Fahrbericht C180 K Mopf

Mercedes C-Klasse W203

Da mein CLK gerade in der Werkstatt steht, habe ich für 3 Tage einen fast neuen C180 Kompressor Elegance mit Automatik bekommen.
Mercedes machte ja vollmundig Werbung für die Modellpflege, da war das endlich eine prima Gelegenheit, die neuen Errungenschaften gegenüber meiner hoffnungslos veralteten Gurke zu testen... 🙂

Innenraum:
Das optisch wichtigste Modellpflegeopfer. Jetzt macht der Kleine innen endlich was her. Auch wenn Geschmäcker verschieden sind - aber Omas Küchenwaagendesign wars ja wohl irgendwie nicht mehr...
Optik, gefühlte Qualität und Ergonomie sind nun tadellos. Sieht zwar tatsächlich stark nach Audi aus, aber es gibt schlechtere Komplimente.
Das CLK-Design wird nachwievor nicht erreicht, aber irgendwas wollen diese armen, des Rechnens unkundigen Menschen für Ihren überdimensionierten Aufpreis ja auch haben... 😛

Karosserie:
Ohne Fehl und Tadel. Ich mag keine Limos, aber das ist eine andere Geschichte.

Motor:
Wirklich beeindruckend, wieviel Dampf der Kleine mit seinen schlanken 143 PS macht - und das bei tadelloser Laufkultur.
Dazu kommt ein Spritverbrauch, der sich immer 2-3 Liter unterhalb meiner Karre bewegt. Insbesondere in der Stadt kamen mir die Tränen. Der Wagen lässt sich im Schnitt locker mit 8 Litern bewegen.

Automatik:
Passt nicht wirklich gut zum Motor. Wer den 3er-Automat kennt, findet sie wohl umwerfend. Aber gegenüber dem Automat im 320er Benz muss man deutliche Abstriche machen.
Beim Anfahren fällt man in ein Leistungsloch, bei kleinsten Gasbewegungen wird runtergeschaltet, wenn man die Power will, macht er erst mal Siesta (ein spanisches Modell??) und wenn er schaltet, dann manchmal mit der Frage: "heute schon genickt?"
Diese Kritik findet natürlich auf hohem Niveau statt - aber bei MB gibts definitiv bessere Motoren für den Wandlerautomat.

Fahrwerk:
... ohje... wie sag ichs nur, ohne Prügel zu kriegen...?
Für diese Modellpflege gehören die Verantwortlichen gefoltert. Z.B. indem sie lebenslang mit einer modellgepflegten C-Klasse über Pflastersteine und Schlaglöcher fahren müssen.
Ist dieser Planet nur noch von gestählten, rohe Eier fressenden Survival-Freaks bevölkert? Und wenn ja, wieso haben dann alle einen Schmerbauch?
Wieso schmeissen diese Marketing-Heinis bei DC den weltbesten Abrollkomfort ohne Not über Bord?
Kanaldeckel kommen fast so trocken durch wie bei meinem CLK mit Sportfahrwerk und 245er-Bereifung.
Bodenwellen absorbiert er zwar gut und wirklich grobe Schläge auch ganz passabel - aber unter einem "Benz" stelle ich mir spontan was anderes vor.
Leider bringt Härte nicht automatisch mehr Sportlichkeit. Die Seitenneigung und die Lenkung ersticken jede Sportlichkeit im Keim.
Ach ja, die Lenkung (Parameter nicht serienmässig, ein weiterer Grund zum foltern). Die Lenkung lenkt jetzt laut Werbung ja unglaublich direkt. Tut sie auch. Leider mit einer Rückmeldung, die jeder Nordsee-Fischkutter toppt. Das Ergebnis für den zügig fahrenden Umsteiger ist erstmal ein Fahrstil wie bei einem Karnickel auf der Flucht.
Vielleicht gewöhnt man sich dran. Will ich aber nicht.

