Drei Generationen Mercedes S-Klasse im Test: W116, W126, W140

Mercedes S-Klasse W116
Friedrichsruhe – Fünf Jahre nach ihrer Vorstellung wurde die S-Klasse Teil des Deutschen Herbstes. Am 5. September 1977 wurde Hanns-Martin Schleyer von der RAF brutal aus seinem 450 SEL entführt. Seine Leibwächter wurden dabei erschossen, er selbst am 18. Oktober, vor ziemlich genau 40 Jahren. Das Foto, das nach dem Überfall entstand, zeigt den 450 SEL mit offenen Türen und herausgeschossenen Fenstern, flankiert von halb zerstörten Strich-Achtern. Es ist Teil des kollektiven Gedächtnisses der BRD.
Der tiefdunkelblaue 350 SE der Classic-Abteilung von Mercedes hätte vielleicht ein fröhlicheres Jubiläum für diese Ausfahrt verdient. Aber er war ja nicht dabei, er wurde 1979 gebaut. Blaue Karositze, blauer Kunststoff am Armaturenbrett und in den Türverkleidungen, dazwischen und in der Mittelkonsole braunes Wurzelholz. Restauriert wurde das Auto nicht, nur in Schuss gehalten. Er wirkt etwas abgenutzt. Nicht mehr wie ein glänzendes Symbol des Kapitalismus und Imperialismus.
Viele Erinnerungen sind heute mit Autos verbunden. Und viele Autos mit Erinnerungen. Die S-Klasse prägt das kollektive Gedächtnis, weil sie regelmäßig in den Nachrichten vorkam, im Fernsehen und in Zeitungen. Als Vorstands-Limousine oder als Staatskarosse. Bundespolitiker fuhren bis in die 1990er fast nur Daimler, Bank-Chefs und Industrielle auch. Das Topmodell von Daimler war deshalb zwangsläufig ein Symbol der herrschenden Klasse. Und gehörte zum linksextremistischen Feindbild.

Mercedes 350 SE W116: V8 mit Dreigang-Automatik


Der W116 wirkt fast zierlich neben seinen Erben, dabei übertraf er mit 4,96 Metern Länge schon als Kurzversion fast alles, was damals auf den Straßen rollte. Chromstoßstangen, Fensterrahmen, Zierleisten - und natürlich der senkrecht aufragende Kühlergrill. Die S-Klasse machte keinen Hehl daraus: Wer hier drin saß, hatte es geschafft.
Dabei fühlen sich die Sitze an wie die in unserem Familien-W123 aus den frühen 1980ern. Ein bisschen zu weich und nach Federkern. Die Bedienung der elektrischen Fensterheber belegt ein Drittel des Mitteltunnels. Die Klimaanlage mit ihren vier Schiebereglern und zwei Drehknöpfen nimmt die Hälfte der Mittelkonsole ein. Immerhin: Zwei-Zonen-Regelung.
Unter der Haube sitzt ein 3,5-Liter-Benziner mit mechanisch geregelter Saugrohreinspritzung. Maximal 205 PS und 285 Newtonmeter Drehmoment erreichen das Getriebe. Viel davon kommt nie wieder raus. Die Dreigang-Automatik ist zudem kein Muster an Spontaneität. Trotzdem gibt es keinen Grund, über mangelnde Leistung zu klagen. Der 350 SE schiebt klaglos vorwärts.
Der V8 war in der Blüte seiner Jahre mal gut für eine Sprintzeit von rund 10 Sekunden auf 100 km/h, bei 200 km/h war Schluss. Mit Vierganghandschalter wäre es noch etwas schneller gegangen. Nicht schlecht. Dabei bollert der Motor nur ganz verhalten. Mercedes hat bei der Abstimmung auf Komfort und Laufruhe Wert gelegt. So rauscht man dahin, das große Lenkrad mit dem dünnen Kunststoff-Kranz zwischen den Fingern. Um die Mitte passiert sehr wenig, alles danach passiert mit leichter Verzögerung.

