E300 BlueTEC HYBRID
Was ist aus ihm geworden?
Ab Frühjahr 2011 bestellbar: E300 BlueTEC HYBRID : Hybridmodell mit 4-Zylinder Diesel 204 PS 250CDI und 20 PS Elektromotor. Verbrauch: 4,1 Liter Diesel.
Quelle: blog.mercedes-benz-passion.com
Beste Antwort im Thema
Die letzten drei Jahre hatte ich einen E 350 CDI T-Modell, neu und Leasing. 70.000 km gefahren, auch mal die Höchstgeschwindigkeit getestet (261 km/h, das T-Modell ist im Gegensatz zur Limousine nicht abgeregelt) und immer das gute Gefühl gehabt „wenn ich wollte, dann könnte ich“. Mit diesem Auto war man echt in der 1. Klasse unterwegs. 6-Zylinder Diesel, unheimlicher Abzug, auch von 160 auf 220 … da wurden einfach ein paar niedere Instinkte wach, wenn man auf der Autobahn einem dicht auffahrenden Audi so davonziehen konnte, dass es im Rückspiegel so aussah, als ob der jetzt auf der Überholspur parkt.
Aber: Gesamtverbrauch 9,3 Liter Diesel. Das hat mich gewurmt und ich habe den Aufpreis für Hybrid samt Herabstufung in die brummelige 4-Zylinder-Diesel-Klasse gewagt. Unterm Strich derselbe Preis wie der Vorgänger. Ende Dezember habe ich ihn in Sindelfingen abgeholt, ich kann also gerade mal über die ersten drei Wochen berichten.
Erstes Fahrgefühl: komfortabel. Der kalte Motor rumpelt ein wenig mehr als das 6-Zylinder-Traumtriebwerk. In Sachen Elektrobetrieb war ich gewarnt durch eine längere Leihwagenfahrt mit einem Prius 2: Es sind immer nur ein paar Meter Elektrogenuss, bei jeder Kleinigkeit springt der Scheißverbrenner wieder an. Der Akku des Prius enthält so viel Power wie ein knapper Liter Benzin, beim Bluetec Hybrid dürfte das nicht anders sein. Einige aus dem Forum hier haben recht: Der E 300 Hybrid ist kein Elektroauto, aber es ist ein maximal auf Sparsamkeit getuntes Auto alter Art. Der Prius ist auf Leichtbau getrimmt mit spartanischem Innenraum und ohne all die Assistenzsysteme – die ich nicht mehr missen möchte, seit mein 350 CDI mir bei einer schrecklichen Schleudersituation auf der Autobahn nicht nur das Auto unversehrt gelassen, sondern vielleicht auch meine Gesundheit gerettet hat.
Ein Kumpel von mir hat einen Prius und ist stolz auf 6 Liter Benzin auf 100 km. Bei meinem Hybrid Benz steht nach 800 km die Anzeige auf 7,1 Liter/100. Das wird, nach Ansicht meines Freundlichen, nach der Einfahrzeit noch sinken. Der Berater beim Abholen in Sindelfingen hat behauptet, mit ganz vorsichtiger und vorausschauender Fahrweise eine 300 km-Strecke mit 4,8 Liter Diesel geschafft zu haben. Na, da haben wir jedenfalls ein sportliches Ziel …
Meine ersten Eindrücke: Das „Segeln“, also das Motorabschalten auf freier Strecke, funktioniert wirklich prima. Damit lässt sich, bei eingeschalteter „Verbrauch seit Start“-Anzeige, richtig gut sparen. Schon ein paar hundert Meter Segeln lassen den angezeigten Verbrauch zB von 7,2 auf 6,9 sinken. Übrigens scheint mir die Verbrauchsanzeige exakter und ehrlicher zu sein als beim 350 CDI. Bei dem stieg der angezeigte Verbrauch auch bei kaltem Motor nicht über 8 Liter. Beim 300 Hybrid werden beim Losfahren auf den ersten km schon mal 16 Liter angezeigt, was aber schnell runtergeht.
