Crash mit G30 bei > 200 km/h - Erfahrungsbericht und ein paar Fragen
Hallo,
vergangene Woche platzte bei meinem G30 540i auf der Autobahn bei hoher Geschwindigkeit der linke hintere Reifen.
Die Konsequenz war, dass das Heck in Fahrtrichtung nach links ausbrach, das Fahrzeug ueber die mittlere und rechte Spur sowie den Standstreifen schleuderte und ziemlich frontal in die Schutzplanke auf Seite der Standspur einschlug. Das Fahrzeug drehte sich anschliessend noch zwei Mal um die eigene Achse bevor es auf dem Standstreifen zu stehen kam.
Ich war alleine im Auto. Trotzdem oeffneten sich neben den Airbags auf der Fahrerseite (Front-, Knie- und Kopfairbag) auch die Airbags auf der Beifahrerseite. Die Seitenairbags haben sich nicht geoeffnet.
Direkt nach dem Crash trat das eCall in Aktion. Ich hatte ca. 10 Sekunden nach Stillstand des Fahrzeuges eine Dame von BMW auf den Lautsprechern, die mich nach meinem Befinden und nach evtl. weiteren verletzten Personen befragte. Die Rettungskraefte trafen ca. 15 Minuten nach dem eigentlichen Unfall ein.
Dankenswerterweise hatte mein Schutzengel an diesem Abend Dienst, mir selbst ist bis auf einen kleinen Schnitt am Daumen und geprellten Schienbeinen (vom Knieairbag) nichts passiert. Kein Schleudertrauma, keine Kopfschmerzen. Ich konnte das Fahrzeug normal ueber das Oeffnen der Fahrertuer verlassen. Es war keine gesonderte Kraftanstrengung noetig. Die Fahrgastzelle weisst keine (sichtbaren) Verformungen auf.
Fragen:
Mir ist aufgefallen, dass nach dem Crash alle 4 Fenster des Fahrzeuges ein paar Zentimeter geoeffnet waren. Weiss jemand, warum? Evtl. um die Gase aus dem Fahrzeug zu lassen, die beim Zuenden der Airbags entstehen?
Weiterhin ist mir aufgefallen, dass nach dem Crash ueber Minuten ein hochfrequentes Summen (wie das, welches man hoert, wenn man unter Hochspannungsleitungen durchlaeuft) zu hoeren war. Weiss jemand, was das sein kann?
Ausserdem scheint sich das Fahrzeug ca, 24 Stunden nach dem Crash komplett deaktiviert zu haben. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte noch eine Standortmeldung vom Platz des Abschleppdienstes. Am naechsten Tag war das Fahrzeug tot und konnte auch durch das Anschliessen einer geladenen Batterie nicht wiederbelebt werden (ich wollte an den Kofferraum, um meine persoenlichen Sachen aus dem Auto zu holen).
Das Fahrzeug selbst ist ein wirtschaftlicher Totalschaden. Trotzdem ein Wunder, was die modernen Fahrzeuge alles wegstecken koennen und wie konsequent sie auf Insassenschutz getrimmt sind. Natuerlich ist mein Unfall nicht repraesentativ fuer all das, was da draussen passieren kann. Jedoch bin ich davon ueberzeugt, dass ich diesen Unfall in einem weniger modernen oder weniger stabil gebauten Fahrzeug nicht oder nur mit schweren Verletzungen ueberlebt haette.
Liebe Gruesse und Euch eine sichere Fahrt,
Beste Antwort im Thema
Hallo,
vergangene Woche platzte bei meinem G30 540i auf der Autobahn bei hoher Geschwindigkeit der linke hintere Reifen.
Die Konsequenz war, dass das Heck in Fahrtrichtung nach links ausbrach, das Fahrzeug ueber die mittlere und rechte Spur sowie den Standstreifen schleuderte und ziemlich frontal in die Schutzplanke auf Seite der Standspur einschlug. Das Fahrzeug drehte sich anschliessend noch zwei Mal um die eigene Achse bevor es auf dem Standstreifen zu stehen kam.
Ich war alleine im Auto. Trotzdem oeffneten sich neben den Airbags auf der Fahrerseite (Front-, Knie- und Kopfairbag) auch die Airbags auf der Beifahrerseite. Die Seitenairbags haben sich nicht geoeffnet.
