Fast noch neue Reifen: wie am geschicktesten auf Ganzjahresreifen umrüsten?

Genesis

Hallo,

wollte mal ein Thema besprechen, das im Abwrackprämienjahr hier bestimmt mehrere betreffen wird:
Ich habe meinen Getz diesen März neu gekauft und inzwischen knapp 10.000 km runter. Nun steht der Winter vor der Tür, und ich würde gern auf Ganzjahresreifen umrüsten. Damit habe ich am Vorgängerfahrzeug über viele Jahre beste Erfahrungen gemacht: praktisch, da man sich 2 jährliche Wechsel und den Lagerplatz spart, super haltbar, kein feststellbarer Mehrverbrauch und trotzdem war ich - dank Schneeflockensymbol - auch bei Schnee und Eis legal und für meinen Geschmack auch völlig sicher unterwegs. (ACHTUNG: Ich will hier KEINE Sicherheitsdebatte eröffnen, natürlich sind "echte" Winterreifen bei winterlichen Straßenverhältnissen NOCH sicherer, aber Sicherheit hängt auch noch mehr vom individuellen Fahrverhalten ab, und deshalb empfinde ich für meine Zwecke und Verkehrsbedürfnisse "richtige" Winterreifen tendenziell als Overkill.)

Nun aber die Frage: Meine Sommerreifen sind ja gerade erst ein bisschen eingefahren und zustandsmäßig makellos (ich bin kein Bordsteinzwirbler) - was würdet ihr in so einem Fall machen? Am liebsten würde ich sie zu einem fairen Preis loswerden, denn einlagern und im nächsten Frühjahr wieder aufziehen, macht ja nur in Verbindung mit "richtigen" Winterreifen Sinn, und auf diese Schiene will ich ja gerade nicht geraten. Außerdem will ich auch keinen zweiten Satz Felgen kaufen. - Bevor ich nun alle Reifenhändler durchtelefoniere und jeweils in komplizierte (und meist wohl frustrierende) Preisverhandlungen eintrete, würde mich interessieren, ob jemand hier in dieser Richtung schon mal einen guten Deal abgeschlossen hat, und wie er dabei vorgegangen ist. Gibt es vielleicht auch Reifenhandelsfirmen in der heutigen Marktvielfalt, die in der Hoffnung auf fortan langfristige Kundenbindung hier besonders kulant sind? Einen Preis von ca. 20,00 € pro Sommerreifen würde ich schon gern noch erzielen - oder ist das völlig abgehoben und utopisch?

Danke für eure Erfahrungen und Ideen... 🙂

Getzno

Beste Antwort im Thema

@ Romiman: So werde ich's wohl machen, auch wenn mir das mit der vorübergehenden Lagerung der Sommerreifen nicht schmeckt. Auch wenn ich persönlich damit sehr zufrieden war, sind diese KUMHO-Dinger vom öffentlichen Ruf her ja nicht gerade so der Renner und werden - zumal ohne Felgen - auch im Frühling privat wohl relativ schwer oder allenfalls für ein Spottgeld loszubringen sein...

@ nanimarc: So wirtschaftlich kommt mir dein Vorschlag leider nicht vor, vergleiche mal:
4 anständige Ganzjahresreifen inkl. Wuchten und Montage: 264 € (die von scheffi87zx erwähnten Goodyear Vector 4Season) - 4 Winterreifen, die "winterlich" halbwegs so viel taugen, dürften da auch nicht billiger kommen, und dazu dann noch die Felgen und den Verdruß mit der Lagerung im engen Keller, wo doch die Ganzjahresreifen (von der speziellen Marke jedenfalls)
schon so verschleißfest sind, dass ich mir bei meiner privaten Fahrleistung eher Gedanken um deren Alterung machen muss. Was soll ich da mit zwei Sätzen, von denen speziell die Winterreifen nur alt und hart werden?