Fazit:
Etwas zwiespältig.
Karosserie, Innenraum, Bedienung und Qualität sind jetzt top. Die Kompressormotoren dürften zu den besten 4-Zylindern der Welt gehören. 🙂
Der 180K mit Automatik ist Geschmacksache.
Aber Fahrwerk und Lenkung im Serientrim empfinde ich persönlich als völlig misslungen.
Der Komfort wurde verschlechtert, ohne in der Sportlichkeit an die Konkurrenz heranzukommen. 🙁

Ich persönlich würde entweder einen Vor-Mopf Komfort-Benz kaufen oder den aktuellen mit Sportfahrwerk und Parameterlenkung.
Oder auf den neuen 3er warten, falls man sich an der seltsamen Optik nicht stört und nicht durch eine Mercedes-Brille in der Sicht eingeschränkt wird... 😎

43 Antworten

Sehr gute Diskussion bisher!

Leider fehlt mir persönlich für DIESES hohe Niveau wirklich die Zeit um auch dazu ausführlich zu posten. Paquito wird mich verstehen, wenn ich erkläre, daß ich DAS was mir Herr S.F. andernorts im Forum glaubt als Beweis für unternehmerische Untätigkeit vorwerfen zu können, bislang tatsächlich "mit Links" auf screeny 3 einfach mal nebenher machen konnte.
Hier gehts aber zur Sache, da müßte ich echtes Hirnschmalz fließen lassen.
Ich könnte von der Seite des Unternehmers einges dazu sagen und hoffe auch, noch die Zeit zu finden um mich hier einzubringen.
Es ist zwar ohnedies nur Richtiges hier gesagt worden, allerdings viel "Ogilvy-Speach" . Auch hier wird Paquito vermutlich wissen, was das ist.

Fürs Erste möglichst kurz gesagt ist das Problem mit externen Beratern zumeist ein sehr menschliches, sowohl auf der einen wie auf der anderen Seite des Auftrages. Die Agentur (Berater) fühlt sich als Feind betrachtet und handelt (oft unterschwellig) demgemäß.
Der Konzern (Auftraggeber) fühlt sich oft "beleidigt, verarscht, als Versager gesehen, als Melkkuh betrachtet". Wobei auch darin ein gewisser Wahrheitsgehalt vermutet werden darf. Darüber hinaus, und jetzt kommt´s (!!) , sitzen ja in fast allen Schlüsselstellen der großen (Auto-)Konzerne sowieso nur mehr quasi "externe" Manager!!
Damit meine ich Geldempfänger, denen aber defacto nichts mehr an der "Marke" als solcher liegt, da sie ja noch gestern für eine andere gearbeitet haben. Mit Ausanhme von Herrn Ford IV (Natürlich nur mehr ein Schatten von Henry II ) gibt es keine Herren Opel, Daimler, Porsche, Packard usw. mehr.
Auch hinter den heutigen "Labels" in anderen Bereichen stehen ja nur mehr Gehalts-und Provisionsempfänger, die abräumen wollen so lange es mit dem Label-Namen eben geht.
Damit verkaufen sie aber sehr, sehr oft den heutigen Kunden für dumm ´(und der ist es auch noch) und verraten die Grundwerte der Namensbegründer gleich mit.

Servus,
CAMLOT

nochmal kurz zum thema elektronik:
mein erster PC war ein 386er DX40 mit windows 3.1, der überhaupt keine mucken machte. der nächste war ein P1 120 notebook mit windows 95. danach kam ein P2 266. beide geräte waren dank win95 der absolute horror. seit win2000 und dem P3 700 ging es dann wieder aufwärts. nun habe ich win xp prof auf einem 1600er athon bzw mittlerweile einem 2600er athlon und es gibt keine probleme.

überleitung zum auto:
wo befinden wir uns? ganz klar: in der windows 95 zeit. autos wie ein golf2 hatten auch schon elektronik. sie litten aber nicht darunter. siehe win 3.1. nun kam mit dem w203 das kapitel des elektronikärgers und der schlechten bedienbarkeit. siehe win95. leider ist es in der aktuellen e-klasse und im mopf c-klasse modell auch noch nicht viel besser. so win98 ungefähr.
was kommt als nächstes? logisch, windows 2000. die elektronik wird stabiler, die bedienung ist aber immer noch nicht das gelbe vom ei. anschliessend kommt dann die erlösung in form von win xp. ich freue mich darauf.