Der W116 war das erste Serienauto mit ABS


So war das damals. Geradeaus liegt der 350 SE satt und souverän. Er federt komfortabel und stoisch, Kanten schlucken die 205er-Reifen mit 70er-Flanken auf 14 Zoll einfach weg. So schiebt man sich durch den Herbst, vor der Windschutzscheibe die Konturen der Motorhaube. Sie rahmen die Landschaft ein, geben ihr eine Basis mit Mercedesstern in der Mitte. Man sieht ihn bis zum Sockel. Und fühlt sich erhaben. Natürlich kommt einem der Witz mit dem Mercedes-Stern als Zielvorrichtung in den Sinn.
Es setzt Regen ein. Ein Dreh am Ende des Lenkstocks auf der linken Seite, die silbernen Wischer quietschen leicht asynchron die Tropfen von der Scheibe. Ein bisschen ungelenk wirkt das. Damals war es Stand der Technik.
Die S-Klasse galt Mercedes schon damals als Technikträger. Bei Sicherheit, Telematik, Elektronik. Der W116 war das erste Serienauto mit ABS, ab 1978 wurde es als Extra angeboten. Was Generaldirektoren und Amtsträger schützte, sollte später weiter unten ankommen. Allerdings gab es damals beim Daimler kein echtes „unten“.
Oben löste 1979 der W126 den W116 ab. Er kam ab 1981 gegen Aufpreis mit Fahrerairbag und Gurtstraffer, auch ein Novum. Die Chromstoßstangen wurden durch Kunststoffstoßfänger ersetzt. Bruno Sacco war für das Design verantwortlich, das im Vergleich zum Vorgänger klar und nüchtern wirkt. Weniger prunkvoll, weniger protzig. Die Plastikplanken reichten um den kompletten Wagen - praktisch bei Remplern, die den Lack ganz ließen.
Außerdem waren Leichtbau und Aerodynamik Thema. Schließlich war der W126 unter dem Eindruck der ersten Ölkrise entwickelt worden. Der 300 SE verbrauchte bei besseren Fahrleistungen rund zehn Prozent weniger als der 350 SE der Vorgänger-Baureihe. Außerdem kam der Katalysator. Mehr Vernunft, weniger Prunk. Feindbild der Linken und Vorstands-Transportmittel blieb die S-Klasse. Auch der W126 hat seine RAF-Geschichte: Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen kam 1989 bei einem Bombenanschlag auf seine gepanzerte Limousine um.
Im Inneren des W126 merkt man vom Technikzeitalter zunächst wenig. Das Cockpit wirkt kaum moderner als das im W116. Der gleiche blaue Kunststoff spannt sich auf dem Armaturenbrett, das Holz wirkt wie aus derselben Charge. Für die billigen Plastikschieber der elektrischen Sitzverstellung würde sich Dacia heute schämen. Wenn Dacia eine elektrische Sitzverstellung anbieten würde. In der S-Klasse saß sie schon 1981 da, wo man sie heute noch findet. In der Tür, nicht am Sitz.

Mercedes 300 SE W126: Fahrdynamisch in die 1990er


Den Fortschritt spürt man erst, wann man fährt. Dieser W126 wirkt schon auf den ersten paar Metern locker um die 11 Jahre moderner, die er neuer ist. Der weiße 300 SE stammt von 1990. Der 3,0-Liter-Reihensechszylinder leistet nur 188 PS (mit Kat bleiben 179 PS) und 260 Nm Drehmoment, trotzdem geht er besser als der W116.
Die Viergang-Automatik reagiert spontaner, die Lenkung vermittelt mehr Gefühl. Die Solidität des 116ers spürt man im 126er trotzdem noch. Dabei wiegt er deutlich weniger. Um fast 200 Kilo ist der 300 SE (1.570 kg) leichter als der 350 SE (1.765 kg). Den deutlich schwächeren 280 SE der Vorgängergeneration schlägt er um fast einen Zentner.
Der Sauger säuselt seinen Sechszylinder-Sound und schiebt den 300 SE nicht brachial, aber nett nach vorne. Die Bremsen packen fast bissig zu. Den W126 kann man sich gut im Alltag vorstellen. Warum auch nicht. Er bekommt ja noch nicht mal ein H-Kennzeichen.

