Der erste Eindruck

Mercedes CLS C218

Liebe Foristen,

nach 9 Jahren und rund 300'000 km im CLK 320 CDI, habe ich nun 1'900 km im CLS 500 4MATIC zurückgelegt. Im Augenblick bin ich noch viel zu sehr vom Wagen als Gesamtkunstwerk gefangen, als dass ich eine systematische Aufzählung der Pros und Cons liefern könnte. Kein anderer Wagen verkörpert für mich souveräne, klassische Eleganz besser als der CLS. Erst recht, nachdem ich ihn selber fahre. Denn auch ganz einfache Vorgänge werden mit diesem Auto irgendwie zum Event.

Allein das gewöhnliche Anfahren. Wie sich diese 2-Tonnen Fuhre, begleitet von beiläufigem, leisen Bassgebrummel und Gepötter völlig unaufgeregt nach vorne wirft, ist schon eine Schau. Generell vermittelt mir der Wagen in jeder Fahrsituation das Gefühl, den heimischen Polstersessel nie verlassen zu haben. Und das bei gleichzeitig satter Strassenlage auch in den S-Modi von Schaltung und Fahrwerk, sollte ich dem Motor, während ich mir den Rücken massieren lasse, mal mehr Leistung abverlangen.

Änhnliches gilt fürs Abstellen des Ungetüms. Motor aus - das wars für Heute. Eben nicht. Wenn sich die AIRMATIC mit Gezische und Gefauche in den Ruhezustand verabschiedet, kommen Dampflokassoziationen auf. Obendrein wird das Ganze vom Geknister und Geknacke der abkühlenden Auspuffanlage mit Lagerfeueratmosphäre unterlegt. Echt grosse Oper.

Oder das Einschalten des Fernlichts. Meine Frau kann sich für dieses Schauspiel immer wieder begeistern. Als würde in einem Kino der Vorhang vor der Leinwand weggezogen. Jedenfalls dann, wenn es dem Fernlicht-Assistenten gerade konveniert.

Ja, all die aktiven und adaptiven Assistenten. Mit und ohne Plus. Grundsätzlich bin ich ja froh darüber, dass ich sie habe. Allerdings nervt der Verkehrszeichenerkenner indem er die digitale Geschwindigkeitsanzeige immer vollständig überblendet. Anstatt sich am Rande des Bildschirms breit zu machen. Platz genug wäre vorhanden. Eine entsprechende Konfiguration konnte ich im Urwald der Einstellmöglichkeiten noch nicht finden.

Auch teilautonomes Fahren mit DISTRONIC stresst mich im Moment noch mehr, als dass es entspannt. Die Kontrolle weitgehend an den Wagen zu übergeben, muss ich halt noch lernen. Für meinen Geschmack klebt der teilautonome Wagen auf der rechten Spur einer Autobahn jedenfalls zu dicht am Mittelstreifen.

Folgt noch ein wenig Kleinkram: Das schläfrige Einsetzen der Scheibenwaschanlage wird in einem parallelen Beitrag gerade thematisiert. Wäre noch die Feststellbremse. Das Geräusch des ungehinderten Lösens klingt einfach grottig. Deshalb bremse ich das zurückschnellende Pedal mit der Schuhsohle. War beim CLK auch schon so. Da fast jeder Kleinwagen mittlerweile über eine elektrische Feststellbremse verfügt, werde ich das Gefühl nicht los, dass Mercedes mit dieser altertümlichen Lösung irgend eine sinsitre Absicht verfolgt.

Alles in Allem: Ich bin immer noch geplättet und hoffe, dass diese Empfindung viele Jahre anhält.

Cheers,
DrHephaistos

Beste Antwort im Thema

Nun fahre ich den CLS ja schon eine geraume Weile, werde aber immer noch und immer wieder positiv überrascht.

