E - Gas VS Bowdenzug, was fÀhrt sich besser?
Hallo Gemeinde,
mal nur theoretisch (denn der Bowdenzug stirbt ja immer mehr aus bzw. ist es ja je nach Fahrzeugklasse bereits): Was findet ihr, fĂ€hrt sich besser? Ich fĂŒr meinen Teil habe noch kein Auto gefahren, welches mit einem elektrischen Gaspedal und Stellmotor an der Drosselklappe auch nur annĂ€hernd so ĂŒberzeugt hat wie eines mit klassischem Bowdenzug. Ein paar Beispiele:
- Fiat Panda 1.2, Bj. 2009, 60 PS, Bowdenzug: Feine Gasannahme, absolut ruhiger Leerlauf, keine Drehzahlschwankungen beim Treten der Kupplung oder beim Aktivieren eines groĂen Verbrauchers
- Fiat Panda 1.2, Bj. 2011, 69 PS, E - Gas: Gasannahme Ă€hnlich, aber Leerlauf unter aller Kanone, bei jedem DrĂŒcken der Kupplung springt die Drehzahl nach oben, leicht verringert beim Anschalten eines gröĂeren Verbrauchers
- Opel Astra 1.6, Bj. 1998, 75 PS, Bowdenzug: Sehr sauberes Ansprechen, Leerlauf ruhig, keine Drehzahlschwankungen, beim Gaswegnehmen wird das Gas auch sofort weggenommen
- Opel Astra 1.6, Bj. 2002, 84 PS, E - Gas: Leerlauf und Ansprechen Àhnlich, aber das Gas wird beim Schalten viel zu lange gehalten, man fÀhrt damit wie ein FahranfÀnger
Dazu gibt es noch weitere Fahrzeuge mit E - Gas, welche durch eine steile Kennlinie mehr Leistung vorgaukeln, als vorhanden ist, indem eine schwache Gaspedalbewegung in eine starke Ăffnung der Drosselklappe umgewandelt wird. Absolut dĂ€mlich und unauthentisch, ja eigentlich schon kindisch.
Was sind eure Erfahrungen?
Beste Antwort im Thema
Die Diskussion Bowden-Zug kontra E-Gas ist zwar mĂŒĂig (weil es nur noch E-Gas gibt), aber dennoch muss ich ein paar Punkte etwas korrigieren.
1.)
"bei jedem DrĂŒcken der Kupplung springt die Drehzahl nach oben"
"... aber das Gas wird beim Schalten viel zu lange gehalten, man fÀhrt damit wie ein FahranfÀnger"
"Ist der einzige Grund, weshalb E - Gas fĂŒr bessere Abgaswerte sorgt, eigentlich der, dass E - Gas die Möglichkeit bietet, dass die Drosselklappe beim Gaswegnehmen langsamer als mit einer seilzugbetĂ€tigten DK geschlossen werden kann?"
Das ist die sogenannte Dashpot-Funktion. Diese bewirkt beim Gaswegnehmen ein schlagartiges SchlieĂen der Drosselklappe. Damit wird zum einen Ruckeln vermieden, zum anderen erhöhte HC-Emissionen (durch den plötzlichen Druckabfall im Saugrohr wird der Wandfilm sehr schnell abgebaut).
Nur hat das Ganze nichts mit E-Gas zu tun, sondern das gab es auch schon bei der mechanischen BetĂ€tigung. Diesen "Dashpot" (DĂ€mpfer, wörtlich ĂŒbersetzt: Schlagtopf) kann man am unteren Anschlag der Drosselklappe als Bauteil sehen. Diesen FahranfĂ€nger-Effekt hatte ich bereits in den frĂŒhen 90er Jahren bei einem Mazda 6. Und der hatte sicher noch kein E-Gas.
2.)
"Bowdenzug ist mir lieber, der Motor reagiert auf schnelle GasstöĂe besser"
"Das Ansprechverhalten beim Gasgeben und Gaswegnehmen ist inzwischen akzeptabel"
"Wenn man bei Egas am Gas rumspielt und z.b. Schlagartig vollgas gibt und gleich wieder vom Gas geht oder am Gas rumpumpt, dann reagiert das Egas gar nicht darauf oder nur sehr "sanft"."
Das Ansprechverhalten ist hauptsÀchlich eine Frage der Abstimmung (Applikation), weniger eine des Systems. Es gibt E-Gas-Systeme, bei denen das Gaspedal 1:1 auf die Drosselklappe wirkt. Der Bowdenzug wurde quasi nur durch eine elektrische Verbindung ersetzt.
