ABS bei Motorrädern

Mich würde mal interessieren was Ihr über ABS bei Motorrädern denkt .

Ist es sinnvoll?
Was bringt es?
Kann ein geübter Fahrer besser / genausogut bremsen?
Nur für Weicheier?
usw...

icvh hoffe auf eine angeregte Diskussion und zahlreiche Beiträge.

Keep on riding

Bernd

Beste Antwort im Thema

Vermutlich möchte BMW vermeiden, dass jemand herausfindet, dass auch das Integral-ABS nicht idiotensicher ist, wenn man einfach nur stumpf reinpackt.

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Ich hab mal den Passus aus meinem Handbuch der R1200ST kopiert:

Wie erreicht man den
kürzesten Bremsweg?
Bei einem Bremsvorgang verändert
sich die dynamische Lastverteilung
zwischen Vorder- und
Hinterrad. Je stärker die Bremsung,
desto mehr Last liegt auf
dem Vorderrad. Je größer die
Radlast, desto mehr Bremskraft
kann übertragen werden.
Um den kürzesten Bremsweg zu
erreichen, muss die Vorderradbremse
zügig und immer stärker
werdend betätigt werden.
Dadurch wird die dynamische
Lasterhöhung am Vorderrad optimal
ausgenutzt. Gleichzeitig
sollte auch die Kupplung betätigt
werden. Bei den oft trainierten
"Gewaltbremsungen", bei denen
der Bremsdruck schnellstmöglich
und mit aller Kraft erzeugt wird,
kann die dynamische Lastverteilung
dem Verzögerungsanstieg
nicht folgen und die Bremskraft
nicht vollständig auf die Fahrbahn
übertragen werden. Damit
das Vorderrad nicht blockiert,
muss das ABS eingreifen und
den Bremsdruck reduzieren; der
Bremsweg wird länger.

So isses. Muss man nix hinzufügen.

Das stimmt natürlich.

Wäre aber kein Grund vorm ABS Regelbereich zu warnen, oder?
Man könnte den Eindruck gewinnen, es wäre gefährlich das ABS zum Einsatz zu bringen.

Zitat:

@WorldEater666 schrieb am 16. Januar 2017 um 13:18:37 Uhr:


Das stimmt natürlich.

Wäre aber kein Grund vorm ABS Regelbereich zu warnen, oder?
Man könnte den Eindruck gewinnen, es wäre gefährlich das ABS zum Einsatz zu bringen.

Ich erinnere mich an ein Fahrsicherheitstraining beim ADAC, bei dem das richtige Einleiten einer Vollbremsung geübt wurde.

Für Moppeds OHNE ABS empfahl der Instruktor ein zweistufiges Bremsen, Stichwort "Brem-sen". Zuerst moderat bremsen, damit die dynamische Radlastverlagerung einsetzt und das Vorderrad mehr Anpressdruck bekommt. Dann härter bremsen, weil das Vorderrad mit mehr Druck mehr Bremskraft übertragen kann, bevor es in den Blockierbereich kommt.

Bei Motorrädern MIT ABS sei das nicht erforderlich, so der Instruktor. Hier sei es sinnvoll, sofort voll reinzulangen. Wobei ich ihn da nicht so verstanden habe wie bei dem "Bremsschlag", der ja bei Autos oft geübt wird, wo man so schnell wie möglich so hart wie möglich bremst. Dieser "Bremsschlag" wird bei Autos ja heute oft durch den Bremsassitenten ausgelöst, der bei hektischen Bremsmanövern eine Vollbremsung erkennt und dann automatisch den vollen Bremsdruck einsteuert. Einfach satt ziehen bis es klackert reicht aus.

Was man bei Moppeds mit ABS auch nicht vergessen sollte, das ist die Hinterradbremse. Ich habe für mich persönlich festgestellt, dass meine Koordinationsfähigkeit auf einem Motorrad OHNE ABS nicht ausreicht, um gleichzeitig zwei Bremssystem unabhängig voneinander und wohldosiert bis an die Grenze der Haftreibung zu bekommen. Ich habe dann festgestellt, dass ich mit meinem Mopped die kürzesten Bremswege erziele, wenn ich mich daruf konzentriere, vor möglichst optimal zu bremsen. Bei einem Mopped MIT ABS fällt dieses Koordinationsproblem weg. Deshalb kann man ruhig vorn und hinten voll reinhauen und den Rest die Elektronik machen lassen. Man sollte das sogar hin und wieder mal tun, damit die ABS-Pumpe nicht festgammelt.

Würde ich - fast - so unterschreiben. Diese "zweistufige" Bremsen vorn ist absolut sinnvoll, einfach aus banaler Physik. Nur unterschätzt man -zumindest aus meiner Erfahrung in Praxis und Fahrsicherheitstrainings- die schön mögliche übertragbare Bremskraft bereits zu beginn der eingeleiteten Bremsung. Aus meiner (Selbst-)Beobachtung werden da oft wichtige Meter verschenkt, wenn man das nicht regelmäßig trainiert.