(btw: für diese story übernehme ich keine haftung:-))

Zitat:

Original geschrieben von Camlot


Darüber hinaus, und jetzt kommt´s (!!) , sitzen ja in fast allen Schlüsselstellen der großen (Auto-)Konzerne sowieso nur mehr quasi "externe" Manager!!
Damit meine ich Geldempfänger, denen aber defacto nichts mehr an der "Marke" als solcher liegt, da sie ja noch gestern für eine andere gearbeitet haben.
...
Damit verkaufen sie aber sehr, sehr oft den heutigen Kunden für dumm ´(und der ist es auch noch) und verraten die Grundwerte der Namensbegründer gleich mit.

Eine sehr interessante Aussage vor dem Hintergrund der Unternehmens- und Managementkulturen deutscher Automobilhersteller.

BMW und Porsche generieren internen Führungsnachwuchs, pflegen die Kernwerte der Marke und realisieren ein Rekordergebnis nach dem nächsten, inclusive der derzeit sehnlichst gewünschten Schaffung von Arbeitsplätzen. Diskussionen über Outsourcing finden zwar statt, sind aber kein beherrschendes Thema.

Ein krasser Gegenpol sind Opel und VW, die ihre Markenwerte defacto weggeschmissen haben und von einem Koma ins nächste fallen, sowie leider auch DaimlerChrysler.
Bedenklich sind dabei nicht kurzfristige Probleme, wie ein zu teurer Golf oder eine defektgeplagte E-Klasse, sondern die langfristige Erosion einer mit sehr viel Geld und Schweiß eingeführten Marke.
Opel wurde kaputtgespart, VW fiel dem Größenwahnsinn anheim und Daimler setzt seinen Qualitäts- und Komfortvorsprung bedenklich aufs Spiel.
Diese Entwicklungen kann man seit über 10 Jahren beobachten.

Die aktuelle C Modellpflege mag kurzfristig zu begründen sein und zu anziehenden Verkaufszahlen führen, aber ich befürchte wir sehen bereits die Auswirkungen des amerikanischen, renditeorientieten Quartalsdenken der Chrysler-Connection.

Ich frage mich, wo in diesen Unternehmen die Marketingexperten sitzen, denn die meisten Entscheidungen widersprechen den Grundlagen zur Markenpflege, die man mir in meinem Marketingstudium vor 15 Jahren mühsam ins Hirn einflößen wollte.
Ich glaube mittlerweile, dass die von Tradition, Visionen und Verantwortung weitgehend unbelästigten Angestellten in Spitzenpositionen nicht den Hauch einer Ahnung haben, wieviel eine Marke in Euro wert ist.
Und genau das war einmal die große Stärke unserer europäischen gegenüber kurzfristig agierenden amerikanischen Firmen, die schnell hoch steigen und dann schnell tief fallen...

Ich hoffe wir schaffen es, uns den unliebsamen Auswirkungen der Globalisierung zu entziehen. Automobil-Firmen wie z.B. BMW und Porsche beweisen ja, dass es geht. 🙂

Zitat:

Damit meine ich Geldempfänger, denen aber defacto nichts mehr an der "Marke" als solcher liegt, da sie ja noch gestern für eine andere gearbeitet haben.

Für das Top-Management (insbes. Vorstand!) würde ich diese Aussage (mit einigen Ausnahmen) gelten lassen. Hier sind oft nur Manager am Ruder, die sich heute bei DC und morgen bei VW um die Geschäfte (die eigenen oder die der Firma? 😉) kümmern. Das mittlere Management hingegen hat oft eine sehr innige Verbindung zum Unternehmen, dessen Kernwerten und den Unternehmenstraditionen.

BMW und Porsche gelten für mich auch deswegen als Vorzeigeunternehmen, weil sie die Führungsstellen (fast ausschließlich) aus dem internen Nachwuchs gewinnen. Dadurch versuchen sie sicherzustellen, dass das Management die Werte der Marke weiter pflegt und kompetente Entscheidungen trifft, die nicht nur kurzfristig die Rendite steigern.

Einen interessanten (kurzen) Artikel, wie CEOs in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden: [URL=http://www.wuv.de/NL/news/artikel/2004/11/36456/index.html ]hier[/URL]

Zitat:

Die aktuelle C Modellpflege mag kurzfristig zu begründen sein und zu anziehenden Verkaufszahlen führen, aber ich befürchte wir sehen bereits die Auswirkungen des amerikanischen, renditeorientieten Quartalsdenken der Chrysler-Connection.

