Bau von Saab 9-5 in Rüsselsheim fraglich?

Saab

Der neue Saab 9-5 sollte ursprünglich im Opel-Werk in Rüsselsheim gebaut werden. Doch nun verhandelte der schwedische Autobauer über eine Rückverlagerung der Produktion. Eine Entscheidung steht aber noch nicht fest.

Opel und der schwedische Autohersteller Saab verhandeln einem Medienbericht zufolge über die Rückverlagerung geplanter Produktion von Rüsselsheim nach Trollhättan. Beide Unternehmen gehören zum schwer angeschlagenen US- Konzern General Motors (GM). Wie die Stockholmer Zeitung «Dagens Nyheter» am Dienstag unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtete, soll die für das deutsche Opel-Werk vorgesehene Fertigung des neuen 9-5-Modells von Saab nach Schweden gegeben werden. Opel hatte 2005 bei einer internen GM-Ausschreibung den Zuschlag aus Detroit dafür bekommen.

«Noch nichts entschieden»

Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa in Frankfurt: «Es gibt Gespräche zwischen GM Europe und der schwedischen Regierung über die Zukunft von Saab, es ist aber noch nichts entschieden.» Als Hintergrund gelten Bemühungen unter Einschluss der schwedischen Regierung, den chronisch mit roten Zahlen kämpfenden Saab-Konzern als eigenständigen Hersteller am Leben zu erhalten. GM hat Saab vor dem Jahreswechsel zum Verkauf angeboten, bisher aber keinen Interessenten gefunden.

Zum Wochenbeginn hatte die US- Fachzeitschrift «Automotive News» berichtet, dass der Mutterkonzern die schwedische Tochter ab sofort selbstständiger handeln lassen wolle, um sie für potenzielle Käufer attraktiver zu machen. Den Plänen zufolge sollten Produktentwicklung und Fertigung nicht mehr Teil von General Motors Europe (GME) sein. Kern von GME ist Opel.

In dem Bericht aus Stockholm hieß es weiter, Saab wolle zudem die bisherige Fertigung von Cabriolets 9-3 von Magna Steyr in Österreich wieder nach Trollhättan holen. Zusammen mit der Verlagerung aus Rüsselsheim könne man eine wesentlich höhere Auslastung der eigenen Jahreskapazität von 170 000 Wagen erreichen. Sie lag zuletzt bei nur 50 Prozent. Saab ist einer der kleinsten Autohersteller in Europa und hat als GM-Tochter seit 1996 keine Gewinne mehr eingefahren (dpa)

Gruß

Saabski 🙂

Beste Antwort im Thema

In der Tat ist das ein interessantes und wohl auch heißes Thema:

1) Die Verlagerung der Produktion des 9-5 nach Trollhättan soll angeblich bis zu 30% Kosten sparen, weil die Produktivität pro Kosteneinheit in Schweden günstiger ausfällt. Für Rüsselsheim ist das allerdings ein Problem:
Der 9-5 ist ein Premium-Auto, das natürlich einen Teil der hohen Arbeitskosten in D kompensieren kann: Anders gesagt: 50.000 Stück 9-5 pro Jahr ermöglichen es, in Rüsselsheim mit höherer Kostendeckung zu fahren als mit dem Insignia allein, der ja für seine Größe und Qualität phänomenal günstig angeboten wird - und muss. Anders gesagt: Ein gebauter Saab 9-5 subventioniert vermutlich den Standort Rüsselsheim mehr als ein Insignia - und das ist ja wohl auch der Hauptgrund dafür, dass Rüsselsheim den Zuschlag für den 9-5 bekommen hat.
Umgekehrt bedeutet eine (kostengünstigere) Produktion in Trollhättan, dass der 9-5 am Markt besser zu positionieren ist, ohne die Kostendeckung zu beeinträchtigen - das wäre für Saab extrem wichtig, um im Wettbewerb bestehen zu können. Aber der Kostenvorteil würde in diesem Fall auf das mittlerweile unabhängige Konto von Saab verbucht - nicht auf das von GM Europe bzw. Opel. Dass der Opel-Betriebsrat - hinter verschlossenen Türen natürlich - dagegen Sturm laufen wird, ist nur logisch.

