Bordwerkzeug Wagenheber - Alternative zur "Knarre", und Radkreuz vs Radmutternschlüssel ?
Hallo zusammen,
ich hab heute meinen ersten Radwechsel mit dem Bordwerkzeug durchgeführt.
Und festgestellt, dass der Wagenheber vom Bordwerkzeug gar nicht schlecht wäre - insbesondere der Auflageteller passt absolut exakt, da kann man kaum etwas falsch machen.
Das einzig Lästige ist der Umstand, dass man die "Knarre" nach jeder halben Umdrehung absetzen und wieder neu ansetzen muss. Das dauert...
Gäbe es eine Alternative zu dieser Knarre, so dass man wesentlich zügiger kurbeln kann, in einem Zug sozusagen, ohne abzusetzen ?
Und die zweite Frage:
Würdet Ihr mir eher zu einem Radkreuz wie diesem raten
https://www.pollin.de/p/profi-radkreuz-iwh-gummiert-851692
oder zu einem Radmutternschlüssel
https://www.pollin.de/p/...op-radmutternschluessel-iwh-22-41-cm-851924
?
Ich habe nämlich gemerkt, dass man ganz schön Kraft braucht, um die Muttern zu lösen. Mit dem billigen Schlüssel aus dem Bordwerkzeug habe ich das nur unter Zuhilfenahme meiner Füße geschafft, ich weiß nicht, ob das normal ist... Von daher habe ich mich gefragt, ob man einen wirksameren Hebel eher mit dem Radkreuz hinbekommt oder mit dem 42cm Radmutternschlüssel... Wenn man nicht so der Muskelmann ist wie ich ;-)
Vielen Dank im Voraus !
9 Antworten
Ich habe einen Schlagschrauber für die Autosteckdose. Kostet zunächst doppelt soviel wie das Radkreuz, ist aber beim Lösen und Anziehen der Räder nicht so kraftraubend.
Hallo,
Radkreuz ist immer praktisch und der Radmutternschlüssel hat den Vorteil das du mit dem längeren Hebel mehr Kraft hast die Radbolzen zu lösen. Habe beide in der Werkzeugkiste. Wechsele die Räder inzwischen aber immer mit einem Akku-Schlagschrauber aus Bequemlichkeit.
Wichtig bei wieder montieren das du die Radbolzen mit einem Drehmomentschlüssel anziehst dann geht es beim nächsten Wechsel auch wieder leichter zu lösen.
Gruß Baotian
Hallo, Du sprichst hier ein wichtiges Thema an. Beim Räderwechsel werden oft Fehler gemacht, die bis zum Abfallen von Rädern führen können. Aus meiner Erfahrung von nahezu 1.000 Radwechseln rate ich Dir folgendes:
Such Dir eine Selbsthilfewerkstatt in Deiner Nähe. Dort hast Du eine Hebebühne und brauchst den Wagenheber nicht 4 x ansetzen. Außerdem kannst Du die Räder mit einem Schlagschrauber lösen und einen Drehmomentschlüssel stellen die auch zur Verfügung.
Wenn Du den Radwechsel zu Hause durchführst ist der Radmutternschlüssel aus Deinem Link das beste Werkzeug. Diesen setzt Du an bevor Du das Fahrzeug anhebst. Dann trittst Du einmal kräftig drauf und los ist die Schraube. Danach hebst Du das Fahrzeug an, drückst das Rad mit einer Hand gegen die Radnabe und mit der anderen Hand löst Du die Schraube aus dem Rad. Dazu brauchst Du keinen Schlüssel mehr, geht ganz leicht. Ein Radkreuz neigt dazu zu verkanten wenn es nicht vom Profi genutzt wird.
Nun kommt aber das Wichtigste:
Nachdem Du die Räder wieder handfest angezogen und das Fahrzeug abgelassen hast musst Du die Räder mit Drehmoment festziehen. Das Drehmoment für den W 169 beträgt 130 Nm. Nach 50 gefahrenen Km prüft jeder Fachmann den Festsitz der Bolzen nochmal mit Drehmomentschlüssel.
