Fahrbericht C180 K Mopf

Mercedes C-Klasse W203

Da mein CLK gerade in der Werkstatt steht, habe ich für 3 Tage einen fast neuen C180 Kompressor Elegance mit Automatik bekommen.
Mercedes machte ja vollmundig Werbung für die Modellpflege, da war das endlich eine prima Gelegenheit, die neuen Errungenschaften gegenüber meiner hoffnungslos veralteten Gurke zu testen... 🙂

Innenraum:
Das optisch wichtigste Modellpflegeopfer. Jetzt macht der Kleine innen endlich was her. Auch wenn Geschmäcker verschieden sind - aber Omas Küchenwaagendesign wars ja wohl irgendwie nicht mehr...
Optik, gefühlte Qualität und Ergonomie sind nun tadellos. Sieht zwar tatsächlich stark nach Audi aus, aber es gibt schlechtere Komplimente.
Das CLK-Design wird nachwievor nicht erreicht, aber irgendwas wollen diese armen, des Rechnens unkundigen Menschen für Ihren überdimensionierten Aufpreis ja auch haben... 😛

Karosserie:
Ohne Fehl und Tadel. Ich mag keine Limos, aber das ist eine andere Geschichte.

Motor:
Wirklich beeindruckend, wieviel Dampf der Kleine mit seinen schlanken 143 PS macht - und das bei tadelloser Laufkultur.
Dazu kommt ein Spritverbrauch, der sich immer 2-3 Liter unterhalb meiner Karre bewegt. Insbesondere in der Stadt kamen mir die Tränen. Der Wagen lässt sich im Schnitt locker mit 8 Litern bewegen.

Automatik:
Passt nicht wirklich gut zum Motor. Wer den 3er-Automat kennt, findet sie wohl umwerfend. Aber gegenüber dem Automat im 320er Benz muss man deutliche Abstriche machen.
Beim Anfahren fällt man in ein Leistungsloch, bei kleinsten Gasbewegungen wird runtergeschaltet, wenn man die Power will, macht er erst mal Siesta (ein spanisches Modell??) und wenn er schaltet, dann manchmal mit der Frage: "heute schon genickt?"
Diese Kritik findet natürlich auf hohem Niveau statt - aber bei MB gibts definitiv bessere Motoren für den Wandlerautomat.

Fahrwerk:
... ohje... wie sag ichs nur, ohne Prügel zu kriegen...?
Für diese Modellpflege gehören die Verantwortlichen gefoltert. Z.B. indem sie lebenslang mit einer modellgepflegten C-Klasse über Pflastersteine und Schlaglöcher fahren müssen.
Ist dieser Planet nur noch von gestählten, rohe Eier fressenden Survival-Freaks bevölkert? Und wenn ja, wieso haben dann alle einen Schmerbauch?
Wieso schmeissen diese Marketing-Heinis bei DC den weltbesten Abrollkomfort ohne Not über Bord?
Kanaldeckel kommen fast so trocken durch wie bei meinem CLK mit Sportfahrwerk und 245er-Bereifung.
Bodenwellen absorbiert er zwar gut und wirklich grobe Schläge auch ganz passabel - aber unter einem "Benz" stelle ich mir spontan was anderes vor.
Leider bringt Härte nicht automatisch mehr Sportlichkeit. Die Seitenneigung und die Lenkung ersticken jede Sportlichkeit im Keim.
Ach ja, die Lenkung (Parameter nicht serienmässig, ein weiterer Grund zum foltern). Die Lenkung lenkt jetzt laut Werbung ja unglaublich direkt. Tut sie auch. Leider mit einer Rückmeldung, die jeder Nordsee-Fischkutter toppt. Das Ergebnis für den zügig fahrenden Umsteiger ist erstmal ein Fahrstil wie bei einem Karnickel auf der Flucht.
Vielleicht gewöhnt man sich dran. Will ich aber nicht.