Mit dem Kohl-Panzer schwindet der Charme


Zwölf Jahre lang baute Mercedes den W126. Länger als jede andere S-Klasse. Gut 818.000 Exemplare wurden verkauft, bis heute schaffte das kein Nachfolger. Allerdings wurde auch nie wieder eine S-Klasse so lange gebaut.
Beim Umstieg in den W140 merkt man das sofort. Kaum zu glauben, dass nur zwei Jahre zwischen den beiden liegen. Es ist das damalige Topmodell 600 SEL, Baujahr 1992. Der Kohl-Panzer. Dieser Trumm von Auto ist gebaut wie eine Trutzburg, ausladend und abweisend. So ähnlich wie Kohl. Und ähnlich kontrovers. Für Kritiker stand der W140 sinnbildlich für eine Politik, die Mitte bis Ende der 1990er den Kontakt zum Volk verloren hatte.
Über 5,21 Meter streckt sich der W140 in der Langversion, von Radlauf zu Radlauf misst er fast 1,89 Meter. Der Vorgänger (W126) war sieben Zentimeter kürzer und beinahe sieben Zentimeter schmaler. Erst mit der aktuellen Baureihe W222 hat Mercedes es geschafft, das wieder zu übertreffen.

Mercedes 600 SEL: Der erste Mercedes-V12 nach dem Krieg


Mercedes setzte im 140er erstmals nach dem Krieg einen V12 ein. Mit sechs Litern Hubraum und 408 PS. Die kann er gut vertragen. Rund 2,2 Tonnen bringt der 600 SEL auf die Waage – fast eine halbe Tonne mehr als das W126-Topmodell 560 SEL. Die Fenster waren doppelt verglast, nicht nur mit aufgeklebter Folie, sondern mit zwei vollwertigen Glasscheiben.
Sogar der Innenspiegel ließ sich elektrisch verstellen. Ein unnützes Extra, von dem selbst der langjährige Baureihenleiter Frank Knothe sagt, da habe man es eventuell zu weit getrieben. Trotzdem ist er überzeugt, dass der Sprung vom 126 zum 140 einer der größten in der S-Klasse-Geschichte ist. Zumindest, was Komfort und Elektronik betrifft.
Man muss das nicht unbedingt vom Fahrersitz aus erleben. Fahrdynamisch stellt der 600 SEL keine Offenbarung dar. Er wirkt vom Lenkrad aus genauso schwer und breit, wie er ist. Die Bremse braucht mehr Druck als die im W116 und vermittelt quasi kein Gefühl. Ein Fahrerauto war diese S-Klasse nur geradeaus. In 6,3 Sekunden war sie auf Tempo 100.

Das ESP kam vom 600 SEL in die A-Klasse


Der W140 ist ein Hintensitzer-Auto. Die Sitze im MB-Classic-Exemplar sind mit dickem beigen Velours bezogen. Damals mochte man das, es war der Bezug der Wahl für die Topausstattung. Leder galt als kühl. Allerdings brauchte man jemanden, der das empfindliche Material sauber hielt. Es altert nicht gut, auch dieser 600 SEL wirkt schmuddelig.
Dafür verstecken sich überall Elektromotoren. Es gibt eine Mehrzonen-Klimaautomatik, elektrisch verstellbare Außenspiegel und Sitze mit Memory-Funktion. Die Neigung der Rückbanklehne lässt sich elektrisch justieren. Das klingt zwar, als würde man eine Zugbrücke herunterlassen, aber den Komfort erhöht es. Auch die Kopfstützen klappen elektrisch nach hinten.
Damit war der W140 durchaus Zeichen seiner Zeit. Schließlich brachten uns die späten 80er so unnütze Features wie Tapedecks mit Autoreverse-Funktion, bei der die komplette Kassette umgedreht wurde. Zeitgeistig war der W140 allerdings nicht. Er war zu breit für eine Normgarage und passte nicht auf den Autoreisezug. Der Innenraum mit Velours und Wurzelholz wirkt spießig. Eher wie Oggersheim als wie Berlin Mitte.
Die Zeiten, als die S-Klasse die Nachrichten bestimmte, neigten sich ohnehin rapide dem Ende zu. Der 7er von BMW war zwischenzeitlich zum ernsthaften Konkurrenten aufgestiegen - auch außerhalb der bayerischen Landespolitik und 1994 kam der erste Audi A8 auf den Markt. Kurz nach dem Ende von Kohls Amtszeit drängte sogar Volkswagen in die Oberklasse. Gerhard Schröder machte den Phaeton kurzzeitig populär. Als eine Art bodenständige Oberklasse, wenn man so will. Inzwischen bestehen die Politiker-Fuhrparks aus einer bunten Mischung aller Hersteller.
Eine ziemlich wichtige technische Neuerung hatte der W140 aber noch in petto. Er war der erste Mercedes mit ESP. Ab 1995 gab es den Schleuderschutz in den V12-Modellen serienmäßig, für die V8-Versionen war er optional. Das erste Fahrzeug, dass das System in allen Varianten serienmäßig erhielt, war keine S-Klasse: die 1997 neu eingeführte A-Klasse wurde damit ausgerüstet. Jetzt gab es ein "unten" beim Daimler. Zuvor war sie beim Elchtest umgefallen. Übrigens am 21. Oktober, als vor ziemlich genau 20 Jahren. Auch kein schönes Jubiläum.
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Technische Daten W116, W126 und W140