2) Dass Saab allein in Trollhättan 170.000 Autos fertigen wird, halte ich für mutig geschätzt - außer man wagt sich ins B-Segment (= Saab 9-1). Ich denke, dass 125.000 9-3 und 9-5 schon sehr gut sind - und darauf müsste die Kostendeckung ausgelegt werden. Mit dem 9-1 in attraktiven Motorisierungen und Karosserieversionen sind aber wohl auch mehr als 170.000 Fahrzeuge denkbar.

Gruß

saabista63

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Der 9-5 wird ja nur nach Trollhättan umgezogen damit man Saab besser verkaufen kann und nicht beim Verkauf zuerst die ganze Marke rund um den Globus zusammen suchen muss.

Für Saab ist es eine enorme Chance: Alle reden von Krise, jeder freut sich über Aufträge, egal für was. Also wenn jetzt kein guter Zeitpunkt für Investitionen in ein Werk und in Produkte ist, wann dann? Günstiger dürfte man wohl kaum zum Ziel kommen.

Wenn Saab wieder eine Entwicklungsabteilung hat und die Gelegenheit nutzt und noch ein Auto entwickelt das der Markt annimmt (9-1 z.B) könnte die Zukunft in der Tat sehr gut aussehen.

Ich habe immer kritisiert das Saab zu eng mit GM verflochten ist. Wenn ein Kunde sich bei Saab beschwert kriegt er Antwort aus einer GM-Mailbox. Solche Sachen gehen bei einem "Premium-Hersteller" schon mal gar nicht.

Baustelle Nummer 1 dürfte die Modellplanung sein, Baustelle Nummer 2 der Vertrieb und Baustelle Nummer 3 die Ersatzteilversorgung, dort klemmts noch enorm. Möglich das dies jetzt alles angegangen werden kann. Für uns als Kunden heisst das momentan das notwendige Verständnis mitbringen und den einen oder anderen "Hickup" tolerieren, denn ob Saab weiterlebt entscheidet nicht GM und nicht die schwedische Regierung, sondern wir.

Zitat:

Original geschrieben von bastis



Zitat:

Wo fängt bei dir das "obere Preissegment" an? Ich finde SAAB schon ziemlich teuer. Hier im Forum habe ich immer wieder gelesen, 'dass das bei einem 70.000 DM/38.000 € teurem 9-5 nicht sein darf ...'

Das größte Problem von Saab in Deutschland ist imho, dass der hiesige Vertrieb bei der Positionierung - speziell beim 9-5 - völlig ausgetickt ist. In Schweden beginnt ein 9-5 bei 240.000 SEK, was aktuell etwa 22.000 € sind. Für diesen Preis könnte man evtl. selbst vom alten Modell noch ein paar mehr losbekommen.

Ich weiß nicht, wie das in den anderen Märkten aussieht, aber zumindest in S dürfte es dann schwierig werden für den 9-3. Insofern gibt es für Trollhättan keine Alternative als den 9-5 zurückzuholen.

Wobei man sagen muss, dass die schwedische Krone in den letzten 12 Monaten 15% an Wert verloren hat. Aber dennoch richtig - die Listenpreise von Saab in Deutschland schrecken viele potenzielle Interessenten von vornherein ab.

Zitat:

Das größte Problem von Saab in Deutschland ist imho, dass der hiesige Vertrieb bei der Positionierung - speziell beim 9-5 - völlig ausgetickt ist. In Schweden beginnt ein 9-5 bei 240.000 SEK, was aktuell etwa 22.000 € sind. Für diesen Preis könnte man evtl. selbst vom alten Modell noch ein paar mehr losbekommen.

Ich weiß nicht, wie das in den anderen Märkten aussieht, aber zumindest in S dürfte es dann schwierig werden für den 9-3. Insofern gibt es für Trollhättan keine Alternative als den 9-5 zurückzuholen.

