Autos die man "vergessen" hat

Hallo Zusammen!
Wie wär denn mal ein Thread mit Autos die nicht nur aus dem Strassenbild verschwunden sind, sondern auch aus dem Gedächtnis??

Beste Antwort im Thema

ich hab leider vergessen, welche ich vergessen hab. Kann mir einer sagen welche das sind? 😁

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Der Alfasud hat natürlich seinen festen Platz im kollektiven Gedächtnis.
Gelungenes Konzept, aber halt auf die italienische Art umgesetzt.

Im Schatten steht dagegen etwas die Alfetta ("kleiner Alfa"😉, über die mal irgendwo sehr treffend geschrieben stand, dass sie auf den uneingeweihten Betrachter so aufregend wie ein Polski-Fiat oder Lada wirken würde.
Das kann man mit böser Zunge zwar über alle Trans-Axle-Limousinen aus Arese behaupten, aber bei der modellgepflegten Alfetta 2000 passt das schon ganz gut:

KLICK

Da Alfa Romeo bis 1987 ein Staatsbetrieb war und man immer irgendwo kurz vorm wirtschaftlichen Totalschaden operierte, entstanden auf Alfetta Basis u.a. nicht nur ihre kleinere Schwester Guilietta, ihr direkter Nachfolger Alfa 90, der aufgrund knapper Mittel eigentlich nur ein ziemlich umfangreiches Facelift war, sondern auch noch der
Alfa 75, der bekanntlich zum 75. Jubiläum von Alfa Romeo auf den Markt kam.
Daher auch der Name, bzw. die Nummer.

Alfa war zu der Zeit aber finanziell schon so sehr angeschlagen, dass es für eine Palette eigenständigerer Modelle nicht mehr reichte. Den späteren Alfa 164 konnte man ohne fremde Hilfe schon nicht mehr auf die Räder stellen. Diese Einsicht kam in Mailand während der Entwicklung und so verwarf man alle eigenen Modelle, Studien, etc. und schloss sich Fiat, Lancia und Saab an, wo der 164 das vierte Auto im Bunde wurde (Tipo-4), neben Fiat Croma, Lancia Thema und Saab 9000. Der italienische Staat versuchte währenddessen Alfa zu verkaufen und die Verhandlungen mit Ford waren schon sehr weit fortgeschritten, doch es kam bekanntlich anders, wie ich hier schon mal geschrieben hatte: KLICK

Weniger bekannt sind Alfas Aktivitäten in Brasilien, wo zwischen 1974 und 1986 eine Limousine produziert wurde, die auf den ersten Blick ebenfalls ein Ableger der Alfetta sein könnte: Alfa 2300, auch als "Rio" bekannt und in späteren Modelljahren auch mit diesem Zusatz in der Modellbezeichnung verkauft.
Die Karosserie ist jedoch etwas größer/breiter und technisch ist er eher mit dem
Alfa 1900 aus den 50ern(!) verwandt. Ich meine mich zu erinnern, dass es durch freie Importeure auch einige dieser exotischen Alfas nach Europa geschafft haben, die zwar in Italien entwickelt, aber in Brasilien gefertigt wurden.

Genau so war es. Die wurden für unter 10.000 DM verkauft, also etwas oberhalb vom Lada, aber billiger als ein Polo. Die Nachfrage hielt sich aber in Grenzen. Gesehen habe ich davon nur 1 oder 2x einen. Es soll aber sogar noch einige wenige geben.

Zitat:

@MarMor2000 schrieb am 25. Oktober 2022 um 18:26:46 Uhr:


Hätte ich nicht gedacht das die Citröen alle so pflegeleicht waren?