Modell 350 SE (W116) 300 SE (W126) 600 SEL (W140)
Motor 3,5-Liter-V8-Benziner 3,0-Liter-Reihensechszylinder 6,0-Liter-V12-Benziner
Leistung 205 PS (151 kW) b. 5.750 U/min 188 PS (138 kW) b. 5.700 U/min 408 PS (300 kW) b. 5.200 U/min
Drehmoment 287 Nm b. 4.000 U/min 260 Nm b. 4.400 U/min 580 Nm b. 3.800 U/min
Antrieb Dreigang-Automatik, Hinterräder Viergang-Automatik, Hinterräder Viergang-Automatik, Hinterräder
Geschwindigkeit 205 km/h 200 km/h 250 km/h
0-100 km/h 10,3 s 9,1 s 6,3 s
Verbrauch 13,0 l 11,8 l 13,7 l
Länge/Breite/Höhe 4,96 m/1,87 m/1,43 m 5,02 m/1,82 m/1,44 m 5,21 m/1,89 m/1,49 m
Gewicht 1.765 kg 1.570 kg 2.190 kg
Stückzahlen 51.100 (W116 ges.: 473.035) 105.422 (W126 ges.: 818.036) 32.517 (W140 ges.: 406.717)

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492 Antworten

Schöne Fotos, aber doch etwas zu dünner bericht mit Fehlern.
Zur Größe des W140, der ist immer noch eines der größten AUtos im Straßenverkehr, nur sind die Abmessungen heute deutlich normaler als damals noch.
Der W140 ist mein Lieblingsmercedes und ich hatte selbst einen 300SE.

Zitat:

@111erBernd schrieb am 23. Oktober 2017 um 13:06:55 Uhr:



Es waren 4 Gang Automatikgetriebe. Nur ist das nicht aufgefallen da im 2. Gang angefahren wurde. Der erste Gang kam nur bei Kickdown zum Einsatz.

...nein, nur 280er mit M110 haben 4-Gang-Automatik. W116-V8 haben immer 3-Gang; der erste ist quasi "weggefallen". Und alle MB-eigenen (ab 1961) hatten eine Sekundärpumpe und waren somit abschleppfähig.
Gruß
111erBernd

Verglichen mit den 126ern ist da eher der Vierte bei den 116ern nicht vorhanden gewesen. Bei den 126ern nach 1981 ist der 4. Gang bei den V8 ja min Gründe immer ein Schongang, der dritte reicht bis 200/225 km/h, je nachdem ob M116 oder M117.

Das dürfte vorallem der Ölkrise von 1979 geschuldet gewesen sein.

Aber darüber hinaus ist der Artikel wirklich völliger Unfug, das hat ein Journalist beim anderen abgeschrieben, gefahren sind den beide nicht.
Erstmal tun sich W116 und W126 in Sachen Straßenlage gar nichts, weil das Fahrwerk identisch ist. Der W116 wirkt aber m.E einen Ticken agiler, was möglicherweise am kürzeren Radstand liegt.
Und der W140 fährt sich alles nur nicht schwerfällig. Die Fahrwerkskonstruktion entspricht eigentlich dem, was heute im W222 läuft. In Verbindung mit der Parameterlenkung fährt sich das für ein Auto der Größe sehr agil, zumal der W140 unerwartet straff abgestimmt ist.
Dass ein V12 immer ein schweres Auto ist, macht den aber noch nicht träge.
Verglichen mit dem W140 war der W126 zu Lebzeiten schon museumsreif. Und das auf Elektronik und Luxus zu beschränken zeigt, wie wenig Ahnung der Schreiberling hat.... die Innovationen haben sich vielmehr im Bereich Fahrwerk und Grundkonstruktion gezeigt....
Was nicht heißt, dass der W140 das bessere Auto ist. Sowas wie Langlebigkeit spielt für mich eine übergeordnete Rolle, und da ist der W126 vorzuziehen.