@ Team06:

Von solch pauschal-schematischer Denkweise halte ich bei diesem Thema nicht viel. Willst du mir im Ernst erzählen, dass du generell ab Mitte September mit Winterreifen fährst??

Zitat:

"richtige" winterreifen sind um unsere aller sicherheit einfach pflicht. die meisten überschätzen sich und ihre "tolle" fahrzeugbeherrschung. auch sagt einem am ende immer die versicherung, was richtig gewesen wäre!

Da muss ich dir widersprechen, denn im Gegensatz dazu halte ich persönlich eher Leute mit allzu einseitigem Vertrauen auf die "richtige" Ausrüstung für problematisch... Ohne dir jetzt was unterstellen zu wollen, aber du weißt schon: Diejenigen, die mit dem nobel ausgestatteten Familien-SUV bei Tempo 160 ohne Überholabsicht, sondern "einfach nur so" mit 5 m Abstand zum Vordermann die Bahn entlang heizen, Motto: "Reicht doch, ich hab' ja ABS und notfalls 32 Airbags!" (Und 'n Aufkleber hinten drauf: "Baby an Bord"...) Oder die anderen Spezialisten, die auf leicht kurviger, waldiger Strecke mit stellenweise Glatteisgefahr die 100 km/h-Marke nur mal von oben streifen: "Na und, ich hab' doch ESP und außerdem neue Markenwinterreifen!" - Dieser umsatzfördernde Trend zur "Hochsicherheitstechnologie" wird ja auch von Industrie und Werbung nur zu gerne befeuert. Wodurch aber nicht weniger passiert als früher, die Leute überleben's vielleicht nur tendenziell heiler. Wer heute in seiner Karre kein ESP hat, gilt deshalb schon fast als "asozial", aber auf den Straßen wird gebrettert und sich um die einfachsten Regeln und Rücksichten einen feuchten Kehrricht geschert, als sei die motorisierte Fortbewegung in Wirklichkeit die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln!

Ich traue mich, das zu beurteilen, denn ich bin mittlerweile 45, in den Alpen aufgewachsen und habe deswegen auch "richtige" Winter erlebt, auch noch als Autofahrer. Außerdem fahre ich auch beruflich, und zwar keine federleichten Spielzeuge oder Spaßkugeln, wie ich mit meinem Getz privat eine besitze. Und aus dieser Erfahrung heraus kann ich sagen, dass die meisten Probleme im Verkehr einen halben bis dreiviertel Meter hinter dem Lenkrad sitzen und nicht irgendwo sonst am Auto. Auf wirklich glatter Strecke, z. B. bei festgefahrener Schneedecke, nützen dir z. B. die teuersten Winterreifen auch nur wenig, wenn irgendein sommerlicher Bleifuß vor dir an einer längeren Steigung mit dem Gaspedal nicht umgehen kann und die ganze Schlange deshalb zum Stehen kommt. Wie viele führerscheinbewehrte und durchaus mit Winterreifen bestückte Pappnasen (Anwesende natürlich ausgeschlossen 😉) trifft man doch bei jeder halbwegs kernigen Schneelage, die glauben, man könne sich mit Vollgas im ersten Gang und mit durchdrehenden Reifen aus einer Schneewehe befreien...