Fazit:
Etwas zwiespältig.
Karosserie, Innenraum, Bedienung und Qualität sind jetzt top. Die Kompressormotoren dürften zu den besten 4-Zylindern der Welt gehören. 🙂
Der 180K mit Automatik ist Geschmacksache.
Aber Fahrwerk und Lenkung im Serientrim empfinde ich persönlich als völlig misslungen.
Der Komfort wurde verschlechtert, ohne in der Sportlichkeit an die Konkurrenz heranzukommen. 🙁

Ich persönlich würde entweder einen Vor-Mopf Komfort-Benz kaufen oder den aktuellen mit Sportfahrwerk und Parameterlenkung.
Oder auf den neuen 3er warten, falls man sich an der seltsamen Optik nicht stört und nicht durch eine Mercedes-Brille in der Sicht eingeschränkt wird... 😎

43 Antworten

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen - dein Bericht war sehr sachlich und du hast letztlich auch die richtigen Kritikpunkte getroffen. Ganz sicher hast du auch Recht mit deiner Aussage, dass die C-Klasse nicht mehr so komfortabel ist, wie sie vor der Modellpflege war. Vor der MoPf hätte ich mir aber niemals eine C-Klasse gekauft, weil mir das Fahrwerk zu eirig war. In schnell durchfahrenen AB-Kurven, in denen auch noch leichte Bodenwellen sind, habe ich mit einigen Mietwagen regelmäßig langsam machen müssen. Inzwischen ist die Fahrwerksauslegung so, wie ich mir das vorstelle: ausreichend komfortabel und dennoch fahraktiv. Dass die C-Klasse kein Sportwagen ist, muss ich wohl nicht weiter ausführen - auch wenn uns die Werbung von DC etwas in dieser Richtung vorgaukeln will. Allerdings ist meine C-Klasse gerade durch das Sportfahrwerk zu einer Reiselimo geworden, mit der ich sehr schnell von A nach B kommen kann, ohne seekrank zu werden 😉 Sie ist allerdings ganz sicher kein Auto für enge Serpentinen. Die kann man jetzt zwar besser fahren, aber für solche Strecken wünschte ich mir ein anderes Auto.

Ob die C-Klasse nun unpräzise ausgerichtet ist, würde ich so auch nicht unbedingt sagen. Im Trio der drei deutschen Hersteller stellt sie ganz sicher die komfortabelste Alternative dar und ist somit noch immer Mercedes-like. Auch die Sitze und (leider) auch die Lenkung sind eindeutige Indizien auf die Marke.

M.E. hat DC die C-Klasse neu am Markt platziert - nämlich irgendwo zwischen sportlich und komfortabel und folgte damit einem eindeutigen Trend. Damit hat DC die C-Klasse auch deutlicher von der E-Klasse unterschieden, die auf eine ältere Kundschaft und mehr Reisekomfort ausgelegt ist. Eine Marke muss m.E. auch nicht bei allen Fahrzeugen den gleichen Komfort bieten, sondern kann sich durchaus signifikant unterscheiden. Die Marke muss nur aufpassen, dass die direkten "Konkurrenten" plötzlich nicht komfortabler werden, denn dann würde das Bild der Marke verwässert werden.

Wem es wirklich nur auf den Komfort ankommt, der darf sich auf keinen Fall eine C-Klasse kaufen, sondern muss zur E-Klasse greifen oder aber zu amerikanischen Wagen. Selbst die Franzosen haben inzwischen keine weichen Fahrwerke mehr.

Über Marketing, Werbung und Produktplatzierung kann man sicher sehr lange diskutieren. Letztlich wird nur die Restlaufzeit der C-Klasse beweisen, ob die Veränderungen positiv vom Markt aufgenommen werden. Bisher höre ich die Kritik hauptsächlich von Fahrern, die schon lange MB fahren, im Prinzip aber nicht in die Kernzielgruppe der C-Klasse passen.

Ich bin den MoPf bisher noch nicht gefahren, gehe aber jetzt mal von meinem Vor-MoPf aus, der aus meiner Sicht gerade noch an der Grenze dessen ist, was ein Mercedes an Komfort bieten sollte. Und dass der MoPf straffer ist, steht ja wohl fest.

Jerry trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er sagt, dass der typische Mercedes-Fahrer "gefahren werden" will.

Die MB-Modellpalette ist von oben nach unten aufgebaut: Die S-Klasse gibt den Ton an, die E-Klasse ist der "typische" Mercedes diesseits der Millionärs-Grenze und die C-Klasse ("Baby Benz"😉 ist die Alternative für jene, die - aus welchen Gründen auch immer - ein kompakteres und/oder billigeres Auto wollen, das ihnen aber (wenn auch mit den unvermeidlichen Abstrichen) immer noch ein Mercedes-Fahrgefühl bietet.