Dies hat folgenden Hintergrund: Sollten die Bolzen einmal zu fest angezogen worden sein kann dies den Konus der Felgen um wenige Mikrometer nach innen erweitern. Die Räder sind fest. Aber nun wird beim nächsten Mal in einer Werkstatt ein (oder mehrere) Räder abgebaut und mit dem vorgeschriebenen Drehmoment wieder angezogen. Dann sind die Räder erstmal auch fest. Durch den erweiterten Konus können sich die Bolzen im Fahrbetrieb aber wieder lösen. Das Rad wird lose und dann fällt es ab. Deswegen auch die Kontrolle nach 50 km. Da die meisten Fahrzeuge schon mal den Besitzer gewechselt haben weiß keiner wie der Vorgänger mit den Radwechseln umgegangen ist. Ich sehe an der Tankstelle immer wieder welche beim Radwechsel die Räder mit einem langen Rohr als Verlängerung anziehen. Da ist das geschilderte Drama vorprogrammiert.
Hallo waltrogge,
wow, vielen Dank für die geradezu enzyklopädischen Ausführungen, toll!
Exakt wie von Dir beschrieben habe ich es gemacht.
Einen Drehmomentschlüssel habe ich tatsächlich, sonst hätte ich es nicht selber gemacht. Habe brav mit 130 Nm angezogen. Erst gezögert, weil es sich um eine Alufelge handelt, und Alufelgen oft mit niedrigerem Drehmoment angezogen werden. Aber nachdem ich keine Fallunterscheidung gefunden habe, habe ich die 130 Nm genommen.
Am schwierigsten für mich war das Ansetzen des Rades und das Positionieren, bevor die erste Schraube es ein wenig fixiert. Ist ja doch ganz schön schwer, so ein Rad. Der Rand, um den man das anlegt, ist ja nur ein paar mm, da muss man schon gut zielen erstmal und aktiv andrücken, bis die erste Schraube greift. Die ersten Versuche haben nicht gleich funktioniert, ich habe es zu hoch angesetzt und etwas herumeiernd ein paarmal irgendwo leicht dagegengedengelt ;-) ich hoffe, ich habe nichts beschädigt. Den ABS Sensor z.B.... Denn bei der ersten Fahrt hat prompt das indirekte Reifendruckwarnsystem angeschlagen. Aber Platten war diesmal keiner... Hatte ein wenig Sorge, dass ich doch etwas falsch gemacht habe, aber ich kann an dem Rad nichts auffälliges finden, es sitzt genauso eng an/auf der Nabe wie alle anderen... Aber ich vermute, der Sensor ist eher innen, von daher hab ich da wohl gar nichts beschädigen können.
Ansonsten scheint ein Radwechsel nicht arg kompliziert zu sein. Die Schrauben mit der Hand anziehen, ringsum ein paarmal auf den Reifen schlagen, dann nachjustieren, usw., bis mit der Hand nix mehr geht. Und dann mit Drehmomentschlüssel. Erstmal auf einen niedrigeren Wert, dann langsam steigern... Immer über kreuz...
Macht man das Festziehen mit dem Drehmomentschlüssel eigentlich noch im angehobenen Zustand? Oder tatsächlich - wie Du beschreibst - nach dem Absenken? Oder ist das eher egal? Ich hatte mir logisch überlegt, dass ich eine eventuelle leichte Schieflage im freischwebenden Zustand besser ausgleichen kann als wenn das Rad schon Bodenkontakt hat, drum hab ich vorsichtig weitergemacht, immer beobachtend, ob am Wagenheber irgendwas instabil wurde, blieb aber alles stabil....
Super Erklärung auch, warum das Nachziehen echt Sinn macht !
Herzlichen Dank nochmal !
Bin tatsächlich am Überlegen, ob ich den nächsten kompletten Radwechsel selber mache. Wozu hab ich schließlich einen Drehmomentschlüssel ;-)
Diesmal war es ja nur ein einziger Austausch wegen einem Platten...
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Hallo flageolett
Ich zitiere dich mal ...
Denn bei der ersten Fahrt hat prompt das indirekte Reifendruckwarnsystem angeschlagen. Aber Platten war diesmal keiner... Hatte ein wenig Sorge, dass ich doch etwas falsch gemacht habe, aber ich kann an dem Rad nichts auffälliges finden
Zitat ENDE
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Ab hier erkläre ich dir RDKW (indirekter ReifenDruckKontrollWächter) und leite dich an ...
Du hast einen "indirekten Reifendruckkontrollwächter" an Bord !!!
Wenn du die Reifen wechselst,
"zum Bleistift" ... von Sommer- auf Winterreifen, dann haben sie folglich was ?
Richtig gedacht,
abweichende Drücke zueinander !
Damit gemeint = SReifen hatten Druck 2.0 bar, die gewechselten WReifen
(weil Druckverlust durch Einlagerung) nur 1.6 bar ! Obacht geben ... im Verlauf meiner Ausführungen 🙂
Du ziehst die gewechselten Reifen drauf (momentan Wechsel zu WReifen) ...
und dein intelligentes System im Fahrzeug merkt das nach wenigen Fahrkilometern ... und schreibt dir was ins Display des KI.