Also im Innenraum finde ich den W140 ja sehr schön, also der Aufbau... Ohne dieses Velour und die Farbe ist auch nicht mein Fall. Aber er hat noch richtige Knöpfe und keine 2 Monitore im Armaturenbrett...

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Das sind natürlich keine Spezialisten hier, die darüber schreiben. Man kennt einen Wagen nur über die Jahre seiner Nutzung. Finde ich aber nicht ganz so schlimm, wie einige es hier sehen. Es soll ja ein stimmungsvoller Vergleich sein, keine Bewertung bis ins kleinste Detail. Dass hier einige dann gleich herabsetzend werden finde ich aber nicht ok. Anstatt Sprüche rauszuhauen sollte man dann mal genau sagen/begründen, warum man anderer Meinung ist. Kann ja interessant sein. Ansonsten gute Themenwahl an den Autor.

Zitat:

@mfk0964 schrieb am 23. Oktober 2017 um 17:54:44 Uhr:


Das sind natürlich keine Spezialisten hier, die darüber schreiben. Man kennt einen Wagen nur über die Jahre seiner Nutzung. Finde ich aber nicht ganz so schlimm, wie einige es hier sehen. Es soll ja ein stimmungsvoller Vergleich sein, keine Bewertung bis ins kleinste Detail. Dass hier einige dann gleich herabsetzend werden finde ich aber nicht ok. Anstatt Sprüche rauszuhauen sollte man dann mal genau sagen/begründen, warum man anderer Meinung ist. Kann ja interessant sein. Ansonsten gute Themenwahl an den Autor.

Ja, man kann natürlich einen stimmungsvollen Vergleich schreiben. Das ist aber völlig sinnlos, weil sich vom Design her jeder seine eigene Meinung machen kann.
Zur Technik steht da aber eben viel Blödsinn....

Zitat:

Es setzt Regen ein. Ein Dreh am Ende des Lenkstocks auf der linken Seite, die silbernen Wischer quietschen leicht asynchron die Tropfen von der Scheibe. Ein bisschen ungelenk wirkt das. Damals war es Stand der Technik.


Wenn ich zum Beispiel so einen Müll lese, dann hab ich direkt das Bild des Lifestyle-Journalisten vor Augen, der mit seinem Mini Clubman vorgefahren ist.
Was damals "Stand der Technik" war, ist nichts weiter als eine Wischergeometrie, die immer parallel zum Luftstrom liegt, wie es bei W116, 126, 201, 202, 124 und 210 eben standart war. Keine abhebenden Wischer, keine Wischer die wegen Unterdruck das halbe Wasser bei Autobahntempo wieder auf die Scheibe zurückziehen. Funktioniert einfach.
Sieht aber aus den Augen eines heutigen "Journalisten" komisch aus, und ist deswegen "Stand der Technik von damals".

Zitat:

Im Inneren des W126 merkt man vom Technikzeitalter zunächst wenig. Das Cockpit wirkt kaum moderner als das im W116. Der gleiche blaue Kunststoff spannt sich auf dem Armaturenbrett, das Holz wirkt wie aus derselben Charge. Für die billigen Plastikschieber der elektrischen Sitzverstellung würde sich Dacia heute schämen. Wenn Dacia eine elektrische Sitzverstellung anbieten würde. In der S-Klasse saß sie schon 1981 da, wo man sie heute noch findet. In der Tür, nicht am Sitz.


Oder auch das.... Die Schalter zur Sitzverstellung sitzen im W126 so bombenfest wie nur irgendwas. Das ist auch nicht irgendein billiger Kunststoff, sondern der GFK Kram, den Mercedes damals halt verbaut hat und der dafür sorgt, dass die Schalter auch nach 40 Jahren neu aussehen und nicht abgegrabbelt sind. Im Gegensatz dazu wird heute der ABS Kunststoff verwendet, aus dem auch Revell seine Schiffsmodelle herstellt.
Und davon ist das Geschreibsel da ja voll....