Bei BMW ist es umgekehrt: Der 3er ist das Modell, das die "core values" der Marke verkörpert. 5er und 7er ermöglichen BMW-Fans, die aus dem 3er herausgewachsen sind, ein geräumigeres und prestigiöseres Auto zu fahren, das aber (ebenfalls mit den unvermeidlichen Abstrichen) immer noch eine "dynamische Fahrmaschine" ist.

Bis vor einigen Jahren war diese Unterscheidung sehr klar, und beide Gruppen wurden bestens bedient. Jetzt baut BMW den barocken 7er und den gleichfalls pompösen 5er, und MB versucht, die C-Klasse in Richtung "Fahrmaschine" zu trimmen - was aber offenbar nur beschränkt gelingt, denn wie Meraka erklärt, ist sie immer noch "kein Auto für enge Serpentinen".

Mit anderen Worten: Das C-Fahrwerk ist vor allem auf sehr hohe Autobahngeschwindigkeiten ausgelegt - die man aber außerhalb von Deutschland nirgendwo auf der Welt fahren darf.

Wenn jetzt der neue 3er noch ein Stück wächst und womöglich auch etwas komfortabler abgestimmt ist, bekommt keiner mehr, was er eigentlich will.

OK - um den Vergleich von oben wieder aufzunehmen - auch Kerry mit seinem diffusen Profil hätte die Wahl gewinnen können, hätte Bush ihm nicht ein eindeutiges Angebot an eine bestimmte Wählergruppe entgegengestellt. Bloß ist das Auto-Angebot nicht auf zwei Marken beschränkt.

Schaun wir mal, wie sich die Verkaufszahlen entwickeln.

Zitat:

Jerry trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er sagt, dass der typische Mercedes-Fahrer "gefahren werden" will.

Ganz genau das bezweifle ich! Und genau darum behaupte ich auch, dass es der Marke nicht schadet, Fahrwerke bzw. ganze Modellreihen im Angebot zu haben, die eben nicht nur komfortabel sind, sondern auch fahraktiv(er).

Ein SLK ist mit Sicherheit auch nicht nur auf Komfort ausgelegt. Bei der Länge des Radstands geht das auch gar nicht vollständig. Das gleiche gilt auch noch für andere Modellreihen, die eben nicht auf das Klischee "Fahrer über 60 Jahren mit Hut" 😁 zielen.

Neu an dieser DC-Auslegung ist nur, dass DC nun auch ein Volumenmodell härter abgestimmt hat. Aus Sicht der Marke kann dieses Konzept aufgehen - jedenfalls so lange, bis in der gleichen Klasse ein Fahrzeug auftaucht, dass MB in seiner Kernkompetenz (Sicherheit, Komfort, Langstrecke) überbietet.

Zitat:

Original geschrieben von meraka


Aus Sicht der Marke kann dieses Konzept aufgehen - jedenfalls so lange, bis in der gleichen Klasse ein Fahrzeug auftaucht, dass MB in seiner Kernkompetenz (Sicherheit, Komfort, Langstrecke) überbietet.

Was die kurzfristigen Verkaufszahlen betrifft, hast du sicher Recht ... natürlich gibt es eine starke Nachfrage nach "fahraktiven" Autos, und ich würde das nicht mal auf die jüngere Zielgruppe beschränken. Vom Standpunkt des Verkaufs klingt das durchaus einleuchtend: E-Klasse für die "Opas mit Hut" und C-Klasse für die "jungen Wilden" - für jeden etwas.

Aber so einfach funktioniert das nicht, denn gerade in der Premium-Klasse spielt das Image einer Marke die entscheidende Rolle - und das lässt sich nicht nach Belieben zurechtbiegen, je nachdem, welchen Kunden man gerade vor sich hat.

Für die "fahraktive" Zielgruppe ist Mercedes (als Marke insgesamt) nun mal nicht erste Wahl. Um dorthin zu kommen, müsste man das Markenimage um 180° drehen - was zwar sicher eine spannende Aufgabe wäre, aber (langfristig) wenig Sinn machen würde. Es ist ja nicht so, dass die "klassische" Mercedes-Zielgruppe aussterben würde.