Ja, das sehe ich auch so, dass hier die Listenpreise (!) einfach abgehoben haben. Wenn ich hier über Rabatte in Höhe von 20% lese, wird schon klar, wie das alles in der Realität funktioniert. Für den Leasingmarkt ist so eine Entwicklung natürlich katastrophal, weil Wertverluste auf der Basis der Listenpreise gerechnet werden. Von den Händlererträgen sollte man dann gar nicht mehr sprechen. Ich denke, hier haben die Importeure (in Ö: GM!) einfach Wunsch und Wirklichkeit nicht ganz in Einklang gebracht.

Gruß

saabista63

P.S.: In Österreich gibt es genau 21 Saab-Betriebe, darunter sind doch einige Nicht-GM-Häuser. Bin schon sehr gespannt, wie sich das alles weiterentwickelt.

Ich sehe das ja nicht so optimistisch; wir hatten das ja gerade erst unter "GMs Zukunft" diskutiert:

-9-3 und 9-5 scheinen auf recht unterschiedlichen Plattformen zu stehen, weiter voneinander entfernt als zB die VW PQ35 und PQ46. Das macht eine Fertigung komplexer. Auf einer Fertigungsstraße geht das wohl nicht. D.h. Saab kann in Krisenzeiten nicht einfach eine Straße abschalten und die Arbeiter Resturlaub nehmen lassen.

-Saab hat seine interessanten Wettbewerbsvorteile verloren, nämlich viel Platz (bei gegebener Außengröße), Familientauglichkeit und kleine, verbrauchsoptimierte aber starke Motoren:

--Platz: Der 9000 war das kürzeste Modell, das in den USA als "Large Car" eingestuft wurde, neben der Langversion des 7er zB. Der 9-5 hat das nicht mehr geschafft, sowohl Innenraum als auch Kofferraum sind kleiner. Tatsächlich kann ich kaum einen Unterschied wahrnehmen zwischen dem 9-5 und meinem 9-3 I. Das hat man wohl auch bei GM erkannt, der neue 9-3 II ist entsprechend auch kleiner geworden (wenn auch breiter, aber das ist ja nur ein Vorteil, wenn man hinten drei Leute transportiert)

--Familientauglichkeit (Ehefrauenmitsprache ;-)): Übersichtlichkeit, großer Kofferraum, Schrägheck für gute Beladung, alles nicht besser geworden. Und die Sitze in einem Auto wie dem 9-3 Manager-kompatibel, aber Kinder-inkompatibel zu machen (Sitzmulden, lange Beinauflagen), geht an der tatsächlichen Zielgruppe auch vorbei.

--Motoren: Alle haben jetzt kleine Turbomotoren. Die eigene Motorenentwicklung ist zudem eingestellt worden, stattdessen haben Saab-Ingenieure den neuen Ecotec mitentwickelt, der jetzt Ausgleichswellen, Turbo und zudem Schichtladung hat. Saab hängt da von GM ab. Was würde es kosten, eine Schichladungsversion vom B235 zu entwickeln? Da es keine Schräghecks mehr gibt, braucht man außerdem stärkere Motoren in den Kombis für die gleiche Fahrleistung. Absurd.

-Vom 9000 sind nur etwas über 500000 verkauft worden. Das sind deutlich weniger als 50000 pro Jahr; bei einem eigenständigen Konzept. Warum sollte Saab vom 9-5 als Direktkonkurrenten zu A6, S60/V70, BMW 5er jetzt 50000 schaffen?

-Die Herstellung von Autos ist anscheinend durch Prozessoptimierung in den letzten Jahren deutlich billiger geworden. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum Saab glaubt, gewinnbringend produzieren zu können. Aber dafür ist die Entwicklung neuer Autos teurer geworden (deshalb ja auch überall Plattform-Sharing). Wie sollte Saab das hinkriegen? Nicht jetzt, aber in 5 Jahren oder so?