Stille: Letzte Woche kehrten meine Frau und ich aus einem Korsika Urlaub zurück. Wegen der meist engen und kurvigen Inselstrassen liessen wir unsere Wagen zu Hause, nahmen den Flieger und mieteten uns in Ajaccio einen nagelneuen, handlichen Peugeot 2008 Diesel mit Handschaltung. In solchen Autos schwingt grundsätzlich meine bessere Hälfte das Szepter. Ich blieb 2 Wochen lang Beifahrer. Der Peugeot ist ein prima Wägelchen und trotz des Dieselmotors ein sehr ruhiger Geselle. Auch im Vergleich zum CLK 320 CDI, den ich vor dem CLS 9 Jahre lang und 300'000 km weit fuhr.

Jedenfalls hatte mein Gehör während des Urlaubs die Geräuschkulisse im Peugeot adaptiert. Als ich nach unserer Rückkehr die erste Fahrt im CLS unternahm, überwältigte mich die herrschende Stille geradezu. In Verbindung mit der famosen AIRMATIC stand es wieder dominant im Vordergrund: Das unvergleichliche Mercedes-Gefühl, auf einem fliegenden Teppich zu gleiten. Das die Gewöhnung im Laufe der Zeit ja leider immer weiter aus dem Bewusstsein verdrängt.

Fahrspass: Über mein Vergnügen in der Abteilung lineare Fortbewegung, das ich u.A. aus der Begegnung mit einem Bentley Mulsanne und einem Jaguar F-Type zog, habe ich schon geschrieben. Als Kontrast nahm ich mir deshalb mal wieder die ehemalige ADAC Bergrennstrecke von Freiburg-Günterstal auf den Schauinsland vor. Glücklicherweise hatte es sehr wenig Verkehr, vor Allem kaum Radfahrer.

Ich kenne die Strasse ganz gut, bin sie mit dem CLK ettliche Male abgefahren. Dessen Motor - der heilige St. Brabus hatte Hand aufgelegt - war mit 272 PS / 590 Nm nicht gerade der schwächlichste. Aber das Fahrwerk, in trauter Harmonie mit einem gluckenhaften ESP, machten sportives Vorankommen am Schauinsland eher zum Ärgernis, weniger zur Freude.

Mit dem CLS ergab sich nun ein vollkommen anderes Bild: Die Motorleistung liess sich auf dieser kurvigen Strecke ohne Zicken in Vortrieb verwandeln. Lediglich ein einziges Mal 'gelang' es mir, den Wagen im Ausgang einer Haarnadel kaum spürbar zu versetzen. Ich trieb ihn rücksichtslos bergauf und war regelrecht geplättet, wie stabil diese 2 Tonnen-Gondel im Sport-Modus von Motor, Getriebe und Fahrwerk auf der Strasse lag. Mein Staunen lässt sich ohne Einschränkung auch auf die Lenkung übertragen. Die Wuchtbrumme fuhr ohne Wenn und Aber exakt in die Richtung, die ich vorgab. Ohne störendes Unter- oder Übersteuern. Diese Kombination aus M278, 9G-Tronic, AIRMATIC und 4MATIC ist tatsächlich allerfeinste Sahne.

Oben angekommen fragte ich, immer noch im Rausch der Endorphine, meine Frau, ob sie diese Fahrt auch so begeistert hätte wie mich. Ich erntete lediglich einen tadelnden Blick und die Bemerkung, ihr sei "zum Kotzen gewesen". Tja, so sind sie eben, die wirklich besseren Hälften. Und dafür lieben wir sie.

Dem Wagen roch man die Fahrt förmlich an. Begleitet von Lagerfeueratmosphäre, die vom Knistern der heissen Auspuffanlage erzeugt wurde, gelangte ich zur Erkenntnis, dass sich der Motor wohl zum ersten Mal angestrengt hatte. Ich war übrigens mit offenem Schiebedach und versenkten, hinteren Seitenscheiben unterwegs. Wer auch immer glaubt, der CLS 500 würde keinen richtigen Sound verbreiten, wäre Gestern auf eindrückliche Weise eines Besseren belehrt worden.

Ein Fazit: Ich bin eigentlich ein nüchterner, rationaler Typ. Deshalb überrascht es mich, wie dieser Wagen aus dem trivialen Vorgang der Bewegung von A nach B immer wieder ein hoch emotionsbeladenes Erlebnis macht.

