Alltag im A6 Avant 3.0TDI
Seit einigen Wochen bin ich nun mit meinem A6 unterwegs, Zeit also um meine persönlichen Alltagserfahrungen mal zu schildern - wen auch immer das interessieren mag - und demnächst bei Bedarf zu aktualisieren.
Kurz zur Vorgeschichte, nach drei recht durchwachsenen Jahren im 4B (2.5TDI, 132kW) gab es den 4F noch nicht als Avant, und so gab's für dreieinhalb Jahre halt einen Opel Vectra Caravan 3.0CDTI, der sich als um Längen zuverlässiger und überaus praktischer Wegbegleiter bewährt hat; um irgendwelchem Naserümpfen vorzubeugen, das war immerhin die gleiche Größen-, Leistungs- und Gewichtsklasse wie der vorige 4B, und in Sachen Laufruhe ist der V6 Diesel von Isuzu bis heute nur schwer zu schlagen (probiert's ruhig mal aus). Sei's drum, auch der hatte seine Macken (Hochdruckpumpe), und weil ich vornehmlich aus steuerlichen Gründen nicht unbedingt einen Neuwagen brauchte, waren A6, 5er und E-Klasse auch wieder locker im Budget, wohl wissend, dass ggf. Kompromisse bei der Ausstattung nötig würden. Mangels Zeitdruck war dann ein halbes Jahr lang Marktforschung und etliche Probefahrten angesagt, wobei sich die Suche bald auf 530d Touring und A6 Avant (2.7 oder 3.0 TDI) konzentrierte, wobei der 2.7er eigentlich mein Favorit war, wegen der im direkten Vergleich besten Laufkultur; darauf lege ich insofern Wert, als ich jährlich um die 60.000km im Auto verbringe (Mietwagen mal nicht eingerechnet).
Nun denn, letztlich ist es ein 3.0TDI quattro Tiptronic geworden, er bringt die must-have Positionen Bi-Xenon, Tempomat, DVD-Navi und AHK mit, sowie einige Nettigkeiten wie AAS, 18-Zöller, Leder, elektrische Sportsitze, Schiebedach, E-Heckklappe und andere Kleinigkeiten. Bei einer Neukonfiguration hätte ich auf die letzten beiden Positionen gerne verzichtet und dafür lieber PDC auch vorne, Kurvenlicht und Sitzmemory geordert - aber das sind vergleichsweise kleine Kompromisse, auch wenn ich derlei schon manchmal vermisse. Immerhin, die Farbe ist OK, atlasgrau ist zwar kein Hingucker, aber so was von pflegeleicht *g*
Aber kommen wir zum Alltag und zu dem, was mir so auf den ersten paar tausend Kilometern so aufgefallen ist: Zunächst mal die bis ins Detail nahezu perfekte Verarbeitung - habe ich zur Kenntnis genommen, aber nicht wirklich als etwas Außergewöhnliches, sondern vielmehr als etwas, das schlicht und einfach zu erwarten war. Die Bedienung ist ebenfalls nahe an der Perfektion, wenn auch mit kleinen Einschränkungen: Zwar ist das MMI abslout gesehen äußerst gut gemacht, und durch die 'Letzte Sender' Anzeige vermisst man nicht unbedingt Stationstasten, aber man muss eben z.B. vom Navibildschirm erst auf Radio (und wieder zurück) wechseln. Als kleine Katastrophe emfinde ich dagegen das Bluetooth Telefon - irgendwie scheint mein Sony-Ericsson K800i nicht wirklich zum Auto zu passen: Erst dauert es Ewigkeiten, bis das Telefonbuch im MMI angezeigt wird; und wenn ich dann einen Eintrag gesucht habe, bricht die BT Verbindung beim Anwählen wieder zusammen. Dito beim Versuch die angezeigt Nummer ins Adressbuch zu kopieren - das scheint nur manuell zu funktionieren. Wähle ich dagegen vom Telefon aus (das man dafür aus der Ladeschale in der Armlehne holen muss, um sich nicht zu verrenken), wird das Gespräch nach einigen Sekunden dennoch über die FSE geführt ... Da werde ich demnächst mal beim 🙂 vorsprechen müssen.
Das Fahren an sich zeichnet sich durch ein hohes Maß an Gelassenheit aus, Fahrwerk und Bremsen vermitteln ein beruhigendes Gefühl von Sicherheit, und die (Sport-) Sitze sind durchaus langstreckentauglich und sehr bequem; allerdings war die Sitzposition im Vectra doch etwas besser, weil entspannter, aber das ist nunmal ein Zugeständnis ans Schiebedach im A6 - die fehlende Innenhöhe zwingt mich, den Sitz stets ganz tief zu stellen. Außerdem reicht die Sitzheizung im Rücken nicht wirklich hoch - Gewöhnungsssache zwar, aber eben eine leichte Komforteinbuße gegenüber dem MultiContour-Sitz im Vectra oder dem Komfortsitz im 5er.