Hallo,
und wie......, wollte mich ja zurückhalten :D:D:D, schaff` ich aber nicht:
Auch nett:
"Um fast 200 Kilo ist der 300 SE (1.570 kg) leichter als der 350 SE (1.765 kg). Den deutlich schwächeren 280 SE der Vorgängergeneration schlägt er um fast einen Zentner."
Räusper :D, der "deutlich schwächere" 280SE hatte 3 (!!!) PS weniger (derer 185 ab 1978), wenn man ihn mit der Variante des 300SE ohne Kat (mit 188PS) vergleicht :):):), uiiiiiiihhhhh
"...fast einen Zentner". Das sind ja fast ........... 50 kg !!!! Oh mein Gott......:eek:
Gruß,
Th.

Hallo nochmal,
habe mir jetzt noch, ok., bin halt bissl schräg drauf :D, das zugehörige Video reingezogen :D:D:D.
Am meisten habe ich gelacht, wie er die Türen vom W140 "zudonnert". Mann....., der hat ´ne Zuziehhilfe, da legste die Tür an und sie wird ins Schloß gezogen.
"Fühlt sich so groß und so schwer an, wie er aussieht" ??????!!!!!!!!
Die FAZ hat es damals beim Abgesang auf die Typenreihe wohl besser beschrieben:
"Ein Riese, dem man das Tanzen auf Zehenspitzen beigebracht hat", so oder so ähnlich haben die das formuliert, vielleicht hat noch jemand den genauen Wortlaut parat. Genau so ist das nämlich.
Das Auto ist extremst wendig und handlich, trotz seiner Ausmaße. Der fährt sich spielerisch leicht.
Meine zierliche Frau mit 1,61 Körpergröße konnte meinen C140 völlig problemlos fahren.
Nebenbei bemerkt, auch die Sitze bzw. Sitzeinstellungen des W140 gilt es zu würdigen. In dieser Baureihe konnten sowohl kleine Menschen genau wie sehr "lange" Menschen nahezu perfekte Einstellungen finden.
Das Sitzkissen ist in der Länge verstellbar...und, und, und, es gäbe über den 140 so viel Tolles zu berichten, und was wird hier ausgesagt: "Ist ein Auto zum Hintensitzen..." Junge, Junge, Junge.....echt nix verstanden.
Ich bitte ausdrücklich um Entschuldigung!!!!! Der Artikel ist als Idee echt gut gemeint. Gut gemeint ist aber leider nicht auch gleich gut gemacht...........dem Autor empfehle ich, sich zukünftig mit neuen Autos zu beschäftigen, ob das dann qualitativ besser ist, weiß ich nicht, ist mir aber auch wurscht, weil ....ich werde es vermutlich eh nicht lesen :)
Gruß,
Th.

@tw.ghost
Es war der Elefant, dem man das Tanzen auf Zehenspitzen beigebracht hat. Und geschrieben hat es in der Tat die FAZ .
Viele Grüße

Hallo,
dankeschön! Und ja, so empfinde ich das auch ... nix klobig ... :)
Gruß,
Th.

Zitat:

@tw.ghost schrieb am 23. Oktober 2017 um 22:06:31 Uhr:


dankeschön! Und ja, so empfinde ich das auch ... nix klobig ... :)

Das ist Geschmacksache. Auf jeden Fall hatte es Mercedes plötzlich verlernt, Blech so zu formen, dass es maximale Solidität und Stabilität verkörpert. Mit großen, planen Flächen wird das nix.

Der Nachfolger orientierte sich nicht umsonst am W126.