Cheers,
DrHephaistos

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Zitat:

@CC5555 schrieb am 1. August 2017 um 14:30:43 Uhr:


...
Dann hindern ihn auch keine Fahrbahnmarkierungen, der Leitplanke gefährlich nahe zu kommen, wenn der Vordermann dies tut.

Diesbezüglich kann ich nicht meckern. Das meistert er ganz gut. Selbst in linken Baustellenspuren, neben einem Bus fahrend... Das Experiment kostete allerdings Nerven.

Zitat:

Zu deinem Erlebnis: hattest du die Navigation gerade aktiviert? Die könnte ihn vielleicht motivieren, auf Kurs zu bleiben. Und, wichtig: hat er geblinkt, bevor er rübergezogen hat?

Das Navigationssystem war ausgeschaltet und geblinkt hat er - so meine ich zu erinnern - auch nicht. Ich denke nicht, dass ihn das GPS bei dieser Entscheidung hätte unterstützen können, da dessen Ortsauflösung zu gering ist. Die Fahrbahnmarkierungen konnte die Stereokamera bei dem geringen Fahrzeugabstand wahrscheinlich auch nicht richtig sehen, so dass als einziges Hilfsmittel das Nahbereichsradar blieb. Und subjektiv falsche Prioritäten. Es wird eben noch eine geraume Weile dauern, bis wirklich sicheres autonomes Fahren möglich ist.

Cheers,
DrHephaistos

Hallo,

ich habe zwar nur den 400, aber der reicht mir.

Kann mich ansonsten den Aussagen nur anschließen. Der CLS (zumal als shooting brake) ist etwas besonderes und ja auch irgendwo unvernünftig. Aber das wußte und wollte ich so !

Allerdings fällt mir bei eingeschalteter Distronic mit allen Assistenten aktiv eins auf:
bei rollenden Verkehr arbeitet das System nahezu perfekt, selbst Fahrräder erkennt er und bremst ab,
bei zugeschalteter Grafik im KI wird der Vorrausfahrende mit Abstand eingeblendet.
ABER
stehende Fahrzeuge werden nicht erkannt,
kommt er an eine Kreuzung und es steht dort bereits ein Fahrzeug, kein Bremsen, keine Anzeige, das stehende Auto würde überrollt.
Nur der "Auffahrwarner" macht im letzten Moment sein dezentes rotes Symbol an, sonst gar nichts !
(Der Abstand ist auf höchste Stufe eingestellt, also Drehregler am Anschlag)

Machen Eure CLS das auch?
Laut Werkstatt ist das normal.

Gruß in die Runde !

Macht meiner auch so.
Ist aber auch logisch. Wenn ein Auto steht, ist es für die Distronic nur noch irgendein Hindernis wie ein Haus, ein Baum oder ein Audi.
Daher schlägt dann nur PRESAFE Alarm.

Greets, Stefan

-- Im Geschwindigkeitsbereich von 0 - 60 km/h bremst der 'Stop&Go Pilot' hinter einem bereits stehenden Fahrzeug bis zum Stillstand ab (experimentell verifiziert). Die Zitate stammen aus der Betriebsanleitung.

"DISTRONIC PLUS mit Lenk-Assistent und Stop&Go Pilot unterstützt Sie durch moderate Lenkeingriffe im Geschwindigkeitsbereich von 0 - 200 km/h in der Fahrspurmitte zu fahren.
Sie überwacht den Bereich vor Ihrem Fahrzeug mit einer Multifunktionskamera , die oben an der Frontscheibe befestigt ist.
Im Geschwindigkeitsbereich von 0 - 60 km/h orientiert sich der Stop&Go Pilot am vorausfahrenden Fahrzeug unter Berücksichtigung von Fahrstreifenmarkierungen, z.?B. beim Staufolgefahren.
Im Geschwindigkeitsbereich oberhalb von 60 km/h orientiert sich der Lenk-Assistent an erkannten Fahrstreifenmarkierungen (links und rechts) und nur ersatzweise am vorausfahrenden Fahrzeug.
Wenn diese Bedingungen nicht vorliegen, bieten der Lenk-Assistent und der Stop&Go Pilot keine Unterstützung.
Damit die Funktion zur Verfügung steht, muss DISTRONIC PLUS aktiv sein.
"