Aber natürlich werden die meisten Entscheidungen heute verkaufs- und nicht imagebezogen getroffen - speziell in (teilweise) amerikanischen Konzernen, die ja primär in Quartalsergebnissen denken. Denn bis so eine Kurzfrist-Strategie beginnt, das Markenimage zu schädigen, ist der Verantwortliche schon längst woanders und kann sich dort mit guten Verkaufszahlen brüsten - auslöffeln müssen die Suppe dann die Nachfolger.

Aber schauen wir, wie's sich entwickelt - da ich an der Marke hänge (und die österreichische Zahlungsbilanz an den Zuliefrungen an die deutsche Autoindustrie), wäre ich sehr froh, wenn ich Unrecht hätte.

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@paquito:

Besser kann man es nicht sagen, Respekt.

MFG Sven

@paquito

Da ich Deine Beiträge ja immer mit bereits vorher respektvoll gezogenem Hut lese, bleibt mir - wie so oft - nach der Lektüre nur mehr die Verbeugung!

Das angesprochene "USA-Syndrom" trifft auch unser Unternehmen ob der Partnerverträge gerade dieser Tage mit großer Heftigkeit. Dank Job-Rotation in den Führungsebenen sind die Vereinbarungen vom Mai dieses Jahres (!) mittlerweilen schon wieder Schnee von Gestern.

Servus,
CAMLOT

DC ist sicherlich entgegen dem Trend der Überalterung der Bevölkerung in Deuschland (und sicherlich Ösiland) dabei sich auf eine "schwindende" Kundschaft auszurichten. Abwarten.
Was ich nicht verstehe ist folgendes:
Wieso baut man nicht eine Klasse Auto für verschiede Geschmäcker?
Classic - Allroundfahrzeug
Avandgarde - Sportl. Fahrwerksabstimmung, direktere Lenkung (die Oldies erinnern sich, hatten wir alles mal)
Elegance - Komfortabel nach dem Motto "Mach Platz, ich versuche gerade die offene Fahrrinne zu erreichen"

Mit dieser Lösung wäre doch allen geholfen. So bekommst du für viel Geld bei den Ausstattungsvarianten wenig nützliches, sondern vielmehr nur Optik.

BMW hat sich ja auch dreimal im Kreis gedreht. Erst sportlich, dann den 3er superkomfortabel, zu weich, dann wieder härter bis hart ...... . Das letzte Modell war mit Serienfahrwerk so hart wie mein Coupe mit Sportfahrwerk! Die Lenkung wurde auch des öfteren in der Kennung verändert.

paquito hat sicherlich recht, ABER, bei der C-Klasse von billig zu reden ... naja ...., ich denke zudem die Brot und Butterautos sind bei BMW und Mercedes in der gleichen Klasse zu suchen. (3er vs. C) da wird auf Grund der Stückzahlen und Deckungsbeiträge das Geld verdient. BTW - E - Klasse Sep. 04 vs. Sep. 03 -40% // C-Klasse dito. -9%, 3er -6%, 5er zweistellig Plus, wenn ich mihch recht erinnere

DC wie alle anderen geben eine Menge Geld aus Marktforschung zu betreiben, sind wir doch alle mal gespannt was da noch auf uns zukommt.

Einen guten Start in die Woche.

kaum ist man mal ein wochenende nicht da, wurde eine interessante diskussion in gang gesetzt. hier im w203 forumsbereich macht es wirklich viel spass zu lesen und zu schreiben.

eigentlich habe ich dem thema kaum noch etwas hinzuzfügen. einer meiner vorredner meinte ja, dass mercedes seine autos auf eine immer kleiner werdene zielgruppe ausrichtet. das klingt zwar absurd, trifft aber genau zu. ich als angehender lehrer werde oft mit bevölkerungsentwicklungsprognosen konfrontiert und es sieht echt nicht gut aus. die einwohnerzahl deutschlands bleibt nur aufgrund der zuwanderung und der hohen geburtenrate der neudeutschen gleich. langfristig wird die bevölkerung aber 100%ig sicher zurückgehen. nachwuchs bekommen hauptsächlich noch die unteren sozialen schichten und die lebenserwartung steigt auf weit über 80 jahre an.

da fragt man sich doch: warum richten die hersteller ihre modelle nicht allmählich speziell auf alte leute aus?