Wir hatten alle drei genannten Wagen, das heißt meine Frau hatte sie :D
Ich großer stabiler Kerl war meist im Kleinwagen unterwegs, meine eher zierliche Frau hingegen in der S-Klasse. Aber mitfahren durfte ich schon und auf längeren Strecken natürlich auch ans Lenkrad. Welches Auto leichter zu warten und zu unterhalten war/ist hat uns damals allerdings nicht die Bohne interessiert. Wozu hat man eine Werkstatt? Auch der Verbrauch war nicht wirklich interessant, damals auch allgemein weniger ein Kriterium, allenfalls hinsichtlich der Reichweite zwischen zwei Tankstopps..
"Deutschland im Herbst" war allgemein kein Thema. Abgesehen von den paar Tagen, wo der RAF-Terror mal wieder hochgekocht wurde hat sich kein Mensch dafür interessiert. Internet, "Neue Medien" gab es noch nicht. Morgens die Tageszeitung und abends die Tagesschau oder die Heute-Nachrichten, das genügte zur Versorgung mit frischen Nachrichten. Tagsüber das Radio. Kann mich an zwei, drei Straßensperren erinnern, wo nur die Kleinwagen gefilzt wurden nicht aber die S-Klassen oder gar die Porsche. Bei meinem Peugeot 204 hat man sogar mal die Türseitenverkleidungen abgenommen, weil ich zuvor ein paar Säcke Kartoffeln zu meinen Eltern gefahren hatte.
Die Klassengesellschaft war früher eben viel ausgeprägter als heute ;)
Zu den Fahrzeugen: der W116 und der W126 ließen sich auch mit einem Sechszylinder gut fahren, ab dem W140 musste es dagegen ein Achtzylinder sein. Was auf dem Papier noch gut aussah, bestätigte sich im Fahreindruck dagegen nicht. Ein 400 SE ließ sich weitaus harmonischer fahren als ein 300 SE.
Die Sechszylinder mit Vergaser in den W116 und W126 waren die sparsamsten Wagen, weil man den Verbrauch mit dem Gasfuß steuern konnte. Die Einspritzer zeichneten sich dagegen durch einen homogenen Verbrauch aus, egal wie sich der Fahrer verhielt und das bei ähnlichen Fahrleistungen. Auf Langstrecken kam man daher in einem Vergaserwagen mit weitaus weniger Tankstopps aus. Im Tempo-limitierten Ausland, wie in Frankreich wurde man im Einspritzer nicht wirklich glücklich. Dagegen gab es Katalysatoren natürlich nur in den Einspritzer W126.
Automatik war immer ein Muss. Leder genauso, wer Kunstledersitze wollte konnte ja Taxi fahren :D
Der Umstieg vom W126 auf den W140 war nicht wirklich glücklich. Auf der Autobahn war der W140 eine Wucht, auch auf breiten Stadtstraßen völlig problemlos. Die fingen erst in engeren Städten mit kleineren verwinkelten Straßen an. Heute sind diese "Engstellen" weitgehend beseitigt, vor rund 30 Jahren gab es davon aber noch etliche. Der weitaus größte Teil von Verwandtschaft und Freunden wohnte in solchen Gegenden. Irgendwann stand daher plötzlich ein E 420 W124 in unserer Garage.
War meine Frau einst von ihrem W108 mit dem großen Sechszylinder auf den W116 mit ähnlichem Motor umgestiegen, so nahm sie jetzt den Achtzylinder in die neue E-Klasse mit zurück. Klar war das Fahrgefühl ein ganz anderes als in einer S-Klasse, doch mit dem W124 ließ es sich auch ganz gut leben. Sie hätte auch S-Klasse fahren können, wollte dieses jedoch nicht tun und konnte das mit solch einer E-Klasse perfekt zum Ausdruck bringen.

Zitat zum W140 aus dem o.g. Artikel: "Er wirkt vom Lenkrad aus genauso schwer und breit, wie er ist."
--> das kann ich (als W140 Fahrer) überhaupt nicht bestätigen. Für die Größe und das Gewicht fährt das Fahrzeug (auch dank der Parameter-Servo-Lenkung) erstaunlich agil und leichtfüßig. Das ist auch in der Presse häufig erwähnt worden. Wie zum Beispiel:
Zitat aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 25.08.1998 aus dem Artikel 'Das Ende des guten Patriarchen': "Denn kein anderes Auto bot höheren Fahr- und Federungskomfort, und kein anderer Wagen in dieser Größenkategorie ließ sich ähnlich sicher und gleichzeitig agil bewegen. Die S-Klasse war ein Riese, dem man das Tanzen auf den Zehenspitzen beigebracht hatte."

Genau, ein Elefant im Tutu :D
Das änderte aber nicht an der schieren äußeren Größe ;)

Um die Grösse geht es ja nicht...aber ich kann das nur bestätigen: mein Flugzeugträger-Coupe fährt sich am Lenkrad leichtfüssiger als meine E-Klasse, trotz 500kg mehr, und beide haben Parameter-Lenkung...

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