Es ist auch der Luftdurchsatz durch den Motor zu berĂŒcksichtigen. Wenn z. B. die Drosselklappe auf einen maximalen Luftmassenstrom bei 6000 1/min ausgelegt ist, dann strömt bei 1500 1/min nur ein viertel der Masse durch die Klappe. Das bedeutet andersherum, dass bei 1500 1/min vielleicht eine Ăffnung von 20 oder 30 % ausreicht, um den maximalen Luftdurchsatz (bei dieser Drehzahl!!) zu erreichen. Um eine Drosselklappe im E-Gas-System so weit zu öffnen, dauert es vielleicht 50 ms. Das ist als Verzögerung nicht wahrnehmbar.
3.)
Leerlauf unruhig
Das kann mehrere GrĂŒnde haben. Wenn das DrosselklappengehĂ€use im Prinzip ein zylindrisches Rohr mit einer Klappe drin ist, dann wird die Klappe im Leerlauf nur wenige Grad geöffnet. Geringe Toleranzen hĂ€tten dann einen relativ groĂen Einfluss. Es gibt aber die Möglichkeit, das GehĂ€use in diesem Bereich so zu formen, dass gröĂere Winkel fĂŒr kleine Querschnitte benötigt werden, so dass sich Toleranzen weniger auswirken.
Der Leerlauf wird aber auch ĂŒber den ZĂŒndwinkel geregelt (speziell bei schnellen Lastaufschaltungen, z. B. Servolenkung, Klimakompressor, Licht, Scheibenheizung, ...). Damit er Moment aufbauen (also dazu geben) kann, wird der ZĂŒndwinkel im Grundzustand etwas nach spĂ€t verstellt ("Momentenreserve"đ. Gut fĂŒr den Leerlaufregler, schlecht fĂŒr den Verbrauch. Daher ist es gut möglich, dass bei heutigen Motoren die LeerlaufstabilitĂ€t tatsĂ€chlich etwas schlechter ist.
4.)
"Dazu gibt es noch weitere Fahrzeuge mit E - Gas, welche durch eine steile Kennlinie mehr Leistung vorgaukeln, als vorhanden ist, indem eine schwache Gaspedalbewegung in eine starke Ăffnung der Drosselklappe umgewandelt wird."
"Man will auch eine Gewisse GaspedalfuĂkraftcharakteristik erreichen. So eine Art ideale Bedienerkennlinie.
Beim Bowedenzug ist man da sehr auf die Konstruktion und GÀngigkeit des Bowdenzugs gebunden (auch Alterung/Betriebsdauer Àndert die Kraftkennlinie des Bowedenzuges)."
Bei der mechanischen Klappe lĂ€Ăt sich die "Ăbersetzung" zwischen Gaspedal und Klappe konstruktivauch anders als "linear" einstellen. Diese ist dann aber immer gleich. Beim E-Gas-System gibt es mehr Freiheitsgrade (gangabhĂ€ngig, geschwindigkeitsabhĂ€ngig, Sportmodus, ...)
TatsĂ€chlich dĂŒrften heutzutage E-Gas preiswerter sein als mechanische Systeme. Es wurden ja bereits genannt: Entfall des Bowdenzugs, Entfall des Leerlaufstellers, leichtere Integrierbarkeit ins Fahrzeug (Packaging). Den Tempomaten gibts quasi als kostenlose Zugabe.
107 Antworten
đź
Das Thema hatten wir doch schon vor einem Jahr durch ...
Zitat:
Original geschrieben von marcu90
Ich meine, dass ist so gewollt. Hatte mal gelesen, dass die schnellen Lastwechsel dadurch unterbunden werden sollen...Zitat:
Original geschrieben von bbbbbbbbbbbb
Dabei fiel mir der eklatanteste Unterschied auf, den ich noch gar nicht erwÀhnt habe: Das Ansprechverhalten ist beim E - Gas einfach nur schrecklich.
Jepp, kann ich bestÀtigen. War bei mir auch so und wurde rausprogramiert.
Ich wĂŒrde jeder Zeit wieder Bowdenzug nehmen. Mein E-Gas ist richtig schlecht in Sachen Gasannahme. Die Annahme ist um etwa 1 Sekunde verzögert und Softwareupdates brachten nicht unbedingt den Durchbruch. Ist halt diese Z18XE- Typische Gedenksekunde, an die ich mich in den 16 Monaten die ich das Auto jetzt habe, nicht gewöhnen konnte.
Ich mache mal mein Kreuz hinter Bowdenzug.
Wie bereits erwĂ€hnt hat das nicht direkt mit dem E-Gas zu tun. Beim E-Gas hat der Hersteller aber mehr Möglichkeiten und programmiert so einen ScheiĂ mit rein, um die Lastwechsel zu reduzieren. Das verursacht natĂŒrlich die Verzögerung.
Gut, dass bei meinem E-Gas das nicht so ist. Es reagiert schneller als einige andere Autos mit Bowdenzug und wenn ich ruckartig Gas gebe, dann gibts auch einen ruckartigen Lastwechsel, so wie man das vom Bowdenzug kennt.