Zitat:

Aber so einfach funktioniert das nicht, denn gerade in der Premium-Klasse spielt das Image einer Marke die entscheidende Rolle - und das lässt sich nicht nach Belieben zurechtbiegen, je nachdem, welchen Kunden man gerade vor sich hat.

Eine spannende Diskussion 😉

Ich gebe dir prinzipiell Recht, dass langfristig das Image einer Marke wesentlich wichtiger ist als ein kurzfristiger Verkaufserfolg. Allerdings schadet es einer Marke keinesfalls, wenn es unterschiedliche Ausprägungen gibt. Die Kernkompetenz darf nur niemals gefährdet sein!

Um konkret zu werden: Wäre eine C-Klasse wirklich ein echtes fahraktives Fahrzeug (wie z.B. ein 3er BMW) wäre die Aussage der Marke Mercedes gefährdet. Die C-Klasse wurde durch die MoPf zwar agiler, aber - wie Jerry es schon bereits sagte - sie ist noch lange nicht wirklich fahraktiv. Das Fahrwerk wurde jedoch deutlich verändert; es bleibt aber noch immer ein Komfort, der m.E. vom überwiegenden Teil der MB-Kundschaft akzeptiert werden sollte. Außerdem ging MB den Kompromiss ein, das Fahrwerk etwas agiler zu machen, auch auf die Gefahr hin, dass ein Teil der angestammten Kundschaft das Auto nun nicht mehr kaufen will (an dieser Stelle frage ich mich allerdings, auf welches Fahrzeug die Kunden dann zurückgreifen: E-Klasse (und somit noch immer Mercedes) oder Konkurrenz? Ich sehe kein anderes Fahrzeug, das in dieser Klasse komfortabler ist und gleiche oder ähnliche Werte vermittelt).

Wenn Marketing und Unternehmenskommunikation aber immer so einfach wäre, gäbe es sicherlich nicht so viele Fehlentscheidungen. Manchmal ist man im Nachhinein viel schlauer und kann gar nicht mehr verstehen, warum man sich so falsch entscheiden konnte 😉 Die Marke Mercedes jedenfalls lebt aus einem Mix von sportlichen, alltagstauglichen, komfortablen und luxuriösen Wagen. Alleine schon das ist ein Spagat, der unter dem Aspekt der "Markenreinheit" kaum zu bewältigen ist. Dazu kommt, dass die komplette (TV- und Print-)Werbung von externen Agenturen gemacht wird, die immer versuchen trendige Stilrichtungen in die Spots/Anzeigen zu bekommen. Dadurch wird z.B. derzeit suggeriert, die C-Klasse wäre ein Sportwagen 😉

Erstaunt wäre ich, wenn DC die E-(oder gar S-)Klasse ebenfalls neu positionieren würde (fahraktiver 😉). In diesem Falle wäre auch ich der Meinung, dass Fehlentscheidungen getroffen werden, nur um die Bilanz kurzfristig auf Vordermann zu bringen. In diese Richtung habe ich allerdings bisher noch keine Tendenzen vernehmen können.

Zitat:

Wieso baut man nicht eine Klasse Auto für verschiede Geschmäcker?

Wäre eine Lösung, die ich technisch aber nicht beurteilen kann. Audi hat diesen Weg in gewisser Weise eingeschlagen. Dort bekommt man ein Sportpaket von der quattro GmbH, bei dem neben einem brettharten Fahrwerk auch noch eine direktere Lenkung angeboten wird. Und auch BMW hat eine Aktivlenkung und ein entsprechendes Fahrwerk ohne Neigung. Allerdings muss man sowohl bei Audi als auch bei BMW für diese Extras tief in die Tasche greifen. Ob das die Kunden (die jungen Wilden 😁) wohl akzeptieren?

Zitat:

warum richten die hersteller ihre modelle nicht allmählich speziell auf alte leute aus?