Die Koordination von zwei Bremsen bis an die Haftgrenze ist in der Tat extrem schwierig, zumal - zumindest mir - bei den Fußhebeln immer ein wenig das spürbare Feedback fehlt. Aus den bisherigen Bremstestsituationen , sei es im Training oder im echten Verkehr, zeigte sich ein bissl lieblos bedientes Hinterrad, das dann immer mal blockierte, jedoch nie als wirkliches Problem. Schwubbelt halt ein bissl mitm Arsch und macht krach. Konzentration definitiv nach vorn.

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So ist das. Ich hab jahrzehntelang nur vorne gebremst. Eine konzentrierte Vorderradvollbremsung ist immer noch erheblich besser als eine unkoordinierte Bremsung mit beiden Bremsen. Eine Zehntelsekunde verschenkt, sind bei 70km/h 2 Meter.

Nun bremst die Elektronik für mich hinten mit, wenn ich vorne ziehe. Und mit dem Telelever, der das Motorrad trotz Vollbremsung waagerecht hält, ist die mögliche Bremsleistung ziemlich brutal. Ich hab es jedenfalls noch nicht geschafft, auf trockenen Asphalt die Angel GT in die Gleitreibung zu bekommen. Selbst auf Schotter (damit das ABS auch mal was zu tun bekommt) sind erstaunliche Bremsleistungen möglich.

auch mit Angel GT bekommt man das ABS zum arbeiten, mann muss halt nur ordentlich reingreifen.

Ich hab Bremskraftverstärker. Du glaubst gar nicht, wie der reingreifen kann. Und trotzdem steht man meist schon, bevor das ABS regelt. Es bremst halt automatisch optimal mit beiden Reifen. Das ist bei langsamen Tempo schon mal irritierend. Grobmotorik ist unangebracht. 😉

Hat die ST Voll- oder Teilintegralbremse?

Meine GS hat "Teil...", also vorne ziehen bremst beides ab, hinten treten bremst nur hinten ab.

Teilintegral. Das Vollintegral haben sie mit den 1150ern beerdigt.

Ah.. okay... mein Schwiegervater in spe hat nämlich öfter mal das angebliche Vollintegralsystem seiner 12er RT propagiert. Da hat er sich wohl geirrt.

Da die ST und die 12RT bis zur ersten Modellpflege der RT 2008 (und dem Auslaufen der ST) technisch identisch sind, wird er das verwechselt haben.

Ja, wegen der technischen Gleichheit kam ich auch auf meine Frage oben.

Das Vollintegral-System ist ihm bestimmt noch von seiner 1150er RT im Kopf geblieben. 😉

Ich kann mich noch lebhaft an meine erste ABS-Bremsung mit meiner damaligen R1100GS erinnern. ich hatte vier Jahre zuvor auf einer Honda mit ABS den Schein gemacht und war dann ca. 35.000 km mit ABS-losen Motorrädern gefahren - und hatte mir dabei ziemlich das Bremsen bis ans Limit abgewöhnt. Einmal war ich sogar gestürzt, weil ich im Schreck vorn überbremst hatte.

Jetzt fuhr ich mit der BMW in Österreich mit 50 km/h auf regennasser Straße und dachte: "So, jetzt langste mal rein, um zu sehen, wie sich bei der BMW das ABS anfühlt. Soll ja recht grobschlächtig sein." ich also bei besagten 50 km/h reingelangt - und der Bock bleibt einfach stehen wie vom Anker gehalten. Also nochmal: Gas, dann alles gezogen und getreten, was geht. Und siehe da, die Gabel fängt vorn das Stampfen an. Die Regelvorgänge erscheinen so langsam, dass man mitzählen könnte - und schon steht der Bock. Und ich habe mich nur gefragt, wie ich die ganzen Jahre zuvor so viel Bremsleistung verschenken konnte.

Zitat:

@sampleman schrieb am 18. Januar 2017 um 17:24:04 Uhr:


Ich kann mich noch lebhaft an meine erste ABS-Bremsung mit meiner damaligen R1100GS erinnern.

Jep, geht mir ähnlich,
mein "umstieg" von der RS zur LT (beides K100er) habe die LT mit ihrem ABS1 (mein erstes Möpie mit ABS überhaupt) an einem Donnerstag umgemeldet und am Freitag mit "Chefin" vollbepackt nach Kroatien (klar unklug...) geritten,
kurz vor Premantura Ortsanfang in einer sandigen Rechtskurve mußte ich Ankern, mit dem Gefühl zig tausender km auf der RS im Popometer wußte mein Unterbewusstsein wie die RS da gerutscht wäre ...
und hätte ums Haar die Fuhre geerdet weil der Bock einfach nur Bremste und wieder erwarten eben nicht "aus der Spur kam" dabei hatte doch mein inneres Auge den drift schon weiter vorbereitet mit Ziel wie wo an der Dose vorbei.....

Man oh man gab das schimpfe von "Chefin" ......... das blieb auch haften 😁

Das einzige was ich vermisse: Abschalten wenn man bergab in einer Nassen Wiese fährt!

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