Ein ganz merkwürdiger 211er

Mercedes E-Klasse W211

Hallo liebe Forumsmitglieder!
Ich bin heute auf der Suche nach einem 211er Sechszylinder-Diesel auf ein ganz merkwürdiges Angebot gestoßen.
Es handelte sich bei dem Angebot laut Anzeigentext um einen 211 K , E 320 CDI mit 3222 cm³ Hubraum Baujahr Anfang 2004. Also ein Sechszylinder-Reihenmotor mit angeblich nur 140 000 km. Soweit schön und gut. Habe dort angerufen, Termin gemacht und hingefahren. Ein dunkeläugiger geölter schwarzhaariger Mann empfing mich und führte mich mit den üblichen Verkaufs-Blah-Blah zum Objekt meiner Begierde. Vor Ort traute ich dann meinen Augen nicht. Vor mir stand dann eindeutig ein 211er Mopf mit Sechszylinder-V-Motor … der konnte unmöglich von 2004 sein. Ich dachte noch so, der hat sich bestimmt mit dem Baujahr vertan und lies mir die Papiere geben. Die Fahrgestellnummern stimmten aber mit den dazugehörigen Papieren überein und darin stand eindeutig Erstzulassung Anfang 2004 mit einem 3222er Reihenmotor.
Alles andere im Fahrzeug zeigte sich aber von 2006. Also habe ich mir die Fahrgestellnummer abfotografiert und bin hin zur nahegelegenen Mercedes Benz Niederlassung. Der Ausdruck ergab für diese Fahrgestellnummer einen 220er Diesel mit einer typischen Taxi-Ausstattung und dieser hatte bei einer Inspektion im Jahre 2008 bereits 330 000 km runter.
Ich habe ja schon einige Fahrzeuge mit optischen und technischen Umbauten erlebt, aber das war dort in keinem Fall möglich gewesen. Es war komplett und eindeutig ein 2006er Mopf.
Wie geht das? Haben die die Fahrgestellnummer rausgeschnitten und in einem 2006er wieder eingeschweißt oder die Papiere gefälscht. Kann und soll ich da mal die Polizei vorbeischicken.
Freue mich über jeden Kommentar und einigen Tipps.
Gruß Monchman

Beste Antwort im Thema

Es hat geklappt.

Mein Arbeitgeber konnte mich heute für die Zeugenaussage bei der Kripo freistellen.

Mit irgendwie etwas gemischten Gefühlen machte ich mich auf den Weg. Dort angekommen wurde auch schon erwartet und man begann sofort mit der üblichen Prozedur … Personalien überprüfen
?
Die Befragung des nun zuständigen Kripobeamten machte mir schnell deutlich, auch er hat mit Fahrzeugen im Allgemeinen nicht viel zu tun, welches er mir etwas später dann auch bestätigte. Personaleinsparungen, Mädchen für Alles ... blah, blah … kennt man ja. Aber der Beamte war sehr freundlich und auch sehr bemüht.

Er brauche von mir nun in erster Linie, eine detaillierte Erklärung, was an diesem Fahrzeug so auffällig ist, um eine richterliche Anordnung zu erhalten, damit das Fahrzeug offiziell beschlagnahmt und zur weiteren Überprüfung abgeholt werden kann.

Also übergab ich ihm nun noch einmal all meine Informationen und gesammelten Bilder sowie die Unterlagen, welche ich von der freundlichen Niederlassung diesbezüglich erhalten habe. Hin und wieder versuchte ich natürlich auch so einiges über diesen Vorgang in Erfahrung zu bringen, aber er durfte mir ganz offensichtlich nichts über den derzeitigen Stand der Ermittlungen sagen.

Dennoch glaube ich so einiges aus der gut eineinhalb Stunden dauernden Gespräch herausgehört zu haben.

Zum Einen ist eine Veräußerungsunterlassung wahrscheinlich doch noch nicht erfolgt.

Zweitens hat der Händler offensichtlich tatsächlich nichts von dem brisanten Fahrzeug gewusst … aber … er wird wahrscheinlich dennoch einmal genauer durchleuchtet.

Die Firma, welche das Fahrzeug an den Händler verkaufte ist eine sehr merkwürdig undurchsichtige GmbH, heiß es.

Zu guter Letzt scheint es den Gutachter, welcher ein oder das ominöse Gutachten für dieses Fahrzeug erstellt hat gar nicht zu geben.