Nein, der Witterung angepasste Ausrüstung und insbesondere Reifen sind das Eine, und natürlich gibt's über diese nackte Selbstverständlichkeit überhaupt nichts zu diskutieren - dafür und für alles, was die Versicherung dann ggfs. zu sagen oder nicht zu sagen hat, steht dann das auch in meinen Augen im Winter unverzichtbare Schneeflockensymbol auf der Reifenflanke, das aber - wenn vorhanden - eben auch vielen Ganzjahresreifen volle Wintertauglichkeit im juristischen Sinne atestiert! Aber innerhalb dieser Grundvoraussetzung gibt es noch durchaus Spielräume des individuell nach Gegend und Nutzung am meisten Angebrachten, und da sind "reinrassige" Winterreifen bei weitem nicht pauschal der Weisheit letzter Schluß.
Selbst "richtige" Winterreifen, muss man bedenken, sind in sich ja auch nur wieder ein Kompromiss, sogar im Winter: Auf nasser, also nicht schneebedeckter oder vereister Straße sind ihnen im Bremsverhalten Sommerreifen wegen der besseren Wasserverdrängung immer voraus, egal bei welcher Temperatur (die ja bei dieser Konstellation nicht unter 0 liegen kann). Das schreiben professionelle Reifentester, machen sich aber nur wenige Nutzer klar. Trotzdem empfiehlt es sich natürlich, im Winter auch für andere Straßenverhältnisse gerüstet zu sein und daher keine Sommerreifen zu verwenden, aber es gibt eben dann auch im Winter Situationen, wo man dann trotz oder gerade wegen der Winterreifen im Moment streng genommen nicht ganz optimal ausgerüstet unterwegs ist. Und genau diese unvermeidbare Diskrepanz gilt es dann eben je nach den aktuellen Verhältnissen - so oder anders herum - mit dem richtigen Verhalten auszugleichen, darauf kann deshalb niemals verzichtet werden!

Anderes Beispiel: Wie schon erwähnt war ich mit dem Vorgängerfahrzeug 8 Jahre lang völlig problemlos und zufrieden auf (allerdings guten) Ganzjahresreifen (dem Vorgängermodell der oben und von scheffi87zx erwähnten, mit denen ich im Übrigen jetzt auch liebäugele) unterwegs, und einmal fuhr ich damit an einem knackig kalten Bilderbuchfebruartag quer durch Norwegen, von Bergen bis Höhe Oslo, und zwar auch noch großteils auf Nebenstrecken und über einige mittelhohe Pässe. Es lag zünftig viel, zum Teil erst kurz zuvor gefallener Schnee, und bekanntlich räumen die Norweger zwar mustergültig, aber streuen kein Salz, und Split auch nur an starken Steigungen. Die Einheimischen haben ja schließlich auch ihre Spikes, aber ich - das gebe ich zu - fand es schon spannend, ob ich mit meinen Ganzjahresreifen die teilweise doch nicht unerhelblichen und langen und außer dem Räumen unbehandelten Steigungen bezwingen würde. Dass es dann ohne Komplikationen gelang, lag weniger an den tollen Reifen, sondern an dem geringen Verkehr, der das richtige Verhalten ermöglichte, indem er dafür sorgte, dass ich es immer vermeiden konnte, ausgerechnet an einer Steigung irgendeinen Schleicher vor mir zu haben, der mich hätte ausbremsen können. Am Berg wieder anzufahren hätte ich in der Tat oft vergessen können, aber so konnte ich alle Anstiege von vornherein im richtigen Gang und Tempo anvisieren und mit einer Gasdosierung am aber nicht über dem Limit den Schwung maximal ausnutzen, so dass die Traktion immer (mindestens) bis zum Scheitelpunkt reichte.
Und ich bin vor allem nicht der Meinung, dass "reinrassige" Winterreifen unter diesen Bedingungen einen großern Komfortgewinn gebracht hätten, indem man es sich hätte leisten können, die Konzentration zu vermindern, sondern was man an diesem Tag in dieser Gegend am besten gebraucht hätte, um völlig sorg- und gedankenlos dahinzutuckern, wären eben Spikes gewesen (oder im Notfall Ketten, aber dann hätte die Reise zwei Tage gedauert).

Mit anderen Worten, die jederzeit "perfekte" Ausrüstung ist in Wirklichkeit ein Phantom, dem man zwar hinterherjagen, das man aber mit vertretbarem Aufwand nie dauerhaft erreichen kann. Es kann in der Praxis immer nur um den bestmöglichen, verantwortbaren Kompromiss gehen UND gleichzeitig um das entsprechnde, darauf abgestimmte, am besten nicht zu blind technikgläubige, eigene Verhalten. Und vor diesem Hintergrund sind anständige Ganzjahresreifen heutzutage in vielen, bereits hier im Thread erwähnten Gegenden und Nutzungen eine allemal verantwortbare und juristisch im Sinne der Vorschriften sowie praktisch mit Fug und Recht einwandfreie Alternative!