-- In anderen von Euch beschriebenen Situationen 'unterstützt' der 'Bremsassistent BAS PLUS mit Kreuzungs-Assistent'. Ganz vornehm, zieht er sich allerdings auf die Rolle des Brems-Coach zurück (experimentell verifiziert). Wer nicht schon auf der Bremse steht, muss in den sauren Apfel beissen:

"

BAS PLUS (Brems-Assistent-System PLUS) mit Kreuzungs-Assistent

BAS PLUS kann Ihnen helfen, die Gefahr eines Unfalls mit einem Fahrzeug oder einem Fußgänger zu minimieren und die Unfallfolgen zu reduzieren. Wenn BAS PLUS eine Kollisionsgefahr erkennt, werden Sie beim Bremsen unterstützt.

BAS PLUS ist nur in Fahrzeugen mit Fahrassistenz-Paket verfügbar.
Wenn BAS PLUS Sie unterstützen soll, müssen die Radarsensorik und das Kamerasystem funktionsfähig sein.
BAS PLUS kann mithilfe der Radarsensorik und des Kamerasystems Hindernisse erkennen,

  • die sich längere Zeit in Ihrem Fahrweg befinden
  • die Ihren Fahrweg kreuzen.

Darüber hinaus können im Fahrweg stehende Fußgänger erkannt werden.
BAS PLUS erkennt Fußgänger anhand typischer Merkmale, wie der Körperkontur und Körperhaltung einer aufrecht stehenden Person.
Wenn die Radarsensorik oder das Kamerasystem gestört sind, ist BAS PLUS nicht oder nur eingeschränkt verfügbar. Die Bremsanlage steht weiterhin mit voller Bremskraftverstärkung und BAS zur Verfügung.

Funktion

Um eine Kollision zu vermeiden, errechnet BAS PLUS den notwendigen Bremsdruck, wenn
  • Sie sich einem Hindernis nähern, und
  • BAS PLUS eine Kollisionsgefahr erkannt hat.

Bei einer Geschwindigkeit unter 30 km/h: Wenn Sie auf das Bremspedal treten, wird BAS PLUS aktiviert. Die Bremsunterstützung durch BAS PLUS erfolgt zum letztmöglichen Zeitpunkt.
Bei einer Geschwindigkeit über 30 km/h: Wenn Sie kräftig auf das Bremspedal treten, erhöht BAS PLUS den Bremsdruck automatisch auf einen der Verkehrssituation angepassten Wert.
BAS PLUS unterstützt Sie beim Bremsen in einer Gefahrensituation mit vorausfahrenden Fahrzeugen im Geschwindigkeitsbereich zwischen 7 km/h und 250 km/h.
Bis zu einer Fahrgeschwindigkeit von etwa 70 km/h kann BAS PLUS reagieren auf:

  • im Fahrweg stehende Hindernisse, z.?B. haltende oder parkende Fahrzeuge
  • im Fahrweg stehende Fußgänger
  • kreuzende Hindernisse, die sich im Erkennungsbereich der Sensoren bewegen und von diesen erkannt werden

Die Erkennung durch die Radarsensorik ist zudem eingeschränkt bei
...
starker Radarrückstrahlung, z.?B. in Parkhäusern
...

"

Eines frühen Morgens hielt ich vor einem Zebrastreifen und liess einen Schwall Schüler die Strasse überqueren, der sich Augenblicke vorher aus zwei Bussen ergossen hatte. Vor mich hin dösend, betätigte ich die Bremse offenbar nicht fest genug und rollte unmerklich auf die Schüler zu. Da packte unvermittelt BAS PLUS zu, der Wagen stand, ich war plötzlich hell wach. Der gleiche Assistent liesse mich, dösend bremsend, skrupellos an die Wand meines Tiefgaragenstellplatzes fahren.