Übrigens, steht das Fahrzeug beim Händler nun wieder auf seinem Platz an der Straße aber ohne einem Preisschild. Es ist also noch da, und wenn die Kripo jetzt doch noch schnell genug mit einem Beschluss vorankommt, können sie das Auto endlich genauer durchleuchten.

Ob ich davon aber noch etwas erfahre ist und bleibt leider offen. Ich informiere Euch aber in jedem Fall.

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Zitat:

@e350cgi schrieb am 20. April 2016 um 19:57:42 Uhr:


Bemerkenswertes Verhalten der örtlichen Polizeibehörden. Man kann einen Betrug auch versuchen. Wer unmittelbar dazu ansetzt einen Kaufinteressenten über wertbildende Faktoren eines Verkaufsgegenstands zu täuschen, damit dieser einen Schaden ("geklautes" Auto = wertlos, weil man daran kein Eigentum erwerben kann) erleidet, begeht einen strafbaren versuchten Betrug. Hätte der TE es nicht bemerkt und gekauft, wäre der Betrug vollendet. In beiden Fällen ist er Geschädigter und die Kriminalpolizei muss den Sachverhalt erforschen.

So siehts aus. Besser hätte ich es nicht schreiben können.
Vielleicht würde ich das Wort MUSS noch groß schreiben und unterstreichen 🙂

Also kann der TE eine Anzeige wegen des versuchten Betruges erstatten ;-), geht doch.

Das Problem was die Polizei in diesem Fall anscheinend wohl eher hat, ist, dass man es ja nicht mit 100%iger Gewissheit sagen kann ob es sich um ein gestohlenes Fahrzeug handelt.
Sicher scheint nur, dass es sich offensichtlich um ein ganz anderes Fahrzeug handelt, welches 2004 vom Band gelaufen ist.
Und selbst Das können wir ja auch nicht zu 100% ausschließen. Vielleicht hat sich eben doch Irgendjemand mal diese schier unglaubliche Mühe gemacht, hat eine ausgediente Taxe zu einem Mopf mit etwas mehr Power umzurüsten. Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.

Ihr merkt diese vielen wenn und aber und die ,wenn auch nur geringfügigen, Unsicherheiten welche die Polizei offensichtlich nicht dazu bewegt, sofort mit einem SEK-Team dort vorzurücken. ;-)

Ich werde morgen noch einmal mit dem zuständigen Beamten telefonieren und ihn dann auch auf diesen Thread hier aufmerksam machen ... mal sehen was dann passiert.

Doch wie schon einmal erwähnt:
Allein der falsche Motor der in den momentanen Papieren vermerkt ist, wäre sicherlich ein triftiger Grund für die Uniformierten, sich den Wagen mal genauer anzuschauen.
In den Papieren steht nämlich ein 3222 cm³ Reihenmotor OM 648.
Tatsächlich verbaut ist aber ein V-Motor mit nur 2987 cm³, der OM 642.

Hab ich den Fahrzeugbrief eigentlich schon gezeigt???

Moment ...

Schade, dass 3222 ccm eingetragen sind und nur 2987 ccm verbaut, denn wäre es umgekehrt, wäre es Steuerhinterziehung. Wenn es um's Geld geht, werden die Beamten schnell hellhörig und hätten wahrscheinlich schon längst reagiert 😁😁😁

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@TE: Ich finde es gibt keinen wenn und aber. Klar, man könnte einen Taxi so umbauen... Wie will man aber die R6 CDI Papiere begründen?

sooooo,
... hier issa nun, der Fahrzeugbrief.
Habe ihn nur noch schnell etwas bearbeitet, dass es da keinen Ärger geben kann.

Zitat:

@Monchman schrieb am 20. April 2016 um 20:27:56 Uhr:



Hab ich den Fahrzeugbrief eigentlich schon gezeigt???

Moment ...

Der Händler hat sogar zugelassen, das Du den Brief kopierst. Das ist ja Cool. Vermutlich haben die noch garnicht begriffen, was die da für ein Schätzchen auf dem Hof stehen haben. Bestimmt vom Kumpel eines Freundes dessen Schwager über Osteuropa eingekauft.

Na, dann kann die Polizei ja gleich mal das Kennzeichen auf der Umweltplakette in der Windschutzscheibe mit den Fahrzeugpapieren abgleichen. So offensichtlich wie das ein Krummes Ding ist, klebt bestimmt noch die original Plakette vom Vorbesitzer an der Scheibe.😁

Ich komme nichtmehr mit. Der Wagen war ein 220er? Zugelassen ist nun ein 320er R6 mit getürkter Nummer? Und tatsächlich ist es jetzt ein 320er V6??