Gruß

Getzno

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Billiger wohl schon, aber auch sicherer? An der Sicherheit sparen heißt am falschen Ende sparen!
Aber diese Entscheidung fällt jeder für sich und seine "Opfer" allein.

Ich persönlich halte es mit der goldenen Regel: Winterreifen von O(ktober) bis O(stern) und Sommerreifen von O(stern) bis O(ktober), und fahre sehr gut und günstig damit.

Da man aber immer noch einen Dümmeren, wie sich selbst finden kann, habe ich bisher wohl einfach nur Schwein gehabt.

Allen Reifensparern immer eine handbreit trockene und warme Straße unter den Ganzjahresreifen.

habe ente

Wobei, wer Winter- & Sommerreifen fährt, bis 100 000 km keine neuen Reifen braucht. Der Ganzjahresreifenfahrer aber bis dahin ca 2 Mal neue Reifen kaufen muß. 😁 Wenn mein Auto, nach ca 3 Jahren und fast 100 000 km weg geht, haben die S & WR noch 4 mm Profil. 
MfG aus Bremen 

Zitat:

@Getzno schrieb am 24. Oktober 2009 um 13:13:21 Uhr:


@ Romiman: So werde ich's wohl machen, auch wenn mir das mit der vorübergehenden Lagerung der Sommerreifen nicht schmeckt. Auch wenn ich persönlich damit sehr zufrieden war, sind diese KUMHO-Dinger vom öffentlichen Ruf her ja nicht gerade so der Renner und werden - zumal ohne Felgen - auch im Frühling privat wohl relativ schwer oder allenfalls für ein Spottgeld loszubringen sein...

@ nanimarc: So wirtschaftlich kommt mir dein Vorschlag leider nicht vor, vergleiche mal:
4 anständige Ganzjahresreifen inkl. Wuchten und Montage: 264 € (die von scheffi87zx erwähnten Goodyear Vector 4Season) - 4 Winterreifen, die "winterlich" halbwegs so viel taugen, dürften da auch nicht billiger kommen, und dazu dann noch die Felgen und den Verdruß mit der Lagerung im engen Keller, wo doch die Ganzjahresreifen (von der speziellen Marke jedenfalls)
schon so verschleißfest sind, dass ich mir bei meiner privaten Fahrleistung eher Gedanken um deren Alterung machen muss. Was soll ich da mit zwei Sätzen, von denen speziell die Winterreifen nur alt und hart werden?

@ Team06: Von solch pauschal-schematischer Denkweise halte ich bei diesem Thema nicht viel. Willst du mir im Ernst erzählen, dass du generell ab Mitte September mit Winterreifen fährst??

Zitat:

@Getzno schrieb am 24. Oktober 2009 um 13:13:21 Uhr:



Zitat:

"richtige" winterreifen sind um unsere aller sicherheit einfach pflicht. die meisten überschätzen sich und ihre "tolle" fahrzeugbeherrschung. auch sagt einem am ende immer die versicherung, was richtig gewesen wäre!