-Und das Design finde ich deutlich schlechter, dieses bullige, agressive, kantige, unskandinawische reissts für mich nicht raus. Neulich kam ein aktuelles 9-3 Cabrio an uns vorbeigezischt. Meine Frau meinte dann: "Ach, das Cabrio hat mir ja eigentlich immer ganz gut gefallen, aber das, nee...."

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Vielleicht macht man ja aber ganz hausbacken erst mal kleine Schritte, so wie es jeder solide Handwerker machen würde. Und zwar bei den Grundtugenden. Vielleicht wäre es einfach mal schön, EURO-5 Motoren kaufen zu können, die in der Stadt mit deutlich unter 10 Litern (Benzin) auskommen und insgesamt bitte 15% weniger. Egal übrigens ob mit 120 oder 240 PS. Die Turbo-Technik gibt das her. Dann vielleicht so etwas einfaches wie ein Tagfahrlicht. Dann vielleicht mal Bremswege von 35 m in der Basisversion. Und keine Traktionsprobleme. Sauber flutschende Getriebe. Und stolzes skandinavisches Design, ruhig ein bisschen schrullg. Vielleicht gelänge es dann über die Jahre, die Kunden zu überzeugen. Aber nur mit grundsolider Substanz. Ohne Knarzen im Sitz und den Armaturen.

Ich fürchte, so ganz hausbacken sind die Probleme nicht mehr zu lösen; dazu hat sich das ganze bereits in eine Dimension verabschiedet,
die unsere Vorstellung von Krisenmanagement übersteigt.
Für Saab geht es jetzt zuerst einmal darum, die Kontrolle über die eigene Produktion und die finanzielle Kontrolle zurückzugewinnen - und dann darum, ob der schwedische Staat von den Geschäftskonzepten von Saab und GM so überzeugt ist, dass er Kreditlinien besichert und bestimmte Unterstützungen ausschüttet. Das ist derzeit nicht der Fall.
Anders gesagt: Wenn GM in zwei Wochen nicht ein glaubwürdigeres Konzept für Saab vorlegen kann, wird es kein schwedisches Geld geben.
So steht es online in der englischsprachigen Zeitung thelocal.se.

Wenn erst einmal die geschäftliche Kontrolle wieder da ist, kann man vielleicht auch über die Entwicklung neuer Modelle nachdenken - oder über Qualitätsverbesserungen etc.
Euro 5 ist übrigens für die meisten Benziner kein Problem. Bloß eine Frage der Überprüfung und evt. einer kleinen Justierung - das kostet aber, weswegen man das erst dann macht, wenn es sein muss, besonders in Zeiten wie diesen.

Gruß

saabista63

Zitat:

Original geschrieben von saabista63


I der schwedische Staat von den Geschäftskonzepten von Saab und GM so überzeugt ist, dass er Kreditlinien besichert und bestimmte Unterstützungen

Das wird hart;-) Immerhin ist es GM in den letzten 10 Jahren nicht gelungen, überzeugende Geschäftsmodelle zu finden, und ich glaube nicht, dass das an den SUVs (die ja bis zuletzt noch Geld brachten), an den Pensionskassen (die iirc 5 Mrd im Jahr verschlingen, bei einem Verlust von 40 Mrd also ein Achtel) oder an der veralteten Technik liegt. Woran es liegt, weiß ich auch nicht, vielleicht einfach an der wachsenden Konkurrenz in Zeiten der Globalisierung.

Wie desolat die Situation bei GM ist und wie wenig die es blicken, kann man ja schon daran ablesen, dass das einzige Zukunftskonzept, das jetzt vorgestellt wurde, ein Elektroauto mit Stadttauglichkeit, unklarer Energiequelle (wie wird der Strom erzeugt?) , ohne Rentabilität und erst in der Zukunft lieferbar ist. Das Ding ist zZ nicht alltagstauglich und wird wie Blei in den Regalen liegen. Pathetic.

Da die schwedische Regierung ein wirkliches Modell verlangt, also wie geht es in der Wirtschaftskrise weiter, wie will Saab ohne GM-Hilfe in Zukunft Autos entwickeln, glaube ich nicht, dass da was kommt.