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Was Ihr bemeckert ist eine Korrelation und keine KausalitÀt. Die Abgasnormen werden immer strenger, also werden den Emissionen unzutrÀgliche Luftmassen-Lastwechsel weitgehend gedÀmpft. Dieser Eingriff erfordert eine elektronisch gesteuerte Drosselklappe.
Nein, mit dem Abgas hat das nichts zu tun.
Ich habe schon E-Gas-Systeme sehr sportlich abgestimmt, die trotzdem Euro 4 und ULEV erfĂŒllen.
Zitat:
Original geschrieben von Rael_Imperial
Nein, mit dem Abgas hat das nichts zu tun.Ich habe schon E-Gas-Systeme sehr sportlich abgestimmt, die trotzdem Euro 4 und ULEV erfĂŒllen.
Welche sind das denn? Mir sind bisher noch keine untergekommen, egal ob BMW, Opel oder Fiat. Einzig Ford hatte ein brauchbares E - Gas.
Ich möchte mal vermuten, dass Porsche oder Ferrari ihre Fahrzeuge sportlich abstimmen. Die haben selbstverstĂ€ndlich E-Gas und erfĂŒllen die gĂ€ngigen Abgasvorschriften.
Auch meinen E90 325i mit N53 fand ich nicht gerade lahm. Oder meinst Du, dass ein Mini Cooper S nicht sportlich genug abgestimmt wÀre?
Ich denke mal das die meisten den Unterschied nicht fuehlen koennen wenn sie es nicht wissen.
Aehnlich dem Coke Pepsi blind taste test. đ
Zitat:
Original geschrieben von Reachstacker
Ich denke mal das die meisten den Unterschied nicht fuehlen koennen wenn sie es nicht wissen.
Aehnlich dem Coke Pepsi blind taste test. đ
Hallo Reachstacker,
glaube ich auch nicht. Mir fÀllt es jedenfalls nicht bewusst auf, wenn ich von einem Fahrzeug in das andere steige.
Bei Coke - Pepsi wĂ€re ich mir da nicht so sicher. đđ
Zitat:
Original geschrieben von Rael_Imperial
Ich möchte mal vermuten, dass Porsche oder Ferrari ihre Fahrzeuge sportlich abstimmen. Die haben selbstverstĂ€ndlich E-Gas und erfĂŒllen die gĂ€ngigen Abgasvorschriften.Auch meinen E90 325i mit N53 fand ich nicht gerade lahm. Oder meinst Du, dass ein Mini Cooper S nicht sportlich genug abgestimmt wĂ€re?
Also geht man wahrscheinlich davon aus, dass Piloten von schnellen Fahrzeugen das Zusammenspiel von Gas und Kupplung besser beherrschen? Anders kann ich es mir nicht erklÀren, weshalb schwache Motoren heutzutage total entkoppelt werden und stÀrkere nicht. Fahrt mal einen aktuellen Fiat Punto Evo oder 500 oder Panda und gebt wÀhrend der Fahrt einen Gasstoà im Leerlauf, der Motor reagiert erst darauf, wenn man vom Pedal schon wieder unten ist. Beinahe unfahrbar (jedenfalls, wenn man gewöhnt ist, Zwischengas zu geben, damit der Gang beim Runterschalten ruckfrei einrastet).
Der Fiat 500 in den USA hat nen Wandler, da gibts kein Zwischengas.... đ
Da faellt das alles garnicht auf. đ
Ich denke mal die 50er Jahre neigen sich langsam dem Ende zu???
Zitat:
Original geschrieben von Reachstacker
Ich denke mal die 50er Jahre neigen sich langsam dem Ende zu???
Wie schaltest Du bei einem Fahrzeug mit Handschaltung, wenn Du im 5. Gang fĂ€hrst und mal eben einen 60 km/h - Lkw ĂŒberholen willst? Ich jedenfalls lege den Leerlauf ein, gebe Zwischengas und lege den 3. Gang ein. Alles andere ruckt derb und belastet die Synchronringe und die Kupplung stark, und das ist wirklich 50er - Jahre - mĂ€Ăig.
definition zwischengas.
DAS ist zwischengasZitat:
Zwischengas bezeichnet bei Kraftfahrzeugen mit manuellem Schaltgetriebe einen Vorgang beim Einlegen eines niedrigeren Ganges und âDoppelkuppelnâ einen Vorgang beim Einlegen eines höheren Ganges.[]..
im leerlauf kurz gas geben ist kein zwischengas, sondern nur eine anpassung der motordrehzahl an die zu erwartende getriebedrehzahl beim schalten. und das schadet bei einem, der zuviel gas gibt eher, als es nĂŒtzt.
insofern gebe ich reachstaeker recht.
Zitat:
Original geschrieben von Reachstacker
Ich denke mal die 50er Jahre neigen sich langsam dem Ende zu???
Moin,
nein, die beginnen erst - in 36 Jahren ! đ
Vorweihnachtliche OstergrĂŒĂe đ°
dudel