Naja, pflegeleicht ist etwas übertrieben.
Bei einem Citroen jener Jahre gab es immer etwas anzupassen / festzuschrauben / nachzubessern.
Die Verarbeitung und die verwendeten Materialien waren auf niedrigem Niveau. Die Sitzbezüge waren schnell verschlissen, ebenso der Regler der Lichtmaschine, der in der Lichtmaschine verbaut ist. Die Rostvorsorge aber auch nicht schlechter als anderer Fahrzeuge aus diesen Baujahren. Man darf aber auch nicht den Grundpreis aus dem Auge verlieren. Ein Basis GSA kostete 1980 genauso viel wie ein 4 türiger Golf.
Der GSA bot mehr Platz, 5 PS mehr, ein erheblich besseres Fahrwerk, rundum Scheibenbremsen. Selbst eine Verschleißanzeige im Kombiinstrument für Bremsbeläge wurde bei Citroen nicht extra berechnet. Beim Golf war ein Bremskraftverstärker ein Extra! Von Zigaretten-Anzünder und Tageskilometerzähler brauchen wir erst gar nicht sprechen.
Leider ist durch den günstigen Preis und auch sehr günstigen Gebrauchtwagenpreis der Citroen an Eigner geraten, für die Pflege im höchsten Fall ein Ölwechsel im Jahr war und Hinterhof-Werkstätten mit den Eigenheiten der Fahrzeuge überfordert waren. Dann war das für die ein Sch***Auto und wurde billigst weitergeben, was den Ruf der Fahrzeuge nicht gut tat und den Gebrauchtwagenpreis noch weiter in den Keller trieb. Eine Inzahlungnahme bei anderen Herstellen endete all zu häufig mit dem Satz: "Versuchen Sie, den Privat zu verkaufen." Da blieb meist nur der Citroen-Händler, der den Gebrauchtwagen natürlich angekaufte, wenn man ein anderes Fahrzeug dort erstanden hat. War bei meinem Vater auch so. Markentreue kann auch so funktionieren.
Nochmal zur Pflege:
Mein Vater war in sowas sehr penibel. Er hat seine Fahrzeuge jeden Samstag gewaschen, abgeledert (ein Autoleder war immer ein prima Weihnachtsgeschenk) und den Innenraum gereinigt. Früher in der Auffahrt, später in der Waschbox. Wahrscheinlich war die Fahrt Sonntags zur Kirche in einem schmutzigen Auto eine Sünde, oder so. Essen im Auto? Maximal ein Kaugummi.

Zitat:

@Christian8P schrieb am 25. Oktober 2022 um 23:40:21 Uhr:


Man mag mich jetzt für vollkommen bekloppt halten, falls dies nicht eh schon der Fall ist, aber nach langen und recht zügigen Autobahnetappen streichle ich meinem Auto auch mal über einen der vorderen Kotflügel, mit den leisen Worten: "Gut gemacht.", auch wenn das momentan vielleicht noch ein etwas seelenloser Neuwagen ist.
...

Tja, sowas lag bei uns schon immer in der Famile, mein Vater hat immer auf das Lenkrad unserer stark untermotorisierten OPEL Rekord CarAVan (52 bzw. 58 PS!) eingehauen, wenn lange Bergaufpassagen zu bewältigen waren und die alten Hobel mit "Hüh Hannes" angefeuert ... 😁

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Nochmal kurz zurück zum Alfasud und der Legende vom russischen Stahl, weswegen er ja angeblich so schnell rosten soll:

KLICK

Bekanntlich entstand extra für den Alfasud ein neues Werk fernab vom
"Alfa-Stammhaus" in Arese bei Mailand, nämlich in Pomigliano d'Arco östlich von Neapel. Da Alfa Romeo, wie weiter oben zu lesen, bis 1987 ein Staatsbetrieb war,
wollte man mit diesem Standort die Arbeitslosigkeit in dieser Region eindämmen. Gleichzeitig liegt auch das Stahlwerk in Taranto nicht ganz so weit weg und es stand von vorneherein fest, dass der Stahl für Alfa Romeo auch aus diesem Stahlwerk bezogen werden muss! Dieser Stahl wurde auch in Arese benutzt und dennoch rosteten Autos aus Pomigliano d'Arco deutlich schneller und stärker.
Die Gründe für den üblen Rostbefall liegen in den Arbeitsabläufen im Werk,
an Arbeitern, die nur eine geringe, bzw. überhaupt keine Ausbildung hatten, stellenweise standen sogar die Bauarbeiter am Band, die das Werk überhaupt mal gebaut hatten(!) und natürlich an ungezählten Streiks. Rohkarossen standen unter Umständen auch mal wochenlang draußen, bevor es zum Lackieren ging, auch im Süden Italiens regnet es ab und zu mal. Man hatte auch keine großen Hemmungen einfach mal über den Rost zu lackieren, wenn die Produktion denn mal lief.
1975 hätten 150.000 Einheiten gebaut werden sollen, am Ende waren es jedoch nur 90.000, was einem damaligen Verlust von 100 Mrd. Lire entsprach.
Hinzu kam noch eine etwas laxe Einstellung zur Arbeit. Bei Spielen der italienischen Nationalmannschaft bspw. konnte es passieren, dass die Hälfte der Belegschaft erst gar nicht zur Arbeit erschien.
Für den Rost sorgte also kein russischer Stahl, sondern ein ähnliches industrielles Chaos, wie bei British Leyland.

Dem Spiegel war das Thema Alfasud auch mindestens zwei Artikel wert:

Klotz am Bein

Stoß ins Arbeiterherz

Da klingen beide Titel jetzt nicht gerade positiv 😉

Die Grundidee war das einzig positive, ansonsten hatte man da eigentlich ein finanzielles Desaster losgetreten.

Bei der weißen Serie war es wohl ein Arbeiter, der für die Scheibenrahmen zuständig war und irgendwann mitbekam, dass es sowas wie Arbeitsschutz gibt und forderte für die Verzinkung Schutzkleidung. Wollten sie erst nicht, sondern einen anderen auf seinen Posten setzen. Da ging er dann gegen an, das sei sein Arbeitsplatz. Bis Alfa nachgegeben hatte standen die Dinger blank auf der Wiese, danach ging es weiter. Da damals nicht jedes Auto anders lackiert wurde sondern heute rot, morgen blau hieß das dann die weiße Serie, wo bei der Anlieferung beim Händler schon die Scheibe samt Rahmen rausfiel.
Das ist die Version, die ich gelesen habe. Keine Ahnung ob das so ganz richtig ist, aber amüsant finde ich sie allemal.
🙂

Davon habe ich nie einen gesehen, vermutlich waren die zu schnell weg, um sie wahrzunehmen. Aber der Alfasud war auch in anderen Farben überdurchschnittlich rostanfällig. Und das in einer Zeit, in der andere auch nicht wirklich gut waren. Finanziell könnte er sogar kurzfristig ein Erfolg gewesen sein, war immerhin der erfolgreichste Alfa aller Zeiten, aber hat dann auch die ganze Marke nachhaltig ins Aus geschossen. Danach kamen wieder bessere Modelle, aber das hat niemanden mehr interessiert.

Zitat:

@Aldo schrieb am 26. Oktober 2022 um 15:02:51 Uhr:



Zitat:

@MarMor2000 schrieb am 25. Oktober 2022 um 18:26:46 Uhr:


Hätte ich nicht gedacht das die Citröen alle so pflegeleicht waren?