Direkt nach dem Crash trat das eCall in Aktion. Ich hatte ca. 10 Sekunden nach Stillstand des Fahrzeuges eine Dame von BMW auf den Lautsprechern, die mich nach meinem Befinden und nach evtl. weiteren verletzten Personen befragte. Die Rettungskraefte trafen ca. 15 Minuten nach dem eigentlichen Unfall ein.
Dankenswerterweise hatte mein Schutzengel an diesem Abend Dienst, mir selbst ist bis auf einen kleinen Schnitt am Daumen und geprellten Schienbeinen (vom Knieairbag) nichts passiert. Kein Schleudertrauma, keine Kopfschmerzen. Ich konnte das Fahrzeug normal ueber das Oeffnen der Fahrertuer verlassen. Es war keine gesonderte Kraftanstrengung noetig. Die Fahrgastzelle weisst keine (sichtbaren) Verformungen auf.
Fragen:
Mir ist aufgefallen, dass nach dem Crash alle 4 Fenster des Fahrzeuges ein paar Zentimeter geoeffnet waren. Weiss jemand, warum? Evtl. um die Gase aus dem Fahrzeug zu lassen, die beim Zuenden der Airbags entstehen?
Weiterhin ist mir aufgefallen, dass nach dem Crash ueber Minuten ein hochfrequentes Summen (wie das, welches man hoert, wenn man unter Hochspannungsleitungen durchlaeuft) zu hoeren war. Weiss jemand, was das sein kann?
Ausserdem scheint sich das Fahrzeug ca, 24 Stunden nach dem Crash komplett deaktiviert zu haben. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte noch eine Standortmeldung vom Platz des Abschleppdienstes. Am naechsten Tag war das Fahrzeug tot und konnte auch durch das Anschliessen einer geladenen Batterie nicht wiederbelebt werden (ich wollte an den Kofferraum, um meine persoenlichen Sachen aus dem Auto zu holen).
Das Fahrzeug selbst ist ein wirtschaftlicher Totalschaden. Trotzdem ein Wunder, was die modernen Fahrzeuge alles wegstecken koennen und wie konsequent sie auf Insassenschutz getrimmt sind. Natuerlich ist mein Unfall nicht repraesentativ fuer all das, was da draussen passieren kann. Jedoch bin ich davon ueberzeugt, dass ich diesen Unfall in einem weniger modernen oder weniger stabil gebauten Fahrzeug nicht oder nur mit schweren Verletzungen ueberlebt haette.
Liebe Gruesse und Euch eine sichere Fahrt,
28 Antworten
Zitat:
@wyvern78 schrieb am 24. April 2018 um 16:43:40 Uhr:
Hallo,
Zitat:
@wyvern78 schrieb am 24. April 2018 um 16:43:40 Uhr:
Zitat:
@F11-Tunc schrieb am 24. April 2018 um 16:31:51 Uhr:
@wyvern78 schön das es dir gut geht und dir nichts passiert ist 🙂 So leicht wie sich das hier auch liest muss es für dich echt schrecklich gewesen sein. Schön das es dir gut geht.Mich wundert es nur, dass der RFT Reifen dich so sehr aus der Spur gebracht hat, mir ist schon mal bei 180 km/H das Vorderrad geplatzt, ich konnte aber ohne probleme ausrollen und rechts dann anhalten. Das muss wahrscheinlich an verschiedenen Umständen zusammen hängen besser gesagt ich hatte wohl einfach mehr Glück.
Das macht mir aber echt angst, und bringt mich zum nachdenken. Wenn ich daran denke , dass ich manchmal auch mit weit über 330 km/H unterwegs bin 🙁 Ich glaube, ich sollte es langsam lassen und einfach ruhiger und gelassener fahren. Danke, dass du uns teilhaben lässt und einigen von uns auch zum nachdenken gebracht hasst.
Ich dachte zuerst auch, dass ich als Reaktion auf den Knall und das "ratternde" Geraeusch evtl. das Fahrzeug verrissen haette. Habe mich dann schlaugelesen und gelernt, dass der Unterschied zwischen Vorder- und Hinterachse ist, dass die Hinterachse die sog. "spurführende" Achse ist:
Zitat:
@wyvern78 schrieb am 24. April 2018 um 16:43:40 Uhr:
Zitat:
Das Platzen eines Reifens an der Vorderachse kann man mit der Lenkung kompensieren, also ausgleichen. An der Hinterachse ist es jedoch der Super-Gau für den Autofahrer, da dies die so genannte spurführende Achse ist. Die Hinterräder laufen exakt in der Spur der Vorderräder und sorgen dafür, dass das Fahrzeug gerade bleibt. Platzt hinten ein Reifen, bricht das Fahrzeug aus und es kann zum Unfall kommen. Dabei ist es egal, ob das Fahrzeug Front- oder Heckantrieb hat.