Der Motor hinterlässt dagegen einen gemischten Eindruck: Bis in mittlere Autobahngeschwindigkeiten souveräner Antritt, Kraft dort, wo man sie braucht und das Ganze recht unauffällig, solange man Drehzahlen über 3000/min meidet - dann wird's akustisch spürbar aufdringlicher als ich es bisher gewohnt war. Bis gut 200 km/h geht es gut voran, darüber lässt der Vortrieb naturmemäß etwas nach und Vmax. braucht halt etwas Anlauf - Dass der Tacho kaum mehr als die eingetragenen 240 anzeigt, führe ich mal auf die 18-Zöller zurück, denn auch schon bei Tacho 55 stimmt die Anzeige genau mit der Radarmessung überein. Als gewöhnungsbedürftig hat sich die ansonsten souveräne Tiptronic erwiesen, die auch ohne Kickdown mitunter länger als nötig hochdrehen lässt. Bei Zwischenspurt von 140 bis 170 etwa verkneift sie sich zwar das Zurückschalten, nimmt aber die Wandlerbrücke raus, was den Eindruck erweckt, dass ein gerüttelt Maß an Drehmoment in der Hydraulik verpufft statt mit Brücke für Vortrieb zu sorgen. Das ist allerdings eher subjektiv und meckern auf hohem Niveau, denn objektiv steht in allen Lebenslagen mehr als genug Kraft bereit.
Dass derlei Leistung auch gefüttert werden will, versteht sich von selbst, aber auch mit einem Dreiliter-Diesel unter der Haube eines Dienstwagens ist der Verbrauch natürlich ein Thema: Seit Übernahme sind es laut BC 8,6 l/100km, mit errechneten 8,1 bis 9,6 beim Volltanken. Bei fließendem Verkehr und auf größtenteils limitierter Mittelstrecke komme ich auf Werte spürbar unter acht Liter, Stop-and-Go auf der Bahn oder in der Stadt reiben den Verbrauch aber schnell auf über elf - diese recht große Spanne resultiert zum Teil sicher auch aus der Automatik. Aber bei meinen fast 90% Autobahnanteil ist mir das herzlich egal. Positiv dagegen der 80 Liter fassende Tank, der zwei Vorteile bietet: Erstens sind Reichweiten an oder um 1000 km schonmal sehr gut, und zweitens spart das eine Menge Zeit, sprich einmal Tanken pro Woche weniger; OK, dafür dauert das Tanken an sich schon länger, nicht nur wegen der Mehrmenge, sondern vor allem, weil nach dem ersten Abschalten noch eine Menge reingeht: Das ist zwar bei vielen Autos der Fall, beim A6 aber nur in sehr kleinen Schlucken - das nervt.
Zu guter Letzt noch ein paar Worte zu dem, was ein Kombi schaffen sollte, nämlich ordentlich Laden ... Nunja, wie so oft im Leben hat Schönheit eben ihren Preis, in diesem Fall eben ein schräges Heckfenster - und halt eine elektrische Klappe. Vier Personen samt Urlaubsgepäck zum Flughafen zu bringen, erfordert schon logistisches Geschick beim Packen des Kofferraums; der ist nämlich zu flach, als dass man schon mittelgroße Koffer seitwärts unter die Abdechungskassette bekommt: vier nebeneinander wie im Vectra - Fehlanzeige. Also hintereinander flachlegen und stapeln? Auch nicht so einfach, denn die flache Heckscheibe erfordert ebenso Augenmaß wie die schnell kapitulierende E-Klappe: Wo ich sonst mit Schwung und Nachdruck noch jede Klappe zubekommen habe, sträubt sich der (aktualisierte) Einklemmschutz selbst gegen halbvolle Softbags.
Ganz ähnlich die Situation am letzten Wochenende, als ich allein schon mein Bass-Equipment einladen wollte: Wer hat sich eigentlich die Konstruktion in Sachen Trennnetz einfallen lassen? Bzw. was hat er sich dabei gedacht? Das Herausnehmen klappt ja noch ganz gut, aber warum wird es dann an der umgelegten Rückenlehne wieder montiert? Dann hätte man es doch bei der Auführung vom 4F belassen können, wo die Kassette gleich am 2/3 Teil festgemacht war. Wenn schon extra umbauen, warum dann nicht gleich im Fondfußraum neu verankern (wie beim Vectra Caravan)? So kostet das locker 20cm Laderaumlänge, und ich bekomme meine 6x10" Bassbox und das 19" Verstärker-Case nicht mehr locker hintereinander in den A6 auf eine Seite, sondern muss das Case drehen und mittig stellen, weil die abgerundete Innenverkleidung der Heckklappe links und rechts wertvolle Zentimeter kostet (Stichwort E-Klappe). Box und Amp nebeneinander geht auch nicht, weil dann wieder Länge fehlt um die Basskoffer hinter das Case zu packen. Irgendwie ist mir bei der Packerei das Grinsen vergangen, mit dem ich meinen Gitarristen mitunter bedacht hatte, weil er im A4 Avant auch nicht all sein Zeug verstauen kann. Wir haben uns nun verständigt, dass wir in Zukunft unsere Boxen zusammen mit der PA im Anhänger oder im neuen Sprinter verladen und nur noch Instrumente und Röhrenverstärker ins Auto packen - auch eine Art selbst ein Hobby professioneller zu organisieren: Autos fahren, die mehr schön als wirklich Kombi sind 😉
Das soll's fürs erste mal gewesen sein, bei Bedarf uns Anlass werde ich an dieser Stelle mal weiteres zum Besten geben - wie gesagt, muss ja keiner lesen 😁
3 Antworten
Schöner Bericht-würde ich alles ähnlich sehen.Der Vectra spielt im Laderaum in einer anderen Liga und die Vmax wird auch mit 16 Zoll kaum höher -meiner schafft sie nie.