-- Kurz vorm Knall griffe noch 'PRE-SAFE® PLUS' ins dramatische Geschehen ein (nicht experimentell verifiziert). Gewissermassen als Deus ex Machina:

"PRE-SAFE® PLUS (Präventiver Insassenschutz PLUS)
Einleitung
PRE-SAFE® PLUS ist nur in Fahrzeugen mit Fahrassistenz-Paket verfügbar.
PRE-SAFE® PLUS kann mithilfe der Radarsensorik einen drohenden Frontal- oder Heckaufprall erkennen. PRE-SAFE® PLUS leitet in bestimmten Gefahrensituationen vorbeugende Maßnahmen zum Schutz der Fahrzeuginsassen ein.
"

Bremsen wird leider nicht als 'vorbeugende Massnahme' aufgefasst.

Cheers,
DrHephaistos

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Nach meiner Kenntnis kam dann bei dir der BAS PLUS zum Einsatz, hat dich kurz angepiept und dann die Kollision vermieden, richtig?

Albert fragte nach der Funktion der DISTRONIC PLUS.
Die würde eher und sanfter bremsen, tut dies aber auch bei meinem nicht, wenn vor mir ein Auto bereits steht, bevor es in den Erfassungsbereich kommt.

Greets, Stefan

Zitat:

@CC5555 schrieb am 19. August 2017 um 14:49:19 Uhr:


...
Albert fragte nach der Funktion der DISTRONIC PLUS.
Die würde eher und sanfter bremsen, tut dies aber auch bei meinem nicht, wenn vor mir ein Auto bereits steht, bevor es in den Erfassungsbereich kommt.

Greets, Stefan

Die 'DISTRONIC PLUS' bremst laut Betriebshandbuch nicht bei Hindernissen oder stehenden Fahrzeugen. Deren Variante namens 'DISTRONIC PLUS mit Lenk-Assistent und Stop&Go Pilot', die ich mit dem 'Fahrassistenz-Paket Plus' bekam, schon. Hier übernimmt ab 60 km/h und weniger der 'Stop&Go Pilot' das zivilisierte Bremsen. Falls erforderlich bis zum Stillstand. Auf diese Weise habe ich meinen Wagen schon einige Male von selbst und unfallfrei in ein Stauende fahren lassen. Mit DISTRONIC fahre ich allerdings nur auf geschwindigkeitsbegrenzten Autobahnabschnitten bzw. im Stau.

Wie meine DISTRONIC Variante in der von Albert geschilderten Kreuzungssituation reagieren würde, weiss ich nicht. Der 'BAS PLUS mit Kreuzungs-Assistent' würde mich in Alberts Lage auch nur dann vor einem Unfall bewahren, wenn mein Fuss bereits auf dem Bremspedal stünde:

"BAS PLUS mit Kreuzungs-Assistent bewertet und erfasst permanent die Umfeldsituation vor dem Fahrzeug. Bis zu einer Geschwindigkeit von 72 km/h auch querende Fahrzeuge sowie Fußgänger. Betätigt der Fahrer bei erkannter Unfallgefahr die Bremse, unterstützt BAS PLUS ihn dabei und baut situationsgerecht zusätzlichen Bremsdruck bis zu einer Vollbremsung auf, um idealerweise eine Kollision zu verhindern."

Ansonsten würde auch mein Wagen nolens volens, aber mit unnachahmlicher Eleganz, ins in der Kreuzung stehende Fahrzeug rauschen. Wäre da nicht die 'PRE-SAFE® Bremse', die ja auch im 'Fahrassistenz-Paket Plus' steckt und die ich gerade erst im Betriebshandbuch entdeckt habe. Die würde unsere missliche Kreuzungssituation doch noch zum Guten wenden. Scheinbar auch sanft:

"Wird bei Geschwindigkeiten zwischen 30 und 200 km/h eine Kollisionsgefahr erkannt, warnen die optischen und akustischen Signale der PRE-SAFE® Bremse mit Fußgängererkennung den Fahrer. Wird auf diese Warnung nicht reagiert, leitet sie eine autonome Teilbremsung ein. Sollte die Fahrsituation vom System als hochkritisch eingestuft werden und es erfolgt keine Reaktion des Fahrers, kann eine autonome Vollbremsung eingeleitet werden."