War bei mir also leider die falsche Achse.
Ich bin selbst auch Moped-Fahrer, habe eine K1300R in der Garage. Das Teil laeuft zwar "nur" ca. 300, aber ich werde mir nach diesem Erlebnis dreimal ueberlegen, weiterhin so blind auf Technik bzw. auf Reifen zu vertrauen.
LG,
Dss frage ich mich auch oft und habe ab 240 auch ein ein wenig flaues Gefühl im Magen..
Vor allem weil die Reifen im normalen Leben schon einmal etwas abbekommen (Bordstein etc.)
Zitat:
@sPeterle schrieb am 24. April 2018 um 17:14:39 Uhr:
Dss frage ich mich auch oft und habe ab 240 auch ein ein wenig flaues Gefühl im Magen..Vor allem weil die Reifen im normalen Leben schon einmal etwas abbekommen (Bordstein etc.)
Leider macht sich keiner Gedanken darüber, Mann wird bei so etwas kurz wach gerüttelt und vergisst es aber später wieder. Nein das eigene und das Leben anderer sind zu wichtig und schön um es auf der Autobahn zu lassen. Ich werde mit mehr Disziplin und Kopf fahren und werde nicht mehr versuchen das letzte km/H raus zu Kitzeln
Zitat:
@F11-Tunc schrieb am 24. April 2018 um 16:31:51 Uhr:
Mich wundert es nur, dass der RFT Reifen dich so sehr aus der Spur gebracht hat, mir ist schon mal bei 180 km/H das Vorderrad geplatzt, ich konnte aber ohne probleme ausrollen und rechts dann anhalten.
Du hast den relevanten Unterschied schon selbst genannt: VORDERRAD!
Beim Auto ist die Hinterachse für die Fahrstabilität zuständig. Ein Platzer/Defekt am Vorderrad kann zumeist mit der Lenkung ausgeglichen werden. Bei einem Platzer an der Hinterachse ist sofort die Spurstabilität weg. Wenn dies überraschend passiert (wie zumeist) hat man eigentlich keine Chance mehr und der Wagen schmiert ab. Ich dürfte das selbst erleben, als vor Jahren ein "Heizer" links neben mir eine Vollbremsung machen musste und mich hinten links touchiert hat. Der Wagen hat sich sofort weggedreht und hat alle Leitplanken begrüsst. Glücklicherweise kam ich ohne jede Verletzung davon.
Zitat:
Leider macht sich keiner Gedanken darüber, Mann wird bei so etwas kurz wach gerüttelt und vergisst es aber später wieder. Nein das eigene und das Leben anderer sind zu wichtig und schön um es auf der Autobahn zu lassen. Ich werde mit mehr Disziplin und Kopf fahren und werde nicht mehr versuchen das letzte km/H raus zu Kitzeln
Sehr gute Einstellung, dass sollten wir alle so machen !
@wyvern78 : Herzlichen Glückwunsch zum 2. Geburtstag 🙂
Ähnliche Themen
Zitat:
@F11-Tunc schrieb am 24. April 2018 um 17:11:42 Uhr:
Zitat:
@wyvern78 schrieb am 24. April 2018 um 16:43:40 Uhr:
Ich bin selbst auch Moped-Fahrer, habe eine K1300R in der Garage. Das Teil laeuft zwar "nur" ca. 300, aber ich werde mir nach diesem Erlebnis dreimal ueberlegen, weiterhin so blind auf Technik bzw. auf Reifen zu vertrauen.LG,
Mein Motorrad zeigt nicht mehr an wie 299 km/H auf dem Tacho, aber der Drehzahl läuft weiter. Ich fahre zwar auch mit dem Motorrad sehr oft Topspeed aber dabei habe ich mir auch nie gedanken über Reifenplatzer gemacht.
Ich bin aber oft auch mit Autos unterwegs die weit weit über 300 km/H laufen und die ich auch ausfahre. Dank deines Denkstosses werde ich die ganze Sache nochmal überlegen ob es das Riziko wert ist...