Da muss ich dir widersprechen, denn im Gegensatz dazu halte ich persönlich eher Leute mit allzu einseitigem Vertrauen auf die "richtige" Ausrüstung für problematisch... Ohne dir jetzt was unterstellen zu wollen, aber du weißt schon: Diejenigen, die mit dem nobel ausgestatteten Familien-SUV bei Tempo 160 ohne Überholabsicht, sondern "einfach nur so" mit 5 m Abstand zum Vordermann die Bahn entlang heizen, Motto: "Reicht doch, ich hab' ja ABS und notfalls 32 Airbags!" (Und 'n Aufkleber hinten drauf: "Baby an Bord"...) Oder die anderen Spezialisten, die auf leicht kurviger, waldiger Strecke mit stellenweise Glatteisgefahr die 100 km/h-Marke nur mal von oben streifen: "Na und, ich hab' doch ESP und außerdem neue Markenwinterreifen!" - Dieser umsatzfördernde Trend zur "Hochsicherheitstechnologie" wird ja auch von Industrie und Werbung nur zu gerne befeuert. Wodurch aber nicht weniger passiert als früher, die Leute überleben's vielleicht nur tendenziell heiler. Wer heute in seiner Karre kein ESP hat, gilt deshalb schon fast als "asozial", aber auf den Straßen wird gebrettert und sich um die einfachsten Regeln und Rücksichten einen feuchten Kehrricht geschert, als sei die motorisierte Fortbewegung in Wirklichkeit die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln!

Ich traue mich, das zu beurteilen, denn ich bin mittlerweile 45, in den Alpen aufgewachsen und habe deswegen auch "richtige" Winter erlebt, auch noch als Autofahrer. Außerdem fahre ich auch beruflich, und zwar keine federleichten Spielzeuge oder Spaßkugeln, wie ich mit meinem Getz privat eine besitze. Und aus dieser Erfahrung heraus kann ich sagen, dass die meisten Probleme im Verkehr einen halben bis dreiviertel Meter hinter dem Lenkrad sitzen und nicht irgendwo sonst am Auto. Auf wirklich glatter Strecke, z. B. bei festgefahrener Schneedecke, nützen dir z. B. die teuersten Winterreifen auch nur wenig, wenn irgendein sommerlicher Bleifuß vor dir an einer längeren Steigung mit dem Gaspedal nicht umgehen kann und die ganze Schlange deshalb zum Stehen kommt. Wie viele führerscheinbewehrte und durchaus mit Winterreifen bestückte Pappnasen (Anwesende natürlich ausgeschlossen 😉) trifft man doch bei jeder halbwegs kernigen Schneelage, die glauben, man könne sich mit Vollgas im ersten Gang und mit durchdrehenden Reifen aus einer Schneewehe befreien...

Nein, der Witterung angepasste Ausrüstung und insbesondere Reifen sind das Eine, und natürlich gibt's über diese nackte Selbstverständlichkeit überhaupt nichts zu diskutieren - dafür und für alles, was die Versicherung dann ggfs. zu sagen oder nicht zu sagen hat, steht dann das auch in meinen Augen im Winter unverzichtbare Schneeflockensymbol auf der Reifenflanke, das aber - wenn vorhanden - eben auch vielen Ganzjahresreifen volle Wintertauglichkeit im juristischen Sinne atestiert! Aber innerhalb dieser Grundvoraussetzung gibt es noch durchaus Spielräume des individuell nach Gegend und Nutzung am meisten Angebrachten, und da sind "reinrassige" Winterreifen bei weitem nicht pauschal der Weisheit letzter Schluß.
Selbst "richtige" Winterreifen, muss man bedenken, sind in sich ja auch nur wieder ein Kompromiss, sogar im Winter: Auf nasser, also nicht schneebedeckter oder vereister Straße sind ihnen im Bremsverhalten Sommerreifen wegen der besseren Wasserverdrängung immer voraus, egal bei welcher Temperatur (die ja bei dieser Konstellation nicht unter 0 liegen kann). Das schreiben professionelle Reifentester, machen sich aber nur wenige Nutzer klar. Trotzdem empfiehlt es sich natürlich, im Winter auch für andere Straßenverhältnisse gerüstet zu sein und daher keine Sommerreifen zu verwenden, aber es gibt eben dann auch im Winter Situationen, wo man dann trotz oder gerade wegen der Winterreifen im Moment streng genommen nicht ganz optimal ausgerüstet unterwegs ist. Und genau diese unvermeidbare Diskrepanz gilt es dann eben je nach den aktuellen Verhältnissen - so oder anders herum - mit dem richtigen Verhalten auszugleichen, darauf kann deshalb niemals verzichtet werden!