Mann oh Mann. Der Wagen ist immer noch die reinste Wundertüte.

Cheers,
DrHephaistos

Das mit der Wundertüte unterschreibe ich. Und es ist schon mein zweiter mit Fahrassistenzpaket...

Hier werden unsere Assistenten detailliert vorgestellt:

https://m.youtube.com/watch?v=faVKN7yzb1U

Greets, Stefan

Vielen Dank für den Link. Wie in diesem Video gezeigt, fasst der Begriff 'Mercedes-Benz Intelligent Drive' das unübersichtliche Sammelsurium an Assistenten (siehe Bild im Anhang) und deren Wirken offenbar zusammen. Das Problem: Man kann nicht auf einen Blick erkennen, welche Teilsysteme sinnvollerweise gebündelt werden müssen, um z.B. eine volle funktionale Abdeckung zu erreichen.

So taucht auf der 'Mercedes-Benz Intelligent Drive' Landkarte im Anhang z.B. ein 'COLLISION PREVENTION ASSIST' auf. Na klar, den will man unbedingt, denn Kollisionen sind mächtig unschick. Im VeDoc Auszug und der Datenkarte meines Wagens kann ich ihn aber nicht finden. Erst wenn ich mich durch dessen Beschreibung in der CLS Betriebsanleitung quäle stelle ich fest, dass ich ihn höchstwahrscheinlich auch nicht benötige. Denn ich habe ja den 'Bremsassistent BAS PLUS mit Kreuzungs-Assistent' und das 'PRE-SAFE® PLUS Bremssystem mit Fußgängererkennung'.

Die uneinheitliche Verwendung von Begriffen in der Betriebsanleitung, dem VeDoc Auszug und der EPC-Datenkarte meines Wagens macht die Assistenten-Archäologie auch nicht einfacher.

Cheers,
DrHephaistos

Mb-intelligent-drive

Hallo ins Forum,

Danke Euch beiden für die Erklärungen.
Meiner ist aus August 2016 mit "Fahrassistenz-Paket Plus", ohne Verkehrszeichen Assi.
Ich habe alle Assis auf EIN, nur den "Stop&Go Pilot" finde ich in der Auswahl nicht, ist der in einen der anderen Assis drin und wird nicht angezeigt?

Wie schon geschrieben, es funktioniert alles perfekt, nur stehende Hindernisse sind meinen egal.
Entweder bin zu "ängstlich" und bremse zu früh, oder er kann's nicht.
Habe letzte Woche den Werkstattmeister getroffen und nochmal befragt, er glaubt der CLS warnt nur akustisch und optisch vor einem Auffahrunfall, wenn der "Gegner" steht. Macht sich aber nochmal schlau.
Habe gestern mit den Nachbarn philosphiert, ob wir nicht aus Kartons eine Attrappe bauen und in unserer Straße testen. Die trauen ihren A6 und 5er BMW auch nicht so recht.
Und hinterher auf Terrassien die Ergebnisse bei einen (oder mehreren) Bierchen vertiefen🙄.

Gruß in die Runde

Zitat:

@albert60 schrieb am 28. August 2017 um 15:04:47 Uhr:


Hallo ins Forum,
...
Meiner ist aus August 2016 mit "Fahrassistenz-Paket Plus", ohne Verkehrszeichen Assi.
Ich habe alle Assis auf EIN, nur den "Stop&Go Pilot" finde ich in der Auswahl nicht, ist der in einen der anderen Assis drin und wird nicht angezeigt?
...
Habe gestern mit den Nachbarn philosphiert, ob wir nicht aus Kartons eine Attrappe bauen und in unserer Straße testen.
...