Auch ich hatte mal einen Reifenplatzer hinten links bei ca. 200 km/h.
Allerdings konnte ich das Auto beherzt auf meiner Spur halten.
Ich hatte auch mal einen Motorhaubenöffner bei ca. 230 km/h.
Ging auch gut. Also für mich, Auto war spürbar demoliert. 😁
Den größten Fehler den man machen kann, nach einem Platzer, ist zu bremsen. Sofern es der Verkehr und die Straße es zulassen, nicht bremsen.
Auch Allrad bring hier leider keinen Vorteil. Die Hinterachse ist für die Spurstabilität notwenig - Kontakt zur Straße, egal ob mit oder ohne Kraftübertragung (Beschleunigung/Bremsen). Deshalb gilt auch: die "besseren" Reifen an die Hinterachse - bei Mischbereifung logischerweise nicht möglich 😉.
Zum Geräusch im Innenraum: Kann mir gut vorstellen, dass dies gemacht wird, um einem Gehörsturz nach dem Unfall vorzubeugen. Eine Art "Vorwarnung" für das Gehör, das sich entsprechend "vorbereitet" - also quasi die Weiterleitung des Schalls an das Innenohr reduziert und somit eine Beschädigung des Trommelfells reduziert oder im besten Falle ausschließt.
Hi,
dann Glückwunsch, dass Du da so heil rausgekommen bist. Wir hatten heute mit der Feuerwehr einen aktuelle A6, der bis zur Mittelarmlehne unter einem LKW steckte. Wie durch ein Wunder fast nichts passiert, ein Beifahrer und sogar einer auf der rechten Rücksitzbank hätte das wohl nicht überlebt. Wenn man Glück hat erwischt man es so wie Du und Quer- u. Längsträger können ihre Wirkung entfalten oder man verpasst diese Mechanismen und dann kommt’s meist nicht mehr drauf an, welches Fahrzeug Du fährst.
http://www.ff-schwaig.de/einsatz/22518/
Dieses Summen kenne ich nur Außen, wenn der Xenonlicht-Scheinwerfer nach einem Verkehrsunfall meckert, im Innenraum hab ich das auch noch nicht gehört.
Das Stromlose wird daran liegen, dass beim VU die Batteriepole abgesprengt werden. Es bleiben dann nur sicherheitsrelevante Systeme über eine extra Batterie am Laufen. Die geht aber irgendwann in die Knie.
Bei manchen Fahrzeugen geht aus Sicherheitsgründen der Airbag auch auf, wenn keiner drin sitzt.
Tschüß
Brunni112
Hallo,
ja, ist in Europa Pflicht, wenn die Unterkante mehr als 50cm oder so über dem Boden ist, aber alles hat eben seine Grenzen. So kann ein Fahrzeug auch nur optimal die Insassen schützen, wenn die komplette Front im Eingriff ist. In den Crashtests z.B. Überlappt man mit 40% oder so. Darauf sind auch die Fahrzeuge ausgelegt. Denn ein PKW ist erstmal nicht direkt auf 100%-ige Sicherheit konstruiert, sondern nach fest definierten Regeln, also Crash-Tests. In den USA testet man z.B. nach einem sogenannten Small-Overlap-Test mit 20% Überdeckung. Da sieht vieles schon wieder anders aus. So denke ich, ist das dort auch. Der Unterfahrschutz hält eine definierte Kraft. Wenn jetzt der Einschlag ungünstig verläuft oder zu stark, dann ist der Schutzmechanismus weg.
Tschüß
Brunni112
Das schon, aber bei den aktuell gefahrenen Geschwindigkeiten hilft der nur bedingt. Die können die Physik nicht ausschalten. Von hinten in den Auflieger rein gefahren: Sieht meistens nicht gut aus und geht auch leider zu oft tödlich aus.
Zitat:
@Piroshiki schrieb am 24. April 2018 um 18:15:26 Uhr:
Sehe ich das falsch, dass man da mit xdrive mehr Spurstabilität gehabt hätte?
Würde mich auch interessieren.
Echt glücklich gelaufen. Glückwunsch zum Leben!
Das erinnert einen mal wieder daran, wie schnell es gehen kann.
Zugegebenermaßen ist man gerade im 5er ja schon echt sorglos unterwegs.