Wäre doch interessant den mit der SD auszulesen und dann festzustellen, dass das älteste Steuergerät schon 800.000km+ hinter sich hat (wo wird der km-stand überall gespeichert?)

Vielleicht hat der Händler keine Ahnung...kann ja sein.. irgendwann hat irgendwer gehörig Mist gebaut und jetzt baden es andere aus..

Vielleicht zur Klarstellung: Die Kriminalpolizei muss ermitteln, wenn zureichende Anhaltspunkte den VERDACHT (sogenannter "Anfangsverdacht"😉 einer Straftat ergeben. Dann MUSS sie (wenn es ein "Offizialdelikt" ist) den Sachverhalt erforschen, um zu prüfen, ob sich der Verdacht bestätigt oder nicht. Wenn schon alles vorher klar sein müsste, bräuchte man die Kripo ja nicht...

"Der Händler hat sogar zugelassen, das Du den Brief kopierst."

Naja ... nicht ganz
Er hat ihn mir gezeigt und ich habe ihn dann heimlich abfotografiert

Zitat:

@e350cgi schrieb am 20. April 2016 um 20:52:13 Uhr:


Vielleicht zur Klarstellung: Die Kriminalpolizei muss ermitteln, wenn zureichende Anhaltspunkte den VERDACHT (sogenannter "Anfangsverdacht"😉 einer Straftat ergeben. Dann MUSS sie (wenn es ein "Offizialdelikt" ist) den Sachverhalt erforschen, um zu prüfen, ob sich der Verdacht bestätigt oder nicht. Wenn schon alles vorher klar sein müsste, bräuchte man die Kripo ja nicht...

Boah
Den Satz leg ich morgen den Beamten vor

Zitat:

@munition76 schrieb am 20. April 2016 um 20:34:15 Uhr:


Schade, dass 3222 ccm eingetragen sind und nur 2987 ccm verbaut, denn wäre es umgekehrt, wäre es Steuerhinterziehung. Wenn es um's Geld geht, werden die Beamten schnell hellhörig und hätten wahrscheinlich schon längst reagiert 😁😁😁

nicht nur das...
Auch wäre es ein Fahren ohne Betriebserlaubnis und Versicherungsschutz, weil das Fzg nicht dem vorgegebenen Angaben und Mustergutachten entspricht.

edit:
Man stelle sich vor es läuft einem ein Kind vors Auto, und in dem Zusammenhang wird dann erkannt, da stimmt was nicht. Rein rechtlich gesehen ist man dann selbst ganz bitter in der Klemme!

Zitat:

@penlane schrieb am 20. April 2016 um 20:44:00 Uhr:


Ich komme nichtmehr mit. Der Wagen war ein 220er? Zugelassen ist nun ein 320er R6 mit getürkter Nummer? Und tatsächlich ist es jetzt ein 320er V6??

Ja, das hat Du richtig erkannt.

Die Fahrgestellnummer gehörte ursprünglich einem 220er Taxi (das ist bestimmt schon längst ausgeschlachtet).

Im Brief ist ein R6 320er eingetragen (der Brief ist möglicherweise gefälscht, denn die FIN passt nicht zur dortigen Motorangabe).

Und tatsächlich verbaut ist in dem angebotenen Fahrzeug ein V6 320er (das ist evtl. ein geklautes Fahrzeug das nun mit falschem Brief und eingeschweißter FIN dort auf dem Hof steht).

Sollte da der Vorbesitzer drin stehen, versuchen den ausfindig zu machen und kontaktieren. Klingt doof aber Google hat mir in solchen Sachen auch schon weiter geholfen. Ist ja nicht umsonst Informationen/ Daten Sammelstelle.

Zitat:

@Meinungsmensch schrieb am 20. April 2016 um 21:21:16 Uhr:


Sollte da der Vorbesitzer drin stehen, versuchen den ausfindig zu machen und kontaktieren. Klingt doof aber Google hat mir in solchen Sachen auch schon weiter geholfen. Ist ja nicht umsonst Informationen/ Daten Sammelstelle.

Da stehen dann vermutlich die Vorbesitzer des 220er Taxi drin. Was soll das helfen? Man müsste den Vorbesitzer des angebotenen 320er V6 ausfindig machen.

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