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B250e (W242) - Stand der Dinge mit 100'000 km / etwas mehr als 5 Jahre

Mercedes B-Klasse W242

Der B250e ist selten, aber immer noch gebraucht zu kaufen. Ich habe meinen Ende 2017 neu gekauft, einen der letzten gebauten, das Fahrzeug hatte lediglich einige Zeit im Ausstellungsraum verbracht: wer braucht einen Mercedes in Vollausstattung, der nur 150 km weit kommt (in der Theorie). Nun, ich, sonst besässe ich ihn heute nicht, und offenbar niemand anders, sonst hätte ich ihn wohl kaum so günstig bekommen (35% Rabatt).

Der B250e ist das wirtschaftlichste Auto, das ich je besessen habe. Service nur alle paar Jahre (ich habe erst zwei machen müssen, der nächste ist ist irgendwann im Juli fällig), dazu weitgehend kostenlos (zumindest in der Schweiz). Der Verbrauch ist im Vergleich zu moderneren e-Autos relativ hoch (selten unter 20 kWh/100 km), gemessen am Benziner, den ich vorher fuhr, jedoch ein Witz. Zudem kann ich sowohl daheim als auch in der Firma vom Solardach laden, das Glück hat natürlich nicht jeder.

Die grösste Einschränkung? Nein, nicht die Reichweite, wer sich das Auto kauft, der muss nicht weit fahren und weiss das. Die grösste Einschränkung ist die Tatsache, dass nur mit 11 kW AC geladen werde kann, kein Schnellladen. Bei leerem Akku sind das über 2 h. Selbst wenn man nur mit den 50 kW eines Renault Zoe "schnell" laden könnte: das wären eine halbe Stunde, perfekt. Ist es aber nicht, Geduld ist eine Stärke erfahrener B250e-Besitzer.

Im Jahr 3, mittig bei rund 50'000 km, wenn ich mich richtig erinnere, schickte mich mein Auto mit rot leuchtender Anzeige in die Werkstatt: nicht ausmachen, direkt zum Freundlichen. Gut, man tut ja, was das Auto einem sagt, ich brachte ihn brav zum Händler meines Vertrauens, und dort blieb er dann auch, etwas über einen Monat, während ich einen Benzin-Smart fahren durfte. Was genau passiert war, das weiss ich bis heute nicht. Zwei Theorien konnte ich ermitteln: ein fehlerhafter Simmerring, dank dem sich irgendeine Flüssigkeit im Motor verteilen konnte und so zu Korrosion geführt hat, alternativ die Flanken der Zahnräder des Untersetzungsgetriebes, die der Belastung des Antriebs nicht gewachsen seien. Falls jemand Genaueres weiss, würde mich eine Rückmeldung freuen. Ich weiss nur, dass ich nicht der Einzige bin, aber offenbar herrscht eisiges Schweigen von Seiten der Werkstätten, ich bekam einfach kommentarlos einen kompletten neuen Antrieb, keine Rechnung, Schwamm drüber.

Seitdem läuft alles bestens (gleich auf Holz klopfen...): der B250e ist eine Wucht, was Komfort, Sitzposition, Kurvenradius, Durchzug, Laufruhe, einfach alles betrifft. Ich hatte noch nie ein besseres Auto, und ich hatte schon einige. Dazu kein SUV-Monster, trotzdem sitzt man angenehm hoch, und Platz für Hunde, Gepäck und die ganze bucklige Verwandtschaft gibt es obendrein. Ich mag die klassischen Instrumente, trotz des e-Motors ist die Bedienung noch weitgehend analog, klare Bedienelemente für alles. Klar, ein paar moderne Gimmicks fehlen, aber wer noch selber fahren will, der fühlt sich hier wohl.

Wichtigster Konstruktionsfehler: ein e-Auto darf keinen Vorderradantrieb haben. Keine Ahnung, wer sich den Schwachsinn ausgedacht hat für einen Motor, der 320 NM Drehmoment im Stand parat hat. Ich hatte vor dem B250e einen Elektro-Smart (1. Generation von 2013), das Teil mit seinem Heckantrieb ist abgegangen wie Schmitts Katze, während der B250e vor allem bei Nässe seeeehr entspannt angefahren werden muss. Überholen bei 50 km/h, Kickdown am Hang mit trockener Strasse: selbst da drehen noch die Vorderräder durch. Es ist nachvollziehbar, dass der Economy-Modus serienmässig eingeschaltet ist: mit "S" kommt man nicht vom Fleck, das ESP ist dann im Dauerstress. Wer ein e-Auto mit Frontantrieb baut, der hat das Wesen des Antriebs nicht verstanden. Oder gerade keine passende Plattform im Programm.

