Einäugige Motorradfahrer
Gibt es unter euch Leute, die mit nur einem funktionierenden Auge Motorrad fahren? Habt ihr das Gefühl ihr seid vom Blickfeld stark eingeschränkt?
Ich mache gerade meinen Schein und bin seit Geburt an auf einem Auge blind. Jetzt ist es so, dass ich während der Fahrt nur einen Spiegel ständig aus den Augenwinkeln im Blick habe. Für den anderen muss ich den Kopf drehen und bewusst rein schauen. Ich fühl mich so nach hinten sehr verletzlich, weil ich nicht ständig alles im Überblick hab.
Jetzt meine Frage, liegt das an meinem fehlenden Auge oder liegt das an nicht passenden Spiegeln? Bzw gibt's da Hilfsmittel, damit ich mehr sehe?
26 Antworten
Das liegt an Deinem fehlendem Auge, aber das solltest Du doch aus allen anderen Situationen heraus gewohnt sein.
Aber man kann damit problemlos zurecht kommen, hab selber auf einem Auge nur 20% und das auch von Geburt an.
Habe zwar nicht Dein Handicap, aber kann mir vorstellen, dass der Rückspiegel auf der "blinden Seite" nicht viel nützt. Das funktionierende Auge hat ja einen größeren Winkel zu diesem Spiegel und sieht nur Objekte die ihrerseits einen großen Winkel zum Spiegel (also weiter neben Dir, nicht hinter Dir) haben.
Vielleicht hilft ein weiterer, speziell eingestellter Spiegel. Ein zweiter auf der gesunden Seite oder ein Panorama/Weitwinkel-Spiegel auf der blinden Seite?
Mit einem Helfer kannst Du, während Du auf dem Moped sitzt, diverse Varianten schnell ausprobieren. Er reicht Dir diverse Spiegel und stellt sich in verschiedenen Positionen hinter Dich.
Nach meiner Erfahrung sind die großen Zubehörläden auch sehr entgegenkommend, was das ausprobieren draussen auf dem Hof angeht (ohne gleich alles zu kaufen).
Weil Deine Frage nicht zu abwegig klingt eine sachliche Antwort (Erstpostings sind in diesem Forum extrem häufig Trollbeiträge):
In Fällen wie Deinem wird doch vorab abgeklärt, welche Einschränkungen bestehen und ob die kompensierbar sind. Meist mit Auflagen für die Fahrerlaubnis. Mich würde die fehlende räumliche Sicht weit mehr stören als das notwendige Kopfdrehen. Die fehlende räumliche Sicht bist Du aber Dein ganzes Leben lang gewohnt. Das Gehirn wird längst gelernt haben das teilweise zu kompensieren. Ganz geht natürlich nicht, aber auch Du wirst zumindest grob Entfernungen abschätzen können.
Was Deine Sicht nach hinten angeht: Man kann wahrscheinlich 2/3 der Auto- und Motorradfahrer sämtliche Spiegel abbauen und sie würden es nicht einmal merken. Auf der anderen Seite sieht selbst ein normalsichtiger Mensch im Spiegel zu wenig, daher ist im Verkehr in allen Situationen in denen der rückwärtige Verkehr relevant ist das Kopfdrehen angesagt. Immer. Du mußt Deinen Kopf halt häufiger drehen. Das dient der Kompensation Deiner eingeschränkten Sehfähigkeit.
Du hast es bis hier geschafft (nimmst bereits Fahrstunden), dann schaffst Du den Rest auch.
Gruß Michael
'Grüss Dich
Ich bin auch seit meiner Geburt Einäugig, genauer gesagt auf den rechten Auge nur 10 %. ( Hohrnhautverkrümmung)
Ich fahr seit 25 Jahren Motorrad und hab damit keine Probleme. Man gewöhnt sich genau so dran wie im normalen Leben auch.
Einzig was ich peinlich´s genau beachte ist, dass ich nie mit offenen Visier und gleichzeitig ohne (Schutz) Brille fahr.
Mach Dir keinen Kopf, es klappt einwandfrei.
Alles Gute noch.
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Seid da bitte vorsichtig mit Euren Erfahrungen - selbst eine hochgradige Sehbehinderung auf einem Auge ist noch etwas komplett anderes als völliger Sehverlust des einen Auges.
Das Problem dabei ist der Verlust des Gesichtsfeldes und das deutlich verminderte räumliche Sehen.
@ Roqent - es gibt da keine Hilfsmittel, es liegt nicht an den Spiegeln und die Sicht nach hinten wird auch nicht besser werden. Es liegt wirklich an Deinem fehlenden Auge. Du wirst aber mit der Zeit Dich an dieses Problem gewöhnen und die fehlende Sich nach hinten wird Dich auch nicht mehr so sehr stören. Dazu kommen auch noch Entwicklungen, den rückwärtigen Verkehr auch für Motorräder via Kamera in´s Cockpit zu zaubern - damit wird sich Dein Problem dann auch komplett erledigen.
Also ich habe keine Einschränkungen bzw Auflagen für den Führerschein. Und wie Michael sagt, mein Gehirn hat es kompensiert, mich stört es auch normal gar nicht, weil ich es ja gar nicht anders kenne.
Es ist nur so, beim Auto habe ich beide Spiegel aus den Augenwinkeln im Blick, ohne den Kopf zu drehen. Deswegen bin ich davon ausgegangen, dass es beim Motorrad auch so sein wird.