Alex.
Hallo,
schöner Erfahrungsbericht!
Schöne Kombis heißen Avant 😁
Gruß
Ricci
Sodele, nach dreieinhalb Monaten und knapp 15.000km habe ich mich an den Schönling schon ganz gut gewöhnt und dabei viel Licht und wenig Schatten erfahren.
Mit den inzwischen montierten Winterrädern (225/50/17) fährt es sich hervorragend, kaum weniger agil als mit den 245er Sommerreifen (wenn auch spürbar) aber dafür deutlich komfortabler. Auch sonst läuft der Wagen sehr zuverlässig, wenn auch mit ein paar Eigenarten, für die ich etwas Gewöhnung gebraucht habe:
Da wäre zum Beispiel die im Schnitt etwas höhere Geräuschkulisse, die zwar von der Lautstärkeautomatik des Bose-Systems gut kaschiert wird, aber unterm Strich eben doch lauter empfunden wird als im vorigen Vectra mit V6-Diesel ... der Dreiliter TDI ist halt immer noch ein 90° V6, und das ist im Innenraum durchaus erlebbar.
Oder die mitunter recht zähe Gasannahme, die mich zunächt überrascht hatte; inzwischen weiß ich aber, dass das auf das PDF-Freibrennen zurückzuführen ist. Ich habe hier irgendwo gelesen, dass dies alle 300-400km passiert (das Handbuch gibt hierzu nicht viel her) - finde ich ein recht kurzes Intervall, was auch der Grund dafür sein sollte, dass mir das überhaupt auffällt.
Auch an die Tiptronic musste ich mich anfreunden, denn während sie im normalen Fahrbetrieb erfreulich unauffällig arbeitet, meldet sie sich auf kurvenreichen Spaßstrecken doch immer wieder mal in Form des fast grundsätzlich falschen Gangs am Kurvenausgang. Die Stellung S ist da keine wirkliche Alternative, weil hier die Gänge weiter als notwendig ausgedreht werden, dann aber bei längerem Lupfen mitunter gleich zwei Gänge hochgeschaltet wird. Bleibt in diesen Fällen also nur der manuelle Eingriff, aber auch das ist nicht der Weisheit letzter Schluss: Besonders auf engen Landstaßen stört der große Drehzahlsprung zwischen 2. und 3. Gang, da ist mitunter viel Handarbeit gefragt. Aber das ist nun wirklich meckern auf sehr hohem Niveau, zumal ich derlei ja nur selten mache ... aber dann fällt es eben mal auf.
Der Tatsache, dass das Getriebe beim Beschleunigen aus AB Baustellen mit der GRA unnötigerweise den 5. Gang bemüht, kann man übrigens leicht entgegenwirken, indem man die manuelle Schaltgasse gewählt wird: Bei 80 im 6. Gang ist ja eh genug Schub vorhanden, und so kann das drehzahl- und verbrauchsfördernde Zurückschalten getrost vermieden werden.
A propos Verbrauch - Seit Übernahme (und Rückstellung) meldet der BC-2 einen Gesamtverbrauch von aktuell 8,8 l/100km, was angesichts von Gewicht und Leistung durchaus in Ordnung geht. Aber beim Volltanken liegen die errechneten Werte zum Großteil über neun Liter, wenn auch knapp. Ebenso die Werte im BC-1: Während einer normalen Bürowoche (also ohne Kurzstrecken) liegen die angezeigten Werte zumeist um die acht Liter, an der Tanke sind dann aber wieder errechnete neun eher die Regel - m.E. zeigt der BC also durchweg weniger an als der Wagen tatsächlich verbraucht.
Ansonsten herrscht jedoch viel Freude, Platz, Bedienug und Gesamtqualität sind top, Fahrverhalten und Leistungsentfaltung ebenfalls, da wiederhole ich mich gerne. Und - beim derzeitigen Mistwetter besonders - ganz klasse: Atlasgrau, das sieht immer gleich aus, egal wieviel Dreck auf dem Lack ist. Beziehungsweise, man bemerkt nach dem Waschen eher die wieder glänzenden Rückleuchten und Zierteile als dass man spontan den Metallic-Effekt wahrnimmt 😁