Hallo Albert,

dann hast Du den "Lenkassistent und Stop&Go Pilot" auch (siehe Anhang). Im Auswahlmenu des KI wird das Ganze dann nur als "Distronic DTR+Q" ausgewiesen. Oder jedenfalls so ähnlich.

An Versuche mit Kartonatrappen hatte ich auch schon gedacht 🙂. Falls Ihr euch dazu durchringt, kannst Du ja die Ergebnisse vorstellen.

Cheers,
DrHephaistos

Fahrassistenz-paket-plus

Hallo Albert!

Auch ich hab schon an Kartons gedacht, weil die Nachbarn ihre Kinder nicht zur Verfügung stellen wollen. 😉
Was den Stop&Go-Piloten angeht, siehe Antwort des Doc.

Und wenn ihr das mit den Kartons durchzieht, berichte unbedingt hier über das Ergebnis!
Vielleicht mit nem Handy-Video?

Greets, Stefan

Auch nach bald 2 Jahren herrscht Eitel, Freude, Sonnenschein mit meinem CLS vor. Wenngleich viele seiner aussergewöhnlichen Eigenschaften mittlerweile Bestandteil gefühlter Normalität wurden. Insbesondere ist die Assistentenlandschaft dieses Wagens unverzichtbar. Erst vor 2 Wochen rettete der Bremsassistent meine Frau und mich bei hoher Geschwindigkeit vor der Kollision mit einem unvermittelt in die linke Autobahnspur ausscherenden Wahnsinnigen.

Zu meckern gibts nichts. Lediglich 3 kleine Auffälligkeiten:

In seltenen Fällen brummt ein Ventilator der Belüftung des Fahrersitzes (schwach) wahrnehmbar. Setze ich mich daraufhin korrekt hin, hört auch das Gebrumme auf.

Nachdem sich das Sende-/Empfangssymbol der Remote Online Dienste eine Weile absentiert hatte, zeigt es sich mittlerweile wieder in der Statuszeile des Bildschirms.

Allerdings baut sich langsam Nervpotential auf: Wenn ich bei sehr geringer Geschwindigkeit <= 3 km/h, vorwärts fahrend sehr schwach bremse, quietscht die Selbige vorne. Bremsscheiben und die Beläge sind in Ordnung. Unter gleichen Bedingungen rückwärts fahrend herrscht Ruhe. Kennt Ihr ein Patentmittelchen gegen das Quietschen oder muss ich deswegen eine MB Werkstätte aufsuchen?

Cheers,
DrHephaistos

Das Quietschen habe ich auch. Nervt mich, aber ich bin noch nicht beim Freundlichen vorstellig geworden.

So, nun hat der Wagen auch seine erste Urlaubsfahrt mit Bravour absolviert und in 14 Tagen eine Strecke von rund 3'500 km zurückgelegt. Mit der Wahl von Lloret de Mar als Ferienziel wandelte ich gewissermassen auf den Pfaden meiner Jugend - der letzte Besuch dieses Landstrichs liegt immerhin 45 Jahre zurück.

Vorbereitend liess ich die abgefahrenen Reifen durch 4 neue ersetzen. Der nächste Service A ist am 21.07. fällig, so dass der Ölstand zu Reisebeginn, wie bei MB üblich, schon dicht am Minimum lag. Also goss ich sicherheitshalber 2 Liter nach. Das wars.

Die Distanz zwischen unserem Wohnort und dem Reiseziel beträgt auf der von uns gewählten Route genau 1'002 km. Da weder meine Frau noch ich selbst Freunde von Gewaltfahrten sind, legten wir sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückreise einen Stop in Orange ein, so dass die jeweils grössere Tagesstrecke 625 km lang war.