Diese Befürchtung teile ich nicht. Ich bin noch immer der Meinung, dass die C-Klasse (MoPf) ein eindeutiger Mercedes ist, der sich deutlich komfortabler fährt als alle direkten Konkurrenten. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass dies mein erster Benz ist und ich bisher nur die Konkurrenzmarken gefahren habe. Daher habe ich nur wenig Vergleichsmöglichkeiten mit alten DC-Fahrwerken. Wichtig ist in dem Zusammenhang aber doch v.a., wie der Komfortfaktor in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Bisher habe ich noch in keinem Artikel (egal ob Zeitung oder Autozeitschrift) gelesen, dass die C-Klasse zu hart oder nicht mehr MB-typisch federt. Korrigiert mich, wenn ihr einen entsprechenden Artikel gelesen habt.

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@Jerry:

Da gibt's nicht viel hinzuzufügen.

Was Porsche betrifft, hast du sicher 100%ig Recht (fällt mir schwer, das zuzugeben, weil P. so gar nicht meine Marke ist - aber Wedekind ist nicht zu Unrecht - laut einer Umfrage von Business Week - Europas angesehenster CEO).

BMW (auch nicht gerade meine Marke) hat das Rover-Abenteuer mit einem blauen Auge überstanden - primär wegen dem (verdienten) Glücksgriff mit dem neuen Mini. Den Bangle-Barock sehe ich mit gemischten Gefühlen - aber warten wir mal auf den neuen 3er.

Opel ist halt eine GM-Marke, und GM ist sicher der weltweit erfolgreichste Markenkiller überhaupt. Oldsmobile geht jetzt aus der Produktion, und Cadillac (in meiner Jugend noch eine Marke mit ähnlicher Strahlkraft wie Mercedes) haben sie in den 80er Jahren konsequent in die Grube gefahren. Ich weiß zu wenig über die Zusammenhänge, würde mich aber wundern, wenn das Opel-Debakel allein auf Fehler in Rüsselsheim zurückzuführen wäre.

Bei VW und DC spielt aber neben dem "amerikanischem" Quartalsdenken sicher auch der Größenwahn von Managern eine Rolle, die in erster Linie sich selbst ein Denkmal setzen wollen: Piech mit seinem Phaeton, Reuter mit seiner desaströsen Diversifizierungsstrategie und Schrempp mit seinen Weltmachtphantasien. Alles durchaus langfristig angelegte Konzepte, deren Unsinnigkeit aber jeder BWL-Student im ersten Semester erkennen würde, und mit denen erwartungsgemäß Milliarden in den Sand gesetzt wurden/werden, die nun im Kerngeschäft fehlen.

Mit anderen Worten: Diesen Leuten fehlt es nicht an Visionen, sondern an gesundem Menschenverstand. Ist ja auch eine Parallele zu Amerika ... 😉

Zitat:

wegen dem (verdienten) Glücksgriff...

man beachte deine signatur :-)

about OPEL u. a.

In der für die Betrachtung relevanten Zeit, also seit den 50igern des letzten Jahrhunderts, gehört OPEL zu GM.
OPEL hat außerhalb Deutschlands keinen Namen.
Wie auch?
Da GM ja überall mit eigenen Marken vertreten ist, war GM gar nicht interessiert, OPEL als "deutsche" Qualitäts-Marke international zu positionieren.
Der Weg lief ja eher umgekehrt und GM machte aus den OPEL-Wagen in den 50ern und 60ern sozusagen "Baby-Chevrolets" die als Mini-Amis daherkamen und unseren Bedarf am damals noch positiv belegten Begriff Amerkanismus mit verchromten Haifischmäulchen und Panorama-Scheiben deckten.
OPEL-Technologie späterer Jahre wurde nicht dazu benutzt, das Image der Marke OPEL am internationalen Markt zu heben, sondern um das Überleben anderer, schon vorher von GM in den Keller gefahrener Marken wie VAUXHALL (England) und HOLDEN (Australien) zu ermöglichen.
Wer soll also OPEL kaufen?
Die "Erfolgreichen" , allen voran PORSCHE, aber natürlich auch die Premium-Marken AUDI und BMW erwirtschaften das Gros iher Umsätze und Gewinne im Export.
OPEL ist keine Premium - Marke und um über den Preis zu verkaufen ist der Standort Deutschland ungeeignet. Auch VW wird das im heutigen Noch-Kern-Segment (GOLF) bald erkennen müssen.