Manko des Segelns: Ich verwende meine geliebte (und sichere) Tempomat-Distronic weniger, weil ich mit unregelmäßigerem Fahren öfter den Motor zum Ausschalten bringe. Mich würde mal interessieren, was auf Dauer sparsamer ist: Sturheil mit dem Verbrennungsmotor durchzubrettern oder immer wieder mal zu beschleunigen und dann ein paar km rollen zu lassen? Sehr nützlich ist der Trick, mit dem rechten Paddle den Rekuperationsmodus auszuschalten, dann rollt der schwere Schlitten enorm widerstandslos dahin (ohne den Akku zu laden). Hier erzeugt Hybrid völlig neue Fahrgefühle: Ich freue mich über den kleinsten Bergabweg, weil da sofort der Motor ausgeht (was man übrigens selten hört – ich sehe viel öfter als früher auf den Drehzahlmesser). Sogar das sanfte Bremsen macht Spaß, weil die Ladeanzeige dann in den grünen Stromerzeugungsbereich geht. Dieses Feature geht jedenfalls weit hinaus über die gut funktionierenden Start-Stop-Automatiken in anderen aktuellen Autos.
Auf der Autobahn funktioniert das Segeln nur bis 160 km/h. Ein Grund für mich, seltener schneller zu fahren – und ich staune, wie wenig länger die Fahrtdauer dadurch wird. Die geilen Volle-Fahrt-geradeaus-Strecken sind ja sowieso selten. Bei Geschwindigkeiten über 60 km/h ist es übrigens fast unmöglich, nur (wie in der Werbung versprochen) mit Elektrokraft das Tempo zu halten. Da darf man das Gaspedal nur tätscheln und muss ständig auf die Ladeanzeige schielen – sobald der Zeiger den oberen roten Rand berührt, geht der Verbrenner an. Auch elektrisches Fahren durch eine Tempo-30-Zone (was ja ein schönes Öko-Feature wäre) erfordert eiserne Disziplin – und möglichst keine Hinterfahrzeuge. Denn einer, der in der 30er-Zone wirklich 30 fährt, scheint ein großes Ärgernis zu sein. Manchmal denke ich schon an einen Aufkleber „Bitte Geduld, ich fahre elektrisch!“
Wirklich cool ist es, langsam elektrisch loszufahren („silent start“). An der Ampel geht das nur, wenn niemand hinter einem ist. Oder auf Parkplätzen und in Tiefgaragen. Da sieht man manch verblüfftes Gesicht, wenn so ein 2 Tonnen-Kombi lautlos durch die Gegend schwebt. Das allein ist (wie weiter oben so schön beschrieben) den Hybrid-Aufpreis schon wert.
Wie viele Liter Diesel de facto gespart werden, ist für mich gar nicht entscheidend. Die Freude an dieser Edeltechnik ist einfach zu groß. Der Hybrid-Mercedes hat weder Lichtmaschine noch Anlasser. Auf Dauer kann ich mir schon vorstellen, dass Hybrid in der gehobenen Mittelklasse Standard wird. Ich freue mich auf den nächsten Hybrid, der (wie beim Prius) wahrscheinlich einen größeren Akku haben wird, den man an der Steckdose aufladen und kleinere Fahrten auch mal vollelektrisch zurücklegen kann.
86 Antworten
Wie kommt denn das hohe Drehmoment zu stande? In den technischen Daten steht etwas von 580 Nm ! 😕
Zitat: Sein 27 PS und 250 Nm starker Elektromotor ist zwischen Verbrennungstriebwerk und 7-Gang-Automatikgetriebe angeordnet. Der Elektromotor und unterstützt den Dieselmotor beim Beschleunigen (Boost-Effekt)
Danke an alle die fundierte Aussagen machen. 😁
das ist vermutlich wie beim s400 hybrid zu sehen. elektromotor und verbrenner arbeiten beim beschleunigen zusammen, aber nicht in volllast. während sich dabei die ps-leistung bei mercedes addieren lässt, scheint das drehmoment nicht komplementär zu sein. der s400 hybrid hat 350nm im verbrenner und der elektromotor kommt auf 160nm. dennoch gibt mercedes nur 385nm für beide zusammen an. das wird so erklärt, daß beide motoren nur im unteren geschwindigkeitsbereich mit voller leistung zusammen arbeiten.