Hatte gestern in der Fahrstunde die Situation, dass mich jemand auf der Landstraße überholt hat und ich ihn erst gesehen hab, als er schon neben mir war. Das fande ich so gruselig, dass mich das jetzt echt zum Nachdenken gebracht hat. Der hätte theoretisch einfach in mich rein fahren können, ohne dass ich es überhaupt wahrgenommen hätte.
Jetzt mal unabhängig von einer Sehbehinderung:
Bei manch Motorrad ist es so, ob serienmäßig oder nachgerüstet, das man in den Spiegeln größtenteils seinen Ellenbogen oder sonst was sieht, blos nicht den rückwärtigen Verkehr. Soll heißen, man muss ganz oft den Kopf bewegen, um irgendwas sinnvolles zu sehen. Manchmal sogar noch den Arm aus dem Sichtfeld nehmen. Anders als im Auto sitzt man sich halt irgendwie selbst im Weg. Und wie schon gesagt, nicht nur, weil man die originalen Spiegel gegen irgendwelche meist kleineren, vermeintlich hübschere getauscht hat, sondern das KANN schon original so sein. Der Zubehörmarkt bietet dafür Spiegelarmverlängerungen, die entweder nichts bringen oder so lang sind, das man zwar im Augenwinkel was sehen würde, das Konstrukt aber so wackelt, das man nun gar nichts mehr erkennt.
Soll heißen: Wenn das Problem nur darin besteht, das du in einem Spiegel nicht einfach so was siehst - ist kein Problem, gewöhnt man sich dran 😉
Also fehlt Dir das linke Auge 😉.
Evtl. hilft Dir einer dieser lustigen asphärischden Spiegel, die man auf die Außenspiegel der PKW kleben kann, um den toten Winkel aufzuheben
https://www.amazon.de/.../ref=s9_acsd_zgift_hd_bw_b5Nqz9j_c_x_w?...
Es gab doch da diesen Helm mit integriertem Spiegel. Gibts die noch? Wär doch was
Andere Möglichkeit wäre selbst basteln einer Kamera am Heck mit Display vorn.
Ich hab da keinerlei Erfahrung, aber braucht man nicht zum festlegen des Einlenkpunkts räumliches Sehen?
Oder kann das Gehirn das tatsächlich kompensieren?
Der Helm mit dem Spiegel ist von Reevu.
Da die Domain zum Verkauf steht, vermute ich, dass man den nicht mehr kaufen kann.
Zitat:
@Lewellyn schrieb am 5. Mai 2018 um 12:39:47 Uhr:
Ich hab da keinerlei Erfahrung, aber braucht man nicht zum festlegen des Einlenkpunkts räumliches Sehen?
Oder kann das Gehirn das tatsächlich kompensieren?
Räumliches sehen funktioniert nur im Zentimeter-Bereich.
Der Rest ist Erfahrung.
Vermutete Objektgröße wird mit sichtbarer Größe verglichen und so die Entfernung abgeschätzt. Aus der zeitlichen Entwicklung der Entfernung wird Geschwindigkeit geschätzt.
Zitat:
@Lewellyn schrieb am 5. Mai 2018 um 12:39:47 Uhr:
Ich hab da keinerlei Erfahrung, aber braucht man nicht zum festlegen des Einlenkpunkts räumliches Sehen?
Oder kann das Gehirn das tatsächlich kompensieren?
Das kompensiert das Gehirn, ist gar kein Problem. Was du braucht sind lediglich "Hilfspunkte", die in der Landschaft zu Hauf vorkommen.
Ich z.B. kann auch nicht räumlich sehen, hatte damit aber in über 30 Jahren
Auto- und Motorrad Praxis nie Probleme.
Was tatsächlich ein Problem für "Einäugige" ist, ist z.B. einen Ball fangen der von oben herab "fällt", also wo man in den Himmel sieht und dadurch das Gehirn keine "Hilfspunkte" hat.
Gruß
Andi
Momentan fährst Du ja auf einer Fahrschul-Kiste, und die hat Standard-Spiegel. Vielleicht wird es besser, wenn Du auf Deinem eigenen Bike mit den Spiegeln experimentieren kannst, also längere oder kürzere Stiele, vielleicht andere Position auf dem Lenker und ähnliches.
Außerdem kommt es mir bei Deiner Beschreibung so ein bißchen vor, als ob das überholende Fahrzeug im Toten Winkel war. Den gibt es sehr wohl auch bei Motorrädern, und der ist nicht kleiner als der beim Auto. Da hilft auch kein Spiegel gegen. Deshalb ist der Schulterblick beim Motorrad genauso wichtig wie beim Auto - sogar noch wichtiger, wenns um die eigene Gesundheit geht.
Ich habe zwar zwei funktionierende Augen, mein Gehirn verarbeitet aber nicht die Signale beider Augen gleichzeitig. Ich kann somit nur links oder rechts sehen, kann aber problemlos hin- und herschalten wie ich will.
Daher kann ich auch nicht dreidimensional sehen, ganz selten ist es schon mal vorgekommen, das ich beim Eingießen etwas neben das Glas gekippt habe (2-3 mal in 60 Jahren). Weder beim Autofahren, nach beim Motorradfahren hat mich das in irgendeiner Weise behindert, ich kenne das einfach nicht anders.
Vielleicht hast du einfach zu lange nicht in den Spiegel geschaut, dass du so überrascht werden konntest. Manchmal habe ich den Eindruck, ich schaue mehr in die Spiegel als auf den Verkehr vor mir.