In gewisser Weise tun sie es ja - SUV! Leider sind diese Wagen wohl noch nicht der Weisheit letzter Schluss, da sie 1. teuer sind und 2. auch noch eine Unmenge an Benzin/Diesel verbrennen.

Die Frage ist aber dennoch spannend. Allerdings wird ein Trend (derzeit Sport!) von der Gesellschaft vorgegeben bzw. gefordert. Um sich gegen diesen Trend zu stellen, braucht es schon einer enormen Marktmacht, die die Automobilhersteller derzeit wohl eher nicht haben. Langfristig werden nach meiner Überzeugung die Autos aber komfortabler und altersgerechter werden 😉

Zitat:

In gewisser Weise tun sie es ja - SUV! Leider sind diese Wagen wohl noch nicht der Weisheit letzter Schluss, da sie 1. teuer sind und 2. auch noch eine Unmenge an Benzin/Diesel verbrennen.

der trend ist überhaupt nicht gut. die hohe sitzposition verleiht gerade älteren oder kleineren leuten so ein "ich-bin-der-king of rad-feeling". physikalisch betrachtet passiert aber genau das gegenteil. die fahrsicherheit ist sicher auf sehr hohem niveau aber bedingt durch den hohen schwerpunkt eben doch schlechter als bei einem "klassischen" auto. zudem sieht man fast nichts, wenn man auf der autobahn hinter diesen suv-brocken fährt. nun ja, deine punkte 1 und 2 treffen auch voll und ganz zu.

Zitat:

Langfristig werden nach meiner Überzeugung die Autos aber komfortabler und altersgerechter werden

da bin ich mit nicht so sicher. mein opa kann mit der aktuellen c-klasse zwar gut fahren und wohl auch besser und sicherer als mit der alten e-klasse, aber das auto im detail ist keineswegs altersgerecht. die schrift des bordcomputers ist elendig klein und die menüfunktionen wie licht- und radioeinstellungen erschliessen sich älteren und nicht besonders technikbegeisterten leuten kaum noch. meinst du, dass der weg wieder weg von der ganzen elektronik führt? ich glaube kaum.

Zitat:

meinst du, dass der weg wieder weg von der ganzen elektronik führt?

Zumindest hat DC inzwischen ja einige unnötige Elektronikfeatures, die lt. DC-Aussage ohnehin kein Kunde bemerkt hat, wieder eingestellt. Ich gehe aber davon aus, dass die nächste C-Klasse auch ein iDrive (zumindest irgendetwas in der Richtung) haben wird. Damit wird ein Auto langsam zum Flugzeug bzw. PC 😉 Der Trend wird also wohl weiter in Richtung Technik gehen. Es ist nur die Frage, ob sich die Technik auch so umständlich bedienen lassen muss.

Hallo Leute!

Ja, die Diskussion ist jetzt richtig spannend. 🙂

Ich glaube gar nicht, dass die Überalterung zwingend weg von der Sportlichkeit führen muss. Schließlich werden die Leute ja nicht von heute auf morgen 80 - und die "Silver Generation" (Jungpensionisten) ist zum Teil überaus aktiv. Ich glaube auch nicht, dass der "typische" BMW-Fahrer irgendwann auf Mercedes umsteigt, nur weil er älter geworden ist.

Ich z.B. habe immer schon große, schwere Autos bevorzugt. Ist mehr eine Temperament- als eine Altersfrage.

Aber natürlich brauchen ältere Leute - auch wenn sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten "fahraktiv" bleiben wollen - gewisse Voraussetzungen, um ein Auto gut bedienen zu können. Und dazu gehören - wie bereits angemerkt - weder kleine Ziffern auf Instrumenten noch Verirrungen wie iDrive (das auch von jungen Autotestern nicht geschätzt wird). Von Fahrzeugen, die man nur mit Steigeisen erklimmen kann, gar nicht zu reden.

Was die Elektronik im Auto betrifft, befinden wir uns allerdings noch in der Steinzeit - die wird mit zunehmender Entwicklung sicher sowohl zuverlässiger, als auch bedienungsgerechter. Und die nachwachsenden Oldies können dann auch schon mit Computern umgehen.