Einen Wagen dieser Klasse (z.B. GOLF oder VECTRA) kann man in Deutschland einfach nicht mehr billig genug herstellen um damit a la longue Gewinne zu machen. Der Kunde ist nicht länger bereit, für einen ohnedies nicht mehr vorhandenen Qualitätsanspruch deutlich mehr zu bezahlen wie für ein vergleichbares Produkt anderer Provinienz.
Ich wage daher schon heute die kühne Behauptung - und als reiner Wirtschafter darf ich das, ohne die damit verbundene politische Brisanz berücksichtigen zu müssen - daß in Deutschland eigentlich überhaupt nur mehr hochpreisige Premium-Produkte hergestellt werden dürften. Wobei ich da aber auch herausragende Würfe wie die A-Klasse von MB oder den MINI dabeihabe, die ja in ihrer Klasse auch durchaus hochpreisig sind.
Diebezüglich sind LUPO,POLO, GOLF und Cie. schon heute zu vergessen und OPEL wird es nach 60 Jahren Hosenträger-Image auch nicht schaffen, mit gelungenen Nischenprodukten wie dem "Speedster" das Steuer herumzureissen. Da müßte schon LOTUS draufstehen.
OPEL hat es nicht einmal geschafft, auf der Typbezeichnung "Caravan" (Car-A-Van) aufzubauen.
So hieß der erste Kombi überhaupt und in meiner Jugend sagte man zu jedem Kombi, gleich welcher Marke er wirklich war "Schau´ein Caravan".
"Caravan" war Synonym für Kombi, so wie "Frigidaire" für jeden Kühlschrank und "Magnetophon" (eingetragene Schutzmarke der ebenfalls entschlummerten "TELEFUNKEN", die immerhin neben der Tonaufzeichnung auf Band auch noch unser PAL-Fernsehen erfunden hatte) für jedes Tonbandgerät.
Heute wimmelt es von Kombis, die wenigsten sind von OPEL.
So leid es mir tut, ich sehe wenig bis gar keine reelle Überlebenschance für OPEL, und auch andere Brot-und-Butter-Auto-Hersteller werden, sehr zum Leidwesen von uns ALLEN, umdenken oder zusperren müssen.

CAMLOT

Zitat:

Original geschrieben von judyclt


man beachte deine signatur :-)

Na ja ... in Österreich sagt man ohnehin "z'weg'n an ..."

Der Duden akzeptiert übrigens die Dativ-Form (sogar in der "Hochsprache"😉, und mir gefällt sie besser als das geschraubte "wegen des". Man muss ja nicht päpstlicher sein als der Papst. 😉

Zitat:

Original geschrieben von Camlot


So leid es mir tut, ich sehe wenig bis gar keine reelle Überlebenschance für OPEL, und auch andere Brot-und-Butter-Auto-Hersteller werden, sehr zum Leidwesen von uns ALLEN, umdenken oder zusperren müssen.

Für Opel sehe ich ehrlich gesagt auch keine, Marke und Werk sind wohl von den Cowboys runtergewirtschaftet.

Aber generell mag ich nicht so schwarz sehen.
Lösungsansätze wären eine deutliche Reduzierung der Fertigungstiefe, die unweigerlich bevorstehende Senkung der Lohn- und Lohnnebenkosten und neue Karosseriekonzepte. Im Engineering ist Deutschland neben Japan immer noch führend.
Parallel dazu dürfte mit der EU-Osterweiterung das dortige Lohnniveau rapide steigen und Outsourcing verteuern.

Vorausgesetzt man besinnt sich hierzulande wieder auf in Vergessenheit geratene deutsche Tugenden, anstatt nur noch heulend weltfremden Gewerkschaftsführern hinterherzudackeln.
... ach ja, wir wollten ja nicht politisch werden, sorry... 🙄

Zitat:

Original geschrieben von JerryCLK


Parallel dazu dürfte mit der EU-Osterweiterung das dortige Lohnniveau rapide steigen und Outsourcing verteuern.

So wie in der "Internen Ost-Erweiterung" nach 1989??

Schon das war und ist eigentlich "unleistbar".

