, dass a) sich ändern kann und b) keinesfalls feststeht. Du wirst durch das Auto also unflexibel und im Zweifel wird es zu einer teuren Last.
Du kannst das Auto aber grundsätzlich jederzeit verkaufen. Mit Vorfälligkeitsentschädigung und Wertverlust ist dann grob deine Anzahlung weg, vielleicht ein par Euro mehr. Schmerzhaft, aber nicht existentiell.
Ist es allgemein ratsam, das zu machen? Nein, ist es nicht.
Ist es die absolute Vollkatastrophe die dich sicher ins Unglück reißt? Nein, ist es auch nicht.
Also mach wie Du meinst, sei dir der Risiken und der Eigenverantwortung bewusst. Und in ein par Jahren wirst Du wissen, ob es eine gute Entscheidung war. Willkommen im Erwachsenleben.
Zitat:
@fehlzündung schrieb am 11. Mai 2021 um 08:32:30 Uhr:
Wenn du einen Bürgen hast, hast du ja eben keine Verantwortung, sondern der Bürge. Also machst du genau das Gegenteil: Du lebst über deinen Möglichkeiten (weil du einen Kredit hast, den du regulär nie bekommen hättest und der bei deinem Einkommen auch viel zu hoch ist) und du wälzt das Risiko auf eine andere Person (Bürge) ab.
Naja, übertreiben wir mal nicht.
Der TE hat die Anzahlung von 7.000 € für einen Jahreswagen für 28.000 Euro zusammen. Dazu tilgt er mutmaßlich irgendwas um 10 Prozent p.a.
Im worst case kann der TE den Wagen nicht halten. Der Restwert wird aber wohl nicht (erheblich) unter die Restschuld fallen so dass das Risiko der Eltern wohl kaum realistisch 5000 € übersteigen dürfte.
Die wird sich die Eltern zudem im Zweifel irgendwann von Sohnemann zurückholen. Und wenn Sohnemann so hart strandet, dass er die 5.000 € niemals zurückzahlen kann, dann sind die par Euro die kleinste Sorge für die offenbar nicht am Existenzminimum darbenden Eltern.
Finde ich das daher gut? Nein. Ist das Konstrukt mit bürgenden Eltern grundsätzlich verwerflich? Wohl kaum.
Stell dir mal vor du bringst deine Eltern wegen so einer dummen Phantasie wie einem (Fast-)Neuwagen um mehrere Tausend Euro.
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Zitat:
@E97 schrieb am 11. Mai 2021 um 15:31:38 Uhr:
Stell dir mal vor du bringst deine Eltern wegen so einer dummen Phantasie wie einem (Fast-)Neuwagen um mehrere Tausend Euro.
Naja, da muss man aber sagen: die sind auch 3x7/mündig/erwachsen. Die können das Risiko wohl einschätzen. Wenn nicht können sie es einfach verhindern.
Zitat:
@E97 schrieb am 11. Mai 2021 um 15:31:38 Uhr:
Stell dir mal vor du bringst deine Eltern wegen so einer dummen Phantasie wie einem (Fast-)Neuwagen um mehrere Tausend Euro.
Meine Eltern hätten für so etwas nicht gebürgt. Ich hätte auch nicht danach gefragt. Wenn es aber doch so gekommen wäre, dann hätte ich das Geld eben in der Folge zurückgezahlt. Oder meine Eltern hätten mir aus reiner Nettigkeit die Schulden erlassen.
Den Bürgen sollst du würgen. Wenn ein erwachsener Mensch bürgt, dann ist ihm das Risiko hoffentlich bewusst. Wenn die Eltern genug Zutrauen zu ihrem Sohn und/oder ausreichende finanzielle Reserven haben, dann ist das nicht an mir, das zu bewerten.
Es gibt durchaus Familien, wo auch der Verlust von 5.000 € (oder auch deutlich mehr) wenn überhaupt kurzzeitig die Stimmung verhagelt.
Wenn seine Eltern selbst knapp am Limit wären (was sie ja ausweislich seiner Darstellung nicht sind) wäre das anders.
Ich halte den Kauf auch nicht für sinnvoll und mahne das Risiko an. Wenn der TE aber trotzdem den Wagen kaufen will, ist das - mit dem Segen seiner Eltern - seine Entscheidung.
Ich muss nicht erwachsenen Menschen moralinsauer erklären, welche Entscheidungen sie treffen dürfen.
Der TE hat ja bereits ein Auto; die Entscheidung eilt somit nicht.