beim neuen 300 hybrid kommen 500nm aus dem diesel und 250nm aus dem elektromotor zusammen. damit ist er komplementär besser als der s400. aber warum nicht 750nm entstehen, obwohl der diesel auch im unteren geschwindigkeitsbereich schon die vollen 500nm realisiert, kann sich nur damit erklären, daß der diesel so geschaltet ist, daß er beim besonders verbrauchssteigernden beschleunigen maximal 330nm, also unter 200cdi-niveau, abrufen muß.
ist das mercedes-spezifisch? nein, beim lexus ls600 als vollhybrid ist es noch krasser. denn die beiden motoren arbeiten offenbar so zusammen, daß sie bei voller beschleunigung beide nur in teillast laufen. denn 394ps des verbrenners und 224ps des elektromotors werden zusammen nur mit 435ps angegeben. die nm werden gar nicht komplementär angegeben trotz 520 des verbrenners und 300 des elektromotors.
Danke das ist ja einmal eine fundierte Aussage. 😁
Zitat:
Original geschrieben von mehrzehdes
das ist vermutlich wie beim s400 hybrid zu sehen. elektromotor und verbrenner arbeiten beim beschleunigen zusammen, aber nicht in volllast. während sich dabei die ps-leistung bei mercedes addieren lässt, scheint das drehmoment nicht komplementär zu sein. der s400 hybrid hat 350nm im verbrenner und der elektromotor kommt auf 160nm. dennoch gibt mercedes nur 385nm für beide zusammen an. das wird so erklärt, daß beide motoren nur im unteren geschwindigkeitsbereich mit voller leistung zusammen arbeiten.
beim neuen 300 hybrid kommen 500nm aus dem diesel und 250nm aus dem elektromotor zusammen. damit ist er komplementär besser als der s400. aber warum nicht 750nm entstehen, obwohl der diesel auch im unteren geschwindigkeitsbereich schon die vollen 500nm realisiert, kann sich nur damit erklären, daß der diesel so geschaltet ist, daß er beim besonders verbrauchssteigernden beschleunigen maximal 330nm, also unter 200cdi-niveau, abrufen muß.
ist das mercedes-spezifisch? nein, beim lexus ls600 als vollhybrid ist es noch krasser. denn die beiden motoren arbeiten offenbar so zusammen, daß sie bei voller beschleunigung beide nur in teillast laufen. denn 394ps des verbrenners und 224ps des elektromotors werden zusammen nur mit 435ps angegeben. die nm werden gar nicht komplementär angegeben trotz 520 des verbrenners und 300 des elektromotors.
Hier einmal ein Fahrbericht vom
"E" wie elektrisch - Mercedes E300 Bluetec Hybrid
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Hallo,
ich fahre den Hybrid nun seit einigen Monaten. Als erstes Fazit: Super Daimler!
Natürlich darf man verbrauchstechnisch keine Wunder erwarten. Ein Auto mit über 2 Tonnen Gewicht muss bewegt werden. Meiner bewegt sich nach vielen tausend Kilometern (~ 7.500) mit round about 6,7 L / 100 km. Durchschnittsgewschwindigkeit: 57 km/h.
In der Stadt ist die E-Klasse verbrauchtstechisch unschlagbar. Hier hilft die Hybrid-Technik. Was mich auch begeistert ist das Segeln auf Autobahnen. Hier kann man auch einiges rausholen.
Natürlich gibt es fahrten, wo ich die E-Klasse über die Autobahn flitzend auf 8 Liter hochbekomme. Dagegen stehen Bundesstraßen mit Stop/Go im Stadtverkehr mit 5,4 Litern.
Unabängig vom Verbrauch. Es gibt nix schöneres als lautlos die letzten ein paar hundert Meter in die Garage daheim zu schleichen und den einen oder anderen erstaunten Nachbarn oder Spaziergänger beim Hinterheraschauen zu erwsichen. Was mich persönlich sehr überrascht hat, dass durch die visuellen Anzeigen bzw. durch die Technik selber der Fahrer effizienter fährt - hier noch ein bißchen mehr ausrollen, dort noch ein bisschen mehr elektrisch fahren...