Gerade fällt mir noch was ein: Könnte es sein, dass es einfach am Vertriebsmodell liegt? Amis kaufen doch ihre Autos "wie besichtigt". 1 Mio auf Halde produzierte Autos, die aufgrund eines trendwechels "unverkäuflich" werden, sind ja schon mal 20-30 Mrd Dollar, oder? Zwei solche fehlentscheidungen, und ein Unternehmen ist hin.

Natürlich weiß ich nicht, wie das europäische und japanische Hersteller in den USA halten, aber diese sind schon durch den kleineren Marktanteil hier im Vorteil (weniger Halden)

Wieviel Prozent der in der EU gebauten Autos sind eigentlich bereits zum Zeitpunkt des Baus verkauft, werden also individuell auf bestllung gefertigt? und wieviele in den USA?

Zitat:

Original geschrieben von saabista63


Anders gesagt: Wenn GM in zwei Wochen nicht ein glaubwürdigeres Konzept für Saab vorlegen kann, wird es kein schwedisches Geld geben.
So steht es online in der englischsprachigen Zeitung thelocal.se.

Na, wenigstens beweisen die Schweden Augenmaß und Weitsicht, im Gegensatz zu einigen anderen Staaten und einigen Optimisten hier im Forum.

Nur mit einer Rückverlagerung der Produktion nach Schweden ist bei Saab auf lange Sicht gesehen NICHTS gerettet.

Irgendwann muss diese sinnlose Geldvernichtung auch mal aufhören.

Erst die Banken, jetzt die Autobauer bei denen sich inzwischen fast jeder Hersteller die Kurzarbeit bezahlen lässt, selbst die, die noch vor wenigen Monaten die dicksten Gewinne eingefahren haben!

Jetzt schreit ein hoch verschuldeter Schäffler nach staatlichen Hilfen weil er bei der Continental-Übernahme verkackt hat und morgen der nächste....

Inzwischen meint man in jede Branche, unter dem Mäntelchen der Finanzmarktkrise und deren Auswirkungen könne man sich Staatsgelder abholen.

Es kann nicht sein, dass ich und später mal meine Kinder, für das offensichtliche Versagen eines Rick Wagoner & Co. die Zeche zahlen soll!

So ein Quatsch, wo soll das noch hinführen?

Zitat:

Original geschrieben von Exschwede



Zitat:

Original geschrieben von saabista63


Anders gesagt: Wenn GM in zwei Wochen nicht ein glaubwürdigeres Konzept für Saab vorlegen kann, wird es kein schwedisches Geld geben.
So steht es online in der englischsprachigen Zeitung thelocal.se.
Na, wenigstens beweisen die Schweden Augenmaß und Weitsicht, im Gegensatz zu einigen anderen Staaten und einigen Optimisten hier im Forum.

Nur mit einer Rückverlagerung der Produktion nach Schweden ist bei Saab auf lange Sicht gesehen NICHTS gerettet.

Als einer der "Optimisten hier im Forum" sag ich an dieser Stelle mal: Quatsch. Der Optimismus setzt ja genau an der Hoffnung an, dass Saab als kleiner Hersteller mit den entsprechenden "Produkten" eine Chance hat. Wie die aussehen, weiß ich nicht - ich berufe mich nur auf die Äußerungen der Saab-Verantwortlichen selbst, dass sie es bei entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen können, Saab zumindest wieder veräußerbar zu machen. Darauf gründet sich mein Optimismus.

Hi europäer!

Im kleinen Schweden gab es mal 4 große Fahrzeugwerke für PKW und LKW, an sich schon viel für dieses Land, aber nichts Ungewöhnliches.

Das Problem dieser kleinen Serien: sie waren meist hoffnungslos überteuert oder irgendwann technisch rückständig und hatten eigentlich noch nie eine richtige Zukunft.

Der Verkauf an Großkonzerne - wie erfolgt - war damals die optimale Lösung.