EU-weit wird das GEGENTEIL eintreten MÜSSEN, sonst ist Gesamt-EU eben KEIN Wirtschaftsstandort mehr.

Auch wenn wir uns noch immer Augen und Ohren zuhalten: Wenn von einem Teller Suppe alle satt werden sollen, dann muß sich JEDER mit einem kleineren Löffel bescheiden....

Seinerzeit vorgeführt von L.Iacocca bei der damaligen Rettung von CHRYSLER.

Aber:

Zitat:

Zitat


... ach ja, wir wollten ja nicht politisch werden, sorry... 🙄

Hallo,

nette Diskussion hier :-)

Bei der Elektronikgeschichte solltet ihr nicht vergessen, dass die Firmen die Fachleute gar nicht haben können, zumindest nicht in genügender Anzahl und Qualität. Probleme sind da programmiert.

Schaun wir doch mal so einen Ablauf an. Da kommt ein Maschinenbauabsolvent nach seinem Studium in seine erste Stelle. Er darf bei einem Autohersteller an den bremsen mitentwickeln. Im laufe seines Berufslebens muss er dann auf einemal zum hydraulikexperten werden damit er sein mechanisches ABS begreift und irgendwann mutiert er dann zum Elektronikingenieur weil die Elektronik sein ABS regelt. Und jetzt? Jetzt soll er zum Informatiker werden. Nix mehr mit Reglern aus bauteilen, Software und sensorik ist gefragt.

Wenn der Umstieg so einfach wäre könnte man ja gleich ein Studium für alle anbieten und jeder Ingenieur könnte mit ein paar Monaten einarbeitung jede Ingenieursstelle besetzen. Die Firma ist in der entsprechenden zwangslage. Kündigen kann sie die leute praktisch nciht. neue einstellen nur begrenzt (der "alte" muss ja auch noch was zu tun haben). Alles auslagern? Alles geht auch nicht, Abnahme, Spezifikation kann man nur gut machen wenn man entsprechendes knowhow hat und der Betriebsrat hebt sowieso den Finger. Denn wo alles ausgelagert ist haben die mitarbeiter nix mehr zu tun

Was ist das Resultat? irgendeine durch Zufall bestimmt Mischform. Wir haben Entwickler denen oft der Hintergrund fehlt (Resonanzen bei elektr. bauteilen muss man anders bekämpfen als in der Mechanik), Die Firma kauft mehr oder weniger viel an knowhow ein und die Abstimmung mit den Zulieferern klappt nicht weil für Spezifikation und abnahme bräuchte man die besten leute (eben die mit knowhow UND erfahrung)- und die besten stopfen die Löcher.

Im Prinzip haben wir im Elektronik- und Softwarebereich bei vielen Firmen (nicht nur im Fahrzeugbau) einen Stand wie 1920 in Der Automobilindustrie. Jeder Kutschenbauer versucht sich im karosseriebau und da wo vorher der Pferdehintern war versuchten sie diese seltsamen stinkemaschinen unterzubauen.

Die Tatsache, dass Automobilfirmen in .de wenig flexibel bei der Personalplanung sind hilft genausowenig wie die lehrpläne die oft jahrzehnte hinterherhinken.

Könnte man trotzdem Qualität bekommen? Klar, man müsste "nur" Geld reinschmeissen. testen, testen, testen bis die Messergebnisse zu den Ohren rauskommen. Plagt man einen entwickler lange genug mit tests lernt er automatisch. Aber "testzeiten" intern zu verkaufen ist mit das schwierigste überhaupt.

Rapace

@Rapace:

Danke, das ist ein sehr interessanter Beitrag, der jemandem, der nicht direkt in der Industrie tätig ist, noch neue Einsichten vermittelt (nicht wirklich "neu", aber klarer und besser fokussiert).

Ich fürchte auch, dass die Massenherstellung von Autos in Deutschland der Vergangenheit angehört - leider!

Als reife Industrie steht in der Automobilindustrie in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mehr der Kostendruck als die Innovation im Vordergrund.

Und Kostensenkungen sind in Deutschland nur bis zu einem gewissen Grad möglich.

Deutschlands Stärke muss weiterhin die Innovation sein. Einfache und günstige Autos zusammen zu schrauben - dafür sind die Löhne und Sozialstandards zu hoch.