Anderes Beispiel: Wie schon erwähnt war ich mit dem Vorgängerfahrzeug 8 Jahre lang völlig problemlos und zufrieden auf (allerdings guten) Ganzjahresreifen (dem Vorgängermodell der oben und von scheffi87zx erwähnten, mit denen ich im Übrigen jetzt auch liebäugele) unterwegs, und einmal fuhr ich damit an einem knackig kalten Bilderbuchfebruartag quer durch Norwegen, von Bergen bis Höhe Oslo, und zwar auch noch großteils auf Nebenstrecken und über einige mittelhohe Pässe. Es lag zünftig viel, zum Teil erst kurz zuvor gefallener Schnee, und bekanntlich räumen die Norweger zwar mustergültig, aber streuen kein Salz, und Split auch nur an starken Steigungen. Die Einheimischen haben ja schließlich auch ihre Spikes, aber ich - das gebe ich zu - fand es schon spannend, ob ich mit meinen Ganzjahresreifen die teilweise doch nicht unerhelblichen und langen und außer dem Räumen unbehandelten Steigungen bezwingen würde. Dass es dann ohne Komplikationen gelang, lag weniger an den tollen Reifen, sondern an dem geringen Verkehr, der das richtige Verhalten ermöglichte, indem er dafür sorgte, dass ich es immer vermeiden konnte, ausgerechnet an einer Steigung irgendeinen Schleicher vor mir zu haben, der mich hätte ausbremsen können. Am Berg wieder anzufahren hätte ich in der Tat oft vergessen können, aber so konnte ich alle Anstiege von vornherein im richtigen Gang und Tempo anvisieren und mit einer Gasdosierung am aber nicht über dem Limit den Schwung maximal ausnutzen, so dass die Traktion immer (mindestens) bis zum Scheitelpunkt reichte.
Und ich bin vor allem nicht der Meinung, dass "reinrassige" Winterreifen unter diesen Bedingungen einen großern Komfortgewinn gebracht hätten, indem man es sich hätte leisten können, die Konzentration zu vermindern, sondern was man an diesem Tag in dieser Gegend am besten gebraucht hätte, um völlig sorg- und gedankenlos dahinzutuckern, wären eben Spikes gewesen (oder im Notfall Ketten, aber dann hätte die Reise zwei Tage gedauert).

Mit anderen Worten, die jederzeit "perfekte" Ausrüstung ist in Wirklichkeit ein Phantom, dem man zwar hinterherjagen, das man aber mit vertretbarem Aufwand nie dauerhaft erreichen kann. Es kann in der Praxis immer nur um den bestmöglichen, verantwortbaren Kompromiss gehen UND gleichzeitig um das entsprechnde, darauf abgestimmte, am besten nicht zu blind technikgläubige, eigene Verhalten. Und vor diesem Hintergrund sind anständige Ganzjahresreifen heutzutage in vielen, bereits hier im Thread erwähnten Gegenden und Nutzungen eine allemal verantwortbare und juristisch im Sinne der Vorschriften sowie praktisch mit Fug und Recht einwandfreie Alternative!

Gruß

Getzno

Wow! Sehr gut und sachlich fundiert geschrieben.
Daher hole ich den Beitrag nochmal hoch und zitieren ihn in ganzer Länge.

Dass Winterreifen im Winter bei Trockenheit oder Nässe (ohne Frost) unsicherer sind als Sommerreifen verstehen leider die wenigsten.

Pauschal Oktober und Ostern die Reifen zu wechseln ist damit der größte Quatsch.

Einfach mal Bremsweg bei Trockenheit/Nässe und Aquaplaning von Sommerreifen und Winterreifen vergleichen.

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