Da aber bei den Unternehmen, die jetzt zur Diskussion stehen, hinter der scheinbar momentanen Krise ein langsames Absterben droht, oder vielmehr schon vor Jahren begonnen hat (sie saßen alle schon vor der Finanzkrise in der Patsche – egal ob GM, Ford, Opel), wäre ein Ende staatl. Unterstützung nicht abzusehen oder würde längerfristig nichts bringen. Ich denke, dass hat man in Schweden erkannt.

Findet Saab nach dem Umbau, finanziert mit Staatsgeldern, denn wirklich einen Käufer und werden die Arbeitsplätze in Schweden längerfristig erhalten?

Denn würde es sich, wie das jetzt natürlich dargestellt wird, um eine vorübergehende (konjunkturelle) Krise handeln, die mit einmaliger Staatshilfe überwunden werden könnte, so ließe sich sagen, dass sich der Staat dadurch anderweitig entstehende Kosten erspart, nämlich die Arbeitslosen- und Sozialunterstützung. Aber ist das im Fall Saab/GM so?

Solchen Unternehmen sind einfach seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten die Käufer dahin geschwunden. Die kommen auch nicht mehr zurück.

Selbst Volvo wäre mit seinen jährlich 400 000 verkauften Fahrzeugen eigenständig kaum überlebensfähig, da ist man sich inzwischen einig. Wie will Saab da längerfristig gesehen am Markt bestehen? Man würde wieder in die Vergangenheit zurückkatapultiert: zu teuer oder technisch rückständig.

Dass jetzt weiterverkauft werden solle, oder vermutlich wird ganz dichtgemacht werden, ist eigentlich die natürlichste Folge.

Andere Firmen und Nationen können auch Autos bauen, und das noch mit etwas mehr Wochenstunden als in Schweden oder Deutschland. Wobei selbst Toyota ein schwarzes Szenario an die Wand malt.

Wer soll die vielen schönen bunten Autos in Zukunft kaufen? Es gibt zu viele davon!

@ Exschwede

Das ist ja auch alles richtig und ich bezweifle ja gar nicht, dass Saabs Existenz fraglich ist. Dennoch bin ich der Meinung, dass Saab als Marke in einem Verbund die Chance hat, a) kostengünstiger zu produzieren und b) wieder zu alten "Markenwerten" zurück zu finden.

Du sprichst von Volvo mit 400.000 Einheiten? Selbst BMW wird in der Zukunft massive Probleme bekommen, wenn sie nicht in irgendeinen Verbund gehen um günstiger zu produzieren.

Saabs Problem Ende der 80er war, dass man zu klein war um technische Neuerungen zu entwickeln und zu teuer produziert hatte. Das wurde durch die Integration in GM auf der technischen und wirtschaftlichen Seite prinzipiell gelöst, nur hat man die Marke vernachlässigt: Es stand zwar irgendwann noch Saab drauf, war aber kein Saab mehr drin. Und genau hier sieht man nun einen Lösungsweg. Also mit einem Partner, ob er nun Fiat, Mazda oder von mir aus D'Chang heißt, löst man die Probleme "technische Rückständigkeit" (im Sinne von Entwicklungskosten) und Produktionskosten.

Wenn die Saab-Verantwortlichen sagen, dass Saab mit 150.000 Einheiten (zu gegenwärtigen Produktionsbedingungen) profitabel sind, warum sollte ich das nicht glauben? Wenn ich alles richtig verstanden habe, reden wir bei 20 Mio. Autos zuviel nicht von Jaguar, Porsche oder - ich schreib es mal - Saab. Dann reden wir doch eher von einem Massensegment, in dem die Hersteller / Marken weitestgehend austauschbar sind. Wenn ich mir heute einen Renault Megane Kombi kaufen wollte, dann würde ich doch 6-7 alternative Typen verschiedener Hersteller in Erwägung ziehen, oder? Und das dann weitestgehen emotionslos über Preis und Werkstatt (nähe) entscheiden. Aber es gibt Marken, die kauft man eben emotionaler, "haben will" - und da muss Saab wieder hin. Und ich glaube, dass Saab die Chance, das "Markenpotenzial" dazu hat.