Naja, pflegeleicht ist etwas übertrieben.
Bei einem Citroen jener Jahre gab es immer etwas anzupassen / festzuschrauben / nachzubessern.
Die Verarbeitung und die verwendeten Materialien waren auf niedrigem Niveau. Die Sitzbezüge waren schnell verschlissen, ebenso der Regler der Lichtmaschine, der in der Lichtmaschine verbaut ist. Die Rostvorsorge aber auch nicht schlechter als anderer Fahrzeuge aus diesen Baujahren. Man darf aber auch nicht den Grundpreis aus dem Auge verlieren. Ein Basis GSA kostete 1980 genauso viel wie ein 4 türiger Golf.
Der GSA bot mehr Platz, 5 PS mehr, ein erheblich besseres Fahrwerk, rundum Scheibenbremsen. Selbst eine Verschleißanzeige im Kombiinstrument für Bremsbeläge wurde bei Citroen nicht extra berechnet. Beim Golf war ein Bremskraftverstärker ein Extra! Von Zigaretten-Anzünder und Tageskilometerzähler brauchen wir erst gar nicht sprechen.
Leider ist durch den günstigen Preis und auch sehr günstigen Gebrauchtwagenpreis der Citroen an Eigner geraten, für die Pflege im höchsten Fall ein Ölwechsel im Jahr war und Hinterhof-Werkstätten mit den Eigenheiten der Fahrzeuge überfordert waren. Dann war das für die ein Sch***Auto und wurde billigst weitergeben, was den Ruf der Fahrzeuge nicht gut tat und den Gebrauchtwagenpreis noch weiter in den Keller trieb. Eine Inzahlungnahme bei anderen Herstellen endete all zu häufig mit dem Satz: "Versuchen Sie, den Privat zu verkaufen." Da blieb meist nur der Citroen-Händler, der den Gebrauchtwagen natürlich angekaufte, wenn man ein anderes Fahrzeug dort erstanden hat. War bei meinem Vater auch so. Markentreue kann auch so funktionieren.
Nochmal zur Pflege:
Mein Vater war in sowas sehr penibel. Er hat seine Fahrzeuge jeden Samstag gewaschen, abgeledert (ein Autoleder war immer ein prima Weihnachtsgeschenk) und den Innenraum gereinigt. Früher in der Auffahrt, später in der Waschbox. Wahrscheinlich war die Fahrt Sonntags zur Kirche in einem schmutzigen Auto eine Sünde, oder so. Essen im Auto? Maximal ein Kaugummi.

Auf Youtube habe ich einen Test von Telemotor gesehen. Citroen AX, Ford Fiesta MK 2 und Polo 86C. Ich bin zwar Jahrzehntelanger VW Fahrer, aber Tatsache ist dass diesem Trio war der AX der modernste Wagen war. Trotzdessen versuchte man an ihm etwas zu finden. Während man beim 86C nur das positive hervorhob.

@Gotteszorn:

Da wird es unzählige Geschichten dieser Art gegeben haben. Was Wahrheit und was Mythos ist, wird sich wohl nicht mehr klären lassen, aber Gewerkschaften haben einen großen Anteil an den Problemen gehabt.

Allein in der Zeit des Alfasud (1972 - 1983) soll das Werk über 700 mal bestreikt worden sein.

Schlechte Blechqualität wegen beschissener Legierung hatten damals alle, nur war Alfa damals noch ein bisschen besser in Schlechtigkeit.
VW hat Golf 1 auch zu überhöhten Preisen zurück gekauft, damit nicht gleich der Ruf im Eimer war.

Bei Alfa gesellt sich noch die Geschichte dazu, dass die Camorra auch noch ihre Finger mit ihm Spiel gehabt haben soll und man einen Job bei Alfa in Pomigliano d'Arco nur bekam, wenn man eine "Spende" an die Mafia abgab.
Zumindest verbesserte es die Chancen für die Bewerber.
Das steigert die Motivation zur Arbeit ja nun auch nicht unbedingt und so wird der Arbeitsplatz halt eher zu einer "Kann-Option". Man hat dafür bezahlt und nutzt es halt wenn es einem passt, ansonsten arbeitete man halt irgendwo auf dem Feld oder betätigte sich nebenher für die Nachbarschaft als Mechaniker. Knowhow und Material bekam man ja gegen eine "Schutzgebühr" bei Alfa Romeo.😛

Ob die ganzen Geschichten nun zu 100% so stimmen, kann ich nicht einschätzen,
es passt aber gut ins allgemein herrschende Chaos, wenn man das Puzzle Alfasud zusammensetzt.

So ein Heck hab ich auch schon lange nicht mehr gesehen.

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Mitsubishi Lancer. So selten finde ich diese Generation aber noch nicht unbedingt. Scheint auch mehr Kombis zu geben.

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