Es ist der richtige & erste kleine Schritt in die richtige Richtung. Danke Daimler. Weiter so!!!
Ich hatte letzte Woche das Vergnügen, in einem mitzufahren; man darf das Gaspedal nur antippsen, sonst läuft ohnehin der Vierzylinder-Diesel. Das lautlose Anrollen gefällt mir nicht, kein Fahrgefühl ...
Und die Batteriekapazität ist lächerlich, kurzum: ich erkenne keinen Sinn in diesem System! Für die paar Meter, die der elektrisch kommt, kann ich mir den technischen Aufwand definitiv sparen!
Zitat:
Original geschrieben von JJ400
Und die Batteriekapazität ist lächerlich, kurzum: ich erkenne keinen Sinn in diesem System! Für die paar Meter, die der elektrisch kommt, kann ich mir den technischen Aufwand definitiv sparen!
Ohne solche Modelle und die daraus resultierenden Erfahrungen im Alltagsbetrieb, wird es nie richtig gute Hybrid-Modelle geben!
Der erste Serie des Toyota Prius war nicht nicht gerade umweltfreundlich, weil bei nahezu allen Exemplaren die Batterien innerhalb von wenigen Jahren getauscht und entsorgt werden mussten, trotzdem war das Fahrzeug für die Weiterentwicklung des Hybrid-Systems sinnvoll! 😉
Zitat:
Original geschrieben von skyk2010
Ohne solche Modelle und die daraus resultierenden Erfahrungen im Alltagsbetrieb, wird es nie richtig gute Hybrid-Modelle geben!Zitat:
Original geschrieben von JJ400
Und die Batteriekapazität ist lächerlich, kurzum: ich erkenne keinen Sinn in diesem System! Für die paar Meter, die der elektrisch kommt, kann ich mir den technischen Aufwand definitiv sparen!Der erste Serie des Toyota Prius war nicht nicht gerade umweltfreundlich, weil bei nahezu allen Exemplaren die Batterien innerhalb von wenigen Jahren getauscht und entsorgt werden mussten, trotzdem war das Fahrzeug für die Weiterentwicklung des Hybrid-Systems sinnvoll! 😉
Wenn man einen Unsinn weiterentwickelt, wird er dann sinnvoll??
Hybride sind nur dazu da, das von der weltweiten Freimaurerbagage ausgeheckte Klimawandel-Lufthandelssystem auszubauen. Bald wird man in Großstädte einfach nicht mehr reinfahren dürfen ohne diesen Hybrid-Zeugs, wird eben einfach verboten werden wie die Glühbirne verboten wurde oder wie die Umweltplaketten eingeführt wurden! Naives, dummgehaltenes Volk, lässt ja alles mit sich machen ...
Zitat:
Original geschrieben von snower69
In der Stadt ist die E-Klasse verbrauchtstechisch unschlagbar. Hier hilft die Hybrid-Technik. Was mich auch begeistert ist das Segeln auf Autobahnen. Hier kann man auch einiges rausholen.
Wo soll da denn der Vorteil sein? 😕 Wenn beim Segeln auf der Autobahn weder gebremst noch beschleunigt wird, und über einen längeren Zeitraum die Geschwindigkeit konstant gehalten wird, wird die direkte Verbindung zwischen Motor und den Räden die effektivste sein. Der Umweg über Stromgenerator und E-Motor wir sicherlich einen kleineren Wirkungsgrad haben.
Sollte jedoch der Fahrstil auf der Autobahn mit starken Temposchwankungen einhergehen, so kann ich mir auch vorstellen, dass die Bremsenergie für die nächste Beschleunigung gespeichert wird, was dann doch ein Vorteil für den Hybrid wäre.