Bis auf eine leicht polternde Vorderachse hat der Wagen auch mit 100'000 km keine einzige Macke. Die Reichweite hat sich nicht verschlechtert, der Verbrauch ist genauso gut oder schlecht wie zu Beginn, weder im Interieur noch aussen sind Verschleisserscheinungen festzustellen. Rost gibt es auch keinen, und selbst die Kunststoff-Verriegelung der Ladeklappe, der ich kein sehr langes Leben zugetraut hatte, funktioniert wie am ersten Tag. Gefühlt dickes Blech, Türen fallen noch tresormässig ins Schloss wie am ersten Tag, Lenkung immer noch ohne Spiel (gut, es ist keine Kugelumlauflenkung mehr, aber trotzdem...), Mercedes, wie man es sich vorstellt. Und dank Mercedes Me mit Vorheizung / Vorkühlung usw. via Smartphone, trotz des frühen Jahrgangs.

Ersatzteile (vom Antrieb abgesehen)? 3 oder 4 x Scheibenwischer, 1 x Bremsscheiben (verrostet wg. Nicht-Nutzung). Sonst nichts, alles noch original. Auch das geniale Xenon-Kurvenlicht mit den mechanisch mitschwenkenden Scheinwerfern funktioniert wie am ersten Tag. Klar, gegen die "intelligenten" LED-Systeme neuer Fahrzeuge ist da wohl kein Blumentopf zu gewinnen, wenn aber der Zweitwagen ein alter Smart mit Halogen-Scheinwerfern ist, dann weiss man das Kurvenlicht des B250e zu schätzen.

Nachdem alleine der Ersatz der Antriebseinheit dazumal so lange gedauert hatte bin ich mir nicht sicher, wie gut, wie lange und vor allem wie teuer in Zukunft noch e-spezifische Ersatzteile für das doch ziemlich seltene Fahrzeug erhältlich sein werden. So hoffe ich einfach, dass ich keine Ersatzteile benötigen werde, und wenn, dass sie irgendwie lieferbar und vor allem bezahlbar sein werden.

Ich werde den B250e bis an sein (wirtschaftliches) Ende fahren, davon gehe ich heute aus (in der Hoffnung, dass dieses Ende noch ein paar Jahre auf sich warten lässt). Ich hatte ihn die ersten 4 Jahre in der Firma, dann übernommen, jetzt ist er unser primäres Familienfahrzeug. Trotz aller Macken, die vor allem der "Ungnade seiner frühen Geburt" als Elektro-Auto zu verdanken sind wie fehlende Reichweite und fehlende Ladeleistung, ist es ein dermassen komfortables und zweckmässiges Fahrzeug für kurze und mittlere Reichweiten, das ich nicht mehr missen möchte. Schade, dass es wohl nie einen Nachfolger geben wird, nachdem sich Mercedes offenbar auf die Reichen und Schönen konzentrieren möchte.

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2 Antworten

Hallo, einfach nur mal danke für den schönen und gut geschriebenen Bericht. Schade, daß er nicht mehr gebaut wird. War zu der Zeit nahe dran ihn zu kaufen. Zu meinem 200er W246 kann ich sagen Bj.2012 , knapp über 100000 km keine Mängel, immer Inspektionen machen lassen, noch erste Batterie. Ziehe mittlerweile seit 3 Jahren einen Wohnwagen auch quer durch Frankreich und bin noch nie enttäuscht worden. Positive Eigenschaften wie schon von ihnen beschrieben. Ein einfach gutes Auto und fahre es immer sehr gerne ausser noch unserem Mini. Lieben Gruß

@hw9m

 

Sehr schöner Beitrag = 1x "Daumen hoch"

 

Weiterhin gute Fahrt.

 

Gruß

wer_pa

 

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