Zitat:

Original geschrieben von Exschwede


Wer soll die vielen schönen bunten Autos in Zukunft kaufen? Es gibt zu viele davon!

Deswegen will ja Saab auch nur ca. 150000 Fahrzeuge pro Jahr verkaufen. 🙂

mfg.
sa-ko

Zitat:

Original geschrieben von Exschwede


....
Wer soll die vielen schönen bunten Autos in Zukunft kaufen? Es gibt zu viele davon!

Hallo alle zusammen,

nun möchte ich auch einmal wieder einen kleinen Einwand einwerfen: Ich denke prinzipiell gibt es per se nicht unbedingt zu viele Autos. Der Punkt ist in meinen Augen: Sie sind zu teuer!

Habe neulich gehört, dass die deutschen Automobilhersteller ca. die Hälfte aller Fahrzeuge an Firmen und/oder Flottenkunden verkaufen.
Was sagt uns das? Die meisten (privaten) Leute können sich keine neueren Fahrzeuge leisten. Der überwiegenden Mehrheit hilft da auch keine Abwrackprämie, deren Konzept an sich in meinen Augen schon zweifelhaft ist.

Die Hersteller produzieren einfach an den Bedürfnissen des privaten Marktes vorbei, da sie sich durch das Firmenkundengeschäft einen eigenen Markt geschaffen haben. Sollte man in Deutschland je das Dienstwagenprivileg abschaffen, so bedeutet das für VW, Audi, Mercedes und BMW eine mittlere Katastrophe.

Das Kuriose dabei ist noch, dass der kleine Steuerzahler im Prinzip die dicken Firmenwagen bezahlt, da die entstehenden Kosten bei den Firmen auf die Steuer angerechnet werden können, aber er selbst schaut offensichtlich in die Röhre. Von der neuen KFZ-Steuer fange ich jetzt mal gar nicht erst an...das ist alles so schon schlimm genug.

Ein klassisches Beispiel ist der VW Passat: früher als praktischer Kombi durchaus für viele Handwerker und Privatpersonen interessant, heutzutage dagegen meistens als Dienst- oder "Vertreter"-Auto verkauft. Wer heutzutage einen praktischen Kombi aus dem Hause VW haben möchte, der kauft einen Skoda Oktavia, weil er den meistens noch bezahlen kann. Ist euch mal aufgefallen wie viele Skoda Oktavias in letzter Zeit herumfahren und wie viele VW Passats? Die Zahl der ersteren nimmt bei Privatpersonen stark zu, die Zahl der letzteren nimmt stark ab.

Viele Grüße,
nibohr

Hallo,

ich seh das mit der Rückverlagerung der Kapazitäten nach Schweden als reinen Versuch um überhaupt einen Käufer zu finden. Kann gutgehen, kann aber auch aufgrund der Überkapazitäten im Automobilsektor genauso schiefgehen.

Ich denke solange bei der Automobilindustrie kein Umdenken einsetzt, wird die Problematik der Überkapazitäten erhalten bleiben. In meinen Augen ist das Hauptproblem der immer kürzer werdende Produktzyklus.

Die meisten Hersteller tauschen doch ihre Modelle spätestens nach 6 Jahren aus, statt sie kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die Preise bei den Zulieferen und auch in der Produktion sind doch schon extrem gedrückt, hier kann man wohl nicht mehr viel sparen. Denn je kürzer die Dauer der Produktion eines Fahrzeugs, desto mehr muss ich ja produzieren, damit sich die Anlagen rentieren. Also kann man m.E. nur noch größeres Einsparpotential finden, wenn man die Laufzeiten eines Modells verlängert. So gesehen, denke ich wären die Zyklen bei Saab durchaus zeitgemäß 😉

Für den Kunden hätte das auch den Vorteil, dass er nicht mehr "Beta"-Tester spielt um die Kinderkrankheiten zu finden.

Gruß Ded

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