Hallo ins Forum,
Zitat:
Original geschrieben von GFR
Wo soll da denn der Vorteil sein? 😕 Wenn beim Segeln auf der Autobahn weder gebremst noch beschleunigt wird, und über einen längeren Zeitraum die Geschwindigkeit konstant gehalten wird, wird die direkte Verbindung zwischen Motor und den Räden die effektivste sein. Der Umweg über Stromgenerator und E-Motor wir sicherlich einen kleineren Wirkungsgrad haben.
m.W. ist bei Konstantfahrt der Motor auch an. Das Segeln kommt nur dann, wenn keine Last auf dem Motor líegt, also auf leichten bis stärkeren Gefällstrecken. Dabei gibt's zwei Stufen: Zunächst wird der E-Motor als Generator genutzt (Rekuperation), nach einem Zug am + Paddel wird der komplette Freilauf aktiv. Damit kannst Du dann weiter rollen, als bei den normalen Varianten, bei denen der Motor immer eingekuppelt ist. Achtung: Der Daimler-Hybrid ist kein Voll-, sondern ein Mildhybrid, d.h. der E-Motor ist nur Unterstützer und nicht Hauptantrieb.
Viele Grüße
Peter
Die letzten drei Jahre hatte ich einen E 350 CDI T-Modell, neu und Leasing. 70.000 km gefahren, auch mal die Höchstgeschwindigkeit getestet (261 km/h, das T-Modell ist im Gegensatz zur Limousine nicht abgeregelt) und immer das gute Gefühl gehabt „wenn ich wollte, dann könnte ich“. Mit diesem Auto war man echt in der 1. Klasse unterwegs. 6-Zylinder Diesel, unheimlicher Abzug, auch von 160 auf 220 … da wurden einfach ein paar niedere Instinkte wach, wenn man auf der Autobahn einem dicht auffahrenden Audi so davonziehen konnte, dass es im Rückspiegel so aussah, als ob der jetzt auf der Überholspur parkt.
Aber: Gesamtverbrauch 9,3 Liter Diesel. Das hat mich gewurmt und ich habe den Aufpreis für Hybrid samt Herabstufung in die brummelige 4-Zylinder-Diesel-Klasse gewagt. Unterm Strich derselbe Preis wie der Vorgänger. Ende Dezember habe ich ihn in Sindelfingen abgeholt, ich kann also gerade mal über die ersten drei Wochen berichten.
Erstes Fahrgefühl: komfortabel. Der kalte Motor rumpelt ein wenig mehr als das 6-Zylinder-Traumtriebwerk. In Sachen Elektrobetrieb war ich gewarnt durch eine längere Leihwagenfahrt mit einem Prius 2: Es sind immer nur ein paar Meter Elektrogenuss, bei jeder Kleinigkeit springt der Scheißverbrenner wieder an. Der Akku des Prius enthält so viel Power wie ein knapper Liter Benzin, beim Bluetec Hybrid dürfte das nicht anders sein. Einige aus dem Forum hier haben recht: Der E 300 Hybrid ist kein Elektroauto, aber es ist ein maximal auf Sparsamkeit getuntes Auto alter Art. Der Prius ist auf Leichtbau getrimmt mit spartanischem Innenraum und ohne all die Assistenzsysteme – die ich nicht mehr missen möchte, seit mein 350 CDI mir bei einer schrecklichen Schleudersituation auf der Autobahn nicht nur das Auto unversehrt gelassen, sondern vielleicht auch meine Gesundheit gerettet hat.
Ein Kumpel von mir hat einen Prius und ist stolz auf 6 Liter Benzin auf 100 km. Bei meinem Hybrid Benz steht nach 800 km die Anzeige auf 7,1 Liter/100. Das wird, nach Ansicht meines Freundlichen, nach der Einfahrzeit noch sinken. Der Berater beim Abholen in Sindelfingen hat behauptet, mit ganz vorsichtiger und vorausschauender Fahrweise eine 300 km-Strecke mit 4,8 Liter Diesel geschafft zu haben. Na, da haben wir jedenfalls ein sportliches Ziel …
Meine ersten Eindrücke: Das „Segeln“, also das Motorabschalten auf freier Strecke, funktioniert wirklich prima. Damit lässt sich, bei eingeschalteter „Verbrauch seit Start“-Anzeige, richtig gut sparen. Schon ein paar hundert Meter Segeln lassen den angezeigten Verbrauch zB von 7,2 auf 6,9 sinken. Übrigens scheint mir die Verbrauchsanzeige exakter und ehrlicher zu sein als beim 350 CDI. Bei dem stieg der angezeigte Verbrauch auch bei kaltem Motor nicht über 8 Liter. Beim 300 Hybrid werden beim Losfahren auf den ersten km schon mal 16 Liter angezeigt, was aber schnell runtergeht.