Zu seinen bisher gesparten 7.000 Euronen könnte er von seiner Ausbildungsvergütung noch locker und schnell ein paar tausend Euro zusätzlich ansparen und das Delta verkleinern 😉
Zitat TE:
"Ein Auto hat mir mein Vater nach bestandener Führerscheinprüfung schon geholt gehabt, was ich aktuell auch noch am Fahren bin."
Mich würde immer noch interessieren (Baba, tut nix zur Sache)
- was wird gerade gefahren?
- was soll es werden?
Wenn Papa einen Honda Jazz in rosé Metallic gekauft hat ... 😉 da kann ich jeden Jungen Mann verstehen der was anderes will.
Jeder erwachsene Mensch kann natürlich seine eigenen Entscheidungen treffen und muß auch mit den Konsequenzen leben.
Ich wollte damit nur deutlich machen, dass es wenig mit finanzieller Eigenverantwortung zu tun hat, wenn die Eltern für einen Konsumkredit bürgen.
Der TE sagt ja selber, dass sein Vate rihm beibringen will, seine Finanzen selber zu regeln. Deshalb und nur deshalb gehe ich da überhaupt drauf ein. Denn finanzielle Eigenverantwortung heißt ja nichts anderes, als meine Einnahmen und Ausgaben stehen in einem gesunden Verhältnis, was ich mir kaufe, kann ich mir leisten und Kredite, die ich aufnehme, kann ich sicher zurückzahlen.
Wenn dann aber der Vater für einen Spaßkredit bürgt, den der TE so gar nicht bekommen würde, dann lernt er ja eben nicht, mit dem eigenen Geld auszukommen.
Man kann die Bank ja rauslassen und der Vater gibt den Kredit privat. Dann wird doch klar, der TE kann sich das nur erlauben, weil er finanzstarke Eltern im Hintergrund hat.
Mir ist es auch völlig egal, wie andere ihre Finanzen regeln. Sind ja alles erwachsene Leute, aber wenn jemand schon fragt, erlaube ich mir auch meine Meinung dazu.
Und die lautet: Klar geht es unter den Voraussetzungen mit den Eltern im Hintergrund, weil sie ihm immer den Hintern retten können, aber sinnvoll ist es nicht und eine Möglichkeit zum Umgang mit Geld erlernen auch nicht.
Er könnte ihn folieren lassen in kanarierengelb und weiterfahren 😁
Zitat:
@fehlzündung schrieb am 11. Mai 2021 um 16:04:30 Uhr:
Ich wollte damit nur deutlich machen, dass es wenig mit finanzieller Eigenverantwortung zu tun hat, wenn die Eltern für einen Konsumkredit bürgen.
In dem Punkt würde ich dir Recht geben, wobei das Konzept mit einem Bürgen ja nicht grundsätzlich der Eigenverantwortung entgegensteht.
Denn grundsätzlich haftet der Schuldner ja weiterhin, der Bürge befriedigt nur den Gläubiger. Und gerade bei "kleineren Beträgen" wie hier (wir reden am Ende von einem Risiko zwischen 1000 und 5000 Euro) ist wohl davon auszugehen, dass der TE das Geld im Laufe der kommenden Jahre schon zurückzahlen wird.
Das Problem ist doch immer, dass es für das richtige Auto kein Patentrezept gibt. Der kundige Schrauber kauft sich ne Restverbrauchskarre für 1000-2000 Euro und fährt den 4 Jahre bei minimalen Kosten, aber mit hohem Aufwand.
Wenn man kein Schrauber ist, muss man eben mehr ausgeben. Da kann man dann auch für 5-10.000 was schönes kriegen, aber da ist das Risiko mal daneben zu greifen auch nicht so gering.
Bei einem jungen Gebrauchten mit Garantie hat man halt Sicherheit. dafür kostet das ganze eben, wenn es nicht das Kassengestell mit Buchhalterausstattung sein soll. Nun darf man durchaus die Meinung vertreten, dass doch gerade junge Menschen vor Berufsantritt die Zielgruppe für derartige Null-Emotions-Autos sind und überhaupt erst einmal froh sein sollten, überhaupt ein Auto zu fahren.
Das ist nicht ganz falsch, hilft aber eben nicht, wenn den jungen Mitmenschen eine gewisse automobile Leidenschaft gepackt hat.
Am Ende bleibt nur, dass die Wahl der Mobilitätsform eben eine individuelle Entscheidung ist.