Auf den französischen und spanischen Autobahnen fiel mir die besondere Rücksichtslosigkeit spanischer LKW Fahrer auf. Häufig wurde in die Überholspur ausgeschert, obwohl der Abstand zu meinem Wagen nur noch wenige Meter betrug. Oft geschah das, ohne dass es überhaupt ein Fahrzeug auf der rechten Spur gab, dass zu überholen gewesen wäre. Bedenkliche Erfahrungen machte ich auch auf einer sehr engen und kurvigen Passtrasse nach Cadaqués: Linkskurven, auch die völlig uneinsehbaren, wurden von vielen Einheimischen grundsätzlich geschnitten. Dem Ganzen setzte ein Pulk einheimischer Motorradfahrer (inkl. Sozii) die Krone auf, als er uns in eine nicht überblickbare Rechtskurve hinein überholte. Es war lediglich himmlischer Fügung in Form abwesenden Gegenverkehrs zu verdanken, dass am Ende keine Leiche auf dem Asphalt lag. Der gemeine Katalane scheint offenbar nicht sehr am Leben zu hängen... Falls überhaupt, fahren wir diese Strecke das nächste Mal mit einem schmalen Messerschmitt Kabinenroller.

Ansonsten verliefen alle Fahrten, vom Landschaftsgenuss abgesehen, in komfortabler Ereignislosigkeit. Bei wolkenlosem Himmel und Temperaturen um die 30 °C leistete die Thermotronic gute Dienste. Sie hielt die eingestellten 22 °C ohne anhaltende und damit unangenehme Kaltluftduschen. Die Sitzbelüftung lief ebenfalls in Permanenz und verhinderte durchschwitzte Hemdrücken. Aufgrund der auf Autobahnen in Frankreich und Spanien geltenden Tempolimits, liess ich den Wagen auf Hin- und Rückreise längere Abschnitte alleine fahren. Im Rhonetal und an der Küste bliesen allerdings so starke und böige Winde, dass ich den Lenkassistenten einige Male manuell beim Aussteuern des Seitenwindversatzes unterstützen musste. Der Informationsinhalt aus Stereokamera und Radarechos reicht für sicheres Fahren eben noch nicht aus. Zur Kompensation stärkerer Seitenwindeffekte müsste der Regelalgorithmus des 'Autopiloten' auch die Querbeschleunigungssignale aus einem der MEMS-Chips berücksichtigen. Offenbar kann er das aber nicht.

Cheers,
DrHephaistos

Fast hätte ich vergessen, noch ein Wort übers Navigationssystem zu verlieren. Seit ich den Wagen habe, kam es nur sehr selten zum Einsatz. Das letzte Kartenupdate wurde in 07/2017 durchgeführt. Während des Urlaubs war es nun andauernd in Betrieb. Folgende Punkte fielen mir auf:

  1. Der nahtlose, jeweils 3-spurige Anschluss der französichen A9 an die spanische AP-7 war ganz offensichtlich erst seit Kurzem fertiggestellt und dessen Verlauf noch nicht in den Karten des Navis nachgeführt. Drollig dabei zuzusehen, wie der Positionszeiger durch Wald, Feld und Wiese wanderte.
  2. Im Verkehrsgewühl Barcelonas beeindruckte mich die permanente Aktualisierung der Verkehrsdichtedarstellung mit den Life Traffic Informationen. Man konnte dabei zusehen, wie sich Staus irgendwo im sichtbaren Kartenausschnitt auflösten und an anderer Stelle neu bildeten. Die RDS-TMC Messages wurden ganz offensichtlich mit ziemlich geringer Verzögerung gesendet. Spricht für die Güte des Verkehrsüberwachungssystems.
  3. Grosse französische Autobahnraststätten sind von einem regelrechten Geflecht aus Strässchen und Kreisverkehren durchzogen. Sehr merkwürdig. Aber selbst diese Wege sind in den Karten des Navis verzeichnet, so dass einen die nette Dame der Linguatronic nach einer Rast zielsicher auf die Autobahn zurücklotst.
  4. Eine schon früher gemachte Beobachtung, hat sich erneut bestätigt: Im fein strukturierten Netz enger Strassen in Hanglage, ist das Navigatiossystem oft überfordert. Diese Situation fanden wir in der 'urbanización' unseres Ferienhauses vor, obwohl alle Strässchen namentlich gelistet waren. Nicht jedoch jede existierende Hausnummer. Erst nach einigen Irrwegen wurden wir an unsere Zieladresse geleitet.

Cheers,
DrHephaistos

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