Manko des Segelns: Ich verwende meine geliebte (und sichere) Tempomat-Distronic weniger, weil ich mit unregelmäßigerem Fahren öfter den Motor zum Ausschalten bringe. Mich würde mal interessieren, was auf Dauer sparsamer ist: Sturheil mit dem Verbrennungsmotor durchzubrettern oder immer wieder mal zu beschleunigen und dann ein paar km rollen zu lassen? Sehr nützlich ist der Trick, mit dem rechten Paddle den Rekuperationsmodus auszuschalten, dann rollt der schwere Schlitten enorm widerstandslos dahin (ohne den Akku zu laden). Hier erzeugt Hybrid völlig neue Fahrgefühle: Ich freue mich über den kleinsten Bergabweg, weil da sofort der Motor ausgeht (was man übrigens selten hört – ich sehe viel öfter als früher auf den Drehzahlmesser). Sogar das sanfte Bremsen macht Spaß, weil die Ladeanzeige dann in den grünen Stromerzeugungsbereich geht. Dieses Feature geht jedenfalls weit hinaus über die gut funktionierenden Start-Stop-Automatiken in anderen aktuellen Autos.
Auf der Autobahn funktioniert das Segeln nur bis 160 km/h. Ein Grund für mich, seltener schneller zu fahren – und ich staune, wie wenig länger die Fahrtdauer dadurch wird. Die geilen Volle-Fahrt-geradeaus-Strecken sind ja sowieso selten. Bei Geschwindigkeiten über 60 km/h ist es übrigens fast unmöglich, nur (wie in der Werbung versprochen) mit Elektrokraft das Tempo zu halten. Da darf man das Gaspedal nur tätscheln und muss ständig auf die Ladeanzeige schielen – sobald der Zeiger den oberen roten Rand berührt, geht der Verbrenner an. Auch elektrisches Fahren durch eine Tempo-30-Zone (was ja ein schönes Öko-Feature wäre) erfordert eiserne Disziplin – und möglichst keine Hinterfahrzeuge. Denn einer, der in der 30er-Zone wirklich 30 fährt, scheint ein großes Ärgernis zu sein. Manchmal denke ich schon an einen Aufkleber „Bitte Geduld, ich fahre elektrisch!“
Wirklich cool ist es, langsam elektrisch loszufahren („silent start“). An der Ampel geht das nur, wenn niemand hinter einem ist. Oder auf Parkplätzen und in Tiefgaragen. Da sieht man manch verblüfftes Gesicht, wenn so ein 2 Tonnen-Kombi lautlos durch die Gegend schwebt. Das allein ist (wie weiter oben so schön beschrieben) den Hybrid-Aufpreis schon wert.
Wie viele Liter Diesel de facto gespart werden, ist für mich gar nicht entscheidend. Die Freude an dieser Edeltechnik ist einfach zu groß. Der Hybrid-Mercedes hat weder Lichtmaschine noch Anlasser. Auf Dauer kann ich mir schon vorstellen, dass Hybrid in der gehobenen Mittelklasse Standard wird. Ich freue mich auf den nächsten Hybrid, der (wie beim Prius) wahrscheinlich einen größeren Akku haben wird, den man an der Steckdose aufladen und kleinere Fahrten auch mal vollelektrisch zurücklegen kann.
hab riesen Dank für die Einblicke in deinen Hybrid-Alltag.
hat echt Spass gemacht, deinen Text zu lesen.
wünsch dir noch viele ruhige Fahrten mit deinem elektrisierenden Benz.
Danke für den Beitrag, und der Satz ist das Beste:
"Manchmal denke ich schon an einen Aufkleber „Bitte Geduld, ich fahre elektrisch!“ 😁