Aber zurück zu den "Kernwerten" und der "Image-Spreizung" einer Baureihe. Bei Letzterem sehe ich kein Problem, so lange Ersteres nicht in Frage gestellt wird. MB kann problemlos ein Sportfahrwerk anbieten, ebenso wie BMW ein Komfortfahrwerk, um die in jedem Fahrzeugkonzept vorhandene "Elastizität" auszureizen und zusätzliche Kundensegmente anzusprechen. Letztlich ist ja auch ein AMG, der auf einem Serienfahrzeug aufbaut, nichts anderes - wenn auch auf höchstem Niveau und mit ungleich mehr Aufwand.

Natürlich sind diesen "Line Extensions", wie das im Marketing-Speak heißt, Grenzen gesetzt: Einen MB mit Sportfahrwerk kauft, wer "einen sportlichen Mercedes" will - und nicht "ein optimales Sportfahrzeug".

Dass es sehr schwer ist, hier den richtigen Weg zu finden und im Marketing immer wieder Fehler passieren, die man sich im Nachhinein nicht erklären kann, kann ich aus eigener leidvoller Erfahrung nur bestätigen. 🙄 Das zu vermeiden, wäre u.a. die Funktion von guten externen Beratern, die frei von kurzfristigen internen Zwängen agieren können. Leider funktioniert aber auch das oft nicht so, wie es sollte: Gerade die Werbung, die wesentlich die Markenführung mitbestimmt, wird ja oft von Kreativen statt von Strategen gesteuert. Aber auch da sollte sich jedes Unternehmen überlegen, welche Agentur es an sein kostbarstes Gut heranlässt.

So langsam scheinen wir uns anzunähern 🙂

Zitat:

Das zu vermeiden, wäre u.a. die Funktion von guten externen Beratern, die frei von kurzfristigen internen Zwängen agieren können. Leider funktioniert aber auch das oft nicht so, wie es sollte: Gerade die Werbung, die wesentlich die Markenführung mitbestimmt, wird ja oft von Kreativen statt von Strategen gesteuert. Aber auch da sollte sich jedes Unternehmen überlegen, welche Agentur es an sein kostbarstes Gut heranlässt.

Die Theorie ist auch hier recht einfach, die Praxis sieht dann aber anders aus: 1. entscheidet in der Regel der Personenkreis über die Auswahl der Agentur, der es fachlich eigentlich nicht sollte 😉 2. Unterscheiden sich Agenturpräsentation und Umsetzung z.T. gravierend. Meine Erfahrung in diesem Bereich ist, dass es Agenturen gibt, die strategisch klasse arbeiten und richtige Konzepte ausarbeiten. Diese Agenturen aber meist nicht in der Lage sind, die eigenen Konzepte auch stimmig umzusetzen. Auf der anderen Seite gibt es Agenturen, die klasse im doing sind, konzeptionell aber nicht viel auf der Reihe haben. Die Lösung ist dann oft, dass der Auftrag in zwei Teile gesplittet wird - auch das hat aber seine Nachteile.

Externe Berater sind leider auch nicht immer die Lösung. Sie sehen das Ganze zwar mehr oder weniger objektiv, ihnen fehlen aber häufig Internas, Aspekte zur Unternehmensphilosophie. Außerdem erstellen auch die Berater meist nur Konzepte, die z.T. auch nicht (einfach) umgesetzt werden können.

Bei der Markenbildung hängt letztlich viel davon ab, wie stark der dafür verantwortliche Bereich innerhalb des Unternehmens ist und wie gut er es schafft, eine Verwässerung der Marke zu verhindern. Daher ist es spannend, was die Zukunft bringen wird 😉

Zitat:

Was die Elektronik im Auto betrifft, befinden wir uns allerdings noch in der Steinzeit - die wird mit zunehmender Entwicklung sicher sowohl zuverlässiger, als auch bedienungsgerechter.

Das wäre zumindest wünschenswert!

@meraka:

Stimme dir in allen Punkten zu.

Wirklich gute Berater wissen natürlich auch, dass ihnen die Interna fehlen, und arbeiten mit den internen Fachleuten zusammen - statt gegen sie.

Das setzt aber natürlich voraus, dass die Berater primär die Interessen des Kunden und nicht die eigenen (finanziellen) im Kopf haben. Und das ist in Zeiten wie diesen leider auch längst nicht die Regel.

Aber so bleibt es zumindest spannend. 😉

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