Lösung ...
nachdem du die Reifen von SR auf WReifen (oder auch bei Veränderung zu Neureifen) gewechselt hast,
MUSST du den Reifendruck der umgesteckten Reifen anpassen.
Sprich ...
hatten die WReifen nach Einlagerung 1.6 bar, pump sie mit Kompressor auf den vorgesehen Druck (im Tankdeckel stehts drinnen) und dann gehst du ins Bordmenü ... und KALIBRIERST die veränderten Reifen eben halt NEU was den Druck betrifft.
Und schon gibts auch keine Fehlermeldung mehr im Display (KI = KombiInstrument = Gesamtheit der Tachoeinheit)
Was sich komplizoert liest im ersten Moment,
ist im Grunde TOTAL einfach 😉
(schau in die Beienungsanleitung = hier BA genannt)
Nur du scheinst eben ein Neu(spät)anfänger zu sein (liest sich zumindest so)
Das wiederum macht es für uns HELFENDEN nicht einfacher,
daher meine maximal ausholende Antwort 🙂
...schon "ewig" habe ich ein Rohr als Verlängerung für Radkreuz/Radmutterschlüssel im Gepäck. Das Lösen geht damit ganz einfach und locker. Du wirst das Rohr nicht missen wollen, wenn dir beim beschriebenen beherzten Drauftreten auf den Radmutterschlüssel dieser einmal um die Ohren geflogen ist. Ein Radkreuz dabei zu haben, ist oft hilfreich. Schliesslich kannst du doppelt greifen. Oder auch mit Rohr.
Nur festziehen sollte man tunlichst ohne Verlängerung.
Übrigens: Ich habe in einer 56-jährigen Fahrertätigkeit bei 50-80-Tausend KM p.a. noch nie meine Radmuttern nachgezogen - auch nicht nach Panne unterwegs.
Der Hinweis von Reifenwerkstätten, das nach 50 km zu tun, halten einer rechtlichen Prüfung (Haftungsausschluss) nicht stand. (Wie wollen die bspw. beweisen, dass du's nicht gemacht hast, was nicht heissen soll, dass du das zukünftig unterlassen sollst.) Und das Dremoment hatte ich immer im Gespür, was nicht heissen soll, dass du deinen Drehmom'schlüssel nicht verwenden sollst.
Und wenn du beim Selberwe-x-eln alle 4 Rädle in 20 - 25 Minuten geschafft hast, bist du im Kreis der Wexler aufgenommen.
Vielen Dank für deine ausladende Antwort !
Allerdings hast Du Dir zu viele Sorgen gemacht ;-)
Ich hatte keinen Komplettwechsel, sondern nur einen platten Sommerreifen, habe mir einen Ersatz gekauft, selber Reifentyp mit ungefähr gleichem Baujahr und exakt gleicher Profiltiefe (6,5mm), den in der Werkstatt montieren und wuchten lassen, und, ja, sie haben ihn auch auf die 2,4 bar aufgepumpt, die der vorherige auch hatte.... Das mit dem Zurücksetzen des RDK Systems ist mir auch bekannt. Da der neue Reifen allerdings denselben Druck und auch dieselben Abmessungen gehabt haben dürfte, und die Warnung erst auf der Rückfahrt der ersten Fahrt auftrat (da waren schon über 20 km gefahren), hatte ich das jetzt damit nicht in Verbindung gebracht... Hab aber den Druck kontrolliert gleich danach an der Tanke, alles gut, alles gleichmäßig, jetzt muss ich ihn nur noch zurücksetzen. Steht ja im Handbuch drin, wie man das macht...
Vielen Dank!
Da bist Du, uelekken, der einzige Mensch auf der Welt. Ich kenne keinen weiteren, der Drehmomente im "Gespür" hat. Was meinst Du wohl, warum Fachleute einen Drehmomentschlüssel benutzen. Die Werkstätten empfehlen das nach ziehen der Räder übrigens nicht aus "Haftungsgründen". Es wird empfohlen weil sich in der Praxis oft aus den, von mir geschilderten, Gründen Räder gelöst haben. Man hat dabei eher die Gesundheit der Fahrer und die Verkehrssicherheit im Auge. Du mit Deinem Drehmoment Gespür könntest die Ursache für so etwas sein.
Mißverständnis meinerseits,
daher durch mich selbst gelöscht