Ich sehe schon, in was für eine Richtung die Antwort tendiert und ganz nüchtern betrachtet ist es vielleicht wirklich so, dass es dumm von meiner Seite aus wäre, wenn sich ungeplante Sachen im späteren Zeitpunkt ergeben. Mit dem Ersparten werde ich dann - so wie es ausschaut - einfach eine lockere Ausbildung genießen, indem ich mal hier und da hinreise und einen gewissen Teil der eigentlich geplanten Anzahlung + gewisse % meines kommenden Gehalts in ETF stecken. Da bin ich besser aufgehoben.
Danke für all die Antworten 🙂
Und, da hier mal die Frage aufgekommen ist, welches Fahrzeug ich derzeit fahre: Habe damals eine E Klasse bekommen (e280cdi w211 2006er BJ) und musste dafür wirklich "kämpfen", da ich sonst hätte erstmal einen Kompaktwagen bekommen, mit dem ich das Fahren lernen bzw. verinnerlichen sollte, da noch Anfänger und die ganze Thematik. Bisher problemlos damit gefahren und wird auch täglich weiterhin bewegt, aber ist nicht mehr der Jüngste. Wenn ich dann ab und zu das Fahrzeug meines Vaters oder meiner Mutter nehmen kann und später dann wieder in meinem sitze, dann fühlt es sich so an, als ob man von einem Pferd ab- und auf einen Esel aufsteigt. 😁
Das Fahrzeug ist allerdings als Zweitwagen bei der Versicherung meines Vaters angemeldet und bisher trug auch er die ganzen Kosten bezüglich Versicherung, Tank, anfällige Reparaturen und lies mich somit ein Stück sparen, was quasi diese 7-8.000€ sind, die ich als Anzahlung gedacht hatte. Demnächst soll allerdings ich für Tank und Reparaturen aufkommen, was okay ist.
@ixtra
Von allen Beiträgen zum Thema gefallen mir Deine Postings am besten. Nicht nur weil sie sachlich und nicht fern der Realität sind, sondern auch wegen Deiner ehrlichen und fairen Haltung gegenüber einem jungen Erwachsenen. Dafür ein Danke meinerseits! 🙂
Einkommen und Fahrzeugpreis stehen hier in keinem Verhältnis zueinander.
Aber das ist ja mittlerweile fast zum Standard geworden.
Zitat:
@cripwalk schrieb am 12. Mai 2021 um 00:06:37 Uhr:
Mit dem Ersparten werde ich dann - so wie es ausschaut - einfach eine lockere Ausbildung genießen, indem ich mal hier und da hinreise und einen gewissen Teil der eigentlich geplanten Anzahlung + gewisse % meines kommenden Gehalts in ETF stecken. Da bin ich besser aufgehoben.
Ich denke, dass Du damit besser fährst. Und tolle Autos gibt es auch später noch.
Zitat:
@cripwalk schrieb am 12. Mai 2021 um 00:06:37 Uhr:
Und, da hier mal die Frage aufgekommen ist, welches Fahrzeug ich derzeit fahre: Habe damals eine E Klasse bekommen (e280cdi w211 2006er BJ) und musste dafür wirklich "kämpfen",
Also ein 15 Jahre alter W211 ist nun wahrlich "Leiden" auf hohem Niveau. Wenn der technisch in Ordnung ist, gibt es für den Einsatzweck "bequemes Reisen" nicht einmal wirklich soooo viel besseres. Klar gibt es Autos mit mehr Leistung, mit mehr technischen Gadgets oder mehr "bling"-Faktor. Aber bequem und sicher von A nach B mit ausreichender Fahrleistung bringt dich dein Auto fraglos. Und der Verbrauch ist auch im Rahmen.
Zitat:
@cripwalk schrieb am 12. Mai 2021 um 00:06:37 Uhr:
Wenn ich dann ab und zu das Fahrzeug meines Vaters oder meiner Mutter nehmen kann und später dann wieder in meinem sitze, dann fühlt es sich so an, als ob man von einem Pferd ab- und auf einen Esel aufsteigt. 😁
Im Allgemeinen ist es gut, wenn noch Luft nach oben bleibt. Du sollst dich doch auch noch auf die Dinge freuen können, die Du dir erarbeitest.
Mach deine Ausbildung, hab Spaß an dem Beruf und genieße einfach die finanzielle Unabhängigkeit. Ein Auto ist - bei aller Begeisterung dafür - eben nur ein kleiner Teil deines Alltages.
Gerade in jungen Jahren sind doch auch Urlaube und Events von enormer Bedeutung.