Aber innovative Autos, die hohe Löhne und soziale Standards halten könnten, MÜSSEN teuer sein.

Ein VOLKSwagen im eigentlichen Sinne des Wortes kann in Deutschland nicht von VW kommen, wenn ein durchschnittlicher VW-Arbeiter mehr verdient als viele Akademiker (man vergleiche Löhne von Lehrern und VW-Arbeitern).

Meiner Meinung nach werden langfristig nur Hersteller wie Porsche, bei gutem Management auch BMW und Mercedes in Deutschland eine Produktionszukunft haben. Bei der Entwicklung von Fahrzeugen kann hingegen Deutschland weiter vorne mitspielen - wenn das Bildungsniveau und die Zahl an Fachkräften hoch genug ist.

Für mich bedeutete diese Erkenntnis, dass ich im direkten Anschluss an mein Studium leider keine einzigste Bewerbung an einen Automobilhersteller geschickt habe - obwohl mein Interesse sehr groß war und ist. Die ersten Personalveränderungen bei Opel und VW dieses Jahr bestätigen meine Einschätzung von vor 2 Jahren. Ich fürchte das dies erst der Anfang sein wird.

Mit klassischer Industrie, die im harten internationalen Wettbewerb steht, werden wir unseren Wohlstand im 21. Jahrhundert weder ausbauen noch halten können!

Zitat:

Original geschrieben von Ramon


I
Deutschlands Stärke muss weiterhin die Innovation sein. Einfache und günstige Autos zusammen zu schrauben - dafür sind die Löhne und Sozialstandards zu hoch.

Ich stimme deinen Aussagen größtenteils zu, aber hier sprichst du den zentralen Punkt an, ziehst aber nicht die Schlußfolgerung.

Schrauben. Das ist das Wort. Ohne jetzt jemand aus der Produktion zunahe treten zu wollen, aber produktion am band ist meistens etwas "angelerntes". Einfache Tätigkeiten die aber oft sehr hoch bezahlt werden. "Die leute am band" sind auch die, die in der tagesschau beim Streik zu beobachten sind. Wo sind aber die vielen Millionen Arbeiter die von der fahrzeugindustrie abhängig sind (angeblich ja jeder siebte Arbeitsplatz)? Wieviele arbeiten denn an band/lager bei den Autofirmen? Weniger als eine Million. Die masse der leute arbeitet in der zulieferindustrie, im Verkauf, Service etc. Dem Opelverkäufer kann es egal sein ob der Corsa in Spanien oder Deutschland gebaut wird. Und wo das Relais hergestellt wird, dass der Zulieferer X braucht ist dem auch egal. Und einer Firma wie Bosch ist es auch egal in welchem land ihr Einspritzsystem eingebaut wird, hauptsache das Ding kauft einer.

Es ist - wie du gesagt hast - unsinnig dass das was am einfachsten zu tun ist (das "zusammenstecken" der bauteile) mit am besten bezahlt wird. natürlich könnte man das problem dadurch mildern, dass solche Tätigkeiten weniger gut bezahlt werden. Aber wie das bei diesen Firmen durchbringen??? Die können ja nicht mal ihre leute für ein Jahr in ein 100km entferntes Werk delegieren ohne dass es 1 jahr lang Diskussionen und Streitereien gibt. Also wird weiter ausgelagert und die Komponenten kommen immer mehr en-bloc vom Zulieferer.

Zitat:

Original geschrieben von Ramon


Für mich bedeutete diese Erkenntnis, dass ich im direkten Anschluss an mein Studium leider keine einzigste Bewerbung an einen Automobilhersteller geschickt habe - obwohl mein Interesse sehr groß war und ist. Die ersten Personalveränderungen bei Opel und VW dieses Jahr bestätigen meine Einschätzung von vor 2 Jahren. Ich fürchte das dies erst der Anfang sein wird.

Du solltest differenzieren zwischen der Entwicklung und der Produktion. Und auch bedenken, dass eine Anstellung auf lebenszeit immer seltener wird, egal wo. Eine Autofirma ist für einen Entwicklungsingenieur vor allem ein erstklassiges Sprungbrett. Deine Überlegung ist wichtig für die Entscheidung WAS du tust, nicht WO. Infotainementsysteme sind nicht auf Fahrzeuge beschränkt, Achskonstruktionen schon eher.

Rapace

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